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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2025
Wachs
Wunnicke, Christine

Wachs


gut

Ich werde leider nicht zu Wachs in den Händen der Autorin

Mit einem vielversprechenden Klappentext und einem kunstvoll gestalteten Cover weckt "Wachs" von Christine Wunnicke hohe Erwartungen. Der Roman verspricht eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte, die im Paris des 18. Jahrhunderts angesiedelt und mit zärtlichen und gefühlvollen Momenten durchzogen ist. Die Beschreibungen der Stadt, Gerüche und Geräusche und der botanischen Zeichnungen lassen die Kulisse lebendig werden und wecken den Eindruck eines sinnlichen Leseerlebnisses.

Leider kann jedoch das Buch die erhofften Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Verbindung von Geschichte und Emotionen wirkt auf den ersten Blick ansprechend, doch im Verlauf der Lektüre fehlt das gewisse Etwas, um die Geschichte zu einem wirklich fesselnden Leseerlebnis werden zu lassen. Die Mischung aus Patrick Süskinds "Das Parfüm" und den plastillierten Körperwelten von Gunther von Hagen könnte vielversprechend sein, jedoch gleiten die Sätze oft an den Lesenden vorbei, ohne das der Inhalt den Weg ins Herz findet.

Die Figuren sind zwar ansprechend gestaltet, allerdings bleibt deren Entwicklung auf den 185 Seiten des Buches eher begrenzt, sodass sie mitunter nicht nahbar erscheinen, sondern eher die Lesenden dazu verleiten, Abstand von ihnen zu nehmen und das Geschehen nur als Zuschauende, nicht aber als aktiver Part, warzunehmen.

Wunnicke hat ein Gespür für Ästhetik und Präzision, jedoch kann sie diese nicht immer umsetzen, um ein berauschendes Leseerlebnis daraus entstehen zu lassen. Während einige Leser:innen vielleicht dennoch in die Geschichte eintauchen und sie mit Begeisterung aufnehmen, bleibt bei mir das Gefühl zurück, dass ich nicht zu "Wachs" in den Händen der Autorin geworden bin - neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
Bakabu und die Kostüm-Party
Auhser, Ferdinand

Bakabu und die Kostüm-Party


gut

Party-Stimmung mit Handbremse

Eine kunterbunte Kostümparty mit jeder Menge guter Laune - ja, genau das ist es, was wir alle gerade wollen und brauchen. Das fröhlich-bunte Kinderbuch "Babaku und die Kostüm-Party" stimmt schon mit seinem wunderschönen Cover auf die fünfte Jahreszeit ein und verbreitet richtig gute Laune.

Leider zündet die Konfettikanone aber nur ganz verhalten und die Party-Stimmung fährt mit angezogener Handbremse, denn die Geschichte ruckelt an einigen Stellen und das ist so unglaublich schade. Die Grundidee des Buches gefällt und ist ein guter Ansatz, um Kindergartenkindern zu vermitteln, dass alle zusammen eine große Party feiern können, auch wenn der ein oder andere Unterschied oder Handicap vorhanden ist.

Kinder, die von Sprachschwierigkeiten betroffen sind, sollen im Buch die ein oder andere Identifikationsfigur vorfinden. Jedoch werden die zunächst als witzig empfundenen Sprachfehler auf Dauer nervig und die fehlerhafte Ausprache dient nicht zur Förderung der Sprachkompetenz, für die das Buch ja wirbt.

Die Anleitung zum Pfeifen hat leider zu Frustrationen und Tränen geführt, da die beschriebene Vorgehensweise nicht umsetzbar ist und zu keinen Erfolgdserlebnissen führt. Trotz dieser Kritikpunkte bietet die Geschichte eine positive Botschaft: Niemand wird ausgeschlossen und alle unterstützen sich gegenseitig. Auch die liebenswerte Auffirderung, Dinge einfach mal auszuprobieren ist ermutigend und kann Kindern helfen, Herausforderungen anzugehen.

