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Insgesamt 1556 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2023
Mutterliebe (ungekürzt) (MP3-Download)
Selvig, Kim

Mutterliebe (ungekürzt) (MP3-Download)


gut

Anders als erwartet

Eine Mutter bringt ihre beiden Kinder in den Wald und erstickt sie. Der Junge stirbt, das Mädchen überlebt wie durch ein Wunder. Die Verhandlung ist spektakulär und die Öffentlichkeit hat ihr Urteil schon gefällt. Die Gerichtsreporterin Kiki Holland will unbedingt die Hintergründe für die Tat herausfinden, weil sie einfach nicht glauben kann, dass diese Frau schuldig ist, und beginnt zu recherchieren. Nach und nach kommt sie der Wahrheit auf die Spur. Und die hat keiner erwartet!

Kiki war mir quasi von Anfang an sympathisch. Sie hat eine interessante Art, kleine und witzige Macken und vor allem einen Riecher für Menschen, wodurch sie mehr erfährt als andere. Die kleine romantische Nebengeschichte ist ein bisschen ein Sahnehäubchen, das nicht zu stark betont wird. Ein wenig drüber sind aber die vielen weiteren Klischees, die dieser Krimi bedient. Das fängt bei Spitznamen an, geht über den schwulen besten Freund, vorbei an Freunde mit guten Verbindungen zu allem, was gerade benötigt wird, bis zu unfassbaren Zufällen bei Rettungen und Lösungen. Das ist streckenweise amüsant, nutzt sich dann irgendwann aber auch stark ab. Ihre Alleingänge und oft wirklich dummen Aktionen kosten mit der Zeit auch ein paar Sympathiepunkte. Da wird sie dann auch mal anstrengend.

Die Zeitsprünge strengen ebenfalls ein wenig an, da sie nicht chronologisch laufen, sondern wild durcheinander. So mag ich das dann doch nicht. Kurz vor Ende ist ein Fehler, der fast schon lustig ist, so unübersehbar müsste er für das Korrektorat gewesen sein. Aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett. Mir fehlen hier ein paar gute Ermittlungen, mir sind zu viele Zufälle da und die Lösung selbst ist irgendwie auch nicht so wirklich befriedigend.

Lena Drieschner hat eine sehr angenehme Stimme, aber ihre Art der Betonung gefällt mir nicht immer. Zu sehr erinnert das dann gern mal an eine vorlesende Mutter (auch wenn der Text da nicht so passend ist).

Einen Justiz-Krimi kann man ihn eigentlich gar nicht nennen, denn die eigentliche Justiz hat super wenig Raum bekommen. Meine Kritikpunkte und der Fehler stammen vermutlich aus der Tatsache, dass Kim Selvig ein Autorenduo ist. Manchmal verderben viele Köche eben den Brei. Sorry, drei Sterne, mehr geht nicht.

Bewertung vom 17.05.2023
Kastenbrote
Schell, Valesa

Kastenbrote


weniger gut

Einfach und unkompliziert ist hier leider gar nichts

Da ich sehr gerne Brot backe, suche ich immer nach neuen Anregungen, Rezepten, Techniken, Ideen und Möglichkeiten. Dieses Buch lockte mit den Schlagworten „unkompliziert Backen einfach im Kasten“. Vermutlich werden sehr viele Brot-Backanfänger darauf hereinfallen – einfach und unkompliziert ist hier eigentlich gar nichts.

Das Buch ist sehr schön aufgemacht und bebildert. Anfangs ist ein relativ großer Theorieteil, der sogar mich (ich backe seit Jahren Brot) nervös gemacht hat und leicht überforderte. Also dachte ich mir, macht ja nix, Du kennst Dich doch gut genug aus, leg einfach mal los und guck dann bei den unbekannten Begriffen nach, ist ja alles erklärt.

