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jam

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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2019
StehaufMensch
Koch, Samuel

StehaufMensch


ausgezeichnet

„Wenn jemand eine schmerzhafte Erfahrung in etwas Positives verwandeln konnte, lohnt es sich meiner Erfahrung nach immer, gut zuzuhören.“ - Seite 28

Der Autor Samuel Koch hat sich viele Gedanken gemacht, darüber was uns stark macht. Was unterscheidet die Menschen, die aufstehen und weitergehen von denen, die liegen bleiben?
Im ersten Teil des Buches lädt uns Samuel Koch dazu ein, den neuen Begriff Resilinz näher zu betrachten. Wie kann ein Wort, eine Eigenschaft, die aus der Mechanik kommt, bei Menschen funktionieren?
Am Rande hat mich die Resilienz schon gestreift, aber ich habe mich bisher nicht eingehender damit beschäftigt. Es klingt auf den ersten Blick nach einem tollen Konzept - sich quasi eine Teflonbeschichtung gegen Probleme zuzulegen. Aber was dahinter steckt, das habe ich bis jetzt noch nicht hinterfragt.
Samuel Koch hat sich eingehend damit beschäftigt, auch mit dem Hirnforscher Gerald Hüther darüber gesprochen. Und die neuesten Erkenntnisse der Forschung in für mich verständliche Worte gefasst. Seine Erklärungen gaben mir einen völlig neuen Denkanstoß!
Dabei ist seine Sprache ein wirklich gelungener Mix aus gut formulierten Erkenntnissen und einem kleinen Augenzwinkern, der sich angenehm lesen lässt.

„Erfolgreiche Resilienzförderprogramme führen also im blödesten Fall dazu, dass man die Belastungen selbst nicht mehr verändern oder sich dagegen auflehnen will.“ - Seite 35

Dabei agiert er keineswegs mit dem Zeigefinger. Er ist überzeugt davon, dass die Lösung von innen kommen muss, von außen kann lediglich ein Impuls kommen. Umso wertvoller ist der zweite Teil des Buches, in dem er uns viele Möglichkeiten zeigt, die helfen können, nicht müssen. Nach dem Motto:
„Mache ich den anderen gerade zum Opfer einer Belehrung (…) – oder helfe ich ihm, eigene Erkenntnisse zu gewinnen?“ Seite 61
Samuel Koch hat sich mit Holocaust-Überlebenden beschäftigt, Mördern, Todkranken und Menschen wie dir und mir. Und er hat genau hingehört und versucht herauszufinden, was diesen Menschen auf ihrem Weg nach oben geholfen hat.
Dabei bemüht er keine modernen Worte sondern besinnt sich auf teils ganz traditionelle Werte, wie Glaube, Demut, Langmut und Selbsttransparenz. Wenn man sich um sich selbst dreht, bewegt man sich logischerweise nur im Kreis, sagt er und fragt provokant, ob Mutter Teresa wohl so glücklich war, weil sie sich Gedanken über ihre Work-Life-Balance gemacht hat.
Im Epilog nennt er noch einige Vitamine für die Seele, erste Hilfe Maßnahmen für traurige Tage die es wert sind, immer wieder mal ausprobiert zu werden!


Das Buch ist durchzogen von wunderbaren Illustrierungen, die man mehrmals anschauen muss, um wirklich jeden Strich zu verstehen. Auch sind wichtige Botschaften orange hervorgehoben, so dass man sie auch beim Durchblättern sofort im Auge hat.


