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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 673 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2024
Gebt mir etwas Zeit
Kerkeling, Hape

Gebt mir etwas Zeit


sehr gut

Ein bisschen nachdenklich, ein bisschen flapsig;
Das Vorwort hat richtig Lust auf Ahnenforschung gemacht, soweit war der Einstieg gelungen. Die Kapitel im Buch wechseln sich thematisch ab. Hape erzählt zum einen von seinem Leben und seiner Liebe in seinen 20ern, zum anderen gibt es fiktive Geschichten zu echten Urahnen und ein bisschen Infos über die Schritte bei der Ahnenforschung. Die Mischung fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da ich mit den holländischen Ahnen erst einmal nichts anfangen konnte. Mit der Zeit fand ich diese kleinen Geschichtsstunden am Beispiel seiner Vorfahren aber ganz interessant. Man merkt, dass er tief in die Recherche eingestiegen ist, das Ganze wird durch eine Menge an Fußnoten und Links untermauert. Der Schreibstil ist sehr angenehm, ein bisschen als würde man sich freundschaftlich mit ihm unterhalten. Für mich war es das erste Buch von Hape Kerkeling und ich bin von dem mal flapsigen, mal nachdenklichen und immer authentisch und offen wirkendem Schreibstil angenehm überrascht.

Bewertung vom 04.10.2024
Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt
Hobrack, Marlen

Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt


ausgezeichnet

Überzeugende, gut strukturierte Analyse;
Ab der ersten Seite fand ich die gehobene und kultivierte Sprache sehr angenehm und ansprechend. Trotz eigener Betroffenheit ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Situation intelligent und neutral zu analysieren sowie eine überzeugende Struktur für das Buch zu finden. Jedes Kapitel behandelt ein anderes Thema und liest sich wie ein Essay mit den dazugehörigen Fußnoten, Verweisen und Rechercheergebnissen. Das Hintergrundwissen stammt aus verschiedenen Disziplinen, so z. B. aus dem psychologischem, medizinischen und soziologischen Bereich. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass hier ein Trauerfall oder Erbe mit unerwartet negativer Überraschung sehr nachvollziehbar beschrieben wird. Für mich war es bewegend und total auf den Punkt. Auch die geschilderten Emotionen und Erfahrungen sind sehr authentisch. Als eine Art Trauma-Bewältigung darüber zu schreiben fand ich absolut glaubwürdig, ebenso wie die damit verbundenen geschilderten, widerstreitenden Emotionen und man kann der Autorin zu diesem Mut, zu ihrer Stärke und zu diesem Buch gratulieren.

Bewertung vom 02.10.2024
Kalk
Bernemann, Dirk

Kalk


ausgezeichnet

Gut gemachtes Psychogramm;
Die Geschichte des Stefan Kalk hat mich fasziniert und unterhalten, obwohl sein Leben eigentlich ereignislos und langweilig ist. Sein Aufenthalt in DEM Urlaubsort seiner Kindheit wird so nachvollziehbar und intelligent beschrieben, man kann sich Kalk als Exemplar des alten, weißen Mannes richtig gut vorstellen. Seine Unzufriedenheit, Einsamkeit und soziale Unbeholfenheit scheinen nicht nur bei ihm durch, sondern auch bei seinem Freund, der ihn kurz besuchen kommt. Das Buch wird aus der Perspektive Kalks geschrieben und so blickt man mit Kalks Augen auf einen weiteren alten, weißen Mann. Parallel dazu beobachtet man ebenso Kalks Entwicklung während dieses Urlaubs, der überraschende Höhen und Tiefen zu bieten hat. Sein bisheriges Leben und seinen Alltag reflektiert er in Erinnerungen, so dass man als Leser glaubt, alles über ihn zu wissen. Die Figur ist von großer psychologischer Tiefe und man kann jeden Gedanken und jede Handlung gut nachvollziehen. Mir war Kalk nicht unsympathisch, aber ein bisschen Mitleid hatte ich streckenweise auch mit ihm. Das Ende ist überraschend, aber nicht unglaubwürdig. Man fragt sich unweigerlich, wie viele Kalks neben uns her leben, von deren Lebenssituation wir nichts ahnen. Der Schreibstil ist einwandfrei und hat mir sehr gut gefallen. Es war mein erstes Buch von Dirk Bernemann, aber sicher nicht das letzte.

