Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2017
Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2
Gablé, Rebecca

Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2


sehr gut

951: Die junge italienische Königin Adelheid wird von Graf Berengar gefangen gehalten. Um sie zu befreien, wird der Panzerreiter Gaidemar losgesandt, doch die Flucht gestaltet sich äußerst schwierig und auch danach bahnen sich Probleme an ... .
Dies ist der zweite Band von Rebecca Gablé, der sich um König Otto der Große dreht. Auch wenn man wie ich den Vorgänger ,,Das Haupt der Welt" nicht kennt, kann man super und problemlos in die Geschichte einsteigen. Die Autorin hat gut recherchiert, die historischen Fakten
berücksichtigt und in eine spannende Handlung eingewoben.
Schon der Einstieg in das Buch ist äußerst spannend. Man fiebert und bangt mit Adelheid mit, die noch eingesperrt ist und von einem mysteriösen Fremden eine merkwürdige Aufforderung erhält. Auch wenn man durch den Klappentext schon einiges über die Handlung erfährt, verläuft diese alles andere als eintönig und häufig wird man durch unvorhersehbare Wendungen überrascht.
Die Figuren sind gut ausgearbeitet, aber wirkten mir manchmal zu ,,glatt" und etwas ,,typenhaft". So gibt es zum Beispiel den bösen ,,Berengar", der wirklich nur grausam ist und handelt. Mein Lieblingscharakter aus dem Buch ist Adelheid, die mich mit ihrem Mut und ihrer besonnenen Art sehr beeindruckt hat. Ob in Gefangenschaft, auf der Flucht oder vor einer ungewissen Zukunft verliert sie die Hoffnung und schafft es, stets nach vorne zu blicken. Auch Gaidemar ist eine interessante Figur. Man erfährt viel über ihn und seinen Werdegang, aber irgendwie bleibt er doch farblos und ich habe keinen rechten Zugang zu ihm gefunden.
Wie auch in ihren anderen Büchern schreibt Rebecca Gablé flüssig und schafft es, den Leser in eine andere Zeit einzutauchen zu lassen. Im Gegensatz zu der Waringham-Saga konnte sie mich allerdings nicht genauso fesseln und begeistern.
Insgesamt erhält man mit ,,Die fremde Königin" einen tollen und unterhaltsamen historischen Roman, der allerdings kleine Schwächen hat. Dennoch empfehle ich ihn hier gerne weiter.

Bewertung vom 10.05.2017
Brausepulverherz
Lastella, Leonie

Brausepulverherz


gut

Wie jedes Jahr verbringt Jiara den Sommer in Italien und kellnert in der Trattoria ihres besten Freundes Dario. Ansonsten lebt sie in Hamburg gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Jonas und studiert Psychologie. Ihr Leben scheint bereits verplant, bis eines Tages Milo das Restaurant betritt und Jiara völlig aus der Bahn wirft... .
Leonie Lastella hat hier einen schönen Liebesroman geschrieben, der für mich zwar vorhersehbar war, aber mich trotzdem gut unterhalten hat. Kaum hat man angefangen zu lesen, fühlt man sich nach Italien versetzt und kommt in Urlaubsstimmung.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Jiara und Milo aus deren Ich-Perspektive. Dadurch bekommt man einen guten Einblick in deren Gedankenwelt und in ihre Gefühle. Mit der Protagonistin Jiara wurde ich anfangs nicht richtig warm. Auf mich wirkte sie ziemlich planlos und irgendwie auch nicht richtig authentisch. Auf der einen Seite ist sie das tollpatschige Mädchen, dass sich von anderen die ganze Lebensplanung abnehmen lässt, aber dann plötzlich unabhängig sein will und sich ziemlich merkwürdig verhält. Milo dagegen ist der typische Musiker-Badboy, der mit seiner Familie gebrochen hat, nur von seiner Kunst leben möchte. Von außen wirkt er ziemlich hat, aber innerlich ist er total zerbrochen. Während mir Milo und Jiara etwas zu klischeehaft waren, hat mich der Nebencharakter Dario total überzeugt. Er ist immer für seine Freunde da, kann ihnen nie richtig böse sein und macht nebenbei richtig leckeres Essen in seiner Trattoria.
Vom Schreibstil her ist das Buch gut zu lesen, auch wenn es keine unvorhersehbaren Wendungen enthält. Was Leonie Lastella richtig gut gelingt, sind die Beschreibungen von Italien. Insbesondere das Küstenstädtchen Finale wird einem bildlich vor Augen gemalt. Die Liebesgeschichte verläuft ein wenig klischeehaft und die vielen erotischen Szenen, wo sie oft sehr ins Detail geht, haben mir gar nicht gefallen.
Insgesamt hat mich ,,Brausepulverherz" gut unterhalten, aber leider hat die Geschichte mich nicht berührt. Insgesamt kann ich das Buch weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.05.2017
Fürchtet euch und folgt uns
Laczynski, Michael