Tja. Stimmt. Und stimmt auch nicht. Trotz aller Ausführlichkeit fehlt leider immer genau das, was man gerade wissen möchte oder müsste. Das fängt schon mal bei den Kastenformen an. Bisher habe ich tatsächlich meine vorhandenen Kastenformen für Brote nutzen können. In diesem Buch haben die Kastenformen aber Maße, die sich bei mir, obwohl ich sage und schreibe neun verschiedene Kastenformen habe, nicht anfinden. Ich habe sogar eine Toastbackform mit Deckel. Auch diese passt von den Maßen nicht. Es werden Kastenformen mit elf Zentimetern Höhe verwendet. Das hat die Toastform, aber sie ist zu kurz. Gut, es gibt eine Umrechnungstabelle, aber das ist dann schon wieder der nächste Punkt, wo es mit „unkompliziert“ schwierig wird.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Gare: rein bei Raumtemperatur, bei höherer Raumtemperatur, bei Raumtemperatur und im Kühlschrank. Fein! Also losgelegt. Nicht nur, dass mein erster Verdacht, dass die Teige viel zu nass zum Bearbeiten mit den Händen werden, wenn man die angegebene Menge Wasser (ohne die kleine Extra-Menge) einarbeitet, bestätigt wurde. Bei Raumtemperatur ging der Teig ein wenig (bei wenig Hefe normal), in der anschließenden Gare im Kühlschrank ging er dann gar nicht mehr (mein Pizzateig geht im Kühlschrank enorm auf und hat auch nur wenig Hefe) auf. Und dann? Große Frage! Soll der Teig, wie mein Pizzateig, erst noch ein wenig Raumtemperatur bekommen oder so kalt aus dem Kühlschrank gleich in den heißen Backofen? Keinerlei Angabe!

Es werden viel zu ausgefallene Mehlsorten verwendet, die man nur schwer bei bekommt (oder teuer bestellen muss, zuzüglich Portokosten!). Es gibt Vorschläge, wie man diese Mehlsorten austauschen kann – aber dann kann ich auch gleich meine bisher genutzten Rezepte nehmen und da die Mehlsorten austauchen. Dann brauche ich kein neues Buch! Auch geht Frau Schell davon aus, dass jeder einen Backofen mit Schwadomat besitzt. Die „richtige“ Knetmaschine selbstredend ebenfalls. Dass die Teige eine lange Gärzeit haben, stört mich nur am Rande. Das ist bei wenig Hefe normal. Dass ich eine Niete bei Sauerteig und Lievito Madre bin, das ist mein persönliches Problem (aber auch Frau Schell schafft es nicht, dass bei mir beide Ansätze etwas werden). Natürlich bekommt man für alles von der Autorin auch noch Adressen – nicht nur für die Mehle, sondern gleich für Brotbacköfen, Backstahl und Getreidemühle mit.

Die Aufmachung des Buches ist wunderschön, die Darstellung der Rezepte übersichtlich, die Anweisungen gut verständlich, die Fotos appetitanregend. Nur leider stellt man dann beim Nachbacken der Rezepte fest, dass trotz vorherigem Lesen und Verstehen doch noch Fragen auftauchen und es eben doch nicht so klappt, wie versprochen. Vieles, das ich bisher gelernt hatte, wird hier ignoriert bzw. völlig missachtet, von der Flüssigkeitsmenge über die Temperatur der Zutaten bis zu den Knetzeiten (man kann Teig kaputtkneten und das findet hier oft statt, finde ich). Es verwirrt mehr, denn es hilft.

Einfach und unkompliziert ist hier leider wirklich gar nichts und das beziehe ich definitiv nicht auf die lange Teigführung. Für Vollprofis sicher ein interessantes Buch, ich persönlich bleibe bei meinen bewährten Brotbackbüchern anderer Bäcker und Bäckerinnen. Sorry, von mir nur zwei Sterne.

Bewertung vom 12.05.2023
Kochen zu zweit. Band 1
Trettl, Roland;Trettl, Daniela

Kochen zu zweit. Band 1


ausgezeichnet

Liebe geht eben durch den Magen!

Auch wenn es inzwischen das „Team Trettl“ so nicht mehr gibt, ist das Buch doch einfach wunderbar und ein echtes Kleinod, denn es zeigt, wie viel Spaß es machen kann zu zweit zu kochen. Es verbindet, es macht glücklich, es ist ein Stück Zweisamkeit der ganz besonderen Art und das muss doch einfach gefeiert werden!

Die Gespräche zwischen den Kapiteln verbinden den Leser, die beiden Trettls und das Thema und stimmen ein auf die folgenden Rezepte zu Vorspeisen Salate, Suppen & Co.; Hauptdarsteller Pizza, Pasta & Co.; Hauptdarsteller Gemüse; Hauptdarsteller Geflügel, Fleisch, Fisch; Nachspeisen. Auch die eingestreuten Bilder der beiden Autoren wirken nicht selbstdarstellerisch oder nervig. Im Gegenteil, man freut sich darauf und darüber, denn sie strahlen dabei aus, wie gut eingespielt sie aufeinander sind und wie viel Spaß sie zu der Zeit hatten.

