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Insgesamt 394 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2017
Teufelsfeuer
Krämer, Micha

Teufelsfeuer


ausgezeichnet

Dies ist der achte Band mit der Oberkommissarin Nina Moretti. Es ist zwar ein in sich abgeschlossener Fall, aber da die Ermittler auch viele Einblicke in ihr Privatleben zulassen, könnte ich mir vorstellen, das man als Serien-Fan am besten von Anfang an dabei sein sollte.
Der Schreibstil von Micha Krämer konnte mich gleich überzeugen, sachlich, knackig und bodenständig hat er die Charaktere der Ermittlergruppe und den Fall angelegt, so das die ich den Krimi von gestern auf heute durchgelesen hatte. Obwohl ich Betzdorf nicht live kenne, sind die Örtlichkeiten so erklärt und dargestellt, das man sich alles gut vorstellen kann. Eine Kleinstadt wo jeder jeden zu kennen glaubt, bis man erfährt, das es doch nicht so idyllisch ist wie man dachte. Selbst Humor und lustige Sprüche kommen an den passenden Stellen zum Einsatz, ich sage nur "das schwedische Möbelhaus". Da musste ich herzhaft lachen.
Spannend zu lesen, finde ich, sind die Teile in denen die Ermittler Info´s bekommen, die zuerst als unnütz angesehen werden, sich dann aber, je weiter die Geschichte vorangeht, doch als lösende Puzzle-Teile erweisen. Gut gelungen und schaurig finde ich hier auch wieder die Kapitel in denen man den Täter begleitet und in seine Gedankenwelt eintritt. Fast bis zum Ende kennt man den Täter nur als IHN oder ER, was dem ganzen nochmals eine Besonderheit verlieh. Und der, der es letztendlich war, den hatte ich vorher keine einzige Sekunde in Verdacht und das macht für mich einen guten Krimi aus.
Diese Krimi-Serie um Nina Moretti kann ich allen Fans dieses Genres sehr ans Herz legen. Unbedingt lesen !!!

Bewertung vom 09.01.2017
Unsere Hälfte des Himmels
Linden, Clarissa

Unsere Hälfte des Himmels


ausgezeichnet

Kassel, Anfang der 70er Jahre:
Lieselotte lebt mit ihrem Ehemann Eduard in Kassel und führt ein Leben welches ihr Mann bestimmt. Sie bedient ihn, macht und kocht und folgt seinen Kommandos. Doch innerlich träumt sie von einem Leben welches auch ihr gefallen würde, selbstbestimmt, unabhängig und gedanklich frei. Doch das scheint zu diesen Zeiten damals unmöglich, eine Frau gehört in das gemütliche Daheim. Doch wie das Schicksal es will fällt Lieselotte´s Mutter nach einem Unfall ins Koma und um bei ihr zu sein, reist Lieselotte nach Frankfurt und zieht kurzfristig in die mütterliche Wohnung. Obwohl die Mutter-Tochter-Beziehung meist gefühlskalt und nicht so inniglich war, möchte Lieselotte ihrer Mutter unter diesem schlimmen Umstand nah sein.
Während dieser Zeit stöbert sie in den Unterlagen ihrer Mutter und findet einen Brief der mit "Hanni" unterschrieben wurde. Eine Hanni hatte ihre Mutter ihr gegenüber nie erwähnt. Nun begibt sich Lieselotte auf eine Reise in die Vergangenheit, wo sie nicht weiß wie diese enden wird. Doch eines hat sie schon gemerkt, ihr gefällt dieses eigenständige und selbstbestimmende Leben ohne Kommando-Eduard sehr gut.


Frankfurt, in den 30er Jahren:
Amelie und ihre engste Freundin Johanna (Hanni) verbindet das Hobby des Fliegens. Doch sie wollen nicht nur ihre Freizeit damit verbringen, denn sie streben nach Höherem und bewerben sich für die Ausbildung als Werksfliegerinnen bei den Bücker-Werken. Doch als beide die Zusage bekommen hat sich Amelie inzwischen in den Fluglehrer Felix verliebt und ist zudem noch schwanger von ihm. Hanni will aber das Amelie mit ihr nach Berlin zieht und die Ausbildung beginnt, doch wie kann sie die frisch Verliebten trennen? Sie schmiedet einen folgenschwerden Plan und ahnt nicht im geringsten was sie damit anrichtet.


