Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
utaechl
Wohnort: 
Bremen
Über mich: 
http://taechl.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2022
Schildmaid
Vogt, Judith C.;Vogt, Christian

Schildmaid


ausgezeichnet

Historische Fantasy mit reichlich göttlichen Eingebungen

Nordische Sagen sind aus heutiger Sicht schon mit reichlich Fantasy angereichert. Die Menschen sind Spielbälle der Götter, Naturgewalten beeinflussen den Alltag, Riesen und Monster wandeln auf Erden. In diesem historischen Umfeld entfaltet sich das Lied der Skaldin. Es beginnt mit dem Bau eines Langbootes, dem Versammeln einer zwanzigköpfigen weiblichen Mannschaft und endet in einer Reise mit göttlicher Mission. Dazwischen entwickelt sich eine epische, grausame, herzzerreißende und mystische Geschichte, die man unbedingt selber lesen sollte.

Eyvor beginnt in einem entlegenen Fjord ein Drachenboot zu bauen, nachdem sie von diesem geträumt hat. Der Bau des Schiffes dauert sieben Jahre. Währenddessen sammeln sich um sie immer mehr Frauen mit den unterschiedlichsten Talenten und Gründen, ihrem bisherigen Leben den Rücken zu kehren. Als das Schiff endlich samt blauem Segel fertiggestellt ist, muss es sich auch gleich als Fluchtschiff beweisen, da Herdis, ihr letzter Neuzugang, samt ihren Kindern vor ihrem mit Barbarenkräften ausgestattete Ehemann geflohen ist. Die Reise beginnt, man begibt sich auf Viking und sammelt erste Erfahrungen beim Plündern und Brandschatzen. Doch immer sitzt der Berserker, der Teil des siebten Langboots ist, ihnen im Nacken. Dies ändert sich auch nicht, als sie den göttlichen Auftrag erhalten, einen Eisriesen zu töten. Dabei müssen sie einen Teil ihrer Fraulichkeit opfern, um göttliche Unterstützung in Form von Krähen zu erhalten.

Wie man schon an der Zusammenfassung erkennen kann, taucht man als Lesender in eine völlig andere Welt ein, in der das menschliche Leben eher flüchtig ist. Die Geschlechterrollen sind klar verteilt und doch gibt es immer wieder Ausnahmen, die sich diesen gegebenen Umständen widersetzen. In dieser Geschichte sogar in zwanzigfacher Form. Jede hat ihren eigenen Grund dafür, zur Schildmaid zu werden und sich mit Kämpfen und Raubzügen durchs Leben zu schlagen. Dabei haben sie sich für den denkbar schwierigsten Weg nach Folkwang an Freya Tafel entschieden.

Die Geschichte hat mir hervorragend gefallen, die Charaktere sind toll, einmalig und bilden eine Einheit, der man eigentlich wünscht, dass ihr nicht zu viel Böses passieren wird. Umso mehr musste ich dann mit der Besatzung leiden, aber das Wikingerleben ist halt kein Zuckerschlecken. Die Männer scheinen durchgehend die Bösen zu sein, angefangen vom Ehemann zu Hause bis hin zu den höchsten Göttern. Etwas gewöhnungsbedürftig, wie allerdings zu erwarten, waren für mich die nordischen Begriffe, die mich immer mal wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist, dass Eyvor gar nicht, wie ich es erwartet hatte, die Hauptrolle spielt. Stattdessen sieht man die Handlung oft auf Sicht der anderen Schildmaiden. Man wird also zum Teil des Teams.

Das Buch ist eine sehr gelungene Neuinterpretation nordischer Sagen. Frauen übernehmen die zentralen Rollen und können zeigen, dass sie ebenfalls im ewigen Kampf von Asen gegen Riesen mitmischen können. Es ist erfrischend, durch das Buch einen neuen Blick auf das damalige Leben zu werfen. Ich kann Schildmaid jedem empfehlen, der historische Fantasyromane liebt, mehr über die nordische Sagenwelt erfahren und einfach gerne mit einer Schiffsbesatzung mitleiden möchte, auf die das Abenteuer ihres Lebens wartet. Ein Buch, um in eine Zeit einzutauchen, in der Schildwall, Axt, Gemeinschaft, Langboot und Viking das Leben der Schildmaiden prägte.