Die Gerichte sind bewusst ohne Zeitangaben. Dass manches mehr Zeit als anderes benötigt, ist klar. Das Buch richtet sich auch nicht an absolute Kochanfänger. Manche Speisen sind aufwändiger – von den Zutaten bis zum Zeitbedarf, andere dafür wieder einfacher. Es finden sich hier Rezepte für jeden Geschmack, jeden Geldbeutel und fast jede Kocherfahrung. Mich persönlich haben die beiden mit der Pizza Bianca mit Spargel vom Grill komplett überzeugt. Dafür mag ich nix mit Tofu oder Tintenfisch. Aber so ist das mit Kochbüchern: man mag nicht jedes der Rezepte!

Alles ist schön gegliedert und übersichtlich, sodass man schnell erkennt, was wann wofür benötigt wird und wie alles zu verarbeiten ist. Auch sind die Arbeitsschritte ausführlich beschrieben und, was ich besonders mag, nicht im Befehlston. Hier passt die Sprache zur Absicht: Menschen mit gutem Essen glücklich machen. Dennoch merkt man natürlich, dass Roland Trettl kein Hobbykoch ist! Einige Zutaten sind ein bisschen exotischer, als der Durchschnittshobbykoch das kennt, aber insgesamt noch gut zu bekommen.

Ein weiteres Plus dieses Buches sind die QR-Codes, die es bei jedem Rezept gibt und die zu den Videos führen, die Dani und Roland in der Corona-Zeit für die Fans drehten. Ganz einfach und locker, mit dem Handy!

In diesem Buch steckt so viel Liebe – Liebe zueinander, Liebe zum Essen, Liebe zu den Fans und Liebe zur Liebe! Jede Seite strahlt das mit den vielen liebevollen Details sehr schön und deutlich aus. Ich habe eine einzige Folge von „First Dates“ gesehen, doch ich finde, dieses Buch ist noch viel mehr für bereits bestehende Beziehungen geeignet, nicht nur für ganz frische. Das macht es auch zu einem tollen Geschenk für Paare. Zusammen kochen, zusammen genießen, zusammen sein! Idee, Konzept und Umsetzung gefallen mir super gut und ich werde mir auch noch Band zwei zulegen! Fünf Sterne!

Bewertung vom 11.05.2023
Gasthausrezepte für Harry Potter Fans
Grimm, Tom

Gasthausrezepte für Harry Potter Fans


ausgezeichnet

Als wäre man Tourist in der Welt von Harry Potter

Harry Potter hat ja eine riesige Fangemeinde. Dazu gehöre ich nicht wirklich, aber ich liebe Rezepte, besonders in Buchform, mit oder zu einem Thema. Genau das liefert Tom Grimm seit einigen Jahren rund um die Bücher des Zauberlehrlings. Diesmal geht es um die Gerichte, die man in der Gastronomie der magischen Welt des Potter-Universums bestellen und genießen kann. Wieder eine wahrlich zauberhafte Idee! Doch das Beste ist, dass man selbst nicht zaubern können muss. Die Speisen und Getränke lassen sich ganz ohne Zauber herstellen!

Die Rezepte sind in die Kategorien Frühstück; Vorspeisen, Salate & Snacks; Suppen & Eintöpfe; Hauptgerichte; Süßes & Nachspeisen und Getränke unterteilt. Aufgemacht ist das Buch, als sei es uralt und die Seiten schon stark vergilbt, eingerissen und stockfleckig. Die Zutatenlisten sind quasi auf Papierrollen geschrieben. Die Zubereitungsschritte sind knapp, aber gut verständlich geschildert. Wunderbar für mich: Es gibt zu jedem Rezept auch ein Foto. Bei mir fallen leider Rezepte ohne Bild sofort durchs Raster und das wäre besonders hier echt schade, denn die stark englisch und schottisch angehauchten Gerichte machen sehr viel Lust, direkt loszulegen und ein Harry-Potter-Menü zusammenzustellen. Gerade bei den Getränken ist aber Vorsicht geboten: Sie sind allesamt alkoholisch und somit definitiv nicht für Kinder geeignet!

Sehr gut gefällt mir, dass auch die Fotos so angelegt sind, als seien sie uralt (bis auf die Farbe) und lägen lose bei. Ein bisschen enttäuscht bin ich davon, dass sich ein paar Rezepte aus den Vorgängerbüchern wiederholen, sogar mit dem identischen Foto. Es wurde jeweils nur der Text ein wenig verändert, genauere Angaben gemacht, exakter formuliert.