Fürchtet euch und folgt uns


sehr gut

In vielen europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Österreich sind Parteien im Vormarsch, die gegenwärtige Regierungssysteme offen in Frage stellen. Doch was haben diese populistischen Politiker gemeinsam und warum gelingt es ihnen, so viele Stimmen zu gewinnen?
In diesem Buch geht der österreichische Journalist Michael Laczynski diesen Fragen nach und analysiert dabei auch unsere gegenwärtige Situation in Europa.
Informativ und spannend zugleich stellt Herr Laczynski hier den aktuellen Zustand in der Politik dar. Dabei geht er zurück bis ins Jahr 2000, indem die Partei FPÖ in Österreich 27% der Stimmen holt und damit in die Regierung einzieht. Es ist schon erschreckend, dass seitdem noch viel mehr Parteien in Europa entstanden und gesellschaftsfähig geworden sind, die häufig rechts gesinnt sind und sich gegen unsere Demokratie wenden. Der Autor beschreibt dieses Phänomen und zeigt, dass diese populistischen Parteien eine ,,Politik der Angst" betreiben. So würde die Angst vor Fremden, vor Verarmung usw. geschürt und gegen die aktuelle Regierung gewettert.
Mir hat an diesem Buch sehr gefallen, dass Herr Laczynski nicht einfach nur die Ergebnisse seiner wirklich guten Recherchen präsentiert, sondern diese verständlich rüber bringt und in einen gemeinsamen Kontext einordnet. Dabei schreibt er statt sachlich und trocken, wirklich spannend und manchmal auch mit Humor und bringt so dem Leser dieses schwierige Thema auf unterhaltsame Weise nah.
Ich persönlich habe viel durch dieses Buch gelernt und war auch oftmals schockiert darüber, was sich bei manchen Parteien abspielt und wie gezielt sie auf Wählerfang gehen.
Insgesamt hat mir ,,Fürchtet euch und folgt uns" gut gefallen. Man erhält hier wirklich die Ergebnisse einer guten Journalistenrecherche und bekommt diese spannend nahe gebracht. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 30.04.2017
Noch ist es Zeit
Waller, Rolf

Noch ist es Zeit


gut

Zürich in den 50er Jahren: Der junge Roger kommt aus einem Dorf in die Großstadt und verspricht sich davon ein besseres und aufregendes Leben. Schnell merkt er jedoch, dass sich viele seiner Träume in der Realität nicht verwirklichen lassen. Bald verliebt er sich in Simone, doch es verläuft alles anders als gedacht... .
Das Buch beginnt etwas schwerfällig und mir fiel es nicht leicht,richtig in die Handlung einzusteigen. Ohne viele Erklärungen ist man direkt mit Roger im ,,Niederdorf", der sogenannten Amüsiermeile in Zürich und erlebt, welchen Eindruck die verschiedenen Orte auf ihn machen, wen er dort alles trifft und vor allem, was er darüber denkt.
Anders als ich nach dem Klappentext erwartet habe, ist Roger nicht der gedankenlose ,,verlorene Sohn", sondern ein junger Mann, dem ziemlich viel durch den Kopf geht. Alles, was ihm begegnet, wird genau reflektiert und von ihm durchdacht. Dabei wundert man sich manchmal, dass er dennoch viele Dinge erst spät durchschaut und sehr lange braucht, um aus gewonnenen Erkenntnissen seine Schlüsse für sein Leben zu ziehen. Die Nebenfiguren im Buch fand ich relativ farblos und auch mit dem Mädchen Simone konnte ich nicht richtig warm werden.
Den Schreibstil habe ich als sehr ungewöhnlich empfunden und musste mich lange daran gewöhnen. Vor allem die geführten Gespräche und die Gedanken von Roger wirkten oft sehr künstlich und irgendwie unecht. Oft konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich wirklich jemand so unterhält.
Was das Buch allerdings besonders macht, ist die enthaltene Botschaft, dass bestimmte Vorstellungen und Versprechungen, die uns gemacht werden, der Realität nicht stand halten können. Letztendlich zeigt mir Rogers Geschichte, wie man mit dieser Erkenntnis umgehen kann und das nur der Glaube an Gott wahre Freiheit und wahres Glück schenken kann.
Auch wenn ich mich persönlich nicht so ganz mit ,,Noch ist es Zeit" anfreunden konnte, denke ich doch, dass das Buch auf jeden Fall lesenswert ist. Daher empfehle ich es gerne hier weiter.