Mutter und Tochter sind sich doch nicht so unähnlich wie man zuerst dachte, beide haben sich von anderen Menschen bestimmen lassen, wie sie leben und was sie zu tun haben. Amelie lässt sich von der herrischen Hanni vorsagen, was sie zu tun hat und baut damit einen ungemeinen Druck auf, um bloss gemeinsam ans Ziel zu kommen und Lieselotte lässt sich 40 Jahre später von Eduard ihr Leben vorschreiben. Aber so war das damals, man kannte es nicht anders und ändern wollte/konnte man es eh nicht. Aber der innere Drang, das sich was ändern muss, der wird hier sehr gut beschrieben. Man möchte beim Lesen förmlich ins Buch schreien, lebt Euer Leben und nicht wie es andere wollen.
Je mehr ich in die Geschichte eindrang, umso mehr konnte ich es aber auch verstehen, so waren eben damals die Zeiten.
Schade fand ich, das Lieselotte und Amelie keine so liebevolle und innige Beziehung zueinander hatten, man merkte irgendwie, das die Tochter vielleicht zu keinem unpassenderen Zeitpunkt hätte geboren werden können. Der Traum als Fiegerin war für Amelie somit ausgeträumt.
Hier zitiere ich zwei Sätze von Amelie die eigentlich alles aussagen:
" Nur ein Kind, das sich zwischen sie und den Himmel stellt. Ein Kind, das sie sich nicht gewünscht hat und für das sie nun zwiespältige Gefühle hegt."
Aber vielleicht erwacht Amelie ja aus dem Koma und die beiden Frauen nähern sich wieder an? Ich würde es beiden wünschen, denn nichts ist enger, wie eine Mutter-Tochter-Beziehung.

So gar nicht verstehen konnte ich Hanni, die zwar immer sehr genau wusste wie sie an ihre gesteckten Ziele kommen kann, aber das sie sich so gemein und überaus tragisch gegenüber ihrer angeblich besten Freundin Amelie benahm, das hat mich sehr schockiert. Aber wie konnte Amelie es auch wagen, sich zu widersetzen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen ohne es mit Hanni zu besprechen? Ein Schritt aus dem Schatten und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Bewertung vom 09.01.2017
Die Perlenfrauen
Agnew, Katie

Die Perlenfrauen


sehr gut

Meine Meinung
Drei Generationen - eine jahrelange Lüge - 66 Perlen und eine davon fehlt. Wird diese eine Perle der Schlüssel zum Glück und zum Familienfrieden sein?
Katie Agnew ist hier ein wundervoller Roman gelungen über eine Familie, die Geheimnisse birgt die auf keinen Fall ans Licht kommen sollen, doch irgendwann springt jeder über seinen eigenen Schatten und lüftet ein Geheimnis.
Sehr abwechslungsreich lässt die Autorin uns Leser durch die ganze Welt reisen, von London über New York, sogar bis nach Tokyo, dadurch lernt man die verschiedenen Charaktere kennen, die zwar meilenweit entfernt leben und sich "noch" völlig unbekannt sind, aber die eines vereint, das Geheimnis um das Perlencollier.

- England -
Hier lebt Sophia, die durch einen Streit keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern hat und die Memoiren ihrer Granny liest, welche einst eine berühmte Schauspielerin war und nun im Sterben liegt. Sophia lebt mit ihrem besten schwulen Freund Hugo in den Tag hinein, ohne feste Arbeit und in einer Zweck-WG. Dabei ging es ihr doch einmal so richtig gut. Damals, als sie selbst noch etwas vom berühmten Glanz ihrer Granny abbekam und in den Clubs der Stadt bekannt war und zweitklassige TV-Shows moderierte. Doch nachdem ihr der Geldhahn abgedreht wurde, muss sie jeden Cent zweimal umdrehen, aber arbeiten zu gehen, nein, das kommt ihr nicht in den Sinn. Bis ihre Granny im Sterben liegt und sie damit beauftragt die Perlenkette ausfindig zu machen. Nun kommt endlich wieder Elan in Sophia.

