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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 498 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2021
Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde ... / Das ungeheimste Tagebuch der Welt! Bd.1
Fröhlich, Anja;Krause, Patrick

Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde ... / Das ungeheimste Tagebuch der Welt! Bd.1


sehr gut

Tagebücher im Comic-Stil über das Leben von zwei Patchwork-Geschwistern

Karlines Stiefbruder Paul, der später mal ein berühmter DJ werden will, ist sitzengeblieben und geht nun mit ihr in eine Klasse.
Und das schlimmste ist: er wurde zum Klassensprecher gewählt?!? Obwohl doch SIE Klassensprecherin werden wollte und die (Um-)Welt verbessern!
Als Karline eines Tages Pauls geheimes Tagebuch (das er Logbuch nennt) entdeckt, fotografiert sie seine Einträge, klebt sie in ihr eigenes Tagebuch dazu und plant heimlich einen Rachefeldzug...


Meine Meinung:
"Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde" ist der erste Teil der Ungeheimsten-Tagebuch-Reihe.
Die Idee ist außergewöhnlich: ein Tagebuch-im-Tagebuch im Comic-Stil von zwei Patchwork-Geschwistern, in das ich aber erstmal reinkommen musste. Somit bekommt man als Leser von beiden Kindern die Gedanken und Gefühle nähergebracht und kann mit beiden mitfühlen.
Da sich Karline und Paul nicht soo besonders gut leiden können und Paul Karline jetzt auch noch den Klassensprecher-Job weggeschnappt hat, worauf sie sich endlich reale Chancen ausgerechnet hatte und den er eigentlich gar nicht wollte und nur durch Zufall bekommen hat, plant Karline ihre Rache an ihm. Da sie jeden seiner Gedanken und Schritte kennt, kann sie natürlich dementsprechend planen.
Es ist lustig und chaotisch, auch wenn ich einiges übertrieben fand.
Die Probleme von Patchwork-Kindern werden hier humorvoll aufgearbeitet und auch Familie, Scheidung, Freunde, Schule und vor allem Klima-/Umweltschutz sind zentrale Themen.
Leider ist die Geschichte für mich nicht so ganz abgeschlossen (werden Karline und Paul sich jemals gut verstehen?), was natürlich neugierig auf die Fortsetzung macht.

Wörter in verschiedenen Schriftarten und die vielen schwarz-weiß-Illustrationen peppen den Tagebuch-Comic-Roman nochmal auf, denn sie sind sehr witzig und passen zu den jeweiligen Situationen.
Dadurch denke ich, werden auch Lesemuffel zum Lesen angeregt.


Fazit:
Ein humorvoller Comic-Roman im Tagebuch-Stil mit vielen witzigen Illustrationen.

Bewertung vom 25.04.2021
Von riesengroß bis klitzeklein
Klee , Julia

Von riesengroß bis klitzeklein


sehr gut

ein Zoom-Bilderbuch, das zum Nachdenken anregt.

Unter einem Zoom-Bilderbuch konnte ich mir erstmal gar nichts vorstellen, muss aber sagen, dass dieses Konzept außergewöhnlich und spannend ist.
Es beginnt auf der ersten Doppelseite mit einem Schmetterling auf einer Blumenwiese, der beim Umblättern plötzlich kleiner erscheint, da er neben einer Kuh ist. Auf der nächsten Seite erkennt man, dass dieses Bild sich auf einer Milchpackung befindet, welche wiederum im Meer treibt usw.
Somit zoomt man quasi nach und nach aus einem Bild hinaus und erkennt immer mehr Details. Spannend und interessant.
Und man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel auf die Frage: Ist etwas groß? Oder doch eher klein?

Vor allem hat das Buch auch einen tieferen Sinn, denn am Ende sieht man Jugendliche auf einer Demo "Rettet unser Klima", was auf den aktuellen Klimawandel und die Umweltverschmutzung hinweisen und nachdenklich machen soll. Und wie klein wir Menschen im Vergleich zu unserem Planeten sind, auf den wir mehr achten sollen.
Leider gab es kaum Text in dem Buch, diesbezüglich hätte man etwas mehr machen können.


Fazit:
Zum Nachdenken anregendes, wunderschön illustriertes Bilderbuch mit Zoom-Effekt.

