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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2017
Teestunde mit Todesfall / Ein Fall für Wells & Wong Bd.2
Stevens, Robin

Teestunde mit Todesfall / Ein Fall für Wells & Wong Bd.2


ausgezeichnet

Hazel verbringt die Ferien bei Daisys Familie in Fallingford. Doch auch außerhalb ihres Internats bleibt den beiden weder die Zeit noch der Abstand zum Mordfall an der Schule, da einer der Gäste zu Daisys Geburtstag vor den Augen aller vergiftet wird. Nun ist das Detektivbüro Wells und Wong zum zweiten Mal gefragt! Opfer des Giftmords ist der zwielichte Mr. Curtis, den außer Daisys Mutter niemand mochte, was die Liste der Verdächtigen dementsprechend in die Länge wachsen lässt. Und Daisys Mutter Gefallen an Mr. Curtis... nun ja... sollte sich für eine verheiratete Frau nicht geziemen. Kein Wunder also, dass ausgerechnet Daisys schusseliger, aber sehr sympathischer Vater zum Hauptverdächtigen in diesem Mordfall wird. Aber ist die Auflösung tatsächlich so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint? Je tiefer die Mädchen dem Ganzen auf den Grund gehen, desto mehr Motive für einen Mord an Mr. Curtis, der ein ausgebuffter Betrüger war, treten ans Tageslicht und Personen, die man zunächst als Tatverdächtige ausgeschlossen hat, finden nun doch einen Platz auf der Liste der möglichen Täter!

Von den Kritikpunkten, die ich im ersten Band der Wells und Wong Reihe angebracht hatte, fehlt nun jede Spur. Wo ich noch die oberflächliche Charakterausarbeitung kritisiert habe, muss ich nun meinen imaginären Hut vor der Autorin ziehen. Es war in mehrfacher Hinsicht ein kluger Schachzug von ihr, den Tatort für den zweiten Fall der Detektei Wells und Wong an einen anderen Ort zu verlegen. Zum einen kommt durch den neuen Schauplatz frischer Wind in die Handlung, zum anderen werden nicht so viele neue Charaktere eingeführt wie im Serienauftakt, so dass der Leser einfacher eine Bindung zu ihnen aufbauen kann. Daisy ist jetzt greifbarer als in "Mord ist nichts für junge Damen" und weckt Sympathien beim Leser, nachdem man ihre Familiensituation kennengelernt hat. Im ersten Band war sie für mich absolut nicht greifbar und blieb deutlich hinter Hazel, der Ich-Erzählerin, zurück.
Die Stärken aus dem ersten Band greifen auch im zweiten Fall der Detektivreihe: der altmodisch angehauchte Erzählstil, ein klassischer Whodunit ganz im Stil von Agatha Christie, ein junges Ermittlerduo, das an Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes und Dr. Watson erinnert, dazu die liebevolle Gestaltung des Romans mit Abbildung des Tatorts und Nennung aller Beteiligten im Vorfeld der Geschichte und einem Glossar, in dem Hazel einige spezielle Begriffe erklärt, die den jungen Leserinnen heutzutage vielleicht kein Begriff (mehr) sind.
Auch wenn ich mir (fast) immer sicher war, wer als Täter auf keinen Fall in Frage kommt, so hat es Robin Stevens geschafft mich mit zwei oder drei Charakteren an der Nase herum zu führen. Die Auflösung des Falls war für mich also nicht vorhersehbar und nebenbei hatte ich sehr viel Spaß mit einigen der hier vorgestellten Charaktere, denn trotz des mörderischen Inhalts von "Teestunde mit Todesfall" spart die Autorin nicht an Witz und Situationskomik.