Bewertung vom 02.10.2024
Wie wir waren
Duken, Heike

Wie wir waren


sehr gut

Glaubhaftes Buch über eine intensive Frauenfreundschaft;
Das Buch wird auch der Perspektive von Paula und Zett geschildert, die trotz ihres unterschiedlichen Charakters seit ihrer Kindheit miteinander befreundet sind. Der Fokus liegt auf Paulas Perspektive, die größere Erzählanteile hat, was ich etwas schade finde, da ich Zetts Charakter deutlich interessanter fand. Die Handlung fand ich meistens nachvollziehbar und glaubwürdig, aber es gibt auch schwächere Stellen, die etwas oberflächlich waren. Manche Informationen wurden dem Leser lange vorenthalten, vielleicht um eine Spannungskurve zu erzeugen, die meiner Meinung nach diese Art Roman nicht nötig hat. Mir wäre es lieber gewesen, einiges früher zu erfahren, um dem Charakter der jeweiligen Person näher zu kommen. Die Geschichte der langen Frauenfreundschaft mit ihren Höhen und Tiefen fand ich im Großen und Ganzen gut erzählt, wie im wirklichen Leben regelt manches der Zufall und manchmal gibt es Streit wegen Nichtigkeiten. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist flüssig zu lesen und sehr angenehm.

Bewertung vom 02.10.2024
Auf finsteren Wegen
Jost, Rieke

Auf finsteren Wegen


sehr gut

Solider zweiter Fall;
Dieser zweite Fall für Lodi Lenke hat mir noch besser gefallen als der erste Band. Auch Lodi gefällt mir ausgesprochen gut, sie ist ein sehr sympathischer Charakter mit viel Tiefe. Mir hat sehr imponiert, wie sie ihrem Ex-Kollegen als Freundin treu bleibt. Die Stärke der Autorin sind die Charakterbeschreibungen, die haben mir alle sehr gut gefallen. Ich fand sie immer glaubhaft und nachvollziehbar und sehr realistisch. Die Handlung ist logisch und nachvollziehbar und hat auch keine Fehler, allerdings ist der Aufbau noch optimierbar. So hätte ich mir von Anfang an Ermittlungen in die Richtung gewünscht, die am Ende zur Aufklärung geführt hat. Der Ansatz ist zu Beginn da und wird erst einmal als nicht relevant verworfen. Man hätte diesen Ermittlungsstrang parallel nachverfolgen können, z.B. durch Gespräche mit den Zeugen, ohne sofort auf die Lösung zu kommen. Der Fall ist spannend, hätte aber vielleicht durch einen zusätzlichen Verdächtigen noch an Spannung und Tiefe gewinnen können. Daher ein kleiner Abzug von mir. Alles in allem gefällt mir die Reihe so gut, dass ich auch weitere Bände lesen würde.

Bewertung vom 02.10.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Unterhaltsame Geschichtsstunde;
Das Gespräch mit der alten Dame ist ein schöner Aufmacher und passender Einstieg in die Geschichte. Ich hatte bisher noch nicht von den Deportationen Intellektueller im Passagierdampfer gehört und kannte auch den Begriff der Philosophenschiffe nicht. Deshalb fand ich die Story interessant und unterhaltsam. Der Autor hat dafür sicher einiges recherchieren müssen und ich fand die Details gut verpackt. Auf unterhaltsame Art und Weise wurde mir hier historisches Wissen vermittelt. Durch die Aufmachung in einer netten Geschichte war es gut zu lesen, auch wenn es streckenweise auch mal langatmig war. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch hat sich schnell und flüssig lesen lassen. Eine konkrete Kritik habe ich nicht, aber ich war nicht so begeistert, so dass ich volle fünf Sterne vergeben würde. Für mich war es eine solide, gute Unterhaltung mit einer Prise Geschichtswissen.

Bewertung vom 26.09.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


gut

Guter Schreibstil und schwacher, aber ausbaufähiger Plot;
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig und die Buchidee ist mal was anderes.
Allerdings hat für mich die Umsetzung noch deutlich Luft nach oben. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive der Kommissarin Sarah Peters geschrieben, die nach einer Board-Party unter Amnesie leidet und sich erst einmal an gar nichts erinnern kann, weder an ihre eigene Person und ihre Vorgeschichte oder ihre Anwesenheit auf dem Kreuzfahrtschiff. An sich ist das ein interessanter Einstieg, aber die Amnesie dauerte für meinen Geschmack zu lange an. Die Handlung hätte deutlich früher Fahrt aufnehmen müssen. So vergeht ein Großteil des Buches mit Details über das Kreuzfahrtleben und mit Sarahs Aufgaben auf dem Schiff, was mir in der Ausführlichkeit zu viel war und auch keine Spannung vermittelt hat. Sarahs Ermittlungen sind nicht zielgerichtet, sie stolpert ziemlich passiv von einer Situation in die nächste und das wirkt alles sehr dilettantisch. Auch hatte ich nicht den Eindruck, das die Autorin über polizeiliches Vorgehen recherchiert hat, dafür blieb es zu oberflächlich. Ich fand die Handlung dünn, obwohl die Idee gut war. Außerdem gab es einige Erzählfäden, die nicht zu Ende geführt wurden und andere, die man besser und ausführlicher hätte aufbauen können.

