Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Tsubame

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2022
Gespräche auf dem Meeresgrund
Leeb, Root

Gespräche auf dem Meeresgrund


sehr gut

Drei Ertrunkene - der Eine, der Andere und die Dritte - stoßen im Mittelmeer auf einander. Der Eine ist einer der unzähligen Flüchtlinge, die bei dem Versuch das Mittelmeer zu überqueren ums Leben kamen, der Andere gehört zu jenen, für die das Mittelmeer eine Art Vergnügungsort darstellt und der von einem Kreuzfahrtschiff betrunken über die Reling gefallen ist. Die Dritte wiederum hatte andere Gründe, warum sie den den Tod im Mittelmeer fand..

Hier unten gibt es keine Geheimnisse mehr. Selbst die eigenen Gedanken sind für alle anderen hörbar und so entspinnen sich zwischen den 3 Ertrunkenen Gespräche, die sie zu Lebzeiten wohl nicht geführt hätten.

Ab und zu ziehen Poseidon und ein paar andere mythologische Wesen vorbei und haben ihre ganz eigenen Betrachtungen zur Gattung Mensch.

Die Geschichte von Root Leeb ist ungewöhnlich und hat mir aus verschiedenen Gründen gut gefallen: zum einen fand ich die Idee interessant, drei Tote unterschiedlicher Herkunft auf einander treffen zu lassen und dafür das Mittelmeer zu wählen, zum anderen hatte ich die Szenen so deutlich vor Augen, als säße ich im Theater und würde einer Inszenierung zusehen. Auch die Bilder von Root Leeb, mit denen die Geschichte illustriert ist, fand ich sehr passend und ansprechend.

Fazit: "gespräche auf dem meeresgrund" ist eine kleine aber feine Geschichte, die nachdenklich stimmt und mir ein paar schöne Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 23.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


gut

Hmm...

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich von dem Roman "Auf See" nun eigentlich halten soll.

Die Geschichte beginnt mit der 17jährigen Yada, die auf einer künstlichen Insel vor Deutschland lebt, an deren Entwicklung ihr Vater maßgeblich beteiligt war. Yada weiß aus Erzählungen ihres Vaters, dass das Festland längst im Chaos versunken ist, sie hat keinen Zugang zu Internet oder anderen Medien und wird ausschließlich in Naturwissenschaften unterrichtet, da sie alles Musische zu stark überreizen könnte. Ihre Mutter soll an einer rätselhaften Krankheit gelitten haben, weshalb Yada vorbeugend Medikamente nehmen muss und regelmäßige Therapiesitzungen hat.

In einem zweiten Erzählstrang lernt man Helena kennen, die offensichtlich auf dem Festland lebt und als eine Art Kunstprojekt eine Sekte gegründet hat, nachdem sie in der Vergangenheit ein paar Vorhersagen gemacht hat, die zufällig auch eingetroffen sind. Doch es ist ihr eher lästig, die Anführerin zu sein und so sägt bereits ein anderer an ihrem Stuhl

Dann gibt es da noch gelegentliche Kapitel-Einschübe mit dem Titel "Archiv", in denen man von gescheiterten Utopien und unglaublichen Betrügereien erfährt, die historisch belegt sind. Letztere lesen sich sehr nüchtern und wissenschaftlich und haben mich nach einer Weile eher genervt als bereichert.

Fazit: Die Geschichte beginnt vielversprechend und ist auch gut erzählt, wird aber durch die "Archiv"-Einschübe immer wieder ausgebremst und hat eigentlich auch kein richtiges Ende. Ich wüsste im Nachhinein nicht zu sagen, was mir die Autorin mit ihrem Roman jetzt eigentlich sagen wollte. Schade!

Das Cover finde ich übrigens wieder sehr gelungen.

Bewertung vom 07.08.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


sehr gut

Kann man mit einer getauschten Identität ein neues Leben beginnen?

