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evelynmartina

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2010
Das Wesen
Strobel, Arno

Das Wesen


gut

Lang ersehnt und endlich auf dem Markt: "Das Wesen", der neue Thriller von Arno Strobel, in dem sich zwei verbissene und unerschütterliche Menschen ein interessantes Psychoduell liefern.
Nach 15 Jahren kommt es zu einem höchst unerfreulichen Wiedersehen zwischen Kommissar Bernd Menkhoff und dem Psychiater Dr. Joachim Lichner. In Aachen verschwindet ein kleines Mädchen und Dr. Lichner, der entgegen seiner Unschuldsbeteuerungen eine langjährige Haftstrafe wegen Mordes an einem Mädchen absitzen musste, gerät erneut in den Kreis der Verdächtigen. Damals wie heute sind der von Lichner's Schuld überzeugte und nahezu besessene Bernd Menkhoff und sein eher zweifelnde Kollege Alexander Seifert mit dem Fall betraut.
In der clever gewählten Ich-Perspektive schildert Alexander Seifert die laufenden und die früheren Ermittlungen, die 1994 zur Verurteilung des Psychiaters geführt haben. Die Handlung springt zwischen 1994 und 2009 hin und her und wird ab ungefähr der Hälfte des Buches nur noch in der Jetzt-Zeit erzählt, was ich erheblich angenehmer empfunden habe.
Die Geschichte ist sprachlich einfach gestaltet und lässt sich leicht und flüssig lesen. Dem Autor gelingt es, kontinuierlich Spannung aufzubauen, diese zu halten und zu einem wirklich überraschenden und schlüssigen Ende zu führen.
Dennoch ist der Funke auf mich nicht richtig übergesprungen, was sicherlich an den Personen lag, die mir ziemlich fremd geblieben sind. Bernd Menkhoff war mir aufgrund seines ungehaltenen und eigensinnigen Verhaltens und seiner zum Teil recht derben Ausdrucksweise gänzlich unsympathisch. Sein Kollege Seifert erschien mir trotz seiner offensichtlich stattgefundenen Weiterentwicklung immer noch zu duckmäuserisch und memmenhaft. Dagegen hat mir die Darstellung der Figur des Dr. Lichner gut gefallen. Für manch andere das Geschehen auflockernde Nebenfigur hätte ich mir jedoch einen größeren Auftritt gewünscht.
Trotzdem: "Das Wesen" bietet unblutige und spannende Unterhaltung und macht neugierig auf die nächste Veröffentlichung eines deutschen Autors, der mithalten kann und Potenzial nach oben besitzt.

Bewertung vom 18.11.2010
Der Professor
Katzenbach, John

Der Professor


schlecht

Die Inhaltsangabe zu John Katzenbach's Psychothriller "Der Professor" lässt in keiner Weise vermuten, welch beängstigende, wenn auch realitätsbezogene Richtung die Handlung einschlägt.
Nachdem ein demenzkranker Psychologieprofessor mit krankheitsbedingten Wahnvorstellungen die vermeintliche Entführung eines 16-jährigen Mädchens beobachtet hat, kämpft er, geplagt von Krankheit und Selbstzweifel, um die eigene Glaubwürdigkeit und die Rettung des gekidnappten Teenagers.
Die Geschichte beginnt vielversprechend und spornt durch relativ kurze Kapitel und einen geschickten Erzählaufbau zum Weiterlesen an. Allerdings befindet sich der Leser recht bald in einem grausamen, äußerst beklemmenden Szenario, in dem zwar wenig körperliche, dafür um so mehr seelische Gewalt ausgeübt wird.
Das Opfer wird von skrupellosen Psychopathen gefangen gehalten, die ein perverses Internet-Reality-Spiel betreiben. Schreckliche Abgründe des Internets tun sich auf. Der Leser nimmt an psychischer Folter hautnah teil und wird so zum Voyeur geschmackloser Perversionen, ähnlich den Konsumenten solch abartiger Publikationen. Meinem Verständnis von spannender Unterhaltung entspricht die Darstellung derartigen Nervenkitzels nicht.
Seine Figuren perfekt zu zeichnen und deren psychischen Komponenten exakt herauszuarbeiten, beherrscht John Katzenbach unumstritten. Jedoch übertreibt er hier ab und an seine Beschreibungskunst und Detailverliebtheit und begibt sich in uninteressante Nebenstränge, die konstruiert und unwirklich sind. Ernstzunehmende Halluzinationen als Symptom einer schweren Erkrankung wie die der Demenz treten in Gestalt von Geistern bzw. toten Angehörigen auf, die zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, Ermittlungsarbeit leisten und in brenzligen Situationen zur Seite stehen.
Nein!
Ich hatte einen ausgeklügelten und logischen Thriller mit überraschenden Wendungen erwartet und bin enttäuscht worden. Von Anfang an ist die Linie zwischen Gut und Böse klar gesteckt und das Geschehen vorhersehbar. Es geht auf langen 555 Seiten einzig und allein um das Wie, das wiederum einige Ungereimtheiten beinhaltet und in einem völlig überzogenen Showdown endet.
John Katzenbach hat sich in seinem neuen Buch an aktuelle und brisante Themen gewagt, deren Umsetzung meiner Meinung nach leider nicht gelungen ist.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2010
Splitter
Fitzek, Sebastian

