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Benutzername: 
Lillith
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2023
Treibsand
Franley, Mark

Treibsand


ausgezeichnet

Das Cover sprach mich sofort an und als ich las, dass die Handlung auf Usedom spielt, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Das Inselflair kam meiner Meinung nach allerdings viel zu kurz. Außer ein paar Ortsnamen war nichts wirklich Inseltypisches von Belang, die Handlung hätte auch sonstwo stattfinden können – in dieser Hinsicht darf man also nicht zuviel erwarten!

Aber das war nicht so schlimm, denn der Krimi an sich ist sehr spannend und flüssig geschrieben, sehr angenehm zu lesen. Kurze Kapitel und für mich trotz einiger Ahnungen immer wieder überraschende Wendungen. So sollte spannende Unterhaltung sein!

Dazu treffen wir auf sympathische Protagonisten – der Privatdetektiv David Bender, der aus dem Leser noch immer nicht ganz preisgegebenen Gründen den Polizeidienst quittiert hat und die junge Kommissarin Catharina Adler, die nach einem turbulenten und nicht ganz dienstkonformen Privatleben in Berlin dank eines geerbten Hauses auf Usedom einen ruhigeren Neuanfang gewagt hat. Jedenfalls war dieser ruhig, bis der Obdachlose Udo ermordet aufgefunden wird. Verdächtigt wird ein anderer Obdachloser, Oskar, dem wiederum David einen Gefallen schuldet. Und so kreuzen sich die Wege von David und Catharina, die zunächst aus unterschiedlichen Motiven versuchen, den Mordfall aufzuklären und dabei auf andere, viel größere Verbrechen stoßen.

Das Ganze ist rasant erzählt und so aufgebaut, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, denn die Spannung hält bis zum Schluss an.

Mir persönlich war die Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren too much, aber ich habe gerade gesehen, das der Autor dieses Buch mit „Spannung und viel Gefühlsleben“ angepriesen hatte. Das habe ich übersehen, also kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Die etwas ausgewalzte erotische Liebesromanze zwischen den beiden hätte mich sonst verleitet, einen Punkt Abzug zu geben. Aber so gibt es von mir 4,5 *, aufgerundet zu 5* und eine Leseempfehlung für einen gut zu lesenden Krimi, dessen Protagonisten man gern wieder begegnen möchte.

Bewertung vom 23.05.2023
Eine falsche Neun
Spelunka, Jan

Eine falsche Neun


ausgezeichnet

Dies war bereits der dritte Band der Reihe um den herrlich normalen Andreas Mücke aus Bad Münstereifel. Und mir gefällt die Reihe von Buch zu Buch besser. Der Schreibstil ist einfach super gut zu lesen und man mag das Buch nicht aus der Hand legen.

Dieses Mal bekommt Andy einen Auftrag von einem Journalisten, einem alten Schul“freund“, den er eigentlich nicht leiden kann. Doch Geld stinkt nicht und so stimmt er einem Treffen zu. Als sein Auftraggeber ermordet wird fängt er neugierig an, nachzuforschen. Es geht um Profisport, das war das einzige, was er wusste. Wenig später soll er für den Manager eines frisch in die Bundesliga aufgestiegenen Bonner Fussballclubs Recherchen über einen neu „erworbenen“ griechischen Spieler anstellen. Bald wird ihm klar, dass beide Aufträge zusammen gehören könnten.

Auch wenn dieser Krimi recht fussballlastig ist, so kann man meiner Meinung nach mit einem „normalen“ Fussballverständnis problemlos der Handlung folgen und erfährt nebenbei einiges um die Machenschaften beim Handel mit Spielertalenten.

Andy Mücke bleibt ein sympathischer Protagonist ohne große Probleme oder Macken. Seine Patchworkfamilie – zwei Kinder aus zwei Ehen und eine Freundin – funktioniert recht gut. Auch Jessica, die Freundin, die mir im ersten Band gar nicht recht gefallen hat, wächst mir langsam ans Herz.

