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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2021
Bevor ich dich sah
Houghton, Emily

Bevor ich dich sah


ausgezeichnet

Dieses Buch will mit dem Herzen gelesen werden

Alice und Alfie liegen beide nach einem traumatischen Erlebnis im Krankenhaus, im selben Zimmer, durch einen Vorhang getrennt. Langsam nähern sich die beiden einander an, schütten sich gegenseitig ihr Herz aus, erzählen sich von ihren Leben…

Zu Beginn stellten die Kapitelüberschriften ein Problem für mich dar. Diese Überschriften sind in sehr schnörkeliger Schrift gehalten, sodass die Namen Alice und Alfie sich auf den ersten Blick sehr ähneln. Hier wäre ein Schrifttyp, wie z. B. Arial besser geeignet gewesen.

Die Autorin, Emily Houghton, wählt ein Szenario, welches in unseren deutschen Krankenhäusern nicht zu finden ist. Im Krankenhaus von Alice und Alfie werden die Zimmer nicht nach Geschlechtern getrennt. Alice befindet sich aufgrund ihrer Verbrennungen hinter Vorhängen. Das Personal richtet den Tagesablauf an den Bedürfnissen der Patienten aus, um ein paar Beispiele zu nennen. Diese Ausgangsvoraussetzungen hat die Schriftstellerin bewusst gewählt, damit diese ungewöhnliche Liebesgeschichte überhaupt möglich ist. Nach meiner Ansicht ist es deshalb notwendig „Bevor ich dich sah“ mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf zu lesen. Denn, wenn es uns gelingt, den Verstand, der ständig „aber“ sagen will, auszublenden, erleben wir eine wunderschöne und tiefe Liebesgeschichte.

Alfie, der mit seiner extrovertierten Art die ganze Station unterhält bzw. bei Laune hält, hat auf Anhieb den Sprung in mein Herz geschafft. Alice dagegen ist sehr introvertiert und hadert mit ihrer Situation. Sie war immer stark und selbstständig und ist nun zum ersten Mal auf die Hilfe anderer angewiesen, was ihr sehr schwer fällt. Dadurch dauerte es länger, bis ich auch Alice mögen lernte. Doch auch sie lag mir schließlich am Herzen.

Besonders gelungen finde ich die Darstellung der langsamen Annäherung von Alfie und Alice aufgrund tiefsinniger Gespräche, in denen beide sich immer weiter öffnen. Dadurch konnte ich richtig gehend spüren, wie die beiden sich nach und nach ineinander verliebten. Daher konnte ich den Roman auch gar nicht mehr aus der Hand legen, bis ich endlich wusste, wie die Autorin diese Spannung, die entsteht, zum Ende auflösen will. Und das ist ihr auf jeden Fall gelungen. Dieses Buch ist für Leserinnen, die gerne in die Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen.

Bewertung vom 24.07.2021
Unbarmherziges Land
Offutt, Chris

Unbarmherziges Land


gut

Super Schreibstil, müde Story

In den Wäldern Kentuckys wird eine Frauenleiche gefunden. Die ermittelnde Linda Hardin ist nicht nur neu in dem Job, sondern auch der erste weibliche Sheriff der Stadt und dadurch vielen Männern ein Dorn im Auge. Also wendet sie sich bei den Ermittlungen an ihren Bruder Mick, der Militärermittler ist und gerade aufgrund persönlicher Probleme in seiner Heimatstadt ist…

Der Schreibstil von Autor Chris Offutt ist genau mein Fall. Seine zynisch humorvolle Beschreibung der Geschehnisse, Menschen und Umgebung, passt wunderbar zu den auftretenden schrägen und skurrilen Figuren. Zusätzlich wird die Erzählung durch super Einfälle des Autors bereichert. Genau das liebe ich an Autoren wie Elmore Leonard und Candice Fox. Chris Offutt kann zumindest vom Erzählstil auf jeden Fall mithalten.

Doch leider ist dies bei der Story nicht der Fall. Es fehlt der Erzählung an Dynamik. Das Erzählte wirkt zu dünn und plätschert so vor sich hin, dass die tollen Winkelzüge verpuffen, ohne bei mir als Leserin Interesse für die Geschichte zu erzeugen. Auch fehlte mir ein Spannungsbogen. Der Autor konzentriert sich oftmals auf die Beschreibung der Zustände, wenn er das Geschehen vorantreiben sollte. Weniger Sätze zur Umgebung oder dem Aufenthaltsort der Personen und mehr Interaktion hätte das Buch gebraucht. Vielleicht würden mehr innere Dialoge oder Gespräche zwischen den Personen, was nun folgt, zu mehr Spannung führen. So fehlte mir jedoch ein spannender Inhalt.

Ich hoffe, dass der Autor seine Plotentwicklung verbessert und den tollen Erzählstil beibehält. Auf jeden Fall werde ich auch das nächste Buch von Chris Offutt lesen und bin gespannt, ob er mich damit überzeugen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2021
Pfoten vom Tisch!
Kerkeling, Hape

Pfoten vom Tisch!


gut

Ich hatte mehr erwartet

Hape Kerkeling lässt uns an seinem Wissen über Katzen teilhaben. Er erzählt uns von den Katzen, mit denen er sein Leben teilt oder teilte, von Katzen anderer Menschen, von berühmten Katzen und er informiert darüber, was man über Katzen wissen sollte.