Splitter


sehr gut

Unverkennbar Fitzek!
Für „Splitter“ sollte man sich Zeit nehmen und am Ball bleiben, um den roten Faden nicht zu verlieren.
Wie gewohnt hält Sebastian Fitzek seine Leser durch ein flottes Erzähltempo, verschachtelte Verwirrungen und einen geschickt geführten Handlungsverlauf bei der Stange.
Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Ohne viel zu hinterfragen, habe ich mich einfach auf sie eingelassen und bin durch die Seiten geflogen. Über manche Wendungen und Überraschungsmomente habe ich mich zwar gewundert, fand sie aber nicht vollkommen abwegig und war von dem Einfallsreichtum des Autors wieder einmal begeistert.
Auch wenn man über die Auflösung und den Schluss geteilter Meinung sein kann, letztendlich habe ich das Buch mit einem guten Gefühl zugeschlagen, denn es hat mir Spannung und unterhaltsame Lesestunden beschert.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2010
Ich trink Ouzo, was trinkst du so?
Bettermann, Stella

Ich trink Ouzo, was trinkst du so?


sehr gut

Als Griechenland-Fan habe ich mich auf dieses Buch besonders gefreut.
Stella Bettermann, Tochter einer Griechin und eines Deutschen, erzählt von ihrer Kindheit und Jugend, die von deutschen und griechischen Gepflogenheiten geprägt sind.
Die Familie lebt in München, die Sommerferien verbringt sie alljährlich bei den griechischen Verwandten in Athen.
Durch ihren warmherzigen und humorvollen Schreibstil gelingt es der Autorin, den Leser in ein faszinierendes Land zu entführen, dessen Sitten und Bräuche er kennen und verstehen lernt.
Die Handlung überschlägt sich nicht und zeichnet sich nicht durch übermäßige Spannung aus, trotzdem hat es mir Spaß gemacht, dem Geschehen zu folgen und an den Schilderungen von griechischen Festen, Traditionen und Gewohnheiten teilzuhaben. Die dargestellten Personen sind durchweg sympathisch und liebenswert und spiegeln die spezielle und ureigene griechische Lebensart wider.
Nach der kurzweiligen und unterhaltsamen Lektüre würde ich jetzt gerne meine Koffer packen und ...

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2010
American Devil
Stark, Oliver

American Devil


sehr gut

Teuflisch gute Leistung des Johannes Steck

Ein Serienkiller treibt in New York sein Unwesen. Auf bestialische Art tötet er junge, wohlhabende, blonde Frauen, entnimmt ihnen ein Andenken und lässt sie mit Blütenblättern bedeckt in engelgleichen Posen zurück. Die Polizei steht vor einem Rätsel und holt den vom Dienst suspendierten Detective Tom Harper ins Team zurück. Mit Hilfe der Psychologin Denise Levene beginnt der Cop die Jagd nach dem „American Devil“.

