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Benutzername: 
kdneumann
Wohnort: 
Grolsheim

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2023
Die Patienten / Löwenstein & Berger Bd.1
Stoltz, Nikolas

Die Patienten / Löwenstein & Berger Bd.1


sehr gut

Extrem spannend und voller Action

Eine junge Frau wird auf dem abgelegenen Gelände eines Therapiezentrums für psychisch Kranke im Taunus bestialisch ermordet. Caro Löwenstein, Psychologin des LKA Hessen, soll vor Ort Befragungen durchführen, stößt aber seitens des Leiters dieser Kolonie und dessen Familie auf erbitterten Widerstand. Als sie eine ernsthafte Spur verfolgt, die in die Reihen der Koloniemitglieder führt, wird sie vom LKA-Präsident persönlich auf rüde Weise von dem Fall abgezogen. Aber sie wäre nicht die taffe Profilerin, wenn sie klein beigeben würde. Gemeinsam mit ihren Kollegen Berger und Darling forscht sie weiter nach. Und bemerkt zu spät, dass der Serienmörder sie als das nächste Opfer auserkoren hat.
Das Buch beginnt superspannend und geht genauso weiter, es ist kein Problem, es innerhalb kürzester Zeit zu Ende zu lesen. Die Charaktere sind sympathisch, auch wenn ich die Handlungsweisen einzelner Figuren nicht immer nachvollziehen konnte. Zum fulminanten Schluss hin ist die tödliche Gefahr für die Protagonistin kaum noch auszuhalten.
Trotz einzelner inhaltlicher Ungereimtheiten, für die ich einen Stern abziehe, haben mich die Handlung und die Charaktere überzeugt, und ich habe mir bereits den Folgeband auf meinen E-Book-Reader geladen.

Bewertung vom 30.06.2023
Zwei Fremde
Griffin, Martin

Zwei Fremde


sehr gut

Heathrow – Madrid – Santiago

Remie Yorke verbringt ihre letzte Dienstnacht im Mackinnon Hotel, danach will sie über Madrid nach Santiago fliegen und dort ein neues Leben beginnen. Doch das Sturmtief Ezra fegt über die schottischen Highlands, das Hotel ist bald durch die Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt auch keinen Telefonkontakt mehr. Es kommt noch schlimmer. Ein Police Officer mit dem Namen Donald Gaines taucht beim Hotel auf und bittet um Einlass. Er sollte einen Gefangenentransport in eine andere Haftanstalt begleiten, das Fahrzeug geriet in einen Unfall, der gefährliche Straftäter entkam und streift ebenfalls in dem Schneetreiben herum. Und tatsächlich steht kurz darauf ein zweiter Mann vor der Eingangstür und nennt seinen Namen. Police Officer Donald Gaines.
Wer von beiden ist der richtige Polizeibeamte? Wer ist der Mörder? Für Remie und den letzten Gast Jai beginnt eine nervenaufreibende Nacht.
Von der allerersten Seite an konnte mich der Autor mit diesem Roman in den Bann ziehen. Er beschreibt minutiös, wie die nervenstarke Remie mit dieser gefährlichen Situation umgeht. Die Ereignisse überstürzen sich, man weiß als Leser niemals, wer nun der richtige Officer Gaines ist. Immer, wenn ich glaube, es zu wissen, werde ich eines Besseren belehrt. Diese Geschichte ist unglaublich packend erzählt und reißt einen einfach mit.
Lediglich auf den letzten Seiten nimmt die Handlung eine Wende, die ich nicht nachvollziehen kann. Der Schluss ist übereilt, ich hätte mir manches anders gewünscht. Aber das ist offenbar der Stil von Martin Griffin. Man muss es akzeptieren.
Ein extrem spannender Roman! Remie ist eine sympathische und ausgesprochen taffe Person, der man auf jeder einzelnen Seite aus tiefstem Herzen wünscht, mit heiler Haut davonzukommen.
Ich gebe eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.06.2023
ADRIAN BLACKWELL
Raabe, Ralf