Der zweite Fall für Daisy Wells und Hazel Wong hat sich zu ihrem ersten Abenteuer noch weiter gesteigert, so dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Auch im dritten Band, der einen "Mord erster Klasse" behandelt, hat sich die Autorin einen neuen Tatort gesucht: es geht an Bord des berühmten Orientexpress! Ich bin sehr gespannt, welchen Herausforderungen sich die beiden jungen Detektivinnen dort stellen müssen und ob man vielleicht mit Zitaten auf den "Mord im Orientexpress" ihres Vorbilds Agatha Christies rechnen kann.

Liebhaber von klassischen Whodunits und Detektivgeschichten sollten auf die Reihe von Robin Stevens auf jeden Fall einen Blick werfen. Für ein junges Publikum durch die jugendlichen Helden lesenswert, aber im Hinblick auf die berühmten Fußstapfen Agatha Christies, in die Robin Stevens in meinen Augen erfolgreich tritt, ebenso lesenswert für erwachsene Krimileser!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2017
Löwenväter singen nicht!
Baltscheit, Martin

Löwenväter singen nicht!


ausgezeichnet

"Löwenväter singen nicht!" ist das zweite Abenteuer des Löwen aus der Erstleserreihe, die einen Bogen zwischen Bilderbuch und Buch schlägt und somit nicht ausschließlich für Erstleser, sondern immer noch sehr gut zum gemeinsamen Lesen und Vorlesen geeignet ist.

An einem sonnigen Tag übt der Löwe lesen. Die Löwin beschließt ihre Schwester über das Wochenende zu besuchen und somit sind die Pläne des Löwen gemütlich und in Ruhe weiter das Lesen zu üben über den Haufen geworfen, denn die Löwin lässt ihn mit drei kleinen Affen alleine, auf die er nun aufpassen soll.
Wie das an freien Tagen oftmals der Fall ist, haben Erwachsene und Kinder eine unterschiedliche Meinung darüber, wie man am besten die Freizeit gestaltet. Die Äffchen wollen spielen - leider nicht Stille und Frieden -, sie haben Hunger und wollen essen. Danach sind sie zwar müde, doch im Gegensatz zum Löwen, der sich sattgefressen direkt um Schläfchen hingelegt hätte, wollen die Äffchen noch eine Gute-Nacht-Geschichte hören oder ein Einschlaflied vorgesungen bekommen.
Da Singen nicht das größte Talent des Löwen ist, dauert es eine Weile, bis er sich auf sein wahres Talent besinnt und die Äffchen und er endlich zur Ruhe kommen...

Wahrscheinlich tritt Martin Baltscheit mit der Geschichte einigen Eltern auf die Füße, aber ich liebe seinen Humor und wie er den Löwen auf die Schippe nimmt, der nach dem Spielenachmittag und mehreren Versionen seiner Gute-Nacht-Geschichte so genervt reagiert, dass er den kleinen Affen eine Gruselgeschichte auftischt und später wegen Albträumen nicht schlafen können. Aber so ist es doch in der Realität: Wenn Mutter oder Vater den ganzen Tag arbeiten waren, ist die Lust zum Spielen oder Geschichten erzählen oder Singen nunmal nicht allzu groß, und oftmals zwingt man sich dazu nur den Kindern zu liebe.

Zudem ist "Löwenväter singen nicht!" eine sehr witzige Geschichte darüber, dass eben nicht jeder für alles ein Talent hat und dafür wiederum andere Sachen besser kann als andere und so singt der Löwenvater am Ende der Geschichte auf Löwenart und (fast) alle können danach friedlich schlafen.

Am Ende des Buches werden noch einige Begriffe erklärt, die im Buch vorkommen, und die Erstlesern möglicherweise dort zum ersten Mal unter die Augen kommen.

Löwen-Erstleser-Reihe:
Löwenherzen weinen nicht!
Löwenväter singen nicht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2017
Palast aus Staub und Sand
Gordon, Haroon

Palast aus Staub und Sand


ausgezeichnet

In "Palast aus Staub und Sand" erzählt Haroon Gordon vorrangig die Geschichte von Baptiste, einem zurückhaltenden Franzosen, der in Algerien aufgewachsen ist.