Bewertung vom 30.04.2017
Bürgerlich, christlich, sucht ...
Kelle, Klaus

Bürgerlich, christlich, sucht ...


ausgezeichnet

Zum Wahljahr 2017 hat sich der Journalist Klaus Kelle intensiv mit schwierigen Themen wie Flüchtlingspolitik, Terror und politischen Fehlentscheidungen beschäftigt. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, reflektiert er die aktuelle Situation in Deutschland und spricht dabei offen schwerwiegende Probleme an.
Mich hat Klaus Kelle mit diesem Sachbuch gepackt. Er hat gut recherchiert und belegt seine Aussagen mit vielen Beispielen, die er selbst erlebt hat. Ins Visier gelangen dabei nicht nur Politiker wie unsere Bundeskanzlerin, sondern auch die Medien, welche häufig nur einseitig berichten und bestimmte Aspekte einfach weglassen und beschönigen.
Es wird aber nicht nur kritisiert, sondern auch sehr differenziert dargelegt, dass man nicht alles und jeden über einen Kamm scheren kann. Zum Beispiel berichtet er von seinen eigenen sehr positiven Erfahrungen mit Flüchtlingen, aber konfrontiert den Leser auch mit den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln, bei der der Staat offensichtlich versagt hat.
Was mich bei Klaus Kelle besonders beeindruckt, ist seine Offenheit und sein Mut, wirklich und ohne sie herunterzuspielen, die Probleme und Fehlentscheidungen unseres Landes direkt und klar auszusprechen. Deutlich zu Tage tritt dabei seine eigene konservative und christliche Haltung, die er auch immer wieder begründet. Auch wenn ich persönlich nicht alles so sehe wie er, hat mich seine starke Meinung zu bestimmten Themen sehr nachdenklich gemacht. Ich denke, dieses Buch sollte jeder lesen, bevor er dieses Jahr zur Wahl geht.
Insgesamt hat mich dieses Sachbuch gefesselt, oft mit gut belegten Fakten schockiert und zum Nachdenken gebracht. Ich kann es nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 22.04.2017
Vierzig Herbste
Willner, Nina

Vierzig Herbste


sehr gut

Als Geheimagentin wird Nina Willner 1984 in Ostberlin eingeschleust. Neben ihrem Auftrag beschäftigt sie ihre Familiengeschichte, die stark mit dem Kalten Krieg und der Besetzung des kleinen Ortes Schwaneberg durch die Sowjets zusammenhängt... .
Nina Willner gibt hier einen sehr persönlichen Einblick in ihr eigenes und in das Leben von Frauen aus ihrer engen Verwandtschaft. Sie erzählt davon, wie 1945 das Heimatdorf ihrer Großeltern zunächst von Amerikanern eingenommen wird, aber anschließend doch der Sowjetunion zufällt. Gerade in diesem Teil erfährt man viel über die Ängste der Menschen, die sich der Besatzungsmacht beugen mussten. Hier ist besonders beeindruckend, wie Frau Willners Großeltern sich mit der Situation arrangieren, aber sich trotzdem nicht völlig von der Ideologie einnehmen lassen.
Anhand der Familiengeschichte, die sich durch insgesamt fünft Frauenschicksale zieht, kann man sehr gut nachvollziehen, wie nach und nach die Siegermächte immer mehr zu Feinden werden. Der Kalte Krieg, die Entwicklungen in der DDR und die Auswirkungen der Mauer, die von Frau Willner als ,,Familienmauer" bezeichnet wird, werden hier sehr deutlich aus einer persönlichen Perspektive dargestellt.
Die Autorin schreibt sehr anschaulich und gewährt dem Leser einen spannenden Einblick in ihre Geschichte. Zwischendurch finden sich auch immer wieder schwarz-weiße Fotografien, durch die man auch mal erfährt, wie die beschriebenen Menschen aussehen.
Wer sich für die Nachkriegsgeschichte und die DDR interessiert und einen ganz persönlichen Eindruck einer ehemaligen Geheimagentin lesen möchte, der ist bei diesem Buch genau richtig. Gerne empfehle ich es hier weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2017
Wenn du glücklich sein willst, such nicht im Kühlschrank
TerKeurst, Lysa

