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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Chomsky
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2022
This Charming Man
McDonnell, C. K.

This Charming Man


ausgezeichnet

Wunderbar Exzentrisch

Nach dem ersten Teil von "The Strange Times" geht es mit "This Charming man" in eine großartige neue Ausgabe der wunderbar exzentrischen Zeitung, die sich nur mit absurden und unerklärlichen Phänomenen befasst - dieses Mal übernehmen Vampire das scheinbar friedliche Manchester, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Das Redaktionsteam der Strenger Times geht der Sache mit Hilfe einiger alter Bekannter und neuer kurioser Figuren der magischen Unterwelt auf die Spur.
Gewohnt flapsig und urkomisch erzählt C. K. McDonnell eine irrwitzige Geschichte, die zwischen den Zeilen allerdings auch so manche Wahrheit enthält und geneigte Leser:innen gewiss ein wenig nachdenklich macht.
Ich habe dieses Buch wie schon das erste voller Begeisterung gelesen und habe nicht selten Tränen gelacht. Alle, die den englischen Humor mögen, werden an diesem Buch ihre Freude finden !

Bewertung vom 24.09.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


sehr gut

Schon als Kind mit den Marotten, der unzugänglichen Sprache und vor allem den seltsamen Sitten und Gebräuchen der "Almas" konfrontiert, beschreibt Aylin Atmaca in ihrem Roman "Ein Alcan feiert selten allein" mit frischem Humor und einer guten Portion Selbstironie den Wahnsinn um die (deutschen) Weihnachtsfestlichkeiten mit all ihren Planungen, Gewohnheiten und Familiendramen aus Sicht einer jungen Frau mit türkischem Familienhintergrund. Wir, die wir diesen Wahnsinn selbst alle Jahre wieder durchleben und zugleich verfluchen wie lieben werden hier mit der Nase auf unsere Skurrilität aufmerksam gemacht - jede*r wird sich hier an der ein oder anderen Stelle wiederfinden und am Ende wieder einmal feststellen: Familie ist immer schön und schwierig zugleich, egal welcher Kultur man sich zugehörig fühlt. Aylin Atmaca schafft mit ihrer frischen und ungezwungenen Erzählkunst einen Roman auf die Beine zu stellen, der sich nicht nur zum Lesen alleine eignet, sondern auch mit viel Erfolg bei Familienzusammenkünften vorgelesen werden kann. Ich für meinen Teil werde einige Ausgaben davon dieses Jahr bestimmt verschenken.

Bewertung vom 19.09.2022
Kochen am offenen Herzen
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen


ausgezeichnet

"Kochen am offenen Herzen" ist ein rasanter, ehrlicher und vielseitiger Roman, der realistische Vergangenheit und fiktive, aber literarisch hoch interessante Elemente miteinander verwebt. Max Strohe schildert seinen Werdegang schonungslos und selbstironisch - der Schreibstil ist eigenwillig und herausragend treffend für diese Geschichte, ein wahrer Lesegenuss. Also junger Schulabbrecher beschriebt Strohe sich als Taugenichts, der "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" zu leben scheint und keine Perspektive für die Zukunft hat. Nach und nach entwickelt er allerdings durch eine harte Schule eine gewisse Begabung für das Kochen in der professionellen Küche und avanciert zu Profi- und Fernsehkoch. Strohe beschreibt Herausforderungen und lehrreiche Erlebnisse und nimmt seine Leser*innen stets mit bei dieser mutigen Suche nach Erfolg und Anerkennung. Ohne Einschränkungen ein absolut gelungenes Buch - ich habe es in einem Rutsch und mit Gusto gelesen und werde es sicher noch ein weiteres Mal in die Hand nehmen.

