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Benutzername: 
Barbara
Wohnort: 
Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2024
Hortensientage
Inusa, Manuela

Hortensientage


gut

Lisa und Werner sind noch Schulkinder, als sie sich kennen und bald auch lieben lernen. Doch es stehen ihnen zunächst schwere Zeiten bevor, Werner muss in den Krieg ziehen und sie müssen eine lange Trennung überstehen. Doch die Entbehrungen schweißen die beiden Liebenden nur noch mehr zusammen und die Leser*innen begleiten sie durch ihr gemeinsames, überwiegend glückliches Leben.

Manuela Inusa erzählt in diesem Roman die Geschichte ihrer Großeltern, zu denen sie ein sehr inniges Verhältnis hatte. Dabei gibt die Autorin auch viel über sich und ihre eigenen Familie Preis, was ich sehr mutig finde.

Sehr interessant ist es zu verfolgen, wie Lisas und Werners Leben die deutsche Geschichte durchläuft. Das Leben im 2. Weltkrieg, der Hunger und die Armut, die beengten Verhältnisse nach dem überstandenen Krieg und die Freude am Sohn und den Enkelkindern - durch dick und dünn gehen diese beiden Liebenden. Als Lisa ihrer Enkelin nach langem Zögern aus ihrem früheren Leben erzählt, lebt sie bereits im Heim und gibt ihre Vergangenheit in kurzen Etappen und Erinnerungen wieder. Leider wird der Erzählfluss von Lisa immer wieder durch längere Passagen aus der Gegenwart unterbrochen, in der Manuela ihre Großmutter im Heim besucht. Die immer wiederkehrenden Besuche der Enkelin, das gemeinsame Kuchenessen und die Befindlichkeiten der anderen Heimbewohner sind anfangs interessant, nehmen mir aber viel zu viel Raum ein. Dadurch kommt bei mir eine gewisse Langeweile auf, da ich die Geschichte der Großmutter viel spannender finde. Auch geht mir die Autorin oft zu rührselig mit der Geschichte um, obwohl das durch ihre große persönliche Beziehung zu den Protagonisten natürlich zu erklären ist. Zudem hätte ich mir einen etwas weniger schlichten Schreibstil gewünscht. Die Liebesgeschichte zwischen Lisa und Werner ist anrührend und zeigt, wie sehr Entbehrungen die Menschen zusammen schweißen können und macht auch die Unterschiede zu Beziehungen in der heutigen Zeit deutlich.

Bewertung vom 13.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


ausgezeichnet

1940 wird die 11jährige Beatrix von ihren Eltern aus dem vom Krieg bedrohten London in die USA zu einer Familie nach Boston geschickt. Dort bleibt sie für 5 Jahre bei der Familie Gregory, wo sie liebevoll von allen Familienmitgliedern aufgenommen wird und sich nach einer Eingewöhnungszeit sehr wohl fühlt. Ihr Verhältnis zu den beiden Söhnen ist intensiv und verändert alle auch nach ihrer Rückkehr nach England.
Aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder in England und den USA ist dieser wunderschöne Roman von Laura Spencer-Ash geschrieben, so dass man Beatrix Leben zwischen den beiden Welten aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erleben kann. Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt die Autorin die Gefühlslage der beteiligten Personen und das gelingt ihr so gut, dass man mit jeder Einzelnen davon mitfühlt.
Beatrix Mutter Millie hadert mit der von ihrem Mann durchgesetzten Entscheidung, ihre Tochter zum Schutz vor dem Krieg so weit wie möglich fort zu schicken. Sie leidet nicht nur unter dem Verlust ihrer Tochter und der Eifersucht auf die Gastfamilie, sondern auch unter deren Wut und ihrem Zorn auf den Ehemann. Auch das schwierige Verhältnis zu Beatrix nach deren Rückkehr ist für sie zutiefst belastend und es ist sehr berührend zu lesen, wie sie als Mutter ihren Platz im Leben von Beatrice wieder einzunehmen versucht.
Auch Beatrix Vater kommt mit seiner rationalen Entscheidung nicht gut zurecht.
Die Gastmutter Nancy blüht hingegen auf, als Bea, wie sie in den USA genannt wird, ihre Familie bereichert. Sie hat sich immer ein Mädchen gewünscht und es fällt ihr schwer, sie wieder loszulassen.
Gastvater Ethan hat zunächst Bedenken, doch auch ihn nimmt Bea mit ihrer ruhigen und besonnen Art immer mehr für sich ein. Doch vor allem sind es die Söhne William und Gerald, die sich beide in Bea verlieben und deren Leben ebenfalls durch sie strak geprägt wird.
Vor allem jedoch ist es Beatrix Leben zwischen diesen beiden Welten, als Bea und als Trixie, durch das man sie als Leser*in begleitet, von 1940 bis 1977, mit vielen Höhen und Tiefen.
Dieser Roman übt einen Sog aus, der einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Ruhig und gefühlvoll, emphatisch und intensiv versteht es Spencer-Ash, die Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere zu beschreiben. Auch die großen zeitlichen Sprünge machen die Geschichte spannend, die zudem nicht immer chronologisch erzählt wird. Interessant ist der Schreibstil, der zum größten Teil keine klassische wörtliche Rede aufweist, sondern Dialoge oft nur in kursiver Schrift darstellt.
Eine unbedingte Leseempfehlung für jung und alt, weiblich und männlich.