Leider bleibt das Buch hinter unseren Erwartungen zurück - daher neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
Meins! Der Hase, der nicht teilen wollte
Small, Steve

Meins! Der Hase, der nicht teilen wollte


sehr gut

Teilen macht Freu(n)de

In "Der Hase, der nicht teilen wollte" erzählt Steve Small die Geschichte eines Hasen, der stolz auf sein Feld voller leckerer Rüben ist. Die bunten Illustrationen und die fröhliche Erzählweise lassen Kinder und Erwachsende sofort in die Welt des Hasen und seiner neuen Nachbarn, den Kaninchen, eintauchen. Diese laden ihn ein, gemeinsam zu feiern, doch der Hase ist nicht bereit, seine Rüben zu teilen.

Das Buch behandelt auf kindgerechte Weise das Thema Teilen, was für viele Kinder eine Herausforderung darstellt. Die Geschichte wird in kurzen verständlichen Sätzen und melodischen Reimen erzählt, die die Neugier der kleinen Zuhörenden wecken. Allerdings könnte die Mischung aus gereimten Versen und herkömmlicher Erzählweise für einige Kinder etwas unruhig wirken. Eine einheitliche Erzählform wäre nicht nur gefälliger, sondern vielleicht auch verständlicher. Das Vorlesen wird zusätzlich durch den häufig abrupten Wechsel der Schriftarten erschwert und sorgt ab und an für Verwirrung.

Die Illustrationen sind herzallerliebst und sprechen das Kindchenschema an, sodass die Tierfiguren schnell den Weg in die Kinderherzen finden und liebgewonnen werden.

Das relativ offen gestaltete Ende des Kinderbuches mag nicht allen gefallen, dient jedoch als Anreiz, um gemeinsam über Geben und Teilen, Freundschaft und Hilfsbereitschaft nachzudenken und zu reden.

Wir vergeben sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
... und dann wurden sie Nazis
Haidinger, Martin

... und dann wurden sie Nazis


ausgezeichnet

Unbedingt lesen !

Martin Haidingers Buch "…und dann wurden sie Nazis" ist ein eindringliches und aufrüttelndes Werk, das die Lesenden auf eine erschütternde Reise in die Gedankenwelt derjenigen mitnimmt, die während des Nationalsozialismus aufwuchsen. Durch die Stimmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erhalten die Leser:innen einen einzigartigen Einblick in die Verführbarkeit und Manipilation junger Menschen und die schleichenden Mechanismen, die zur Unterstützung eines verbrecherischen Regimes führten.

Diese persönlichen Geschichten sind nicht nur bewegend, sondern auch lehrreich, da sie die tiefenpsychologischen Veränderungen beleuchten, die in den Köpfen junger Menschen stattfanden. Haidinger gelingt es, die Naivität und Verletzlichkeit dieser Jugendlichen zu erfassen und aufzuzeigen, wie sie zu Werkzeugen einer menschenverachtenden Ideologie gemacht wurden. Die ungeschönten Berichte der Zeitzeug:innen sind das ehrlichste, was ich bisher über diese dunkle Epoche erfahren durfte. Der Autor schafft es, die Lesenden ohne Vorurteile an die Schilderungen der Protagonist:innen zu führen. Die Geschichten sind nicht nur historische Dokumente, sondern auch warnende Beispiele für die Gefahren von Ideologien, die Menschen in den Bann ziehen und ihre moralischen Überzeugungen untergraben können.

Fast schon wortgewaltig ist die Art und Weise, wie Haidinger das Zusammenspiel von Angst, Gruppenzugehörigkeit und Manipulation darstellt. Die Schilderungen zeigen, wie die Unsicherheit und die Suche nach Identität viele in die Arme der Nazis trieben. Diese Dynamik wird als eine schleichende Transformation beschrieben, die zunächst subtil beginnt und schließlich in eine überwältigende Euphorie mündet, die jegliches kritisches Denken ausblendet. Die Leser:innen werden dazu aufgefordert über die Mechanismen nachzudenken, die es einem Unrechtssystem ermöglichen, sich zu verfestigen und somit Menschen immer wieder aufs Neue zu begeistern.

