Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2024
Tränenschwur / Sacramento Bd.3
Rose, Karen

Tränenschwur / Sacramento Bd.3


sehr gut

„Tränenschwur“ ist das große Finale um die Serie über die Sekte Church of second Eden. Da ich die ersten beiden Bände der Reihe erst vor ein paar Monaten gelesen hatte, war ich sofort wieder mitten drin und es fühlte sich ein wenig wie Heimkommen an, so viele liebgewonnen Charaktere wiederzutreffen. Ich empfehle auf jeden Fall, mit Band 1 anzufangen. Es gibt zwar in jedem Buch ein anderes Liebespaar, dass im Zentrum steht, aber die Geschichte um Eden baut sich nach und nach auf und jeder Teil bringt mehr Hintergrundinformationen.

In „Tränenschwur“ wird FBI Agent Tom Hunter darauf angesetzt, endlich die Köpfe der Sekte zu fassen und den geheimen Standort zu finden. Die Chancen stehen so gut wie nie, denn Pastor musste aufgrund einer Verletzung sein Versteck verlassen und wird in einer privaten Rehaklinik behandelt. Außerdem ist auch DJ Belmont noch immer auf freiem Fuß und fest entschlossen, Mercy, Gideon und alle die ihnen nahe stehen zu ermorden.

Wie nicht anders erwartet, schreibt Karen Rose wieder sehr flüssig, so dass man mühelos durch die 800 Seiten kommt. Insgesamt kommt Band 3 aber nicht an die beiden grandiosen Vorgänger heran. An manchen Stellen wiederholt sich die Geschichte nun doch langsam. In „Tränenfluch“ war es Ephraim, der unschuldige Menschen abschießt, weil sie ihm die Quere kommen und diesmal ist es DJ, der sich auf diese Art den Weg frei räumt. Die vielen Leichen und die Kaltblütigkeit konnten mich deswegen diesmal weniger schocken.

Auch mit Tom Hunter hatte ich meine Probleme. Book-boyfriend Material war er für mich nicht. Es war zwar schön, zu erfahren, was aus Tom geworden ist, denn zuletzt trafen wir ihn in „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“, als er noch ein Junge war und er ist auf jeden Fall ein guter und engagierter Agent aber du meine Güte, in Liebesdingen stellt er sich extrem umständlich an. Das war wirklich der slowste Slow-burn. Vor 9 Jahren sind sich Tom und Liza begegnet und es war Anziehung auf den ersten Blick. Da Liza damals erst 17 Jahre war und Tom 20 wehrte er sich aus nachvollziehbaren Gründen gegen seine Gefühle. Mittlerweile ist Liza aber schon lange keine 17 mehr. Beide wollen einander doch Tom redet sich ein, dass nur Freundschaft möglich ist. Dabei verhält er sich teilweise wie die Axt im Walde. Dieses Herumeiern zog sich ewig, wirkte teilweise schon fast kindisch und ging mir mit der Zeit nur noch auf die Nerven, so dass ich jegliches Interesse an dieser Liebesgeschichte verloren habe.
Umso mehr habe ich mich gefreut, wenn sich die Kapitel auf die Jagd nach Eden konzentriert haben. Nach und nach werden immer weitere Details bekannt und insbesondere gegen Ende wird es nochmal ordentlich rasant und spannend.
Eden selbst besuchen wir in kurzen Kapiteln, die besonders eindringlich sind, da sie aus Sicht von zwei Teenagern erzählt werden, die gegen ihren Willen verschleppt wurden.

Alles in allem war dies ein runder Abschluss, wenn auch nicht ganz so gut, wie erwartet.

Bewertung vom 09.03.2024
Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1
Lark, Sarah

Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1


ausgezeichnet

In „Himmelsstürmerinnen“ von Sarah Lark musste ich mich zunächst ein wenig einlesen. Zu Beginn sind die Protagonistinnen nämlich wirklich sehr jung. Erst 4 Jahre, dann 7 und 11. Zum Glück vergehen die Jahre zunächst in großen Sprüngen, so dass es nicht all zu lange dauerte, bis die Mädels in ein „vernünftiges“ Alter kamen. Ehe ich es mich versah, hat mich die Handlung völlig in den Bann gezogen und komplett begeistert. War ich bei den ersten Seiten noch skeptisch, kristallisierte sich mit der Zeit immer mehr heraus, dass „Himmelsstürmerinnen“ auf meine Jahreshighlights Liste kommt.