Bewertung vom 25.04.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Eine fesselnde Familiengeschichte zur Zeit der Spielzeugmanufakturen

4,5 Sterne


Kurz zum Inhalt:
Spielzeugstadt Sonneberg. Eva, Jan und Iris haben die ehemalige Fabrik des Spielzeugfabrikanten Albert Langbein geerbt. Die Manufaktur hat beide Kriege überlebt und sogar die Verstaatlichung nach der Gründung der DDR. Doch nach der Wiedervereinigung ging das Unternehmen pleite und somit ist nun eigentlich nichts mehr da, das vererbt werden könnte, jedoch eine große, zerstrittene Erbengemeinschaft.
Als Jan beginnt, das Stammhaus zu räumen, hilft ihm seine Cousine Eva. Und auch die andere Cousine Iris kommt aus dem Westen, um zu helfen.
Beim Ausräumen entdecken sie viele Erinnerungsstücke, Erinnerungen an die Vergangenheit kommen hoch, und die drei kommen sich nach und nach wieder näher.


Meine Meinung:
Der Schreibstil von Kati Naumann ist ruhig aber beeindruckend; die Schicksale der Familie, die sich aufgeteilt und zerstritten hat, ist mitreißend.
Die Geschichte erzählt abwechselnd über die Puppenmanufaktur Langbein in den Jahren 1910 bis 1978 und in der Gegenwart, als Eva, Iris und Jan das Stammhaus ausräumen.
In der Vergangenheit erfährt man alles über die Familie, die Schicksale der Personen und natürlich der Puppenmanufaktur. Interessant und lehrreich fand ich, dass man als Leser spannende Einblicke in die damalige Spielzeugherstellung bekommt.
Und natürlich die Geschichte Deutschlands, die großen Einfluss auf die Entwicklung der Fabrik hat. Man ist so erschüttert, als Otto Langbein alles tut, um die Fabrik in Familienbesitz halten zu können, als alles verstaatlicht wurde, nur damit sie nach der Wiedervereinigung dennoch pleite geht.
In der Gegenwart fiebert man mit Iris, Eva und Jan mit, ob sie die Vorlage einer berühmten Puppe, die nach ihrer Großmutter gefertigt wurde, finden und ob si die Streitereien der Erbengemeinschaft beilegen können. Wie es dazu kam, dass Iris im Westen aufwuchs, war auch sehr aufwühlend zu verfolgen.
Auch das Ende und wie sich alles auflöst, hat mir gefallen und mich berührt.

Charmant fand ich den New Yorker Sicherheitsfüllfederhalter, der sich als roter Faden durch die Vergangenheit zieht, und der für die männlichen Langbeins von großer emotionaler Bedeutung war.
Sehr hilfreich ist der Stammbaum der Familie Langbein im Buchdeckel.
Schön fand ich, dass das Hotel Waldeshöh' aus Kati Naumanns vorigem Roman "Was uns erinnern lässt" auch in einer Szene vorkommt. Das ließ mich wieder an ihr anderes bezauberndes Buch erinnern, das ich auch sehr empfehlen kann.


Fazit:
Mitreißende, gefühlvolle und berührende Familiengeschichte und Erinnerungen an ein fast vergessenes Handwerk.

Bewertung vom 20.04.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


sehr gut

deprimierend, düster, traurig: eine Familien-Tragödie

Kurz zum Inhalt:
Als Alexandra Gracie 15 Jahre alt ist, kann sie aus ihrem Elternhaus fliehen, wo alle sieben Geschwister, vor Schmutz starrend, mit Ketten an ihren Betten festgebunden und kurz vor dem Verhungern sind.
15 Jahre später wird Lex wieder damit konfrontiert, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und sie als Testamentsvollstreckerin beauftragt wird: vererbt werden 20.000 Pfund und das Elternhaus, in dem sie die Horrorjahre verbracht hat. All die schrecklichen Gefühle kommen wieder ans Tageslicht: der Hunger, die Langeweile, die Angst - und ihre Identität als "Girl A" - das Mädchen, das dem Horrorhaus entkam.


