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Lesefreundin
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Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


gut

Atmosphärisch erzählt, aber Potential nicht genutzt
Ich vergebe 3,5 Sterne für den Debütroman von Maria Bidian, der uns nach Rumänien führt. Wir begleiten Ana, die nach Rumänien reist, um dort die enteigneten Besitztümer ihres kürzlich verstorbenen Vaters zurückzuerhalten. Dieser hatte sich in der rumänischen Revolution gegen das kommunistische Regime und die Diktatur gestellt.

Ich bin nach der Lektüre dieses Romans hin und her gerissen. Denn Maria Bidian ist ein sprachlich gesehen starkes Debüt gelungen! Die Geschichte rund um Ana und ihre rumänische Familie ist ausgesprochen atmosphärisch geschrieben. Mit viel Gefühl und Melancholie begleiten wir die Gefühlswelt der Protagonistin und kommen ihr so sehr nah. Es gab immer wieder Sätze und Situationen, die mich inne hielten ließen.

So stark Ana und ihre Gefühlswelt gezeichnet waren, so blass empfand ich die Darstellung der vielen Familienmitglieder. Dies ist besonders deshalb schade, weil gerade hier viel Potential steckte, um aus der Perspektive der Familienmitglieder die Geschehnisse rund um die rumänische Diktatur und die spätere Revolution zu erzählen. Schließlich sind sie diejenigen, die diese Zeiten miterlebt haben, während Ana in Deutschland aufgewachsen ist. Es ist schade, dass der Familie nicht mehr Raum gegeben und so ein umfassendes, tiefes Bild der politischen Geschehnisse geschaffen wurde.

Außerdem empfand ich es teilweise als schwierig, den politischen Geschehnissen zu folgen, da mir hier schlichtweg das geschichtliche Vorwissen fehlt. Auch hatte der Roman durchaus seine Längen und ließ manchmal einen klaren roten Faden vermissen. In Anbetracht der vielen Personen wäre ein Familienstammbaum hilfreich gewesen.

Trotz meiner Kritik freue ich mich auf weitere Werke der Autorin und vergebe eine Leseempfehlung für diesen atmosphärischen und melancholischen Roman mit politischem Setting.

Bewertung vom 05.07.2024
Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente
Standish, Ali

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente


sehr gut

Spannendes Kinderbuch in historischem Setting

Mit "Baskerville Hall" entführt uns Ali Standish in die fiktive Schulzeit des genialen Arthur Conan Doyle. Baskerville Hall ist keine gewöhnliche Schule, sondern ein Internat wo ausschließlich herausragende Lehrkräfte und die klügsten jungen Schüler:innen zu finden sind. Hier entstehen die neusten Erfindungen und es gibt übernatürliche/Fantasy Elemente.

Alleine für die Grundidee Arthur Conan Doyle in seine Jugendzeit zu versetzen und ihn Abenteuer in diesem besonderen Internat erleben zu lassen, spreche ich der Autorin ein großes Lob aus. Für mich als Erwachsene und Sherlock Holmes - Fan war es außerdem ein großer Spaß auf Charaktere wie Jimmy (James) Moriarty, Irene Eagle, oder Dr. Watson zu treffen. Der Zielgruppe (Kinder ab 10) wird diese Verbindung zu den Werken Doyles wohl kaum auffallen, aber dafür möchte ich positiv hervorheben, dass es zum Ende des Buches eine kurze Info zu Arthur Conan Doyle gibt.

Ich bin mir auch unsicher, ob das historische Setting für Kinder im besagten Alter spannend ist.

Gleichzeitig haben wir es hier jedoch mit einer stets beliebten Internat Story zu tun, die gespickt ist mit einer tollen Freundetruppe, die zusammen ihre abenteuerreiche Schulzeit erleben. Der Schreibstil lässt sich wunderbar flüssig lesen und das Cover weckte sofort meine Neugierde auf das Buch.

