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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2022
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


sehr gut

Abtauchen ins vorherige Jahrhundert

Corina Bomann
Sternstunde: Die Schwestern vom Waldfriede

1919: Die junge Adventistin, Schwester Hanna, verliert zum Ende des ersten Weltkrieges ihren Verlobten Martin. Schwer verletzt und blutend, je ein Arm und Bein amputiert, lag er vor ihr, seitdem hat sie ein Trauma und kann keine Kriegsverletzten mehr behandeln.
Dankbar nimmt sie nach Kriegsende das Angebot an, die Stelle der Sprechstundenhilfe und Röntgenschwester von Dr. Conradi im Krankenhaus Waldfriede bei Berlin, zu werden. Doch auch nach Kriegsende leidet ganz Deutschland unter den hohen Reparationszahlungen an die Alliierten. Hunger, mangelnde Baumaterialien und die hohe Inflation lassen die Bevölkerung weiter leiden und hungern. Doch auch im Krankenhaus Waldfriede läuft es nicht besser: Intrigen, Hindernisse und Schicksalsschläge behindern den Neuanfang der Schwester Hanna.
Abwechselnd, in zwei Erzählsträngen, werden die Geschichten von Schwester Hanna und Dr. Conradi erzählt.

Corina Bormann hat einen ganz speziellen und flüssigen Schreibstil. Auch wenn der Roman zum Ende kleine Längen hat, lässt sie mich tief ins Buch eintauchen, man vergisst alles um sich herum und sie schafft es, dass ich gar nicht mehr ins Jahr 2022 zurückfinde. Ihre Beschreibungen sind wunderschön, detailliert und nicht überzogen.
Seitdem ich durch einen Zufall das Buch '‘Und morgen am Meer’’ von ihr gelesen habe, liebe ich ihre Bücher. Man darf sich von diesen etwas kitschigen Covern (Entschuldigung lieber Penguin Verlag) einfach nicht abschrecken lassen.
Dieses Buch ist der erste Teil von Vieren. Ich kann es kaum erwarten, wie die Geschichte von Hanna weiter geht.

Leseempfehlung für alle, die grosse Sagas lieben.
4 /5

Bewertung vom 23.08.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


sehr gut

Die Freundinnen vom Strandbad (Band 1) - Wellen des Schicksals
Julie Heiland

Drei junge Teenager lernen sich in der Deutschen Demokratischen Republik, am Strandbad Müggelsee, Berlin kennen. Sie retten einem Mann gemeinsam vor dem Ertrinken und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind sie seit diesem Tag unzertrennlich.

- Betty wohnt in einem Plattenbau, ihre Mutter ist Alkoholikerin und ihr Vater seltenst Daheim. Ihr großer Traum ist es, eine berühmte Schauspielerin zu werden. Für diesen Traum würde sie alles machen ...
- Clara und ihre Familie sind '‘Unangepasste'' und nicht Mitglied der Partei. Diese Familie ist der DDR ein Dorn im Auge. Ihrem Vater ist es verboten als Pfarrer zu praktizieren und Clara darf nicht, obwohl sie Klassenbeste ist, studieren. Sie träumt davon Kosmonautin zu werden. Doch für diesen Traum müsste sie Mitglied der Staatssicherheit werden und ihre Eltern verraten oder über die Grenze gehen.
- Martha wohnt mit ihren linientreuen Eltern und Bruder in einem freistehenden Haus. Obwohl der Vater ‚nur‘ ein Postbeamter ist, besitzen sie ein Auto. Martha leidet darunter, dass ihre beiden Freundinnen so wunderschön sind und sie ''eher durchschnittlich'' aussieht. Des Weiteren ist sie intelligent und wegen ihrer angepassten Art, stehen ihr in der DDR alle Möglichkeiten einer Karriere offen. Doch ihre Familie scheint ein Geheimnis zu haben oder warum darf sie nicht in das Arbeitszimmer ihres Vaters? Und haben ihre Freunde recht? Arbeitet ihr Vater für die Stasi?

