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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


ausgezeichnet

Tränen, Liebe, Lebensgier ist ein hilfreicher Ratgeber in der extremen Trauerphase. Wenn man in dieser Situation einen Rettungsanker braucht, um sich vorstellen zu können, dass diese Phase ein Ende hat, so ist dieses Buch sicher ein brauchbarer Wegbegleiter. Die Autorin beschreibt ihre eigene Liebes- und Trauergeschichte so lebhaft und ohne zu Beschönigen, mit allen Höhen und Tiefen der Trauerarbeit. Als Betroffener sucht ein Leser sicher nach Wegen, wie man mit den Gefühlen und dem Verlassensein umgehen kann. Diese Wege zeigt sie in allen Facetten auf und macht Hoffnung, dass neben dem allgegewärtigen Schmerz auch Lachen und Freude zu der Verwandlung gehören. Das alte Leben gibt es nicht mehr aber ein Neues ist möglich und in diesem gibt es gute Zeiten. Allein für diese Hoffnung lohnt es sich das Buch zu lesen. Der Schreibstil ist sehr emotional und lebendig und lässt sich gut und flüssig lesen. Das Cover ist zauberhaft gestaltet und passt hervorragend zum Inhalt. Das Krafttier Libelle hat seine eigene, besondere Bedeutung.
Vor mir eine absolute Leseempfehlung für Trauernde aber auch für Menschen, die sich für das Thema interessieren, ohne momentan direkt betroffen zu sein.

Bewertung vom 03.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


sehr gut

Ich träumte von einer Bestie ist ein Buch, dass man sich erlesen muss. Es ist keine locker-leichte Lektüre sondern beschäftigt sich mit alter Legende und dessen Wirkung in heutige Zeit.
Als Datenforensikerin ist Fleur eigentlich ein kühler Kopfmensch aber Alpträume verfolgen sie Nacht um Nacht. Der Wald und eine Wolfsbestie spielen in diesen Träumen eine zentrale Rolle. Durch den Tod der Großmutter kommt Fleur mit der Vergangenheit ihrer Familie und den Spuren ihrer Vorfahren in Kontakt und forscht in alten Archiven und alten Gemäuern Frankreichs nach Antworten. Die Bestie des Gévaudan ist das Leitbild dieses Romans und zieht sich durch die Geschichte. Fleur versucht mit Hilfe des charismatischen Thomé Antworten zu finden auf die Fragen, die ihr Leben begleiten.
Die Geschichte ist stimmig, weist in der Mitte des Romans allerdings einige Längen auf. Daher ziehe ich einen Stern ab. Den Titel finde ich nicht besonders gelungen aber der Inhalt bietet Stoff für interessante lange Leseherbst-Abende.

Bewertung vom 18.09.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


ausgezeichnet

Meine Männer ist ein Buch, dass sich stark aus der Reihe der Neuerscheinungen hervorhebt. Eine Geschichte, die bedrückend und sehr bildreich beschreibt, wie eine junge Frau, getrieben von ihren Erlebnissen mit anderen Menschen (und vor allem Männern) versucht ihren Platz im Leben zu finden. Dabei sucht sie Nähe, Vertrauen und vor allem Liebe. Ihre Vorstellungen werden immer wieder enttäuscht und so säumen einige Todesfälle ihren Lebensweg.
Eine traumatische Erfahrung in jungen Jahren trägt sie ihr ganzes Leben mit sich herum und kann die späteren Beziehungen nicht wirklich realistisch einordnen und für sich selbst gestalten. Sie ist gefangen in ihren Gedanken und findet auch in ihrer Wahlheimat keinen Halt und kein dauerhaftes Glück.
Die Lektüre dieses Romans ist keine Entspannung sondern Lesearbeit. Die Sprache ist gewaltig und bildreich aber keine leichte Unterhaltung. Wenn sich der Leser auf die Reise durch diese Geschichte begibt, erhält er ein besonderes Leseerlebnis, bei dem man manche Passage gerne noch einmal liest, um die Wirkung nachzuspüren.
Das Cover spricht mich nicht an, ich finde es nicht zum Thema passend. Der Inhalt entschädigt für das Cover. Eine Empfehlung für Leser, die sich an ein bedrückendes Thema heranwagen, dafür aber sprachlichen Hochgenuss schätzen.

