Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lisabeth

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2013
Göttinnensturz
Bürkl, Anni

Göttinnensturz


sehr gut

"Göttinnensturz" von Anni Bürkl ist bereits der vierte Fall für die Tee- und Literatursalon Besitzerin Berenike. Doch dieser kann problemlos ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen und verstanden werden.

Worum es eigentlich geht, verrät der Klappentext des Buches schon ganz gut: "Frühling im Ausseerland: In Berenikes Teesalon herrscht Hochbetrieb. Dann gibt es eine ermordete Dirndl-Schönheit im Wolfgangsee. Was geht im idyllischen Ausseerland vor, dass ausgerechnet die traditionellen Trachten als Mordwerkzeuge gebraucht werden? Mittendrin Berenikes Liebhaber, der Kriminalpolizist Jonas Lichtenegger, als weitere Todesopfer auftauchen und Jonas sich immer mehr von Berenike entfremdet, ermittelt sie auf eigene Faust …

Was diesen Roman in meinen Augen auszeichnet, ist zum einen, dass sämtliche Sinne beim Lesen angesprochen werden. Die Autorin beschreibt erstaunlicherweise nicht nur die herkömmlichen Wahrnehmungen, sondern legt beispielsweise ebenso Wert auf die Darstellung unterschiedlichster Gerüche, dies lässt die Geschichte noch lebendiger werden.
Hinzukommend die Schilderung der Umgebung, des Salzkammerguts, ermöglicht interessante Eindrücke, da hier zudem in Maßen der Dialekt der Gegend verwendet wird und vorherrschende Schwierigkeiten, wie die Engstirnigkeit der Einheimischen, die Abhängigkeit vom Tourismus, angesprochen werden, entsteht ein sehr anschauliches Bild.

Kritisch bewerte ich das Ende des Romans...so ganz erschließen sich mir die Tatmotive nicht. Ja, ich hatte das Gefühl, dass hier einiges Potential verschenkt worden ist...ein paar mehr Seiten, hätten an dieser Stelle nicht geschadet.
Letztlich ein Roman der sehr gut unterhält und unheimlich viel Lust auf eine Tasse Tee macht, in diesem Sinne, genau das Richtige für eisige Temperaturen und Lesestunden auf dem Sofa.

Bewertung vom 05.11.2013
Amy's Geheimnis
O'Brien, Deborah

Amy's Geheimnis


gut

Der Roman "Amys Geheimnis" von Deborah O´Brian erzählt die Geschichte zweier Frauen, die in unterschiedlichen Epochen gelebt und doch beide vereint durch den Wunsch glücklich zu werden und zu sein, sind.

Auf der einen Seite ist da die kürzlich verwitwete Angie, Künstlerin, die in das verschlafene ehemalige Goldgräberdorf Millbrooke in das alte Pfarrhaus zieht, in dem sie eine Truhe mit Erinnerungen findet: Vor langer Zeit nämlich nahm in diesem Haus das Schicksal eines jungen Mädchens seinen Lauf, dass der 17-jährigen Amy, die 1872 nach Millbrooke kam, dort den Exil-Chinesen Charles kennen lernt, seinen Lauf.

Über ein Jahr begleiten wir die beiden Frauen. Gelungen hier die Strukturierung des Romans, den Anfang eines jeden Kapitels bildet die Erzählung von Amy, den Abschluss jene von Angie. Gelungen auch der Schreibstil, der Roman ist leicht zu lesen....

Ja, es finden sich zahlreiche interessante Ideen in diesem Roman, die das Potential hätten zu begeistern. Doch deren Vielzahl ist tatsächlich ein Problem. Möglicherweise hätte die Autorin sich auf eine der beiden Frauen festlegen sollen, oder tatsächlich mehr Seiten schreiben müssen, denn so bleiben viele Thematiken nur an der Oberfläche. Wenn über den Rassismus gegenüber der Chinesischen Bevölkerung geschrieben wird, dann möchte man als Leser so viel mehr erfahren, als hier dargelegt wird. Viele der "Nebendarsteller" scheinen spannende Charaktere zu sein, doch wirklich bewerten kann man dies nicht, da ihnen nicht viel Raum eingeräumt wird sich zu entwickeln und wenn dies doch geschieht, so ist dies leider häufig leicht klischeelastig. Hieraus ergab sich zudem für mich, dass mich die Schicksalsschläge, die die Protagonisten erlitten nicht wirklich berührten...