Es wird jeweils angegeben, für wie viele Portionen die Rezepte gedacht sind. Kalorien und Nährwerte findet man nirgendwo und mich stört das auch nicht. Das würde zum Thema dann auch gar nicht so schön passen! Die Zutaten sind meines Erachtens alle alltäglich, nicht exotisch und sehr gut im Lebensmitteleinzelhandel zu bekommen.

Trotz ein paar Wiederholungs-Rezepte bin ich vom Konzept des Buches und der Umsetzung begeistert. Und in der Sammlung macht sich das Buch auch toll – daher gebe ich die vollen fünf Sterne (hat ja nicht jeder schon alle Vorgänger zu Hause!).

Bewertung vom 09.05.2023
Die unglaubliche Grace Adams (MP3-Download)
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams (MP3-Download)


ausgezeichnet

Bewegend, ergreifend, aus dem Leben gegriffen – so schön!

Die Ehe von Grace und Ben ist gescheitert und die Tochter Lotte lebt beim Vater. Grace will Lotte mit einer ganz besonderen Torte zum 16. Geburtstag besuchen, landet aber in einem Stau. Da steigt sie einfach aus dem Auto und läuft los, die Torte holen und die Familie zurückerobern. Auf ihrem Marsch geschehen weitere Dinge, die jeden an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führen würden.

Die Story wird in mehreren Zeitebenen erzählt. Diese zusammen ergeben einen dicken, festen Strang, der so wahnwitzig, wie auch alltäglich und doch erschütternd ist. Vom Kennenlernen über das Elternwerden und Elternsein bis zu den kritischen Jahren mit pubertierendem Kind, Midlifecrisis, Menopause und abgekühlter Leidenschaft geht Grace auf ihrem Marsch alles in Gedanken durch. Dabei erfährt man dann mal mehr, mal weniger beiläufig so einige Fakten, die erklären, wieso Grace ist, wie sie ist. Es ist, als gäbe Grace auf ihrem Marsch vor sich selbst Dinge zu, die sie bis zu diesem Zeitpunkt massiv verdrängt hat. Vor allem ein Punkt ist dabei so heftig, dass mir fast das Herz brach. Kein Wunder also, dass sie immer wieder extrem reagiert, wenn mal wieder ein Trigger ausgelöst wird, wie beispielsweise in der Apotheke, als sich eine Kundin vordrängt und der Apotheker sich querstellt. Das sind immer wieder auch Momente, in denen man Grace feiern möchte, auch wenn ihre Reaktionen nicht gerade „erwachsen“ sind. Oder auch: gerade deshalb. An manchen Stellen fand ich Grace sogar zu zahm.

Fran Littlewood schafft es, das Leben wunderbar realistisch darzustellen, mit all seinen lustigen und tragischen, romantischen und hässlichen, tröstenden und erschreckenden und auch immer wieder wahnwitzigen Momenten. Dabei vergisst sie nicht, genug Humor einzustreuen, vom verliebten Spaß bis zum Galgenhumor. So, wie es eben im Leben immer wieder geschieht. Quasi die Würze – ohne den wahnsinnigen Schmerz, den Grace erleben musste, zu schmälern oder kleinzureden.

Mich bewegt diese Story unbeschreiblich stark. Ich kann Grace, Ben und auch Lotte sehr gut verstehen. Jeder der Drei muss auf seine eigene Weise mit den Ereignissen klarkommen, auch wenn man denken würde, zusammen wäre es einfacher. Es gibt keine allgemeingültige Lösung und genau das macht entsetzlich hilflos. Aber Grace steht immer wieder auf, so oft man sie auch zum Stolpern und Fallen bringt. Falling Down ist die Inspiration gewesen und auch, wenn man das weiß, ist die Story völlig eigenständig und alles andere als abgekupfert. Ich bin tief bewegt und weiß, dass Grace noch sehr lange in mir nachhallen wird. Tanja Fornaro hat dieses Buch unbeschreiblich gut eingelesen und die Gefühle mit ihrer Stimme sehr gut übertragen. Fünf Sterne.

Bewertung vom 08.05.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


gut

Mit schlafwandlerischer Sicherheit tapst Paul im Dunkeln

Paul Schwartzmüller stammt ursprünglich aus Siebenbürgen, ist ein Siebenbürger Sachse, aber mit vierzehn Jahren mit seinem Vater nach Deutschland geflohen. Paul wuchs mit dem Glauben auf, seine geliebte Tante Zinzi sei kurz danach gestorben. So hat ihn nichts mehr in die alte Heimat gezogen. Dann bekommt er Post – und soll sein Erbe antreten, das Haus von Tante Zinzi, die laut Brief erst sechs Wochen zuvor verstarb. Er trifft auf seinen Kindheitsfreund und urplötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Ein Mord, viele Geheimnisse, seltsame Vorkommnisse und mittendrin Paul.