Abwechselnd, in drei Erzählsträngen, begleiten wir die drei Protagonistinnen in den 50er und 60er Jahren der DDR.
Besonders ergreifend fand ich die Beschreibungen am Tage des Mauerbaus. '‘Die mauern uns bei lebendigem Leib ein’’, schrie eine Frau weiter vorn. (S.569)

Julie Heiland hat es wunderbar verstanden, Geschichte und Fiktion zu verbinden. Auch wenn es kleinere Längen gab, möchte ich hier, einem weiteren Stück Zeitgeschichte, meine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.
4 / 5 Sterne und ich freue mich auf den 2. Teil, der auch bereits im Ullstein Buchverlage erschienen ist.

Bewertung vom 18.08.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche


ausgezeichnet

Kurzweilige Unterhaltung!

Am liebsten sitzen alle in der Küche
Julia Karnick

Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lernen sich per Zufall kennen:

- Almut: die genau genommen noch verheiratet ist, jedoch gerade durch eine andere ersetzt wurde. Eine Frau, die ihre Karriere am Tage ihrer Hochzeit an den Nagel hängte, um für ihren Mann und deren gemeinsamen vier Kinder da zu sein. Jetzt sind drei der Kinder aus dem Haus und die Vierte flügge. Almut weiss nichts mit ihrer Zeit anzufangen.
- Tille: alleinerziehende Urologin und Mutter eines pubertären Jungen, der meist auf sich alleine gestellt ist. Männer machen um die selbstbewusste Frau gewöhnlich einen Bogen.
- Yeliz: Karrierefrau, in einer Werbeagentur tätig, verheiratet mit Morten, der leider nicht so strukturiert ist, wie sie es gerne hätte. Ihr Kinderwunsch blieb damals unerfüllt.

Eigentlich haben die drei Frauen nur eines gemeinsam: Sie sind alle um die Fünfzig.

Jeden Donnerstag Abend sitzen diese drei Frauen bei Almut in der Küche zusammen und lassen sich von ihr bekochen.
Sie lernen sich immer besser kennen und bald teilen sie ihre wöchentlichen Erlebnisse, Kummer und Sorgen.
Eines Tages stellen sie fest, dass sie alle drei eine weitere Gemeinsamkeit haben:
Sie haben alle ein Problem! Und dieses Problem heisst Fred! Dieses Problem Fred hat sich auf unterschiedlichste Weise bei allen eingeschlichen und Probleme müssen beseitigt werden, sagt Tille.

Es ist ein Roman über Freundschaft, Vertrauen, über Mut und Stärke, die man braucht, um zu neuen Ufern aufzubrechen.
Julia Karnick hat ihre drei Protagonistinnen so real wirken lassen, dass ich oft dachte mit Almut, Tille und Yeliz am Tisch zu sitzen. Mehrere Male habe ich mich selber in dem Buch erkannt.
Auch wenn Unterhaltungsromane nicht mein bevorzugtes Genre sind, konnte mich dieser leicht geschriebene Roman absolut überzeugen.
4½ / 5 und eine klare Leseempfehlung von mir!

Da ich zwischen Buch und Hörbuch gewechselt habe, möchte ich unbedingt die Sprecherin des Hörbuches, Ilka Teichmüller, erwähnen. Mir hat ihre Erzählerstimme und Sprechweise sehr gut gefallen und sie passt perfekt zu diesem Buch.

Bewertung vom 18.08.2022
Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1
Schweizer, Lotte

Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1


ausgezeichnet

Ein magisches Buch!

Detektei Für Magisches Unwesen - Drei Helden für ein Honigbrot
Lotte Schweizer
Illustriert von Alexandra Helm

Auf der ganzen Welt verschwinden Fabelwesen! Wie kann das nur sein? Wo soll das hinführen? Peggory Jones, Agent für Magisches und streng Geheimes, will dieses Rätsel lösen.

