Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ulliken
Wohnort: 
Haltern

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2020
Eine wahre Freundin ist wie ein BH
Abidi, Heike;Breidenbach, Ursi

Eine wahre Freundin ist wie ein BH


sehr gut

Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt


Ein lustiges grünes Cover, der Titel "Eine wahre Freundin ist wie ein BH" in rot - die Erklärung: - Sie unterstützt dich, lässt dich nie hängen und ist ganz nah an deinem Herzen -, darunter ein weißes Schaf, auf dem sich ein rotes Tier räkelt. Ganz oben in schwarz die Namen der Autorinnen Ursi Breidenbach und Heike Abidi.

Es stimmt schon, eine echte und wahre Freundschaft kann und wird alles überstehen. Das haben die beiden Autorinnen in unterschiedlichen Interviews mit Frauen und Frauencliquen eruiert. Was man besser machen kann und wie man als Freundin aus Fehlern lernt, haben sie ausprobiert. Vieles haben sie erklärt über die Entwicklung von Mädchen/Frauen und Freundinnen, manches mit einem Zwinkern. Jede Persönlichkeit verändert sich während ihres gesamten Lebens. Wie sich das auf die Freundschaften auswirkt, ist auch ein Thema der Autorinnen.

Die beiden Autorinnen haben Frauen unterschiedlicher Art getroffen und diese befreundeten Frauen interviewt und nach Erinnerungen gefragt. Gemeinsam Spaß haben, Verletzlichkeiten erkennen, trösten, miteinander er-leben, ja - all das gehört zur Freundschaft. Ich habe mich erinnern können und so manches Mal schmunzeln müssen.

Daraus lernt man, man sollte nicht nur nach dem Cover urteilen. Das Buch ist nicht rein wissenschaftlich, aber dennoch gut recherchiert und lässt sich gut lesen. Manche Frau findet sich bestimmt darin wieder.

Das Buch ist erhältlich seit 09.06.2020 und wurd veröffentlicht im Verlag Penguin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2020
Das goldene Palais
Solomons, Natasha

Das goldene Palais


ausgezeichnet

Auch eine Dynastie hat ihre Probleme

Cover: Wir sehen eine junge dunkelhaarige Frau im grünen Abendkleid, die inmitten eines großen Gartens steht, hinter ihr ist ein großes Gebäude zu sehen, links oben auf dem Cover Flugzeuge - es ist nicht ersichtlich, ob es sich um Kriegsflugzeuge handelt. Mittig in weißen Lettern der Titel des Romans "DAS GOLDENE PALAIS", ganz unten in goldener Schrift der Name der Autorin Natasha Solomons.

1910: Die große Bankendynastie Goldbaum besteht aus einer weitverzweigten jüdische Familie, die über das gesamte Europa verteilt ist. Große Geschäfte und Entscheidungen, die die politische Lage Europas betreffen, werden gemeinsam besprochen. Man bindet sich u.a. durch Eheschließungen aneinander. So wird beschlossen, dass die eigensinnige Tochter des österreichischen Hauses den jüngsten Nachkommen des englischen Zweigs heiraten soll.

Greta wird zunächst mit dem griesgrämigen Einzelgänger Albert so gar nicht warm. Unglücklich und mit Heimweh, besonders zu ihrem großen Bruder, versucht sie durch die einzelnen Tage zu kommen. Erst nach Intervertion ihres Schwagers, der bemerkt, wie es ihr geht, wird dies ihrer Schwiegermutter bewußt und diese hilft ihr durch einen Hinweis, eine Aufgabe zu finden.

Völlig unverhofft findet sie dennoch ihr großes privates Glück, wenn es auch eine längere Zeit dauert.

Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Vorzeichen eines nahenden Krieges. Die Goldbaums wurden und werden weiterhin immer wieder von den europäischen Ländern um hohe Kredite gebeten und sind nunmehr ebenso als Finanziers der kriegerischen Länder wie auch politisch darin verwickelt.

Ich möchte wie immer nicht zuviel vom Inhalt preisgeben, doch eins sei gesagt: Natasha Solomons hat eine wunderbare Art, uns am damaligen Leben teilhaben zu lassen. Die Protagonisten erscheinen in der dritten Person Singular. Natürlich erleben wir ganz intensiv Gretas Leben, Entwicklung und Empfindungen mit. Der Roman endet Ende 1917.

