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Frau M. aus M.
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


ausgezeichnet

Einstein und Ritas Tochter
"Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge" ist ein ganz besonderer Roman. Er ist zum Schreien komisch und in gleichem Maße ernst. Er vermittelt Ostdeutsche Geschichte, insbesondere DDR-Geschichte, jenseits von irgendwelchen Ideologien. Aus der Sicht von Heinz Labensky eben. Der ist wegen einer Lernbehinderung früh von der Schule abgegangen. Sein Herz hat er schon sehr früh und für immer an Rita verschenkt, die für ihn die Welt bedeutet. Leider ist der Kontakt zu ihr vor vielen Jahren verloren gegangen. Jetzt ist er 79 und Insasse eines "Feierabendheims" in Thüringen, wo er die Tage verdämmert, bis er eines Tages einen Brief aus Stralsund von einer Frau erhält, die behauptet, Ritas Tochter zu sein und die Kontakt zu ihm aufnehmen will. Stehenden Fußes macht sich Heinz auf den Weg. Es beginnt ein Roadtrip quer durch Deutschland und quer durch verschiedene Ereignisse und Themen der DDR-Geschichte. Viele alte Erinnerungen kommen hoch. Durch Bekanntschaften, die er unterwegs macht, wird er mit der heutigen Welt konfrontiert. Alte Geschichten weben sich auf diese Weise in aktuelle Geschehnisse ein, wodurch ein komplexes Bild von Labenskys Welt entsteht. Am Ende steht verblüffender Weise ein Neubeginn für Heinz Labensky. Es ist eben nie zu spät für überraschende Wendungen.
Besonders gefällt mir, dass viele typische DDR-Redewendungen, DDR-Vokabeln und viele DDR-typische Sachen in den Text eingeflochten sind .
Ich hatte sehr viel Freude beim Lesen und gebe eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.01.2024
OUTLIVE
Attia , Peter

OUTLIVE


ausgezeichnet

Medizin 3.0
Dr. Peter Attia beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Thema der Langlebigkeit. Sein Anspruch besteht insbesondere darin, die Spanne des gesunden Lebens zu verlängern. Er hinterfragt die üblichen Therapien und stellt auch seine eigenen Ergebnisse immer wieder zur Diskussion. Auch Studien bewertet und hinterfragt er kritisch.Von vielen Ärzten werden die typischen Zivilisationskrankheiten, die die Menschen im Alter früher oder später heimsuchen, inzwischen als normal und unvermeidlich angesehen. Peter Attia hingegen erklärt in diesem Buch, wie diese Krankheiten entstehen und wie sie funktionieren bzw. was genau nicht mehr gut funktioniert. Er erklärt sehr genau, wie jeder Einzelne ziemlich viel tun kann, um diese Krankheiten zu vermeiden oder doch deren Beginn weiter nach hinten zu verschieben. Peter Attia fordert uns dazu auf, anders nachzudenken. Dr. Peter Attia ist ein klassischer Schulmediziner. Er beschäftigt sich entsprechend intensiv mit Medikamenten, Gentechnik und Operationsmöglichkeiten. Komplementäre Medizin wie z. B. Ayurveda, Schüssler Salze, Akkupunktur, TCM und anderes spielen für ihn keine Rolle. Das empfinde ich trotz aller Umfänglichkeit der Ausführungen als Manko, denn in der "sanften Medizin" liegt ebenfalls sehr viel Potenzial zur Verbesserung der Gesundheit und zur Verlängerung des Lebens.
Ich würde mich sehr freuen, wenn insbesondere Ärzte mit "alter Denke" dieses Buch in die Hände bekommen würden. Es könnte viel menschliches Leid verhindert werden.
Alles in allem ist es ein sehr lesenswertes Buch, das mir viele Inspirationen für mein Leben geliefert hat.