- USA -
Hier lebt Dominic, der Dokumentarfilmer kommt gerade aus Ecuador zurück wo er einige Zeit seinem Job nachgegangen ist. Diese Auszeit kam ihr sehr recht, denn kurz vorher hat ihn von jetzt auf gleich seine Frau Calgary verlassen. Grund:Er wollte gerne eine Familie gründen, sie aber nicht, denn ihre Karriere ist viel wichtiger, als plärrende und schmutzige Kinder. Zudem benahm sich Calgary immer sehr gefühlskalt, unnahbar, überheblich und oftmals schroff gegenüber Dominic, so das er sich auch nicht mehr richtig wohl fühlte in der Ehe. Doch statt zu kämpfen, schmiss Calgary alles hin und räumt ihm noch die Wohnung aus, außer einem Sessel und einer Matratze ließ sie ihm nichts.

- Japan -
Hier lebt die Muscheltaucherin Manami mit ihrer Großmutter und ihrer Tochter Aiko. Hatte Manami in den Muscheln Perlen gefunden, was extrem selten vorkam, hat sie diese nicht ihrem Chef abgegeben, sondern selbst behalten und heimlich unter einem losen Dielenbrett in ihrer Hütte gesammelt, für ein besseres Leben, welches sie ihrer kleinen Tochter Aiko bieten wollte. Doch bei einem Tauchgang kommt es zur Katastrophe und Manami stirbt. Jahre später macht sich Aiko auf den Weg nach Tokyo, mit den Perlen um dort ein besseres Leben zu beginnen, doch das ist gar nicht so einfach.

Dann gibt es neben diesen Kapiteln, die in verschiedenen Ländern spielen, noch Rückblenden, wie z.b. das Leben von Sophia´s Granny war, die Kindheit, die Jugend, als sie ihren Mann kennenlernte und wie sie eine berühmte Schauspielerin wurde. Diese Geschichte hat mir besonders gut gefallen, denn durch den Krieg in den 1930er Jahren ist das Leben schwer gewesen und Granny musste sich noch um ihren schwer verwundeten Vater kümmern, der aus dem Krieg zurückkam. Ihre Mutter vertrieb sich die Zeit lieber mit einem neuen Mann und ließ Tilly und ihren Vater im Stich. Als Belohnung bekam Tilly dann zum 18. Geburtstag die besagte Perlenkette und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Bewertung vom 08.01.2017
Lesereise in den Tod
Schmidt, Jürgen

Lesereise in den Tod


sehr gut

Dies ist der erste Krimi des Autors Jürgen Schmidt und das fühlt man während des Lesens auch. Was ich aber nicht als negativ bezeichnen möchte, denn in der Story und vor allem im Zusammenspiel mit dem Privatermittler Andreas Mücke steckt noch viel Potenzial.
Sehr gut gelungen und hervorheben möchte ich, das es keine langweilige Einleitung über einige Seiten gibt, denn es geht gleich los und man ist mittendrin in der Geschichte. Die Charaktere, allen voran Andreas Mücke, sind authentisch, echt, normal und könnten im Haus nebenan wohnen. Mücke erlebt den alltäglichen Wahn, wie wir ihn alle erleben und das macht ihn so menschlich, sympathisch und realitätsnah. Außer man lässt Mona de la Mare mal außen vor, denn sie ist so übertrieben selbstbewusst, das ich oftmals lachen musste.
Die privaten Einblicke in das Leben von Mücke und seiner Freundin Jess haben bei mir das Gefühl hervorgerufen, das es weitere Bücher geben wird, denn am Ende der Geschichte blieb ich als Leserin etwas im Ungewissen zurück.
Die Geschichte lebt hauptsächlich davon, das Andreas Mücke den Leser an die Hand und mit auf seine Ermittlungsreise nimmt. Die Polizei findet kaum Erwähnung und wenn, dann kamen sie mir ziemlich tapsig daher.
Plötzliche Wendungen haben immer wieder meine Gedanken verworfen, wer denn nun der Übeltäter ist und bis zum Ende begleitete mich diese Spannung. Was mich manchmal etwas irritierte waren die sprunghaften Kapitelwechsel. Den Schreibstil würde ich als sehr gut lesbar beschreiben und auch wenn ich noch nie in Bad Münstereifel und Co. war, hatte ich alles bildlich gut vorstellbar vor meinem inneren Auge.