Ach, dabei hat mir gerade der Anfang des Romans so gefallen....Nun, für ein paar entspannte Lesestunden ist dieses Buch aber ohne Frage geeignet, vielleicht habe ich einfach zu viel erwartet.

Bewertung vom 03.11.2013
Schlampig dosiert
Seibold, Jürgen

Schlampig dosiert


ausgezeichnet

In "Schlampig dosiert" begleitet der Leser den leicht korpulenten Esslinger Bestatter Gottfried Froelich bei seinen die Polizei unterstützenden Ermittlungen im Todesfall an einem reichen Ehepaar. Schnell werden Parallelen zu einer in Pforzheim vorgefallenen Einbruchsserie offenkundig und die Ermittlungen verlagern sich an diesen Ort, der Leser lernt die Pforzheimer Unterwelt kennen, in der sich allerhand merkwürdige Gestalten tummeln.

Tatsächlich lebt dieser Krimi durch seine skurrilen Protagonisten, die Überzeichnung der ein oder anderen Person, deren ungewöhnlichen Eigenheiten und Charaktereigenschaften überzeugen. Insbesondere der über ein eigensinniges Humorverständnis verfügende Bestatterkollege Sanfftleben hat schnell meine Sympathien gewonnen. Ja, zudem besticht der Roman in meinen Augen durch seinen doch recht humorvollen Schreibstil und die Beschreibung der Städte und Landschaften.

Obgleich Froelich sich bereits in einigen weiteren Fällen als Hobbydetektiv bewiesen hat, dies also ein Roman einer Reihe ist, ist der Leser sofort in die Handlung involviert, werden wesentliche Fakten präsentiert, kann man diesen Band getrost lesen ohne die Vorgängerbände zu kennen.

Der Fall selbst und dessen Auflösung sind in sich stimmig, doch die ein oder andere Frage bleibt offen, kündigt geradezu eine Fortsetzung an...bleibt also abzuwarten...

Bewertung vom 31.10.2013
aufgebockt und abgemurkst

aufgebockt und abgemurkst


ausgezeichnet

Ob man nach der Lektüre von "aufgebockt und abgemurkst" noch immer völlig unbeschwert in den Campingurlaub fahren kann oder ob da nicht doch ein mulmiges Gefühl bleibt, sei einmal dahingestellt. Doch ohne Frage überzeugt diese Anthologie rund ums Campen.

24 völlig unterschiedliche Kurzkrimis entführen den Leser auf Campingplätze in aller Herren Länder, beschreiben gezielte Morde und eher unglückliche Fälle vom frühzeitigen Ableben, mal humorvoll, mal schrecklich bedrückend, mal absolut überraschend. Sympathische und unheimliche Protagonisten tummeln sich in den Geschichten, Klischees werden aufgegriffen und überzeichnet, neue Hintergrundinformationen vermittelt, fast schon Charakterstudien über die Abgründe des Menschens, des Campers, präsentiert.

Beachtlich, dass es obgleich der großen Anzahl von Erzählungen, zu keinen thematischen Wiederholungen kommt, beim Lesen keinerlei Langeweile entsteht. Hierzu trägt gewiss auch die sehr abwechslungsreiche Anordnung der Krimis bei. Gewiss überzeugen einige Geschichten mehr als andere, aber dies ist ja immer Geschmackssache und so zu erwarten. Indes dürfte hier für jeden Geschmack etwas zu finden zu sein. Zudem bietet eine solche Anthologie die Möglichkeit neue Autoren kennen zu lernen, hilfreich in diesem Kontext, die im Anhang zu findenden kurzen Übersichten und Informationen über die jeweiligen Autoren.