Fazit: Ein außergewöhnlicher Ratgeber eines außergewöhnlichen Menschen, den ich sicher noch oft in die Hand nehmen werde!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2019
Kamikatze
Fielstedde, Kerstin

Kamikatze


ausgezeichnet

Kilo Foxtrott raufte sich die Federn. „Fassen wir also zusammen: Indy ist von Sumo gecatnappt und in die Unterwelt verschleppt worden. Vermutlich, weil sie zu viel wusste. Dreipunkteins hat das beobachtet und so nebenbei des Maulwurfs Ziel zur Machtergreifung belauscht. Richtig?“
„Richtig!“ Die Guerilla-Kämpfer schauten ihn grimmig an.
Seite 45

Als seine Schwester, die Geheimagentin Indy, verschwindet, rafft sich der Maine Coon Kater Ian, seiner Schlafkrankheit zum Trotz, auf, um sie zu suchen. Bald scharrt sich ein bunter Trupp um ihn, ein Papillon, der nebenbei als Modezar agiert, ein Vogel zur Luftaufklärung, ein halber Wurm und ein Norweger-Kater, der aber vorher die siamesischen Orakelfische befragen muss… Unterwegs treffen sie auf neue Freunde, seltsame Verbündete und alte Feinde!
Und die Zeit ist knapp, denn Indy ist an einem gefährlichen Ort gefangen und tödlichen Substanzen ausgesetzt….

Das Cover und der Untertext „Ein Katz und Maus Krimi“ ließen mich von einer Geschichte à la „Glenkill“ ausgehen. Eine Katze, die auf geheimen Pfaden ihre Schwester sucht, unbemerkt von den Menschen.
Doch in Kerstin Fielsteddes Welt haben die Tiere viel mehr Optionen, große, gefährliche Visionen und oft „unmenschliche“ Tragödien erleiden müssen. Wir treffen eine traumatisierte Ex-Minenratte, größenwahnsinnige Wühler, werden unter Drogen gesetzt und nebenbei erfahren wir, wie die großen Bauskandale der jetzigen Zeit zustande kommen – und wer der wirkliche Drahtzieher hinter all dem ist!
Die Mitglieder der Kampftruppe kommen oft wirklich schräg daher, sind aber dennoch nicht skurril gezeichnet und bleiben absolut liebenswürdig!

Obwohl ich von einer ganz anderen Geschichte ausgegangen bin, hat mich „Kamikatze“ in seinen Bann gezogen! Mit oft brutalen Kampfszenen, die wahren Geheimagenten würdig sind und ungeschönten Einblicken in unsere Gesellschaft, die so nebenbei ins Geschehen fließen, das man sie fast überlesen könnte – aber eben nur fast!
Das Ganze wird noch garniert von wirklich unterhaltsamen Szenen und umwerfend komischen Dialogen, die mir über die sehr heftigen Kampfszenen hinweggeholfen haben!

Die unterschiedliche Kampftruppe geht unbeirrt ihren Weg, übersteht heftigste Angriffe und macht erschütternde Entdeckungen. Und wir alle könnten uns eine Scheibe von ihnen abschneiden… Denn obwohl sie so unterschiedlicher Herkunft sind, aus verfeindeten Rassen oder Bestandteile der Nahrungskette eines anderen Mitgliedes, halten sie unbeirrt zusammen und geben nie auf! Selbstlos helfen sie sich auch in den ausweglosesten Situationen, wo andere wohl schon längst das eigene Fell gerettet hätten.
KamiKatze ist der erste Fall, wir dürfen mit den ICats einen kleinen Teil abschließen aber die große Rahmenhandlung bleibt offen und hinterlässt genug Sprengstoff für weitere Teile!


Fazit: Ein ungewöhnlicher, oft brutaler Tier-Agenten-Thriller, der nebenbei einen erschreckend wahren Einblick in unsere Menschenwelt eröffnet!

Bewertung vom 04.02.2019
Mein Jahr mit Dir
Whelan, Julia

Mein Jahr mit Dir


ausgezeichnet

„Sie sind die überehrgeizige Amerikanerin, eine Rhodes-Stipendiatin, die Oxford als eine Reihe von Hürden sieht, die es zu überwinden gilt wie Levels in irgendeinem Videospiel. Und ich? Ich bin der scheinheilige Lyrikgelehrte, der erhabene Theorien von Liebe verficht, während er es jede Nacht mit einer anderen treibt. (…) Aber wer sind wir wirklich, hm?“
Seite 118