"Das Leben eines Anderen" ist ein faszinierender Roman. Eine Frau muss nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes feststellen, dass sie mit jemandem verheiratet war, der sich die Identität eines Anderen angeeignet hatte.

Der Betrug fliegt auf, als der älteste Bruder anlässlich des ersten Todestages auf Einladung der Witwe zu Besuch kommt und darauf besteht, dass der Mann auf dem Foto des Verstorbenen nicht sein Bruder ist. Rie, die Frau des Betrügers, bittet daraufhin den Anwalt Akira Kido um Hilfe. Er soll herausfinden, mit wem sie all die Jahre verheiratet war und was für ein Mensch der Mann gewesen ist, den sie als Taniguchi Daisuke kennengelernt hat.

Kido begibt sich auf die Suche und deckt dabei die Vergangenheit des falschen, gleichzeitig aber auch die des echten Taniguchi Daisuke auf.

Das Buch ist anders als man vermuten könnte, kein Detektivroman, auch wenn die Suche natürlich den Kern der Geschichte bildet. Es ist vielmehr eine Auseinandersetzung mit essentiellen Fragen wie der, was man eigentlich einbüßt, wenn man seine Identität mit jemandem tauscht. Kann man seine Vergangenheit für immer begraben? Und was macht das mit der Liebe? Braucht es für die Liebe eine Vergangenheit?

Mir hat die Lektüre gut gefallen. Sie gibt Einblicke in die japanische Kultur, spricht Diskriminierungserfahrungen der Japaner mit koreanischen Wurzeln ( Zainichi) an und wirft höchst interessante Fragen auf.

Ich hoffe, dass dies nicht das einzige Buch bleibt, das von Keiichiro Hirano ins Deutsche übersetzt wurde. In Japan wurde der Roman bereits verfilmt und kommt im Herbst in die dortigen Kinos.

Bewertung vom 06.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


sehr gut

Eine Schweizer Auswanderin und ihre Zeit

Ich kenne wohl kaum einen anderen Erzähler, der aus ein paar Schwarzweiß-Fotos, Gemälden, Zeitungsartikeln und anderen historischen Dokumenten seine Figuren so glaubhaft zum Leben erweckt, dass man das Gefühl bekommt, ja, genauso hätte es gewesen sein können.

Capus kann das! Ob er nun einen unausgeschlafenen, verschnupften Fuhrkutscher beschreibt, der seit sieben Jahren das Amt des "Wilden Mannes" bekleidet und der von der 5jährigen Susanna Faesch in einem Akt der Selbstverteidigung ein Auge ausgestochen bekommt, oder aber deren Eltern, zwischen denen zunächst ein "distanziertes Wohlwollen" herrscht, welches unter der Last der Elternschaft im Laufe der Jahre zu "gegenseitigem Befremden" abgekühlt ist.

Er versetzt sich in seine Figuren hinein, schildert mit einem Augenzwinkern "den evolutionären Trumpf des Wohlgeruchs", durch den die junge Susanna in New York ihre ersten sexuellen Erfahrungen macht oder gibt die letzten Gedanken ihres Stiefvaters wieder, der - glaubt man Capus - den rechten Zeigefinger als Lesezeichen zwischen den Seiten eines Zola-Romans steckend aus dem Leben schied.

Was an der Geschichte Fiktion und was Wahrheit ist, lässt sich schwer sagen, ist aber auch gar nicht so wichtig, denn Capus schafft es, eine ganze Epoche und deren Lebensgefühl aufleben zu lassen.

Ganz nebenbei lernt man die Schweizer Auswanderin Susanna Faesch kennen, die einst Sitting Bull traf und diesen auch malte.

Mir hat die Geschichte gefallen, auch wenn die Begegnung im Reservat nur einen kleinen Teil des Romans einnimmt und vom Autor wohl frei erfunden wurde. Wenn man dann die Fakten unter Wikipedia nachliest, muss man allerdings zugeben, dass die Capusche Version eindeutig die schönere ist.