Die Geschichte spielt Ende des 19. Jahrhunderts und beginnt in Schottland. Drei adlige junge Mädchen und ihre bürgerliche Spielgefährtin bekommen die Chance, ein innovatives Internat zu besuchen. Die Lehrerinnen sind Visionärinnen, die ihre Schüler weit mehr fördern, als es zur damaligen Zeit üblich war. Die Mädchen genießen gerade im mathematisch-technischen Bereich eine umfassende Ausbildung und wachsen in dem Glauben auf, dass ihnen alle Türen offen stehen, nur um später zu realisieren, dass die Welt außerhalb des Schulgeländes nicht bereit für sie ist.
Sarah Lark beschreibt sehr anschaulich die Normen und Zwänge der damaligen Gesellschaft und die klare Rollenverteilung von der die meisten Menschen nicht abweichen wollten.
So muss Ailis die Schule vorzeitig abbrechen und wird zwangsverheiratet, Emily erhält trotz Hochbegabung von sämtlichen Universitäten nur Absagen und Donella muss sich als Mann verkleidet als Gasthörerin in die Vorlesungen über Mechanik und Flugzeugbau einschleichen. Die vierte im Bunde – Haily – hat zwar in Sachen Bildung weniger hochtrabende Pläne, aber sie träumt von einer Karriere als Schauspielerin, auch wenn sie dafür mit ihrer adligen Familie brechen muss.

Es sind starke Frauenfiguren, die die Autorin hier gezeichnet hat. Insbesondere Ailis, Donna und Emily beeindruckten mich mit ihrem Ehrgeiz und ihren außergewöhnlichen Talenten. Obwohl sie immer wieder mit Rückschlägen konfrontiert werden, geben sie niemals auf. Ailis brennt für Astronomie, Donna für die Luftfahrt und und Emily für die Erforschung von Wildgänsen und Psychologie.
„Himmelsstürmerinnen“ ist eine thematisch sehr vielfältige Geschichte, die dadurch niemals langweilig wird. Auch in Liebesdingen geht es drunter und drüber. Außerdem sorgt die intrigante Haily dafür, dass es zu keiner Zeit zu harmonisch wird. Der Charakter Haily ist der Gegenpart zu den drei anderen, sehr sympathischen Frauen. Man kann nicht anders, als sie zu hassen und doch bedauert man manches Mal diese einsame Seele, die alle Menschen von sich stößt.

Der Roman hat mich nicht nur völlig gefesselt, sondern an einigen Stellen auch sehr bewegt. Insbesondere die Szenen über die Wildgänse haben mich teilweise zu Tränen berührt. Sarah Lark schreibt so bildhaft, dass ich meinte, dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen sehen zu können.
Gegen Ende schockt die Autorin mit unerwarteter Brutalität und lies mich ein wenig fassungslos zurück.
Für mich war „Himmelsstürmerinnen“ ein großartiger Unterhaltungsroman und ich wünschte, es gäbe schon eine Vorschau, worum es in Band 2 geht. Ich rechne mit einem großen Zeitsprung.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2024
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


gut

3,5 Sterne.
„Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ ist der finale Band von Henrike Engels „Hafenärztin Saga“. Da ich Teil 1 bis 3 gerne gelesen habe und es noch ein paar lose Enden gab, habe ich gespannt zu diesem Buch gegriffen.
Leider hat es diesmal sehr lange gedauert, bis der Funke übergesprungen ist.
Die Autorin greift zwar die offenen Fragen auf, aber die erste Hälfte des Buches ist sehr zäh, da alles sehr langsam vorangeht und es mir manchmal wie künstlich aufgebauschtes Drama vorkam.
Manche Sachen wurden für meinen Geschmack auch zu oft wiederholt wie zum Beispiel Bertholds Unbehagen beim Durchqueren des Elbtunnels.