Meine Meinung:
Dieses Debüt von Abigail Dean hat es in sich: es ist deprimierend, traurig, düster, melancholisch, aufwühlend, psychologisch erschütternd: alle Worte, die Schreckliches ausdrücken, sind in dieser Geschichte vereint. Und doch kann man nicht "wegschauen", man ist so gefesselt von dieser Tragödie, und man muss unbedingt wissen, wie es für Lex ausgeht. Ein Psychogramm eines verkorksten Familien-Lebens und eine Studie darüber, wenn man in einer abstrakten Weise an Gott glaubt.

Erzählt wird in ich-Form aus Sicht von Lex, womit man noch tiefer in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen kann. Es ist wie ein "Erlebnisbericht", Lex erzählt den Lesern unaufgeregt und nüchtern aus ihrem Leben. Man fühlt mit ihr mit, ist traurig, könnte sie manchmal schütteln und fragt sich: wie können Menschen - Eltern!! - nur so sein? Und warum haben die Kinder nicht schon früher dagegen rebelliert? Warum hat ihnen keiner geholfen - v.a. die Schwester der Mutter? Leider kommt es viel zu oft vor, dass die Umwelt "die Augen verschließt".

Die Kapitel sind in die Geschwister eingeteilt, Lex ist Girl A, Ethan Boy A, Delilah Girl B usw. Man lernt auf diese Weise alle Geschwister in der Gegenwart und der Vergangenheit kennen, die von den Eltern damals unterschiedlich behandelt wurden. Ethan bekam von Vater einige Vergünstigungen, da er sich am meisten auf dessen Erwartungen eingelassen hat. Evie ist Lex' Bezugsperson, denn mit ihr hat sie sich ein Zimmer, und eine Zeit lang sogar ein Bett geteilt. Deshalb erfährt man von allen Geschwistern von Evie am meisten.

Was für mich leider nicht ganz so geglückt war, waren die Zeitensprünge. Denn immer wieder gibt es zwischen aktuellem Geschehen Rückblenden in die Vergangenheit zu unterschiedlichen Zeitpunkten, was ich oft nicht auseinanderhalten bzw. richtig zuordnen konnte und viele Geschehnisse wurden nicht vollständig dargestellt. Deshalb kann man sich als Leser erst am Schluss ein ein komplettes Bild machen.
Das Ende birgt eine Überraschung, für mich war es zumindest eine. Und Lex' weiteres Schicksal bleibt offen. Man wünscht ihr nur das Beste.

Diese Zitate bringen das Leiden der Kinder auf auf einen Punkt: "Hunger war so eine lästige Qual: Der Gedanke an Essen legte sich über die Worte der Bibel, bis ich sie nicht mehr lesen konnte." "Ach Lex, denkst du wirklich, ich hätte dieses Zimmer je verlassen?"


Fazit:
Aufwühlendes, emotionales und erschütterndes Familien-Drama in einer unaufgeregten Erzählweise.

Bewertung vom 15.04.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


sehr gut

fesselnder und ergreifender Debütroman über 4 Generationen Frauen; eine bedrückende Vergangenheit und verschollene Bilder

Kurz zum Inhalt:
Die einzige Verwandte der 27-jährigen Hannah aus Berlin ist ihre Großmutter Evelyn, die mit fast 100 Jahren nur noch auf das Ende wartet.
Doch eines Tages erhält Evelyn ein Schreiben einer Anwaltskanzlei aus Israel, in dem Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstschatzes genannt wird.
Evelyn will damit jedoch nichts zu tun haben und auch nicht über die Vergangenheit sprechen, und so macht sich Hannah auf die Suche nach ihrer jüdischen Familie, von der sie bisher nichts wusste. Dabei erhält sie ungewollte Hilfe.


Meine Meinung:
Die unaufgeregte Schreibweise der Autorin und die zwei Erzählstränge machen dieses Buch besonders.
Ich mag Bücher mit Zeiten- und Perspektivenwechsel, und hier liest man abwechselnd in der Gegenwart aus Sicht von Hannah, und in der Vergangenheit, die die Jahre von 1926 bis 1950 umfasst.
Nach und nach laufen die beiden Stränge zusammen und für den Leser fügen sich peu à peu alle Puzzleteile zu einem Ganzen.
Man muss jedoch sagen, dass die Vergangenheit unfassbar fesselnd ist, was der Autorin bei der Gegenwart leider nicht so ganz geglückt ist. Nichts desto trotz war das Buch in seiner Gesamtkomposition ein Lesegenuss.