Kurzum all jenen Lesern die Kurzgeschichten lieben, die gerne kleine Aha-Erlebnisse beim Lesen erfahren, sei diese Anthologie empfohlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Ich heirate Frau Antje ihre Familie
Bergner, Ben

Ich heirate Frau Antje ihre Familie


ausgezeichnet

Die Lektüre des Romans "Ich heirate Frau Antje ihre Familie" wird gewiss das ein oder andere Lächeln wenn nicht so gar ein herzhaftes Lachen hervorzaubern.

Der Roman erzählt die Geschichte vom Misanthropen und Möbelverkäufer Gabriel, der der Liebe wegen nach Holland in die Heimat seiner hoffentlich zukünftigen Bald-Ehefrau Anouk zieht. Das Sesshaft-Werden und die Eingewöhnung fallen ihm schwer, nicht zuletzt aufgrund der häufig selbstverschuldeten Katastrophen und der so anderen Lebensweise der Holländer.

Gekonnt werden Klischees humorvoll aufgegriffen, oft überzeichnet dargestellt und doch finden auch weniger bekannte Eigenheiten des holländischen Volkes sowie kritische Anmerkungen ihren Weg in den Roman. Bemerkenswert die an einigen Stellen in den Textverlauf eingefügten Fußnoten, die dem Leser weiterführende Literaturhinweise zur Verfügung stellen. Ohne Frage der Autor kennt sich aus, weiß wovon und worüber er schreibt, hervorragend belegen lässt sich dies anhand des letzten Kapitels "Holland von A bis Z".

Besonders gelungen die Darstellung der Nebenfiguren, die ein oder andere ist mir schon sehr ans Herz gewachsen. Sei es die unflätige Sprache bekämpfende Lehrerin Truus, der stets zu all seinen Mahlzeiten auf Apfelmus bestehende Schweinezüchter Hermann oder die doch sehr eigene weitere Verwandtschaft Anouks. Wundervoll und so bleibt am Ende nur das Aussprechen einer Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Wo die Angst ist / Behrens & Kamm Bd.1
Golch, Dinah Marte

Wo die Angst ist / Behrens & Kamm Bd.1


ausgezeichnet

In Dinah Marte Golchs Debütroman "Wo die Angst ist" lernt der Leser ein sehr gegensätzliches Ermittlerduo kennen, dessen Zusammenarbeit, nicht ohne Reibungen funktioniert, Welten und Ansichten prallen aufeinander, Positionen stehen sich scheinbar unvereinbar gegenüber.

Worum es eigentlich geht, laut Klappentext: Als auf Noyan Akay, den Gründer einer Anti-Rassismus-Bewegung, ein Mordanschlag verübt wird, betreut Alicia Behrens den Vater des Komapatienten und kümmert sich zudem um den einzigen Zeugen: Rüdiger Brandt. Während Sigi Kamm versucht, eben diesen Zeugen zum Reden zu bringen. Doch Brandt wird bedroht und schweigt aus Angst vor dem Täter und aus Sorge um seine Familie. Am Bett seines Sohnes, der vielleicht nie mehr aus dem Koma erwachen wird, treibt der Wunsch nach Gerechtigkeit Mutasim Akay in tiefe Verzweiflung. Und bald stehen sich die beiden Väter in Wut und Ohnmacht gegenüber. Und ein gefährliches Psychospiel beginnt...

Eine schwierige Thematik, die eine sensible Behandlung erfordert, dies ist der Autorin gelungen...Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen, zwingen den Leser zu einer Reflexion des eigenen Verhaltens und seiner Ansichten. Sei es beispielsweise die persönliche Meinung bezüglich der Richtig- und Sinnhaftigkeit von Selbstjustiz.

Nichts ist wie es scheint, der Roman überzeugte durch für mich überraschende Wendungen, einen sehr gut lesbaren und vor allen Dingen anschaulichen Schreibstil, der die Seiten nur so dahin fliegen lies. Dies wurde zudem noch durch die angenehme Kapitellänge und deren oftmals plötzliches Ende, was einen dann doch dazu verleitete noch ein weiteres Kapitel lesen zu wollen, obgleich man ja eigentlich noch viel zu tun hat, unterstützt.

Demnach lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2013
Macht
Weiss, David G. L.