Zeitgleich, im kleinen Dorf Kiesbach, geschehen merkwürdige Dinge: Oma Ilses Honigbrot verschwindet spurlos, bei einem Einbruch im Feinkostladen Piepenbrink entwendet der Dieb kein Geld, sondern nur Honiggläser und drei von Olafs Bienenkästen werden aufgebrochen und ausgeraubt!
Gut, dass die Detektivbande Pola, Lulu und Jannik gerade Zeit haben, sich diesem Fall anzunehmen! Der Dorfpolizist Olaf ist sowieso ständig vom vielen Mohnschneckenessen überlastet und kann Unterstützung gebrauchen, finden zumindest die Detektive. Erst als Jannik ein schwebendes Glas Honig sieht, ist er nicht mehr ganz so sicher, ob es hier mit rechten Dingen zugeht!
Ob die drei Detektive den Honig-triefenden Fall lösen können, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.

Lotte Schweizer hat hier ein magisches Buch für Kinder ab 8 Jahren geschrieben. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Spannungsbogen ist hoch und wird nie unterbrochen und die kleinen Zeichnungen von Alexandra Helm sind zuckersüss.
Und überhaupt, wenn ihr was über Unsichtbären lernen wollt, dann solltet ihr unbedingt dieses wunderbare Buch lesen!
5 /5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.08.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Marianne Cronin,
aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann

Die 17-jährige Lenni liegt im Glasgower Krankenhaus auf der Mai-Station, die Station, die Lenni nicht mehr lebend verlassen wird. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit.
Ihr ist langweilig und dieser Zustand verbessert sich erst, als sie die 83-jährige Margot, während eines Krankenhaus-Malkurses kennenlernt.
Da sie zusammen 100 Jahre alt sind, und beide bald sterben werden, beschliessen sie ein gemeinsames Kunstprojekt zu beginnen. Sie wollen für jedes Jahr, dass sie gelebt haben, jeweils ein Bild malen, sodass am Ende etwas Dauerhaftes von ihnen zurück bleibt.
Während des Zeichnens erzählen Margot und Lenni abwechselnd ihre jeweiligen Geschichten aus der Vergangenheit.

Das Buch hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Lenni, die so tapfer ist und Margots Reisen in die Vergangenheit sind wirklich fesselnd und kurzweilig. Ihre Geschichten sind herzerwärmend, mal traurig und berührend und dann wieder humorvoll. Lediglich der Beginn des Buches war etwas zäh und einiges blieb unbeantwortet.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, eine Leseempfehlung von mir.
4½ /5 Sterne

Bewertung vom 08.08.2022
Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2
Schneider, Stephanie

Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2


ausgezeichnet

Bezauberndes Buch

Habt ihr auch einen Zesel zu Hause? Nein? Ihr wisst nicht was ein Zesel ist?
Dann solltet ihr unbedingt dieses Buch lesen:

Stephanie Schneider
Grimm und Möhrchen, Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel
Illustriert von Stefanie Scharnberg

Der Buchhändler Grimm wohnt mit dem Zesel Möhrchen in dem Haus mit der schiefen Sieben.
Wenn Grimm nicht arbeiten muss, und beide es sich nicht gerade auf dem Sofa mit einem Buch und einer Wolldecke gemütlich machen, erleben die beiden gemeinsam wunderbare Abendteuer.
Sie feiern Karneval, machen u.a. Badeausflüge, wo Zesel sein See-Zeselchen macht (Zesels machen nämlich kein Seepferdchen), gehen ins MUHseum und haben immer wieder neue Ideen, wie sie sich die Zeit vertreiben können. Langweilig wird es ihnen nie.
Als der Zesel krank wird und ganz viele Punkte auf den Streifen hat, pflegt ihn der liebe Grimm mit Blaubeerblütentee und Aufmerksamkeit einfach wieder gesund. Und überhaupt, war der Zesel nur einmal traurig, als er merkte, dass man mit Wachsmalkreide nicht unbedingt wachsen kann…

Was für ein wunderbares (Vorlese-)Buch!
Beim Lesen spürt man förmlich, mit wie viel Herz Stephanie Schneider die Geschichten von Grimm und Möhrchen geschrieben hat. Es sind die Kleinigkeiten und Feinheiten, die so liebevoll herausgearbeitet sind, dass man gar nicht mit lesen aufhören möchte. Das Buch sprüht nur so vor Lebensfreude! Die Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind zauberhaft gestaltet, man muss wirklich inne halten, damit man kein liebevolles Detail verpasst!