Die Charaktere polarisieren: die beiden Hauptfiguren Hannah und Evelyn waren mir nicht sehr sympathisch, aber das Geschehen drumherum und die schwierigen Mütter-Töchter-Beziehungen waren einfach nur bewegend. Die vier Frauen dieser Familie teilen ähnliche Schicksale. Und wieder mal hätte man vieles verhindern können, wenn die Familienangehörigen einfach nur miteinander geredet hätten; so traurig.
Andererseits gibt es viele tolle und empathische Figuren, wie zB der alte Itzig Goldmann und Jörg Sudmann, der Hannah bei ihrer Suche helfen will und der von einem nervigen Menschen zu einem wundervollen Freund wird.
Die Entwicklung der Charaktere sowie die bedrückende Darstellung der NS-Zeit sind stimmig und werden eindringlich, jedoch ohne bewertende Untertöne dargestellt. Die beklemmende Vergangenheit weckt viele Emotionen und man bangt um die Schicksale.
Es gab jedoch leider eine Szene, die für meinen Geschmack (und gerade für mich als Mutter) mehr als unnötig war. Grauenvoll, bedrückend und ohne Mehrwert für den Weitergang der Geschichte oder die Entwicklung der Personen. Das fand ich sehr schade.

Toll ist natürlich der direkte Bezug zum Titel, da eins der verschollenen Bilder von Senta, Evelyns leiblicher Mutter, aus dem Gedächtnis so beschrieben wurde: "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid".
Dieses Bild ist das wichtigste unauffindbare Bild, als Leser erfährt man in der Vergangenheit zu großen Teilen, was damit passiert, jedoch Evelyn, für die es gedacht ist, wird es von ihrer Tante Trude verschwiegen, bis es zu spät ist.
Den Einblick in die Provenienzforschung fand ich spannend und interessant.
Das Ende ist einerseits gelungen, da es authentisch ist und alles andere unglaubwürdig und kitschig gewesen wäre, und sich Hannah mit Evelyn und ihrer Vergangenheit ausgesöhnt hat. Trotzdem hätte ich mir ein bisschen mehr Informationen gewünscht, und auch, wie es mit Hannahs neuer Zukunft weitergeht.


Fazit:
Ein bedrückender und ergreifender Roman über 4 Generationen von Frauen mit Geheimnissen und einem ähnlichen Schicksal; und die Auseinandersetzung mit einer schlimmen Vergangenheit.

Bewertung vom 02.04.2021
Der Happaflapp reist in den Müthenwald
Engler, Michael

Der Happaflapp reist in den Müthenwald


ausgezeichnet

ein entzückendes Kinderbuch über die Suche nach einem Freund

Der kleine Happaflapp wird allein auf dem Berg zurückgelassen, weil er noch nicht fliegen kann.
Aber er hat gehört, dass man mit einem Freund weniger einsam ist. Also steigt er mutig von seinem Berg hinab in den Wald und macht sich auf die Suche.
Der Bär Tatz gibt ihm erstmal den Namen Flapp (denn Happaflapps haben keine Namen) und erklärt ihm, dass er im gefährlichen Müthenwald bestimmt eine Antwort findet (und einen Freund).
Also machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg, wo sie auch noch auf die Füchsin Rothaar und deren Freund Schnieke, den Dachs, treffen.
Unterwegs treffen sie viele verschiedene Tiere und außergewöhnliche Lebewesen, von denen leider auch niemand weiß, was ein Freund ist; sie erleben Abenteuer und bemühen sich, gemeinsam einen Freund für Flapp zu finden.

Die Geschichte ist liebevoll und kindgerecht erzählt, aber eher für kleinere Kinder passend. Obwohl meine 11-jährige Tochter die Geschichte dann wiederum schon wieder richtig niedlich fand.
Die Schreibweise ist leicht verständlich, deshalb ist es nicht nur ein tolles Vorlesebuch aus der neuen "Vorlesen!"-Reihe des Lübbe-Verlags, sondern trotz des relativ vielen Textes auch gut für ungeübte Leser geeignet.
Der Wortwitz kommt auch nicht zu kurz, besonders toll fanden wir die "Proffesohren" und die "Lieberbiber".