Dies ist der Auftakt einer Krimiserie. Und da fängt es schon an, mich zu erstaunen, denn Paul ist alles andere als ein Ermittler. Eigentlich ist er sogar in seinem Beruf, Journalist, eine Niete. Zumindest stellt er sich in dieser Story reichlich dumm an und schafft es noch nicht mal, anständig zu googeln. Das ist übrigens alles, was er an Recherchearbeit zustande bringt. Er ist nicht gänzlich unsympathisch, aber definitiv das dunkelste Licht in Osrams Lichtstudio.

Die anderen Figuren sind schon echt Originale. Vorneweg Maia, bei der man nicht genau weiß, ist sie nun eine schmuddelige Kräuterhexe oder eine betörende Schönheit. Pusomori lässt sich auch nicht ganz so leicht greifen und einordnen, aber sie ist für mich die interessanteste und gelungenste Figur. Sorin ist das Sinnbild eines Taugenichts, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, aber ein herzensguter Kerl. Die Beschreibung der Landschaften, Speisen und Menschen gefällt mir gut, der Kriminalfall könnte spannender sein, die Ermittlung schlüssiger und weniger zufällig.

Der Schreibstil ist ein bisschen seltsam für meinen Geschmack. Manchmal ein bisschen eingeschlafen, immer wieder Lieblingsphrasen der Autorin (unser Paul streicht sich z.B. sehr gern über den gefüllten Bauch), ein frisch geborenes Zicklein wird zum Lamm, Sorins Mutter geht diesem gerade bis zur Hüfte (das stelle man sich mal bildlich vor!), viele Rumänische Wörter. Es gibt eine Art Spiel bei Lesenden: Die Suche nach dem bellenden Hund. In vielen Büchern kommt dieser vor. Ich habe sage und schreibe sechs Stellen in diesem Buch gefunden, die von bellenden Hunden berichten! Das dürfte Rekord sein.

Das Ende ist stimmig, aber auch wieder langweilig. Auf diese Lösung wäre jeder sofort gekommen an Pauls Stelle. Nur er hat mal wieder nicht eins und eins zusammenzählen können. Wenn Paul weiter ermittelt (hat er ja eigentlich hier gar nicht, er war nur zufällig anwesend und neugierig, schlafwandelte aber mehr, als dass er ermittelte), frage ich mich, wo und was. Und ich hoffe, er macht das dann etwas erfolgreicher und gewissenhafter. Ob ich ihn dabei begleiten möchte, kann ich aktuell noch nicht sagen. Für mich ist dies ein 3-Sterne-Buch, ein Roman, kein Krimi, und wenn doch, dann extrem gemütlicher Cosy Crime.

Bewertung vom 04.05.2023
Zacherl macht Feierabend!
Zacherl, Ralf

Zacherl macht Feierabend!


ausgezeichnet

Zacherlrezepte - Ziemlich zügig zu zaubern

Im Grunde erfindet Zacherl hier das Rad nicht neu, aber er fasst sehr gut zusammen, wie man Zeit und Geld spart und dennoch ein tolles, frisches, selbstgekochtes Abendessen zaubert. Die Tricks, wie mehr kochen und das dann einfrieren oder in Gläsern aufbewahren, Kettenkochen oder Einkaufsplanung waren in meiner Kindheit und Jugend bei den Eltern meiner Generation ganz normal. Eigentlich traurig, dass die heutige Generation das nicht mehr automatisch macht. Umso wichtiger, dass Zacherl das zum Thema macht!

Die meisten Gerichte kennt man so oder so ähnlich. Das ändert aber nichts daran, dass sie mit den tollen Zacherl-Tipps und Drehs besonders lecker werden. Mein Favorit sind die Zucchinipuffer mit Schafskäsecreme. Sehr einfach, aber unfassbar lecker! Raffiniert sind die Blätterteigtaschen mit Sauerkraut. Ich muss allerdings sagen, dass nicht jeder ganz so fix beim Kochen ist, wie Zacherl und entsprechend die Zeitangaben nicht in Stein gemeißelt sein sollten. Beim Blitz-Eintopf wurde vergessen zu erwähnen, zu welchem Zeitpunkt die Kartoffeln zugegeben werden. Ich habe das vor dem Ablöschen mit Balsamico gemacht und es schmeckte.