Bewertung vom 07.09.2022
Die Schattenwölfin
Merten, Vanessa

Die Schattenwölfin


ausgezeichnet

Eine Schattenwölfin, die sich gegen Traditionen zur Wehr setzt

„Niemand ist allein“ ist der erste Teil über die Erlebnisse der Schattenwölfin Jillian. Ein sehr lesenswerter Urban Fantasy-Roman mit Schattenwesen, deren Clans sich über ihre Tiergestalt gebildet haben, Hexen, die ihre eigenen Ziele verfolgen, und Menschen, die sich nicht bewusst sind, was es bedeutet, wenn sie ihrer Seele beraubt werden. Ein tolles Setting, klasse Beschreibungen, faszinierende Charaktere und reichlich Action konnten mich überzeugen und ans Buch fesseln.

Jillian ist vor über 300 Jahren dem Schicksal entflohen, das ihr als Verlobte eines Schattenwolfes bevorgestanden hätte. Sie konnte sich lange erfolgreich verstecken und unauffällig unter Menschen leben. Doch diese Zeit endet nun, als ihre Freunde in das alljährliche Fest, bei dem sich Schatten ihre nächsten Opfer aussuchen, verwickelt sind. Sie begegnet ihrem Beinahe-Ehemann und seinem Clan wieder, gerät an eine Widerstandsgruppe, die von Hexen unterstützt wird und muss erkennen, dass sie nicht mehr für sich alleine Entscheidungen fällen kann.

Was für ein schön bedrohliches Setting, das in diesem Buch aufgebaut wird. Die Schatten haben ein System aufgebaut, durch das sie sich jährlich Menschen als Seelenspender aussuchen dürfen. Die Menschheit ahnt nicht, oder verdrängt, dass sie nur noch als Nahrungsquelle ihr Leben leben darf. Das System funktioniert und es gibt nur geringen Widerstand, an den Jillian gerät. Sie gehört selbst zu den Schatten, hat aber als Frau dort auch nur die Aufgabe, die Männer zu stärken. Dieser Pflicht entzog sie sich vor 300 Jahren und ist seitdem untergetaucht. Doch mit neuen Freunden gerät sie in einen Konflikt, dem sie sich nur durch Flucht entziehen kann. Doch dafür müsste sie alles opfern. Eine Situation, die sie nicht mehr ertragen kann.

All dies wird wundervoll in diesem Buch erzählt. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, was zu dem einen oder anderen unvermeidlichen Herzschmerz führt. Die Handlung ist glaubhaft, Schattenwölfe, Hexer und Widerstand sind große Widersacher, zu deren Spielball man lieber nicht wird. Und Zeit für Gefühle gibt es natürlich trotzdem genug.

Ich bin gespannt wie die Handlung weitergehen wird. Der Cliffhanger ist auf jeden Fall sehr gelungen. Eine Empfehlung für Urban Fantasy-Fans, die starke Charaktere und reichlich mystische Elemente lieben. Ein actionreicher Trip in die Welt der Schattenwölfe, die dank ihrer Kräfte fast niemanden fürchten müssen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2022
Connaisseur / Bruno, Chef de police Bd.12 (Audio-CD)
Walker, Martin

Connaisseur / Bruno, Chef de police Bd.12 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Ein Wohlfühlkrimi mit tollem Setting

Auch in zwölften Fall konnte Bruno Courrèges mich wieder in seinen Bann ziehen. Inzwischen hat der Cozy-Faktor immer mehr die Überhand gewonnen und es geht vor allem um Bruno und sein Umfeld, die Region und das alltägliche Leben. Trotzdem entwickelt sich der Fall spannend und überraschend und hat wieder einmal mit historischen Ereignissen zu tun. Hinzu kommt diesmal noch der internationale Aspekt durch FBI Ermittlungen, der neue Möglichkeiten bietet.