Bewertung vom 29.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


gut

Ben Oppenheim hat es nicht leicht in seinem Leben: von seiner Frau lebt er eigentlich getrennt, die Versorgung der Kinder teilen sie sich aber im noch gemeinsam bewohnten Zuhause. Seine Freundin erfüllt zwar seine sexuellen Bedürfnisse, aber die Beziehung zu deren 4jähriger Sohn beruht auf gegenseitiger Abneigung. Als Drehbuchautor läuft es gerade nicht so gut, ein Roman ist ebenfalls nicht wirklich in Sicht. Als die Welt auf dem Weg in den dritten Weltkrieg ist flüchtet Ben mit seiner Familie nach Brasilien. Dort stellt sich bald die Frage danach, wie es weiter gehen soll.
Ben ist ein Zauderer, ein Hypochonder und von Ängsten besessen. Er ist kein wirklich gläubiger Jude, weiß aber trotzdem über die Wichtigkeit seiner Religion und der Vergangenheit. Konflikten geht er gerne aus dem Weg, irgendwie verlässt ihn immer der Mut, wenn es denn ernst wird. Auch die Flucht nach Brasilien wird von seiner Ehefrau Marina organisiert, die taff und gut strukturiert ist. Genauso wie seine Geliebte Julia, eine erfolgreiche und lebensfrohe Künstlerin, die vor allem seinem Ego und seinem Sexualleben gut tut.
Mit viel Ironie beschreibt Micha Lewinsky diesen Ben Oppenheimer und die Konflikte in seinem Leben. Das liest sich manchmal sehr komisch trotz des ernsten Themas. Die Auseinandersetzung mit dem Judentum ist hier ebenfalls Thema, da merkt man das geschichtliche Erbe.
Bei aller guten Unterhaltung die dieser Roman bietet ist mir Ben jedoch immer unsympathisch geblieben. Seine Unentschlossenheit bei anstehenden Entscheidungen, sein Egoismus in Beziehungsangelegenheiten, seine Zwiespältigkeit in der Religion summieren sich für mich zu einem rückgratlosen Menschen, der von seinem Sexualtrieb und zwei starken Frauen durchs Leben geleitet wird. Daher zwei Sterne Abzug von mir trotz der interessanten und facettenreichen Geschichte.

Bewertung vom 29.07.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Lindas Leben als glückliche und heile Frau endet abrupt mit dem Tod ihrer 17jährigen Tochter, die ein Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen hat. Daniela Krien beschreibt eine Mutter, die am Umgang mit dem Schicksal verzweifelt, die nicht weiß, wie und ob sie weiter leben kann. Auch ihr Mann Richard kann ihr nicht helfen, ihr trauern ist nicht seins, lange hat er Geduld mit ihr. Doch die Menschen aus Lindas Umgebung ermüden an ihrem Leid, so dass sie fast nur noch fremde Menschen ertragen kann. Gequält zwischen Rückzug und Einsamkeit gelingt es Linda ganz allmählich und in winzigen Schritten, einen Aufbruch in ihr drittes Leben zu finden.
Sehr emphatisch beschreibt die Autorin das Leiden einer Mutter, die Qualen, die Hoffnungslosigkeit, die Hilflosigkeit und manchmal auch die entstehende Wut. Vor allem die schlimmen Nächte, die auch erträgliche Tage wieder einreißen: "Jede Nacht ist ein Schlund, durch den ich gepresst und am anderen Morgen zurück in die Welt geworfen werde", S.196. Und trotzdem ist es kein deprimierender Roman, lässt einen dieses Buch nicht traurig zurück. Krien gelingt es, dass man als Leser*in mitfühlt mit dieser von Trauer erdrückten Frau, ihre Beschreibungen sind einfühlsam und erstaunlich nachvollziehbar. Doch bewundert man auch die Kraft von Linda und ihre Versuche, wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden. Und das sie es schafft, sich mit Gartenarbeit und sozialem Engagement bis zu einem Zustand zu kämpfen, in dem sie von sich sagen kann: es geht mir gar nicht schlecht.
Dieser Roman fesselt einen beim Lesen, trotz des traurigen Themas. Das liegt vor allem an der Autorin, die Gefühle so grandios beschreiben kann und sie mit genau den richtigen Worten auszudrücken versteht.
Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die nicht nur leichte Urlaubslektüre mögen. Und vielleicht auch jene, die selber einen ähnlichen Verlust und tiefste Trauer ertragen mussten.