"Lesereise in den Tod" ist jetzt kein Krimi der den Leser atemlos von einer Seite zur nächsten treibt, aber allemal ein lesenswertes Debüt des Autors in diesem Genre. Sollten weitere Bücher mit Mücke folgen, ich würde sie auf alle Fälle lesen.

Bewertung vom 02.01.2017
Das Walmesser
Neilson, C. R.

Das Walmesser


sehr gut

Mein erstes Buch welches auf den Färöer Inseln spielt und ich hoffe, nicht das letzte, denn es hat mir unglaublich gut gefallen. Ich bin ja eh ein Fan des Nordens und mit den detaillierten Landschaftsbeschreibungen hat mich C.R. Neilson in seinen Bann gezogen. So unglaublich lebensecht und nah beschreibt er die Charaktere der Insel-Bewohner, die natürlich erstmal gegen jeden und alles sind, was neu ist und getrunken wird auch so oft es geht und egal zu welcher Tageszeit. So ergeht es auch John Callum als er dort hinkommt. Man wird mit der Hauptperson nicht gleich so richtig "warm", da John anscheinend einen Neustart wagen will und es immer kapitelweise kurze Andeutungen und schlimme Albträume gibt aus seiner Vergangenheit. John empfinde ich als düster, undurchsichtig und geheimnisvoll. Das passt sehr gut in die Geschichte und die Person wird hervorragend dargestellt.
Die Spannung schleicht sich so ganz langsam ein, in gut platzierten Nebensätzen und Beobachtungen, als John verhaftet wird und angeblich einen Mord begangen haben soll. Das typische Klischee, der Neue der vorher Streit mit dem Opfer hatte, das blutige Messer in seiner Jacke und angebliche Zeugen.
Es ist jetzt kein Krimi welcher rasant und extrem übertrieben brutal und blutig daherkommt, sondern so wie die Menschen aus dem Hohen Norden eben dafür bekannt sind, ruhig und gelassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2016
In der Stunde der Dämmerung
Gerrard, Nicci

In der Stunde der Dämmerung


ausgezeichnet

Der Roman von Nicci Gerrard (die weibliche Hälfte des Autoren-Duos Nicci French) ist eine wundervolle Familiengeschichte, die ich an einem Tag durchgelesen habe. Die Charaktere sind so liebevoll und wunderbar beschrieben, Eleanor habe ich sofort ins Herz geschlossen, da sie ab und zu auch echt gute Sprüche und Antworten auf Lager hat. Mit 94 Jahren ist sie ziemlich gut drauf, alt und stur, bockig und eigenwillig, aber leider nicht mehr in der Lage allein in diesem großen Haus so abgeschieden zu leben. Man fühlt richtig mit ihr, als ihre Kinder ihr nahelegen, es doch zu verkaufen und so wird es vielen Menschen im normalen Leben auch ergehen. In einigen Textpassagen zeigt es einem auf, wie man sich später vielleicht einmal selbst fühlen wird, wenn man nicht mehr alles so machen kann wie mit 20 oder 30. Gut gelungen finde ich auch, wie sich die freundschaftlichen Bande zwischen der älteren Eleanor und dem wesentlich jüngeren Peter entwickeln, wie sie immer mehr Vertrauen fast und ihn dann in das große und lang gehütete Geheimnis einweiht.
Peter und Eleanor unterhalten sich und gleich direkt im Anschluss geht das Gespräch in die damalige Situation über, in Rückblicken die Eleanor noch einmal aufleben lassen und an die sie sich oftmals bis ins kleinste Detail erinnern kann. Durch die alten Briefe, die Peter findet und ihr vorliest, öffnen sich Türen die über 70 Jahre verschlossen geblieben waren, aber niemals vergessen. Nicci Gerrard hat einen Schreibstil den ich als sehr romantisch, gefühlvoll, liebevoll, traurig, hoffnungsvoll und emotional empfunden habe.
Ein toller Roman, den ich allen ans Herz legen kann, die gerne Bücher über Familiengeheimnisse lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2016
Stiller Hass / Ermittlerin Rebekka Holm Bd.5
Hastrup, Julie