Haidingers Ansatz, die Geschichte durch individuelle Porträts zu erzählen, ist von unschätzbarem Wert. Er schafft es, die komplexen und oft widersprüchlichen Gefühle der Befragten zu vermitteln, ohne dabei vorschnelle Urteile zu fällen. Diese Herangehensweise ermöglicht es der Leserschaft, die Geschehnisse und ihre Auswirkungen aufzunehmen und versuchen zu verstehen. Die Zeitzeug;innenberichte sind ungeschönt und bilden eine ehrliche Reflexion über die Verführbarkeit des Menschen durch radikale Ideologien.

In Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklungen und der wiederkehrenden Infragestellung demokratischer Werte ist Haidingers Werk von entscheidender Bedeutung.Es fordert uns auf, die Mechanismen der Verführung durch radikale Ideologien zu hinterfragen und uns der Geschichte bewusst zu werden, um ähnliche Fehler in der Gegenwart zu vermeiden. Die letzte Generation von Zeitzeug:innen wird immer weniger, und Haidinger nutzt diese Gelegenheit, ihre Stimmen zu bewahren und ihre Erfahrungen zu teilen.

Martin Haidinger verbindet profundes Wissen über die österreichische Geschichte mit tiefen Einsichten in die menschliche Psyche. Sein Buch ist nicht nur notwendig, sondern auch ein Appell zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ein Aufruf, wachsam zu sein gegenüber den Gefahren, die in der Verführbarkeitund der daraus resultierenden Manipulation des Menschen liegen.

Unbedingt lesen !

Bewertung vom 20.02.2025
Zwei Leben in Deutschland
Rosenthal, Hans

Zwei Leben in Deutschland


ausgezeichnet

Berührend, bewegend und sehr lesenswert

Zwei Leben in Deutschland“ von Hans Rosenthal ist ein eindrucksvolles und bewegendes Werk, das die Lebensgeschichte des Autors in einer Zeit des Umbruchs und der Herausforderungen erzählt. Rosenthal, ein prominenter deutscher Fernsehmoderator und Entertainer und den älteren Leser;innen noch bestens durch seine Luftsprünge bei "Dalli Dalli" bekannt, lässt die Leserschaft an seinen Erfahrungen und Erinnerungen teilhaben.

Das Buch ist nicht nur eine Autobiografie, sondern auch ein tiefgründiger Kommentar zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, denn Rosenthal schildert seine Kindheit im nationalsozialistischen Deutschland, die Verfolgung seiner Familie als Juden und die Flucht vor dem Terror des Regimes. Die Schilderungen sind eindringlich und authentisch, sie vermitteln ein starkes Gefühl der Angst, aber auch den ungebrochen Willlen, diese Widrigkeiten zu überstehen und zu überleben.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Rosenthal das Zusammenspiel von persönlichem Schicksal und historischer Entwicklung darstellt. Er reflektiert über Identität, Zugehörigkeit und die Herausforderungen, die das Leben in einem geteilten Deutschland mit sich brachte. Seine Erfahrungen in der Nachkriegszeit und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit sind bewegend, regen zum Nachdenken an und sind von der Thematik aktueller denn je.