Während des Lesens habe ich so manches Mal gedacht: welch eine Dekadenz! Ja, die Goldbaums hatten schon damals zu jeder Jahreszeit Obst jeglicher Sorte, riesige Gärten und Treibhäuser, Diener für jeden Schnickschnack; ihnen selbst ist offenbar ihr Lebensstil gar nicht bewusst. Dem gemeinen Volk ging es nicht gut. Es gab gar die sogenannten Kanaltrotter, die im Kanal unter dem Palais Goldbaum im Schlamm nach Knochenresten für die Seifensieder suchten und an der Küche nach Essensresten anstanden.

Insgesamt ein 605 Seiten umfassender Roman, den man unbedingt lesen sollte. Er wurde veröffentlicht im Verlag Kindler.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2020
Schwere Zeiten
Futterschneider, Peter

Schwere Zeiten


ausgezeichnet

Hinreissende Begleitung einer Waage während ihres Daseins


Das Cover ist in hellem Braun, um nicht zu sagen hautfarben, oben unüberlesbar der Titel "Schwere Zeiten - Bekenntnisse einer Waage", darunter ist eine solche in orange mit einem roten Teppich abgebildet. Unter ihr lesen wir "Novelle" - eine solche ist es auch, sie hat einen Anfang und ein korrektes Ende.

Die nur 184 Seiten lange Erzählung handelt von der analogen Personenwaage Waagemuth, von ihrem Leben - ihrer - wie wir Menschen es nennen würden - Geburt in Halle 3, der Wiege der Waagen. Dort wird entschieden, was aus den Waagen wird, eine Briefwaage, Goldwaage, etc oder eben eine Personenwaage. Aus Waagemuth wurde nach längerer Zeit eine analoge Personenwaage. Aber er wurde zu einer Personenwaage mit Gemüt, er war oder wurde intelligent, er liebte Worte und Dichter und er machte so einiges durch in seinem Dasein als Personenwaage.

Ich möchte gar nicht viel erzählen, aber eins geb ich euch mit auf den Weg, Waagen haben sehr gute Ohren und feine Nasen. Bedenkt, was ihr von euch gebt, wenn ihr in der Nähe einer solchen seid; außerdem haben sie ein wunderbares Gedächtnis, sonst wäre es nicht zu diesem Buch gekommen. Warmherzig, zu Herzen gewhend, aber auch amüsant sind die Erlebnisse Waagemuths. Ich denke, diese spezielle Waage hat den Autoren Peter Futterschneider getroffen und ihm seine Geschichte erzählt.

Kurz, ich lege euch dieses Buch ans Herz, ihr werdet es nicht bereuen, es zu lesen. Von mir erhält dieser Roman 5 Sterne. Er wurde im Verlag Kelebek veröffentlicht.

Bewertung vom 03.03.2020
Influence - Fehler im System
Linker, Christian

Influence - Fehler im System


ausgezeichnet

Ein Leben ohne Internet ...

Ein Leben ohne Internet können sich die wenigsten noch vorstellen - die jüngeren gar nicht, sie kennen es nicht anders. Jetzt mal ernst, es gibt ja schon genug Viren, die Firmennetzwerke außer Betrieb setzen und auf Daten zugreifen können sowie solche, die private und vielleicht auch kommerzielle Rechner erst gegen Zahlung eines Betrages wieder freigeben. Also, so schlecht - so bekannt. Wir haben eben doch nicht die absolute Kontrolle. "Maschinen machen sich selbständig" - respektive die Menschen, die solche Viren entwickeln, sorgen dafür.

In "Influence - Fehler im System" vom Autoren Christian Linker geht es genau darum. Von jetzt auf gleich gibt es weltweit kein Internet mehr. Smartphones funktionieren nicht mehr. Ist alles, was in den Clouds gesichert ist, verloren? Es droht das Chaos auszubrechen.

Und gerade heute wollte Amir sich endlich mit mit dem Netzaktivisten Habakuk treffen und ihm im Auftrag eines Anderen geheimes Material übergeben. Doch ob das klappt? Schon fahren die Züge verspätet, denn man ist ja nicht mehr digital verbunden. Als er Habakuk endlich doch trifft, rast ein Auto auf sie zu. Wessen Leben ist in Gefahr? Hat der Anschlag etwas mit dem digitalen Blackout zu tun?

Fesselnd schildert Christian Linker eine absolut vorstellbare Situation. Ich persönlich habe mir während des Lesens sehr wohl meine Gedanken darüber gemacht, wie es ohne digitale Verbindungen und internationales Netz sein könnte. Der Roman ist aus der Sicht Amirs in der Ich-Form geschrieben. Ich habe mit ihm und seinen Begleitern gezittert und gebangt. Er ist ein sehr symathischer junger Mann, der eigentlich nur sein Leben leben möchte, aber dem vom Schicksal anderes vorbehalten ist.