Stiller Hass / Ermittlerin Rebekka Holm Bd.5


sehr gut

Dies ist der fünfte Band mit der dänischen Kommissarin Rebekka Holm, aber man kann, wie ich auch, dieses Buch ohne Vorkenntnisse der anderen lesen, denn der Fall ist in sich abgeschlossen. Wer aber gerne das Privatleben der Ermittler mitverfolgt, der sollte wohl besser mit Band 1 beginnen, denn hier nimmt das Leben von Rebekka Holm einen großen Platz ein.
Den Beginn fand ich schon gleich spannend und auch die Geschehnisse, die den folgenden Taten vorausgehen haben mir gefallen. Obwohl schnell klar war, wer der Täter ist, hat dies der Spannung und der Story keinen Abbruch getan, das hat die Autorin vor allem mit den Rückblenden in den Sommer 1989 geschafft und den Wendungen die sie eingebaut hat. Trotzdem birgt der Fall, im Zusammenhang gesehen mit den Kapiteln von 1989, einige Überraschungen in sich.
Der Schreibstil lässt sich hervorragend lesen, die Figuren, Geschehnisse und Örtlichkeiten sind bildlich gut dargestellt und am Ende bleiben keine Fragen, die den Fall betreffen, offen. Aber die letzte Seite nimmt schon Bezug zum nächsten Fall, könnte ich denken. Sowas mag ich immer sehr, wenn schon etwas kurz angedeutet wird.
Eigentlich ein guter, solider Krimi, nur haben mich die letzten 10-15 Seiten etwas gestört, die eigentlich nichts mehr mit dem Fall, sondern eher mit den Problemen von Rebekka´s Freundin zutun haben. Keine Ahnung, ob das hätte sein müssen.

Bewertung vom 24.12.2016
Die dunklen Mauern von Willard State
Wiseman, Ellen Marie

Die dunklen Mauern von Willard State


sehr gut

Dies ist ein Roman der mich beim Lesen die ganze Gefühlspalette hat hoch- und runtergejagt, von Freude, über Angst zur Unfassbarkeit und Sinnlosigkeit, über Wut zur Trauer, aber auch zu kleinen Hoffnungsschimmern und wie stark die Liebe sein kann. Die Geschichte ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt, die sich zum Ende hin wunderbar verbinden, das ist der Autorin sehr gut geglückt.Die Geschichte im "Damals" mit Clara hat mich sofort gepackt und in die damalige Zeit mitgenommen. Doch was dann geschieht, ist beim Lesen manchmal kaum auszuhalten. Mehr als einmal traten mir die Tränen in die Augen, als ich dachte, also schlimmer kann es doch nicht mehr werden, doch, wurde es. Ellen Marie Wiseman hat die Gabe Gefühle, Situationen, Begegnungen und die Zeit damals in einer Psychiatrie so lebhaft zu erzählen, das man sich selber irgendwann darin "gefangen" fühlt. Vor allem wenn man die Beschreibungen der verlassenen Anstalt im heute liest, sehr detailliert und anschaulich, so das ich dachte, oha, da möchte ich jetzt nicht sein. Verlassene Betten, als hätte gerade noch jemand darin gelegen, ein Speisesaal, so als hätten dort gerade noch Menschen gesessen und gegessen, ein Lost Place sozusagen.
Einziger Kritikpunkt ist, das mich Izzy und die Teenie-Geschichte nicht so interessiert hat und ich diese manchmal als störend empfunden habe, als es bei der Clara-Geschichte gerade sehr spannend und emotional wurde. Klar, hat der Izzy-Erzählstrang eine gewisse Wichtigkeit für die Story an sich und deren Ende, aber das jugendliche Gehabe war mir etwas zu klischeehaft und übertrieben.
Sehr interessant sind am Ende des Buches die Fragen und Antworten der Autorin zum Inhalt der Geschichte und das es die Psychiatrische Anstalt Willard State wirklich gab und wie sie recherchiert hat was dort alles vor sich ging. Wie schnell und vor allem wegen welchen Kleinigkeiten damals die Menschen (zum größten Teil Frauen) dort ohne triftigen Grund und vollkommen gesund untergebracht wurden und die meisten sind niemals wieder raus gekommen und in der Anstalt verstorben. Beängstigend, erschreckend und beklemmend einfach nur, wie damals mit den Menschen umgegangen wurde, heute, zum Glück, nicht mehr denkbar.