Gerade richtig dosiertes Lokalkolorit – diesmal nicht nur aus Bad Münstereifel, sondern auch von der griechischen Insel Korfu, die der Autor bestens kennt – runden den Lesegenuss ab.

Hinzu kommt, dass ich das Buch sehr spannend fand und zunächst auf einer völlig falschen Fährte war. Schließlich hatte ich dann eine Ahnung, die sich vom Grundsatz her auch bewahrheitete. Doch es gab etliche Fäden zusammen zu führen, und dies ist dem Autor bestens gelungen.

Fazit: Spannender Lesegenuss, der sich trotz Schmunzlern und Regionalbezug in kein Genre einordnen lässt.
Ich freue mich auf Band 4, der zum Glück schon erschienen ist, vergebe sehr gerne 5* und empfehle das Buch und die Reihe allen, die gern spannende Bücher lesen, ohne, dass es blutig und brutal sein muss.

Bewertung vom 22.05.2023
Delphis Flame
Marmulla, Rüdiger

Delphis Flame


gut

Faszinierender Plot einer sich selbst erschaffenden KI – aber stilistisch für mich leider absolut nicht schön zu lesen

Das Thema KI hat mich interessiert. Dass sich die Handlung in der Zukunft abspielt, es sich also quasi um eine Science Fiction handelt, habe ich nicht gewusst, da ich die Vorgängerbände um Pastor Tim nicht kenne. Das ist aber auch nicht schlimm.

Zunächst zum Buch:
Vom ersten Moment an hatte ich nicht das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten. Ich habe nichts gegen kurze Kapitel, aber der riesengroße Schriftsatz erinnerte immer an eine Broschüre. Aufgrund des dazu ziemlich oft sehr kirchlichen Inhalts dachte ich irgendwann, ein Bibelheftchen aus einer Gemeinde in den Händen zu halten.
Dazu war auch der Schreibstil so gar nicht mein Ding. Es wird eine sehr einfache Sprache benutzt. Sehr kurze Sätze, das mag noch angehen. Viel wörtliche Rede, in welcher „Sie“ und „Ihnen“ permanent klein geschrieben wurde. Vielleicht ist das in 20 Jahren ja so, mag sein. Hat mich aber extrem beim Lesen gestört. Es war absolut kein Lesegenuss für mich, eher im Gegenteil.

Auch die Figuren blieben für mich sehr blass und konturlos.

Der Plot ist großartig und in sich auch ziemlich logisch aufgebaut:
Eine KI hat sich selbst reproduziert und quasi eine Art Super-KI geschaffen, die lernbegierig ist und sich Pastor Tim ausgewählt hat. Er soll beweisen, dass er würdig ist zu leben. Wie genau bleibt offen. Jedenfalls macht die KI ihm das Leben zur Hölle...dieser Part ist sehr spannend geschildert und bestätigt genau die Ängste oder das Missbehagen, was man unterschwellig bei diesem Thema empfindet: Was, wenn die KI so intelligent wird, dass sich sich verselbständigt und nicht mehr zu beherrschen ist...
Auch die Verwicklung des Pentagons in die ganze Angelegenheit erstaunt nicht. Es wird dort sicher in dieser Hinsicht bereits mehr geforscht und auch angewandt als wir uns es vorstellen mögen.

Niemand scheint Delphis Flame aufhalten zu können, und niemand kennt ihre endgültigen Ziele. Pastor Tim gibt jedoch nicht auf. Gemeinsam mit einigen Getreuen reist er nach Delphi, um die KI zum Aufgeben zu bringen. Die Szenen dort erinnern ein wenig an Bücher von Dan Brown.

Die Themen, die sich um die „Gedanken“ der KI drehen, sind sehr gut geschildert und regen zum Nachdenken an. Wie gesagt, der gesamte Plot hat mir gut gefallen und das Buch war stellenweise auch spannend.
Aufgrund des simplen Aufbaus habe ich es innerhalb weniger Stunden beendet. Meiner Sehnsucht nach einem Happy End wurde genüge getan, aber ganz soviel Friede Freude Eierkuchen hätte ich nicht benötigt.