Ein toller "Science-Fiction-Roman"? Na, ich weiß nicht. Toll auf jeden Fall. Doch wer weiß, ob so etwas nicht einmal passieren kann. Hat die Politik von der Regierung bis in die Kommunalvertretungen dafür Notlösungen in den Schubladen? - So sollte es besser sein. Denn: wir beherrschen das Internet bekannterweise NICHT, denn sonst könnten soviele Virenangriffe nicht soviel Unheil anrichten!

Dieser wunderbare Roman erscheint bei tv-bold - im jungen trendigen Buchprogramm von dtv. Er verdient die höchst Benotung.

Bewertung vom 13.02.2020
Unschuldsengel
Stage, Zoje

Unschuldsengel


ausgezeichnet

Atemholen nicht vergessen!


Ein dunkles Cover zeigt einen langen Flur, darin sehen wir von ein kleines Mädchen im weißen Kleid mit bloßen Füßen. Nur an der Fußstellung erkennen wir, dass das Mädchen uns zugewandt ist, denn ihre langen Haare verdecken ihr Gesicht. Darunter in schreiendem Weiß: UNSCHULDSENGEL - und der Hinweis: Thriller. Ja, das Cover macht sehr, sehr neugierig!

Hanna ist ein süßer Engel, zumindest empfindet dass ihr Vater Alex das so. In Hannas Augen ist Alex auch der einzige, der sie versteht und liebt. In gleichem Maße, wenn nicht noch mehr, bringt Hanna ihrer Mutter offensichtlich reinen Hass entgegen. Zudem stört es sie, dass Alex seine Frau liebt.

Natürlich macht Suzette dennoch alles für ihre offenbar stumme Tochter, sie unterrichtet sie und bastelt mit ihr, vor allem, weil keine Schule die 7 Jahre alte Hanna halten kann. Hanna zeigt sich dort von ihrer schlechtesten Seite, verhaut Kinder und Schlimmeres. - Eines Tages schlägt sie fest mit der Faust an das Badezimmer, in dem ihre Mutter sich sammeln will, nachdem sie von Hanna Hassbriefe erhalten hat. Suzette öffnet. Ihr kleines Mädchen sprich seine ersten Worte - mit französischem Dialekt -, dabei zeigt sie allerdings nur das Weiße ihrer Augen: "Ich bin nicht Hanna ..." - Leider spricht sie so nur mit ihrer Mutter und ist ihrem Vater gegenüber weiterhin stumm, aber sehr lieb. Doch auch dieser sucht nach einer Lösung für das Schulproblem, seine Tochter sieht jedoch als Grund dafür die ihn beeinflussende Mutter. - Die Situation in der Familie spitzt sich zu.

Der Roman wird aus Sicht von Suzette und Hanna jeweils in der dritten Person erzählt. Suzette, die ihre Tochter liebt, der es aber immer schwerer fällt, sie nicht als unheimlich zu empfinden. Die scheinbar hochintelligente Hanna dagegen verfolgt einen Plan, oder ist es die Person, die aus Hanna spricht? Na, ich will nichts verraten.

Ich kann und will nicht ein Wort mehr über diesen immer spannender werdenden Thriller verlieren. Die Charaktere sind super herausgearbeitet und man kann sich gut in die Handlung hineinversetzen.

Der Roman von Zoje Stage - "Unschuldsengel" erschien im Oktober 2019 bei Knaur Verlag. Er wurde aus dem Englischen übersetzt von Charlotte-Lungstrass-Kapfer.

Bewertung vom 26.01.2020
Sehnsucht nach St. Kilda / Hebriden Roman Bd.3
Morland, Isabel

Sehnsucht nach St. Kilda / Hebriden Roman Bd.3


ausgezeichnet

Wie schön müssen die wilden äußeren Hebriden doch sein!

Man kommt schon ins Schwärmen, wenn man sich das Cover des dritten Romans über das Leben in dieser unwirtschaftlichen Landschaft ansieht. Die rauen Klippen von St, Kilda, die Basstölpel, die darüber hinwegfliegen, im Hintergrund die Sonne im Meer. Eine wunderbares Foto ist Isabel Morland, der Autorin, da gelungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich in diese Inselgruppe verliebt hat.

Rachel, die vor fünf Jahren ihren Mann durch eine schlimme Krankheit verloren hat, ist nun mit ihrem siebenjährigen Sohn Sam alleine. Mehr schlecht als recht bringt sie ihn und sich über die Runden. Als Sam ins Krankenhaus muss, haben ihre Arbeitgeber kein Verständnis für ihre Lage. Sie verliert ihre Jobs. So springt sie über ihren eigenen Schatten und ruft bei ihrer Großmutter an, die auf der Insel Harris, unweit der seit 1930 unbewohnten Insel St. Kilda wohnt. Sie bricht daraufhin in London alle Zelte ab, packt ihren Sohn ein und hofft bei Annie, ihrer 83 Jahre alten Großmutter eine Arbeit auf Harris zu finden. Gott sei Dank findet Sam alles super und findet erstmals Freunde.