Die Protagonisten Anne, Helene und Berthold verbindet die zentrale Frage, wie es im Leben (privat und beruflich) weitergehen soll. Während Berthold seine Beförderung am liebsten ablehnen würde, sehnen sich die beiden Frauen nach beruflichem Fortkommen. Für Anne ergibt sich die Möglichkeit in der Suchthilfe aktiv zu werden und Helene möchte Psychologie studieren.

Helene war bisher immer meine Lieblingsperson der Reihe, aber in „Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ entwickelte sie sich teilweise zur Nervensäge. Obwohl sie mit Berthold einen sehr modernen Mann an der Seite hat, der ihr jegliche Freiheiten bietet, kann sie es nicht lassen, aus ungelegten Eiern Probleme zu schaffen und macht dem armen Berthold das Leben manchmal ganz schön schwer.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung glücklicherweise ordentlich an Fahrt auf und endlich gelang es mir, in die Geschichte einzutauchen. An mehreren Fronten geht es um Leben und Tod, plötzlich ist mal wieder jeder in Verbrechen verwickelt und es wurde zum großen Finale nochmal richtig spannend und blutig. Berthold bekam ein paar unerwartet sarkastische / humorige Züge und ich stellte fest, dass ich ihn irgendwie doch liebgewonnen habe.
Interessant und belustigend fand ich auch die Erklärungen, dass sowohl Heroin als auch Strychnin früher von Ärzten als Medikamente verschrieben wurden.

Am Schluss ist dann alles Friede-Freude-Eierkuchen, wodurch das Ende der Reihe einen runden, positiven Abschluss bekommt. Man hat eine ungefähre Ahnung, wie es für die Charaktere weitergehen könnte und hofft, dass ihr Leben nun etwas ruhiger wird und sie nicht mehr so oft von Verbrechern heimgesucht werden.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


ausgezeichnet

„Die Burg“ von Ursula Poznanski fand ich mega spannend und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dieser Thriller ist mal was komplett anderes und genau deshalb war es für mich so fesselnd.

In einer alten Burganlage soll eine KI Escape-Room Welt eröffnet werden, die ganz neue Maßstäbe setzt. Eine Gruppe von exklusiven Testpersonen wurde eingeladen, noch vor Eröffnung die Räume zu prüfen. Die Spieler sind bunt gemischt. Hier haben wir z. B. Maxim, der selbst Escape-Rooms betreibt, Influencerin Yvonne, Geschichtsprofessor Lothar Malerski oder Profischwimmer Emil.

Zunächst einmal fand ich die Idee, dass die KI realistisch andere Welten entstehen lassen kann, sehr faszinierend. Das Spielerlebnis stellte ich mir besonders intensiv und unterhaltsam vor, am Anfang hatte ich sogar selbst Lust, so einen Escape-Room zu besuchen. Ein Wunsch, der sich im Verlauf der Geschichte immer mehr in Luft auflöste. Ursula Poznanski kreiert hier ein wahres Horrorszenario. Was wenn, die KI nicht die Welten vorspielt, die man sich vorgestellt hat, sondern viel Schrecklichere? Wenn die Rätsel nicht mehr der Unterhaltung dienen sondern dem nackten Überleben und wenn der Computer keinen Zugriff mehr erlaubt?

Der Schreibstil ist sehr bildhaft. Ich fühlte mich, als wäre ich selbst in diesen engen Gängen und dunklen Räumen und müsste Gestank, Kälte und Unwettersimulationen über mich ergehen lassen. Natürlich ist alles sehr überspannt dargestellt, aber in einem Zeitalter, in dem künstliche Intelligenzen immer mehr an Bedeutung gewinnen und Deepfakes existieren, ist das hier Beschriebene wiederum gar nicht so unvorstellbar.
Auch die Szenen, wie schnell Situationen kippen und zu was Menschen in Extremsituationen fähig sind, fand ich als denkbar dargestellt.
Mir hat gut gefallen, wie die Autorin nicht nur mit den Charakteren, sondern auch mit dem Leser spielt. Was ist hier los? Hat sich die KI selber umprogrammiert und dreht durch oder gibt es einen Drahtzieher, der hinter allem steckt und wen ja, wer? Diese Frage hat mich den ganzen Thriller über beschäftigt. Ich hatte mehre Verdächtige und musste meine Theorien immer wieder fallen lassen. Der Schluss konnte mich gleichermaßen schocken und überraschen. Bis auf eine kleine Verwirrung wurde für mich alles nachvollziehbar und im Rückblick logisch aufgeklärt.
Mich hat „Die Burg“ sehr begeistert und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert. Ich empfehle den Thriller Lesern, die Lust haben, sich auf eine andere Art von Verbrechen einzulassen gerne weiter.