Als neues Mitglied der Wein- und Trüffelgilde hat Bruno eine neue, interessante Aufgabe für sich gefunden, doch bevor er sich weiter um die Leckereien kümmern kann, muss er, wie der englische Titel „The Body in the Castle Well” verrät, sich um den Tod einer amerikanischen Kunststudentin, die in einem Burgbrunnen aufgefunden wird, kümmern. Alles sieht nach einem Unfall aus, doch erste Ermittlungen zeigen, dass ihre Beschäftigung mit Kunstexpertisen sie in Gefahr gebracht haben könnte. Die Mutter der Toten schickt einen Privatermittler und selbst das FBI schaltet sich ein. Doch auf seine ruhige, exakte Art schafft es Bruno dann doch, den Zusammenhang mit dem Kunsthistoriker de Bourdeille herzustellen. Es geht von der Burg Limeuil aus kreuz und quer durch das Tal der Vézére, es wird reichlich gekocht und genossen und in Liebesdingen gibt es auch wieder eine neue Entwicklung.

Ich liebe diese Serie mit ihrem einmaligen Hauptcharakter, seinen vielen privaten Interessen, dem tollen Freundeskreis und den Fällen, in denen er immer wieder glänzen kann. Die Bücher erzeugen eine hervorragende Stimmung, die in einem einfach die Liebe zum Périgord weckt. Es gibt jedes Mal Neues zu entdecken und die tollen Ideen, Brunos Leben abwechslungsreich zu gestalten gehen nicht aus. Auch wenn es diesmal ein ziemlich ruhiger Fall ist, der ohne Action auskommt, hat er mir sehr gut gefallen. Der Kunsthistoriker und seine Pläne für sein Erbe sind spannend, der Einblick in die Kunstbranche fesselnd, die amerikanischen Verwicklungen interessant und Pamelas neueste Beziehungsideen unterhaltsam. Zusätzlich bekommt man einen Einblick in Josephine Bakers Leben, deren 100. Geburtstag zur Buchveröffentlichung kurz bevorstand.

Das Hörbuch wird wie immer gelesen von Johannes Steck, dessen Stimme perfekt zu Bruno und seinen Abenteuern passt und der die zahlreichen französischen Begriffe hervorragend meistert. Es bringt einfach Spaß mit ihm Brunos 10. Abenteuer zu durchleben, sehr zu empfehlen!

Wer sich für französische Küche und Lebensgefühl interessiert, ist bei der Reihe gut aufgehoben. Allerdings sollte man ruhig mit dem ersten Teil anfangen, da einem ansonsten einiges an Hintergrundwissen fehlt. Es ist also für Fans der Serie, die die neuesten Entwicklungen miterleben wollen. Ein Cosy-Krimi eines amerikanischen Autors über eine Region in Frankreich, an die er sein Herz verloren hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2022
Déjà-vu (eBook, ePUB)
Scherf, H. C.

Déjà-vu (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Winterliches Horrorszenario in einem entlegenen Haus

H.C. Scherf ist es gelungen einen rundum bedrückenden Thriller zu schreiben, der durch seine Vorhersehbarkeit umso mehr unter die Haut gehen. Ein Buch für Lesende, die nicht zu zartbesaitet sein sollten. Eine Geschichte, die perfekt zu dem entlegenen Haus und dem tief verschneiten Winter passt. Wäre die Familie dort bloß weggezogen…

Romy Leyendecker ist zusammen mit ihrer vierzehnjährigen Tochter Emma alleine Zuhause und wartet auf die Rückkehr ihres Mannes, die sich aufgrund eines Schneesturms verzögert. Da klingelt ein Pärchen an der Tür, das mit seinem Wagen liegengeblieben ist und Hilfe herbeirufen will. Die Hilfsbereitschaft der Leyendecker rächt sich schnell. Eine Situation bahnt sich an, die ein Déjà-vu einige Jahre zurückliegender Ereignisse sein wird.

