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Benutzername: 
Uli
Wohnort: 
86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 321 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2024
zusammen bleiben
Schmieder, Sylvia

zusammen bleiben


ausgezeichnet

Ein Buch, das uns in die Zeit des Nationalsozialsmuses führt. Mari ist als Tochter eines Arztes in dem Dreiländereck Ungarn-Slowakei-Österreich aufgewachsen. Sie heiratet den um einige Jahre jüngeren Ludwig. Als ihm eine Schuhfabrik in Frankfurt angeboten wird, zieht er zusammen mit seiner Frau dorthin. Mari verläßt nur ungern ihre Heimat und ihre Familie und tut sich in Frankfurt sehr schwer mit dem Eingewöhnen. Oft ist sie mit ihren Gedanken weit weg. Sie bekommt drei Kinder und dann kommt es zum Krieg. Ludwig meldet sich sofort voller Euphorie zur Waffen SS. Als Frankfurt immer mehr bombardiert wird, macht sich Mari mit ihren inzwischen vier Kindern auf in die Heimat. Sie findet bei Verwandten in Österreich Zuflucht, bis sie alles mit den Papieren geregelt hat und in ihr Elternhaus kommt. Ludwig bekommt sie zwar besuchen, sie sind sich inzwischen aber fremd geworden. Den Kindern gefällt es bei den Großeltern sehr gut, doch dann müssen sie auch von dort wieder fliehen, da man nach den Deutschen trachtet. In Frankfurt ist ihr Haus beschädigt, es gibt keinen Strom, wenig zu Essen und die beiden großen Söhne sind auf Essenssuche. Die sonst sio willensschwache und verträumte Mari wächst in dieser Situation über sich hinaus. Als Ludwig vom Krieg nachhause kommt, ist er ein gezeichneter Mann. Dieses Buch hat auf mich einen mehr als nachhaltigen Eindruck erweckt, da meine Mutter als junges Mädchen selbst aus der Slowakei als Deutsche fliehen mußte und zeitlebens ihrer alten Heimat nachtrauerte. Mir sind viele Redewendungen aus diesem Buch vertraut, auch einige Rezepte kenne ich gut. Die Autorin beschreibt das Leben der Mari derart lebendig und wirklichkeitsnah und man leidet und freut sich mit den Protagonisten. Der Zwiespalt, den Mari zeitlebens ins ich spürt, die Bestimmitheit ihres Mannes, der alles entscheidet und ihr keine Wahl läßt, ist derart present. Einzelne Begriffe, die Mari zeitlebens begleiten, auch als sie schon als Großeltern für die Enkel da sind. Obwohl die Ehe von Mari und Ludwig oft an der Grenze war, haben sie sich all die Jahre nicht verlassen, aneinander gewöhnt, eine Heimat und einen sicheren Hafen für ihre Kinder gegeben. Beim Lesen dieses großarigen Romanes meint man fast, dass die Autorin selbst alles miterlebt hat, so gut kann sie alles wiedergeben. Das Buch wird lange in mir nachhallen, denn das, was hier in Romanform geschrieben steht, ist bestimmt im täglichen Leben geschehen. Das Cover zeigt dds Foto eines Ehepaares, vielleicht ist es kurz nach dem Krieg aufgenommen. Ein Epos für die Generation von heute, bevor alles vergessen wird.