Neben Prolog und Epilog ist das Buch in drei Teilen aufgebaut:
Im ersten Teil lernen wir den erwachsenen Baptiste in der Gegenwart kennen. Er lebt mittlerweile wieder in Frankreich, ist dort verheiratet und erwartet mit seiner Frau das erste Enkelkind. Zu Beginn des Buches erfährt er direkt einen schweren Schicksalsschlag als Tochter, Enkel und Schwiegersohn auf dem Heimweg vom Krankenhaus in einen tödlichen Autounfall verwickelt werden. Doch das Schicksal meint es auch weiterhin nicht gut mit ihm und man kann kaum verstehen, wie ein einzelner Mensch all die schweren Schicksalsschläge ertragen kann, die Baptiste über sich ergehen lassen muss und immer wieder klingt zudem an, dass es die Vergangenheit schon nicht gut mit ihm gemeint haben muss. In seiner Kindheit scheinen Sachen vorgefallen zu sein, die aus ihm als Erwachsenen einen scheuen und zurückhaltenden Menschen haben werden lassen, der sich nur schwer anderen gegenüber öffnet und der kaum Freunde hat.
Er öffnet sich erst langsam, als er auf die junge Ella trifft, die für ein soziales Projekt in Afrika arbeitet und die in Frankreich Vorträge darüber hält, um Spenden für das Weiterbestehen von "Little Hearts" zu sammeln. Ella hat irgendetwas an sich, was Risse in der Schale von Baptistes verschlossenem Wesen erzeugt, so dass dieser alle Brücken in Frankreich abbricht, um ins Land seiner Kindheit zurück zu kehren.
Im zweiten Teil wohnt der Leser der Kindheit Baptistes bei. Er wächst dort in der Nähe eines Gefängnisses auf, von dem sein Vater Leiter ist. Sein einziger Freund ist der Junge Gabriel, Sohn einer Mörderin und einziges Kind im Gefängnis. Aus unerfindlichen Gründen wurde er bei seiner Mutter belassen und genießt das Privileg mit Baptiste unterrichtet zu werden. Gabriels Geburt hat der Leser im Prolog erleben dürfen, nun spürt man zwar beim Lesen, dass hinter der Familiengeschichte der beiden Jungen Geheimnisse lauern, aber welche das sind, verrät der Autor an dieser Stelle erst sehr spät. Die Auflösung führt dann direkt in Teil drei und zurück in die Gegenwart. Mehr sei von der Handlung nicht verraten, da der stetige und langsame Spannungsaufbau den größten Reiz des Buches bildet neben der bildgewaltigen Sprache und den ausgefeilten Charakteren, die man sich langsam erlesen muss, da sich hinter den meisten eins oder mehrere Geheimnisse verbergen, die zum Ende hin ein großes Ganzes ergeben, welche den Leser zum Schluss hin richtiggehend erschüttern, auch wenn die negativen Schwingungen die meiste Zeit zu spüren waren. Und eins kann ich sagen: selbst wenn man einem Geheimnis auf die Schliche kommen sollte, der Autor fährt harte Geschütze auf, es geht ihm garantiert jeder Leser auf den Leim!

"Palast aus Staub und Sand" hat ein harmonisch komponiertes Cover, aber keines, welches mich auf Anhieb in seinen Bann gezogen hätte. Genauso ist es mit Haroon Gordons Protagonist Baptiste - er macht es einem nicht einfach ihn überhaupt kennenlernen zu wollen, geschweige denn ihn zu mögen. Trotzdem kann man sich Gordons Geschichte nicht verwehren. Die Intensität der Sprache, die Bildgewalt und die Tiefe seiner Charaktere sind überwältigend! Man fasst nur langsam und schwerfällig Fuß in der Geschichte, da es Zeit braucht sich auf die Figuren einzulassen und die Zusammenhänge zu verstehen, dafür sind die Spuren, die der Roman nach dem Lesen hinterlässt, umso tiefer und nachhaltiger.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Rosie und Moussa
Cock, Michael de