Bewertung vom 05.08.2022
NEW YORK - Wie es keiner kennt
Kaufman, Susan

NEW YORK - Wie es keiner kennt


ausgezeichnet

Ein Spaziergang durch New York

Ist man das erste Mal zu Besuch in New York, konzentriert man sich wie in anderen Großstädten auch auf die so genannten "Must-sees", zu denen bei mir vor gut 30 Jahren eine Bootsfahrt zur Freiheitsstatue, der Besuch des Empire State Buildings und ein Fußmarsch durch Manhattan bis zum Central Park gehörten.

Es war früh im Jahr, Grün war nirgendwo zu entdecken. Das hat wohl auch den Eindruck verstärkt, dass ich New York als überwiegend graue Stadt in Erinnerung habe.

Schlägt man nun das Buch von Susan Kaufman auf, so wird man eines besseren belehrt. Die Autorin hat bei ihren Spaziergängen durch verschiedene Stadtteile ein sehr buntes und grünes New York abgelichtet.

Begeistert haben mich vor allem die bepflanzten Blumentöpfe, mit denen sich manch Bewohner(in) seinen Treppenaufgang verschönert hat, aber auch der Fassadenschmuck kleiner Restaurants und Geschäfte hat mich beim Blättern innehalten lassen.

Zu den einzelnen Stadtteilen gibt es je eine einseitige Einführung, die mit Erinnerungen und Anmerkungen der Autorin versehen sind.

Das im Vergleich zu anderen Bildbänden eher kleine Buchformat habe ich als sehr angenehm empfunden, da man die Lektüre überall mit hinnehmen kann.

Fazit: "New York" von Susan Kaufman ist eine optisch ansprechende und anregende Lektüre für New York-Liebhaber(innen), die schon alles kennen oder Leser(innen), die sich einfach gerne inspirieren lassen.

Bewertung vom 05.08.2022
Die Übung
Petrucci, Claudia

Die Übung


ausgezeichnet

"Jede Beziehung ist ein Schauspiel: Man bleibt in seiner eigenen Rolle bis zum letzten Akt." Faszinierendes Leseerlebnis aus Italien!

Bewertung vom 05.08.2022
Die Widerspenstigkeit
Bonné, Mirko

Die Widerspenstigkeit


ausgezeichnet

Die Ausgabe des Klassikers "Der kleine Prinz", der seit Jahren in meinem Bücheregal steht, ist von 1976. Ich habe das Buch während der Schulzeit von einer Freundin geschenkt bekommen. Meine Lieblingsfigur war damals der Fuchs, der mit Weisheit und Gewitztheit aufwarten konnte. Von ihm stammen die berühmten Worte: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Und eben dieser Begegnung mit einem Fennek, wie die kleinen Füchse mit den großen Ohren in den Sandwüsten Nordafrikas genannt werden, hat der Autor Mirko Bonné das vorliegende Werk "Die Widerspenstigkeit" gewidmet.

Wir lernen den Ich-Erzähler kennen, als er mitten in der Wüste dabei ist, das Wrack des Flugzeugs von Antoine de Saint-Exupéry auszugraben, mit dem dieser und sein Mechaniker Prévot bei dem Versuch, den Streckenrekord Paris–Saigon aufzustellen, 1935 abgestürzt waren.

Ein Wüstenfuchs beobachtet ihn dabei und verlangt vom Erzähler, "gezähmt" zu werden.

Mirko Bonnés Geschichte setzt sich mit bekannten Sätzen und Begriffen aus dem Original auseinander und nimmt sie sogar ein wenig auf die Schippe, indem er den Fennek sagen lässt "Man sieht nur mit den Ohren gut."

Auch eine Rose kommt in dieser Geschichte vor, Schlangen und natürlich auch ein Prinz.

Die 2017 im Karl Rauch Verlag erschienene Ausgabe ist sprachlich, optisch, haptisch und auch inhaltlich ein Genuss und allen Freundinnen und Freunden des Kleinen Prinzen wirklich Wärmstens zu empfehlen.

