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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Beeindruckender Roman

Mich hat dieses Buch wirklich ergriffen. Es geht um die Geschichte eines Jungen, der als Kind der 1980er/90er Jahre mit seinen Eltern aus dem Iran fliehen muss und sich in einer Bochumer Siedlung wiederfindet. Gewalt, Drogen und Rassismus sind an der Tagesordnung und der Junge verliert sich selbst in dieser Spirale, in der am Ende nur Wut und Hass bleiben.

Der Erzählstil ist sehr direkt und dabei absolut schonungs- und emotionslos. Die Resignation und die Wut des Protagonisten scheinen in jedem Satz durch und zwingen einen in die Auseinandersetzung mit der Lebensrealität vieler Flüchtlinge wenn sie nach Deutschland kommen und sich alles andere als willkommen fühlen.

Dabei seziert der Autor das Verhalten und die Kultur, vor allem aber auch die Sprache in Deutschland. Diese Szenen haben mich wirklich beeindruckt und teilweise auch schockiert zurück gelassen.

Auch die geschilderten Gespräche zwischen dem Protagonisten und seinen hoch gebildeten Eltern haben mir sehr gefallen. Insgesamt hat einem das Buch so auch einen sehr guten Einblick in kulturelle Unterschiede gegeben und den Kulturschock, dem die Familie ausgesetzt war sehr drastisch gezeigt.

Mich hat das Buch wirklich auf mehreren Ebenen begeistert - erzählerisch, sprachlich aber auch die Geschichte an sich. Ein wichtiges Buch, das den Finger in die Wunde legt und mich sicherlich gedanklich noch eine Weile begleiten wird.

Bewertung vom 04.08.2024
Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1


gut

Das Cover hat mich sofort angesprochen - es ist herrlich schrill und provozierend. Erwartet habe ich einen spannenden Kriminalfall mit einer polarisierenden, schlagfertigen und unangepassten Protagonistin. Sprich viel Lesespaß.

Leider muss ich sagen, dass mich das Buch nicht ganz überzeugen konnte. Ich habe mir sehr schwer getan in die Handlung reinzukommen. Für meinen Geschmack fing der Krimi zu seicht und langsam an. Anfangs hat mir auch definitiv der Coolheitsfaktor einer schrillen Protagonistin gefehlt, den ich erwartet hatte.

Schwester Holiday entwickelt sich zum Glück gut weiter und bietet insbesondere im Zusammenspiel mit der Brandermittlerin Riveaux sehr unterhaltsame Momente und schlagfertige Dialoge. Auch ihr Hintergrund wird in den Roman eingeflochten, so dass man sie und ihre Motivation gut kennenlernt - das hat mir gut gefallen.

Der Kriminalfall selbst hat mich nicht begeistern können. Oft plätschert die Geschichte nur langsam dahin, während Schwester Holiday sehr unprofessionelle, eher emotional motivierte Verdächtigungen ausspricht.

Insgesamt ein Buch, dass sich gut lesen lässt und eine wirklich originelle Protagonistin einführt, als Krimi aber nicht überzeugen kann. Lässt mich insgesamt leider eher enttäuscht zurück.

Bewertung vom 13.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Die Schattenseiten der Filmindustrie

Das schöne Cover des Buches gibt uns schon einen Hinweis, in welcher Zeit und in welchem Setting wir uns bewegen. Im Hollywood der späten 1930er Jahre treffen wir auf die fiktive Figur Eve. Eine wunderschöne, geheimnisvolle Frau, die durch eine Narbe im Gesicht auffällt und es mit Selbstbewusstsein und Stil schafft, die Menschen um sie herum für sich einzunehmen.

Sie trifft auf einige reale Persönlichkeiten der Zeit, unter anderem die junge aufstrebende Schauspielerin Olivia de Havilland, und freundet sich mit ihr an. In den folgenden Handlungen gewinnen wir als Leser einen Einblick von der Filmindustrie und ihrer dunklen Ecken: Ehemalige Stars, deren Ruhm bereits verblasst ist, Machtspiele zwischen Produzenten, verzweifelte Künstler und nicht zuletzt der Umgang mit Frauen, insbesondere den jungen „Mädchen“, die versuchen, es in Hollywood ganz nach oben zu schaffen. Ein gesellschaftskritischer Roman, der einen satirisch-humorvollen Blick auf eine nach außen glanzvolle Welt wirft.