Ella hat alles erreicht, worauf sie ihr Leben lang hingearbeitet hat. Mit einem Stipendium kann sie ein Jahr nach Oxford gehen, um dort bei Roberta Styan zu studieren. Doch nicht sie leitet den Kurs, sondern Jamie, der arrogante Fraueneroberer mit der Drei-Dates-Regel, der Ella vor die Herausforderung ihres Lebens stellt…

Auf den ersten Blick klingt und sieht das Buch aus, wie ein netter, beliebiger Liebesroman. Doch schon auf den ersten Seiten wird klar, dass da mehr dahinter steckt. Die Kapitel werden immer wieder von kurzen Gedichten eingeleitet, deren Sinn sich mir manchmal erst ein paar Kapitel später so richtig erschloss. Ungewöhnlich und machte mir Lust, doch mal einen Gedichtband in die Hand zu nehmen.
Man spürt in jeder Zeile die Liebe der Autorin zu Oxford und auch den Menschen, die dort studieren. Teils skurrile, liebenswerte Personen, die meiner Meinung nach etwas zu kurz kamen. Manche bleiben Ella in Freundschaft verbunden, ihre Eigenarten hätten aber noch etwas mehr hergegeben.

Das Buch basiert auf einem Drehbuch, das der Autorin vorgelegt wurde und das sie in einen Roman verwandelt hat. Und manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, genau das zu spüren. Zu überzeichnete Personen, um real zu sein, manche Randfiguren dürfen kurz aufblitzen um wieder völlig in der Versenkung zu verschwinden. Und jedes Fitzelchen Emotion muss herausgekitzelt werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Bei all der Schwere blieb es mir zu süßlich. Man merkt, dass die Autorin ihr Handwerk versteht, sie hätte aber nicht jeden Kunstkniff, den sie kennt, auch anwenden müssen.
Im Gegensatz dazu sind die Dialoge zwischen Ella und Jamie und ihren Freuden wirklich gelungen. Sie sind witzig-unterhaltsam geschrieben und machen die Geschichte zusätzlich lesenswert.

Die Protagonistin Ella ist ehrgeizig, übermotiviert und scheint darüber die Freuden des Lebens vergessen zu haben, ich habe etwas gebraucht, um mit ihr warm zu werden. Im krassen Gegensatz zu Jamie, der das Leben genießt und das Klischee des hedonistischen Reichen voll zu erfüllen scheint.
Dennoch finden die beiden einen Draht zu einander, der durch Jamies tragisches Geheimnis zu reißen droht… Dadurch nahm das Buch eine hochdramatische Wendung, die mich die letzten Seiten weinend lesen ließ.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Liebesroman, schön erzählt mit viel Pathos und Dramatik!

Bewertung vom 28.01.2019
Lara und die freche Elfe in der Schule - Leserabe 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
Kiel, Anja

Lara und die freche Elfe in der Schule - Leserabe 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren


ausgezeichnet

Die Elfe kichert frech. „Mit wem sprichst du? Mit mir jedenfalls nicht. Mich gibt es nämlich nicht.“
Seite 35

Als Lara ein Referat über etwas, das fliegt, halten soll, wählt sie „Elfen“ als Thema. Die anderen Kinder lachen, denn Elfen gibt es nämlich nicht. Da will Lara Fritzi, ihre kleine Elfe aus der Schultasche holen. O Schreck, die Elfe ist weg!
Niemand scheint Lara zu glauben, nur Ben hält zu ihr. Immer wieder sucht er den Kontakt, obwohl Lara ihn zu Beginn abwehrt.
Einfühlsam behandelt das Buch somit Themen, die wohl jedes Schulkind kennt.
Für Lara ist es nicht schön, von anderen ausgelacht zu werden. Da kann es schon vorkommen, dass man die, die es nicht tut, auch nicht an sich ranlassen will.
Aus Bens Sicht zeigt es, dass man, wenn man jemanden mag, nicht aufhört, mit ihm zu reden, auch wenn er vielleicht abwehrend reagiert.
Die kleine Elfe ist erst etwas eifersüchtig auf Laras neuen Freund, auch das kennt wohl jeder. Letzten Endes aber geht natürlich alles gut aus!
„Lara und die freche Elfe in der Schule“ ist ein entzückendes Erstlesebuch vom Leseraben. Tolle und liebevolle Illustrationen unterstreichen die Geschichte.
Nach jedem Leseabschnitt darf der kleine Erstleser als Belohnung einen der beigelegten Rabensticker einkleben. Am Ende des Buches gibt es ein kleines Rätsel, mit dem die LeserInnen überprüfen können, ob sie alles verstanden haben und zum Reflektieren des Gelesenen.
Ein wunderbares Erstlesebuch für kleine und große Mädchen!