Bewertung vom 09.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Wellenkinder ist ein Buch, über das man beim Lesen und nach dem Lesen gerne mit anderen Lesern reden möchte. Drei Geschichten aus verschiedenen Zeiten werden erzählt, in denen eine besondere Mutter-Kind-Bindung das gemeinsame Bindeglied darstellt. Seit langem hat mich kein Buch mehr so gefangen genommen, wie dieses. Die Personen sind sorgsam herausgearbeitet und obwohl die Erzählstränge parallel laufen ist einer so fesselnd, wie der andere. Jan, der vor den Trümmern seiner Ehe steht aber von seiner Vergangenheit eingeholt wird, als er sich um seinen Vater kümmern muss, den er vor 30 Jahren hinter sich gelassen hat. Oda, deren Fluchtversuch aus der DDR scheitert und die einem Willkürregieme und seinen Handlangern ausgeliefert ist. Und Margit, die ein Kriegskind in Obhut nimmt und versucht in der Zeit des 2. Weltkrieges zu überleben. Drei Geschichten die so fesselnd und lebendig geschrieben wurden, dass das Lesen dieses Buches ein Eintauchen in drei Zeiten ist. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr lesen durfte.

Bewertung vom 31.08.2023
12 Gesetze der Dummheit
Beck, Henning

12 Gesetze der Dummheit


ausgezeichnet

Ein Sachbuch für den Alltagsgebrauch und als Alltagsbegleiter liefert uns der Neurowissenschaftler Henning Beck mit dem Buch 12 Gesetze der Dummheit. In 12 Kapiteln erläutert er woran es liegt, dass wir bei Entscheidungen oft den falschen Weg gehen, wie wir uns durch unser Denken selbst im Wege stehen. Er beschreibt wissenschaftliche Experimente, die darlegen warum wir uns in bestimmten Situationen so verhalten, wie wir es tun (oftmals zu unserem persönlichen Nachteil). Durch den Blick auf eigene Denkstrukturen und Mechanismen, die unser Handeln und somit unseren Alltag steuern, versucht Henning Beck den Leser zu schulen, wie er sein eigenes Leben selbst-bestimmter gestalten und die Mechanismen erkennen, die uns von außen steuern und beeinflussen. Ein guter Ratgeber, der den offenen Umgang mit eingefahrenen Strukturen begleiten kann.
Das Buch ist gut strukturiert und interessant und abwechslungsreich gestaltet, da die Kapitel gut gegliedert sind und viele Unterabschnitte den Lesefluss gestalten.
Das Cover passt sehr gut zum Inhalt und ist ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 24.08.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


weniger gut

Leider hat mir der Roman Mattanza meine Erwartungen in keiner Weise erfüllt. Die jährlich wiederkehrende Tradition des Thunfischfangs auf einer kleinen Insel Katria wird in kapitelweisen Wiederholungen beschrieben. Die Details der Fischerei werden so ausführlich vorgestellt, dass Fischfangbegeisterte sicher auf ihre Kosten kommen. Für mich war es einfach zu viel. Die Geschichte der traditionslastigen Gemeinde, die ihre jahrhunderte alten Regeln ändern muss, weil kein männlicher Nachkomme die Fischer anführen wird, kommt nach meinem Lesegeschmack viel zu kurz. Stattdessen wird das Gemetzel beim Töten der Fische wiederholt ausführlich dargestellt. Die Personen bleiben flach und als Leser kann ich keinen Zugang zu ihnen finden, weil sie im Hintergrund bleiben. Stattdessen dreht sich alles um die ziehenden Fischschwärme. Leider kein Buch, das ich empfehlen möchte.

Bewertung vom 26.07.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

Der Autor Alan Garner ist bekannt für seine Fantasy- und Abenteuerromane. Diese Elemente finden sich auch in Treacle Walker wieder. Das Buch ist ein Werk der Wortspiele und Fantasien, das man nur schwer beschreiben kann. Das Lesen fasziniert auf der einen Seite, lässt aber auch so viele Fragen offen, dass ich am Ende Zweifel hatte, ob ich alles verstanden hatte, was der Autor mitteilen wollte.
Lesegenuss für die Leser, die sich auf die Reise der Fantasy einlassen möchten, ohne jedoch durch flache Unterhaltung abgelenkt zu werden. Die Kürze des Buches führt zu komprimiertem Lesegenuss. Kein Zeilenfüller. Keine Phrasen. Dafür anspruchsvolle Wortbilder und Gedankenspiele, bei denen man manchen Satz mehrfach lesen muss, um ihn ansatzweise zu verstehen. Keine leichte Sommerlektüre aber das erwartet man von Alan Garner auch nicht.

