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Reader1965
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


sehr gut

Düster & bewegend

"Die Hexen von Cleftwater" von Margaret Meyer war für mich eine Überraschung. Vom Cover her hatte ich eine eher seichte Geschichte erwartet. Gelesen habe ich einen gut recherchierten historischen Roman über die Hexenverfolgung 1645 in East Anglia, der spannend wie ein Krimi ist.

Margaret Meyer hat einen schönen & packenden Schreibstil. Ich war von der ersten Seite an gefesselt von dieser Geschichte um die stumme Hebamme & Dienerin Martha, die Geschehnisse in Cleftwater und das harte Leben von 1645.

Es ist eine düstere, aber eindringliche Geschichte. Frauen, die mit absurden Vorwürfen der Hexerei beschuldigt wurden, hatten kaum eine Chance, ihre Unschuld zu beweisen. Martha versucht, sich selbst & andere Frauen zu schützen. Ihre Ängste, Gewissensbisse & Schuldgefühle sind spürbar. Gut vermittelt wird auch, wie Menschen beeinflusst werden und wie schnell geschürtes Misstrauen eine Dorfgemeinschaft zerstören kann.

Für mich hebt sich dieser Roman durch die schöne Sprache von anderen historischen Romanen ab und ist sehr lesenswert.

Bewertung vom 20.01.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Erneut ein spannender Grenzfall

Der vierte Grenzfall "In den Tiefen der Schuld" von Anna Schneider hat mir noch besser gefallen als der 3. Fall. Toll geschrieben, gute Story und von Anfang an spannend. 4,5 Sterne.

Die Ermittler Alexa Jahn & Florian Huber in Deutschland und Bernhard Krammer in Österreich sind sympathisch und ermitteln für mich sehr realistisch.

Dieses Mal ist Bernhard Krammer auf der Suche nach seiner Kollegin Roza Szabo: Sie ist verschwunden und in ihrer Wohnung liegt eine Leiche. Nur langsam können er, Alexa & Florian Hinweise und Zusammenhänge ermitteln, um den Umfang dieses Falls zu erkennen und ihn zu lösen.

Gut gefallen hat mir wieder, wie Privates über Alexa & Bernhard einfliesst und wie ihre Beziehung sich entwickelt.

Freue mich schon auf den 5. Fall, der leider erst im Januar 2025 erscheint. Die Neugierde wird aber auf den letzten Seiten dieses 4. Falles sehr gekonnt geweckt.

Bewertung vom 28.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Warmherzige Geschichte

Auf den Roman "Der Schacherzähler" von Judith Pinnow bin ich aufmerksam geworden, weil mir das Cover & der Titel gefallen haben. Die Inhaltsangabe hat mich daran erinnert, dass mein Vater mir als Kind auch das Schachspielen beigebracht hat.

Dieser Roman über Freundschaft, Familie, Trauer, Zusammenhalt & Hoffnung ist einfach schön zu lesen. Irgendwie so aus dem Leben. Berührend & warmherzig. Die Charaktere sind schön gezeichnet, so voller Empathie. Oldman, Janne, Malu & die Anderen werden mich noch über die Weihnachtstage begleiten.

"Die Tränen lassen sich nur schwer wegblinzeln, deshalb gibt der Alte vor, sich eben die Nase putzen zu müssen" (Seite 302). So erging es mir im Cafe, als vor Rührung ein paar Tränen kullerten.

Ein Roman, den ich gern empfehle, weil ich glaube, dass wir solche Geschichten in dieser schnelllebigen Zeit brauchen.

Bewertung vom 04.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

I am what I am

Eine halbe Ewigkeit nach "Mondscheintarif" endlich ein wunderbares Wiederlesen mit Cora Hübsch - und auch ein paar Bekannte aus "Morgen kann kommen" sind mit dabei.

Cora ist älter geworden, fast 55, mehr problem- als lösungsorientiert - und das einzig Weibliche an ihr sind ihrer Meinung nach die Kaiserschnittnarbe & die Orangenhaut. In ihrem Leben geht wieder um die Liebe, um Träume und um das Loslassen.

