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allegra
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 292 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Hoffnung und Zuversicht zwischen Buchdeckeln
London, 1944. Große Teile der Stadt wurden zerbombt. In der stillgelegten U-Bahnstation Bethnal Green finden Tausende von Menschen Schutz und Obdach. Der Shelter bietet nicht nur einen Schlafplatz für ausgebombte Menschen. Es gibt auch eine unterirdische Kinderbetreuung, ein Theater und eine Bibliothek, die den Menschen Zerstreuung, Ablenkung und Hoffnung bietet. Diese unterirdische Bibliothek hat die Autorin Kate Thompson zu diesem Roman inspiriert.
Das Buch erzählt die Geschichte der Freundinnen Clara Button und Ruby Munroe. Clara ist Bibliothekarin mit Schwerpunkt Kinderbücherei und Ruby ist Büchereigehilfin. Zusammen bringen sie Bücher zu den Menschen. Sie laden jeden Abend Kinder in die unterirdische Bibliothek ein und lesen ihnen vor. Da die Schulen geschlossen sind, ist die Bibliothek und die Lektüre für viele Kinder die einzige Unterhaltung.
Trotz der großen Unsicherheit, der eng gedrängten Unterbringung und des großen Verzichts schaffen es Clara und viele andere engagierte Menschen eine Stimmung der Zuversicht und Liebe in der unterirdischen Welt des Shelter zu entstehen.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Die Sprache ist sehr schön zu lesen. Die Figuren sind sehr vielfältig und den einen oder die andere hatte ich schnell ins Herz geschlossen.
Ich vergebe diesem Roman 5 Sterne mit einer herzlichen Leseempfehlung für alle Buchliebhaber und Leseratten.

Bewertung vom 30.01.2023
Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


gut

Erzieherinnenausbildung in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts
Wien, 1924. Gretas Mann Gustav ist nicht aus dem Krieg heimgekehrt und Greta hat große Probleme, zu akzeptieren, dass er wohl verstorben ist. Sie lebt mit ihrer Tochter Gisela, Gustavs Tochter, im Haus ihrer Schwester Emma und deren Mann Julius, die beide als Tierärzt:innen eine Praxis führen und versorgt den Haushalt.
Durch einen Zufall lernt Greta bei einem Spaziergang im Park Melanie kennen, und nimmt mit Melanie an einer Informationsveranstaltung zur Erzieherinnenausbildung teil. Greta ist sehr beeindruckt und beschließt, an der Ausbildung teilzunehmen. Sie lernt den Pädagogen Michael Brenner kennen, fühlt sich aber noch nicht bereits für eine neue Beziehung, weil sie immer noch Gustav nachtrauert.
Der Schauplatz Wien und Schloss Schönbrunn fand ich sehr attraktiv. Ich konnte sehr gut in die wunderschöne Umgebung eintauchen. Die Figuren sind anschaulich beschrieben und sympathisch dargestellt. Für meinen Geschmack hatten sie etwas wenig Ecken und Kanten. Die Handlung an sich ist schön zu lesen. Ich mochte gerne lesen, wie sich die Kinder im Heim entwickelten. Allerdings ist mir die Handlung etwas zu sehr an der Oberfläche geblieben und war insgesamt sehr voraussehbar.
Der Roman lässt sich ohne Vorkenntnisse des ersten Teils der Serie gut lesen. Es ist sehr leichte Unterhaltung. Mich konnte das Buch leider nicht wirklich überzeugen, daher 3 Sterne.