Eve wiederum ist eine starke Persönlichkeit, die all ihren Mitmenschen immer einen Schritt voraus ist und für einen Typ Frau steht, der sich nicht mit den typischen Rollenbildern zufrieden gibt. Eine beeindruckende wenn auch sehr geheimnisvolle Frau. Und auch wenn man etwas über ihre Hintergründe erfährt, fragt man sich doch bis zum Schluss: Wer ist eigentlich Eve?

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und es hat mir durchaus ein paar neue Eindrücke vermittelt.

Bewertung vom 09.07.2024
Man sieht sich (MP3-Download)
Karnick, Julia

Man sieht sich (MP3-Download)


sehr gut

Über die eine große Liebe des Lebens

„Man sieht sich“ ist ein schöner, gediegener Roman, der sich viel Zeit nimmt zwei Lebensgeschichten mit allen Höhen und Tiefen zu erzählen. Diese kreuzen sich immer wieder und zwischen den Protagonisten besteht eine sehr enge Verbindung.

Das Cover stellt eine grafische Verbildlichung des Plotts dar, was ich als sehr gelungen empfinde. Mich hat das Cover angesprochen - nur typografisch hätte man die Aufteilung so gestalten können, dass der Text ausgeglichener platziert werden kann.

Frie und Robert lernen sich als Teenager in der Schule kennen und entwickeln eine sehr enge freundschaftliche und vertrauensvolle Beziehung. Doch während der eine auf mehr hofft, strebt die andere, geprägt von ihrer Familie, nach Freiheit und Unabhängigkeit.

Als Leser begleiten wir die beiden Protagonisten nun auf ihren Lebenswegen, die sich immer mal wieder trennen und auch wieder kreuzen. Die Liebe der beiden, Hoffnung, Enttäuschung, Trauer und Glück spielen dabei eine zentrale Rolle. Auch der Freiheitsbegriff wird auf unterschiedliche Art und Weise beleuchtet. Dabei wird auch thematisiert, dass das Leben nicht immer so verläuft, wie man es als junger Mensch plant.

Wir begleiten die beiden Freunde insgesamt über mehr als 30 Jahre, beginnend in den späten 1980ern. Meiner Meinung nach werden das Lebensgefühl und der Alltag in den jeweiligen Zeiten sehr gut eingefangen und wiedergegeben.

Insgesamt erzählt der Roman sehr ausführlich, langsam und unaufgeregt - teilweise fast schon wie eine Auflistung an Geschehnissen. Wenn man im hinteren Teil des Romans an den Anfang zurück denkt, hat man tatsächlich das Gefühl, dass diese Handlung schon ewig her ist. Als hätte man das Leben mitgelebt. Interessanterweise hat mich die Handlung dennoch mitgenommen - ich habe es nicht als langatmig empfunden, wahrscheinlich einfach, weil man die Charaktere so gut kennen lernt.

Ich muss aber auch sagen, dass die Liebesbeziehung mich nicht so richtig gepackt hat. Egal ob Drama oder Glück - ich habe es so hingenommen ohne emotional stark mitzufiebern.

In der Hörbuchfassung wird die Geschichte von Katrin Daliot gelesen. Ich kannte die Sprecherin zuvor nicht und musste mich auch erst hineinhören. Nicht so sehr wegen der Stimmfarbe, die ich als angenehm empfinde, sondern eher wegen des Vorlesestils. Der kam mir anfangs etwas unemotional, teils fast geleiert vor. Je länger ich gehört habe, desto mehr bin ich aber zu der Überzeugung gekommen, dass der Stil sehr gut zum Stil des Buches passt und ich konnte mich gut darauf einlassen. Sehr gut gefallen hat mir eine kurze Passage, in der Robert und Frie zweistimmig singen oder wenn Mundart zum Einsatz kam. Das wurde wirklich sehr schön umgesetzt und war ein kleines akustisches Highlight.

Bewertung vom 04.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


sehr gut

Eine erschütternde Autobiografie

In Solito („alleine“) schildert der Autor Javier Zamora seine eigenen, traumatischen Kindheitserinnerungen. Als Neunjähriger wurde er für alt genug befunden, sich mit der Hilfe von Schleusern und einer kleinen Gruppe Flüchtlinge auf die gefährliche Reise zu seinen Eltern nach Kalifornien zu machen. Diese hatten El Salvador schon einige Jahre zuvor verlassen, um vor den Todesschwadronen und der Aussichtslosigkeit zu fliehen.