Bewertung vom 05.07.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


sehr gut

Gerne gelesen, trotz Schwächen

Ich vergebe 3,5 Sterne für den Roman "Treibgut" von Adrienne Brodeur, der die Familie Gardener in den Blick nimmt. Die Familie lebt auf der malerischen Halbinsel Cape Cod, ist finanziell wohl situiert, der Vater ein erfolgreicher Meeresbiologe, der Sohn erfolgreich im Bereich Immobilien und die Tochter eine herausragende Künstlerin. Allerdings wirft nicht nur der frühe Tod der Mutter einen Schatten auf die Familie, sondern tief drin erschüttern Kindheitstraumata, Ängste und andere psychische Belastungen das familiäre Gefüge.

Ich lese ausgesprochen gerne Familienromane und auch diesen Roman habe ich gerne gelesen. Mit einer gewissen Spannung und Neugierde habe ich die Beziehungen der Protagonist*innen verfolgt. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter den Zerwürfnissen der Geschwister liegt und wie die Autorin dies auflösen wird. Auch die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen von Cape Cod und das (politische) Lebensgefühl im Jahr 2016, als die Welt auf den Trump - Clinton - Wahlkampf blickte, hat die Autorin überzeugend eingefangen.

Schwächen zeigt der Roman aus meiner Sicht dahingehend, dass viele der angesprochenen Traumata nur oberflächlich angerissen werden und nicht tiefgründig genug thematisiert wurden. Es hätte den Roman sicherlich bereichert, wenn es Rückblenden in die Kindheit der Geschwister gegeben hätte, um hier tiefer in die zerrüttete Beziehung blicken zu können. Es mangelte mir außerdem an einer überzeugenden Charakterentwicklung und insbesondere die männlichen Protagonisten waren mir zu einseitig und klischeehaft gezeichnet.

Trotz meiner Kritik spreche ich eine Leseempfehlung für alle aus, die gerne Familienromane lesen.

Bewertung vom 23.06.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Ein Herzensbuch

Sie hat es wieder geschafft! Schon mit dem Vorgängerroman "An den Ufern von Stellata" hat Daniela Raimondi mich wahrlich verzaubert und auch mit "Das erste Licht des Sommers" habe ich ein neues Herzensbuch für mich entdeckt.

Die Geschichte der Familie Casadio geht hier mit der Lebensgeschichte von Norma weiter. Wir erleben ihren Weg in London, ihre Ehe und die Beziehung zu ihrer Mutter. Daniela Raimondi schreibt unglaublich gefühlvoll, tiefgründig und ich habe mich der Protagonistin, aber auch den Nebencharakteren sehr nah gefühlt. Die Elemente des magischen Realismus wurden auf so wunderschöne Weise eingebunden, dass ich unglaublich berührt davon war. Ebenso hat die Autorin besonders feinfühlig das belastete Verhältnis von Norma zu ihrer Mutter gezeichnet. Hier gibt es Sätze, die mich innehalten ließen und aus denen ich sehr viel für mich persönlich mitnehme.

Ich habe das Buch mit Tränen in den Augen beendet. Für mich ist es ein ganz besonderes Herzensbuch.

Bewertung vom 21.06.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


weniger gut

Leider nicht meins

Bei diesem wunderschönen Cover war mein Interesse an "Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman natürlich schnell geweckt und auch der Klappentext las sich nach einem vielversprechenden Roman. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich empfand das Buch und seinen Schreibstil als so zäh, dass ich das Buch nach etwa der Hälfte zur Seite gelegt habe. Die Sätze waren mir teilweise zu sperrig und ich habe immer wieder den Faden verloren bei den vielen Charakteren. Die Story kam aus meiner Sicht einfach nicht vorwärts.

Gerade zu Beginn fand ich die Kunsthistorikerin Evelyn und ihre etwas schrullige Freundin recht interessant, doch schon bald habe ich das Interesse an den Charakteren verloren. So kam für mich Evelyns und Ulysses erste Begegnung wie aus dem nichts und ihre ersten Gespräche erschien mit doch recht unrealistisch, wo es sich um ein erstes Gespräch von Fremden handelt. Auch weitere Szenen/Dialoge empfand ich als unnötig und unglaubhaft.