Rosie und Moussa


ausgezeichnet

Rosie zieht mit ihrer Mutter ans andere Ende der Stadt. In dem neuen Haus lernt sie direkt am ersten Tag Moussa kennen. Im Gegensatz zu Rosie hat Moussa eine richtige Familie mit Mutter, Vater und Geschwistern und einem Hund, der eigentlich eine Katze ist, aber Hunde dürfen in dem Haus wegen Herrn Tak nicht gehalten werden. Herr Tak ist überhaupt ziemlich streng und unfreundlich zu Kindern. Deswegen will er auch nicht, dass die Kinder aufs Dach des Mietshauses gehen, obwohl es dort doch so eine großartige Aussicht über die Stadt gibt. Mit dem Argument schafft Moussa es Rosie zu überreden trotz Verbots auf das Dach zu gehen, aber gerade in dem Moment als die beiden darüber reden wollen, warum Rosie alleine mit ihrer Mutter zusammen wohnt, hören sie jemanden aufs Dach kommen... Erwischt werden sie dort nicht, aber die Eisentür, durch die sie dorthin gelangt sind, wird von dem erwachsenen Schnüffler zugesperrt und damit sitzen die beiden neuen Freunde fest. Zum Glück hat Rosie eine Idee, wie sie jemanden darauf aufmerksam machen können, dass sie nicht mehr von ihrem Aussichtsplatz herunterkommen. Und dabei findet Rosie gleich einen weiteren neuen Freund... bis Hilfe von unerwarteter Seite kommt, haben Rosie und Moussa jedoch noch jede Menge Zeit auf dem Dach, um sich näher kennenzulernen.

Der erste Band der Rosie und Moussa Reihe ist eine wunderbar leicht erzählte Geschichte über das Finden von Freunden in einem neuen Lebensabschnitt, über das Leben ohne Vater, über fremde Kulturen, verschiedene Generationen, unterschiedliche Familienkonstellationen und das wahre Freundschaften keine Unterschiede machen zwischen Herkunft oder Alter.

Die Illustrationen von Judith Vanistendael - die mich stellenweise an die von Quentin Blake erinnern, der die berühmten Kinderromane von Roald Dahl illustriert hat - untermalt dabei die Geschichte opulent und detailreich, so dass die Bilder die Geschichte fast ein zweites Mal erzählen.

Die Geschichte ist vom Umfang besonders für Erstleser geeignet, kann aber auch gut vorgelesen werden, da der Umfang von knappen 100 Seiten zu einem großen Teil aus formatfüllenden Illustrationen besteht.
Für Kinder im angesprochenen Lesealter, die schon viel und gerne allein lesen, sollte man also am besten die bereits erschienenen Folgebände parat liegen haben, zudem die Geschichten aufeinander aufbauen.
Obwohl das Ende die Luft für die Fortsetzungen lässt, ist die Geschichte auch gut alleine für sich zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Eine Katastrophe jagt die nächste / Lil April Bd.2
Gessner, Stephanie