Über Guatemala und Mexiko geht es über die Grenze nach Amerika - mit gefälschten Pässen, durch Kontrollen, auf Lastwagen, zu Fuß, über das Meer und durch die Wüste.

Der Schreibstil ist recht nüchtern aber ich halte dies für absolut angemessen. Ich denke, eine gewisse Distanz war die einzige Möglichkeit für den Autor, diese unfassbare Flucht zu Papier zu bringen. Er selbst schreibt, dass ihm das ohne die Hilfe seiner Therapeutin nicht möglich gewesen wäre. Zudem wird die lange Zeit der Reise, während der die Gefühle permanenter Angst, des Wartens und der akuten Lebensbedrohung vorherrschen, sehr eindrücklich geschildert.

Sich immer wieder bewusst zu machen, dass all dies einem Kind tatsächlich passiert ist, ist kaum zu ertragen. Umso dankbarer ist man für die anderen Menschen der Gruppe, die in Zeiten der eigenen Verzweiflung und Angst eine unfassbare Stärke und Menschlichkeit zeigen.

Dieses Buch kann ich wirklich jedem ans Herz legen. Der einzige Grund, warum ich keine 5 Sterne vergebe sind die vielen Wörter, Phrasen und Sätze, die unübersetzt in Spanisch im Text stehen. Als Leserin ohne Spanischkenntnisse hat es gravierend meinen Lesefluss gestört, all diese Phrasen im Anhang nachschlagen zu müssen. Bei Eigennamen, Spitznamen oder ähnlichem macht das auch Sinn und man hätte die Übersetzung vielleicht direkt im Text oder als Fußnote auf der Seite einfließen lassen können. Aber wenn dann auch Wörter wie „beinahe“ oder „natürlich“ nicht übersetzt werden, erschließt sich mir das nicht

Bewertung vom 04.07.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


ausgezeichnet

Fesselnd, faszinierend, bedrückend

Darwyne wächst zusammen mit seiner Mutter in einem Slum am Rande des Amazonas Regenwaldes auf. Geboren mit einer Fehlstellung der Füße liebt er seine Mutter abgöttisch während diese ihn verachtet und mit erschreckenden Mitteln versucht zu „richten“.

Nur eine Mitarbeiterin des Jugendschutzes erkennt die Begabung des Jungen, der eine starke Verbindung zum Dschungel und der darin lebenden, vielfältigen Tierwelt spürt und lebt.

Die Situation, in der Darwyne aufwächst ist aus seiner Sicht sehr nüchtern, fast relativierend beschrieben und verdeutlicht wie stark die Liebe des Kindes zu seiner Mutter ist und was er alles zu akzeptieren bereit ist, um ihr zu gefallen. Als außenstehender Leser ist diese Beziehung sehr bedrückend, ja verstörend. Umso mehr als Darwyne hier exemplarisch für viele physisch oder emotional misshandelte Kinder steht.

Im Wald findet der Junge Ruhe und zu sich selbst und der Autor nimmt uns mit in den Amazonas und lässt die schützenswerte Tierwelt, die Vegetation und die Geräuschkulisse für uns lebendig werden. Hierbei lässt er sich von der lokalen Mythologie rund um das zauberhafte Waldwesen Maskilili bzw. Curupira inspirieren, was wirklich meisterhaft und auf eine sehr dezente und authentische Weise gelungen ist.

Darwyne ist vielleicht kein klassischer Thriller, aber ein spannendes Buch, das mich mehr und mehr in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Ein Buch mit einer starken Botschaft und einer gelungenen Mischung aus Realität mit leichten phantastischen Einflüssen. Ein absolutes Highlight.

Bewertung vom 21.06.2024
Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2
Gravenbach, Philipp

Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2


ausgezeichnet

Rasante Jagd - ein wahrer Pageturner

„Das falsche Blut“ ist schon der zweite Fall für die frühere Auftragskillerin der türkischen Mafia, Ishikli Caner. Mittlerweile arbeitet sie für den Militärischen Abschirmdienst in Deutschland und wird in einen komplexen Fall rund um windige Unternehmer, Menschenhandel und Mord hineingezogen.

Ich kenne den ersten Band nicht und auch wenn dieser sicherlich noch einiges mehr an Informationen und Hintergrund über die toughe Kämpferin bereithälthabe ich bei der Lektüre nichts vermisst.