Bewertung vom 16.01.2023
Nachtjagd
Fjell, Jan-Erik

Nachtjagd


gut

Verwirrender Anfang, zunehmende Spannung
Im Thriller „Nachtjagd“ von Jan-Erik Fjell ermitteln Kriminalkommissar Anton Brekke und sein Kollege Magnus Torp von der Polizei Oslo in einem Fall, bei dem es sich um Morde an jungen Frauen handelt. Die Morde tragen die Handschrift eines Serienmörders, Stig Hellum, der vor zwei Jahren aus dem Gefängnis entkommen kommen ist. In zwei weiteren Handlungssträngen sind wir im Jahr 2006 im Todestrakt des Gefängnisses Huntsville Texas und 1994 bei Nathan auf einer Hurtigruten Fahrt.
Ich fand es anfangs recht schwierig, diese drei Handlungsstränge auseinander zu halten und einzuordnen. Erst in der zweiten Hälfte nahm der Thriller für mich Fahrt auf und erst ganz zum Schluss werden die Fäden zusammen geführt. Mit den Protagonisten Anton und Magnus kam ich sehr gut zurecht. Sie sind glaubhaft charakterisiert und waren mir auch recht sympathisch. Die restlichen Figuren blieben auf Distanz.
Etwas gestört hat mich, dass Frauen nur als Opfer vorkommen oder in Form von Bedienungen oder Sekretärinnen, die den Männern zuarbeiten und gerne von ihnen vernascht werden. Da „Nachtjagd“ das einzige Buch ist, das ich von diesem Autor gelesen habe, kann ich nicht sagen ob das generell so ist oder ob das in der Hinsicht ein Ausrutscher war.
Ich fand den Thriller in der zweiten Hälfte recht spannend und habe die letzten 150 Seiten praktisch in einem Rutsch gelesen. Das Ende ist stimmig und unerwartet. Die erste Hälfte war aber doch recht zäh, so dass ich diesem Thriller nur 3 Sterne vergebe. Obwohl mir Anton Brekke und Magnus Torp gut gefallen haben, werde ich die Serie dennoch nicht weiter verfolgen.

Bewertung vom 01.12.2022
Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


sehr gut

Einblick ins chinesische Viertel Hamburgs
Nachdem ihre Praxis in Hamburg niedergebrannt ist, begibt sich die Ärztin Anne nach London, wo sie manche Dinge aus ihrem früheren Leben regelt. Sie nimmt wieder ihren ursprünglichen Namen, Anne van der Zwaan an und reist zurück nach Hamburg. Dort kümmert sie sich vorwiegend um benachteiligte Frauen. Unter anderem versorgt sie Prostituierte in Bordellen. Dabei wird sie in einem chinesischen Bordell Ohrenzeugin des Mordes an einer jungen chinesischen Prostituierten. Die Leiche des jungen Mädchens wird beiseite geschafft. Anne vertraut sich der Polizei an. Berthold Rheydt, der daran ist, den Mord eines Chinesen, der in einem Weinfass tot aufgefunden wurde, aufzuklären, ermittelt nun im Chinesischen Viertel.
Helene Curtius hat ihre Ausbildung als Lehrerin abgeschlossen und hat einen ersten Arbeitsvertrag an einer Schule. Lehrerinnen dürfen nicht heiraten. Ihre Beziehung zu Berthold Rheydt wird zunehmend inniger, was Fragen bezüglich ihrer Berufstätigkeit aufwirft.
Ich habe die vorherigen Bände bereits gelesen und fand es sehr angenehm, wieder an die Handlung erinnert zu werden. Dieser Band ist für sich alleine lesbar. Allerdings werden die Mörder der ersten beiden Bände verraten, weshalb ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten.
Die Charaktere fand ich wiederum glaubhaft dargestellt. Einzig bei Franz Hopp, dem Ehemann von Helenes Freundin Paulina, hatte ich meine Probleme. Ich finde ihn etwas übertrieben boshaft gezeichnet. Sehr spannend waren die Verwicklungen von Annes Vater, Roger van der Zwaan, in der Welt des chinesischen Viertels.
Das Liebesgeturtel zwischen Helene und Berthold hätte für mich ruhig etwas knapper gehalten sein können, dafür fand ich die Einblicke in das Leben im chinesischen Viertel sehr interessant.
Von mir erhält dieses Buch 4 Sterne und eine Empfehlung für Liebhaber:innen von historischen Kriminalromanen.