Oliver Stark hat mit seinem Debüt einen Thriller wie aus dem Lehrbuch geschrieben. Für eingefleischte Thriller-Leser bietet das Buch nichts Neues und gleicht vielen bereits auf dem Markt erschienenen Serienmörder-Geschichten. Die Figuren wirken schablonenhaft, die Handlung ist vorauszusehen und beinhaltet wenig Überraschungen.

Ich bin froh, dass ich in den Genuss des Hörbuches gekommen bin, das Buch hätte ich wahrscheinlich nach ein paar Seiten weggelegt. Johannes Steck versteht es durch seine eindringliche und packende Vortragsweise, die der Situation entsprechende Atmosphäre zu schaffen und langatmige, durchschaubare Passagen kurzweilig werden zu lassen. Durch perfekte Modulation seiner Stimme füllt er die Personen mit Leben und macht sie greifbar und real. Seiner Lesung ist es gelungen, mich bei der Stange zu halten, so dass ich ihr mit Begeisterung und Spannung bis zum Schluss zugehört habe.

Da mir das Hörbuch, bei dem es sich um eine gekürzte Fassung handelt, sehr gut gefallen hat, empfehle ich es allen, die einen nach Schema F gestrickten Thriller einmal anders erleben möchten. Es lohnt sich!

Bewertung vom 01.11.2010
Schmuddelkinder / Kommissar Lenz Bd.6
Gibert, Matthias P.

Schmuddelkinder / Kommissar Lenz Bd.6


gut

In Kassel werden ein Mann und eine Frau zur selben Zeit brutal niedergestreckt und erstochen. Beide waren in den siebziger Jahren als Erzieher in einem Heim für Kinder und Jugendliche tätig. Kommissar Paul Lenz, der sich auch privat mit einigen Turbulenzen auseinandersetzen muss, begibt sich mit seinem Team auf Spurensuche und versucht eventuelle Zusammenhänge aufzudecken.

"Schmuddelkinder" ist Lenz' sechster Fall, für mich war es der erste. Obwohl mir die Personen und das bis dato stattgefundene Privatleben des Kommissar Lenz fremd waren, habe ich mich schnell in das Geschehen eingefunden. Paul Lenz wirkt sympathisch und menschlich. In dieser Geschichte erlebt er einschneidende und folgenschwere private Veränderungen, deren ausführliche Schilderungen mich allerdings zunehmend gestört haben.
Die Handlung des eigentlichen Kriminalfalls ist klar und logisch durchstrukturiert und führt in ein Kinder- und Jugendwohnheim der siebziger Jahre. Der Leser erhält einen interessanten Einblick in Erziehungsmethoden und -ziele von damals, die sich zwar eindeutig von den heutigen unterscheiden, die aber dennoch nicht an Aktualität verloren haben. Die dargestellten Figuren erscheinen glaubhaft und realistisch. Bei der Aufklärung der Morde kommen immer neue Aspekte hinzu und Überraschungsmomente fließen ein, so dass die Spannung kontinuierlich steigt und die Lösung bis kurz vor dem Ende offen bleibt.

Matthias P. Gibert ist mit "Schmuddelkinder" gute Krimi-Unterhaltung gelungen, die sich leicht lesen lässt, und die auf weitere Fälle des Kommissars neugierig macht.

Bewertung vom 22.10.2010
Gegen jede Regel
Stammsen, Sebastian

Gegen jede Regel


gut

Die Geschichte beginnt und endet an einem Montag. In dieser klar umrissenen Woche überschlagen sich die Ereignisse in Krefeld und Umgebung. Nachdem der 17-jährige Tobias Maier erstochen in seinem Elternhaus aufgefunden wird, nehmen die Kommissare Markus Wegener und Nina Gerling umgehend die Ermittlungen auf. Der erste Eindruck, Tobias sei ein Außenseiter und Einzelgänger gewesen, trügt, denn bald stellt sich heraus, dass Tobias ein engagiertes Heavy-Metal-Bandmitglied war, eine feste Freundin hatte und eine magische Anziehung auf Frauen ausübte. Als Computerfreak hat er außerdem an einem Online-Spiel teilgenommen, bei dem andere Regeln gelten als die, nach denen man gemeinhin spielt. Das Kriminalisten-Duo begibt sich auf Tätersuche und taucht dabei unweigerlich in die Welt des Online-Spieles ein.