ADRIAN BLACKWELL


sehr gut

Auf Du und Du mit Pallas Athene

Für Adrian läuft es im Moment suboptimal. Seine Mutter hat sich mit einem Fiesling verlobt, seine große Liebe Alison straft ihn mit Nichtachtung, und er soll zusammen mit sechs anderen Jugendlichen, darunter Alison, zu einem blöden Lehrgang in die schottischen Highlands reisen. Auf dem Weg dorthin gerät die bunt zusammengewürfelte Gruppe in einen Unfall und kämpft sich zu Fuß durch Schneesturm und Eis. Aber bevor sie ihr Ziel erreichen, erscheint Adrian der sprechende Rabe Hugin und warnt ihn dringend davor, ein auf dem Weg liegendes Herrenhaus zu betreten, andernfalls drohe Alison tödliche Gefahr, außerdem befände sich ein Verräter in ihrer Mitte. Und tatsächlich stoßen die Jugendlichen auf ein schlossähnliches Gebäude. Adrian kann seine Begleiter nicht davon abhalten, dort vorerst Schutz zu suchen. Was sich sehr bald als schlimmer Fehler erweist. Ein späterer Fluchtversuch aus dem Herrenhaus misslingt. Und wer ist der Verräter unter ihnen?
Die Geschichte fängt aufregend an. Auch wer den ersten Band dieser Reihe nicht gelesen hat, findet sich mühelos zurecht und folgt Adrian auf seinem Weg durch das gefährliche Haus mit seinen mysteriösen Bewohnern. Besonders gut gefallen mir die authentischen Figuren der sieben Jugendlichen. Sie sind erfreulich normal und agieren nicht so hysterisch, wie das in vielen anderen Jugendbüchern der Fall ist. Der Schreibstil des Autors ist zwar stellenweise etwas holprig zu lesen, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Einziger Schwachpunkt aus meiner Sicht ist die Frage, warum diese Geschichte in den schottischen Highlands spielt. Es fehlt der inhaltliche Bezug zu dieser faszinierenden Region. Und der Zusammenhang zwischen einem schottischen Herrenhaus und der griechischen Mythologie wird zwar erklärt, macht aber für mich nicht wirklich Sinn.
Dennoch gefällt mir diese spannende Geschichte und sein origineller Schluss, und ich erwarte mit Interesse den dritten Band.

Bewertung vom 29.05.2023
Wir sehen uns gestern
Straub, Emma

Wir sehen uns gestern


gut

Geschwätziger Erzählstil

Alices 40. Geburtstag ist überschattet vom nahenden Tod ihres geliebten Vaters. Doch dann geschieht etwas Mysteriöses. Als sie nach dieser durchzechten Nacht aufwacht, stellt sie fest, dass sie eine Zeitreise zurück zu ihrem 16. Geburtstag gemacht hat. Und dass ihr Vater gesund und lebensfroh ist. Sie weiß nicht, wie das alles vonstatten ging, beschließt aber, das Beste aus der grotesken Situation zu machen. Sie will ihren Jugendschwarm Tommy dazu bringen, sie später zu heiraten. Und vor allem will sie dafür sorgen, dass ihr Vater von seiner unerklärlichen Krankheit verschont bleibt. Aber kann man das Rad der Zeit nach Belieben vor- und zurückdrehen, ohne größeren Schaden anzurichten?
Die Autorin erweist sich als sehr sprachgewandt, die Idee hinter diesem Roman ist faszinierend und die Protagonistin und ihr Vater sind sympathisch. Aber da hört das Vergnügen an dieser süßlichen Geschichte auch schon auf. Die Autorin macht keinen Hehl daraus, dass sie New York City liebt und präsentiert ihre Detailkenntnisse und Beschreibungen in epischer Breite. Schon nach etwa vierzig Seiten kam ich aus dem Gähnen nicht mehr heraus, stolperte ständig über Namen von Schauspielern, Restaurants und sonstigen Orten, die ein New Yorker wahrscheinlich kennt, mir jedoch nichts sagen und mich auch nicht wirklich interessieren. Dialoge werden durch ausschweifende Rückblenden unterbrochen. Würde man das Buch auf die eigentliche Handlung und ein wenig Hintergrundinformationen reduzieren, wäre etwas sehr Rührendes und Herzergreifendes daraus geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass die ohne Höhen und Tiefen dahinplätschernde Handlung mit zunehmendem Verlauf immer wirrer und unüberschaubarer wird. Ich habe das Buch nur deshalb nicht frustriert zugeklappt, weil ich wissen wollte, ob der Roman wenigstens ein akzeptables Ende hat. Er hat.
Man kann dieses Buch lesen, muss aber nicht.