Bewertung vom 10.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

„Verborgen“ ist bereits der dritte Fall für die isländische Kommissarin Elma. Ich bin von dieser Reihe wirklich sehr begeistert und finde sie ausgesprochen lesenswert. Mir gefällt, wie die Autorin Familientragödien kreiert und wie Momente des Affekts zu ungeplanten Straftaten führen, über die sich die Betreffenden ein ganzes Leben lang ärgern werden.

Der neue Fall beginnt ausgesprochen seltsam. Im Zimmer eines jungen Manns bricht ein Feuer aus. Die Obduktion ergibt, dass er zum Zeitpunkt des Brands bereits an einer Überdosis Medikamente verstorben war. Die Polizei und auch die Familie steht vor einem Rätsel. Was könnte der Grund für diesen Todesfall sein? Als dann noch im Schuppen die Leiche eines Au-Pair Mädchens gefunden wird, wird es noch verzwickter.

In den ersten zwei Dritteln des Krimis fand ich die Handlung extrem mysteriös und konnte mir gar keinen Täter vorstellen. Auf den letzten hundert Seiten meinte ich, dass ich hinter den Tathergang gekommen bin und meine Theorien schienen sich zu bestätigen, wodurch die Spannung für mich ein wenig verloren ging.
Am Ende gab es dann zwar tatsächlich noch einen Twist, denn ich nicht kommen gesehen habe, der mir allerdings zu konstruiert und überflüssig erschien.

Im Verlauf der Handlung treffen wir auf sehr viele Personen und mir ist es manchmal schwer gefallen, denn Überblick zu behalten, wer zu wem gehört oder wo wir uns auf der Timeline gerade befinden. Auch haben sich manche Details im Nachhinein als irrelevant herausgestellt.

Obwohl ich „Verborgen“ gerne gelesen habe, fand ich den Krimi im Vergleich zu Band 1 und 2 etwas schwächer. Es war mir einfach zu verwirrend und vielleicht auch etwas zu übertrieben.
Die Eltern des ermordeten jungen Manns haben wir unterwegs komplett verloren. Haben sie jemals erfahren, wer ihren Sohn umgebracht hat oder müssen sie dazu auch dieses Buch lesen?

In Elmas Leben gibt es Entwicklungen, die auf die Folgebände große Auswirkungen haben werden. Ich bin gespannt, wie sie alles unter einen Hut bekommt.
Ihr Partner war mir zu blass dargestellt. Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich ihn finden soll. Irgendwas zwischen schweigsam, langweilig und liebevoll.
Man hatte auch den Eindruck, dass Elma komplett alleine den Fall löst und die Kollegen zur Mitarbeit motivieren muss. Saevar ist ein träger Mitläufer, von dem wenig Input kommt und Chef Hördur ist mit privaten Problemen beschäftigt und interessiert sich nur am Rande für die Arbeit.

Von mir gibt es diesmal nur 4 Sterne. Ich hoffe, die Reihe wird weiter übersetzt, denn ich bin gespannt, wie es mit Elma weitergeht.