Bewertung vom 13.06.2024
Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21


ausgezeichnet

Ich liebe diese honorigen Krimis mit Miss Marple. Über die Autorin habe ich eigentlich noch nie viel nachgedacht. Doch diese Romanbiografie läßt uns ein wenig in das Leben dieser Schriftstellerin schauen. Das Buch beginnt mit dem Tod von Agathas Mutter. Sie ist 1926 im Haus Ashfield in Torquay, um das Haus zu räumen. Dabei hält sie Rückblick auf ihr Leben. Als Jugendliche besuchte sie ein Pensionat in Paris, denn sie wollte Musikerin werden. Da ihr Talent dafür nicht ausreichte, ließ sie sich als Krankenschwester ausbilden und half in einer Apotheke aus, wo sie auch mit Giften in Berührung kam. Da sie schon immer gerne schrieb, kam ihr die Idee, einen Krimi zu schreiben. Leider wurden ihre Konzepte immer abgelehnt. Sie heiratete schließlich, bekam eine Tochter und dann zeigte ein Verlag plötzlich Interesse. Hercule Poirot und später dann Miss Marple waren geboren. Nachdem sich ihr Mann von Agatha scheiden läßt, unternimmt sie eine Reise mit dem Orientexpress. Susanne Lieder beschreibt das Leben von Christi derart interessant, sie kann gut auf die Empfindungen eingehen, die Enttäuschung darstellen, wenn das Manuskript zurückkommt, den Zweifel an ihrer Heirat und die Sehnsucht nach Torquay. Man spürt diese starken Emotionen. Die Sprache ist klar und deutlich ausgedrückt, die Kapitel sind sehr ansprechend und mit Jahreszahlen zusammengefaßt. Wenn man die Bücher der Christi liest, merkt man gar nicht, wie viel Zeit das Schreiben in Anspruch genommen hat und wie sie manchmal selbst an ihren Geschichten zweifelte. Leider endet das Buch mit der Ankunft im Orient. Das später Leben der Christi wird hier nicht mehr beschrieben. Für mich war das eine wunderbare Lektüre und ich habe so einiges Über Agatha Christi erfahren. Das Cover ist wie üblich bei den Büchern der Autorin gestaltet: Es zeigt Agatha vor einem wunderbaren Landsitz.

Bewertung vom 12.06.2024
Der Lieblingskontakt
Martensen, Manuel

Der Lieblingskontakt


ausgezeichnet

Dies ist bereits der dritten Band mit dem etwas launigen und miesepetrigen Kommissar Bork. Irgendwie vergleiche ich ihn mit Colombo. Maja Lamprecht arbeitet schon länger für eine Detektei als Ermittlerin. Meistens ist dies die Beschattung von untreuen Ehemännern/frauen oder ach lassen Chefs ihre Mitarbeiter ausspionieren. Die Tätigkeiten werden mit High Level oder Low Level bezeichnet. Nun will Maja eine Woche im Ferienhaus ihres Cousins in Norsum verbringen, gleichzeitig will sie auch einen Low Level Fall mit erledigen. Doch dann bekommt sie mit, wie ein Jogger am Grundstück erschossen wird, eine Leiche wird nicht gefunden. Sie erhält Drohungen und dann wird ihre Freundin erschossen, die ebenfalls in dieser Detektei gearbeitet hat. Als ihr dann auch noch das Foto ihrer Nichte zugespielt wird, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Wer will sie beseitigen, welcher Klient ist es, der von ihr aufgedeckt wurde. Der Ermittler Bork und sein Team tun alles, um den Täter zu finden. Aber irgendetwas stimmt mit Majas Cousin auch nicht. Was hat er zu verheimlichen? Und Maja begibt sich nun selbst auf die Suche nach ihrem Verfolger und bringt sich damit in Lebensgefahr. Wie schon bei den Vorgängerbänden versteht es der Autor außerordentlich gut, die Spannung immer höher zu treiben, immer mehr Verdächtige kommen ins Spiel, die sich dann meist aber als ganz unbescholtene Bürger erweisen. Sprachlich drückt sich Manuel Martens sehr gewählt aus, seine Bücher sind etwas besonderes, nicht klischeehaft, wie man es bei manch anderen Krimis erlebt. Er sorgt immer für eine Einzigartigkeit, mit der er seinen Büchern den besonderen Touch gibt. Besonders in diesem Buch bringt er uns die rauhe Natur und die Schönheit der Nordsee im Winter nahe. Es ist ein Genuß, diesen Krimi zu lesen, denn bis zum Schluß muß, darf und kann man raten, wer nun hier als Täter in Frage kommt. Ich würde mir einen weiteren Nordsum Krimi wünschen. Das Cover mit dem Camper in der Dunkelheit ist voll auf das Buch zugeschnitten.