Die Rezepte sind gut beschrieben und es gibt ganz klassisch zu Anfang eine Zutatenliste. Wichtig ist mir persönlich immer, dass ich ein Foto vom fertigen Gericht bekomme. Das ist hier gegeben. Die Zutaten sind nicht zu ausgefallen, wenn man schon eine Weile gern und viel kocht. Die benötigten Gewürze und viele andere Zutaten sind gut im Supermarkt zu bekommen und halten sich auch etwas länger.

Insgesamt mag ich das Konzept und die Präsentation. Es gibt ein paar Fotos von Ralf Zacherl, aber sie sind keine Selbstdarstellung, sondern starten jeweils humorvoll das neue Kapitel. In den Rezepten erkennt man seine Liebe zum Kochen und sein großes Wissen und Können. Das kleine, feine Kochbuch bekommt von mir fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2023
Vegan Ocean
Flohr, Alexander

Vegan Ocean


ausgezeichnet

Seafood ohne Fisch und Meeresfrüchte!

Man soll nie etwas ablehnen, das man nicht wenigstens mal probiert hat. Deshalb habe ich nicht nach dem ersten veganen Kochbuch aufgegeben und mir Bücher von diversen Köchen und in diversen Themenbereichen zugelegt. Nach wie vor kann ich sagen, dass ich mit den Ersatzprodukten meine Probleme habe und mich nicht wirklich mit ihnen anfreunden kann. Allerdings ist das mein persönliches Problem und hat nichts mit den Rezepten und den Büchern zu tun. Inzwischen habe ich sogar große Freude an veganen Rezepten, bei denen ich dann einfach die mir unangenehmen Zutaten austausche, wie ich das bei allen anderen Rezepten (gleich ob vegetarisch oder nicht) auch mache.

Ein Faktor, der mich auf gewisse Weise hemmt, ist nicht nur der Geschmack von Tofu, den ich einfach nicht mag, es ist auch das Mundgefühl. Ein weiterer, dass man auch heute nicht alles überall bekommt. Die diversen Sorten von Algenflocken gehen zudem auch ins Geld, zumal wenn man selbst Flexitarier ist und in der Regel nur für Gäste, die sich vegan ernähren, vegan kocht. Alexander Flohr hat hier aber ein ganz besonderes Buch vorgelegt, das für mich dann doch wieder interessant wird, denn er fokussiert sich auf Maritime Küche. Ich mag nur wenige Sorten Fisch und habe nun hier ein Buch, das mir Visch ermöglicht, also vegan (oder auch vegetarisch) und damit auch meine Abneigung gegen Meeresfrüchte auf gekonnte Weise umgeht.

Bisher kannte ich Alexander Flohr und seine Bücher nicht. Sein eigener Weg zum Veganer liest sich interessant und schlüssig. Die Idee, Seafood ohne Fisch und Meeresfrüchte zu zaubern, gefällt mir außerordentlich gut. Zwar verwendet er für fast jedes Gericht Zutaten, die ich (wie oben erwähnt) nicht essen mag, aber allein die Ideen gefallen mir schon mal und für Veganer-Gäste sowieso. Ganz oft kann man auch für Nicht-Veganer das Rezept umwandeln und Fisch oder Meeresfrüchte nehmen und die Beilage dazu nach Original-Rezept machen. Klar ist, dass die Gerichte oft ein wenig Mehraufwand erfordern und/oder für Anfänger recht schwierig sind. Auch sind die erforderlichen Zutaten sehr vielfältig und nicht immer gerade günstig. Insgesamt aber ist das Buch fast schon ein MUST HAVE in einer Kochbuchsammlung.

Die Rezepte selbst sind sehr schön präsentiert. Keines ist ohne Foto, was mir persönlich immer besonders wichtig ist. Die Zutatenlisten sind in die entsprechenden Rezeptteile unterteilt und übersichtlich aufgeführt. Angaben zu Portionen, Zeitaufwand und Nährwerten sind vorhanden. Immer wieder finden sich auch Tipps unter den Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Der Abschnitt zu den „Leckeren Begleitern“ gefällt mir besonders gut. Das Rezept für das Bratfischgewürz ist der Hit und natürlich auch bestens für echten Fisch geeignet. Auch die restlichen Begleiter mögen nicht nur Veganer und passen zu vielen Gelegenheiten. „Easy durch die Meeresküche“ hätte gerne ganz am Anfang stehen dürfen, um nicht übersehen zu werden. Hier gibt es u.a. super gute Infos rund um Algen.