Besonders gut gefallen haben mir die Charaktere in dem Buch. Sowohl die Frauen als auch die Kinder zeigen allesamt Rückgrat und Selbstbewusstsein, sind schlagfertig und werden nicht zu armen schwachen Opfern stilisiert. Und das geschieht, ohne die Männer zu lächerlichen Figuren zu machen. Ganz im Gegenteil sind die Handelnden sich unabhängig vom Geschlecht ebenbürtig. Im Rahmen der rasanten Verfolgungsjagd, die auch stilistisch durch schnell wechselnde Perspektiven unterstützt wird, ist im Vorhinein nie klar, wer den Kürzeren zieht, was die Spannung natürlich enorm steigert.

Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und spätestens ab dem letzten Drittel konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Den ersten Band werde ich auf jeden Fall nachholen während ich auf eine Fortsetzung hoffe.

Bewertung vom 10.06.2024
Bring Me Your Midnight (eBook, ePUB)
Griffin, Rachel

Bring Me Your Midnight (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Magie der ersten Liebe

„Bring me your midnight“ ist eine schöne und wahrlich magische Geschichte über die erste Liebe. Der Fantasy-Roman für jugendliche Leser:Innen ab 14 Jahren behandelt unter anderem das beliebte Thema „verbotene Liebe“ und stellt die Frage nach Pflichterfüllung vs. Liebe.

Tana ist eine Hexe und lebt mit den weiteren Mitgliedern des Zirkels auf einer Insel vor dem Festland. Um den Frieden mit den Menschen zu wahren, haben sie einem Großteil ihrer Magie abgeschworen und praktizieren nur noch niedere Magie. Tana soll diesen Frieden nun durch eine arrangierte Ehe langfristig sichern.

Die Protagonistin ist eine junge Frau - sympathisch aber zunächst auch ziemlich angepasst. Seit ihrer Geburt wird sie auf die ihr abverlangte Pflicht vorbereitet und stellt diese auch nicht in Frage. Der Autorin gelingt es gut, die entstehende innere Zerrissenheit und ihre Entwicklung zu einer selbstbestimmten Person zu vermitteln. Die Leidenschaft, die Tana für die Natur, die hohe Magie und den jungen Wolfe empfindet ist sehr intensiv beschrieben und lässt einen mitfühlen. Manchmal ist sie mir ein bisschen zu schnell dabei ihre Meinung zu ändern und manchmal möchte man sie auch schütteln und fragen, was sie da eigentlich gerade tut - aber insgesamt macht es Spaß mit ihr durch Höhen und Tiefen zu wandern.

Der Schreibstil ist wirklich schön und lässt sich gut und flüssig lesen und das ganze Setting und die Idee hinter dem Roman gefallen mir sehr gut.

Für mich persönlich wären noch etwas mehr Dramatik und Tiefe schön gewesen, aber für ein Jugendbuch - das es ja ist - finde ich es sehr gut. Ich denke, dass sich der eine oder die andere in den Figuren und den aufgeworfenen Fragen sehr gut wiederfinden können wird.

Bewertung vom 04.06.2024
Weißglut
Quast, Tobias

Weißglut


gut

Krimi oder Verwechslungskomödie?

Sarah, von ihrem untreuen Ehemann zutiefst enttäuscht, flüchtet aus der Münchner Schickeria in ein kleines ländliches Dorf in Finnland. Dort stolpert sie bereits am ersten Tag in ihren Highheels über eine Leiche und ein verrückter Kriminalfall nimmt seinen Lauf.

Die Protagonistin passt so gar nicht in das beschauliche Setting und sorgt dort für allerhand Tratsch und Geflüster, während die Herren beim Anblick der schönen Blondine ihr Hirn ausschalten. Es wirkt wirklich teils skurril, wie Sarah auf der Suche nach dem Mörder durch das finnische Dorf stöckelt. Ich konnte leider bis zum Schluss nicht wirklich mit ihr warm werden.

Der Schreibstil ist durchaus gut und ließ sich gut lesen. Man merkt auch, dass der Autor einen Bezug zu Finnland hat, denn die Beschreibung der wunderschönen Umgebung rund um den See, aber auch immer wieder eingestreute finnische Redewendungen und Bräuche vermitteln einiges über das Land.

Insgesamt wird der Roman sehr stark von immer stärker ausufernden Missinterpretationen und Verwechslungen geprägt - in Kombination mit den teils überzeichneten Charakteren ließ mich das oft eher an eine Verwechslungskomödie mit Krimi-Plot denken. Auch zieht sich die Handlung mitunter, etwas mehr Tempo hätte der Geschichte aus meiner Sicht gut getan.