Bewertung vom 11.06.2024
Jan Fedder - Unsterblich
Pröse, Tim

Jan Fedder - Unsterblich


ausgezeichnet

Man kann es kaum glauben. Eine Woche, nachdem er das Manuskript zu diesem Buch gelesen hat, war er tot. Jan Fedder ein Raubein, ein typischer Junge vom Kiez, dem der Wind um die Ohren pfiff, mit einem sehr weichen Herzen. Aufgewachsen in einer Kneipe, auf Druck seines Vaters eine kaufmännische Lehre abgeschlossen und dann sofort seinen Traum zum Leben erweckt: Schauspieler. Das Boot war sein Auf
Einstieg, seine Glanzleistung, dann kamen viele magere Jahre bis er dann zu Dirk Matthies in Großstadtrevier wurde und diese Rolle fast bis zu seinem Tode innehatte. Schnörkellos, in seiner schnoddrigen Art, erzählt Jan sein Leben. Zu Wort kommen auch seine Witwe Marion, Kollegen und Freunde. Zu den Menschen auf St. Pauli hielt Jan zeitlebens Kontakt. Er bewohnte in Hamburg die Wohnung seiner Eltern mit einem Sammelsurium an Gegenständen, die ihm wichtig waren. In seinem Bauernhof in Schleswig Holstein hatte er ein wahres Museum angesammelt. Obwohl er und seine Frau Marion getrennte Wohnungen hatten, lebten sie eine sehr gute und harmonische Beziehung. Schon zu Lebzeiten suchte sich Jan seine Grabstätte aus. Besonders zu Herzen geht mir folgende Aussage von Jan: Was bleibt von einem Menschen? Seine Knochen. Und seine Geschichten. Jan verbrachte gerne alleine seine Zeit und allein ist er auch am 30.12.2019 gestorben. Lange hatte er seiner heimtückischen Krankheit die Stirn geboten und war auch im Rollstuhl noch aktiv. Das Buch gibt uns besondere Einblicke in sein Leben auch dadurch, dass es mit vielen privaten Fotos ausgestattet ist. Der Autor Tim Pröse hat hier wirklich sehr gute Leistung vollbracht.

Bewertung vom 10.06.2024
Das Vermächtnis der Agnes Bernauer
Elzner, Silke

Das Vermächtnis der Agnes Bernauer


ausgezeichnet

Albrecht der III von Bayern und die Baderstochter Agnes Bernauer sind historische Personen, die wirklich gelebt haben und auch ihr Schicksal soll sich so, wie in dem Buch beschrieben, ereignet haben. Silke Elzner hat sich diesen Stoff zu eigen gemacht und ein Buch ist entstanden, in dem sie das Leben der Beiden so beschrieben hat, wie sie es sich vorstellt, gekonnt hat sie hier Wahrheit mit Fiktion gemischt. Als sich Albrecht III mit seinem Vasallen Jan in Jahr 1428 in Augsburg auf einem Turnier befindet, sieht er auf dem Markt die junge Agnes. Er ist von ihrer Schönheit betört und er trifft sich mit ihr zu einem sonntäglichen Spaziergang an den Ufern des Lechs. Als Agnes Vater dies zu Ohren bekommt, verweist er seine Tochter des Hauses. Sie geht mir Albrecht nach München, der sie in der alten Veste unterbringt als die Gespielin von Jan. Seine Mutter überredet er, Agnes als Hofdame einzustellen. Doch der alte Herzog Ernst von Bayern-München bekommt von dem Liebesverhältnis Wind und drängt seinen Sohn, von Agnes abzulassen. Er muß dringend eine Adelige heiraten, um den Fortbestand der Dynastie zu gewährleisten. Doch Albrecht denkt nicht daran. Heimlich heiratet Agnes und als Hochzeitsgut schenkt er ihr Blutenburg. Alles und jede ist gegen diese Ehe. Doch als dann Abrecht bei seinem Vetter auf eine Jagdgesellschaft ist, geschieht ein große Verbrechen und das Unglück nimmt seinen Lauf, ohne dass es aufgehalten werden kann. Die Autorin schreibt sehr wirklichkeitsnah und detailliert, man kann sich das Hofleben, die Ritter, die Turniere, den Kampf und den Krieg sehr gut vorstellen und nachvollziehen. Die Erzählweise ist sehr gekonnt und die Kapitel sind mit den Jahreszahlen versehen, so dass man immer weiß, wo man sich zeitlich gerade befindet. Man merkt hier genau, dass ei n geschichtliches Wissen vorhanden ist und die Autorin sehr umfangreich recherchiert hat. Das Cover ist blau mit Blüten bedruckt, sieht fast aus wie ein Stoff, aus dem die Roben der Damen genäht wurden. Nachdem man das Buch gelesen hat, macht man sich auf und sucht noch nach weiteren Daten über diese so tapfere Agnes Bernauer.