Rosenthals Schreibstil ist klar und einnehmend, was das Buch zu einer fesselnden Lektüre macht. Er schafft es, komplexe Themen verständlich zu vermitteln, ohne dabei die emotionale Tiefe seiner Erlebnisse zu verlieren. Mitunter blitzt der Schalk im Nacken auf und genau diese Leichtigkeit ist es, die gerade dem ersten Teil die Schwere nimmt und das Buch zu einer gut zu lesenden Lektüre macht. Es ist der stete Wechsel zwischen Hoffen und Bangen, Freud und Leid, Erfolg und Misserfolg, der die Lesenden an die Seiten bindet und gemeinsam mit dem beliebten Show- & Quizmaster seinen Weg vom politische Verfolgten zum Macher von Ratesendungen und Unterhaltungsformaten nachvollziehen lässt.

Die Botschaft seinen Buches ist, auch Jahrezehnte nach der Erstveröffentlichung, sehr eindringlich und hat an Aktualität nichts verlorren. Es geht um Toleranz, Akzeptanz, Versöhnung und ein friedliches Miteinander.

"Damals in der Laube und in den Trümmern Berlins hatte ich mir geschworen, mich mit allen Kräften dafür einzusetzen, dass das, was mit unserem Volke geschehen war, aus Fanatismus und hasserfüllter Entfremdung, sich niemals wiederholen dürfte " (S. 343)

Bewertung vom 18.02.2025
Sehnsucht nach der blauen Insel
Lowe, T. I.

Sehnsucht nach der blauen Insel


weniger gut

Leider nicht das beste Buch der Autorin

Als treue Leserin von T.I. Lowe war ich voller Vorfreude auf ihren neuen Roman "Sehnsucht nach der blauen Insel". Leider muss ich sagen, dass ich nach dem Beenden dieses Buches extrem enttäuscht bin. Normalerweise verschlinge ich ihre Bücher in wenigen Stunden, aber dieses Mal fiel es mir unglaublich schwer, bis zur letzten Seite durchzuhalten.

Die Hauptfigur Sonny ist nicht nur auf auf der Suche nach außergewöhnlichen Filmset, sondern auch nach einem Ort, an dem sie sich wirklich zu Hause fühlen kann. Die glitzernde Welt von Hollywood bestimmt mehr oder weniger ihren Tagesablauf und so ist Sonny auch der Meinung, dass sie ihrer Familie und ihren Follwern zeigen muss, dass sie sich in eben dieser Welt wohl fühlt - und wie so oft ist alles nur Fake und mit Filtern belegt.

Die Handlung wirkt chaotisch und unentschlossen und es entsteht der Eindruck, als wisse die Autorin selbst nicht so genau in welche Richtung ihre Geschichte gehen soll. Der Mix aus "Die Schöne und das Biest", klischeehafter Romanze, rührseliger Familiengeschichte und dem reißerischen Aufhänger der #MeToo-Bewegung ist einfach zu viel. Die verschiedenen Elemente passen nicht zusammen und erzeugen einen Eindruck von Unvollständigkeit, da möglichst viele Ideen der Schreibenden in diesem Roman zu einer mehr oder weniger sinnvoll zusammenhängenden Geschichte zusammengefügt werden.

Der Schreibstil ist enttäuschend, fast seelenlos. Während ich normalerweise von Lowes warmherziger Erzählweise begeistert bin, fühlt sich dieser Roman an, als wäre er von einem/einer anderen Autor/in verfasst worden. Die Charaktere sind respektlos und übergriffig, was für treue Leser:innen von Lowe absolut nicht nachvollziehbar ist. Die Handlung ist oft unrealistisch und unglaubwürdig, wirkt aufgesetzt und übertrieben.

Die einzelnen Kapitel ziehen sich wie Kaugummi und sind voller Stereotypen und flacher Figuren. Die Pointen zünden nicht, die Romantik verfliegt wie Nebel in der Morgensonne und der christliche Aspekt wird nur halbherzig behandelt. Statt einer tiefgründigen Geschichte erhält man eine endlos erscheinende frustrierende Leküre.