Die Charaktere benutzen eine sehr rohe Sprache, die zur Situation passt. Zwischen den Personen im Haus wechselt die Kontrolle über die Situation und neue Charaktere stellen alles wieder auf den Kopf. Es ist schon erschreckend, was alles in diesem Haus passiert. Sehr packend von H.C. Scherf zu Papier gebracht, muss man gefesselt einfach von einer Seite zur nächsten der Handlung folgen. Es gibt reichlich Überraschungen und selbst, als sich alles geklärt zu haben scheint, beginnt das Déjà-vu noch eine Extrarunde einzulegen. Spannend sind auch die Entwicklungen, die sich um Romys Mann Michael drehen, aber ich will ja nicht zu viel verraten.

Das Setting ist klasse, die Charaktere schön vielschichtig mit richtig widerlichen Bösewichten. Dies ergibt mit Handlung und Schreibstil einen lesenswerten Thriller, den ich allen Fans des Genres ans Herz legen möchte. Es ist faszinierend, wie viel doch an so einem kleinen Handlungsort passieren kann, wie viele Wendungen die Handlung verträgt und wie sich der Horror für die Beteiligten immer weiter steigern kann. Ein Buch, das einem im Hochsommer zurecht das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Bewertung vom 07.09.2022
Assassin's Creed: Valhalla - Das Schwert des weißen Pferdes (Roman)
Sjunneson, Elsa

Assassin's Creed: Valhalla - Das Schwert des weißen Pferdes (Roman)


ausgezeichnet

Eine Hexenkriegerin versucht ihr Land zu retten

In diesem Buch stehen nicht die Wikinger im Mittelpunkt, sondern die Frauen vom See. Von Avalon aus wollen sie die Veränderungen in ihrem Land aufhalten. Sie schicken Niamh, eine Kriegerin ihrer Gemeinschaft, aus, um sich bei den „Verborgenen“ einzuschleusen und herauszufinden, was sie auf der Insel planen. Als sie jedoch erfährt, dass diese ein Artefakt besitzen, das ihrer Gemeinschaft gehört, muss sie ihre ursprünglichen Pläne über Bord werfen. Es geht jetzt nur noch um die Rettung der mächtigen Waffe.

Mercia, 878. Die Frauen müssen miterleben wie sie immer mehr die Kontrolle über ihre Insel verlieren. Hexen werden von der Kirche gejagt, die alte Religion verbannt und neue Herren machen sich im Land breit. Nun sind auch noch „die Verborgenen“ aufgetaucht und scheinen ihre ganz eigenen Ziele zu verfolgen. Als sich die Gelegenheit bietet, sich in diese Gruppierung einzuschleusen, wird die Hexenkriegerin Niamh ausgesandt, um mehr über sie zu erfahren. Es gelingt ihr neue Freunde zu finden, Allianzen zu bilden und neue Kampfstile gegen einen gemeinsamen Feind zu erlernen. Doch dann erfährt sie von einem Artefakt, das nicht in andere Hände gehört, und sie muss alles hinter sich lassen, um es zu retten.

Niamh ist eine tolle, starke Frau, Priesterin und Kämpferin, mit der man gerne Abenteuer durchlebt. Mit ihr bekommt man eine neue Sicht auf die damalige Zeit und den Kampf der Assassine gegen die Kirche. Der Autorin gelingt es dabei hervorragend alte Mythen in ihre Geschichte einzuweben und gleichzeitig Charaktere aus der Valhalla-Spielewelt mit einzuflechten. Eivor darf natürlich nicht fehlen, wobei sie diesmal eine kleine, aber umso wichtigere Nebenrolle spielt.

Als angehende Assassine muss sie sich erst den Respekt ihrer Ausbilder erarbeiten, findet neue Freunde und Verbündete und kann beweisen, dass sie geeignet ist, den Kampf gegen gemeinsame Feinde aufzunehmen. Damit war ihr Auftrag fast erfüllt und sie hätte zurückkehren können, bis jedoch ein lang vermisster Gegenstand erwähnt wird, der für die Herrin vom See unverzichtbar ist. Sie muss ihre eigenen Wurzeln in den Vordergrund rücken und sich gegen ihre neuen Freunde stellen, auch wenn dieser Versuch kaum Erfolgschancen hat.