Bewertung vom 11.07.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Volker Kitz beschreibt das Leben seines Vaters mit zunehmender Demenz so, wie er es aus seiner Sicht als Sohn erlebt. Er versucht zu ergründen, wann es angefangen hat, wann die ersten Symptome aufgetreten sind, wann der genaue Zeitpunkt, die Wende kam. Er hofft darauf, damit besser mit dem Verlust der Persönlichkeit seines Vaters umgehen zu könne, diesem Abschied auf Raten. Seine Beschreibungen sind zutiefst berührend, spiegeln seine Liebe zum Vater und seine Hilflosigkeit der Krankheit gegenüber wieder.
Noch mehr als der erste Teil dieses Buches, in dem es um die Verschlechterung des Zustandes seines Vaters geht, hat mich der zweite Teil berührt. Hier geht es um die Verarbeitung nach dem Tod des Vaters, der trotz allem so plötzlich kam. Viele Gedankengänge sind nachvollziehbar, namenhafte Autoren und Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, kommen auch hier zu Wort.
Das Buch ist zwar ein Sachbuch, liest sich aber trotz der vielen Zitate fast wie ein Roman.
Spätestens seit Arno Geigers Buch "Der alte König in seinem Exil" sind zahlreiche Bücher bekannt geworden zum Thema Alzheimer und Demenz. "Alte Eltern" ist ebenfalls eine berührende Aufarbeitung des Sohnes zum geistigen und körperlichem Abbau des Vaters. Es ist eine Geschichte voller Trauer, manchmal auch Ungeduld, Verdrängung und Scham. Aber sie hat auch tröstliche Aspekte und erzählt nicht nur über den Tod und das Abschiednehmen, sondern auch über das Leben.
Sehr zu empfehlen für Menschen, die noch mit (alten) Eltern gesegnet sind.

Bewertung vom 01.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


sehr gut

Vanessa Chan erzählt die Geschichte Malayas, wie Malaysia früher genannt wurde, am Beispiel einer Familie zwischen 1935 und 1945.
Cecily und Gordon leben 1945 mit ihren Kindern Jujube, Abel und Jasmin in Kuala Lumpur, Malaya ist von den Japanern besetzt. Hunger und Armut bestimmt ihr Leben, die japanischen Machthaber herrschen mit Gewalt und großer Brutalität. Jasmin wird vor den Soldaten im Keller des Hauses versteckt und Jujube arbeitet als Teemädchen, als eines Tages der Sohn Abel an seinem 15 Geburtstag von den Japanern in ein Arbeitslager verschleppt wird. Cecily gibt sich die Schuld am spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und dem Unglück, das ihnen widerfährt, da sie früher als Spionin für die Japaner gearbeitet hat.
In Rückblicken zwischen 1935 und 1945 erzählt Cecily, wie ihr Leben unter der britischen Besatzung als Kolonialsubjekt der oberen Mittelschicht aussah und wie sie als Spionin angeworben wurde. Von der Verachtung, die ihnen von den Briten entgegenschlug, ihrer Unzufriedenheit und der Sehnsucht nach ihrem japanischen Führungsoffizier. Doch auch die Kinder erzählen aus ihrer Sicht, wobei Abels Berichte aus dem Arbeitslager an der burmesisch-thailändischen Grenze besonders grausam sind. Aber auch Jujubes Leben, in dem sie versucht in der Familie alles zusammen zu halten und schließlich kläglich scheitert, ist zutiefst berührend. Dann die Sicht der kleinen Jasmin, die als Kind so viel durchmachen muss und sich zum Schluß als Bindeglied zwischen Cecilys altem und neuem Leben erweist.
Dieses Stück Zeitgeschichte über die Kolonialmächte England und Japan ist eine fremde Welt, in die man mit diesem Roman eintaucht. Einfühlsam und berührend schreibt die Autorin über die Kriegstraumata einer Familie und eine Frau, die eine Entscheidung in ihrem Leben zutiefst bereut. Sehr authentisch erzählt Vanessa Chan hier von ihren eigenen Wurzeln und erklärt im Vorwort, wie es zu diesem Roman kam.
Keine ganz einfache Lektüre, aber hochinteressant und intensiv.