"Sehnsucht nach der blauen Insel" ist für mich das schwächste Buch von T.I. Lowe. Ich kann daher absolut nicht nachvollziehen, warum dieses Werk eine Auszeichnung als bestes Buch des Jahres 2024 erhalten hat. Ich hoffe, dass die Autorin zu ihren Wurzeln zurückfindet und in zukünftigen Werken wieder die Qualität liefert, die ich so sehr schätze.

Bewertung vom 15.02.2025
Totengold / Sabine Kaufmann Bd.9
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Totengold / Sabine Kaufmann Bd.9


sehr gut

Still und starr ruht der See....

Die Edersee--Region erhält eine neue Attraktion und der Ruf des Goldes lockt die Besucher:innen auch im Winter ins nordhessische Bergland. Doch es ist nicht der Godlflitter, der für großes Aufsehen sorgt, sondern der vermenitliche Fund von Nazi-Gold. Die Ereignisse überschlagen sich, als zwei Angler nicht etwa einen dicken Fisch, sondern einen Totenschädel am Haken haben und Schüsse auf die Ortsvorsteherin abgegeben werden. Kaufmann und Angersbach drehen jeden Stein um und müssen erkennen, dass nicht nur der See seine Geheimnisse hat...


Ich liebe Regio-Krimis aus meiner hessischen Heimat, denn sie zeigen die dunkle, niederträchtige Seite der ansosten so strahlend hellen und toruristisch attraktiven Regionen. Daniel Holbe taucht den Edersee in eine winterliche Stimmung, die schon fast ein wenigt romantisch anmutet. Jedoch währt diese Romantik nicht lange, denn die Brisanz seiner Themen vom Verbreiten des verqueren Gedankenguts der Ewiggstrigen, der unstillbaren Gier nach Geld und Reichtum und das ältestet Motiv seit es Krimis gibt, halten in seinem Buch Einzug.

Der Plot ist abwechslungs- und temporeich gestaltet. Durch die kontinuierlich wechselnden Handlungsorte hat der Krimi schon eine gewisse Eigendynamik, die durch facettenreiche Charaktere belebt wird. Vom ewigen Looser über erfolreiche Politikerin bis hin zu einem wirklich coolen Dreigestirn ist alles dabei, was das Leser:innenherz begehrt. Holbe lotet manchmal sogar die Möglichkeiten das Sagbaren aus, wenn es darum geht, die falschen Ideale un die damit verbundenen Ereignisse aus der Vergangenheit bis hin in die Gegenwart aufs Papier zu bringen.

Die Stimmung um den See wird immer wieder in sehr plastischen Bildern eingefangen und dadurch gelingt es Holbe, seine Story lebhaft und zugleich auch sinnbildlich zu gestalten. Die so geschaffenen Szenen wecken bei den Lesenden Assoziationen und lassen sie tief in die Handlung eintauchen. Es ist spannend, ohne Frage , jedoch bedient sich Holbe gerade im letzten Driteel an viel zu vielen und bereits bekannten Krimizutaten, um eine Idee zum Abschluss zu bringen. Das ein oder andere Klischee findet sich ebenso in der Romanhandlung ein wie eine Anlehnung an die berühmte Staumauerszene aus "Golden Eye". So ist die Auflösung wenig überraschend und selbst der Epilog kann das Ganze nicht mehr herumreißen.

Ein solider Regio-Krimi, der von den immer wieder aufkommenden Sagen um das Nazi-Gold inspiriert ist und in der Ausführung noch ein bisschen Luft nach oben hat - sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 12.02.2025
Keine Zeit, der Garten ruft
Blasl, Klaudia

Keine Zeit, der Garten ruft


sehr gut

Wenn die Gärtnerin schläft, sät der Teufel Unkraut

Klaudia Blasl liefert immer wieder die besten Beweise dafür, dass der Wahrheitsgehalt im Titel von Reinhard Mey "Der Mörder ist immer der Gärtner" zu einhundert Prozent stimmt. In ihrem neuen Buch "Keine Zeit, der Garten ruft" nimmt sie ihre Leser:innen mit in ihre eigene grüne Oase und schenkt ihnen einen mehr als humoristischen Streifzug durch die Beete.