Flapp ist mit seinem Unwissen und seiner Naivität einfach nur zum Lieben, und es war sooo niedlich, dass alle ihm helfen, diesen ominösen Freund zu finden, und dabei überhaupt nicht merken, dass all die Dinge, die einen Freund ausmachen, doch für sie alle gilt!
Erst gegen Schluss entdeckt Happaflapp dann, was ein Freund ist, und wer das für ihn ist :D

Die vielen färbigen Illustrationen, die oft ganzseitig sind, untermalen das Gelesene und sind bezaubernd und detailreich.
Vor allem Happaflapp ist sooo zuckersüß gezeichnet, in ihn haben wir uns sofort verliebt, als wir ihn auf dem Cover sahen :D
Im Buchdeckel gibt es noch eine hilfreiche Übersicht über den Müthenwald, auf der man den Weg von Flapp und seinen Freunden verfolgen kann.


Fazit:
Eine liebevolle Freundschaftsgeschichte mit einem niedlichen Protagonisten, vielen witzigen Lebewesen und wundervollen Illustrationen.

Bewertung vom 01.04.2021
Mops und Fidel suchen ihren Papa
Fröhlich, Anja

Mops und Fidel suchen ihren Papa


sehr gut

niedliche Geschichte: zwei kleine Wildschweine auf der Suche nach ihrem Papa

Mops und Fidel, die beiden kleinen Wildschweinjungen, finden, dass ihre Mama zu viel mit ihnen meckert. Deshalb wollen sie ihren Vater finden, denn bei dem ist es bestimmt viel cooler.
Doch wie schaut ihr Vater aus? Er muss wohl Streifen haben, wie sie beide.
Auf der Suche treffen sie viele Waldtiere und jedes nehmen sie unter die Lupe, ob es denn nicht ihr Vater sein könnte.

Der Text ist kurz, leicht verständlich und somit nicht nur zum Vorlesen, sondern auch bestens für Leseanfänger geeignet. Die Bilder untermalen das Gelesene nochmals.
Auf 12 Doppelseiten, die großflächig illustriert sind, begegnet man vielen Waldbewohnern: Streifenhörnchen, Reh, Bär. Auf jedem Bild gibt es viel zu entdecken! Der aufmerksame kleine Leser spürt auch bald im Hintergrund den Wildschweinpapa auf, der die beiden Jungen heimlich beobachtet.
Mops und Fidel benehmen sich wie typische kleine Kinder, und ihr Verhalten ist oft sehr witzig!
Toll fand ich die Aussage, die natürlich auch auf Menschkinder bezogen werden kann: "Jedes Wildschwein ist einzigartig, auch wenn wir uns manchmal sehr ähnlich sehen."

Was diese Geschichte eigentlich aussagen möchte, habe ich leider nicht so ganz verstanden, denn es geht nicht wirklich um alleinerziehende Mütter oder um Kinder, die ohne Vater aufwachsen müssen, denn die beiden Wildschweinjungen finden ihren Vater ja.
Doch es ist eine wundervoll illustrierte, liebevolle Geschichte mit Humor, die Groß und Klein begeistert!


Fazit:
Eine liebevolle Geschichte mit viel Humor über zwei kleine Wildschweinjungen, die unbedingt ihren Vater finden wollen. Wunderschön illustriert.

Bewertung vom 30.03.2021
Und dann kam Juli / Juli Bd.1
Eimer, Petra

Und dann kam Juli / Juli Bd.1


sehr gut

ein witziges Pferdebuch im Comic-Stil

Eines Tages im Juli steht ein Pferd im Garten von Pauls Familie. Seine Eltern sind sofort entzückt und nennen das Pferd Juli, doch Paul denkt sich: was soll ich denn mit einem Pferd? Ich will doch lieber einen Hund!
Deshalb denkt er sich unendlich viele Dinge aus, um dieses ungeliebte "Haus"Tier wieder loszuwerden.