Bewertung vom 01.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Als der 13jährige Patch entführt wird ist seine Freundin Saint untröstlich. Als er schließlich mit ihrer Hilfe gefunden wird ist er besessen davon, dass mit ihm die junge Grace gefangen gehalten wurde. Patch verschreibt sein Leben der Suche nach dieser Frau und Saint schlägt aus Liebe zu ihm den gleichen Weg ein.
Über Jahrzehnte begleiten die Leser*innen Saint und Patch, deren Leben durch die grausame Tat in der Jugend bestimmt wird. Patch verliert sich völlig in der Suche nach Grace, opfert sein Leben, seine Liebe, sein Talent und sein Geld für Hinweise nach dem Täter und seiner Mitgefangenen. Saints Lebensinhalt ist das Wohlergehen ihres Freundes und so wird sie Polizistin, um Patch so gut wie möglich bei seiner nicht enden wollenden Suche zu unterstützen. Dabei bleibt ihr eines Leben fast auf der Strecke, ihr Schicksal ist fest mit dem von Patch verknüpft.
Chris Whitaker gelingt es, einen eindringlichen und mitreissenden Roman über zwei Außenseiter zu schreiben, die sich nicht beirren lassen. Der Anfang ist spannend und löst ein tiefes Mitgefühl für diese beiden Kinder aus, die es nicht leicht haben in ihrem Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Der mittlere Teil nimmt etwas Fahrt raus, die zermürbende Suche und die Veränderung der Protagonisten geht allmählich von statten. Das letzte Drittel dieses Romans lässt mich atemlos staunen über die Entwicklung und man kann dieses Buch kaum noch aus der Hand legen. Ich leide vor allem mit Saint, bewundere ihre bedingungslose Liebe und die Opfer, die sie bereit ist, dafür zu bringen, ihre Stärke und Unbeirrbarkeit.
Doch auch die Nebencharaktere lösen starke Emotionen aus: Saints liebevolle Großmutter Norma, die ihre Enkelin mit starken Hand und festem Glauben aufzieht, wunderbar grantig und dekadent Patchs Freund Sammy, der großherzige und verständnisvolle Sergeant Nix, um nur ein paar zu nennen.
Der Autor schafft es mit seinem warmen und intensiven Schreibstil eine erschütternde Geschichte über mehrere Jahrzehnte quer durch die USA zu schreiben, die zugleich tragisch, liebevoll, traurig und schön zugleich ist. Bis zu diesem Buch habe auch ich nicht gewusst, dass Dunkelheit so schön sein kann.
Eine unbedingte Leseempfehlung für jedes Alter.

Bewertung vom 17.06.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Jakob Krogh und Mila Weiss sind die Chefs der neu gegründeten Gruppe 4 der Polizei. Sie untersuchen die Taten eines Serienkillers, der an seinen Tatorten Krähen hinterlässt und sie lange völlig im Dunkeln tappen lässt. Mit Hilfe ihres bunt gemischten Teams sind die Ermittler bereit, bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch der Täter verlangt ihnen trotzdem alles ab und hält sie immer wieder zum Narren.

Es sind interessante Charaktere, die Benjamin Cors in seinem Thriller "Krähentage" einen brutalen Serienkiller jagen lässt. Jakob kehrt nach einer längeren Auszeit wieder zur Polizei zurück. Man spürt, dass diesen beliebten Kollegen trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft etwas Dunkles umgibt. Seine Kollegin Mila ist ein ganz anderer Typ, aufbrausend, barsch, ruppig und wenig einfühlsam bildet sie einen guten Kontrast zu ihrem Kollegen, doch sie ist eine beharrliche und gründliche Ermittlerin. Sie hütet ein großes Geheimnis, das ihr Leben beherrscht und ihren letzten Fall betrifft, das sie jedoch auf keinen Fall preisgeben möchte. Auch die übrigen Mitglieder des Teams sind ein bunt gemischter Haufen, doch sie raufen sich zusammen und werden sicher noch so manchen Fall gemeinsam aufklären. Der brutale Serienkiller fasziniert durch seine Fähigkeit, in die Körper seiner Opfer zu schlüpfen und ihr Leben zu übernehmen..