Ildiko von Kürthy schreibt so schön - so schön gefühlvoll & empathisch aus dem wahren Leben - mit einer großen Portion Humor und mit viel Lebensweisheit. An manchen Stellen habe gedacht, es sind meine Gedanken & Gefühle, die die Autorin beschreibt - und die ich nie hätte so gut in Worte verpacken können.

"Mut ist keine Eigenschaft. Mut ist ein Prozess." (Seite 119)

Die Autorin schafft es, locker über Hitzewallungen & Selbstzweifel zu schreiben - und mir als Leserin dabei ein Schmunzeln zu entlocken... obwohl beides im eigenen Leben wirklich nicht spaßig ist.

"Eine halbe Ewigkeit" ist ein Wohlfühl-Buch: warmherzig & herzerfrischend.

Und es ist ein Buch, das ich Weihnachten auf ein paar Gabentische legen werde.

Mein Wunsch an Ildiko von Kürthy:
Lass es nicht wieder eine halbe Ewigkeit dauern, bis wir am (Un-Ruhestands-)Leben von Cora teilhaben dürfen.

Bewertung vom 28.11.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Beeindruckender Roman

Der Roman "Die sieben Monde des Maali Almeida" von Shehan Karunatilaka hat mich sehr beeindruckt und wurde für mich verdient den Booker Prize 2022 ausgezeichnet.

Sri Lanka Anfang der Neunzigerjahre im Bürgerkrieg. Maali Almeida, Kriegsfotograf & Glücksspieler, erwacht zwischen Dies- & Jenseits und hat sieben Tage Zeit, aus diesem "Dazwischen" heraus seinen Mörder zu finden und der Welt zu zeigen, was in seinem Land geschieht.

Die Idee ist grossartig und der Autor verwebt in diesem Roman ausgesprochen geschickt & spannend Politik, Religion, Mythologie, Alltag & Krimi. Auf der einen Seite las sich das Buch leicht & flüssig, auf der anderen Seite ist es keine "leichte Kost" und erforderte von mir Geduld & Konzentration. Man erfährt viel über Sri Lanka & den Irrsinn von Kriegen. Stellenweise habe ich parallel zum Buch im Internet weiter nachgelesen, weil ich zu wenig über das Land & seine Kriege wusste.

Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen: ungewöhnlich anders, informativ & fesselnd. Für mich ein absolut lesenswertes Buch.

Bewertung vom 31.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

You Are Not Alone

Nach "Die Überlebenden" und "Verbrenn all meine Briefe" ist auch der neue Roman "Endstation Malma" von Alex Schulman für mich wieder ein kleines Lesejuwel.

Der Autor nimmt uns mit auf drei Zugfahrten mit der Endstation Malma (1976, 2001 und 20 Jahre später) und lässt uns teilhaben an einer Familiengeschichte voller Liebe & voller menschlicher Abgründe. Erzählt wird aus drei Perspektiven: Harriet, Oscar & Yana, wobei Harriet als Tochter von Bo, Frau von Oskar & Mutter von Yana im Mittelpunkt steht. Es geht um Verletzungen, die sich in dieser Familie zugefügt werden, um weitergegebene Traumata, um Erinnerungen, Freiheit & Verlust und die Frage "Wann verliert man sein Kind?". Teilweise ist das Lesen schmerzhaft, aber trotzdem konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Alex Schulman schreibt so wunderschön, dass ich die Welt um mich herum vergessen habe und ganz in diese Familiengeschichte eingetaucht bin. Die Geschichten, die er erzählt, sind emotional & bewegend und mit sehr viel Empathie für die Charaktere geschrieben. Diese Geschichte macht nachdenklich und wirkt nach.

Große Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Hell & Dunkel
Dieser Krimi ist der erste Fall für den Kriminalbeamten Carl Bruns, der 1948 im Ruhrgebiet mit Mordermittlungen betraut wird - nachdem er während der Nazi-Zeit seinem Beruf nicht ausüben durfte. Es ist die Zeit, in der die Verantwortung bei Justiz & Polizei wieder in die Hände der Deutschen zurückgegeben wird. Und auch Anna, die Jugendliebe von Carl, spielt bei der Aufklärung eine Rolle.

Die Nachkriegszeit wird gut beschrieben (wie z.B. das Hamstern). Der Roman ist fiktiv, beruht aber auf wahren Begebenheiten. Es geht um Schuld und darum, wie Täter und Opfer sich nach Kriegsende und im Aufbau befindlichen Deutschland begegnen.