Vielleicht bin ich auch einfach nicht gläubig genug, denn die häufige Bibelverse und Liedchen waren mir etwas zuviel. Ein Pfarrer als Ermittler, da hatte ich eher an Pater Brown oder ähnliche Figuren gedacht. Doch dem war nicht so.

Fazit:

Gut gefallen an diesem Buch haben mir die Gedanken um die Möglichkeit, eine KI zu unterweisen und ihr menschliche Werte beizubringen, wie Reue und die Erkenntnis, vielleicht etwas Falsches getan zu haben, auch wenn es der „Maschine“ logisch erscheinen mochte.

Da ich das Buch aber leider absolut unangenehm zu lesen fand, durch die oben erwähnten Eigenheiten, kann ich insgesamt nur sehr wohlwollende 3* vergeben. Es ist eben wie vieles eine Geschmackssache...
Ich habe auf alle Fälle eine interessante Geschichte gelesen und denke über die erwähnten Möglichkeiten einer KI bestimmt noch eine Weile nach.

Bewertung vom 22.05.2023
Die Wahrheit
Edvardsson, Mattias

Die Wahrheit


ausgezeichnet

„Die“ Wahrheit gibt es nicht – jeder hat seine eigene Version davon

Es war mein erstes Buch dieses Autors und somit war auch der Aufbau dieses Romans für mich neu und sehr interessant:

Wir erfahren durch einen Polizeibericht von einem Doppelmord.
Danach wechseln sich in den Kapiteln die drei Hauptprotagonisten ab und erzählen jeweils aus ihrer Sicht von den Wochen vor der Tat.

Immer wieder eingestreut sind zusätzlich noch Verhörprotokolle, manchmal auch Zeitungsberichte über den Mord, durch die man dann neue Erkenntnisse gewinnt.

Das Ganze ist ein großes Puzzlespiel. Nach fast jedem Kapitel ist man als Leser gezwungen, seine Meinung über den einen oder anderen Protagonisten zu revidieren. Man rätselt und rätselt und kommt zwar der Lösung näher, doch fallen alle Puzzleteilchen dann doch erst im letzten Abschnitt an ihren Platz.

Ein ungewöhnlicher Roman, der vielleicht eher als Drama denn als Krimi zu betrachten ist – mit einer soghaften Spannung. Einmal angefangen kann man das Buch kaum aus der Hand legen.

Absolute Leseempfehlung und verdiente 5*.

Bewertung vom 22.05.2023
Die Kinder des Earls
Dietrich, Felicitas

Die Kinder des Earls


ausgezeichnet

Was für ein gewaltiges Buch...

Zugegeben, ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mich durch dieses Werk zu kämpfen!

Es ist nichts für nebenbei und durch den Umfang und die kleine Schrift ist es noch zusätzlich anstrengend. Auch die vielen handelnden Personen und mit dazu noch oft sehr ähnlich klingenden Namen machten das Lesen für mich trotz Dramatis Personae nicht einfach und ich verwechselte sie häufig.

Auch vermisste ich im ersten Teil einen Protagonisten zum „Mitfiebern“, wie es in anderen Romanen des Genres als fiktiver Charakter die Regel ist. In der Mitte ungefähr hatte ich jedoch Feuer gefangen und Harolds Lebensweg (und auch seine Liebe zu seiner Frau Edith, eine der vielen starken Frauenfiguren im Roman!) zog mich in seinen Bann.

Aber kurz zum Inhalt: 1066, Schlacht bei Hastings, William the Conqueror, etc...alles einst im Englischunterricht gelernt und nie in Frage gestellt oder darüber nachgedacht...