Bewertung vom 05.06.2024
Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1 (eBook, ePUB)
Wilke, Malou

Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Roman, der sich mit den Südstaatenbüchern von Gwen Bristow gleichstellen kann. Als Nellie nach einer Vergewaltigung schwanger wird, wirft sie ihr Vater aus dem Haus. Zunächst findet sich Zuflucht bei ihrem Cousin und seiner Familie. Doch dann hört sie, dass General James Oglethorpe im Süden von Amerika eine neue Kolonie gründen will. Nellie verläßt Preußen und nach einer abenteuerlichen Seereise kommt sie in das ferne fremde Land. Die Anfangszeiten sind hart, die Siedler haben mit wilden Tieren, Krankheiten und Hitze zu kämpfen, erleiden Mißernten. Doch nach und nach entsteht die Stadt Savannah, Nellie hat gute Freunde und gründet eine Familie. Aber immer wieder gibt es Rückschläge und Widrigkeiten, mit denen die Menschen dort konfrontiert werden. Die Autorin schreibt hier mit sehr viel Herzblut, die einzelnen Akteure werden so genau beschrieben, die Eigenheiten der Menschen, egal ob Frömmigkeit, Liebe, Laster oder Alkohol. Immer wieder geschehen Unglücksfälle. Nach und nach werden Sklaven für die Arbeiten gewonnen, was Nellie sehr schwer am Herzen liegt. Die Naturbeschreibungen geben dem Buch eine gewisse Note, man fühlt sich mittendrin in der Wildnis, hört die wilden Tiere und kommt auch mit den Indianern in Kontakt. Die ersten Bewohner von Savannah waren Menschen, die in der Heimat kein Glück hatten und sich hier ein neues Leben aufbauen wollen. Das Cover ist wunderschön gestaltet. Ein Boot mitten im Fluß, ein Vogel fliegt am Himmel und an der Seite die Mangrovenwälder mit dem Moos auf den Ästen. Man möchte mittendrin sein und mit den Bewohnern die Natur und das einfache Leben genießen. Im zweiten Teil geht die Geschichte um Nellie und den Bewohnern von Savannah weiter und ich freue mich jetzt schon auf den Fortsetzungsband.

Bewertung vom 04.06.2024
Von Ostpreußen in den Gulag
Krueger, Marcel

Von Ostpreußen in den Gulag


ausgezeichnet

Wenn Marcel Krueger als Kind bei seiner Großmutter war, verwöhnte sie ihn immer mit reichlich gutem Essen und erzählte ihm von ihrem Leben und Ostpreußen und ihre Zwangsarbeit im Gulag. Damals hörten sich für ihn diese Geschichten so unwahrscheinlich als. Nun als Erwachsener macht er sich nun auf dem Weg und bereits die Stätten, an denen seine Großmutter war. Er reist mit dem Zug nach Polen und nach Russland und läßt sich durch die ihm damals benannten Ort und Lager führen. Ende des zweiten Weltkrieges wurde Cilly Barabasch zur Zwangsarbeit verschleppt, In Viehwaggons wurden sie transportier, mußten schwere Abreit leisten, verlaust, krank, immer hungrig. Viele der Frauen überlebten diese Behandlung nicht. Cilly erkrankte zwar auch, durch ihre robuste Statur und ihren Willen wurde sie immer wieder gesund, ging nach ihrer Entlassung aus der Gefangenschaft zu Verwandten nach Solingen, heiratete und bekam einen Sohn. Zeitlebens sparte sie nicht am Essen, kochte alles sehr kalorienreich. Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich immer abwechseln. Einmal im heute und dann in der Gefangenschaft. Der Autor schildert uns diese grausamen Umstände teils so genau, dass man das Buch erstmals zur Seite legen muß, denn man hat mit diesem verzweifelten Menschen Mitleid. Da mich diese Zeit sehr interessiert, habe ich das Buch ziemlich schnell ausgelesen. Die vielen Fotos haben alles noch anschaulicher gemacht. Wir als Nachgeborene müssen froh sein, diese Zeit nicht miterlebt zu haben und dürfen hoffen, dass dies nicht mehr geschieht, obgleich in der Welt jetzt wieder überall Krieg herrscht. Ein wirklich guter Rückblick in diese unmenschlichen Verbrechen.