Eine Katastrophe jagt die nächste / Lil April Bd.2


ausgezeichnet

Die Aprils sind zurück! Die chaotische Großfamilie muss jedoch momentan ohne den Vater auskommen, der aus beruflichen Gründen nach England gezogen ist und dort für seine Familie nach einem geeigneten Haus sucht, denn im neuen Schuljahr sollen Frau und Kinder nachkommen. Dieses Thema sorgte bereits im ersten Abenteuer von Lil und ihrer Familie für einigen Zündstoff und im zweiten Band wird das Thema immer noch heiß diskutiert unter den Geschwistern. Doch damit nicht genug hat Lil Liebeskummer, weil ihr Freund Dennis Schluss gemacht hat. Dazu gesellt sich Ärger mit den Eltern, nachdem herauskommt, dass Lil trotz deren Verbot an einem Designwettbewerb teilgenommen hat, für den man mindestens 14 Jahre alt sein muss. Nachdem sie aus dem Wettbewerb als einer der Gewinner eines einwöchigen Workshops in Berlin hervorgegangen ist und ihr großer Bruder Pego gegenüber der Mutter den Mund nicht halten konnte, hat sich damit für Lil eine weitere Quelle des Ärgers aufgetan. Aber Nomen est Omen, wenn der zweite Band schon mit "Eine Katastrophe jagt die nächste" untertitelt ist, ist damit natürlich noch lange nicht Schluss. Das dicke Ende kommt, als eines Morgens an der Schulmauer von Lils und Pegos Schule ein Graffiti prangt, und Lil wird zur Hauptverdächtigen, da die Vorlage von ihr stammt. Wer steckt jedoch tatsächlich hinter der verbotenen Aktion?

Die arme Lil hat es in ihrem zweiten Abenteuer wirklich nicht einfach, da war das Chaos aus "Mein Leben und andere Missgeschicke" ja reiner Kinderkram dagegen! Doch auch Liebeskummer, der bevorstehende Umzug nach England und die mögliche Teilnahme an dem Designworkshop in Berlin geraten schnell ins Hintertreffen, als Lil zur Hauptverdächtige einer Straftat wird! Aus einer Vorlage, die sie für ihren völlig kunstunbegabten Bruder Pego entworfen hat, ist über Nacht ein riesiges Graffiti an der Schulmauer geworden. Doch nicht nur die Tat an sich sorgt für Diskussionen an der Schule, auch das Motiv wirbelt einigen Staub auf, zeigt es doch die Namensgeberin der Schule Anne Frank mit einer geballten Faust, obwohl diese ein Sinnbild für friedvollen Widerstand ist. Stephanie Gessner hat es mit diesem Handlungsstrang geschafft, der an sich lockeren Familiengeschichte ein ernstes Thema zur Diskussion mitzugeben, denn unabhängig davon, wer denn nun der Verursacher des Graffitis an der Schulmauer ist, fand ich den Gedankengang sehr interessant, ob man Anne Frank in einer solchen Pose darstellen darf oder damit ihr Andenken besudelt. Darüber hinaus finde ich es sehr wichtig, dass Anne Frank in einem aktuellen Jugendbuch so viel Raum eingeräumt wird, dass vielleicht einige Leser der Lil April Bücher im Anschluss Interesse an Anne Franks Geschichte zeigen werden und dadurch möglicherweise zu Buch oder Film greifen, auch ohne, dass dies auf ihrem Schullehrplan stehen wird (Anmerkung: Wer denkt, dass in der Schule auf jeden Fall Bücher besprochen werden, die den Holocaust thematisieren, liegt leider falsch. Von daher ist es meines Erachtens notwendig das Interesse von Kindern an diesem Thema ausserhalb der Schule zu wecken und dafür zu sensibilisieren.). Die Suche nach dem Täter nimmt viel Platz in der Geschichte ein, aber auch die anschließende Auflösung ist noch nicht das Ende im Fall Anne-Frank-Graffiti. Tatsächlich ist es mindestens ebenso spannend zu lesen, was sich die Schüler als Gutmachung für die Schule einfallen lassen, so dass der ganze Handlungsstrang im Endeffekt ein wunderbares Sinnbild dafür ergibt, wie man im Sinne Anne Franks ohne Gewalt etwas bewegen kann.