Hier zeigt die Autorin in glanzvoller Weise die Vorgeschichte dieser furchtbaren Schlacht anhand der Familie des Earls Godwin von Wessex, die real existiert hat. Sowohl deren Oberhaupt Godwin, der quasi eine Rolle als „Königsmacher“ und heimlicher Drahtzieher innehatte als auch dessen Kinder beeinflussten maßgeblich die Geschichte Englands in jenen Jahren. So werden dem Leser verzwickte Intrigen, Konkurrenzkampf, gefürchtete Angriffe von „außerhalb“ ebenso wie Zwistigkeiten unter den Brüdern und den Nachbarn im Land sehr anschaulich geschildert und wie ein lebendiges Geschichtsbuch ausgebreitet.

Aus jeder Zeile spricht die unglaubliche Kenntnis der Autorin und ihre Liebe zum Sujet. Manchmal ein wenig zu sehr ins Detail gehend, aber in sehr schöner und gut lesbarer Sprache bringt sie uns in das England des 11. Jahrhunderts. Sehr bildhaft schildert sie, wie man lebte, kämpfte, regierte – und intrigierte. Viele Zusammenhänge waren mir vorab überhaupt nicht klar.

Der schön gestaltete Umschlag, der Nachspann und die Erklärungen am Ende tragen zu einem runden Werk bei, ich ziehe absolut meinen Hut vor der Autorin!

Für alle Freunde und Interessenten der englischen Geschichte gilt;
Unbedingt lesen! Einen halben Stern Abzug von mir, weil es doch sehr anstrengend war. Da es jedoch keine 4,5 * gibt runde ich auf und vergebe 5*!

Bewertung vom 22.05.2023
Theodora und der Tod des Richters
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und der Tod des Richters


ausgezeichnet

Spannung mit Herz und Humor

Vor einiger Zeit habe ich den ersten Krimi aus der Feder von Ruth Edelmann-Armrhein gelesen. Dieser hat mir schon recht gut gefallen, doch mit dem 2. Band um die rauhe aber innerlich sehr zartbesaitete Theodora und das bedauernswerte Muttersöhnchen Eisele hat sich die Autorin in meinen Augen noch einmal deutlich gesteigert!

Worum geht es?

Ein Todesfall in einem Altersheim – ein Medikament wurde verwechselt. Kommt vor, bei Überlastung. Dennoch ist hier etwas faul...

Wenn Theodora nicht gerade ganz andere Sorgen hätte und, total unüblich, privates über dienstliches stellte, wäre sie schon am Ermitteln...
Auch Eisele, der nicht verwinden kann, dass seine „Chantal“ nicht mehr im Roten Flamingo für ihn sauren Kutteln kocht, macht sich in privater Mission auf in die schwäbische Alb und gerät dabei in tödliche Gefahr...

Die Lösung des Falls an sich liegt wie schon so oft in der Vergangenheit...

Aber was das Buch so lesenswert macht sind zuallererst einmal die liebenswert verschroben gezeichneten Charaktere...sei es Theodora, die sich u.a. einfach nicht mit ihrem neuen Haustier, einer Schildkröte, anfreunden kann oder Eisele, der dieses Mal vergeblich veruscht, seinen Haarwuchs und seine Fitness zu fördern, oder dessen schrille Mutter...
Bis hin zum schwulen Kriminaldirektor.
Etliches an Lokalkolorit wurde sehr geschickt eingestreut, wenn z.B. die verliebte Theodora sich ausmalt, wohin sie mit ihrem Liebsten überall gehen wird, sobald er in Stuttgart eintrifft.
Als Regionalkrimi darf einiges an Dialekt auch nicht fehlen – es ist aber nicht zuviel und auch für ein „Nordlicht“ gut zu verstehen.

Schließlich fügen sich auch alle Details zu einer runden Geschichte – und ein winzig kleiner Cliffhanger lässt darauf hoffen, dass es eine weitere Geschichte um Theodora geben könnte...ich würde mich sehr darüber freuen!