Bewertung vom 03.02.2024
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2


sehr gut

Mit „Die Töchter der Ärztin – Zeit der Hoffnung“ treffen wir erneut auf die weit verzweigte Familie Thomasius und erleben die Irrungen und Wirrungen der einzelnen Familienmitglieder hautnah mit. Nachdem die jüngere Schwester Toni im ersten Band aufregende Abenteuer in Afrika erlebt hat, ist sie nun zurück in Deutschland. Hier ist es allerdings keineswegs ruhiger als auf dem fernen Kontinent.
Nicht nur bei Toni überschlagen sich die Ereignisse. Auch bei ihrer Schwester Henny, Cousine Frieda, Bruder Georg und sämtlichen anderen Charakteren geht es drunter und drüber. Gesundheitliche Probleme, gescheiterte Beziehungen und politischer Wandel wechseln sich ab. Dadurch, dass immer etwas los ist, ist das Buch von Anfang bis Ende abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Charaktere sind klar unterteilt in gut und böse, wobei die Guten durchweg sympathisch und hilfsbereit auftreten. Insbesondere Toni und Celia konnte ich ausgesprochen gut leiden. Henny ist mir teilweise ein wenig zu distanziert und kühl. Ihre Erlebnisse in Amerika waren der einzige Handlungsstrang, den ich nicht ganz so interessant fand.
Für Leser der „Magda Fuchs“ Reihe gibt es auch wieder das ein oder andere Wiedersehen. Neben Celia hat auch das Fräulein Doris einen kurzen Auftritt.
Bis auf ein paar Längen hat mir das Buch wieder sehr gut gefallen und ich fände es schön, wenn es noch einen dritten Band geben würde.
Optisch passt die Fortsetzung gut zu Teil 1, wirkt durch die glänzende Oberfläche für mich allerdings ein wenig low-budget.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Nach „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ veröffentlicht Lilly Bernstein mit „Sturmmädchen“ ihren dritten historischen Roman. Von mir gibt es zum dritten Mal 5 Sterne!

Elli, Käthe und Margot wachsen zusammen auf und sind beste Freundinnen. Während Elli und Käthe aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen, sind Margots Eltern finanziell besser gestellt und besitzen sogar ein eigenes Ferienhaus.
Als aus den Mädchen junge Frauen werden, wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Käthe geht in der Nazi-Ideologie auf und distanziert sich von der Jüdin Margot.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Elli erzählt. Sie lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Kate. Aufgrund ihres verkrüppelten Fußes und der damit verbundenen Scham lebt sie sehr zurückgezogen. Ihre Mutter unterstützt dies zusätzlich, in dem sie ihre Tochter vor allem abschirmt.
Elli war wirklich eine interessante Hauptfigur, die eine beeindruckende Entwicklung durchläuft. Vom unsicheren jungen Mädchen wächst sie zu einer mutigen jungen Frau heran, deren Hilfsbereitschaft keine Grenzen kennt. Sie möchte ihrer Freundin Margot um jeden Preis helfen auch wenn sie dafür hungern und Schmerzen erleiden muss. Ihre Selbstlosigkeit war wirklich bewundernswert.

Wer die Bücher von Lilly Bernstein kennt weiß, dass die Autorin nichts beschönigt. Auch „Sturmmädchen“ ist eine sehr, sehr düstere Geschichte, ohne dabei reißerisch zu sein. Obwohl ich schon wirklich viel über diese Zeit gelesen habe, machte mich das hier beschriebene Grauen wirklich sehr betroffen. Margot und ihre Familie müssen in ein Judenhaus ziehen. Ihr Leben, wie sie es gewohnt waren und Margots junge Ehe werden zerstört, einfach aus dem Grund, weil sie Juden sind. Es ist so unfassbar schwer zu begreifen, dass Menschen so grausam sein können und die Geschichte hat mich manches Mal schwer schlucken lassen.

Der Roman macht auch demütig. Demütig, dass man genug zu essen hat, nicht frieren muss und seine Meinung frei äußern kann.

Trotz der permanenten Tragödien, die sich in „Sturmmädchen“ abspielen, gibt es auch Momente der Hoffnung. Elli findet Verbündete und verliebt sich sogar. Dies wird ohne überflüssigen Schmalz beschrieben sondern spiegelt ebenfalls realistisch die Problematiken der damaligen Zeit wieder.

Das Buch endet mitten im 2. Weltkrieg und bietet theoretisch die Möglichkeit auf eine Fortsetzung. Ich würde mich auf jeden Fall über ein Wiedersehen freuen, vielleicht mit Fokus auf Käthe und wie es für sie nach dem Krieg weitergeht.