Rachel findet tatsächlich eine gutbezahlte Arbeit bei der Verwaltung St. Kildas. Sie wird mit einigen anderen übersetzen, um die restlichen Häuser der seit 1930 unbewohnten Insel instand zu setzen. Außerdem hat sie ihrem Sohn versprochen, auf der Insel etwas wiederzufinden. Finlay, der Freund ihrer Oma, hatte vor nunmehr fast 80 Jahren für die damals kleine Annie, die wie er auf St. Kilda geboren wurde, einen Schatz versteckt, bevor alle evakuiert wurden. Annie, ihre Oma, hat Sam davon erzählt. Nicht zuletzt, weil an den Schatz ein Schwur gebunden ist. Na, ob das so einfach wird?

Wie immer hat mich der Schreibstil von Isabel Morland sehr gefesselt. Das Buch ist spannend zu lesen, man kann sich gut in die Protagonisten hineinversetzen. Wir erfahren in zwei Zeitabschnitten, was sich ereignete. Der Teil bis Annie und die ihren evakuiert wurden, wird aus ihrer Sicht erzählt. Die Geschichte von Rachel, die immer mehr zu ihren Wurzeln zurück findet berichtet auch aus deren Sicht. Wie immer hat die Autorin die Mystik und die Liebe nicht vergessen.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen Roman "Sehnsucht nach St. Kilda", der geschichtlich sehr gut recherchiert ist.

Ich war sehr enttäuscht zu lesen, dass dies wohl das letzte Buch über diesen Teil Schottlands ist. Aber es kann ja sein, dass ich das falsch verstanden habe. Veröffentlicht wurde der Roman bei droemer-knaur unter ISBN 978-3-426-52422-0

Bewertung vom 16.01.2020
Der Seelenfänger von Capri
Witt, Klaus

Der Seelenfänger von Capri


ausgezeichnet

Die Liebe zu Capri spricht aus jeder Zeile


Klares Wasser, das Meer um die Insel Capri, schmückt das Cover. Oben in dunkelblau und ganz klein der Name des Autoren Klaus Witt. In geschwungener Schrift mittig und weiß der Titel "Der Seelenfänger von Capri" gleich darunter in kleiner weißer Druckschrift und zum Titel gehörend 'von Menschen und Tieren'.

Klaus Witt ist gleich nach dem Abschluss des Studiums der Tiermedizin zu einem Urlaub auf seine Lieblingsinsel Capri aufgebrochen. Er reist in Begleitung seiner Mutter, die nicht mehr lange zu leben hat. Die beiden verbindet ein sehr inniges Verhältnis. Kaum in ihrem Hotel angekommen, lernen sie den Dottore kennen. Dieser ist der "Seelenfänger", nach dem das Buch benannt ist. Jeder mag ihn und für jeden ist es eine Ehre, ihn zu kennen und ihm einen Gefallen zu tun. Dabei ist er zwanglos, freundlich, fröhlich und immer für die Tiere da, aber auch für die Menschen, so zeigt er Klaus und seiner Mutter Lokale und Ecken auf der Insel, die Touristen sonst nicht zu Gesicht bekommen.

Der kleine Hund der Hotelbesitzer hat eine Krankheit, Parvovirose, die wohl nicht heilbar ist. Leider gibt es keinerlei Impfstoff. Der Dottore tut sein Bestes, es muss jedoch rund um die Uhr jemand bei dem Kleinen sein. Klaus Witt und seine Mutter folgen ihrem Herzen und übernehmen dies. Klaus' Mutter versucht es zusätzlich zur Medizin des Dottores mit einem Hausmittel.

Es ist wunderbar, durch den Autoren diese schöne Insel kennenzulernen. Besonders angetan haben es mir seine philosophischen Gedanken, die durch den ganzen Roman schweifen. Er bedient sich dabei auch der alten Philosophen, die es ihm angetan haben. Geht es doch dabei meist um die Verhältnisse der Menschen zu ihrer angenommenen Selbstverständlichkeit auf der Welt und zu den Tieren. Gibt es ein, zwei oder gar drei Klassen von Lebewesen? - Doch wird im Roman natürlich auch nicht das Zwischenmenschliche vernachlässigt.