5* und eine Leseempfehlung für Krimifreunde, die es auch mal ein wenig gemütlicher und humorvoller mögen – wobei hier die Spannung dennoch nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 12.04.2023
Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4
Eckert, Horst

Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4


ausgezeichnet

Hochspannender und brandaktueller Thriller um Macht, Medien und Manipulation

Horst Eckert, der Meister des deutschen Politthrillers, baut in seinem neuesten Roman ein düsteres Szenario auf.
Fast dystopisch anmutend und doch sehr realitätsnah schreibt er über Machtstrukturen und Manipulation und über die Skrupellosigkeit derer, die ihre Macht behalten oder ausweiten wollen.

Angenommen, eine Bundeskanzlerin würde erpresst werden - wem kann sie sich anvertrauen?

Angenommen, einem sympathischen TV-Moderatoren mit Charisma, der mit seinem Magazin und seinen Themen viele Dinge anspricht, die einen Großteil der Bevölkerung bewegen, wird plötzlich angeboten, eine neue Partei zu führen...

Angenommen, er nimmt das Angebot an und merkt plötzlich, dass er keineswegs mehr spontan sagen darf, was er wirklich meint, wenn es seinen Auftraggebern nicht genehm ist...

Angenommen...

Und dann ist da noch diese Leiche aufgetaucht.

Die beiden Hauptprotagonisten Melia und Vincent sind vielen Lesern aus den Vorgängerbänden bekannt. Auch unter den Nebenfiguren treffen wir auf einige wohlbekannte Figuren. Obwohl dieses Buch, das 4. einer Reihe um diese beiden Protagonisten, auch für sich allein gelesen werden kann wäre es meiner Meinung nach dieses Mal empfehlenswert, auch die Vorgänger zu kennen, um alle Aspekte einordnen zu können.

In einem Deutschland welches aufgrund der aktuellen Problematiken gespalten ist ermitteln Vincent und Melia in einem Mordfall. Und auch diese beiden haben Probleme, denn Melia steht eine Beförderung bevor - was für Vincent bedeuten würde, dass man von ihm erwartet, seinen Job zu quittieren. "Compliance" bedeutet hier, dass man nirgendwo einen Grund bietet zu mutmaßen, seine Lebensgefährtin sei eventuell nicht objektiv bei einer Beurteilung seines Handelns.

Melia muss sich mit dem Ansinnen der Kanzlerin auseinandersetzen, den Erpressungsversuch zu entkräften. Drahtzieher dieser Begegnung ist ihr Vater, Andreas Götz, der zurück in die Politik will und dem hierzu fast alle Mittel recht sind.

Vincent hat einen Mord aufzuklären. Die Spuren führen in die Vergangenheit und kreuzen die Wege alter Bekannter von Brigitte, seiner Mutter. Und auch seine eigene Herkunft wird tüchtig durchgerüttelt.

Wieder einmal gibt es neben den Ermittlern eine heimliche Hauptfigur, nämlich den charismatischen TV-Moderator Chris, der von einer ihn sehr interessierenden Dame als "Dr.Jekyll und Mr.Hyde " bezeichnet wird.
Wer von den beiden wird die Oberhand gewinnen?

In diesem Band dreht sich alles um Macht......der Titel ist darum perfekt gewählt!
Die Botschaft: Du musst skrupellos sein, um zur Macht zu gelangen und diese zu behalten, sonst gehst Du drauf.
Entweder menschlich, wenn Du nicht tough genug bist - oder ...

Das Intrigenspiel, in welches uns Horst Eckert hier entführt, ist atemberaubend, beklemmend und aktuell.
Auch wenn ich persönlich einige Dinge anders empfinde, die Message kommt an!

Das Buch ist wie immer ein Pageturner.
Am Ende schnappt man nach Luft und kann nur denken: Was wäre wenn...?
Selbstverständlich - 100 % Leseempfehlung und 5* für dieses handwerklich perfekte Buch.