Bewertung vom 26.10.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


sehr gut

Liebe, Flucht, Verrat – Die Geschichte zweier Familien
Im Roman „Feldpost“ erzählt Mechtild Borrmann die Geschichte zweier Familien und die Geschichte eines Hauses in zwei Zeitebenen. Wir sind einmal in den Jahren 1935 bis 1945. Wir haben einmal den Apotheker Hermann Mertens mit seiner Frau Sophia und den Kindern Richard und Dietlind. Sie sind befreundet mit Familie Kuhn. Gerhard Kuhn hat ein Fuhrunternehmen und seine Frau Katharina führt den Haushalt. Ihre Kinder heißen Albert und Adele.
Gerhard bekommt Schwierigkeiten aufgrund Hitler-feindlichen Äußerungen. Er wird verhaftet und muss für zwei Jahre ins Gefängnis. Während der Zeit geht es finanziell bergab mit dem Fuhrgeschäft. Die Familie lebt vom Gehalt, das Adele verdient, weil sie die Schule abbricht und in einem Rüstungswerk im Büro arbeitet. Die Kinder Albert und Adele sind mit Richard Mertens eng befreundet. Albert und Richard nehmen beide ein Studium auf und leben fortan in Göttingen.
Als Gerhard aus dem Gefängnis kommt, dauert es nicht lange und er steckt erneut in Schwierigkeiten. Er beschließt mit seiner Frau Katharina vorerst nach Frankreich zu fliehen. Albert und Adele bleiben in Deutschland. Die Familie denkt, dass der Spuk mit den Nationalsozialisten bald vorbei ist.
In einer anderen Zeitschiene, um 2000 lernen wir die Anwältin Cara Russo kennen. Sie erhält von einer älteren Dame eine Tasche voller alter Dokumente, die einer Adele Kuhn gehören sollen, die aber nicht mehr an ihrem letzten gemeldeten Ort gefunden werden konnte. Cara ist sehr schnell interessiert und stellt Nachforschungen an. Dabei stößt sie auf die Geschichte der Familien Mertens und Kuhn.
Ich fand den Roman sehr interessant zu lesen. Durch die Perspektivwechsel und die unterschiedlichen Zeiten wird die Spannung hochgehalten. Die Sprache ist direkt und sehr angenehm zu lesen. Ein gefühlvoller Roman von Liebe, Flucht, Verrat. Ich habe es gerne gelesen.
Von mir erhält der Roman 4 Sterne.

Bewertung vom 24.10.2022
Tartarus - Dein Wissen ist tödlich
Fassnacht, Lucas

Tartarus - Dein Wissen ist tödlich


weniger gut

Dem Studenten Leon Gärtner gelingt es, nach einem nicht optimalen Masterabschluss eine Doktorandenstelle bei der berühmten Genetikerin Professor Stierli in Zürich zu ergattern. Durch Zufall kann er auch gleich die Professorin zu einem Kongress in Nairobi begleiten.
Dort wird er im Hotel Zeuge eines Mordes.
Leon lässt das nicht los. Der Mord steht im Zusammenhang mit einem Großprojekt, bei dem ein Milliardär den Welthunger besiegen will. Im Laufe der spannenden Handlung reist Leon an der Seite von attraktiven jungen Frauen rund um die Welt, lernt die interessantesten Menschen kennen und hat ihm Ende das Wohl der Menschheit, bzw. ihre Vernichtung durch Hungerkatastrophen in seinen Händen.
Ich habe mich während der Lektüre oft gefragt, wer das Zielpublikum des Buches ist. Ist es ein Jugendbuch oder eher ein Young adult Thriller? Für letztere Zielgruppe halte ich es allerdings schon als eine intellektuelle Beleidigung. Als Jugendbuch ist es wiederum zu kompliziert.
Der Thriller ist in einer angenehm zu lesenden Sprache verfasst. Die Kapitel sind kurz und übersichtlich, so dass man sehr schnell vorwärts kommt.
Ich empfand die Handlung zwar stellenweise sehr spannend, aber unglaublich skurril, ein oberflächliches Klischee jagt das nächste. Was mich am Lesen hielt, war die Faszination, dass es immer noch skurriler und abgedrehter wurde. Für mich war die Krönung, als Leon in einem Londoner Luxus Hotel dem nackten Kronprinzen von AbuDhabi in der Hamam Sauna begegnete.
Leider fanden am Ende die losen Enden nicht wirklich nachvollziehbar zueinander. Es war einfach plötzlich fertig.
Nicht gerade hilfreich für das Buch war vielleicht, dass ich an ebenjener Universität im betreffenden Fachgebiet vor 30 Jahren studiert und gearbeitet habe. So, wie in dem Buch geschildert, funktioniert Spitzenforschung nicht und die Zustände haben sich in der Zeit bestimmt nicht dermaßen verschlechtert.
Von mir erhält dieses Buch leider nur zwei Sterne.