Interessant ist, dass man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und durch einen Perspektivwechsel in der Erzählung dieser auch häufig aus seiner Sicht erzählt. Dieser Thriller ist ausgesprochen spannend, kann mich jedoch trotz eines gelungenen Twists mit dem Ende nicht vollends überzeugen. Zu viele Fragen bleiben offen und dies ist meiner Meinung nach einer Fortsetzung geschuldet.

Bewertung vom 13.06.2024
Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1
Schilp, Tina

Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1


ausgezeichnet

Der kleine Löwe Lenni soll seinen verletzten Vater bei der Olympiade der Tiere vertreten. Mit großer Angst vor der Herausforderung reist er alleine zur Olympischen Insel. Doch dort lernt er viele neue Freunde kennen und auch, was der olympische Gedanke bedeutet.
Die erste Geschichte um den Löwen Lenni ist sehr aktuell vor dem Beginn der Olympiade in Paris. Sehr liebevoll von Patrick Fix illustriert verfolgt man die Verwandlung des ängstlichen und zurückhaltenden Löwenjungen in einen begeisterten Läufer mit Kampfgeist. Mit viel Spannung erzählt Tina Schilp eine Geschichte über Freundschaft, Gemeinsamkeit, Mut und Fairness. Auch das Ende spiegelt den sozialen Gedanken sehr schön wieder und macht richtig Spaß.
Schon die erste und letzte Seite im Einband sind witzig anzuschauen, dazu entdeckt man überall nette Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Schlange als Handtuchhalter oder den blinden Maulwurf mit den Zielflaggen.
Das Buch ist tatsächlich für geduldige 5 - 6jährige zum Vorlesen geeignet, der Text ist kindgerecht und spannend geschrieben. Ich bin gespannt auf die weiteren Geschichten dieser Reihe.

Bewertung vom 13.06.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Javier ist 9 Jahre alt und lebt mit seinen Großeltern in El Salvador, seitdem seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in die USA geflohen sind. Um ihren Sohn nachzuholen schicken sie ihn mit Schleusern auf den langen Weg der illegalen Einreise, eine Odyssee mit fremden Menschen, ständigen Gefahren und lebensgefährlichen Bedrohungen.
Es ist eine wahre Geschichte, die Javier Zamora hier erzählt, und zwar seine eigene. Erst Jahre nach seiner großen Reise ist er in der Lage, über diese Zeit zu schreiben. Dieses Buch ist dadurch sehr berührend, als Leser*in erleben wir mit dem 9Jährigen Situationen, die sich eher wie aus einer Abenteuergeschichte lesen und durchleben viele verschiedene emotionale Hoch- und Tiefzeiten. Die Phase der Freude, endlich seine Eltern wieder sehen zu können, bedeutet gleichzeitig, von seinen Großeltern, Tanten, Onkeln und Freunden in El Salvador Abschied zu nehmen. Die Schwierigkeit, fremden Menschen vertrauen zu müssen, ihnen ausgeliefert zu sein und ihnen geheime Ängste und auch Peinlichkeiten anvertrauen zu müssen, sind für den Jungen extrem belastend. Die große Angst geschnappt zu werden, die Brutalität der Grenzer, die Erfahrung, wie ein Stück Vieh behandelt zu werden, das alles muss für ein Kind kaum zu ertragen sein. Dazu die körperliche Strapaze aus Laufen, Klettern, Rucksack schleppen, Hungern, Durst, extremer Hitze, eiskalten Wüstennächten und immer wieder zermürbendem Warten. Doch es ist auch viel Zuneigung und Nächstenliebe, die Javier auf seinem langen Weg in die USA erfährt und die ihn durchhalten lassen.
Zamora schreibt diese Geschichte aus seiner Sicht als Junge und bedient sich dabei einer Sprache, die zu einem Kind passt. Er benutzt hauptsächlich kurze Sätze und einfache Formulierungen, wodurch der Text aber sehr authentisch wirkt. Viele Begriffe und auch Sätze werden in Spanisch verwendet, dazu befindet sich am Ende des Buches ein Glossar. Da ich kein Spanisch spreche, muss ich oft meinen Lesefluss unterbrechen, um die Begriffe nachzuschlagen. Da hätte ich mir häufiger die deutsche Übersetzung gewünscht.
Eine intensive Geschichte über eine Flucht, die tagtäglich in vielen Teilen auf der Welt so erlebt wird und hier durch das Schicksal eines 9Jährigen zutiefst berührt. Ich bewundere den Autor, dass er den Mut gefunden hat, sich diesem Erlebnis mit Hilfe eines Buches zu stellen.