Bewertung vom 20.01.2024
Die Welt der Träume
Solte-Gresser, Christiane

Die Welt der Träume


ausgezeichnet

Viele wunderbare Fundstücke, die Traum und Träumen zum Inhalt haben
Dieses großformatige Buch beschäftigt sich auf mehr als 400 Seiten mit dem Thema Traum und Träumen aus kulturwissenschaftlicher Sicht. Die liebevolle Aufmachung mit dem Leineneinband, den zwei Lesebändchen und den vielen farbigen Illustrationen eröffnet tatsächlich eine ganze Welt der Träume mit enormer Breite und Komplexität. Die Bespiele, die von der Antike über Mittelalter, Remaissance, Zeitalter der Revolutionen bis hin zur Moderne und dem heutigen Zeitalter der Globalisierung chronologisch geordnet sind, geben auf sehr unterhaltsame Weise Auskunft über die Betrachtung und Wertung von Träumen in der jeweiligen Zeit. Es ist sehr spannend, zu erfahren, wie sich die Bedeutung der Träume von zunächst als "Gottesbotschaft und nur bei Personen von hohem Rang bedeutsam" mit der Entwicklung der Gesellschaften verändert hat und nach und nach zum Gegenstand von Selbsterfahrung für jedermann geworden ist. Auch die Integration in Romanen, Gedichten, Musik und später auch Filmen, Videospielen und Performance-Kunst der Gegenwart ist sehr unterhaltsam. Die Fundstücke, die aus sehr verschiedenen Ländern und Kulturen der Welt stammen, sind jeweils mit einem Kommentar von Christiane Solte-Gresser versehen, der das Verständnis und die Einordnung der Träume begleitet und erleichtert.
"Die Welt der Träume" ist ein wunderbares Lese- und Bilderbuch. Es bekommt einen besonderen Platz in meinem Bücherregal. Gern werde ich immer wieder mal darin blättern. Ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser.

Bewertung vom 15.01.2024
Grenzschichten
Rutt, Matthias

Grenzschichten


ausgezeichnet

Schaut hin und staunt über das, was es zu sehen gibt!
Im Grunde ist "Grenzgeschichten" eine Betrachtung unserer Welt in all ihren Details. Das Wunder, das in den Grenzschichten zwischen allen Bereichen liegt, ist im besonderen Fokus des Autors. Der Leser darf genauer hinschauen und lernt quasi das Sehen auf eine neue sehr bereichernde Weise. Besonders spannend finde ich die Erkenntnis, dass Grenzschichten die Existenz von mehreren Ebenen, Bereichen, Objekten erst ermöglichen. Sie trennen dieses von jenem und ermöglichen gleichzeitig auch Austausch dazwischen. "Semipermeabilität" ist ein neues Wort, das ich hier gelernt habe.
Der Autor macht das an verschiedenen Themen nachvollziehbar. Natur und Kultur, Freiheit und Solidarität, Gut und schlecht, Geschlechterwelten, Wir und die anderen sind nur einige Beispiele.
Wie diese Sichtweise in die geselschaftliche und persönliche Lebenspraxis integriert werden kann, ist im letzten Teil des Buches besprochen.
Ich hatte sehr viel Freude an diesem Buch. Es ist sehr unterhaltsam, spannend und leicht lesbar. Ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 05.01.2024
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


ausgezeichnet

Hoffnung - von allen Seiten betrachtet
In diesem Buch legt Till Raeter den Finger direkt in die Wunde. Wie gehen wir mit den Bedrohungen unserer Gegenwart um? Was sagen wir unseren Kindern angesichts der bevorstehenden unabwendbar erscheinenden Klimaveränderungen? Angesichts der Komplexität des Themas wird ein tieferes Nachdenken doch eher gern verdrängt. Till Raether setzt sich hier jedoch auf sehr sympathische Weise genau damit sehr ausführlich auseinander. Er arbeitet den Unterschied zu früheren Bedrohungsszenarien in seiner Jugendzeit heraus. Raether scheut sich auch nicht, sehr genau hinzuschauen und schwierige Zusammenhänge beim Namen zu nennen. Er tastet die Welt sozusagen nach allen möglichen moralischen Haltegriffen ab. In Zeiten der "Vereinzelung" finde ich es sehr erfrischend, an den Überlegungen, Ängsten, Lösungsversuchen eines anderen Menschen teilzuhaben und sie direkt mit den meinigen abgleichen zu können. Nicht immer bin ich mit Till Raethes Ausführungen konform. Hier und da sehe ich die Dinge völlig anders. Dennoch freue ich mich, dass wir beide zu denselben Schlüssen kommen. Eine sehr unterhaltsame und auch durchaus spannende Lektüre, für die ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe.