Kurz und gut – auch wenn ich weiterhin Flexitarier bleibe, lasse ich mich immer gerne zu neuen Wegen und Ideen anregen. Dieses Kochbuch für vegane maritime Küche ist ein Volltreffer, besonders für echte Veganer aus Überzeugung. Mit Sicherheit werden weiter einige der Gerichte auch bei mir serviert werden! Fünf Sterne gebe ich hier schon allein aus Anerkennung des Grundgedankens.

Bewertung vom 02.05.2023
Nachhaltig Kochen: die 40EUR-Woche
Olvenmark, Hanna

Nachhaltig Kochen: die 40EUR-Woche


sehr gut

Nicht ganz vegan, aber komplett vegetarisch

Die Grundidee des Buches gefällt mir super gut – endlich wird ganz deutlich aufgezeigt, dass man sehr wohl super lecker, aber auch günstig, preiswert kochen kann. Vielleicht bin ich aus einer Generation, die es noch kennt, dass es im Geschäft die Orangen und Mandarinen nur zu Weihnachten gab, Paprika im Spätsommer, dafür aber regionales Obst und Gemüse immer die erste Wahl war. Mitte/Ende der 1970er Jahre boomten dann die Discounter und änderten alles. Erstaunlich, wie schnell die Menschen vergessen können! Und jetzt, wo wir „back to the roots“ gehen, wird das Verhalten unserer Eltern und Großeltern aus meinen Kindertagen zur revolutionären „neuen“ Entdeckung. Es wäre schon lustig, wenn es nicht so traurig wäre!

Umso wichtiger finde ich Hanna Olvenmarks Buch. Schade finde ich nur, dass man (oder nur ich?) erst spät merkt, dass es gleichzeitig auch ein Buch zur vegetarischen, großteils auch veganen Küche ist. Nicht ganz so schlimm, aber doch nicht ganz fair. Das weiß ich gerne sofort und auf den ersten Blick. Warum? Ich kann auf Fleisch verzichten, aber ich mag keine Ersatzprodukte (nicht nur Tofu ist mir verhasst, das fängt schon bei veganer Milch/Sahne und Eiersatz an). Davon abgesehen bereichert das Buch definitiv! Manche Erklärungen und Erkenntnisse finde ich für meine Altersgruppe ein bisschen amüsant, aber sie zeigen mir, dass meine Generation nicht genug von diesem Wissen an die nächste Generation weitergegeben hat. Das ist schon ein kleiner Schock. Darum finde ich den Saisonkalender für Obst und Gemüse schon super wichtig und sehr gelungen.

Für jeden Monat gibt es einen Wochenplan. Dafür gibt es sechs Rezepte, eines davon so, dass es für einen zweiten Tag zum Aufwärmen reicht. Hier findet sich dann auch gleich, was „zu tun“ ist für die weiteren Schritte bzw. Tage. Sehr praktisch und hilfreich ist ebenfalls, dass auf der gegenüberliegenden Seite dann gleich die entsprechende Einkaufsliste aufgeführt ist.

Die Rezepte kommen mit ein paar erklärenden Worten der Autorin, einer sauber und übersichtlich gegliederten Zutatenliste und daneben den erforderlichen Arbeitsschritten, auch diese gut verständlich formuliert. Daneben findet man ein appetitanregendes Foto des Gerichts. Mir ist das immer super wichtig, denn gerade beim Kochen lasse ich mich von den Bildern inspirieren. Rezepte ohne Foto fallen bei mir aus dem Raster. Die Zutaten sind gut zu bekommen. Was mir ein bisschen bitter aufstößt ist, dass kaum ein Rezept ohne Brühwürfel auskommt. Ich würze und koche ohne Instantbrühe und ohne Brühwürfel. Da ist mir dann am Ende doch zu viel Chemie drin.

Manche Rezepte verwirren mich allerdings. Wieso vegane Sahne verwendet wird, wenn gleichzeitig Eier und Käse zum Rezept gehören, erschließt sich mir absolut nicht. Oder Pflanzendrink statt Milch, aber Eier und Käse. Das sind dann quasi halbvegane Rezepte, die mit dem „Lieber vegan?“-Feld, in dem die veganen Alternativen zu den tierischen Produkten aufgezählt werden, zu vollständig veganen Rezepten werden. Das mag ich so nicht. Meine Vermutung: So hält die Autorin den CO₂-Wert pro Portion unter 0,5kg.

Auch wenn ich kein Veganer werde und lieber fleischlose Tage einlege, bei denen dann aber auch Milchprodukte verwendet werden, sowie Eier, finde ich dieses Kochbuch sehr bereichernd. Für den Fall, dass man Gäste hat, die sich vegan ernähren, möchte man ja auch gerüstet sein und nicht gerade die langweiligsten Standard-Gerichte auffahren. Mein Lieblingsgericht – auf vegetarische Art – ist das Kartoffelpüree mit Pilzsauce und grünen Bohnen in Knoblauch. Unfassbar lecker!