Die Geschichten sind für Mädchen und Jungs geeignet und Grimm und Möhrchen führen uns mit ihren Erlebnissen durch ein ganzes Jahr. Die Kapitel haben eine perfekte Länge.

Grosse Leseempfehlung und bitte noch mehr Zeselgeschichten und Zeselbilder!
5 / 5 Sternen

P.S. Wisst ihr jetzt was ein Zesel ist? Ein Zesel ist ein kleines, halb-gestreiftes Tierchen, halb Zebra und halb Esel. Und dieser Zesel muss einfach bei euch einziehen!

Bewertung vom 07.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Spannend!
Das neue Buch von ...

Miriam Georg
Das Tor zur Welt - Träume

… beginnt im Jahre 1892, als die Welle der Auswanderung in die "neue Welt Amerika“ bereits in vollem Schwung ist. Über 60 Millionen Menschen werden innerhalb eines Jahrhunderts Europa verlassen.

Ava, Ziehtochter eines armen Bauern und Torfstechers im alten Land bei Hamburg, wächst in völliger Armut auf. Ihre Eltern haben sie einst verlassen, um in Amerika ihr grosses Glück zu suchen. Doch das Versprechen, sie so schnell wie möglich nachzuholen, hielten sie nicht ein.
Der tägliche Überlebenskampf für etwas Essbares und die harte Arbeit bringen die Familie an ihre Grenzen und als dann noch zusätzlich ihre Schweine an einer Seuche verenden, bleibt der Familie nichts anderes übrig, als alles zu verkaufen und auch das Glück in Amerika zu suchen.
Doch das Glück lässt auf sich warten, denn als die Familie in Hamburg ankommt, wo sie an Bord eines Auswanderschiffes gehen wollen, sind die ersten Menschen bereits an der Cholera erkrankt ...

Claire, reiche und wunderschöne Tochter einer Hamburger Familie, ist verwöhnt, dickköpfig, eigensinnig und eckt überall an. Heiratskandidaten wimmelt sie ab, denn sie wartet nur darauf, dass Magnus um ihre Hand anhält. Doch dieser gibt seine Verlobung mit Claires Freundin bekannt. Claire ist außer sich und tobt. Ihre Mutter Agatha schaltet Dr. Schwab ein. Einen alten Freund ihres verstorbenen Ehemannes, der bei Claire Hysterie diagnostiziert. Doch dieser Dr. Schwab verfolgt ein ganz anderes Ziel mit Claire …

Das die Autorin Miriam Georg schreiben kann, hat sie uns bereits mit ihrer vorherigen Familiensaga Elbstürme und Elbleuchten bewiesen.
Dieses Buch steht den Vorgängern in Nichts nach. Von Beginn an hat mich dieses Buch gefesselt. Mit ihrem leichten Schreibstil gelingt es der Autorin, einen dermassen hohen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Ende nicht abreißen will.
Zusätzlich schafft sie es immer wieder, mir als Hamburgerin, neue Dinge aus meiner Stadt zu vermitteln, die ich zuvor nie gehört habe.
Ein wunderbarer Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Fazit:
Grosse Leseempfehlung und ich fahre heute Nachmittag ins Auswandermuseum/BallinStadt auf die Veddel.
5 /5 Sterne

Bewertung vom 31.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Wunderbarer Generationsroman

An den Ufern von Stellata
Daniela Raimondi,
aus dem Italienischen von Judith Schwaab,
gelesen von Simone Kabst

Daniela Raimondi nimmt uns mit, in das kleine Italienische Dorf Stellata, in der Lombardei, ein armes Dorf, nur mit wenigen Hundert Einwohnern, wo die Hälfte dieser Bewohner weder lesen noch schreiben können.
Und genau in dieses Dorf kam 1800 ein fahrendes Volk, die Zingari, und ließen sich, dem Hochwassers des Flusses Pos geschuldet, länger als geplant nieder. Lange genug, so dass die dunkelhaarige, rassige Zingara Viollca vom eher träumerischen, blauäugigen Dorfbewohner Giacomo schwanger wurde und heiraten mussten.
Viele Generationen später werden die Nachkommen dieser Eheleute noch immer blauäugig und verträumt oder rassig, mit dunklen Augen und vorhersehenden Fähigkeiten sein.

