Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SiRose

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2014
Im Winter dein Herz
Lebert, Benjamin

Im Winter dein Herz


sehr gut

Benjamin Lebert hat hier ein kleines winterliches "Roadmovie" verfasst. Es geht um 3 junge Leute - Robert, den essgestörten sensiblen jungen Mann, Kudowski, den eher ruppigen, aber dennoch verrückt liebenswerten Typen und Annina die zuverlässige Türkin. Alle Drei entfliehen in einem schwarzen Suzuki Samurai dem Ort Waldesruh – die 2 Männer einer Klinik und Annina ihrer Arbeitsstelle- einer Tankstelle. Es ist ein eisiger, verschneiter und ruhiger Winter, denn in diesem Roman wird Winterschlaf ersponnen. Der Trupp macht sich auf nach München, weil Robert seinem Vater etwas erzählen möchte, was ihm auf der Seele brennt. So folgt man einer poetischen, bildgewaltigen und fast andächtigen Stimmung dieses Buches. Es werden öfters Gedichte zitiert und man springt mit den Kapiteln "Momente der Geborgenheit" in die innersten Welten und die Vergangenheit der Protagonisten am Ende eines jeden Heftes (werden hier so die Kapitel genannt). Kein leichtes Buch - irgendwie wirklich ein ruhiges Winterbuch - etwas zum Träumen, Nachdenken und Auseinandersetzen... Etwas zum zur Ruhe kommen und nicht mal schnell Zwischendurch lesen und etwas Langsames in einer hektischen Zeit. Ich bin froh, dass ich es in grauen Februartagen gelesen habe…
Wer also manchmal nach dem Sinn des Lebens sucht und sich sehr sensibel mit der Welt und den Menschen darin auseinander setzt, vielleicht sogar das ein oder andere Manko besitzt, wird dieser Roman mehr ansprechen, als Jemanden, der das Leben feiert und nur alles positiv sieht, meiner Meinung nach. Das Buch entlässt einen mit einem vagen Ende und vielleicht Fragen – gut um nochmals genau nachzudenken…

Bewertung vom 10.03.2014
Vertraute Fremde
Taniguchi, Jiro

Vertraute Fremde


ausgezeichnet

Ich habe den Manga von einem Freund zum Geburtstag geschenkt bekommen. Bisher hatte ich mich nie für diese Art der Literatur interessiert - geschweige denn sowas gelesen. Aber die Geschichte um Hiroshi Nakahara, der in den falschen Zug nach einer Geschäftsreise steigt und die Endstation seine Geburtsstadt ist, hat mich gefesselt und berührt. In Kurayoshi , wie die Stadt heißt, war er jahrelang nicht mehr und er beschließt das Grab seiner Mutter zu besuchen. Auf dem Friedhof fällt er in eine Art Ohnmacht, als er zu sich kommt, findet er sich in seinem Körper als 14-Jähriger wieder. Er lebt sein Leben als 14-Jähriger in den 60-er Jahren abermals – allerdings mit dem Wissenstand des bereits Erwachsenen mit Frau und Kindern. Im Sommer 1963 verließ sein Vater von heute auf morgen die Familie und kehrte nie mehr wieder, so will Nakahara herausfinden, wie und warum das passierte. Der Comic-Künstlers Jiro Taniguchi erhielt für dieses Buch den Comic des Jahres 2007 in Deutschland und nennt schon verschiedene andere Auszeichnungen aus Japan und Frankreich sein eigen.
In dem Buch habe ich auch gelernt, was ein Graphic Novel ist, wozu das Buch zählt. Diese gezeichnete Geschichte, strömt viel Optimismus und Zuversicht aus und ist ein anspruchsvolles Thema für ein erwachsenes Publikum. Das Thema um Familie und Veränderungen, verlorenen und gefundenen Träumen ist meisterlich und flüssig erzählt und macht mir Lust auf mehr Graphic Novels . Taniguchi ist wirklich ein Poet der Bildgeschichte.