Bewertung vom 01.06.2024
Das Lied der Biene
Groß, Gabriela

Das Lied der Biene


ausgezeichnet

Marga, um die 40, seit Jahren schon geschieden, mit der studierenden Tochter so gut wie fast keinen Kontakt, lebt mehr recht als schlecht so dahin. Ihre Freundinnen beknien sie, endlich aus dem Leben etwas zu machen. Sie ist seit vielen Jahren Haushälterin bei dem Unternehmer Paul Alprecht. Nun hat sie vorgenommen zu kündigen, da sie Alprechts Verlobte Sybille sehr von oben herab behandelt. Doch bevor sie die Kündigung bei ihrem Chef abgeben kann, stirbt die junge Frau. Da Marga vor vielen Jahren selbst einen herben Verlust hinnehmen mußte, möchte sie ihren Dienstherrn ein wenig trösten. Sie schreibt ihm tröstende und aufbauende emails, ohne sich erkennen sich zu geben. Und Paul antwortet ihr, hat er doch eine alte Bekannte für die Trostmails im Fokus. Als Paul dann geschäftlich nach Portugal muß, wo er ebenfalls ein Haus besitzt, bitter er Paula, ihn zu begleiten, um dort nach dem Rechten zu sehen. Doch dann geschieht das Ungeheuerliche, Paul sieht auf Margas PC die Mails und außerdem liegt auf dem Schreibtisch noch ein Buch, wie man sich einen Mann angelt. Paul ist tief enttäuscht und dann beginnt das Schicksal seinen Lauf zu nehmen. Weiter will ich auf den Inhalt nicht eingehen, denn alles weitere wäre Spoilern. Die Autorin schreibt hier unter einem Pseudonym und ich habe schon mehrere Bücher von ihr gelesen, die mich alle sehr beeindruckt haben. Gabriele hat die Gabe, den Leser voll in das Buch integrieren zu lassen und man meint selbst, mitten im Geschehen zu sein. Sie läßt ihre Protagonisten leben, alle haben ihre Fehler und Macken. Ihre Ausdrucksweise ist sehr gewählt, man kann sich total in das Buch vertiefen und trotz es ein Liebesroman ist, ist er spannender als mancher Krimi. Sie läßt Marga anfangs als langweilige Frau rüberkommen, die sich aber dann im Laufe des Buches voll entwickelt und emanzipiert. Hier werden Zweierbeziehungen aufgearbeitet und auch wie sich das Umfeld dem Paar gegenüber verhält. Ich habe das Buch geliebt, verschlungen und mit Marga und Konsorten gelitten und gefiebert. Die Schriftgröße ist ideal, man kann das Gelesene gut erfassen und auch die Kapitel sind nicht zu lang. Ich hätte das Buch schon alleine wegen seines Covers in die Hand genommen, reife, saftige Pfirsiche zieren den Einband, unterbrochen von blühenden Zweigen. Und am Rand ist ziemlich unscheinbar die Biene, die die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hat.