Bewertung vom 28.01.2019
Letzter Stollen / Gasperlmaier Bd.7
Dutzler, Herbert

Letzter Stollen / Gasperlmaier Bd.7


sehr gut

Die Mama nickte. „Die Gerüchte, die gibt´s seit siebzig Jahren. Und sie werden nicht wahrer, weil sie älter werden.“
Seite 141


Direkt von seiner Geburtstagsfeier weg wird Kommissar Gasperlmeier in den Salzstollen gerufen. Ein verschwundener Schutzanzug kündigt einen neuen Fall an.
Und dieser führt tief in den Stollen – und in die düstere Vergangenheit des Ausseerlandes.

Dies war mein erster Altaussee-Krimi, ich kannte den urigen Ermittler Gasperlmaier vorher noch nicht.
Er ist kein mutiger Ermittler, wer will nur seinen Job erledigen, ohne viel Aufsehen zu erregen. Gasperlmaier ist einer vom alten Schlag. Handy und Internet, damit kann er nicht viel anfangen. Mit einer guten Leberkässemmel und einem Bier dazu schon viel eher. Die weiblichen Kolleginnen verunsichern ihn etwas.

Dennoch gelingt es ihm, mit Hilfe seiner Mutter und des pensionierten Kollegen Friedrich, diesen Fall zu lösen. Im Laufe der Geschichte sehen wir ihn ein wenig über seinen Schatten springen, auch mal Eigeninitiative ergreifen und etwas Gefühl zeigen. Das machte ihn mir letzten Endes sympathisch.
Ein wirkliches Highlight war seine Kollegin, die Manuela, die ihn richtig zu nehmen weiß und mit ihrer Energie oft Schwung in die Ermittlung bringt. Sie ist der richtige Gegenpol zu Gasperlmaier.

Die Manuela grinste. „Wenn du was über die Gegenwart wissen willst, fragst du den Friedrich. Und wenn´s um Sachen geht, für die sogar der Friedrich zu jung ist, fragst du deine Mama.“ (…) Sie hatte ihn, man musste es zugeben, gründlich durchschaut.
Seite 149

„Letzter Stollen“ ist ein solider Krimi mit viel Lokalkolorit, verrät einiges über die Vergangenheit – und hoffentlich nicht allzu viel über die gegenwärtige Polizeiarbeit! Da hoffe ich, dass in der Realität doch etwas mehr auf Dienstvorschriften geachtet wird. ;)
Auch für überraschende Wendungen ist gesorgt, und somit hat mich „Letzter Stollen“ gut unterhalten!

Bewertung vom 22.01.2019
Dönerröschen (Humor, Liebe) (eBook, ePUB)
Konecny, Jaromir

Dönerröschen (Humor, Liebe) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Meiner Mutter konnte ich nicht mit meinem kleinen Bruder kommen. Sie war extrem schlau und wusste, dass ich keinen Bruder habe.“

Jonas hat es nicht leicht. Eine Mutter, die ständig in Ohnmacht fällt, ein exzentrischer Vater und ein kuchenfressender Hund. Und dann ziehen seine Eltern mit ihm nach Neuperlach, ins Ghetto! So wie es aussieht, muss er erst Kurzdeutsch lernen, um dort klar zu kommen… Als dann noch die süße Türkin Sibel auftaucht, ist das Chaos komplett!

Schon lange nicht mehr habe ich mich so gut unterhalten! Das Buch beginnt im witzigen Jugendjargon, in den ich mich schnell eingelesen hatte.

„Hasdus nicht Glotze gehört?“

Jonas, ein typischer 16jähriger, ist von Hormonen gebeutelt und er und seine Familie haben ein goldenes Händchen dafür, sich in unmögliche Situationen zu bringen. Dabei darf manchmal ein bisschen Brachialhumor nicht fehlen!
Jaromir Konecny lockt uns mit frecher, zeitgemäßer Sprache in eine vermeintlich seichte Geschichte. Nur, um dann unerwartet mit Tiefe zu punkten. Er serviert uns Klischees und Vorurteile auf dem Silbertablett und haut sie uns dann mit Schmackes um die Ohren. Seine Lektionen kommen nicht mit erhobenem Zeigefinger, sie ergeben sich aus Begegnungen und Gesprächen, aus Gefühlen, die er im Leser erweckt.

„Na ja, du hast dir etwas über die Türken zusammengereimt. Aber langsam merkst du, dass ich ein ganz normaler Mensch bin – genau wie du.“

Dabei stehen trotzdem die witzige Handlung und tollen Menschen aber absolut im Vordergrund!

Fazit: Eine locker-frech erzählte Geschichte mit einer wichtigen Botschaft. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.01.2019
Vielleicht tanzen wir morgen
Hogan, Ruth

Vielleicht tanzen wir morgen


sehr gut

„Wenn die Musik für jemanden, den man liebt, zu Ende ist, hört man nicht auf zu tanzen. Man tanzt für denjenigen mit.“
Seite 191

Mascha hat ihren geliebten Sohn verloren – und seither überlebt sie nur noch. Sie erfüllt ihre Pflichten, geht regelmäßig ins Schwimmbad, um ertrinken zu üben, arbeitet, trifft sich mit Freunden. Als ihr die verschrobene Sally begegnet, merkt sie immer mehr, dass das Leben auch wieder schön sein darf und kann…

Ruth Hogan beschreibt uns Charaktere, die durch die Bank skurrile Individualisten sind, mit großen, tragischen Geschichten. Es ist interessant, von Opernsängern und Zauberkünstlern zu lesen. Aber manchmal hätte ich mir dazwischen einen Menschen wie du und ich gewünscht.

Das Buch wird getragen von der großen Trauer Maschas. Ihr Verlust hat sie überwältigt und gelähmt. Sie merkt immer mehr, dass sie auch andere damit hemmt und versucht, wieder ins Leben zurückzukehren.
So schön die Elemente waren, in denen sie wieder Mut fasst, Freunde und Freude findet, so hat das Buch doch einen sehr melancholischen Grundton, der mir manchmal fast zuviel war.

Ein Buch, das aufmuntern soll und mich doch sehr traurig zurücklässt.

Bewertung vom 02.01.2019
Bad Boy by Banana / 3Bee by Banana Bd.1
Furisto, Alva

Bad Boy by Banana / 3Bee by Banana Bd.1


schlecht

Tja, wo fange ich an?

Ich lese selten Klappentexte ganz durch, da sie mir meist zu viel verraten. Hier habe ich ihn und auch eine Leseprobe des Buches gelesen. Da habe ich schon laut losgelacht, als Tom bei der Taxizentrale anruft, damit ihm ein Fahrer Kippen und Kaffee bringt.

Das gepaart mit dem eigenwilligen Cover hat mich vermuten lassen, ein Buch á la Jaud oder Sachau in Händen zu halten.

Was kam, war völlig anders. Kein Problem, passiert schon mal, Gedanken neu sortieren und weiterlesen, normalerweise kein Thema.

Aber hier erwartete mich ein wilder Genre-Mix, der wirklich die volle Bandbreite ausnutzt und mich völlig konfus zurücklässt.

Ich habe mich durch die Seiten gequält, ich kann es nicht anders sagen. Die Zeit in der Hütte, das Aufeinandertreffen mit Nancy fühlte sich an wie eine Achterbahnfahrt. Tom schwankt zwischen väterlichen Gefühlen und Leidenschaft, Nancy wechselt von „Ich liebe dich“ zu „Fuck, Alter“ in einem Tempo, dass mir der Kopf schwirrte. Wann sich die beiden jetzt unsterblich ineinander verliebten bei all dem, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.

Zurück in der Zivilisation lernen wir wirklich tolle Menschen kennen, Sophia ist mir unglaublich ans Herz gewachsen.

Aber insgesamt war es mir dann zu viel des Guten. Denn hier prallen wir auf sexuelle Belästigung, dubiose Geschäftsmänner mit fast Mafia-Paten-Gehabe, einen gefährlichen Fluch, Dämmerungsdrachen, Zwerge und sehr ernste Themen wie pflegebedürftige Angehörige. Auch hier wieder ein Wechsel, der einem den Atem raubt. Kaum hatte ich das Gefühl, das Geschehen einordnen zu können, driftete der Roman wieder in eine völlig andere Richtung, aber auf eine unangenehme Art. Manche Plots wurden auf wenige Worte reduziert aufgelöst und ließen mich unzufrieden zurück, andere Dinge bleiben bis zu Letzt offen.

Einzig das wirklich überraschende Ende war ein kleiner Lichtblick, konnte mich aber über die Irrfahrt davor einfach nicht hinwegtrösten.



Fazit: Ein wilder Genre-Mix, der wirklich die volle Bandbreite ausnutzt und mich völlig konfus zurücklässt.

Bewertung vom 17.12.2018
Wir drei verzweigt
Benway, Robin

Wir drei verzweigt


sehr gut

„Grace“, sagte ihr Vater so behutsam, als fürchtete er, mit seiner Stimme eine Bombe hochgehen zu lassen und sie alle in die Luft zu sprengen, „du hast Geschwister.“
Seite 16

Als die 16jährige Grace schwanger wird, entscheidet sie, das Kind zur Adoption freizugeben. Von ihren Emotionen überwältigt, will sie sich nun auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter machen – und findet erst Mal zwei Geschwister. Die lesbische Maya und den etwas verschlossenen Joaquin, die nichts von ihrer Mutter wissen wollen. Langsam kommen sie sich näher und lernen, sich zu öffnen und ihre Definition von Familie zu erweitern.

„Wir drei verzweigt“ ist wechselnd aus den drei Perspektiven der Geschwister geschrieben, was einen besonders ins Geschehen zieht. Man erfährt direkt, was sie bewegt, was ihnen wiederfahren ist. Stück für Stück fassen sie zueinander Vertrauen und erzählen sich ihre Geheimnisse.
Die Geschichte hat mich von Anfang an sehr gerührt und ist mir teilweise fast zu nahe gegangen. Man merkt die amerikanische Adoptionskultur (2009 gab es in den USA mehr Adoptionen als in allen anderen Ländern zusammen) und das ist mir sehr fremd. Die besten Eltern für sein Kind aussuchen – eine schräge Vorstellung.
Was mir gut gefallen hat, war, dass auch die Gefühle und Ängste der Menschen rund um die drei beleuchtet wurden. Was macht es mit den Adoptiveltern, wenn die leibliche Mutter auftaucht, was mit den Geschwistern, wenn neue kennengelernt werden?

Auch wenn es einem der Geschwister nicht immer gut ergangen ist, kam mir die Handlung doch vielfach weit weg von der Realität vor. Die Suche nach der Mutter und das Ende waren mir dann gänzlich zu viel… Nicht kitschig, aber unglaubwürdig.
So schön und rührend das Buch geschrieben ist, es bleibt bei mir der Nebengeschmack einer geschönten Wirklichkeit…

Fazit: Eine gefühlvoll geschriebene, verklärte Adoptionsgeschichte á la „Juno“.