Bewertung vom 04.08.2022
Mutabor
Scheuer, Norbert

Mutabor


sehr gut

Die Geschichte der Nina Plisson

Nach "Peehs Liebe" und "Winterbienen" ist "Mutabor" inzwischen das dritte Buch, das ich von Norbert Scheuer gelesen habe. Wie bei allen seinen Büchern spielt die Geschichte in Kall in der Nordeifel, eine Gemeinde, in der sich die unterschiedlichsten Gestalten tummeln. Man trifft sogar alte Bekannte aus Vorgängerromanen wieder wie Paul Arimond, der bereits im Roman "Die Sprache der Vögel" seinen Auftritt hatte. In ihn ist die junge Nina Plisson, Hauptprotagonistin des vorliegenden Bandes, unsterblich verliebt, doch leider interessiert er sich nicht für sie - jedenfalls nicht zu Beginn.

Dann ist da noch der griechische Gastwirt Evros, der mit den verbliebenen zwei Daumen seiner Hände rätselhafte Göttergeschichten auf Bierdeckel schreibt, die Grauköpfe, die in der Cafeteria des Supermarkts täglich den neuesten Klatsch austauschen oder Ninas alte Lehrerin Sophia, die dem Mädchen das Schreiben beibringt, nachdem diese sich jahrelang nur in Klecksen (wunderbar illustriert von Norbet Scheuers Sohn Erasmus) ausdrücken konnte.

Nina kann sich nur noch dunkel an ihre Mutter erinnern und ihr Vater ist ihr gänzlich unbekannt. Keiner will ihr Näheres sagen, Schweigen umhüllt den Verbleib ihrer Mutter.

In seiner gewohnt poetischen Sprache erzählt Scheuer von Vernachlässigung, Missbrauch, Untreue, Betrug und all den dunklen Geheimnissen, von denen in Kleinstädten wie Kall nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird. Nina ist sich jedenfalls sicher, dass ihr die Grauköpfe niemals etwas erzählen werden und dass sie alles selbst herausfinden muss.

Als Leser(in) begleitet man das Mädchen auf ihrer Suche nach Antworten, rätselt wie sie über das zerkratzte Gesicht des Reiters auf dem Foto in Evros' Gaststätte oder den Verbleib der Mutter und ist am Ende des Romans um ein paar Antworten reicher.

Mir hat der Roman wieder gut gefallen, auch wenn ich manche Botschaften wie etwa die Geschichten auf den Bierdeckeln schon sehr kryptisch fand und immer noch ein paar unbeantwortete Fragen habe. Am besten ich lese das Büchlein gleich noch einmal. Ich bin mir sicher, dass die Antworten dort irgendwo stecken müssen.

Bewertung vom 19.05.2022
Die Gemüsebäckerei
Wallentinson, Lina

Die Gemüsebäckerei


sehr gut

Backen mit Gemüse
Dieses Buch mit seinen ungewöhnlichen Rezepten hat mich angenehm überrascht. Hier wandern nicht nur Bohnen, Karotten, Rote Bete, Zucchini oder Sellerie in diverse Backwaren, hier gibt es wirklich für jeden Geschmack etwas Neues zu entdecken.

Ich selbst habe mit den Hamburger-Brötchen auf S. 90 begonnen, sie mit selbst gemachten Burgern gefüllt und die nicht verwendeten Brötchen - so wie vorgeschlagen - einfach eingefroren. Zwar schmeckt man die Bohnen in Kombination mit Fleisch, Salat, Zwiebeln, Ketchup und Senf nicht mehr heraus, aber die Brötchen sind nach dem Aufbacken schön knusprig und Hülsenfrüchte sollen bekanntlich ja gesund sein.

Weiter ging's mit dem Möhrenknäcke auf S.46, das nicht nur gut aussieht, sondern daneben auch gut schmeckt. Zum Bestreichen war es leider nicht geeignet, da ich es wohl ein bisschen zu dünn ausgerollt hatte, aber zum Wegknuspern war es ein idealer Snack.