Bewertung vom 20.01.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Der vierte „Grenzfall“ ist der bisher persönlichste Fall, denn Roza Szabo, die Kollegin von Bernhard Krammer, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. In seiner Not kontaktiert Krammer seine Tochter Alexa, die gemeinsam mit ihrem Partner Huber ebenfalls zu ermitteln beginnt.
Ich habe das Buch aufgeschlagen und fand schon die ersten Seiten so spannend, dass meine ohnehin große Vorfreude auf den neuen Grenzfall noch weiter gestiegen ist.

Anna Schneider gelingt es, die Spannungskurve konstant hochzuhalten und überrascht immer wieder mit neuen Enthüllungen. Ab einem gewissen Punkt konnte ich mir zwar ungefähr zusammenreimen, wieso die Polizistin verschwunden ist (kurze Rückblicke in die Vergangenheit vermitteln eine ganz gute Ahnung), aber durch die vielen kleinen Details, die man unmöglich vorhersehen kann, bringt die die Handlung immer wieder neue Überraschungen.

Trotz überwiegend physischer Abwesenheit lernen wir so viel über Roza Szabo wie in noch keinem Band und sie wächst dem Leser sehr ans Herz. Man hofft so sehr, dass sich alles zum Guten wendet, denn natürlich hat man Restzweifel, ob sie vielleicht doch die Seiten gewechselt haben könnte.

Auch sehr gut gefallen hat mir, dass sich die Beziehung von Alexa und Krammer deutlich weiterentwickelt hat. In den letzten beiden Büchern hatte mir die Interaktion zwischen den beiden gefehlt, deswegen war es nun umso schöner zu beobachten, wie sich die beiden Gedanken machen, wie sie mit ihrer neu entdeckten Vater-Tochter-Beziehung umgehen wollen.

„Grenzfall – In den Tiefen der Schuld“ ist besonders für Fans der Reihe ein sehr gelungenes Buch. Als Einsteigerband finde ich es nicht passend, da man viel intensiver mitfiebert, wenn man bereits eine Verbindung zu den Charakteren hat und diese durch die vorherigen Fälle bereits kennenlernen konnte.

Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und lässt mich auch ein wenig schockiert und traurig zurück aufgrund der Tragödien, die sich insbesondere auf den letzten Seiten ereignen.

Bewertung vom 20.01.2024
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


gut

Das Cover von „Im Herzen so kalt“ passt perfekt in die aktuelle Jahreszeit und vermittelt eine sehr ansprechende Winterstimmung. Optisch gefällt mir der Krimi sehr. Der Plot klang aktuell und zeitgemäß, denn es geht um Umweltschutz im Allgemeinen und die unnütze Rodung von Wäldern im Speziellen.
Klimaschützer und Gegner treffen aufeinander, was in diesem Fall schwere Verletzungen und tödliche Ausgänge mit sich bringt.

Nachdem ich ein paar Kapitel gelesen hatte, stellte ich fest, dass mich das Umweltthema doch weniger interessiert, als zunächst angenommen. Insbesondere die Schilderungen über die Abholzung der Wälder kamen mir streckenweise zu langatmig daher.
Man hat ja immer das Bild vor Augen, dass die Schweden in einer vorbildlichen Welt leben. Im Verlauf der Handlung wird mehrmals betont, dass in Wahrheit die Deutschen den Schweden in Sachen Umweltschutz voraus sind. Kein Land ist perfekt und grundsätzlich sind solche Vergleiche völlig legitim. Da die Autorin allerdings selbst Deutsche ist, empfand ich diese wiederholte Kritik als unangenehm. Vor allem da es wirklich immer wieder erwähnt wird und dann verbrauchen die Schweden laut Aslund auch noch deutlich mehr Klopapier als im europäischen Durchschnitt, essen mehr Zucker als Deutsche, haben eine vereinfachte Sprache usw. Diese permanenten Herabsetzungen waren auf Dauer wirklich nervig und der erhobene Zeigefinger in Sachen Umwelt erschien mir auch zu häufig.