Die Reihe um Lil und ihre Großfamilie bietet Lesevergnügen für kleine und große Leser und sollte auch nicht auf Grund der eher mädchenhaften Gestaltung von lesenden Jungs links liegen gelassen werden. Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die trotz dessen einen Blick in die Geschichte riskieren, überaus positiv überrascht werden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Hugo und die Dämonen der Nacht
Santini, Bertrand

Hugo und die Dämonen der Nacht


ausgezeichnet

In "Hugo und die Dämonen der Nacht" erzählt Bertrand Santini eine Geistergeschichte, die aus einem fernen Jahrhundert stammen könnte. Santini hat eine ganz besondere und einzigartige Erzählstimme und einen speziellen Sinn für Humor, der sicherlich nicht jeden Nerv trifft, ich kann jedoch nur empfehlen, ihm eine Chance zu geben und sich auf seine ganz eigene Art Geschichten zu fabulieren einzulassen!

Sein Buch "Hugo und die Dämonen der Nacht" ist ähnlich einem Theaterstück aufgebaut und wird in drei Akten erzählt. Nicht nur Santinis Schreibe, auch die gesamte Gestaltung des Buches mutet wunderbar altmodisch an. Das Cover ziert ein Scherenschnittmotiv, es enthält goldglänzende Elemente und auch die Vignetten, die jeden Akt einläuten, sind wunderschön und passend ausgewählt.

Der kleine Hugo wächst bei seinen Eltern auf. Er besitzt viel Fantasie, was er seiner Mutter zu verdanken hat, die Schriftstellerin ist und deren Romane auf der ganzen Welt gelesen werden, seit sie mit ihren Buch "Horace mit dem dritten Auge" berühmt wurde. Nach der Geburt von Hugo erwarben seine Eltern ein großes Gut mitten in einem Naturschutzgebiet, auf dem sich ein alter Friedhof befindet, auf dem seit fast hundert Jahren niemand mehr beerdigt wurde, ein Geisterfriedhof.

'Fern vom Getriebe der Welt lebte die Familie Grimmons zwölf Jahre lang ein beschauliches und zurückgezogenes Leben. Wer hätte in dieser Zeit glauben können, dass Monliard eines Tages kein friedlicher Ort mehr sein würde? Es war aber die unwahrscheinlichste Ursache, die diesen Tagen ein Ende setzten sollte.' (S.17)

Es ist der Tod Hugos mit dem das romantische Idyll des Gut Monliards stirbt, es sind jedoch mitnichten die Geister, die ihr Unwesen auf dem Friedhof treiben, die dafür verantwortlich sind, auch wenn Hugo nach seinem Ableben unter ihnen weilen muss.
Das große Anwesen birgt Schätze, und um sich diese unter den Nagel zu reißen, verfolgt dort jemand sein finsteres Ziel selbst ohne vor dem schlimmsten aller Morde zurückzuschrecken... Doch wer soll das Geheimnis aufdecken, wo doch nur die Toten Kenntnis von den Vorgängen haben?

Zugegebenermaßen hat mir zu Beginn der Geschichte etwas von dem schwarzen Humor gefehlt, der beispielsweise bei Santinis "Der Yark" gleich zu Anfang zum Tragen kommt. Santini wäre jedoch nicht er selbst, wenn "Hugo und die Dämonen der Nacht" im späteren Verlauf nicht auch diese Schiene bedienen und mit Wendungen aufwarten würde, die selbst einen Kenner seiner anderen Werke auf dem falschen Fuß erwischen.
In der Geschichte wachsen einem besonders die Geister ans Herz, die teils unterschiedliche Ziele verfolgen und dadurch für einiges Chaos und beinahe für den schlimmstmöglichen Ausgang der Geschichte sorgen. Doch wie erwähnt... Santini dreht, wendet und schüttelt die Geschichte, dass einem beim bloßen Lesen schwindelig wird. In den letzten Kapiteln wartet er gleich mit mehreren Überraschungen auf, die man kaum verarbeiten kann, so schnell wie die nächste um die Ecke kommt.