Bewertung vom 13.09.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


sehr gut

Passagenweise ist "Die Buchhändlerisch von Paris" wunderbar geschrieben. Ich fühlte mich etwa bei den gekonnt atmosphärischen Beschreibungen der Weltstadt Paris direkt in die Szene hineinversetzt und hatte keine Schwierigkeiten, mir das Setting vorzustellen, obwohl ich nie in meinem Leben in Paris war. Hier wird die Geschichte einer interessanten jungen Frau beschrieben, die ihr Wahlheim Paris gleichermaßen personifiziert. Bereits auf den ersten Seiten bahnt sich eine romantische Bekanntschaft an, die sich im Folgenden auf interessante Weise entwickelt. Die Kennenlernszene war für meinen Geschmack zwar etwas zu bemüht und insgesamt ein wenig holprig, aber diesen etwas misslungenen Start macht das Buch im Folgenden mehr als wett. Was mir gut gefiel, war dass das Lesbischsein der Protagonistin hier nicht im Zuge einer lebensverändernden Krise ans Licht kommt, es sich offensichtlich endlich einmal nicht um einen weiteren Coming-Out-Roman handelt, sondern von starken Frauen handelt, die sich ihrer selbst und ihrer Identität bewusst sind. Das Buch enthält, wie viele Romane, eine Liebesgeschichte. Dass diese aber nicht als explizit lesbische Liebesgeschichte ausgeschrieben und das Buch letztlich als allein queere Literatur beworben wird, begeisterte mich. Wir brauchen mehr starke, queere Figuren und ihre Repräsentation in der populären Literatur. Weiter so! Die Verwicklungen rund um Joyces`Giganten "Ulysses" waren mir nur in Teilen bekannt und geben der Romanhandlung interessante historische Details, sodass man schon fast Lust bekommt, es doch noch einmal mit Joyce und Leopold Bloom aufzunehmen.

Bewertung vom 13.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


weniger gut

Thematik und Aufmachung "Die Wolkenstürmerin" hatten mich beim Lesen der Leseprobe zunächst sehr überzeugt. Die Protagonistin zeichnet sich durch Stärke, Innovation und Selbstbewusstsein aus - ein vielversprechender Anfang eines Buches mit authentischer Hauptfigur.
Für einen Nachmittag am Strand immerhin konnte man die Geschichte gut lesen, die mich ansonsten allerdings nicht nachhaltig überzeugt hat.
Die Schreibweise, besonders die einiger Dialoge ist teilweise gestelzt und wenig realitätsnah. Nach dem zu Beginn interessanten Plot über ein Unternehmen, das Flugzeuge herstellt und letztlich vor dem Ruin gerettet werden soll, fällt die Geschichte zusehends in eine kitschige und wenig überzeugende Liebesgeschichte zurück, die nicht nur vorhersehbar, sondern auch schlicht langweilig ist. Die Figuren verlieren im Lauf der Geschichte an Form und sind insgesamt zu einschichtig und durchschaubar.
Für alle, die sich ein lockeres Lesevergnügen im Urlaub wünschen, kann ich dieses Buch jedoch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 13.09.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

"Der schwarzzüngige Dieb" ist eine klassische Phantasy-Abenteuer Geschichte, die uns mit dem ulkigen Protagonisten auf eine erstaunlich abwechslungsreiche Reise durch eine neue Welt schickt, in der es fabelhafte Wesen wie zum Beispiel gerissene Magier, böswillige Kobolde und blutrünstige Riesen gibt. Besonders herausragend ist der rotzige, selbstironische und scharfzüngige Hauptcharakter, der sich regelmäßig in Schwierigkeiten begibt, unerhörts Glück hat und insgesamt eine nette Abwechslung zum typischen Phantasy-Helden darstellt. Diese Geschichte macht Spaß und hält die ein oder andere Überraschung für die Leser*innen bereit. Mit Leichtigkeit und zeitweise nahezu frech geschrieben, lässt sich das Buch wunderbar in einem Rutsch durchlesen, es wird nicht langweilig und hat mich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 13.09.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

Mit "Auf See" gelingt Theresia Enzensberger ein großartiges und zeitweise verstörend realistisches Zukunftskonstrukt, das mich zeitweise nachdenklich zurück gelassen hat. Von der ersten Seite an fesselt das Buch und zieht seine Leser*innen unweigerlich in eine erstaunlich abwechslungsreiche Geschichte, die auch Fragen für unsere eigene Zukunft aufwirft. Wie sollen wir uns verhalten? Was ist sicher und was erwartet uns? Sind Freiheit und Sicherheit in einer Zukunft, in der die Natur durch Klimawandel und andere menschengemachte Katastrophen langsam zerstört wird überhaupt noch zusammen möglich? Wissenschaftliche Innovation in Form der "Seestatt" entwickelt sich von der schön geglaubten Utopie eines autarken Systems zur Dystopie eines Zerfalls menschlicher Innovationskraft. Hier zeigt sich auch, dass diejenigen, die mächtig sind nicht zwangsweise auch diejenigen sind, die Macht haben sollten.
Eine unbedingte Leseempfehlung!