Gleich mal vorweg zu nehmen ist, dass man dieses Buch nicht tierisch ernst nehmen darf, denn Juli wird eher menschenähnlich dargestellt und auch viele Szenen sind absurd und total unrealistisch, zB Kutsche fahren mit Einkaufswagen, oder Juli in der Hängematte. Und mal ehrlich: wer freut sich über ein Pferd im Garten, das die Wiese und sämtliche Beete zerstört? ;)
Somit ist die Geschichte natürlich nicht realistisch - doch genau das ist es, was das Buch so lustig macht!
Und natürlich der Comic-Stil, in dem das Buch verfasst ist (einzelne Worte sind in anderer Schriftart und -größe gestaltet, auch mal in Farbe) und die vielen humorvollen bunten Illustrationen. So werden auch Lesemuffel zum Lesen angeregt!

In dieser Geschichte geht es um Freundschaft, v.a. zwischen Mädels und Burschen, und um Freundschaft zu Tieren, und darum, dass man seine Scheuklappen ablegen und seine Einstellung zu gewissen Dingen verändern kann. Auch wenn Paul am Anfang mit seiner negativen Einstellung total nervig ist und seine Wandlung am Schluss etwas zu schnell geht, ist dieses Buch einfach soo unterhaltsam und bringt einen oft zum Lachen.

Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass es kein "typisches Pferdebuch" (für Mädchen) ist, sondern eigentlich eine Geschichte über ein ungeliebtes Haustier (statt Pferd kann man hier wohl jedes beliebige Tier einsetzen) und wie man seine Sicht der Dinge verändern kann, wenn gewisse und unvorhergesehene Dinge geschehen.
Und natürlich die allzu bekannte Erkenntnis, dass man erst weiß, was man hat, wenn man es nicht mehr hat...

Schön wäre noch gewesen, wenn im Anhang ein bisschen etwas über richtige Pferdehaltung und den Umgang mit diesen Tieren erklärt worden wäre, denn Pferde sind eben keine Haustiere!


Fazit:
Ein etwas anderes Pferdebuch mit viel Comic-Spaß - das vor allem auch toll für Jungs ist!

Bewertung vom 27.03.2021
Der Ruf der freien Pferde / Nordstern Bd.1
Müller, Karin

Der Ruf der freien Pferde / Nordstern Bd.1


ausgezeichnet

bedrückender und sehr mystischer Roman, im dem es leider nur wenig um Pferde geht

4,5 Sterne

Kurz zum Inhalt:
1949: Nach dem Krieg ist es für Frauen schwer in Deutschland, deshalb zieht die 14jährige Erla mit ihrer Mutter nach Island, wo sie als Hilfskräfte auf einem Bauernhof arbeiten sollen.
Doch aufgrund eines Fehlers werden die beiden getrennt. Erla landet bei einer anderen Bauernfamilie und hat es dort nicht leicht, denn Erla hat eine seltene Gabe: sie sieht Dinge, die andere nicht wahrnehmen und hat Kontakt mit dem "Unsichtbaren Volk". Doch in Island sind die Menschen sehr abergläubisch und die Bauernfamilie schikaniert sie.
Erla sucht Halt bei ihrer Schimmelstute Drifa. Und dann ist da noch Flóki aus dem Volk der Unsichtbaren...


Meine Meinung:
"Der Ruf der freien Pferde" ist der Auftakt der Nordstern-Trilogie.
Dass dies kein typischer Pferderoman ist, wussten wir schon aufgrund des Klappentextes.
Die Geschichte wird aus Sicht von Erla in ich-Form erzählt, somit kann man sich noch besser in Erlas Gefühls- und Gedankenwelt einfühlen.
Island, die Landschaft, die Naturelemente, waren sehr gut beschrieben, sodass man alles genau vor Augen hatte.
Die Atmosphäre ist düster, melancholisch; und mit den mystischen Elementen musste ich mich erst anfreunden - im Gegensatz zu meiner Tochter. Ich hatte befürchtet, dass ihr die Geschichte deshalb nicht so zusagen wird, doch sie war total begeistert! Deshalb ist sie jetzt auch traurig, weil wir noch auf die Fortsetzung warten müssen.
Es gibt auch einige traurige Stellen, eine war besonders bedrückend. Aber so ist das Leben, und besonders nach dem Krieg war es hart.
Ich fand toll, dass die Kinder in diesem Buch auch lernen, wie es nach dem Krieg war, besonders für Frauen und Mädchen. Das regt zum Nachdenken an, wie gut es den Kids heutzutage geht.
Und wie rau das Leben in Island war. Die Frauen wurden zwar als Arbeitskraft gebraucht, aber menschlich behandelt wurden sie in den seltensten Fällen. Das Leben war hart, und die erst 14jährige Erla muss sich durchkämpfen, muss schwere Arbeiten verrichten und findet nur Trost bei ihrem Pferd Drifa. Und dann ist sie noch Außenseiter wegen ihrer Gabe, die Unsichtbaren zu sehen. Kein leichtes Leben.
Leider war das Ende nicht abgeschlossen und man möchte doch unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Für ein Kinderbuch hätte ich mir auch noch ein Glossar gewünscht, was die isländischen Ausdrücke bedeuten bzw. wie man sie richtig ausspricht. Das wusste ich als Vorleserin nämlich leider auch nicht.