Wer klassische Geistergeschichten liebt, vor verschrobenem und stellenweise sehr schwarzem Humor nicht zurückschreckt, nicht immer geradeaus laufen will, sondern auch die zugewachsenen Seitenpfade einer Geschichte erkunden will, der sollte sich auf das Wagnis "Hugo und die Dämonen der Nacht" einlassen und sich von dem altmodischen Grusel einen Schauer nach dem nächsten den Rücken herunterjagen lassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Alien-Alarm / Rupert Rau Bd.3
Bauer, Michael Gerard

Alien-Alarm / Rupert Rau Bd.3


sehr gut

Im dritten Band der Comicromanreihe um Rupert Rau hat sein Freund Puffy es geschafft ihn in eine schwierige Lage hineinzubugsieren.
Dank des Buches "Woran man Aliens erkennt" meint Puffy, dass es sich bei der Aushilfslehrerin Miss Allen um einen Alien handelt: Sie hat ein blaues und ein grünes Auge, die gleichen roten Haare wie Mister Winter, sein eigentlicher Lehrer und ihr Name??? Allen = Alien! Die Zeichen sind eindeutig!
Dank Ruperts Talent zielsicher in jedem Fettnäpfchen zu landen, ist es jedoch nicht Puffy, der als Alienjäger auffliegt, sondern Rupert, und so beginnt "Rupert Rau, Alienalarm" damit, dass Rupert im Rektorat sitzt und Rektor Porter erklären muss, wie es zu den merkwürdigen Attacken auf Miss Allen kam...

Auch im dritten Teil der Comicromanreihe um Rupert und seinen Freund Puffy strapaziert Michael Gerard Bauer die Lachmuskeln seiner Leser, wobei die Zeichnungen seines Sohnes Joe wieder einen Großteil beitragen. Neben der eigentlichen Handlung existiert ein Buch im Buch, in dem sich Ruperts Comicfigur Geheimagent Archie "Achtung" Amber ebenfalls mit Aliens herumschlagen muss, die die Körper von Menschen übernommen haben. Dass Ruperts eigene Figur in jedem Band den Kern der Handlung aufgreift, und der Leser anhand des Comics im Comic Ruperts Gedankengängen folgt, ist ein genialer Schachzug des Autors.
Vom Witz her ist die Story noch um einiges abgedrehter als die ersten beiden Bände "Super-Gau" und "Superheld", und spricht Jungs vielleicht noch ein Quentchen mehr an, ich persönlich favorisiere jedoch die beiden Vorgängergeschichten, da ich es bei Michael Gerard Bauers Schreibe besonders liebe, wie er selbst in lustige Geschichten gekonnt eine Moral einwebt. Dies hat mir bei Alienalarm leider gefehlt. Als alleinstehendes Buch wäre ich restlos begeistert gewesen, nur im Vergleich zu den beiden anderen Bänden fällt die Geschichte für mich etwas ab.
Trotzdem eine dicke Empfehlung für den dritten - und leider wohl abschließenden Band der Rupert Rau Reihe (Anmerkung: auf englisch ist ein Spin Off mit Geheimagent Archie "Achtung" Amber als Protagonist erhältlich), denn Michael Gerard Bauer hat es geschafft dem Genre ganz neue Impulse mitzugeben, obwohl Comicromane gefühlt an allen Ecken zu finden sind.

Reihen-Info:
http://michaelgerardbauer.com/my-books/eric-vale-epic-fail/
1. Eric Vale Epic Fail (Rupert Rau, Super-Gau)
2. Eric Vale Super Male (Rupert Rau, Superheld)
3. Eric Vale Off the Rails (Rupert Rau, Alienalarm)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Danger Express
Oppel, Kenneth

Danger Express


ausgezeichnet

Die Bücher von Kenneth Oppel in Summe sind wie eine Schachtel Pralinen mit unterschiedlichen und unbekannten Füllungen, bei denen man sich aber einer Sache gewiss sein kann: jede Füllung ist ein Treffer!