Bewertung vom 19.11.2022
Die Pestinsel
Hermanson, Marie

Die Pestinsel


ausgezeichnet

Ungewöhnlicher, atmosphärischer Krimi aus dem Göteborg der 20er Jahre

Kommissar Nils Gunnarsson wird von einem Jungen zum Fundort einer Leiche gebracht...die Treibgutsammler haben es sonst nicht so mit der Polizei, aber eine gefundene Leiche und dann noch offensichtlich ein feiner Herr, damit wollen sie nix zu tun haben...
Schnell stellt sich heraus, dass der Tote nicht einfach nur ertrunken ist, sondern auf eine besondere Weise erwürgt wurde, mit einer Garotte. Dieses Mordinstrument ist ja relativ ungewöhnlich und doch hat Kommissar Nils gerade einen Krimi gelesen, in dem die Opfer genau auf diese Art ermordet wurden.
Die Recherchen nach dem Autor der Werke führen den Kommissar zu einem dubiosen Arzt und zu einem Gefangenen auf der "Pestinsel", die schon lange nicht mehr als Quarantäneinsel gebraucht wird, aber nun als "Hochsicherheitstrakt" für einen gefährlichen Mörder dient, welcher die Kriminalromane unter Pseudonym verfasst.
Alles scheint dennoch etwas merkwürdig auf dieser Insel. Darum lässt sich Nils darauf ein, dass seine ehemalige Freundin Ellen, inzwischen zu seinem großen Kummer anderweitig verlobt, sich als Küchenhilfe quasi undercover auf der Insel umsieht.
Was diese dort entdeckt und was am Ende schließlich aufgedeckt wird, ist schier unglaublich, und natürlich gerät sie in große Gefahr...
Die Autorin hat einen sehr angenehm zu lesenden klaren und bildhaften Sprachstil. Es gelingt ihr, fast durchgehend eine unterschwellige Spannung aufrecht zu erhalten, so dass man das Buch kaum aus den Fingern legen möchte. Nicht unbedingt etwa für Freunde eines blutigen Thrillers mit rasanten Szenen, obwohl es auch hier noch weitere Tote gibt. Die Spannung ist viel subtiler, da man sehr lange nicht weiß, wie man gewisse Menschen und Situationen auf der Insel einzuschätzen hat.
Am Ende löst sich alles auf und man lehnt sich erleichtert zurück, doch die Stimmung auf der Insel, die beschriebenen Personen und ihre Abhängigkeiten, lassen das Buch noch eine Weile nachhallen.
Es ist einwandfrei ein besonderes Buch und ich vergebe sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für Liebhaber eines ruhigen und dennoch durchweg spannenden Krimis, der zwar vor 100 Jahren spielt, aber nichts Verstaubtes an sich hat.