Bewertung vom 26.05.2023
Die Schrift
Haller, Elias

Die Schrift


sehr gut

Eher mäßige Spannung, aber einige starke Szenen

Eine Prostituierte gerät in die Gewalt eines Psychopathen. Nicht nur, dass er die Frau entsetzlich verstümmelt, er tätowiert einen zunächst unverständlich erscheinenden Buchstabencode auf den Rücken der Frau und lässt sie danach frei. Sie überlebt schwer verletzt. Für den Dresdner KOK und Kryptologen Arne Stiller stellt dieser Fall nicht nur ein widerliches Zeugnis einer kranken Persönlichkeit dar, sondern auch eine Herausforderung. Welche Botschaft will der Täter damit übermitteln? Doch bevor Stiller das Tattoo enträtseln kann, fängt der Psychopath sich ein zweites Opfer. Der Albtraum geht weiter.
Dieser Thriller liest sich sehr flüssig, man ist gleich in der Handlung drin, und der Autor nervt nicht mit unnötigen Beschreibungen. Einige Szenen sind voll der Hammer! Den Spannungsbogen finde ich eher flach, was vielleicht an den ständig wechselnden Erzählern und den sehr kurzen Kapiteln liegt, dadurch wirkt manches abgehackt. Der Schluss erschien mir persönlich ein wenig zu hopplahopp. Dennoch gefällt mir die Figur Arne Stiller sehr gut, und einige seiner kernigen Sprüche sowie die Dialoge zwischen ihm und seiner Mitarbeiterin Inge sind göttlich.
Die Art des geschilderten Verbrechens ist dagegen nichts für Zartbesaitete.

Bewertung vom 22.05.2023
Mit zitternden Händen
Persson Giolito, Malin

Mit zitternden Händen


ausgezeichnet

Ein Stück bedrückende Realität

Ein Stockholmer Vorort. Der 14jährige Dogge erschießt den gleichaltrigen Billy, seinen einzigen Freund, und lässt sich danach widerspruchslos festnehmen. Wie konnte es zu dieser regelrechten Hinrichtung unter Jugendlichen kommen?
Mit schonungsloser Detailtreue wird der Leser in dieses Sozialdrama hineingezogen, erfährt nach und nach die perfiden Hintergründe und Wahrheiten einer Welt jenseits von Bullerbü. Dogge und Billy hatten niemals eine Chance.
Trotz des hochbelastenden Themas ist dieser Roman unterhaltsam und packend geschrieben, die zahlreichen Nebenfiguren treten ebenso authentisch auf wie die beiden Helden. Die Autorin verzichtet auf billige Schwarzweißmalerei.
„Mit zitternden Händen“ ist ganz sicher keine entspannende Lektüre, aber man kann sich seiner Intensität nicht entziehen.

Bewertung vom 29.04.2023
Die Wahrheit
Edvardsson, Mattias

Die Wahrheit


ausgezeichnet

Wer lügt? Wer sagt die Wahrheit?

Das Ehepaar Steven und Regina Rytter wird tot in seinem feudalen Haus in Lund aufgefunden. Schon bald gerät der alleinerziehende Bill in Verdacht, aber auch seine Untermieterin Karla und Jennica, eine ehemalige Freundin seiner Verstorbenen Frau, stecken in diesem verwirrenden Fall irgendwie mit drin. Alle drei verstricken sich in Lügen und Halbwahrheiten. Wer ist der Mörder?

Der ungewöhnliche Aufbau dieses Krimis und der glasklare Erzählstil des Autors ziehen den Leser von der ersten Seite an mit Urgewalt in die Handlung hinein. Die drei Hauptfiguren und auch die beiden Mordopfer werden psychologisch messerscharf charakterisiert. Sie sind sympathisch und wegen ihrer Fehler abstoßend zugleich, man möchte unmittelbar nach jedem Kapitel wissen, wie es mit ihnen weitergeht, wie sie sich aus ihrem Lügengespinst herauswinden. Klar ist: Keiner von ihnen ist unschuldig an dem Mord. Aber was um alles in der Welt ist geschehen?

Ich denke, es ist unmöglich, von diesem Wahnsinns-Krimi nicht begeistert zu sein.

Bewertung vom 10.04.2023
Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
Ludwig, Stephan

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller


ausgezeichnet

Nicht zu vergessen der Hund

Für den untadeligen Geschäftsmann Norbert Heinlein läuft es derzeit suboptimal. Seine Einnahmen bröckeln weg, die Versorgung seines dementen Vaters fordert das Letzte von ihm, und er verliert nach einem bösen Sturz seinen Geschmackssinn, eine Katastrophe für den Delikatessenhändler in dritter Generation. Und dann kommt auch noch sein Kunde und Freund Adam Morlok in seiner Küche zu Tode. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Wohin nun mit der Leiche? Und wie es der Teufel will, bleibt es nicht bei diesem einen Todesfall. Einzig die Sorge um seinen jungen Mitarbeiter, den autistisch veranlagten Marvin, und seine Pflichten gegenüber seinem Vater halten Heinlein aufrecht. Und veranlassen ihn zu einer Reihe von tragikomisch endenden Entscheidungen.