Es gibt reichlich Assassin’s Creed Momente, man erfährt viel über die damaligen Ziele der Gemeinschaft und erlebt mit, wie die Verborgenen langsam wachsen. Eine kleine, aber feine Gruppe bildet sich in Lunden und nimmt den Kampf gegen diejenigen auf, die schon viel mehr auf der Insel verwurzelt sind.

Es ist ein völlig anderes Assassin‘s Creed Buch, das mir trotzdem hervorragend gefallen hat. Ich mag die Geschichte aus der Sicht der Hexenkriegerin aus Avalon, sowie die Vermischung mit alten Sagen. Die Charaktere passen in die Zeit. Die Situationen sind stimmig, spannend und gefahrvoll und Beschreibungen und Schreibstil sind hervorragend.

Das Hörbuch wird gelesen von Marylu Poolman. Ihre angenehme Stimme ließ mich perfekt in die Handlung abtauchen. Die Stimme passt zur Protagonistin und die anderen Charaktere sind ebenfalls wiedererkennbar.

Eine Empfehlung für alle Fans der Buchserie und jeden Fantasyfan, der Hexenkriegerinnen und alte englische Sagen liebt. Das Buch funktioniert auch ohne Assassin’s Creed Vorkenntnisse hervorragend und die Geschichte rund um das Artefakt ist sicher auch für Fans der Erzählungen über die Herrin vom See lesenswert.

Bewertung vom 07.09.2022
Fabula Ensis
Kucharzak, DeSade; Korn, Lillith

Fabula Ensis


ausgezeichnet

Drei Menschen als Spielbälle im Kampf Geister gegen Dämonen

Die Autoren entführen uns in eine dystopische Cyberpunk-Welt, die vor großen Veränderungen steht. Japanische Todesgeister, Shinigami, versuchen die Dämonen, Tengu, daran zu hindern, die Welt Sidus, die von Clans geleitet wird, zu übernehmen. Dabei spielen drei Menschen eine wichtige Rolle, die sie teilweise zu Statisten werden lässt. Ein Kampf beginnt, der nur schlimm enden kann.

Lilith Korn und DeSade haben eine sehr dichte, bedrückende, japanisch geprägte Welt erschaffen, in der sich die Geschichte zuträgt. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, und Spannung, Einblicke in die Hintergründe und Action bauen sich langsam auf. So kann man zu Beginn des Buches definitiv nicht vorhersehen, wohin die Reise gehen wird.

Kriegerin Jin, die tausend Jahre geschlafen hat, erwacht und wird von einem Shinigami besessen. Er kennt sich viel besser in der aktuellen Zeit aus und hilft ihr, sich zurechtzufinden. Dabei lässt er sie jedoch nie vergessen, wer in Wirklichkeit Kontrolle über ihr Handeln hat. Dawey kehrt nach fünfzehnjähriger Verbannung zu seinem Meister zurück. Der alte Shaolin-Mönch steht kurz vor seinem Lebensende und überträgt dem jungen Mönch ein Erbe, das ihn zu einer der Hauptfiguren in der bevorstehenden Schlacht machen wird. Und Kiaji hat seine Ausbildung fast vollendet und steht vor seinen letzten Prüfungen, die seine Befähigung zur Übernahme der Ryushen-Clanführerschaft bestätigen sollen. Ein Schritt, der ihn in die Geheimnisse seines Clans einweiht und sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird.

Die stark in japanischer Tradition verwurzelte Geschichte hat mich fasziniert. Es gibt so viel Neues zu entdecken, so viel Wissen aufzusaugen und mitzuerleben, wie die drei Hauptcharaktere auf den Höhepunkt der Handlung zustreben. Es ist eine Geschichte, die Fans von Cyberpunk-Abenteuern lieben dürften. Fans der japanischer Mythenwelt ebenso und alle, die für sich gerne etwas Neues entdecken wollen.