Was sich manchmal nach "Star Wars" und "Das doppelte Pensum" anhört, ist, trotz Augenzwinkern, echte Knochenarbeit. Ob edle Zuchtrosen tatsächlich "In aller Freundschaft" neben dem Lavendel blühen, "Die großen Kriminalfälle" durch Petersilie und Tollkirschen heimlich, still und leise geplant werden oder "Biohacker" in Gestalt von aufgescheuchten Rehen die Hecke verwüsten - Blasl ist "Dem Täter auf der Spur", fragt sich "Ausgerissen - was nun?" und wundert sich über "Das Verschwinden", wenn Wühlmäuse mal wieder irgendwelche Blumenzwiebeln als Nachspeise mopsen.

Von "Schmecksplosion" bis FKK werden alle erstaunlichen Fahigkeiten und Talente von Tieren und Pflanzen im Garten für die Leser:innen aufbereitet, Gartenwissen auf witzige Art vermittelt und zu einer kurzweiligen Lektüre "Zsammg'spuit". Kein trockener Gartenratgeber, sondern einfach gute Unterhaltung mit Zellgeflüster und dem ein oder anderen tödlichen Geheimnis

Bewertung vom 11.02.2025
Die Bibliothek der zweiten Chancen
Adams, Marie

Die Bibliothek der zweiten Chancen


ausgezeichnet

Jeder gelesene Satz hinterlässt eine Spur im Herzen (Lenny Löwenstern)

Für Charlotte sind Bücher von je her ihre Freunde und ihre Tätigkeit in der Stadtbibiliothek ist mehr Berufung als Beruf für sie. Nach dem Tod ihres Mannes Cedric vergräbt sie sich mehr und mehr in diesem Kokon aus Buchgeflüster und magischen Welten und öffent diese Türen nur für diejenigen, die sich die Bücher ausleihen. Ihr eigenes Herz bleibt fest verschlossen und manchmal fühlt es sich so an, als würde dieses Nie-wieder-wir-Gefühl ihr ganzes Leben bestimmen. Als dann auch noch beide Töchter flügge werden, steht Charlotte vor der großen Herausforderung, den ersten Schritt in einen neuen Alltag zu gehen, den nur sie gestalten und bestimmen kann. Kann sie einen längst vergessenen Traum verwirklichen und auch wieder ihr Herz für eine neue Liebe öffnen ?


Marie Adams öffent mit "Die Bibliothek der zweiten Chancen" nicht nur einladend die Tür zur selbigen, sondern auch Herzen . Sie ermöglicht ihren Leser:innen, gemieinsam mit Charlotte den Weg zurück ins Leben zu gehen und mit ihr Entscheidungen zu treffen. Alles hat seine Zeit - und genau diesen Spruch verarbeitet Adams in ihrem Roman zu einer wundervollen und einfühlsamen Geschichte. Das Durchleben der Trauerphasen, der Pozess des Freilassens und Zulassens und die Bereitschaft, dem Leben wieder mit neuer Energie und neuen Träumen offen entgegen zu gehen, ist emotional und nachfühlbar geschildert, sodass sich viele Lesenden mit Charlotte identifizieren können.

Es gibt wundervolle Momente, die ein wenig an Hesses "Stufen" erinnern und genau diesen Zauber eines Neuanfangs streut die Autorin mit ein wenig Glitzer, Romantik und dem Flair von Paris in die einzelnen Kapitel ein. Die Charaktere sind sehr fein gezeichnet und bieten eine breite Palette an Eigenschaften, die sie mal zu notorischen Nögler:innen, Nervensägen und echten K...brocken werden lassen. Sie sind das Salz in der Suppe und verleihen dem Ganzen eine würzige Note.