Für mich war der Roman leider nichts. Ich konnte den besonderen Zauber, den andere Leser:innen verspürt haben, leider nicht erkennen.

Bewertung vom 15.06.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Perfekt für Lesekreise

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei in Armut lebende Schwestern, der vom Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" inspiriert ist. Es ist sicherlich kein Roman für Leser:innen, die in ihren Büchern alles ausführlich erklärt und auserzählt haben möchten. Vielmehr gibt der Roman viel Raum für eigene Interpretationen und Deutungen, sodass ich ihn insbesondere für das gemeinsame Lesen und Diskutieren in Lesekreisen empfehle.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Es ist ausgesprochen atmosphärisch erzählt, sprachlich überzeugend und hatte eine gewisse Sogwirkung auf mich. Denn ich wollte unbedingt wissen, wie diese außergewöhnliche Geschichte rund um die Schwestern und den Bären zu Ende geht.

An der ein oder anderen Stelle hätte der Roman etwas kürzer gehalten werden können, aber das tut meinem positiven Leseerlebnis keinen Abbruch.

Bewertung vom 27.05.2024
Kleines Pony, großer Traum - lesen lernen mit dem Leseraben - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesenlernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)
Becker, Susanne

Kleines Pony, großer Traum - lesen lernen mit dem Leseraben - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesenlernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)


sehr gut

"Kleines Pony, großer Traum" ist eine kurze Geschichte für Leseranfänger:innen der bekannten Leseraben-Reihe, die sich rund um die kleine Reiterin Klara und das Pony Pingo dreht. Zielgruppe des Buches sind junge Erstleser:innen (Lesestufe 1), die hier ein kurzes und leichtes Ponyabenteuer entdecken dürfen.

Ich bin selber Mutter einer Erstklässlerin und halte das Buch mit Blick auf die Zielgruppe für sehr gelungen. Die Texte sind sehr kurz und leicht zu lesen und die Illustrationen sind wirklich niedlich gestaltet.
Meine Tochter hatte beim Lesen große Freude daran, dass es nach jedem gelesenen Kapitel einen Aufkleber gibt, der als Belohnung ins Buch geklebt werden darf. Auch die verschiedenen Rätsel sind eine tolle Ergänzung. Die kurzen Texte, die Rätsel und die Aufkleber bieten schnelle Erfolgserlebnisse und motivieren Kinder zum Lesen.

Die Geschichte selber ist nett, war aber für meine Tochter jetzt auch kein großes Highlight. Für Zwischendurch und zum Selberlesen aber dennoch ein sehr schönes Buch, das wir gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 06.05.2024
So bist du - Wähle das, was zu dir passt
Hart, Marisa

So bist du - Wähle das, was zu dir passt


ausgezeichnet

Regt zum Erzählen an

Das Pappbilderbuch "So bist du" von Marisa Hart und illustriert von Anne Stettner regt wunderbar zum Erzählen an. Gezeigt werden kindliche Alltagssituationen, in denen sich die fünf Tiere und das Fantasietier Knut befinden. Auf jeder Seite werden dann die Kinder gefragt: Was ist eure Lieblingsspielzeug? Welches Getränk würdet ihr auswählen? Würdet ihr lieber in den Wald oder auf den Spielplatz gehen?

Meine dreijährige Tochter hatte großen Spaß daran sich die Texte anzuhören und sich die fröhlichen Bilder anzuschauen. Bei den Fragen fing sie dann gleich zu erzählen an. Wir werden das Buch an den Kindergarten verschenken, weil es sich sicherlich auch zur pädagogischen Arbeit mit Kindergartengruppen eignet.

Besonders gefiel mir übrigens das große, quadratische Format sowie die in Pastellfarben gehaltenen Illustrationen. Gerade bei Kinderbüchern für jüngere Kinder muss es aus meiner Sicht nämlich nicht immer knallbunt sein.