Die Handlung ist durch die wechselnden Protagonisten sehr abwechslungsreich. Dadurch wird auch die Spannung hochgehalten, da man doch wissen will, wie es mit dem einzelnen weitergeht. Trotz der von unserer sehr unterschiedlichen Welt liest sich das Buch hervorragend. Die fesselnde Geschichte, die faszinierenden Charaktere und der über allem drohende Kampf zwischen Geistern und Dämonen garantieren mitreißenden Lesespaß.

Fabula Ensis ist ein Buch, dass mir sehr gut gefallen hat und ich hoffe, dass es neben einigen Kurzgeschichten bald weitere Bücher in dieser Welt geben wird.

Bewertung vom 07.09.2022
Der Traumwandler: Band 2
Strohmaier, Melanie

Der Traumwandler: Band 2


ausgezeichnet

Es wird dunkler in Asras Leben

„Der Fall des Monsters“ ist eine sehr starke Fortsetzung des ersten Teils. Wer allerdings vermutet, dass es so weitergehen wird, wie bisher, wird sich schnell eines anderen belehren lassen müssen. Auf Asra wartet ein Höllenritt, der sie zu zerstören droht. Alles, was sie meinte zu wissen, wird auf den Kopf gestellt. Viele offene Fragen werden geklärt, die man sich im ersten Teil nicht getraut hätte zu stellen.

Der zweite Teil der Trilogie schließt direkt an den ersten an. Asra ist wieder in Arkana, doch diesmal geht einiges schief. Dies ist jedoch nur der Anfang der schlechten Nachrichten. Die Traumwandlerin muss erfahren, dass sie ihr eigenes Schicksal mit vorbereitet hat. Alte Freunde versuchen sie zu unterstützen, aber ein Verrat führt dazu, dass sich der Schleier um die Geheimnisse in Arkana lüftet. Für sie bedeutet dies allerdings, dass sie diese Welt wohl nicht mehr lebend verlassen wird. Oder gibt es doch noch Rettung von unerwarteter Seite?

Eigentlich sollte ich gar nichts über die Handlung verraten, außer, dass es sich unheimlich lohnt, sich auf die Geschichte einzulassen. Es fügt sich alles so toll zusammen und zerreißt einen trotzdem beim Lesen. Wer einmal so richtig mit der Protagonistin mitleiden möchte, ist hier an der richtigen Stelle. Gefühlsachterbahn oder eher Gefühlshorrorbahn trifft es wohl ziemlich gut. Einfach toll, wie die Geschichte das hohe Niveau problemlos halten kann.

Zum Glück ist der dritte Teil gerade erschienen und ich kann direkt weiterlesen. Wie schon bei Band eins kann ich das Dark Fantasy Buch jedem empfehlen, der das Genre mag.

Bewertung vom 07.09.2022
Dark Rome
Sommer, Michael

Dark Rome


sehr gut

Ein etwas anderer Blick auf das Leben der Römer

Unser Bild vom „alten Rom“ ist geprägt von Film und Fernsehen. Orgien, verrückte Kaiser und Wagenrennen fallen uns allen wohl als erstes ein, wenn es um dieses Thema geht. Für Historiker und Archäologen hat sich in den letzten Jahren jedoch ein wesentlich ambivalenteres Bild ergeben. Und davon weiß Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte in Oldenburg, wunderbar zu erzählen. Inwieweit dies jetzt wirklich das "dunkle" Rom ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Hier ist dem Lektor bei der Titelwahl ein bisschen sehr die Fantasie durchgegangen. Von Sommer selbst kommt hier das Bild des Blicks durchs Schlüsselloch auf das Leben hinter der großen Geschichte.

Begeistert von seiner Online-Vorlesung auf YouTube zu den Punischen Kriegen, habe ich „Dark Rome“ noch vor dem Erscheinen auf meine Wunschliste gepackt. Und ich habe es nicht bereut. Prof. Sommer versteht es die Gegensätze und Entwicklungen dieser Gesellschaft, die uns in vieler Hinsicht so ähnlich und doch so fremd ist, lebendig und in moderner Sprache zu vermitteln. Dabei nutzt er die vorhandenen Schriftquellen mit klarem und kritischem Blick, denn auch antike Texte wurden an ihrer Leserschaft orientiert. Wer wollte es sich schon mit dem Kaiser verderben, indem man den Vorgänger zu sehr lobte?