Bewertung vom 04.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Ute Mank hat mit Elternhaus einen Roman geschrieben, der sich anfühlt wie "nach Hause kommen". Beim Lesen der Familiengeschichte hat man das Gefühl, man sei ein Teil der Familie und stecke inmitten der Konflikte. Sehr lebensnah und lebendig beschreibt sie die Schwierigkeiten dreier Schwestern, deren Leben sehr unterschiedlich verlaufen. Petra lebt weit entfernt und fühlt sich den anderen immer fern, Sanne lebt nahe der Eltern und entscheidet über deren Leben und Gitte irgendwo dazwischen. Die zunehmende Altersabhängigkeit der Eltern und deren gezwungender Auszug aus dem Elternhaus lässt alte Konflikte aufbrechen und neue entstehen.
Trotzdem handelt es sich nicht um eine schwere Lektüre, sondern einen unterhaltsamen Roman. Er regt zum Nachdenken an und lässt den Leser seine eigenen Familienstrukturen überdenken, wenn er es zulässt.
Einzig negativ empfinde ich die Covergestaltung. Ein Motiv, das nach meinem Empfinden gar nicht passt. Trotzdem eine Leseempfehlung für Familienmenschen.

Bewertung vom 12.05.2023
Die Sache mit dem Wald
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


ausgezeichnet

Sven Herzog liefert mit seinem Sachbuch Die Sache mit dem Wald eine vielschichtige Informationsmöglichkeit für Menschen, die sich mit dem Thema Wald sachlich auseinander setzen möchten. Er liefert viel Hintergrundinformation aus geschichtlicher Zeit, aus der Forstwirtschaft und aus dem Bereich Ökologie. Er beschreibt sachlich und ohne eigene Wertung viele Aspekte der Wald- und Forstwirtschaft. Der Aufbau verschiedener Waldstrukturen sowie deren Auswirkungen auf das Ökosystem werden laiengerecht erläutert. Das Thema Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft hat einen besonderen Stellenwert in dem Buch. Unterlegt mit vielen Fotos werden auch für Nicht-Waldkundige-Leser die Informationen greifbar.
Prof. Herzog versucht mit diesem Buch nachhaltige Konzepte vorzustellen, die möglichst vielen interessierten Pareien verschiedener Lager eine Möglichkeit des Konsens bieten.
Eine interessante Lektüre für Waldfreunde, die Sachinfo suchen.

Bewertung vom 09.05.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Mit So weit der Fluss uns trägt liefert Shelley Read uns einen dramatisch-romantischen Roman um die junge Victoria, die in der wilden und rauhen Natur Colorados leben und überleben muss. Nachdem sie als junges Mädchen die Mutter verloren hat ist sie deren Ersatz in ihrer Familie. Mit dem Auftauchen eines fremden jungen Mannes, in den sie sich Hals-über-Kopf verliebt ist der Familienfrieden gestört. Ihre Flucht in die Wildnis ist ihr Versuch mit der Ermordung ihres Freundes, dessen Kind sie erwartet, fertig zu werden. Dass dies, mit einem Neugeborenen, nicht gelingen kann erfordert weitere Opfer von der verzweifelten jungen Frau.
Ein stimmungsvoller, zeitweise düsterer Roman um eine starke junge Frau, die ihren Weg, auch in widrigsten Bedingungen, sucht. In lebendigen Landschaftsbildern beschreibt die Autorin die Wildheit des Überlebenskampfes der sich im äußeren Umfeld und in der inneren Zerrissenheit Viktorias abspielt. Der Leser bekommt durch die stimmungsvoll-bildreiche Wortwahl und die naturnahen Beschreibungen die Atmosphäre des Romans sehr nahegebracht.
Eine Leseempfehlung für die Leser, die sich bereits in die Geschichte Der Gesang der Flusskrebse verliebt hatten.