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HeikeBund
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Burgenland
Über mich: 
Ich lese gerne , überall und alles Mögliche von Fantasy bis zu historische Romanen, Krimis und Liebesromanen. Außerdem interessiere ich mich für Häkeln, Kochen und Backen, Basteln und Pflanzen

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2024
Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3
Häußler, Marcel

Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3


ausgezeichnet

Haben mir bereits die beiden ersten Bände der Reihe sehr gut gefallen, so ist Marcel Häußler hier zu Top Form aufgelaufen. Der dritte Band um den sympathischen Hauptkommissar Kant spielt wieder in München und ist in sich abgeschlossen. Auch wenn der Titel sehr mystisch klingt, geht es hier um das große Problem der Einsamkeit vor allem älterer Menschen in der modernen Welt. Das alles gut verpackt in einen wirklich spannenden Kriminalfall, der sehr stimmig komponiert wurde. Auch die Hintergrundstories fügen sich elegant in die Ermittlungen ein, auf unnötige Längen sowie übertriebene Grauslichkeiten wurde zugunsten eines sehr realistisch anmutenden Kriminalfalls verzichtet, sympathische Helden und Antihelden sowie ein positives Feeling am Ende machen diesen München - Krimi mit viel Lokalkolorit vom Anfang bis zum Schluss zum reinen Lesevergnügen.
Ich freue mich schon auf den vierten Band.

Bewertung vom 18.12.2023
Die Unbestechliche
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


ausgezeichnet

Die Einschränkungen der Pandemie haben durchaus auch kreative Früchte getragen.
So fand Frau von Welser Zeit, Ihren sehr interessanten Werdegang in ein kleines Sachbuch" Journalisten aus Leidenschaft- der Weg zu meinem Traumberuf" zu verarbeiten, ihr Agent erkannte das Potential und gemeinsam mit Waltraud Horbras wurde daraus ein faszinierender autofiktionaler Roman, den ich vor der letzten Seite kaum aus der Hand legen konnte. Auch wenn Frau von Welser von Jugend an wusste, dass sie Journalistin werden wollte, bedurfte es doch eines Schlüsselerlebnisses, das ihr den Weg zu ihren eigenen Themen ebnete.
"Die Unbestechliche" erschafft, mit ihrer Protagonistin Alice einen Menschen, den ich auf den 430 Seiten gerne durch sein berufliches und privates Leben mit all seinen Auf und Abs begleitet habe.
Ein Buch, dass ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 30.10.2023
Doppler
Oláh, Thomas

Doppler


ausgezeichnet

Thomas Oláh gelingt es in seinem Debutroman auf außerordentliche Weise den Zeitgeist der 70er Jahre einzufangen und diesen einfühlsam aus der Sicht eines jungen zu schildern. Durch einen Autounfall aus dem Familienverband herausgerissen und alleine zu den Großeltern aufs Land in eine Weinbaugemeinde katapultiert, wird er Teil eines Trios mit seinen brutalen Cousins vom Nachbarhof, bleibt fremd und wird doch auch Teil dieser dörflichen Gemeinschaft. Tiere waren Sachen und Alkohol der selbstverständliche Begleiter in allen Lebenslagen, zumal in einer Weinbaugemeinde. Wer selbst in dieser Zeit aufgewachsen ist, fühlt sich in die eigene Kindheit zurückversetzt. Der Autor erzählt uns eine Geschichte, wie früher die Großmutter am Herd und wir folgen ihr gerne. Denn Sprache ,Stil und Inhalt verbinden sich hier zu einer äußerst gelungenen Einheit.
Ich kann die Lektüre nur empfehlen und hoffe in Zukunft noch viel von diesem Autor zu hören und zu lesen.