Charlotte lernt, zweite Chancen im Leben zu erkennen und auch diese als solche aktiv zu ergreifen. Es sind kleine Schrrtte, die ihre Metarmophose von der unscheinbaren Raupe zum schönen Schmetterling vollziehen und genau darin liegt der Reiz des Romans. Jede Frau ist schön und liebenswert - kann auch in der zweiten Lebenshälfte Sonne ins Leben ihrer Mitmenschen bringen und dadurch wieder gesehen werden. Es ist nie zu spät, um aus den Luftschlössern von einst Taten werden zu lassen, noch einmal durchzustarten und das Versäumte nachzuholen.

Das Zitat von Lenny Löwenstern "Jeder gelesene Satz hinterlässt eine Spur im Herzen" beschreibt genau das Gefühl, dass die Lesenden mit diesem Roman erleben, denn Marie Adams schlägt viele Brücken zwischen dem Damals und dem Heute, bringt mit Emotionen, Erfahrungen und Erkenntnisse die Geühle von Figuren und Leserschaft ganz schön ins Wanken und beweist, dass das Leben immer voller Abenteuer steckt - egal wie alt man ist.

Bewertung vom 10.02.2025
Trau dich, Tilly!
Martin, Rebecca

Trau dich, Tilly!


ausgezeichnet

Hab keine Angst du selbst zu sein

Bisher kenne ich Rebecca Martin nur als Autorin von mitreißenden und gefühlvollen Romanen für Erwachsene und nun öffnet sich mit "Trau dich,Tilly !" meine Tür zur Kinderbuchwelt der Schreibenden. Schon mit dem zauberhaften Cover und dem zuckersüßen Vorsatz-/Nachsatzblatt erorbert das Buch die Herzen von Klein und Groß und wird schnelll zur neuen Lieblingslektüre.

Die Geschichte erzählt von Tilly, die sich oft unsichtbar fühlt und das auch richtig zelebriert, in dem sie sich in ihren schützenden Schildkrötenpanzer zurückzieht und leiber ein Buch liest, statt mit den anderen zu toben und zu speielen. Sie steht stellvertretend für eines der vielen ruhigen und schüchternen Kinder, die wir im Alltag manchmal übersehen. Doch das Besondere an Tilly ist, dass sie nicht nur Angst hat – sie hat auch den Mut, sich ihren Ängsten zu stellen! Mit jedem Umblättern der bunten Seiten dürfen wir hautnah miterleben, wie sie aus ihrem Panzer herauskommt und zu einer kleinen Heldin heranwächst. Denn niemand außer ihr kann sich dem Dornengestrüpp nähern, ohne dass es dabei zu Veretzungen kommt. So ein schützender Panzer kann auch ein großer Vorteil sein !

Die farbenfrohen Illustrationen sind einfach nur zauberhaft, liebevoll und mit ganz vielen Details versehen. Sie sprechen die Emotionen der Kinder an, lassen sie mit Tilly mitfühlen und erwecken die Geschichte zum Leben. Man kann die Aufregung und die Freude, aber auch die Angst und Unsicherheit von Tilly förmlich spüren.

Die einfühlsamen Worte der Autorin sind perfekt gewählt und vermitteln auf liebevolle Weise, dass es in Ordnung ist, Angst zu haben und schüchtern zu sein. "Trau dich, Tilly" zeigt, dass Mut nicht das Fehlen von Angst ist, sondern die Fähigkeit, trotz der Angst weiterzumachen und den schützenden Panzer zu verlassen. Diese Botschaft ist wichtig und ermutigend, denn nach dem Beenden dieses bezaubernden Buches werden Kinder und Erwachsene garantiert nicht mehr die stillen Menschen um sich herum übersehen. Tilly wird zu einer Identifikationsfigur, die zeigt, dass jede/r, egal wie schüchtern oder unsichtbar er/sie sich fühlt, das Potenzial hat, großartige Dinge zu erreichen.