Macht


ausgezeichnet

Ich liebe Romane bzw. Thriller in denen historische Begebenheiten geschildert, Verschwörungstheorien aufgeworfen, Gemälde und Texte auf ihre hintergründige Bedeutung hin analysiert werden und wirklich nie sicher ist wer auf welcher Seite steht, welche Absichten verfolgt. All dies und noch ein wenig mehr bietet der Thriller "Macht" von David G. L. Weiss dem Leser.

Kurz zur Inhaltsbeschreibung: Der mysteriöse Tod eines Schulfreundes führt zur Rückkehr der Ethnologin Josephine Mahler nach Wien. Gemeinsam mit ihrer Jugendliebe, dem Ex-Soldaten Gernot Szombathy, schlittert sie in tödliche Verstrickungen. Ihr Gegenspieler mordet nach einem ganz bestimmten System, und seine Ziele sind hochgesteckt. Eine codierte Nachricht, ein silberner Ring mit Totenkopf, ein mittelalterliches Manuskript und ein berühmtes Gemälde führen die beiden zu der elitären Studentenverbindung Skull & Bones...

Gelungen die Beschreibung Wiens, die beim Leser, nun gut zumindest bei meiner Person das unbedingte Verlangen weckt dorthin zu reisen, interessant die Protagonisten, die ihre Ecken und Kanten haben und insbesondere der doch eher unkonventionelle Ermittler Wotruba hat meine Sympathien sofort gewonnen. Der hin und wieder durchblitzende Humor und die sowohl verständlichen als auch fesselnden Informationen haben mich überzeugt.

Überraschend das offene Ende des Romans, dass dann eben doch von den herkömmlichen Abenteuer-Thriller-Verschwörungsaufklärungswerken abweicht und mich ein wenig ratlos zurücklässt aber irgendwie auch in seiner Konstruktion, die ein Denkanstoß für den Leser sein kann, überzeugt.

Bewertung vom 10.08.2013
Kleine Tierkunde Ostafrikas
Drayson, Nicholas

Kleine Tierkunde Ostafrikas


ausgezeichnet

Mit Fortsetzungen ist das ja immer so eine Sache, da ist stets eine hohe Erwartungshaltung vorhanden und es steht die Frage im Raum "War das jetzt wirklich nötig?". Hier bei diesem Roman "Kleine Tierkunde Ostafrikas" von Nicholas Drayson kann ich dies vorbehaltlos bejahen. Der Nachfolger des Romans "Kleine Vogelkunde Ostafrikas", den man aber keineswegs vorher gelesen haben muss (nach der Lektüre dieses Romans wohl aber lesen will ;-)) überzeugt.

Erneut ist es dem Autor gelungen mich zu begeistern und in Mr. Maliks Leben eintauchen zu lassen. In das Leben von Mr. Malik der seit langem heimlich verliebt ist in Rose, die nun nach drei Jahren nach Kenia zurückkehrt. Mr. Malik der sich erneut mit seinem alten Widersacher Harry Khan, der womöglich den Bau eines Einkaufszentrums auf dem Gelände des von Mr. Malik häufig besuchten altehrwürdigen Asadi-Clubs plant, auseinandersetzen muss und ehe Mr. Malik weiß, wie ihm geschieht, überschlagen sich die Ereignisse: Es gilt nicht nur, den Club vor dem Aus zu bewahren, er muss auch verhindern, dass die Hochzeit seiner Tochter Petula platzt....

Erneut habe ich mich von der Beschreibung der Flora und Fauna gefangen nehmen und mich von den einzigartigen, liebenswerten und schrulligen Charakteren verzaubern lassen. Gekonnt gelingt es dem Autor, durch seine einzigartige Erzählweise, eine atmosphärische Dichte zu schaffen und nebenbei zahlreiche (lehrreiche) und vielschichtige Informationen in die Handlung einzubinden.

Wenn den Leser auch keine spektakulären Überraschung erwarten, so fliegen die Seiten dennoch nur so dahin, versinkt man in der Lektüre und eh man sichs versieht, ist der Roman leider beendet, bleibt also zu hoffen, dass es eine weitere Fortsetzung geben wird...