Wenn du glücklich sein willst, such nicht im Kühlschrank


sehr gut

Probleme mit ungesundem Essverhalten und Gewichtsprobleme kennt sicherlich jeder und weiß, wie schwer es ist, daran etwas zu verändern. In diesem Buch beschäftigt sich die Autorin Lysa TerKeurst mit genau diesen Themen, die in ihrem Leben ebenfalls eine große Rolle spielen. Sie versucht anhand eigener Erfahrungen zu zeigen, dass schlechte Essgewohnheiten auf eine innere Sehnsucht zurück zu führen sind, die letztendlich nur Gott stillen kann.
In diesem Buch hat sich Lysa Terkeurst mit einem wirklich schwierigen Thema auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu anderen Ratgebern aus diesem Bereich empfiehlt sie keine Diäten, sondern zeigt Wege auf, wie man dauerhaft etwas verändern kann. Dabei gibt sie einen sehr offenen Einblick in ihren eigenen Kampf gegen Fressattacken und der Lust auf ungesunde Lebensmittel. Mir hat auch sehr gefallen, dass sie viele Bibelstellen zitiert, die sie auf das Thema Abnehmen anwendet. Manchmal hatte ich jedoch den Eindruck, dass sie über das Ziel hinaus schießt und selbst den Verzehr von kleinen Mengen von süßen Sachen als Sünde bezeichnet.
Obwohl Lysa TerKeurst auch in diesem Buch gewohnt offen schreibt und viele praktische Erfahrungen weitergibt, hat mir etwas gefehlt. Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern konnte ich mit einigen Punkten nur wenig anfangen und fand auch die Fragen am Ende jeden Kapitels nur selten hilfreich. Was sie aber gut rüber bringt, ist die Tatsache, dass auch Probleme wie falsche Essgewohnheiten Ursachen haben, mit denen wir zu Gott kommen können und nur er uns letztendlich helfen kann.
Insgesamt hat mich dieser Ratgeber zwar zum Nachdenken angeregt, aber ich konnte dieses Mal nicht soviel daraus mitnehmen, wie aus Lysa TerKeursts anderen Büchern. Trotzdem empfehle ich es gerne weiter.

Bewertung vom 08.04.2017
Der Dolch des Patriarchen
Strunk, Reiner

Der Dolch des Patriarchen


sehr gut

Als Pfarrer Beermann die Haustür öffnet, bricht sein Studienkollege Wackernagel tot vor ihm zusammen. In seinem Rücken steckt ein antiker Dolch, doch wer hat den Experten für Kirchengeschichte ermorden wollen ? Wieder einmal beginnt Beermann selbst zu ermitteln und unterstützt Komissar Parler bei seiner Arbeit... .
Dies ist der zweite Kirchenkrimi, der sich um Pfarrer Beermann dreht. Der Autor Reiner Strunk kennt selbst die Arbeit in evangelischen Kreisen sehr gut und kann daher anschaulich und authentisch den Alltag eines Kirchenmannes beschreiben. Mir hat auch gefallen, dass viele Details zur Kirchengeschichte mit eingeflossen sind und man so ganz nebenbei viel Neues darüber erfährt.
Der Krimi selbst verläuft kontinuierlich spannend und überzeugt durch Wendungen in der Handlung, die ich so nicht erwartet habe. Allerdings hätte die Geschichte zum Ende hin noch mehr an Fahrt aufnehmen können.
Der Protagonist Beermann ist ein sympatischer Pfarrer, der seine Arbeit liebt, aber bestimmten Verpflichtungen wie langweiligen Besprechungen mit dem Kirchenrat lieber aus dem Weg geht. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch seine Ehefrau Bettina, die sich mit ihrer energischen Art mit ganzer Hingabe für andere und ihre Belange einsetzt. So setzt sie zum Beispiel durch, dass eine christliche Flüchtlingsfamilie im Gemeindehaus unterkommen darf.
Vom Schreibstil her ist das Buch flüssig und gut zu lesen, wobei man immer wieder merkt, dass der Autor sich gut mit kirchlichen Belangen auskennt. Auch aktuelle Thematiken wie die Flüchtlingskrise, die Angst vor Fremden, antiker Kunstraub und die Verständigung zwischen den Religionen fließen mit ein.
Insgesamt habe ich ,,Der Dolch des Patriarchen" sehr gerne gelesen. Der Krimi ist spannend, unterhaltsam und auch sehr aktuell. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 01.04.2017
Die Zeit der Ruhelosen
Tuil, Karine