Dieser Roman bietet schwarzen Humor vom Feinsten, zwei ungemein liebenswerte Protagonisten und einen in sich stimmigen Plot mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte. Auch in erzählerischer Hinsicht ist Der nette Herr Heinlein ein Genuss. Dies ist eines der wenigen Bücher, an denen mir wirklich alles gefällt. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Bewertung vom 01.04.2023
Stranded - Die Insel
Goodwin, Sarah

Stranded - Die Insel


ausgezeichnet

Bestie Mensch

Ein Jahr lang ohne fremde Hilfe auf einer unbewohnten abgelegenen Insel vor der Küste Schottlands überleben, das ist die Aufgabe von Maddy und sieben weiteren Teilnehmern eines TV-Experiments à la Dschungelcamp. Aber nach und nach offenbaren sich die Eigenarten der einzelnen Gruppenmitglieder, und die Suche nach Nahrung wird zu einer Herausforderung. Und es beginnt ein zermürbender Kampf um die Herrschaft über die Gruppe.
Die Charaktere dieses Thrillers sind psychologisch hervorragend gezeichnet, aber was mysteriös und abenteuerlich beginnt, zieht sich über weite Teile langatmig und für den Leser ereignislos hin, die gleichen Szenen wiederholen sich in Endlosschleife. Aufgrund der eingestreuten Rückblenden und Vorausschauen weiß man schon frühzeitig, dass auf der Insel Ungeheuerliches passiert. Und dass Maddy das Opfer sein wird. Erst im letzten Drittel des Romans nimmt die Handlung Rasanz auf, um anschließend wieder in belastenden Schilderungen von Maddys Elend zu versinken. Ein paar Mal war ich versucht, das Buch zuzuklappen und ins Regal zu stellen. Zum Glück habe ich es nicht getan. Denn es lohnt sich, durchzuhalten. Das Ende von Maddys Geschichte hat mich tief erschüttert.
Ich bin beeindruckt von der erzählerischen Urgewalt der Autorin. Sie beschreibt Maddys Kampf ums Überleben mit faszinierenden Details, ihre Sprache ist klar verständlich. Die von mir zunächst als zu ausschweifend empfundenen Schilderungen sind es, die diesem Roman Tiefe geben und Maddys Handeln menschlich glaubwürdig machen.
Für mich wird „Stranded Die Insel“ einer der Favoriten für die Wahl zum Thriller des Jahres sein.

Bewertung vom 28.02.2023
Du lügst. Du stirbst.
Hobbs, Gillian

Du lügst. Du stirbst.


sehr gut

Zwei kaputte Frauen auf Crashkurs zueinander

Die junge und attraktive Olivia will zusammen mit ihrem Mann Jacob in einem kleinen schottischen Dorf einen Neuanfang wagen. Sie hat ihren Namen in Scarlett Dyer geändert, und zunächst gestaltet sich ihr neues Leben auch zu ihrer Zufriedenheit. Aber jemand im Ort scheint sie und ihre vorherigen Missetaten zu kennen und lässt sie auffliegen. Damit beginnt wie schon an ihrem früheren Wohnort eine Spirale brutaler Gewalt, die Scarlett nicht mehr steuern kann. Wer steckt hinter diesen bösen Taten und will damit erreichen, dass sie vernichtet wird?
Dieser Roman ist tatsächlich mal etwas völlig anderes. Die Protagonistin ist zwar von zierlicher Gestalt und versteht es, die Menschen für sich einzunehmen, aber hinter dieser Fassade lauert das Böse. Sie rechtfertigt ihre perfiden Rachepläne mit ihrer ureigenen Vorstellung von Gerechtigkeit und löst damit eine Lawine verstörender Ereignisse aus. Das Ende erschlug mich.
Um die Wahrheit zu sagen: Ich fand diesen Thriller entsetzlich, und meine Abscheu für die Protagonistin wuchs von Seite zu Seite. Dennoch muss ich anerkennen, dass die Autorin ein fast perfektes Bild zweier kaputter Menschen gezeichnet hat. Ich ziehe lediglich einen Stern ab, weil für den Leser von Anfang an klar war, wer der Antagonist ist und damit die Spannung getötet wurde.