Bewertung vom 05.01.2024
Reuter (eBook, ePUB)
Behmann, Jan C.

Reuter (eBook, ePUB)


sehr gut

Reuters Reise zu sich selbst
Format und Einband lassen schon von Weitem ein Behmann-Buch erkennen. Es ist ein Taschenbuch im wahrsten Wortsinn, das den ganz persönlichen Stil von Jan C. Behmann widerspiegelt. Erzählt wird Reuters Geschichte. Der ist ein Mann, der vom Leben wenig erwartet, stets sein Licht unter den Scheffel stellt und sich für alles verantwortlich fühlt, was schief läuft. Reuter ist ein Außenseiter, der die bürgerlichen Klischees in Frage stellt und sich ihnen nicht beugen will und kann. Seine enge Freundin Alba, eine Künsterlin mit ungewöhnlichem Sujet und ungewöhnlicher Lebensgeschichte ist für ihn ein wichtiger Halt und eine gute Beraterin. Im Verlaufe des Romans gehen Reuter alle seine Lebensanker verloren. Sein Job in einer Anzeigenabteilung wird gekündigt. Seine Liebe zu einer Kollegin wird enttäuscht. Alba verschwindet spurlos. Sein Therapeut erkrankt und steht nicht mehr zur Verfügung. Was passiert mit einem Menschen, der ohnehin zu Depressionen neigt, wenn ihn alle seine Sicherheiten entzogen werden?
Sehr plastisch werden die Seelenzustände und Sichtweisen von Reuter beschrieben. Sehr gut kann die Leserin nachempfinden, wie er am Boden liegt und wie schwierig es für ihn ist, jeden einzelnen Tag auszuhalten. Die Erfahrung, dass das Leben immer weiter trägt und dass die Verluste stets der Grundstein für neue Entwicklungsmöglichkeiten sind, erschließt sich Reuter sehr langsam, aber unaufhaltsam. Das Ende des Romans war für mich überraschend. Es scheint mir etwas inkonsequent. Dennoch glaube ich, dass das viele Leser und Leserinnen gern mögen werden.
Die eingestreuten Musikhinweise sind sehr origenell und bereichernd.
Ich hatte große Freude beim Lesen und gebe gern eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.12.2023
Der Pastor und das letzte Hemd / Ewig währt am längsten Bd.2 (1 MP3-CD)
Orths, Markus

Der Pastor und das letzte Hemd / Ewig währt am längsten Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Leichte Unterhaltung mit Slapstickeinlagen
Die Geschichte ist in dem kleinen Ort Niederkrüchten angesiedelt. Der Tod der 99jährigen Tante Erna steht für einen Wendepunkt im Leben ihrer Angehörigen und Nachbarn. Es scheint buchstäblich die Zeit gekommen, alte Querelen hinter sich zu lassen und Streitigkeiten, Heimlichkeiten und Irrtümer aufzulösen. Die Protagonisten, allen voran der Mittdreißiger Benno und seine Eltern, sind sehr liebevoll gestaltet. Auch der pensionierte Pastor, der noch immer sonntags predigt, wenn auch nur um Altenheim, ist ein Original. Er ist ein großer Karl May Fan. Urkomisch ist, wie sich die Karl-May-Themen in seine Bibelverse hineinmischen. Es kommen nun alle zusammen, um Tante Erna zu beerdigen. Die Mischung aus Traurigkeit und permanenter Situationskomik ist sehr unterhaltsam. Hier und da liegt immer mal wieder eine "Bananenschale" herum.
Die Stimme von Bjarne Mädel als Sprecher ist sehr angenehm für die Ohren. Er verkörpert sehr gekonnt alle Charaktere in dem Hörbuch.