Fazit:
Ein etwas anderes Pferdebuch mit einem traurigen Schicksal, viel Mystik und einer rauen isländischen Landschaft und natürlich den Islandpferden, die jedoch viel zu kurz kamen. Leider ist die Geschichte nicht abgeschlossen-aber meine Tochter freut sich schon auf Band zwei!

Bewertung vom 24.03.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


sehr gut

Die Queen ermittelt

3,5 Sterne

Kurz zum Inhalt:
April 2016: Auf Schloss Windsor wird nach einer Soiree mit der Queen der junge russische Pianist Brodsky tot in seinem Zimmer aufgefunden.
Der MI5 wittert sofort ein russisches Komplott, doch die Queen, die schon seit jeher gerne Kriminalfälle löst - heimlich natürlich! - ist not amused über so viel Sturheit, denn ihre Intuition führt sie in eine ganz andere Richtung...
Kann sie mit Hilfe ihrer neuen stellvertretenden Privatsekretärin Rozie den wahren Täter ermitteln, bevor es zu zwischenstaatlichen Schwierigkeiten kommt?


Meine Meinung:
"Das Windsor-Komplott" ist der Auftakt einer Reihe um die Queen, die sich als heimliche Ermittlerin betätigt.
Die Schreibweise lässt schon an Hofe denken und ist aber trotzdem humorvoll - besonders witzig fand ich, dass die Queen über sich selbst als "man" denkt. Eine andere Form des Pluralis Majestatis ;)

Gut gefallen haben mir die Vorstellungen, wie es bei Hofe zugeht, und wie die Queen mit Philip umgeht und über ihre Mitarbeiter/Verwandten/andere Politiker denkt.
Leider kam für meinen Geschmack der Fall etwas zu kurz, bzw. wurde sich immer wieder im Kreis gedreht und viel wiederholt. Die vielen vorkommenden Personen haben dies nicht gerade erleichtert. Manche stellen sind auch schwer bzw. zäh zu lesen.
Von den handelnden Personen steht natürlich die Queen im Vordergrund, über die man viel Privates erfährt, was sie sehr sympathisch macht. Natürlich muss sie diplomatisch sein und darf mit ihrer Detektivarbeit nicht an die Öffentlichkeit gelangen - deshalb hat sie für diese Tätigkeiten ihre neue Sekretärin Rozie eingespannt. Dieser Charakter ist sehr vielschichtig; einerseits hat sie mit den vielen neuen Eindrücken und Regeln am Hofe zu kämpfen, andererseits mit ihrer Hautfarbe. Und dann kommt die Queen mit diversen geheimen Aufträgen daher, von denen nicht mal der erste Privatsekretär der Queen etwas erfahren darf.

Diese Geschichte ist also ein typischer whodunit-Krimi, wo aus der Liste der anwesenden Personen der Täter ausgeforscht wird.
Es gab verschiedene Vorschläge und Ideen für das Motiv, es wird sich oft im Kreis gedreht, und leider konnte ich den Gedanken der Queen nicht immer ganz folgen, vor allem zum Schluss.
Trotzdem ist es ein unterhaltsamer und humorvoller Landhauskrimi mit Ihrer Majestät als Ermittlerin, was großen Spaß macht zu lesen.
Mich würde freuen, wenn der nächste Fall etwas besser ausgearbeitet ist; aber das "Rundherum", also das Private der Queen, darf gerne so bleiben!


Fazit:
Humorvoller Cozy-Crime mit der Queen als heimlichen Ermittlerin und einer tollen Assistentin.