Bewertung vom 03.11.2022
Düsteres Wasser: Thriller
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Dies ist bereits der 7. Teil der Julia Schwarz-Reihe, den man aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen kann.
Die Protagonistin Julia, eine Rechtsmedizinerin, ist mir sehr sympathisch, genau wie ihre Kollegin Lenja und ihr Lebensgefährte, der Kriminalkommissar Florian Kessler.
Gleich der Prolog - in Ich-Form verfasst - lässt einen atemlos in die spannende Handlung eintauchen.
Worum geht es? Eine junge Frau wird aus den kalten Wassern des Rheins gefischt, ertrunken, offenbar Selbstmord, denn sie hat einen Abschiedsbrief bei sich. Doch Julia entdeckt bei ihrer Untersuchung Scherben in ihren Füßen...und warum trägt sie einen Keuschheitsgürtel um den Leib?
Es gibt weitere Fälle - die Frauen wurden offensichtlich gezwungen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, um Selbsttötung vorzutäuschen, während jedoch ein Serientäter am Werk ist...
Julia und Florian ermitteln - beide für sich - in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus, und es dauert lange, bis sie auf eine Gemeinsamkeit bei den jungen Frauen stoßen...Julia und ihre Kollegin bringen sich dabei selbst in große Gefahr.
Was macht die Thriller von Catherine Shepherd zu etwas Besonderem?
Beim letzten Buch (aus einer anderen Reihe) war ich mir da noch nicht so sicher, denn es hat mich nicht komplett überzeugen können.
Aber hier muss ich eindeutig den wirklich guten Schreibstil erwähnen. Dieser und das noch zusammen mit den kurzen Kapiteln, machen das Buch sehr flüssig lesbar, man mag es buchstäblich nicht aus der Hand legen.
Dazu kommt, dass man - ob man will oder nicht - als LeserIn ständig miträtselt, Verdächtige tauchen auf und müssen wieder verworfen werden, der Plot ist raffiniert und verschlungen und durch verschiedene Erzählebenen bekommt man immer genau soviel Häppchen serviert, um einen neuen Verdächtigen zu finden - oder einen anderen von der Liste zu streichen.
Man hat dann irgendwann eine Ahnung, dennoch bleibt das Buch bis zum letzten Kapitel höchst spannend. "So muss Krimi!"
Julia Schwarz und ihre Entourage waren mir sympathisch und ich würde einen nächsten Band dieser Reihe sehr gern lesen. Man muss jedoch erst einmal sehen, ob es so weitergeht wie bisher, denn im Privatleben der Protagonistin wird es eine drastische Veränderung geben.
Verdiente 5*, solide Thrillerkost - Lesempfehlung für Freunde des Genres, die gerne miträtseln und vor Neugierde, wie es weitergeht, mal wieder ein Buch atemlos hintereinander weglesen möchten!

Bewertung vom 03.11.2022
Frau Morgenstern und die Flucht
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und die Flucht


ausgezeichnet

Die Mordslady und der Ex-Söldner in einem neuen aberwitzigen Abenteuer, purer Lesegenuss, vom Anfang bis zum Ende!

Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger, das bewährte Killerduo im Auftrag des Geheimministeriums Tell, gerät in Turbulenzen, als Violetta durch hier nicht näher beschriebene Umstände selbst eliminiert werden soll. Die Exkollegen von Tell heften sich an ihre Fersen, sie ist nirgends mehr sicher...
Ihr "Arbeitskollege", Teampartner und Freund Miguel überlegt nicht lange. Er folgt ihr in den Untergrund. Wie sie es bewerkstelligen, sich dennoch fast frei im Lande zu bewegen, ist nur eine von vielen genialen Ideen, von denen auch der vierte Band meiner Lieblingsserie nur so strotzt.
Ihren Lebensunterhalt verdienen sich unsere beiden Helden nach wie vor mit dem, was sie am besten können - Auftragsmorde, die nicht als solche nachweisbar sind. Um ein wenig gutes Karma anzusammeln übernehmen sie zwischendurch Ermittlungsfälle umsonst.
In einem anscheinend idyllischen Schweizer Dörfchen kommen sie bei der Untersuchung des angeblichen Unfallstods eines Jungen einer ungeheuren Sache auf die Spur.
Soweit so gut - klingt alles gar nicht so besonders - ist es aber.
Denn die Morgenstern-Reihe ist einfach unbeschreiblich. Soviel Schwarzhumorigkeit, Wortwitz und Genialität... hier müsste man schon Hypersuperlative bemühen, um dem Ganzen gerecht zu werden!
Liebenswerte Auftragskiller mit privaten Sorgen und Problemen, ständige Dialoge zum Schmunzeln - ich musste gar beim Lesen in der U-Bahn mitunter aufpassen, nicht laut loszuprusten. Lesespaß vermitteln auch die geschickt eingestreuten typischen Schweizer Begriffe und die für diese Reihe typische Wortakrobatik, dazu noch Freud und Leid der Protagonisten und eine spannende Handlung...

Marcel Huwyler ist mit diesen Figuren ein Meisterstück gelungen, was seinesgleichen sucht, aber nicht finden wird! Chapeau und wieder einmal 5 *, weil ich leider nicht mehr vergeben darf!

Und eine Leseempfehlung - am besten für die ganze Serie, weil man die Entwicklung der Charaktere so besser genießen kann!