Bewertung vom 21.12.2016
Blinde Sekunden
Rüther, Sonja

Blinde Sekunden


sehr gut

Das Debüt von Sonja Rüther hat mir gut gefallen, wenn auch Titel und Cover extrem wenig mit der eigentlichen Story zutun haben. Klar, übersichtlich und sehr gut beschrieben lernt man die vielen Charaktere kennen, die in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen. Den sympathischen Kommissar Eberhard Rieckers und seine Frau Marianne habe ich sofort ins Herz geschlossen, einfach niedlich wie die Beiden miteinander umgehen und wie sie soviel Verständnis für seinen Beruf aufbringt. Den Verlauf der Geschichte an sich fand ich ganz spannend, zwar mit einigen Längen zwischendurch, aber das hat meinen Lesefluss nicht gestört. Mal etwas anders und ungewöhnlich dagegen fand ich, das man so gar nichts mehr über Silvia gelesen hat, seit sie einfach aus dem Hotel spurlos verschwunden war. Bis zur den allerletzten Seiten bibberte man mit, lebt sie noch oder ...
Wer allerdings Action, viel Blut und Grausamkeiten erwartet, der wird hier enttäuscht sein, denn in diesem Buch geht es eher um die
un-menschlichen Seiten, um das Verhalten in extrem Situationen, um medizinische Abhängigkeit und um das Bild des perfekten Menschen. Zum Ende hin hat mich die Autorin wieder ins Unklare getrieben, ich dachte erst, aha so ist das nun also und ein Kapitel später, dachte ich wieder, ach ne kann doch nicht sein. Also das Ende hat mich hin und her schwanken lassen und es war dann recht ungewöhnlich. Gut gelungen, diese Ungewissheit.
Wer nicht den x-ten Roman über einen blutrünstig mordenden Serienkiller will, wie wir ihn alle schon ewig kennen, dem kann ich dieses Debüt empfehlen.
Einige kleine unlogische Schwächen kommen in der Story zwar vor, weswegen ich nicht die vollen 5-Sterne vergeben habe, aber trotzdem ist es ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 17.12.2016
Verschwiegene Wasser
Hähnel, Stephan

Verschwiegene Wasser


ausgezeichnet

Dies ist Band 2 in dem Hans Morgenstern und sein Team ermitteln, aber man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen, denn es ist ein in sich abgeschlossener Fall.
Der Prolog des Buches hat mich schon gleich schlucken lassen, denn es beginnt im Jahr 1985 in Indien und eine Frau gebärt, sehr zum Unmut ihres Ehemannes, schon wieder eine Tochter. Wie man weiß, müssen die Eltern ihre Töchter verheiraten und viele können sich das nicht leisten, also müssen die Mädchen am besten schnellstmöglich "beiseite geschafft" werden. Als Leser bleibt man hier erstmal im Ungewissen, was mit diesem Kind passiert.
Der Schreibstil von Stephan Hähnel hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich musste oftmals laut lachen bei manchen Wortfindungen und intern geführten Gesprächen. Zudem ist alles klar und deutlich beschrieben, keine großen ausufernden Um- und Beschreibungen, da wird sich auf das Wesentliche konzentriert und sowas mag ich. Gefallen haben mir auch die Einblicke in die Privatleben der Ermittler. Das, was Linda Mörike, z.b. antreibt, fand ich sehr ungewöhnlich, oder der um keinen Spruch verlegene und extrem modebewusste Bruno Biondi, über den ich herzhaft lachen musste. Am besten gefallen hat mir aber der Charakter von Sonja Bubka, die forensische Pathologin mit ihrem russischen Dialekt, herrlich, aber leider zu kurz. Der Fall an sich war für mich spannend bis zum Ende und dort logisch aufgeklärt.
Sehr berührt hat mich das Thema "Femizid", welches in dieser Geschichte eine große Rolle spielt, neben Firmenspionage und Medikamententests. Unter "Femizid" ist die Tötung von Menschen zu verstehen, die dem weiblichen Geschlecht angehören.

Ich hoffe das der Autor noch weitere Bände herausbringen wird, mit außergewöhnlichen Themen und seinem sympathischen Ermittlerteam.