Die Autorin Eva Völler hat früher als Richterin & Rechtsanwältin gearbeitet. Der erste Fall für Carl ist gut recherchiert & spannend. Gut & flüssig geschrieben, vermittelt er Zeitgeschehen und ist sehr lesenswert.

Bewertung vom 10.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

Licht & Schatten

Für mich gab es drei Gründe, diesen Roman zu lesen: Es geht um die Filmbranche, er spielt in den 1940-iger Jahren und er ist von Daniel Kehlmann. Meine Erwartungen waren daher sehr hoch - und wurden nicht enttäuscht.

Inhaltlich und sprachlich hat dieser Roman mich überzeugt. Daniel Kehlmann ist es gelungen, die Filmbranche authentisch zu beschreiben und ein stimmiges Bild der Zeit zu vermitteln. Im Vordergrund steht der österreichische Regisseur G. W. Pabst (1885- 1967). Es geht um sein Leben, seine Familie, seine Filme und sein Streben nach Erfolg in den Zeiten des Nationalsozialismus. Die Mischung aus Realität und Fiktion hat mir gut gefallen.

Schön ist auch, dass viele bekannte Schauspieler:innen der damaligen Zeit Erwähnung finden (wie Greta Garbo, Peter Alexander und Ilse Werner).

"Lichtspiel" ist interessant zu lesen und dabei unterhaltsam. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.10.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


sehr gut

Man rennt nie allein

Im Sommer 1942 erreichen 40 jüdische Kinder & Jugendliche auf ihrer Flucht nach Israel ein kleines Dorf in Italien, nachdem sie ihre Familien zurücklassen mussten. Dieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte, wobei Natan, der elfjährige Erzähler, eine fiktive Person ist.

Es ist eine düstere Zeit und diese Geschichte zeigt, dass es dennoch Menschen gab, die Mut & Menschlichkeit hatten - und diesen Kindern Hoffnung gaben, ihr Ziel Eretz Israel zu erreichen.

Die Verbindung von Fakten & Fiktion hat mir gut gefallen. Ich finde es wichtig, dass die Schrecken des 2. Weltkriegs nicht vergessen werden und auch die Menschen nicht, die sich für Andere eingesetzt haben & damit ihr eigenes Leben riskiert haben - wie der Pfarrer Don Arrigo.

Der Roman liest sich flüssig und die Sprache von Ivan Sciapeconi berührt. Ein bewegendes Buch, das hoffentlich viele Leser:innen finden wird.

Bewertung vom 27.09.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


gut

Mutter-Tochter-Konflikt

Vor 30 Jahren hat Johanna Norwegen und ihre Eltern, ihre jüngere Schwester & ihren Ehemann ohne Erklärung verlassen. Jetzt kehrt sie zurück und möchte eine Annäherung an die Mutter - die diese nicht zulässt.

Vigdis Horth lässt den Leser 400 Seiten lang an den Gedanken & Erinnerungen von Johanna teilhaben. Da die Mutter jeden Kontakt ablehnt, spekuliert Johanna, was ihre Mutter denken & fühlen könnte. Sie ist wie besessen davon, den Kontakt zu erzwingen.
Aber durch das Erinnern an die Kindheit erkennt Johanna auch, dass das Leben ihrer Mutter nicht leicht war.

"Mutter, ich erdichte dich mit Worten, um ein Bild von dir zu haben."
(Seite 99)

Der Schreibstil von Vigdis Horth gefällt mir gut. Das Buch lässt sich leicht & flüssig lesen. Das Gefühls- & Gedankenchaos von Johanna in Bezug auf ihre Mutter konnte ich gut nachvollziehen. Manche Gedanken wiederholen sich, was das Ganze eindringlicher macht.

Gern hätte ich mehr über Johanna erfahren: Warum hat sie 30 Jahre mit der Kontaktaufnahme gewartet? Was genau erhofft sie sich jetzt von ihrer Mutter? Wie hinterfragt sie ihr eigenes Verhalten?

Ein Buch für alle, die eine Familiengeschichte mögen, die nur aus der Perspektive einer Person geschrieben ist.