Bewertung vom 16.12.2023
BOCK AUF HANDBALL. Krass und kurios, bewegend und berührend
Duhr, Daniel

BOCK AUF HANDBALL. Krass und kurios, bewegend und berührend


ausgezeichnet

Handball satt
Das tolle Cover mit der Collage aus den Porträts aller Handballverrückten, die ihre Geschichten in diesem Buch erzählen, ist gut gelungen und hat mich gleich zum Lesen eingeladen. Sehr schön finde ich auch die Auswahl der Protagonisten. Es kommen jüngere und ältere Spieler und Spielerinnen aus verschiedenen Vereinen und Mannschaften zu Wort, die auf ganz unterschiedlichen Positionen im Feld spielen. Aber auch Personen, die nicht unmittelbar am Torewerfen beteiligt sind, also Trainer, Journalisten und Fans kommen zu Wort. Sie berichten in Ich-Perspektive von spannenden Spielen, besonders schwierigen Momenten und ganz starken Höhepunkten in ihrer Karriere und ungewöhnlichen skurrilen Ereignissen in ihrem Spielerleben. Es gibt auch viele Fotos, deren Qualität zwar nicht unbeding 1A ist, die das Buch aber dennoch bereichern. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Gern gebe ich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.12.2023
Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind
Spratte, Annette

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind


sehr gut

Ein wunderbarer historischer Wohlfühlroman
Das Cover dieses Buches gefällt mir sehr und hat mich sofort zum Lesen eingeladen. Die im 18. Jahrhundert spielende Geschichte geht direkt ans Herz. Karl, der jüngste Sohn einer Bauernfamilie im Westerwald ist ein ruhiges, sensibles und liebes Kind. Er wird von seinen Geschwistern drangsaliert, wehrt sich jedoch kaum und zieht sich eher zu seinen Schnitzereien, für die er eine starke Passion hat, zurück. Beschützt wird er von seinem Großvater Jacob, der ein ähnliches Temperament hat wie er. Um Jacob ranken sich ziemlich viele Geheimnisse. Die folgenden Ereignisse treiben Karl aus dem Hause und es beginnt für ihn eine Odyssee, die ihn vor manche Herausforderungen stellt. In seine Geschichte ist die Geschichte von Jacob hineingewoben. Die Kapitel wechseln immer wieder die Zeiten. Die Figuren und die Kulissen, in denen sie sich bewegen, sind sehr liebevoll und authentisch gestaltet. Sehr spannend und unterhaltsam ist beschrieben, welche Prüfungen Karl bestehen muss, ehe er seinen eigenen Weg finden kann. Seine scheinbare Schwäche entwickelt sich zu seiner größten Stärke.
Das Buch ist ein schöner Schmöker für ein Kuschelwochenende auf der Couch.

Bewertung vom 28.11.2023
Der letzte Akt vom Puppenspiel
Escher, Elisabeth

Der letzte Akt vom Puppenspiel


sehr gut

Hildegards Geschichte
Das Buch erzählt die Geschichte der 94jährigen Hildegard Glas. Sie ist körperlich nicht mehr ganz so fit und auf Pflege angwiesen, geistig aber noch voll dabei. An einer Stelle in ihrem Leben, an der sie alles geregelt glaubt, kommt eine alte Geschichte wieder hoch. Hilde hatte das traumatische Ereignis verdrängt, abgehakt und als abgeschlossen betrachtet. Nun muss sich bzw. darf sie sich doch noch damit auseinandersetzen. Der Roman spiegelt sehr plastisch die Situation wieder, in der Hilde sich befindet. Ihre Umwelt rechnet jederzeit mit ihrem geistigen Verfall und ihrem jederzeit möglichen Ableben. Die Familienumstände sind nicht besonders warmherzig. Hilde ist eine unnahbare, scheinbar gefühlsarme Person, bei der alles ihren Vorstellungen von Ordnung entsprechen muss und der es sehr wichtig ist, was die Leute sagen. Ihr Sohn, ein pensionierter Jurist, begegnet ihr mit unbedingtem Pflichtgefühl. Alles ist kühl und formell. Und Hildegard bleibt sich treu. Sie ordnet ihre Sachen und ihre Themen so wie sie es immer schon getan hat. Die Beteiligten werden dann wohl irgendwann mit ihren Verfügungen konfrontiert werden. Ob sie damit glücklich werden können?
"Der letzte Akt vom Puppenspiel" ist ein spannender und unterhaltsamer Lesestoff.