Bewertung vom 26.09.2024
Zwei Leben
Arenz, Ewald

Zwei Leben


ausgezeichnet

Einfach gut gemacht;
Die Erzählperspektive wechselt zwischen den beiden ganz unterschiedlichen Frauen Roberta und Gertrude hin und her. Da sie in unmittelbarer Nähe voneinander wohnen ergänzen sich ihre Wahrnehmungen für den Leser zu einem verdichteten Eindruck des Dorfs, gerade auch weil jede eine ganz andere Beziehung zum Dorf hat. Auch wenn wenig andere Dorfbewohner im Buch vorkommen, so kann man sich das Dorfleben in seiner Beständigkeit und Traditionsliebe sehr gut vorstellen. Auch die Erzählzeit mit dem Jahr 1971 ist sehr interessant, da es noch Erinnerungen an die Kriegszeit gibt, aber auch der Aufbruch in eine neue Zeit schon spürbar ist. Das Buch ist erstaunlich spannend und ich fand beide Frauenfiguren sehr gut getroffen. Es gab nicht einen Moment, in dem ich sie unglaubwürdig fand. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und voller Überraschungen und Dramatik, aber gerade deshalb sehr realistisch. Mir hat sehr gut gefallen, wie jede der Frauen zu ihren eigenen Entscheidungen kommt und der Schreibstil ist ganz hervorragend und sehr angenehm.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir?


ausgezeichnet

Eigenartige Freundschaft;
Das Buch ist aus der Perspektive von Juno geschrieben, die zwar mit ihrem kranken Mann zusammen wohn, auf mich aber trotzdem sehr einsam wirkte. Dass sie die langen Abende im Internet verbringt und sich beim Chatten neu erfindet, fand ich nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt. Ihre Chat-Beziehung zu Benu, die man vielleicht als Freundschaft bezeichnen könnte, scheint der Kern des Buches zu sein. Was mir gefehlt hat waren mehr Einblicke in Junos bisheriges Leben mit ihrem Mann und seine Perspektive, da sie nicht miteinander sondern nebeneinander her leben. Das ist zwar gut beschrieben, aber eine zusätzliche Ebene oder Perspektive hätte das Buch kraftvoller gemacht. Die Person Juno ist mir fremd geblieben, trotz aller Informationen wirkte sie unzugänglich und exzentrisch. Die weiteren Themen, die angedeutet werden, bleiben für mich nebulös und mir ist nicht klar, was die Autorin damit sagen oder andeuten wollte. Das ein oder andere lose Erzählmotiv hätte vollendet werden dürfen, zumal das Buch sehr kurz ist. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, ich fand ihn frisch und leicht, passend zur dargestellten Künstlerin.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2024
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Spannend, düster und komplex;
Dies ist bereits der zweite Fall für die Journalistin Vera und Kommissar Tomas Wolf und er hat mir noch besser gefallen als das erste Buch. Ich hatte wenig detaillierte Erinnerungen daran, aber die Autoren führen den Leser langsam wieder an die Figuren heran, so dass es auch für Neueinsteiger in die Reihe problemlos zu lesen ist. Schweden in Jahren 1994 und 1995 wird sehr düster dargestellt, was auch an dem Milieu liegt, in dem sich einige der Protagonisten bewegen. Die Autoren haben gut und gründlich recherchiert, ich fand die damalige Zeit sehr stimmig gezeichnet. Der Fall ist angenehm komplex und bleibt lange rätselhaft und geheimnisvoll, ist aber sehr spannend. An wenigen Stellen wirkte er ein bisschen konstruiert, da sich Vera und Tomas bei ihren jeweiligen Ermittlungen, die sie unabhängig voneinander führen, immer wieder in die Quere kommen. Trotzdem ist das Gesamtpaket überzeugend, eine gute Grundidee, die hervorragend umgesetzt ist und mich lange, spannend unterhalten hat.