Es war mir zum Beispiel nie bewusst, dass es damals lange Zeit kein staatliches Druckmittel zur Durchsetzung von Gesetzen gab. Polizei und Staatsanwaltschaft kamen erst später. Gerechtigkeit basierte darauf, dass man den richtigen Anwalt und Ermittler hatte. Überhaupt wurde vieles, wofür wir nach dem Staat rufen, von der Gemeinschaft geregelt. Der Patron empfing seine Klientel im Tabularium und regelte die großen und kleinen Angelegenheiten in diesem öffentlichen Raum inmitten seines Privathauses.

Am Schluss stand für mich wieder einmal die Erkenntnis, dass die Welt der Antike uns näher ist, als wir denken.

„Dark Rome“ ist meine Empfehlung, um ab und zu mal in die Ursprünge unserer Zivilisation abzutauchen. So habe ich es mir gerne zur Arbeitspause mitgenommen und darin geschmökert. Die klare Unterteilung der Themen in einzelne Kapitel lädt geradezu dazu ein.

Gut hörbar ist auch die Lesung von Peter Bieringer, dessen sachlicher Tonfall bestens passt. Ich bevorzuge aber die Druckversion aufgrund des Themas. Zurück zu blättern ist einfacher als zu spulen.

Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen, da mir der Titel zu reißerisch ist. Die Verwechslung der Apostel Paulus und Petrus ist zwar ärgerlich, wird aber hoffentlich bei der nächsten Auflage bereinigt. Meine Wunschliste wird wohl noch um den einen oder anderen Titel von Prof. Sommer ergänzt.

Bewertung vom 03.09.2022
In Vino Veritas
Zeichnerin, Amalia

In Vino Veritas


ausgezeichnet

Selbstmord im Bekanntenkreis von Mrs und Mr Fox?

Auch im zweiten Fall für Mrs und Mr Fox hat die Polizei den „Fall“ für abgeschlossen erklärt. Es geht um den möglichen Selbstmord eines Lt Col Horatio Holbrooks, mit dessen Familie sie durch die bevorstehende Hochzeit ihres Sohnes bald verknüpft sein werden. Zusätzlich gibt es viel über die militärische Vergangenheit von Clarence zu erfahren. Reichlich Verdächtige warten darauf überprüft zu werden und der Einblick ins Londoner Leben des Jahres 1879 gestaltet sich sehr abwechslungsreich.

Der zweite Band kann dank der abgeschlossenen Geschichte unabhängig vom ersten gelesen werden. Allerdings empfehle ich es trotzdem, erst den ersten zu lesen um sich noch besser in die Hauptcharaktere hineinversetzen zu können. Mabel und Clarence sind ein Paar, dem ich wieder sehr gerne beim Ermitteln zugeschaut habe. Diesmal gibt es vor allem Hintergrundinfos zu ihm und zu ihrer gemeinsamen Zeit nach seiner Verletzung im Krieg. Der Mann hat wirklich schon einiges durchmachen müssen.

Der Fall selbst ist sehr mysteriös, Lt. Col Horatio Holbrooks hat sich selbst vergiftet, obwohl er das Trinken aufgegeben hat, es keinen Abschiedsbrief gibt und es Spuren gibt, die darauf hinweisen, dass er nicht alleine war. Dies interessiert die Polizei jedoch wenig und so müssen Mrs und Mr Fox als Freunde der Familie die Spuren verfolgen, mehr oder minder wilde Theorien aufstellen und langsam aber sicher den Täter einkreisen.