Wir durchleben mit diesen Nachkommen Kriege - nicht alle Soldaten werden aus diesen zurückkehren. Wir kämpfen an ihrer Seite für die Partisanen, gebären Kinder und beerdigen viele davon wieder viel zu früh, wandern nach Brasilien aus, erleben mit ihnen die Industrialisierung und den Aufschwung Europas und gehen später an deren Seite demonstrieren. Am Ende werden wir sterben und weinen.

Raimondi hat hier ein wunderbaren Generationsroman geschrieben.
Auch wenn der Beginn mir ein wenig zu schnell erzählt war und ich gerne ein wenig mehr über einzelne Personen erfahren hätte, hat mich die Geschichte dann doch schnell gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Das Cover ist wunderschön und das Hörbuch, welches ich mir runterladen habe um nichts zu verpassen, ist wunderbar mit perfekter Stimme gelesen.
Was mir an dem Buch noch sehr gefiel, ist der Stammbaum hinten im Buch.

Grosse Leseempfehlung für alle Italienfans und für Leser die Generationsromane mögen.
4½ / 5

Bewertung vom 27.07.2022
Liebe ist gewaltig
Schumacher, Claudia

Liebe ist gewaltig


ausgezeichnet

Liebe ist gewaltig
Claudia Schumacher

TW: Häusliche Gewalt

Die 17-Jährige Juli wächst mit ihren drei Geschwistern, in einer Stadtvilla, in einem kleinen Dorf bei Stuttgart, auf. Ihre Eltern sind beide Anwälte. Man schaut zu dieser Familie auf. Sie sind eine Vorzeigefamilie, zumindest denkt das jeder Außenstehender.
Hinter verschlossenen Türen schlägt und terrorisiert der „Vorzeigevater“ jedoch seine Familie. Er würgt seine Frau und drescht auf seinen Sohn ein, bis dieser blutüberströmt am Boden liegt, denn der Bruder ist jetzt nicht mehr sein Liebling. Der neue Liebling ist Juli. Sie ist ein Mathegenie, Klassenbeste und holt im Eiskunstlaufen Pokale - doch auch das wird sich bald ändern und dann wird er seine Wut auch an ihr auslassen.

„Ich wollte mich beweisen, wollte Papa zeigen, dass ich seine Liebe wert war.“ (S.167, Tolino)

Zu Beginn buhlen und wetteifern die Kinder noch um seine Aufmerksamkeit, versuchen ihren Vater bei guter Laune zu halten, aber seine Wutausbrüche sind unkontrollierbar.
Ihre Mutter steht ihnen nicht zur Seite und streitet jegliche Gewalt seitens des Vaters ab.

„Papa hat die Zimmerschlüssel im Haus kassiert. Weshalb ich immer damit rechne, dass er nachts wieder vor meinem Bett aufkreuzt wegen irgendso'nem Scheiß. Ich habe vergessen, die Spülmaschine auszuräumen, oder mein Fahrrad draussen gelassen. Dafür gibt es dann in die Fresse." (S.11, Tolino)

Wir begleiten Juli die nächsten Jahrzehnte, sehen, was die Auswirkungen der brutalen Erziehung und der Leistungsdruck des Vaters angerichtet haben…

Die Sprache der Ich-Erzählerin und der Schreibstil der Autorin sind unglaublich intensiv und passend für diese gewaltige Geschichte: Claudia Schumacher überspringt in ihren Erzählungen immer wieder ein paar Jahre, geht dann aber später wieder zurück, um diese Lücken zu füllen. Dadurch hat man das Gefühl, buchstäblich neben Juli zu stehen und mitten im Geschehen zu sein.

Fazit:
Liebe ist gewaltig ist ein unglaublich kraftvolles, intensives und grandioses Debüt. Eine grosse Leseempfehlung von mir.
5/ 5