Die Zeit der Ruhelosen


sehr gut

Soldat Romain Roller kommt aus Afghanistan zurück und bekommt die Bilder und den Schrecken der Krieges nicht mehr aus dem Kopf. Während er in einem Hotel auf Zypern zur Erholung untergebracht ist, fängt er eine verhängnisvolle Affäre mit der Journalistin Marion Decker an. Diese ist die Ehefrau des bekannten Managers Francois Vely, der gerade mit furchtbaren Gerüchten zu kämpfen hat und dabei Unterstützung von unerwarteter Seite erhält... .
Karine Tuil hat hier ein beeindruckendes Buch geschrieben, welches die französische Gegenwart unglaublich echt wirkend und authentisch darstellt. Dabei werden die politische und die gesellschaftliche Situation in den Mittelpunkt gestellt und so auch für Menschen, die nicht in Frankreich leben, anschaulich und greifbar gemacht.
Besonders gefesselt haben mich die Beschreibungen des Krieges aus der Sicht des Soldaten Romain Roller. Fast schon wie ein Bewusstseinsstrom wird aus seiner Perspektive ein realistisches Bild von Afghanistan und der Situation der Menschen und auch der dort stationierten Armee gezeichnet. Es ist wirklich erschreckend zu lesen, was in diesem traumatisierten Mann vorgeht. Umso unglaublicher scheint es mir, dass man im Buch, aber auch in unserer Realität von den Soldaten nach ihrem Kriegseinsatz verlangt, fast ohne Unterbrechung direkt wieder in ihr altes Leben zurückzukehren und alles Erlebte zu vergessen.
Auch die anderen Figuren im Buch wirken alles andere als konstruiert. Jeder hat seine Schwierigkeiten und muss sich über Ungerechtigkeiten hinwegsetzen, was nicht immer gelingt. So ist zum Beispiel Osman Diboula ein gebildeter Mann, der aber aufgrund seiner Herkunft in der Politik eine nur unsichere Stellung hat und deswegen nie den selben Status wie seine Mitstreiter erreichen kann.
Karine Tuil hat einen gut lesbaren und sehr nüchternen Schreibstil. Ohne viel Gefühlsduselei schildert sie die oft schwierige Situation ihrer Figuren und zeichnet so ein Bild der französischen Gesellschaft, welches es in sich hat.
Mir persönlich hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Allerdings schreibt Frau Tuil mir manchmal zu kühl und sie hätte auch ruhig ein paar mehr positive Aspekte hineinbringen können. Dennoch empfehle das Buch sehr gerne weiter.

Bewertung vom 01.04.2017
Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?
Geißler, Heiner

Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?


gut

In unserer Welt gibt es soviel Leid, aber dennoch glauben viele Menschen an einen Gott, der es gut mit uns meint. Doch ist dieser Glaube berechtigt? Pünktlich zum Lutherjahr hat Heiner Geissler sich mit dieser Frage beschäftigt und eine Streitschrift dazu geschrieben, in der er Kritik an den Antworten der Kirche übt und dafür plädiert, die Menschen nicht mit fromm klingenden Worten abzuspeisen.
Beim lesen merkt man sofort, dass sich Herr Geissler wirklich intensiv mit dem Thema Leid und Gott beschäftigt hat. Dabei zählt er die meiste Zeit Dinge auf, in denen Gott scheinbar versagt hat und führt Argumente gegen eine perfekte Schöpfung an.
Allerdings verstrickt er sich aus meiner Sicht in zu vielen Beispielen, in denen Gott in der Leidfrage scheinbar versagt und vermittelt dadurch dem Leser oftmals ein verzerrtes und widersprüchliches Gottesbild. Auch Heiner Geisslers Fazit konnte ich nicht ganz nachvollziehen.
Insgesamt hat mich der Autor kaum überzeugen können. Er wiederholt sich oft und liefert am Ende der Streitschrift auch keine zufriedenstellende Antwort darauf, wie sich der Glaube an Gott und das Leid in der Welt miteinander vereinbar lassen. Dennoch denke ich, dass seine Ausführungen Anlass dazu geben, sich einmal selbst mit der Frage kritisch auseinanderzusetzen und sich nicht nur auf die Antworten der Kirchen zu verlassen.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.