Bewertung vom 26.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


gut

Ein verhängnisvoller Polizeieinsatz
Der Polizist Kay Oleander wird bei einem Einsatz bei einer Demonstration von einer Bierflasche am Auge so unglücklich getroffen, dass er auf dem einen Auge erblindet. Er ist krank geschrieben und wirdvoraussichtlich später in den Innendienst versetzt. In dieser Phase der Selbstfindung trifft er auf die Frau, Silvia Glaser, die vermutlich die Bierflasche geworfen hat. Auch sie ist versehrt, da sie sich bei einem Fahrradunfall am Bein verletzt hat. Der Unfall wurde laut ihrer Aussage von einem Polizeiwagen verursacht, wurde aber nie als solchen anerkannt.
Silvia hat Bekannte, die sich in rechtsextremen Kreisen umtreiben. Man wirbt um sie, dass sie in eine Partei eintritt und sich bei einer Aktion einbringt. Um was für eine Aktion es sich handelt, ist ihr jedoch nicht klar.
Ich bin von diesem Roman leider etwas enttäuscht. Was ich für die Handlung wissen musste, war nach 50 Seiten mehr oder weniger klar. Danach zieht sich der Roman in die Länge. Der Schluss kommt dann sehr plötzlich. Der Roman greift eine sehr wichtige aktuelle Problematik auf. Die möchte ich aber nicht verraten, weil das die Spannung nehmen würde.
Sprachlich ist der Roman sehr schön zu lesen. Ich mag Anis leisen Töne. Werde aber in Zukunft wieder eher zu den Krimis greifen, weil ich etwas Spannung zur Unterhaltung brauche.
Von mir erhält der Roman 3 Sterne.

Bewertung vom 31.08.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Ein neuer Star unter den Forensik Thrillern
Bevor ich mich zum Inhalt dieses Buches äußern kann, muss ich einfach etwas zum Cover sagen. Was für eine tolle Gestaltung. Farblich passt das Cover haargenau zum Inhalt des Buches. Und die Haptik! Es ist einfach wunderschön, dieses Buch in den Händen zu halten.
Die Protagonistin dieser Serie der Autorin A.K. Turner heißt Cassie Raven. Sie ist eine junge Assistentin in der Gerichtsmedizin. Ihr Äußeres ist für die Umgebung wohl eher ungewöhnlich. Aber genau durch ihren wohl dosierten Gothic Style findet sie Zugang zu Menschen, zu Angehörigen von Verstorbenen, die sie sonst nicht so leicht erreichen könnte. Was Cassie auszeichnet ist, dass sie einen ganz besonderen Respekt vor den Verstorbenen hat und diese liebevoll behandelt und engen und warmen Kontakt zu den direkten Angehörigen pflegt. Eine ausgesprochen spannende und frische Protagonistin.
Im vorliegenden Band geht es um mehrere Verstorbene, die Haupthandlung dreht sich allerdings um Cassies Vergangenheit. Sie glaubt bisher, ihr Vater sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen und erfährt, dass er all die Jahre im Gefängnis saß für den Mord an ihrer Mutter. Zusammen mit der jungen Polizistin Phyllida Flyte versucht sie die Hintergründe ihrer jung verstorbenen Mutter zu erforschen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Die Kapitel sind recht kurz und durch Wechsel der Perspektiven wird die Spannung durchgehen hoch gehalten.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Schauplatz. Cassie wohnt im Londoner Stadtbezirk Camden. Wer London liebt, kommt mit diesem Thriller voll auf seine Kosten. Die Stadtquartiere, Straßen, Kanäle und die neblige Stimmung sind wunderbar eingefangen.
Für das volle Lesevergnügen empfehle ich die Serie in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen. Dieser zweite Band kann aber auch ganz gut isoliert gelesen werden, weil die nötigen Informationen aus dem Serienstart eingeflochten werden. Wer also die Spannung des ersten Band es „Tote schweigen nie“ volle auskosten möchte, sollte damit beginnen. .
Ich werde mir den nächsten Band möglicherweise im englischen Original besorgen, damit ich nicht so lange warten muss.
Von mir erhält dieses Buch 5 Sterne und eine uneingeschränkte Empfehlung für Forensik-Thriller Liebhaber*innen.