Wie auch im ersten Teil haben mir Setting, Charaktere, Ermittlungen und die falschen Fährten sehr gut gefallen. Ein bisschen stutzig hat mich die Mordmethode gemacht. Wenn ich mich nicht irre, hätte man von dem Gift eine so große Menge zu sich nehmen müssen, dass man sie nicht in einem Glas Wein hätte verbergen können. Aber ansonsten entwickelt sich alles schön logisch, die Kriegsgeschichten sind interessant und die Gedanken, die man sich damals über soziale Verpflichtungen und Tabus gemacht hat, spannend.

Mich hat auch der zweite Teil überzeugt, und so kann ich ihn allen Cozy Krimi Fans empfehlen. Die Serie versetzt uns in eine spannende Zeit in der nicht nur das Leben, sondern auch die Ermittlungen anders verlaufen. Allerding sollte man beim Lesen vielleicht darauf verzichten, ein gutes Glas Rotwein dazu zu trinken.

Bewertung vom 03.09.2022
Mord in der Uckermark / Miss Merkel Bd.1
Safier, David

Mord in der Uckermark / Miss Merkel Bd.1


ausgezeichnet

Deutschlands bekannteste Politikerin im Ruhestand auf heißer Spur in der Uckermark.

Seit sechs Wochen hat Klein-Freudenstadt am Dumpfsee neue Einwohner. Erstaunlich unaufgeregt haben die Einwohner darauf reagiert, handelt es sich doch um die Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihren Ehemann Joachim Sauer ("Sauer, wie lustig, nur anders."), seines Zeichens Quantenchemiker, ihren gemeinsamen Personenschützer Mike und einen Mops namens Putin.

So ganz eingelebt haben sie sich noch nicht. Dank des Bewegungsmangels in den letzten Jahren passen die Wanderklamotten, die sie sich vor 5 Jahren gekauft hat, nicht mehr. So trägt sie immer noch ihre berühmte Kombi aus schwarzer Hose und buntem Blazer zum Gassigehen mit Putin. Nicht die einzige Reminiszenz an die Zeit in der Bundeshauptstadt. Deshalb zögern die Drei die Einladung von Freiherr Philipp von Baugenwitz zum Weinfest anzunehmen.

Eigentlich hatte die Ex-Kanzlerin geplant, einen Apfelkuchen zu backen und anschließend den neuen Fernseher mit einer Live-Übertragung aus der New Yorker MET einzuweihen. Doch wie soll man sich im neuen Fachwerkhäuschen einleben, wenn man das Umfeld nicht kennt?

Wie soll Angela dann auch wissen, dass sie den Gastgeber wenige Stunden später in einem Verlies tot auffinden wird?

Die Polizei zeigt kein großes Interesse an der Aufklärung. Und so machen sich Miss Merkel und ihr Puffel auf die Spurensuche à la Sherlock Holmes und Jessica Fletcher ("Mord ist ihr Hobby").

David Safier, der das Buch ohne Wissen der echten Angela Merkel geschrieben hat, mischt den Plot mit einer Auswahl von skurrilen Charakteren, angefangen mit der Obstbäuerin Angela, der örtlichen Vertreterin der AfD, über die Ex-Freifrau und deren aufmüpfiger Tochter (YouTube/Instagram-Influencerin) bis zur farbigen, schwangeren Leiterin des örtlichen Touristikbüros aus Hartz-IV-Basis.

So wird der Mord beim Zuhören fast zur Nebensache. Nana Spiers ("Buffy") Stimme und Leseweise sind mir noch von "Mieses Karma" (ebenfalls von D. Safier) vertraut. Ihr leicht ironischer Unterton passt wunderbar zu diesem amüsanten Cosy Crime.

Die großen und kleinen Alltagsprobleme, ebenso wie kleine und große Gemeinheiten, kommen mir so bekannt vor. Safier geht liebevoll mit seinen Protagonisten um. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig, aber gewollt. Daher kann ich dieses Hörbuch über alle Parteigrenzen hinweg aus ganzem Herzen empfehlen. Denn Deutschlands bekannteste Politikerin ist in Rente und nun ist Mord ihr Hobby.

Wer sich, wie ich, ein bisschen in diese Ansammlung von skurriler Menschlichkeit verliebt hat, auf den wartet auch schon der nächste Todesfall mit "Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof".