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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 470 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2022
Wisting und der See des Vergessens / William Wisting - Cold Cases Bd.4
Horst, Jørn Lier

Wisting und der See des Vergessens / William Wisting - Cold Cases Bd.4


ausgezeichnet

William Wisting hat Urlaub. Doch den kann er nicht so richtig genießen, denn er erhält anonyme Briefe, die auf zwei ältere Fälle verweisen. Als Wisting sich mit diesen beschäftigt, erkennt er, dass womöglich Fehler begangen wurden und jemand unrechtmäßig im Gefängnis saß. Die Ermittlungen werden über die Cold-Case-Gruppe um Adrian Stiller wieder aufgenommen, mit dem Wisting schon mehrmals zusammenarbeitete.

Der vierte Band der Cold-Case-Reihe hat mir wieder gut gefallen, ich mag den Protagonisten einfach, ein alter Hase im Polizeidienst, nicht mehr lange bis zur Rente, Witwer, zwei erwachsene Kinder und eine süße kleine Enkeltochter, die auch hier wieder eine Rolle spielen darf. Wisting erscheint mir immer sehr unaufgeregt und besonnen, er hat einfach viel Ahnung und scheut sich auch nicht, Fehler zuzugeben. Seine Tochter, die Journalistin Line, hat in den Vorgängerromanen immer eine größere Rolle gehabt, hier tritt sie stark zurück, was ich gar nicht schlimm finde, im Gegenteil, mittlerweile war es etwas zu viel geworden. Auch Adrian Stiller, Leiter der Cold-Case-Gruppe hat eine kleinere Rolle als sonst, so dass Wisting selbst im Mittelpunkt der Ermittlungen steht.

Interessant sind ein paar der Charaktere, mit denen Wisting durch die Ermittlungen Kontakt hat, so hat mir Kathe Ulstrup, die im Lensmannbüro arbeitet, gut gefallen, sie könnte ich mir auch in weiteren Bänden vorstellen, ich würde sie gerne wiedertreffen. Den als Täter verurteilte Danny Momrak und eine Journalistin, Ninni Skjevik, die damals über die Verhandlung berichtet hat, und später mit Monrak Kontakt aufgenommen hat, trifft man auch in Rückblenden.

Wistings Kolleg:innen arbeiten parallel in einem anderen Fall, den man zusammen mit Wisting mitverfolgt, und der am Ende auch in eine Auflösung mündet. Von der Auflösung des Cold Case war ich überrascht, das hatte ich nicht erwartet, aber dennoch konnte sie mich überzeugen.

Auch dieser Band der Reihe hat mir wieder gut gefallen, der Protagonist ist kompetent und sympathisch, die Fälle interessant und die Auflösungen überzeugend. Ich empfehle sehr gerne die ganze Reihe.

Bewertung vom 28.09.2022
Tod eines aufrechten Vampirs / Spellbound Bd.1 (eBook, ePUB)
Chase, Annabel

Tod eines aufrechten Vampirs / Spellbound Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Anwältin Emma Hart verirrt sich auf dem Weg zu einer Mandantin, rettet einem Engel das Leben und landet in dem Ort Spellbound, in dem es von mystischen Wesen wimmelt. Erschreckt stellt Emma fest, dass sie den Ort nicht verlassen kann, dabei trifft der Fluch, der auf Spellbound liegt, doch nur mystische Wesen …

Die Autorin lässt die Protagonistin selbst in Ich-Form erzählen, so dass man immer auf dem gleichen Wissensstand wie Emma ist. Da sie den Ort nicht mehr verlassen kann, und gerade der Pflichtverteidiger, ein Vampir, ermordet worden ist, übernimmt sie nicht nur dessen Fälle, sondern auch dessen Haus inklusive Haustier, und lässt es sich auch nicht nehmen, in seinem Todesfall zu ermitteln. Nebenbei muss sie in die Schule gehen, um ihre neugewonnenen Fähigkeiten beherrschen zu lernen, und sich mit den mehr oder weniger gefährlichen anderen Einwohnern Spellbounds bekannt machen.

Der Roman ist humorvoll geschrieben, hat mich aber eher zum Schmunzeln als zum Lachen gebracht, aber wie Emma versucht, in ihrem neuen Leben klar zu kommen, lässt sich schon sehr gut lesen, vor allem, weil man immer auch ihre Gedanken und Gefühle miterlebt.

Der Kriminalfall ist meiner Meinung nach etwas einfach gestrickt, und seine Auflösung hat mich nicht ganz überzeugt, doch neben all dem anderen, lässt sich das gut verschmerzen, der Fokus liegt in meinen Augen sowieso weniger darauf als vielmehr auf der absurden Situation, mit der Emma klarkommen muss. Mich selbst hat der Roman schnell gepackt und ich hatte ihn ruckzuck ausgelesen, am liebsten hätte ich noch eine ganze Weile weitergelesen.

Sehr gut gefallen haben mir auch die hübschen kleinen Vignetten zu Beginn der einzelnen Kapitel, die passend zum Thema u. a. eine Eule, eine Fledermaus und eine fliegende Hexe darstellen.

„Der Tod eines aufrechten Vampirs“ ist erst der Beginn dieser Reihe, zwei weitere Bände sind bereits auf Deutsch angekündigt, ich freue mich darauf.

Die Kombination aus Cosy Crime, Humor und Mystery ist wirklich gut gelungen, die bisher bekannten Einwohner Spellbounds sowie die Protagonistin und der Ort selbst bieten einiges an Material für weitere Bände, auf die ich mich schon sehr freue.

Bewertung vom 27.09.2022
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Dian Fossey – ich denke, sie ist jedem ein Begriff als eine der drei Frauen, die Louis Leakey mit der Feldforschung von Menschenaffen beauftragt hatte: Jane Goodall für die Schimpansen, Biruté Galdikas für die Orang-Utan, und Dian Fossey für die Gorillas.

Dian Fossey starb 1985 unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen, ihrem Leben wurde u. a. durch den Film „Gorillas im Nebel“ ein Denkmal gesetzt. Susanna Leonard spürt diesem Leben nach, sie erzählt nicht immer chronologisch, sondern mit Rückblenden, die auch durch Erinnerungen Dians initiert werden, es ist aber, nicht nur durch die entsprechenden Überschriften, immer klar, wo und wann man sich befindet. Kindheitserinnerungen werden zudem in Ich-Form erzählt. Sehr gut hat mir auch das Kapitel aus Sicht eines Silberrücken gefallen.

Dian hatte immer schon eine Affinität für Tiere, wollte Tierärztin werden, und auch Afrika hat sich früh als Sehnsuchtsort etabliert. Die Forscherin hatte keinen leichten Charakter, wusste immer, was ihr wichtig war und setzte alles daran es durchzusetzen, oft durch Hartnäckigkeit, aber auch mit manchmal fragwürdigen Mitteln. Susanna Leonard ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, Dian in diesem Roman lebendig werden zu lassen.

Dian verstand ihre Aufgabe nicht nur als Feldforscherin sondern auch als Beschützerin der gefährdeten Gorillas. Diese wurden immer mehr zurückgedrängt, da Viehherden in ihren Gebieten geweidet wurden, auch waren sie immer wieder Opfer von Wilderern. Neben diesen Konflikten hatte Dian auch immer wieder Probleme mit Behörden – und, vor allem im Kongo, wo sich ihre erste Forschungsstation befand, mit den politischen Gegebenheiten, wobei das noch sehr harmlos ausgedrückt ist.

Ich bin schon lange interessiert an Dian Fossey und ihrem Leben, in den letzten Jahren ist sie bei mir allerdings ein bisschen in Vergessenheit geraten, Susanna Leonards Roman hat mein Interesse neu geweckt. Er lässt sich sehr gut lesen, ist interessant und spannend, enthält zusätzlich ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel, ein Glossar und ein Nachwort der Autorin, das leider in meinen Augen etwas knapp ausgefallen ist, hier hätte ich mir z. B. mehr über Fiktion und Fakten gewünscht, gerade auch was manche Andeutungen (z. B. in Bezug auf den Stiefvater) betreffen.

Susanne Leonards Roman wünsche ich viele Leser:innen, so wohl jene, die Dian Fossey bereits besser kennen, als auch jene, die noch sehr wenig oder gar nichts über sie wissen. Hier bekommt man einen guten Einstieg dafür, sich mit deren Leben und vor allem mit deren Passion zu beschäftigen, den Gorillas, die immer noch sehr schützenswert sind.

Bewertung vom 22.09.2022
Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12


ausgezeichnet

Eine grausam getötete Frauenleiche ruft die Ultra Violence Crimes Unit des LAPD auf den Plan, und dieses Mal sind auch Robert Hunter, Carlos Garcia und ihre Chefin Barbara Blake maßlos geschockt.

Auch in seinem zwölften Fall hält sich Chris Carter nicht zurück, auch hier wird nicht nur auf sehr brutale Art getötet, es gibt auch explizite Szenen. Und dennoch ist dieser Band in meinen Augen anders. Schon durch die Widmung, aber auch dadurch, dass der Fokus stark auf den Angehörigen der Getöteten liegt, man erfährt sehr deutlich, was so eine Tat mit Familie und Freunden der Opfer macht. Chris Carter hatte selbst einen großen Verlust zu verkraften, weshalb auch dieser Band länger auf sich warten ließ als üblich.

Dennoch, immerhin hat der Autor als Kriminalpsychologe gearbeitet, und weiß welche Niederungen es im menschlichen Geist geben kann, ist es ein typischer Chris Carter-Thriller und wieder ungemein spannend, ich zumindest konnte ihn kaum aus der Hand legen, die kurzen Kapitel, die oft mit mehr oder weniger großen Cliffhangern enden, tun ihr übriges dazu.

Die Auflösung ist nachvollziehbar, eine gewisse Ahnung in diese Richtung hatte ich schon, dennoch hatte ich das ganze Ausmaß nicht geahnt. Gegen Ende wird es dann noch einmal richtig spannend.

Auch der zwölfte Band der Reihe ist ein typischer Chris Carter, brutal und spannend, ein echter Pageturner. Wer die Vorgängerbände mochte, kann hier wieder zugreifen, ansonsten sollte man nicht allzu zart besaitet sein, wenn man einen Chris Carter liest.

Bewertung vom 16.09.2022
Damals und Heute / Doctor Who - Der elfte Doktor Bd.4 (eBook, ePUB)
Ewing, Al; Williams, Rob

Damals und Heute / Doctor Who - Der elfte Doktor Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dem elften Doctor wird der Prozess gemacht, er kann sich aber nicht erinnern und ist sich daher gar keiner Schuld bewusst, bis er auf die Schildmaid und Abslom Daak trifft, die er beide aus früheren Regerationen kennt.

Man kann es schon auf dem Cover sehen – der Kriegsdoctor hat Einfluss auf diese Geschichte. Der Elfte erkennt zunächst die Schildmaid nicht – gut, sie ist ziemlich alt geworden – aber das könnte sich im Laufe der Geschichte ändern. Mit dem Doctor unterwegs ist immer noch Alice Obiefune, die auch hier wieder eine gute Unterstützung ist. Das beste (in meinen Augen) jedoch kommt am Ende, da tritt einer der Lieblingscharaktere der Reihe/Serie in Erscheinung und wird im nächsten Band, zusammen mit Absalom, Alice und dem Doctor, die Situation hoffentlich klären können.

Was ich an dieser Reihe auch immer sehr mag, ist die Covergalerie, die es natürlich auch hier gibt, man kann hier sehen, wie unterschiedlich man den Doctor, seine Begleiter:innen und seine Abenteuer zeichnerisch interpretieren kann.

Der vierte Comicband des elften Doctors erzählt eine spannende Geschichte, und die noch nicht einmal zu Ende. Mir hat sie wieder sehr gut gefallen, auch, weil der Kriegsdoctor eine Rolle spielt. Ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht.

Bewertung vom 16.09.2022
Der silberne Elefant
Wayne, Jemma

Der silberne Elefant


weniger gut

Emily, eigentlich Emilienne, ist Überlebende des Genozids an den Tutsi in Ruanda, jetzt lebt sie in London, doch hinter sich gelassen hat sie die Ereignisse von 1994 noch nicht.

Vera verlobt sich mit Luke, der sein Christentum sehr ernst nimmt – auch Vera bemüht sich eine gute Christin zu sein, während sie früher vielfältige Erfahrungen mit Sex und Drogen gemacht hat.

Lynn ist Lukes Mutter, hat im Endstadium Krebs, und ist sehr verbittert, denn sie bereut, wenig aus ihrem Leben gemacht zu haben, obwohl sie viele Möglichkeiten hatte. Ihren Frust lässt sie gerne an anderen aus.

Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sind die Protagonistinnen dieses Romans. Leider muss ich sagen, dass mich nur Emilys Schicksal wirklich berührt hat. Es ist deutlich tiefergehend als das der beiden anderen, und sie ist auch die einzige, die mir sympathisch ist. Lynn gewinnt zwar im späteren Verlauf der Geschichte an Sympathie, aber nicht so sehr, dass es das vorherige aufwiegen könnte. Und Vera hat zwar auch ein größeres Problem zu bewältigen, aber durch ihre Beziehung mit Luke, der mich einfach nur genervt hat, gerät mir das zu sehr in den Hintergrund. Insgesamt frage ich mich, warum die Autorin ausgerechnet das Schicksal dieser Drei (mehr oder weniger) verknüpft hat. Gerade Emilys Geschichte ist eigentlich zu wichtig, um es so zu vermengen, und hätte durchaus einen eigenständigen Roman verdient, immerhin wird durch sie aber noch einmal auf das Schicksal ihrer Ethnie aufmerksam gemacht.

Leider sind die Charaktere, im Grunde auch Emily, nicht sehr tiefgehend gezeichnet, so kann man auch nicht immer ihr Handeln gänzlich nachvollziehen und es wird auch hier viel Potential verschenkt. Das teilweise offene Ende finde ich passend, so kann man noch einmal eigene Überlegungen anstellen.

Leider konnte mich der Roman nur bedingt erreichen, Emilys Schicksal hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, Lynn hat letztlich eine wichtige Rolle eingenommen, auch wenn das zunächst nicht abzusehen war, auf Luke und Vera hätte man verzichten können, sie haben den Roman lediglich aufgebläht und nur Bigotterie ins Spiel gebracht, aber wenig Sinn für den Gesamtzusammenhang. Eine Leseempfehlung möchte ich nicht aussprechen.

Bewertung vom 12.09.2022
Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2
Schier, Petra

Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2


ausgezeichnet

Koblenz, 1379: Reinhild und Conlins Hochzeit steht kurz bevor, doch vorher hat Conlin noch einiges zu erledigen, vor allem um seinen Bruder Oswald muss er sich kümmern.

Palmiro hat andere Probleme, sein Großvater macht sich Sorgen um die Sicherheit seines Geschäfts und hat ihm einen Wachmann besorgt, Benedikt von Heidenstein. Palmiro kann ihn zunächst gar nicht einschätzen, denn er kann dessen Seelenlicht nicht sehen, und außerdem benimmt sich Benedikt sehr anmaßend, was ständig zu Streitereien führt.

Benedikt von Heidenstein hat tatsächlich ein Geheimnis, dieses wird dem:der Leser:in schon zu Beginn offenbart, Palmiro aber erst sehr viel später. Man darf gespannt sein, inwieweit sich dies noch in den nächsten Band auswirken wird.

Der zweite Band der Reihe ist in großen Teilen Liebesgeschichte, hier gibt es zwei Paare, die zueinanderfinden müssen, Reinhild und Conlin, denn Reinhild hat ihrem Verlobten die Ehe aus eher sachlichen Gründen angetragen, und beide haben mit privaten Probleme bzw. Geheimnissen zu kämpfen. Das andere Paar werde ich hier noch nicht enthüllen, aber auch hier gibt es Probleme und Geheimnisse.

Petra Schiers Erzählstil ist insgesamt angenehm zu lesen. Sehr gut gefällt mir, wenn ein Perspektivewechsel eine Szene fortführt, und man so erleben kann, was der jeweils andere denkt und fühlt. Überhaupt werden Emotionen und Gedanken groß geschrieben. So sind auch die Liebesszenen recht explizit, aber auch emotional geschrieben und auf keinen Fall unangenehm zu lesen.

Wer mich kennt, weiß, dass Liebesgeschichten nicht so meins sind. Aber, es kommt auch darauf an, wie sie verpackt sind, ob sie authentisch wirken und dass sie nicht der einzige Zweck des Romans sind. Hier finde ich sie passend, sie wirken nicht aufgesetzt, sondern sind in die Geschichte (inklusive die mehrere Bände überspannende) integriert. Reinhild z. B. hatte in ihrem verstorbenen Mann einen guten Gefährten, aber eben nur das, denn dieser liebte Palmiro, jetzt noch einmal zu heiraten und sich auf einen Mann einzulassen, ist für sie etwas besonderes. Eingearbeitet ist das in einen gut recherchierten historischen Hintergrund, wie man es bei der Autorin gewohnt ist.

Apropos gleichgeschlechtliche Liebe, die spielt, schon wegen dem Protagonisten Palmiro in der Trilogie eine gewichtige Rolle – und Petra Schier hat auch dazu viel recherchiert, denn im 14. Jahrhundert war sie eine schwere Sünde, die sogar mit dem Tod bestraft werden konnte. Und dennoch haben die Männer und Frauen sich nicht davon abhalten lassen, die zu lieben, die sie liebten. Diese Thematik gehört einfach dazu, wenn man über diese Zeit umfänglich schreiben möchte.

Band 2 der Trilogie stellt die Liebe in den Mittelpunkt, vergisst aber dabei nicht die gesamte Geschichte weiterzuerzählen. Wege, die in den nächsten Band führen, machen neugierig, ich bin sehr gespannt darauf. Sehr gerne empfehle ich auch diesen Band weiter.

Bewertung vom 11.09.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

Der Dieb Kinsch Na Schannack hat durch seine Ausbildung Schulden bei der Nehmergilde gemacht, diese abzutragen ist mehr als schwierig sondern nahezu unmöglich. So greift er zu, als er durch den Auftrag, die Kriegerin Galva im Auge zu behalten, die Möglichkeit erhält, seine Schulden zu verringern. Galva hat er erst kurz vorher kennengelernt, das müsste es ihm leichter machen. Er kann ja nicht ahnen, was dadurch alles auf ihn zukommen würde.

Der Klappentext klang gut, ich musste einfach zugreifen – und, das vorab, ich wurde nicht enttäuscht. Kinsch erzählt seine Geschichte selbst, und zwar mit großer Klappe, voller Witz und manchmal auch derben Zoten, ganz schnell mochte ich diesen jungen Mann, der als Galater eine schwarze Zunge hat, so erklärt sich schnell der Titel des Romans.

Auf seinem Weg trifft er allerhand Charaktere, manche begleiten ihn und Galva auch eine Weile, nicht alle trennen sich freiwillig, es gibt den einen oder anderen Tod. Nicht jeder davon ist – zu mindest zu diesem Zeitpunkt – erwartbar gewesen. Mir haben die Charaktere alle auf ihre Weise gut gefallen, Galva hat in den Koboldkriegen gedient, die noch nicht allzu lange vorbei sind, und sie trägt ein Geheimnis in sich, das man gemeinsam mit Kinsch recht früh entdeckt. Auch ihre Schwertmeisterin Yorbez trifft auf die Gruppe. Malk stammt aus Kinschs Dorf, war ebenfalls in den Koboldkriegen, und hält zunächst so gar nichts von ihm, anders als die Hexe Norrigal, die auch ein Geheimnis birgt. Und dann sind da noch die Tiere, wie z. B. Kater Karl.

Nicht nur mit interessanten Charakteren und einigen Geheimnissen gekommt es Kinsch zu tun, da sind auch eine Menge Abenteuer, so fährt man eine Zeit lang auf einem Walfängerschiff mit und trifft nicht nur auf einen Wal, sondern auf einen noch viel gefährlicheren Wasserbewohner. Und auch Kämpfe wird es geben, nicht nur, aber auch mit Kobolden, die nach den Kriegen nicht einfach verschwunden sind. Mir gefällt auch das Magiesystem sehr gut, auch Kinsch hat ein bisschen davon auf Lager.Nach und nach reist man auch durch einen großen Teil der von Christopher Buehlman phantasievoll erschaffenen Welt, die Karte am Ende des Buches hilft dabei, den Weg der Gruppe nachzuvollziehen.

Das Ende ist, nachdem es noch einmal richtig spannend wurde, einigermaßen abgeschlossen. Ich finde es gut, dass die Geschichte erst einmal zu einem gewissen Ende kommt, aber durchaus genug Möglichkeiten für den nächsten Band liefert.

Der erste Band um den schwarzzüngigen Dieb Kinsch Na Schannack hat mir sehr gut gefallen, ich wurde gut unterhalten, hatte eine spannende Lektüre, lernte interessante Charaktere und eine gut gebaute Welt kennen und freue mich auf den nächsten Band. Wer gute Fantasy mag, sollte zugreifen.

Bewertung vom 10.09.2022
Janusopfer (eBook, ePUB)
Marschall, Anja

Janusopfer (eBook, ePUB)


gut

Glückstadt, 1896: Hauke Sötje erhält einen anonymen Brief, darin wird behauptet, dass auf einer Versammlung der sozialdemokratischen Partei ein Mordanschlag stattfinden soll. Soll er sich damit beschäftigen oder ist der Brief gar nicht ernst zu nehmen? Als er erfährt, dass Sophie Struwe der er endlich einen Antrag machen möchte, ebenfalls an der Versammlung teilhaben wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als dem wahrscheinlichen Mordopfer, dem brillanten Redner Karl Treibel Schutz zu bieten.

Leider kein Roman, sondern „nur“ eine Kurzgeschichte um Hauke Sötje, die nach „Fortunas Schatten“ spielt. Ich mag die Reihe sehr, und habe nun endlich auch diese bereits 2012 erschienene Geschichte entdeckt.

Leider muss ich sagen, dass sie mich nur anfangs packen konnte, immerhin ist es schön, Hauke und Sophie wiederzutreffen. Die Geschehnisse rund um die Auflösung halte ich aber für sehr an den Haaren herbeigezogen, so dass ich am Ende enttäuscht wurde.

Die Kurzgeschichte um Hauke Sötje kann leider nicht mit den Romanen der Reihe mithalten. Besonders die Auflösung konnte mich nicht überzeugen, dafür war es schön, Hauke Sötje und Sophie Struwe wiederzutreffen.

Bewertung vom 10.09.2022
Die tristen Tage von Coney Island
Crane, Stephen

Die tristen Tage von Coney Island


ausgezeichnet

Stephen Crane wurde 1871 geboren und starb bereits 1900 mit nur 28 Jahren, dennoch hat er ein gewaltiges literarisches Werk hinterlassen: Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Essays …

Der Pendragon-Verlag hat einige Werke des hier noch unbekannten Schriftstellers neu aufgelegt. „Die tristen Tage von Coney Island“ ist eine Kurzgeschichtensammlung, in der neben der titelgebenden weitere zwölf Erzählungen enthalten sind. Es sind keine Geschichten, die man nebenbei lesen kann, man sollte es mit Muße und Aufmerksamkeit tun, denn es wäre schade, wenn man Cranes Werk nicht ausreichend würdigen könnte. Er hat den Menschen seiner Zeit genau zugeschaut, die Geschichten sind plastisch, beschäftigen sich mit bestimmten Situationen, sind manchmal urkomisch, aber auch traurig, spannend, und nachdenkenswert. Viele der Geschichten spielen im Krieg, und auch ein selbsterlebtes Abenteuer gibt es zu entdecken.

Mir hat „Seefahrer wider Willen“ gut gefallen, sehr skurril und mit herrlichen Sätzen wie „Das Schiff schien ängstlich und wusste nicht so recht, wie es auf so seltsame Wesen reagieren sollte, … „ (Pos. 360). Auch sehr gelungen in meinen Augen ist „Das Feuer“, eigentlich passiert hier wenig, es brennt, und die Feuerwehr kommt, doch dies ist brillant beobachtet und erzählt. Meine Lieblingsgeschichte aber ist „Männer im Sturm“, sehr eindringlich und plastisch geschrieben, man meint direkter Zuschauer zu sein.

Das umfangreiche Nachwort von Wolfgang Hochbruck, der sich schon als Student für Crane interessierte, und heute Professor in Freiburg ist, ist sehr lesenswert, man lernt Stephen Crane besser kennen und erfährt einiges über ihn und seine Werke – unbedingt lesen!

Ich finde es immer sehr interessant, neue Autoren kennenzulernen, vor allem auch unter den Klassikern. Von Stephen Crane hatte ich vorher noch nie gehört, und bin nun froh, ihn und einen Teil seines Werkes kennengelernt zu haben. Ich hoffe, dass es gelingt, ihn hier bekannter zu machen.