Bewertung vom 30.05.2024
Grado in Angst
Nagele, Andrea

Grado in Angst


ausgezeichnet

Dies ist der neunte Band in der Grado-Reihe und wie immer, sehr spannend und mysteriös. Zudem werden wir wieder mit italienischem Flair bedient, das gute Essen, der Wein. Man bekommt Sehnsucht, selbst in Grado sein zu dürfen. Der Gynäkologe Gianluca Pirandelli hat Hals über Kopf seine Praxis in Mailand aufgegeben und ist mit seiner Frau Gianni und dem kleinen Sohn nach Grado, um dort als Frauenarzt zu wirken. Doch dann sterben einiger seiner Patientinnen an Krebs, die bei ihm in Behandlung waren, ohne von ihrer Krankheit zu wissen. Dann stirbt auch noch Bibiana, die engste Freundin von Commissaria Maddalena. Jetzt will sie der Sache auf den Grund gehen. Und auch Gianlucas Ehefrau hegt gegen ihn einen Verdacht. Sie meint, dass er sie mit seiner Sprechstundenhilfe betrügt. Sie will deshalb in der Praxis nach Beweisen suchen und macht dort eine fatale Entdeckung. Doch als die Commissaria Gianluca zur Rede stellen will, ist er plötzlich verschwunden. Doch dann ergeben sich weitere Vorfälle und Maddalena muß nicht nur gegen einen Täter vorgehen. Die Autorin schildert derart lebensnah, sie beschreibt den Schmerz und die Tragödie des Ehemannes und der kleinen Tochter von Bibiana, dass man selbst beim Lesen unheimlich traurig ist. Auch die Mitarbeiter von Maddalena sind Menschen wie du und ich, es werden ihre Gefühle und Emotionen, die beruflichen Querelen voll in den Krimi mit eingebracht. Ein wirklich ganz hervorragendes Buch, das wirklich alles beinhaltet. Und am Ende ist noch ein wirklich gutes Rezept zum Nachkochen. Das Cover zeigt die Adria und Grado in der rotglühenden untegehenden Sonne und ich warte schon auf dEN Zehnten GARDO-Krimi.

Bewertung vom 29.05.2024
Am liebsten würde ich auf der Waage eine Null stehen haben - Mein Leben mit der Magersucht - Autobiografie
Strehl, Brigitte

Am liebsten würde ich auf der Waage eine Null stehen haben - Mein Leben mit der Magersucht - Autobiografie


ausgezeichnet

Alleine schon das Titelbild des Buches macht einen Angst und Bange. Eine junge Frau, der Kopf erscheint riesig, der Körper dürr und die Beine wirklich wie Streichhölzer. Und ich frage mich immer wieder, warum hat die Mutter sie nicht in ein Krankenhaus einweisen lassen, wo ihr Körper wieder zu Kräften kommt und einen guten Psychiater oder Psychologen für ihre Tochter gesucht, damit die Seele geheilt wird. Und auch der Hausarzt hat außer Blutabnahme und schlechten Werten auch nichts in die Wege geleitet. Das einzige, was ihre Mutter gemacht hat, einen Umzug zu organisieren und nach Mallorca zu gehen, aber dort gefiel es der Tochter auch nicht, dann ging man wieder zurück nach Deutschland in eine neue Stadt. Der Vater, an Parkinson erkrankt, wurde zurückgelassen, da die Tochter ihn angeblich nich ertragen kann. Steckt da nicht schon in der Familie der Schlüssel für die Magersucht? Auf den Fotos trägt Brigitte teuere Klamotten, Markentaschen. Mir scheint, sie hat alles bekommen, außer eine gute Behandlung zur Heilung. Schon mit neun Jahren fühlte sich Brigitte zu dick, war immer ein Außenseiter, sie redere sich ein häßlich zu sein, unbeliebt. Aber sie war der Klassenprimus. Ihre Tage verbrachte sie mit tiefen Depressionen im Bett, mit Kalorienzählen und mit Wiegen. Ich selbst bin Mutter und Oma, wenn eines meiner Kinder so reagiert hätte, hätte ich sofort etwas unternommen. Das Buch erzählt eigentlich immer nur, wie schlecht es der Protagonisten geht, sie will nicht mehr leben, alles ist ihr zu viel, die Tage zu anstrengend, am besten im Bett und alles Dunkel: Auch haben die vielen Schulwechsel an ihrer Situation nichts geändert. Hier lesem wir nur eine Anzahl von Gejammere. Ob Brigitte jemals ein richtiges Leben führen kann, bleibt abzuwarten. Ich hätte mir mehr von diesem Buche erwartet. Was positiv zu bewerten ist, sind die vielen Fotos und die zeigen, dass Brigitte einstmals ein sehr schönes Mädchen war.