Hier hat man also ein Kochbuch, das den Geldbeutel schont, das Bewusstsein für saisonale und regionale Lebensmittel schärft, extrem auf den CO₂-Wert achtet, komplett ohne Fleisch auskommt (daher auch der extrem gute CO₂-Wert) und fast komplett vegan ausgerichtet ist. Die Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich, besonders bei Obst und Gemüse, konnte die Autorin natürlich nicht vorhersehen, daher sehe ich das mit den vierzig Euro/Woche nicht ganz so eng. Ich finde es trotz meiner Kritikpunkte gelungen und gebe vier Sterne.

Bewertung vom 02.05.2023
One of the Girls
Clark, Lucy

One of the Girls


weniger gut

Für mich eine langweilige und enttäuschende Story

Der Junggesellenabschied von Lexi feiert sie mit fünf Freundinnen auf einer griechischen Insel. Alles ist traumhaft schön und luxuriös. Doch so idyllisch, wie alle zunächst tun, ist das Ganze nicht. Schnell stellt sich heraus, dass jede der Frauen Geheimnisse hat und nicht alles so rosig war und ist, wie alle gerne tun würden.

Leider konnte ich mit keiner der Frauen eine emotionale Bindung aufbauen. Sie alle fand ich auf ihre eigene Weise einfach nur schrecklich oberflächlich, naiv, überheblich, falsch – eben schlicht unsympathisch. Daher hatte ich zusätzlich noch gewisse Probleme, die Frauen auseinanderzuhalten. Kein gutes Zeichen!

Die Autorin zögert das Auftauchen der auf dem Cover erwähnten Leiche ein bisschen zu heftig mit dem immer selben schriftstellerischen Dreh hinaus. Mehrfach schreit jemand auf und man denkt: Jetzt ist eine tot! Und nö, nix da, es ist etwas anderes mehr oder weniger dramatisches geschehen. Nette Idee, aber ein bisschen überstrapaziert. Dafür erfährt man von jeder einzelnen Frau ausführlich die Gedanken, Gefühle, Selbstzweifel und Geheimnisse, die mal mehr, mal weniger aufsehenerregend sind. Irgendwie ist es das ganz normale Gejammer von „Dir und mir“, aber von einem Buch – ob nun Roman oder Thriller – erwarte ich doch eine Auszeit vom eigenen, wirklichen Leben. Mit jedem Geheimnis mehr überlegt man dann, ob dies einen Mord wert ist.

So plätschert das Buch so dahin und man versteht, warum es auf dem Cover als Roman deklariert ist, nicht als Krimi oder Thriller, obwohl es ja schon vom Text auf dem Titelbild um Lüge, Betrug und Tod geht (und es im Genre Thriller einsortiert ist). Mich frustriert so etwas dann doch arg und ich finde, da werden Leser mit etwas angelockt, das dann mehr oder weniger gar nicht kommt. Für mich ist dies eher eine nicht so wirklich spannende Sozialstudie, eine Beobachtung, wie sich Freundschaften über die Jahre hin verändern, wie sich Menschen verändern. Dumm nur, dass eine Frau (die Autorin) hier quasi alle Frauen (die Protagonistinnen eben, die ja im Grunde jede für einen bestimmten Typ Frauen stehen) in keinem guten Licht dastehen lässt und auch eine seltsame Einstellung z.B. zu weniger schlanken Frauen hat.

Das Geheimnis von Ana hat mir zunächst ein frustriertes Stöhnen entlockt und beinahe hätte ich hier abgebrochen. Aber die Neugier siegte und die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt. Das letzte Viertel zieht dann an mit Drehungen, Wendungen, Entdeckungen, Enthüllungen, Erkenntnissen und Ausbrüchen dermaßen an, dass man sich wundert, wieso die ersten drei Drittel so fürchterlich lahm waren. Irgendwie ist das dann aber so überfrachtet, dass man es nicht ernst nehmen kann. Und ab einem gewissen Punkt ist tatsächlich jede neue Wendung vorhersehbar.

Bis zum Ende wiederholen sich Muster und ich habe einfach zu oft mit dem Kopf geschüttelt. Man könnte es kurz fassen und sagen, es kam, wie es kommen musste. Deshalb kann ich leider nur sehr magere zwei Sterne geben. Da retten nicht mal die beiden wirklich sehr guten Sprecherinnen noch etwas.