Die Kapitel des Buches umfassen die Wochentage und spiegeln die Ermittlungsarbeit der Polizei wider, die sich Schritt für Schritt der Aufklärung des Mordes nähert. Die Handlung, die in der Ich-Form aus der Sicht des Kommissars geschildert wird, startet direkt ohne großes Vorgeplänkel und wird konsequent ohne Zeit- und Raumsprünge bis zum Schluss durchgeführt. Aufgrund des flüssigen und unkomplizierten Erzähl- und Schreibstils bleibt der rote Faden durchweg erhalten. Dadurch dass das Umfeld des Opfers nach und nach durchleuchtet wird und laufend neue Aspekte und Verdächtige hinzukommen, steigt die Spannung stetig. Die Figuren wirken recht interessant, ihre Verhaltensweisen lassen sich nachvollziehen, jedoch hat mir hier das gewisse Etwas gefehlt. Der Autor verwendet bekannte Klischees, die er gezielt einsetzt, die aber kaum Neues und Außergewöhnliches bieten. Die Darstellung des Kommissars allerdings ist in meinen Augen gelungen, ein ansprechender und humorvoller Zeitgenosse, mit dem man einfach mitfühlen muss. Konkurrenzdenken im Polizeikollegium und Revierstreitigkeiten, die es natürlich auch in diesem Krimi gibt, sowie das Privatleben der Kriminalbeamten werden im Verlauf des Geschehens nicht breit getreten, was mir sehr gut gefallen hat. Zudem bekommt der Leser einen Einblick in den Kreis der Online-Spiele, deren Bedeutung im Internetzeitalter immer mehr an Aktualität und Brisanz gewinnt. Leider konnte ich mich in die Richtung, in die sich die Handlung im letzten Drittel des Buches bewegt, nur schwer hineinversetzen und empfand daher manche Erklärungen als zu ausführlich und einige Aktionen als übertrieben und überflüssig. Die Auflösung des Falles erscheint mir zwar logisch und einleuchtend, konnte mich jedoch nicht vollkommen überzeugen.

"Gegen jede Regel" ist meiner Meinung nach solide Krimi-Unterhaltung mit Hand und Fuss, die angenehm und spannend zu lesen ist. Wer sich für Online-Spiele, Strategien und unkonventionelle Spielmethoden begeistern kann, der wird Sebastian Stammsen's Krimi-Debüt besonders mögen. Der nächste Fall für das sympathische Ermittler-Team steht übrigens schon in den Startlöchern.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2010
Leises Gift
Iles, Greg

Leises Gift


weniger gut

"Leises Gift" bietet bestenfalls gute Unterhaltung, von der man allerdings nicht zu viel erwarten sollte. Nach bewährtem amerikanischen Krimi-Muster verfasst der Autor in leicht zu lesendem Erzählstil eine Geschichte, die interessant wirkt, deren Hintergrund aber nicht unbedingt neu ist. Wer gut und böse ist, steht von Anfang an fest, und so geht es 600 Seiten lang darum, das Gute zu retten und das Böse zu bekämpfen. Die Handlung ist vorhersehbar und langatmig und verliert durch ausgedehnte Situationsbeschreibungen und wissenschaftliche Ausführungen merklich an Spannung. Die Protagonisten, vom Schicksal stark gebeutelt, bleiben schemenhaft und stereotyp. Überraschungen gibt es keine, daher ist dann auch das Ende wie vermutet, Hollywood like.
Bei diesem Buch haben mir eindeutig Nervenkitzel und Gewieftheit gefehlt, wovon ich mir aufgrund der Inhaltsangabe mehr erhofft habe.