Bewertung vom 30.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Spannender Genre-Mix, der gekonnt mit Metaphern spielt.
Ich finde es schwierig, dieses Buch zu beurteilen und habe die Rezension ein wenig vor mir hergeschoben. Sprache und Stil sind wie immer bei Jo Nesbo ein Genuss. Die 280 Seiten lesen sich flüssig und das aus drei Teilen bestehende Buch liest sich durchaus recht spannend, ist aber kein Krimi. Der erste Teil im Stile eines Fantasy Jugendbuches bringt eine recht abstruse, aber interessante Geschichte hervor. Der zweite Teil setzt nüchterner an, verliert sich dann aber wieder in anderen Ebenen dieser Welt. Und so bedarf es eines ganzen dritten Kapitels, um die Perspektive zu wechseln und die Ereignisse in gesellschaftlich anerkanntem Kontext zu klären. Mich hat es an den Film: "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger "erinnert. Natürlich hätte man die Geschichte sachlicher erzählen können -nur: wäre sie dadurch wirklich erträglicher geworden
Jo Nesbo gibt hier tiefe Einblicke, aus welch unterschiedlichen Perspektiven man die Welt sehen kann. Wie sich eine geplagte Seele Raum schafft, indem sie sich Ereignisse in erträglichem Ausmaß er- und verklärt.
Leider wird das Buch im Genre Krimi vermarktet, trotz aller Spannung gehört der gelungene Genre Mix da nicht hin. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt neben genussvollen Lesestunden einen Einblick in viele Welten in unserer Einen.

Bewertung vom 20.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Von einem, der auszog, wiederkehrte und dableiben musste.
Wieder einmal hat der geniale Autor Daniel Kehlmann einer historischen Person einen Roman gewidmet. Doch im Gegensatz zu Humboldt, dessen Leben bereits reichlich erforscht war, als Kehlmann sich ihm zuwandte, musste er diesmal selbst in den Archiven wühlen und Fakten ans Tageslicht verhelfen. Der neue Roman "Lichtspiel" dreht sich um den österreichischen Regisseur G. W. Pabst, der zeitgleich mit Fritz Lang und Ernst Lubisch zu den großen Filmemachern der Weimarer Republik gehörte Er galt insbesondere als Meister der nahtlosen Schnittkunst und als Entdecker von Greta Garbo und der inzwischen vergessenen Louise Brooks. Mit seinen Filmen wie "Westfront 1918" "Dreigroschenoper" oder "Die freudlose Gasse" u.a. fix politisch im linken Spektrum verankert, war er gezwungen nach seiner Rückkehr aus Amerika, wo es ihm nicht gelang, schöpferisch Fuß zu fassen, sich mit den Nazis zu arrangieren, um arbeiten zu können. Auch wenn er versucht hat, diese Periode nach dem Krieg filmisch aufzuarbeiten, konnte er an seine früheren Erfolge nicht mehr anschließen.
Die großen faktischen Lücken seines Lebenslaufes füllt Daniel Kehlmann mit brillanter Fantasie, genau so könnte es gewesen sein. Fiktive Personen treiben die Handlung voran, in eleganter Weise vermischen sich Fakten und Fiktion zu einem spannenden Ganzen, was uns , so ganz nebenbei , auch die Welt ein wenig erklärt. Ein wirklicher Lesegenuss, den ich nur weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 27.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Die Mutter stirbt. Sie ist alt (95) und lebt schon seit einiger Zeit im Altersheim. Der Sohn verbringt die letzten 3 Tage bei ihr und versucht, mit ihr und mit sich ins Reine zu kommen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Glaubenssätze und Lebenspläne, Hoffnungen und Enttäuschungen, während eines langen Lebens tausende Male formuliert, werden zum stilistischen Erinnerungsmerkmal. Zwei Ich Erzähler, zwei Zeitebenen und dennoch immer zurückkommend auf die gleichen Worte und Gedanken. Man erfährt viel über diese Generation des Krieges, der Entbehrungen und des Durchhaltens, Was sich hier anstrengend anhört, ist es auch, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die Leser und es braucht doch einiges an Durchhaltevermögen, um bis zum Ende des 160 Seiten Buches zu gelangen.
Ein Maurer baut Häuser, ein Schriftsteller schreibt. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es ein Bedürfnis war, dieses Buch zu schreiben, aufgrund der vielen Wiederholungen fand ich es aber mühsam zu lesen.