Bewertung vom 31.08.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Köln in den 50 er Jahren , Trauer, Verlust, Gefühle und noch viel mehr

„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Romans „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein, der mein Lesehighlight 2020 war. Mit viel Vorfreude habe ich mich an die Lektüre gemacht und wurde nicht enttäuscht.
In diesem Band geht es vorwiegend um die beiden Kinder Helga und Jürgen, die schon in „Trümmermädchen“ eine kleine Rolle spielten. Die beiden Kinder wurden zusammen mit anderen 1948 in Köln von einem französischen Ehepaar aufgefunden und auf ihren Bauernhof in Frankreich gebracht, wo sie in einer liebevollen Familie aufwuchsen. Doch 1955 passiert das Unerwartete. Sie werden mit Hilfe des Kindersuchdienstes des Roten Kreuzes von ihrem Vater gefunden, der erst vor Kurzem aus der russischen Gefangenschaft nach Köln zurückgekehrt ist.
Jürgen und Helga machen sich mit dem Zug auf den Weg und ziehen bei ihrem Vater ein. Von ihrer Mutter fehlt jede Spur und die beiden Kinder haben leider auch keine Erinnerungen an ihre frühe Kindheit im Krieg und in den Trümmern.
Der Roman erzählt, wie Jürgen und Helga in Köln heimisch werden. Wir sind mitten in den aufregenden Fünfziger Jahren. Im Wohnhaus von Helga wird eine Milchbar eröffnet. Es wird Rock ’n’ Roll gehört, getanzt, sich verliebt. Helga besucht eine Haushaltungsschule und muss dafür ein Praktikum in einem Kinderheim machen, wo sie mit schwarzer Pädagogik in ihrer vollen Härte konfrontiert wird.
Der Roman „Findelmädchen“ ist mir wirklich ans Herz gegangen. Ich konnte sehr gut mit Helga mitfühlen. Zwischendurch war er vielleicht etwas sehr absehbar, aber dennoch sehr schön zu lesen.
Die Sprache fand ich sehr angenehm, ich konnte auch nach Feierabend, mit einem müden Kopf, sehr leicht in Helgas Welt eintauchen und habe die Lektüre ausgesprochen genossen.
Der Roman kann sehr gut isoliert gelesen werden. Wer aber zum Vornherein denkt, dass ihr das „Findelmädchen“ gefallen wird, der empfehle ich für den optimalen Lesegenuss, zuerst das „Trümmermädchen“ zu lesen.
Bisher mein Lesehighlight 2022. Von mir erhält dieser Roman 5 Sterne.

Bewertung vom 28.07.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Eiskalte Spannung
Zwei isländische Paare und ihr Führer machen sich mitten im Winter auf eine Tour und werden vermisst. Eine Suchaktion wird gestartet. Zur Suchmannschaft der Rettungswacht gehören Jóhanna und þorir. Sie finden in einer sehr abgelegenen Hütte einen roten Anorak und Überziehkleidung. Jóhanna und þorir suchen die Umgebung ab und finden eine weibliche nackte Leiche.
Ein weiterer Handlungsstrang wird aus der Perspektive von Dröfn erzählt. Sie ist eine junge Frau aus Rejkjavic und mit ihrem Ehemann und einem befreundeten Paar Teil der Tourengruppen. Angeführt wird die Gruppe von einem Wissenschaftler, der weit im Hochland Messgeräte ablesen möchte.
Ein dritter Strang wird aus der Sicht von einem Mitarbeiter auf einer sehr abgelegenen Radarstation erzählt.
Ich fand dieses Buch ausgesprochen spannend. Die kurzen, jeweils aus einer anderen Perspektive erzählten Kapitel, halten die Spannung durchgehend hoch. Die Atmosphäre ist sehr gut beschrieben, so dass man meint, dein eisigen Wind ums Haus pfeifen zu hören. Die drei Erzählstränge werden erst ganz am Ende zusammengeführt, so dass ich das Buch oft kaum aus der Hand legen konnte.

Und jetzt, Achtung Spoilerwarnung!

Ich gebe diesem Buch, obwohl es mich wirklich sehr gefesselt hat, nur 4 Sterne, weil ich Mysteryelemente gar nicht mag. Ganz besonders nicht, wenn ein Thriller nicht als Mysterythriller angekündigt ist. Auch nicht, wenn es nur ein kleines bisschen ist.