Es folgte das Rote-Bete-Knäcke mit Cranberrys auf S. 42 und das sah wirklich wunderschön aus mit seinem kräftigen Rotton. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass das Knäckebrot wieder auseinanderbrechen würde und habe die Honigmenge ein wenig erhöht und zusätzlich ein paar Haferflocken dazugegeben. Das Resultat war ausgesprochen lecker und stabil. Allerdings schmeckt das Knäckebrot ofenfrisch am besten, denn obwohl ich den Rest gleich in eine Dose gepackt habe, hatte es seine Knusprigkeit am nächsten Tag leider eingebüßt.

Eigentlich wollte ich heute noch das Schwedische Weichgebäck mit Kaffee und schwarzen Bohnen auf S. 74 testen, doch hier bin ich dann das erste Mal über einen kleinen Fehler bzw. eine Unklarheit gestolpert. Während unter den Zutaten 200g Haferflocken aufgelistet sind, ist im Text mit einem Mal von Hafermehl die Rede. Da ich unsicher war, was von beiden denn nun gemeint ist, habe ich mich kurzerhand umentschieden, so dass es heute statt dessen das Sirupweichgebäck mit schwarzen Bohnen auf S. 89 gibt.

Fazit: Von kleinen Flüchtigkeitsfehlern abgesehen, ist das Buch eine wunderbare Lektüre mit vielen frischen Ideen, die aus den Teigwaren nicht nur eine gesunde, sondern auch eine farbenfrohe Gemüsebäckerei machen.

Bewertung vom 23.04.2022
Automaton
Glanz, Berit

Automaton


sehr gut

Dem Roman "Automaton" von Berit Glanz liegt ein ungewöhnliches Thema zugrunde: Die alleinerziehende und unter Angststörungen leidende Mutter Tiff schlägt sich mit schlechtbezahlten Online-Jobs für die Plattform Atoma durch. Damit künstliche Intelligenz in der Zukunft funktionieren kann, muss sie erst von menschlicher Intelligenz gefüttert werden. Und so sehen sich Tiff und weitere clickworker Tag für Tag langweilige Videoaufnahmen von Lagerhallen und anderen Objekten an, um anschließend festzuhalten, ob darauf irgendwelche Veränderungen zu verzeichnen sind. Ein wenig Abwechslung bringt das Erscheinen eines Obdachlosen, der sich mit seinem Hund vor einer der Lagerhallen niederlässt und diesem regelmäßig aus einem Buch vorliest.

Eines Tages ist der Obdachlose verschwunden. Zurück bleibt der Hund, an welchem Tiff Zeichen von großem Stress zu erkennen meint. Zusammen mit ein paar Co-Workern macht sie sich auf die Suche nach "Mr. Beard", ohne zunächst zu wissen, in welchem Land und in welcher Stadt sie überhaupt suchen sollen.

In einem zweiten Erzählstrang lernt man als Leser(in) die junge Stella kennen, die einen ähnlich monotonen Job wie Tiff ausübt: sie arbeitet in einer Fischfabrik in Kalifornien, beschließt dann aber auf einer Hanfplantage ihr Glück zu versuchen.

Wie all das zusammenhängt erschließt sich erst allmählich und wird am Ende schließlich zufriedenstellend aufgelöst. Für mich war der Roman "Automaton" ein Blick in die mir bis dato unbekannte Welt der clickworker, die genau wie Erntehelfer und Fabrikarbeiter meist mit unterbezahlten Jobs ihren Lebensunterhalt bestreiten, noch dazu anonym und vertraglich zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet. Doch Berit Glanz zeigt in ihrer Geschichte auch, was Menschen durch Solidarität, Empathie und Beobachtungsgabe alles erreichen können; alles Fähigkeiten, zu denen eine KI eben nicht in der Lage ist.