Bewertung vom 26.09.2023
Männer töten
Reisinger, Eva

Männer töten


ausgezeichnet

Das bunte Cover und der zweideutige Titel sind nicht die einzigen Gründe, warum man und frau unbedingt zu diesem flott erzählten modernen Märchen greifen sollten. Viele Frauen kennen sicher die Ausgangssituation aus eigener Erfahrung. Eva Reisinger spielt dann aber mit dem Gedanken: Was wäre, wenn es einmal anders wäre? Dabei geht sie soweit, wie es die Wahrscheinlichkeiten gerade noch zulassen. Und dann? Ich wurde am Ende geradezu aus der Handlung herausgeschleudert und habe ein paar Minuten gebraucht, bis ich wieder im hier und jetzt gelandet war.
Dennoch ist das Buch sehr viel mehr als nur gute Unterhaltung und bietet eine gute Grundlage zur Diskussion über herrschende Verhältnisse und wie gefährlich es ist, als Frau in Österreich zu leben.

Bewertung vom 26.09.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Das Schöne an isländischen Krimis ist zumeist ihre Raffinesse. "Verlogen" ist hier keine Ausnahme. Was fast ein wenig beschaulich beginnt, entwickelt mehr und mehr Sogwirkung bis zum verblüffenden Ende. Während der rote Faden zielstrebig weiterverfolgt wird, bleibt genügend Raum, alle Personen bildhaft zu beschreiben, Hintergründe zu beleuchten und psychologische Finten einzubauen. Durch die verschiedenen Stilebenen der Erzählung entsteht recht bald ein komplexes Bild der Gegebenheiten, doch welche Interpretation führt zur richtigen Auflösung? Und während sich die Leserschaft am Ort der Handlung immer besser zurechtzufinden glaubt, erweist sich Wichtiges als Nichtig und Nebensächlichkeiten führen zu AHA- Effekten.
Ich würde diesen Roman allen empfehlen, die es gerne spannend mögen und selbst gerne während der Lektüre auf Verbrecherjagd gehen.

Bewertung vom 26.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

Mir hat bereits die Leseprobe sehr gut gefallen und das die Lebensgeschichte von Sally Kincaid hat mich bis zum Schluss gebannt. Eine junge Frau sucht und findet in einer von den Regeln weißer Männern beherrschten Welt ihren Weg. Besonders beeindruckt hat mich, wie es der Autorin gelingt, durch die Handlung diese regeln immer mehr zu entlarven und in Frage zu stellen. So verfolgen wir nicht nur die Entwicklung eines klugen Mädchens zur intelligenten, entscheidungsstarken Frau, sondern auch das Hinterfragen von gesellschaftlichen Regeln und Machtstrukturen, diesicht allzu oft getarnt hinter Notwendigkeiten, die ohne diese Strukturen gar nicht aufkämen, verstecken.
So wird auch das " Glück der Geburt" und der damit verbundene Status laufend hinterfragt und von verschiedensten Seiten beleuchtet.
Das alles verpackt in eine durchweg spannende Familiengeschichte, in der auch die Liebe und Gefühle reichlich Platz finden. Ein Buch, das man / frau durchaus zweimal lesen kann.

Bewertung vom 25.09.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Rund 500 000 Kinder und Jugendliche kümmern sich in Deutschland laut einer Studie der Universität Witten/ Herdecke regelmäßig und in signifikantem Umfang um chronisch kranke Familienangehörige, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher, da die Situation einerseits als "normal" empfunden wird, andererseits Scham und Angst vor Ausgrenzung und vor dem Jugendamt Betroffene eher schweigen lässt.
Genau in diesem Milieu ist der Roman von Caroline Wahl angesiedelt. Sie beschreibt in sehr einfühlsamen Worten, ohne übertriebene Dramatik, und dennoch sehr eindrucksvoll die reale sowie die Gedankenwelt von Tilda, die sich um ihre kleine Schwester Ida und die alkoholkranke Mutter kümmert. Unterstützung erfuhr sie dabei nur von Freundin Marlene und deren Familie. Auch dieser Umstand entspricht häufig der Realität.
Das Buch wechselt gekonnt zwischen erzählten Passagen und Dialogen. Die Erzählung im Jetzt wird inhaltlich durch Rückblicke ergänzt und durch Hoffnungen auf eine Zukunft getragen und auch die kleinen Momente des alltäglichen Glücks finden ihren Platz. Mich hat dieser Debütroman sehr beeindruckt und ich habe ihn sehr gerne gelesen und kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.