Ich habe nach dem Lesen meine Tochter gefragt, wie ihr das Buch gefällt. Ihr Fazit: "Das Buch ist super!". Damit dürfte alles gesagt sein. :)

Bewertung vom 06.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


sehr gut

Wut, Trauer, Neubeginn

Es gibt sie tatsächlich, die Menschen, die bei „22 Bahnen“ von Caroline Wahl nicht in Jubelstürmen ausgebrochen sind. Eine dieser Leserinnen bin ich, was u.a. insbesondere daran lag, dass ich Idas Entwicklung als völlig unglaubwürdig und blass empfand.

Dennoch habe ich zu dem Nachfolgeroman „Windstärke 17“ gegriffen, denn manchmal kommt ein Roman einfach zur falschen Zeit und der Klappentext zum neuen Roman las sich so interessant, dass ich es ein weiteres Mal mit einem Werk von Caroline Wahl versuchen wollte.

Ich kann sagen, dass mich Windstärke 17 definitiv mehr überzeugt hat als der Vorgängerroman. Idas Weg nach Rügen zu begleiten, ihre Gedanken, ihre Wut und Trauer zu erleben, haben mich sehr nah an unsere Protagonistin geführt. Ihre Geschichte zeigt, wie sehr es Kinder prägt, wenn sie mit einem alkoholabhängigen Elternteil aufwachsen und wie sie noch als (junge) Erwachsene mit ihren schweren Erfahrungen konfrontiert sind. Es war ergreifend zu lesen, wie sie in Marianne und Knut eine Art neue Familie findet und sich immer mehr öffnet, gleichzeitig haben mich der Twist um Marianne und Idas Verlustängste sehr bewegt.

So sehr ich auch Idas Weg gerne verfolgt habe, so ist der Schreibstil der Autorin einfach nicht meins. Es stört mich, dass direkte Rede mal ohne und mal mit Anführungszeichen gekennzeichnet ist und dass Sätze komplett wiederholt werden, wenn der Satz zunächst in Idas Gedanken ist und sie ihn direkt daran ausspricht. Das stört schlichtweg meinen Lesefluss. Auch die Dialoge empfand ich manches Mal als ausgesprochen hölzern.

Wen dieser Schreibstil nicht stört, wird sicherlich seine Lesefreude habe. Denn Windstärke 17 ist ein Roman voller Emotionen und ich bin mir sicher, dass er wieder vielen Leser:innen sehr gefallen wird.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Gänsehaut!

Ich bin ohne große Erwartungen an den Roman "James" von Percival Everett herangegangen. Ich habe "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" von Mark Twain nie gelesen und kannte die ursprüngliche Geschichte daher nur grob. Außerdem bin ich eher skeptisch, wenn es um Neuerzählungen von Klassikern geht. Dennoch hat mich der Roman neugierig gemacht - zum Glück! Denn: "James" ist ein Highlight sowie ein absolutes Meisterwerk!

Zwar habe ich Anfangs etwas gebraucht, um in die Geschichte und insbesondere in die "Sklavensprache" zu finden (hier ein großes Lob an den Übersetzer Nikolaus Stingl!), aber dann traf mich die Geschichte mit voller Wucht.

Im Klappentext heißt es, dass die Geschichte u.a. "komisch" sei. Sprechen wir hier von dem selben Roman? Ich habe unsagbar viele Emotionen während des Lesens gespürt, aber nichts hatte nur annähend etwas mit Humor zu tun. James' Geschichte ist fesselnd, sie erschüttert und ich war während der gut 300 Seiten regelrecht angespannt, weil ich auf ein gutes Ende für James und seine Familie gehofft habe. Die US-amerikanische Zeit der Sklaverei aus dem direkten Blickwinkel eines Sklaven zu lesen, hat mich tief berührt. Everett hat es geschafft, dass ich durchweg James' Angst, Wut und Verzweiflung spüren konnte und ich zum Ende eine Gänsehaut hatte.

Der Roman wird mich noch lange bewegen und mich fragen lassen, was Menschen anderen Menschen antun können.