Man kann nach dem Ende des Buches nicht sagen, hat Klaus Witt Tiermedizin oder Philosophie studiert? Na, ich denke, beides. Auf jeden Fall ist er ein Mensch, der offenen Auges durch das Leben geht. Ich würde mich immer sicher fühle, wenn ich ein Tier in seine Obhut gäbe.

Anzumerken ist noch, dass Klaus Witt tatsächlich Tierarzt ist. Also wird der Roman wohl ein Tatsachenbericht sein. Dann hat er durch den Dottore einen guten Start in sein Berufsleben bekommen. Toll!

Schlussendlich ist zu sagen, dass ich Capri schon durch ihn kennengelernt habe. Ich habe sowohl das Wasser als auch die Pflanzen gerochen, den Wind gespürt. Meine eh schon vorhandene Italien-Liebe hat dieses Buch nur vergrößern können. Sollte ich einmal nach Capri fahren, so weiß ich zumindest einiges, was ich vorher nicht wußte. Die Stellen, die ich aufsuchen sollte, bestimmte Lokale, Festlichkeiten auf der Piazza - und wer weiß, vielleicht kann mir ja jemand aus erster Hand etwas vom "Seelenfänger" erzählen.

Der Autor schreibt in verständlicher Art sehr unterhaltsam und auch spannend. Es macht Freude, diesen Roman zu lesen. Dieses Buch kann ich nur empfehlen. Es erschien im Verlag Komplett-Media - ISBN 978-3-8312-0404-5

Bewertung vom 08.01.2020
Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2
Lacrosse, Marie

Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2


sehr gut

(K)ein Märchen

Das Cover dieses Buches zeigt wieder ein schloßähnliches Weingut vor einem arg bewölkten Himmel, die Weinberge sind grün und hängen voller Trauben. Sie sind von Büschen mit rosabarbenen Blüten gesäumt. Ganz oben lesen wir den Namen der Autorin Marie LaCrosse, darunter in dunkelrot "Das Weingut" im gleichen Schriftzug wie bereits vom ersten Teil, allerdings in rot - und darunter der Titel des 2. Teils "Aufbruch in ein neues Leben".

Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch nicht unabhängig zu lesen ist. Man sollte deshalb unbedingt mit dem ersten Teil von "Das Weingut" beginnen - was sich aber auf jeden Fall lohnt. Deshalb bitte dann auch nicht hier weiterlesen.

Nun war es also nichts mit der Liebesheirat zwischen dem Weingutssohn und dem Dienstmädchen Irene, wie wir alle dachten - na, so etwas gibt es ja auch nur im Märchen. Irene bringt ihren Sohn Fränzel im Andenken an seinen Vater in der Fremde zur Welt. Unter schwierigsten Umständen ernährt sie ihren Fränzel und sich durch schwerste Arbeit in einer der Stofffabriken. Sie lernt einen Mann kennen, der für die Rechte der Arbeiter kämpft und sie ebenfalls für diesen Kampf gewinnt. Auch für mehr?

Derweil kann ihr Verlobter Franz Gerban sich nicht erklären, weshalb seine Irene nicht auf ihn gewartet hat. Ist es, weil er ein Bein im Krieg verloren hat? Das kann Franz sich nun mal überhaupt nicht vorstellen. Da ihm niemand helfen kann bei seiner Suche, richtet er sich darauf ein, im Elsass auf dem heimischen Weingut mitzuarbeiten, zumal seine Mutter im Irrenhaus sich weigert, ihn zu sehen. Doch da gibt es auch noch politische Hindernisse.

Marie LaCrosse beschreibt sehr verständlich die politische Lage im Elsass Anfang der 1870er-Jahre. Letztendlich ist dieses Werk - so darf man es, denke ich, mit seinen über 600 Seiten nennen - noch viel zu kurz. Auf jeder Seite lebt man Irenes schweres Leben mit. Der Roman ist hauptsächlich aus ihrer Warte berichtet, an zweiter möchte ich Franz als Protagonisten nennen und erst dann seine Mutter, mit der ich sehr gelitten habe. Da ich Irene und Franz samt seiner Familie bereits kannte, fiel es mir nicht schwer, mich wieder in sie hineinzuversetzen.

Im September 2019 ist bereits ein dritter Teil dieser Familiensaga erschienen. Darüber bin ich sehr überrascht. Doch ich glaube wohl wirklich noch an Märchen. Ich freue mich darauf, den nächsten Teil lesen zu können, allein der fesselnde Schreibstil der Autorin macht mich wieder neugierig.

Das Buch erschien beim Verlag Goldmann unter ISBN 978-3-442-20555-4 .