Die Hauptfigur, Kommissarin Maya, hat ebenfalls eine ziemlich vorlaute Art an sich und wirft ständig mit deutschen Sprichwörtern um sich, die ihre Kollegen leider nicht verstehen. Vielleicht sollte sie über einen Umzug nach Deutschland nachdenken, da klappt es mit der Verständigung besser und es ist ja sowieso alles toller dort.
Merkwürdig fand ich teilweise auch die wenig gesetzeskonforme und impulsive Vorgehensweise der Kommissarin. Bei der Zulassung der Beweismittel sollte es normalerweise einige Probleme geben.

Mein Lieblingscharakter war das mutige Mädchen Frida, die einen großen Beitrag zur Lösung des Falls beigetragen hat und auch die Geschichte um Mayas Freundin Sanna war bewegend.
Die letzten Kapitel fand ich deutlich spannender als den Rest, dennoch blieb der Krimi hinter meinen Erwartungen zurück und erhält von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 06.01.2024
Waiseninsel / Jessica Niemi Bd.4
Seeck, Max

Waiseninsel / Jessica Niemi Bd.4


sehr gut

4,5 Sterne.
Max Seecks Thrillerreihe hat optisch einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Das blau-rote Design sticht sofort ins Auge und gefällt mir gut.

In „Waiseninsel“ steht die Kriminalkommissarin Jessica Niemi im Mittelpunkt. Nach einem Vorfall wird sie vom Dienst suspendiert und beschließt Urlaub auf einer schwedischen Insel zu machen. Aus der Erholung wird allerdings nichts, als eine alte Dame ermordet wird und ihr Tod seltsamerweise Parallelen zu zwei Fällen aus den 80er Jahren hat.

„Waiseninsel“ ist ein atmosphärisch sehr dichter Thriller. Die kleine Insel ist einsam, ein Sturm zieht auf und mehr als ein Charakter ist psychisch nicht ganz zurechnungsfähig, allen voran Jessica. Sie wird immer wieder von Halluzinationen heimgesucht, die sehr detailliert beschrieben werden. Diese Szenen haben mich teilweise etwas verwirrt. Für mich war es nämlich der erste Band dieser Reihe. Ich denke, es wäre von Vorteil, beim Lesen die Chronologie einzuhalten, um Jessicas Background besser zu verstehen. Ich konnte manchmal nicht einordnen, ob es sich bei ihren Halluzinationen um reale Erinnerungen oder um Fantasie handelt
Davon mal abgesehen ist der Fall komplett in sich abgeschlossen und theoretisch ist es möglich, es als Einzelband zu lesen.
Psychische Erkrankungen sind ein Thema des Thrillers, denn neben Jessica gibt es noch weitere Charaktere, bei denen man nicht so genau weiß, wie man den Wahrheitsgehalt des Gesagtem einschätzen soll. Es entstehen „Shutter Island“ Vibes und zusammen mit dem sehr ungemütlichem Wetter, der ständigen Dunkelheit, dem Sturm und den erschwerten Bedingungen, die Insel zu verlassen ist die Stimmung wirklich sehr düster und an der Grenze zum Unheimlichen. Dies hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Der komplette Fall ist ein Mysterium, welches man als Leser unbedingt durchschauen möchte. Wer ist für diesen Spuk und die Morde auf der Insel verantwortlich?
In Rückblicken in die 40er Jahre wird die triste Geschichte einer Handvoll Waisenkinder erzählt. Die Rückblicke beschreiben Einsamkeit und Mobbing und enden mit dem Verschwinden eines kleinen Mädchens. Dieses Mädchen scheint der Schlüssel zu allen Verbrechen zu sein.
Ca. in der Hälfte des Thrillers war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Ausgang des Buches ungefähr ausgerätselt hatte. Umso überraschter war ich, als Max Seeck auf den letzten 100 Seiten begann, einen Twist nach dem anderen auf den Tisch zu hauen. Ein ums andere Mal musste ich meine Theorien überdenken und anpassen. Das Finale von „Waiseninsel“ ist wahnsinnig fesselnd und rasant und brachte ein unerwartetes Ende mit sich.
Dieser Thriller hat mir richtig gut gefallen und ich werde die drei Vorgänger auch noch lesen.