"Danger Express" lässt sich wohl am ehesten mit einem klassischen Abenteuerroman vergleichen, der in meinen Augen junge und erwachsene Leser gleichermaßen anspricht, denn Kenneth Oppel beherrscht die Kunst eine Geschichte auf mehreren Ebenen zu erzählen und in einem offensichtlichen Kinderroman Elemente zu verarbeiten, die in ihrem Facettenreichtum das Kind und den Entdecker in uns Erwachsenen ansprechen.
So erzählt er in seinem Roman nicht nur die Geschichte des jungen Will, der seinen Vater an Bord des längsten Passagierzugs der Welt begleiten darf, er verarbeitet darin auch historisch belegte Hintergründe und lässt Zeitzeugen wie Sandford Fleming, den Mann, der die Zeitzonen eingeführt hat, auftreten, so dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und ich mich manchmal fühlte, wie im interessantesten Geschichtsunterricht aller Zeiten, von denen sich meine früheren Lehrer eine dicke Scheibe hätten abschneiden können. Aber nicht nur der Geschichte wird eine Hommage gewidmet, auch Klassiker der Weltliteratur haben hin und wieder einen Cameoauftritt in Oppels Geschichten, wobei ich hier verschweigen werde, welchem Buch hier ein Auftritt gewidmet wird, da ich die Auflösung zu genial fand und das Ganze zudem weit gegen Ende der Geschichte stattfindet. Wobei Kenneth Oppel offensichtliche Spuren bis zur Auflösung auslegt, vielleicht kommt daher die Wendung vielleicht für findige Leser nicht so überraschend wie für mich ;)
Aber zurück zur eigentlichen Geschichte: als Junge wohnt Will der Eröffnung der Trans-Kanada-Strecke bei, an der sein Vater als Arbeiter mitgewirkt hat. Will hat das Glück den letzten Gleisnagel in die Schienen einschlagen zu dürfen, was diesen geschichtsträchtigen Moment unvergesslich für ihn macht. Jahre später hat sich sein Vater hochgearbeit und ist nun kein einfacher Arbeiter mehr, sondern hat einen führenden Posten in der Eisenbahngesellschaft inne, so kommt es, dass Will ihn auf der Jungfernfahrt des Trans-Kanada-Express begleiten darf. Als der Junge Zeuge eines mörderischen Komplotts wird, zwingen ihn die Umstände dazu, den Luxusabschnitt des Zuges, den sein Vater bewohnt, zu verlassen, und auf der Flucht vor den skrupellosen Männern, die auch vor einem Mord nicht halt machen, lernt Will so nach und nach die unterschiedlichen Menschen und die teilweise extremen Bedingungen an Bord des 7000 Passagiere fassenden Zuges kennen. Die isolierte Umgebung, die einen besonderen Reiz ausübt, da sie an sich mobil ist, aber die Personen während der Fahrt dort eingeschlossen sind, erhöht die Gefahr, der sich Will gegenüber sieht. Er kann ja nur innerhalb des Zuges seinen Verfolgern davon laufen und muss sich durch alle Abteile kämpfen, um zurück zu seinem Vater zu gelangen. Hilfe erhält er dabei von Seiten einiger Zirkusleute, die ebenfalls an Bord des Zuges sind. Dies sind zum einen die junge Maren, sowie der Direktor. Doch kann Will den beiden tatsächlich vertrauen oder verfolgen sie eigene Ziele?

Kenneth Oppel spinnt eine zauberhafte, abenteuerliche und lehrreiche Geschichte, um die magische Welt des Zirkus, sagenhafte Gestalten wie den Sasquatsch, geschichtliche Hintergründe und eine mörderische Jagd, zu einem fantastischen Lesevergnügen, wie es für mich nur ganz wenige Autoren vermögen.
Will steht auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist dabei sich von seinem dominanten Vater zu lösen, für seine eigenen Ziele einzutreten und seine eigene Geschichte zu schreiben.

Zum Glück behält Kenneth Oppel seine wunderbaren Geschichten nicht für sich, sondern teilt sie mit uns Lesern. Für mich ist er ein Ausnahmeautor, wie es sie nur selten gibt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.