Vom Sachteil sollte mensch sich nicht zu viel versprechen. Ich habe nichts erfahren, was man nicht auch im Internet nachlesen kann. Gehofft habe ich auf viele Anekdoten über die eigenen Katzen bzw. Katzen von Freunden und Bekannten. Davon gab es für meinen Geschmack jedoch viel zu wenig in „Pfoten vom Tisch“. Da der Autor schon mehrere Katzen besessen hat und über viele Jahre Katzenerfahrung verfügt, sollte er eigentlich ausreichend Geschichten auf Lager haben. Wir haben unseren Kater erst seit 2,5 Jahren und ich weiß schon unzählige Possen zu erzählen.

Den Anfang des Hörbuchs fand ich unglaublich witzig und musste mehrfach laut auflachen. Doch leider war das bereits nach wenigen Kapiteln vorbei und ich konnte nur noch selten schmunzeln oder lachen. Als Katzenliebhaberin kann ich natürlich den ganzen Tag damit verbringen, mir etwas über Katzen anzuhören. Allerdings habe ich mir von einem Komiker vom Format eines Hape Kerkeling mit vielen Jahren Katzenerfahrung mehr versprochen. Das Gehörte war nett, aber nichts Besonderes.

Gelesen wird das Hörbuch vom Autor selbst. Das ist selbstverständlich super, denn jede Betonung stimmt und jede Pointe sitzt. Da ist ein Profi am Werk. Fans von Hape Kerkeling dürften begeistert sein. Ich habe mich gefreut, dass das Buch perfekt gelesen war. Allerdings hat Hape Kerkeling es bei mir sehr schwer, da ich tiefe Männerstimmen bevorzuge.

Alles in allem ist das Hörbuch „Pfoten vom Tisch“ von Hape Kerkeling kurzweilig, unterhaltsam und perfekt gelesen. Es hätte jedoch gerne persönlicher sein dürfen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2021
Hundstage für Beck / Nick Beck Bd.1
Voss, Tom

Hundstage für Beck / Nick Beck Bd.1


sehr gut

Solider Auftakt einer neuen Krimireihe

Zu Beginn von „Hundstage für Beck“ treffen wir auf den Polizisten Nick Beck, der sich ganz unten in seinem Leben befindet. Einst war er ein erfolgreicher Ermittler des LKA Hamburg. Doch als bei der Jagd nach dem Elbripper seine Kollegin ums Leben kommt, verliert er den Boden unter den Füßen. Er lässt sich auf eine kleine Polizeistation versetzen, trinkt und zeichnet sich durch kriminelles und skrupelloses Verhalten aus. Nachdem er im betrunkenen Zustand eine junge Frau überfahren hat, überlegt er, wie er verhindern kann, dass dies auffliegt. Er packt die Leiche kurzerhand ein, um sein Vergehen zu vertuschen. Dieses kaltblütige Vorgehen eines Gesetzeshüters hat mich fassungslos gemacht. Zudem war ich neugierig, wie der Autor Tom Voss seinen Helden Nick Beck aus dieser verfahrenen Situation wieder herausholen will.

Bei den Ermittlungen zu der vermissten jungen Frau treffen schließlich Nick Beck und Cleo Torner vom LKA Hamburg aufeinander. Cleos Leben befindet sich gerade im Umbruch, sowohl beruflich als auch privat. Die ehrgeizige, intelligente junge Frau träumte immer davon, in der Mordkommission zu arbeiten. Doch dieser Traum scheint in immer weitere Ferne zu schwinden.

Beck und Cleo geben ein interessantes Team ab. Sie harmonieren sehr gut miteinander und ergänzen sich prima. Zudem mag ich es, interessantes Privates über die ermittelnden Menschen in Krimis zu erfahren. Beck kämpft gegen seine Süchte und Dämonen. Cleo sucht nach einem Weg, um mit den Veränderungen in ihrem Leben klarzukommen.

Der Autor legt geschickt mehrere Fährten zu möglichen Tätern. Damit entfacht er meinen Spürsinn und ich fange an, nach dem Täter und Motiv zu suchen. Welches ist die richtige Fährte oder lockt er mich in die komplett falsche Richtung?

Schnell wird klar, dass der Fall in diesem Buch wesentlich komplexer ist als es zuerst scheint. Nach und nach erweitert der Autor unser Wissen um das Opfer und die Verdächtigen. Die Art und Weise, wie der Kriminalroman aufgebaut war, gefiel mir sehr gut. Bereits nach der Vorstellung der Figuren, entwickelt die Story eine große Spannung und kann dieses Niveau halten.

Tom Voss zeichnet in „Hundstage für Beck“ außergewöhnliche Charaktere. So wohnt Nick Beck bei einem Pärchen, das man schon fast skurril nennen kann. Und auch die anderen Personen haben alle ihre Macken und Kanten, wie wir Menschen im wahren Leben auch.

Der Krimi war spannend, hat mich gut unterhalten und gipfelte in einem gelungenen Finale. Mit Nick Beck und Cleo Torner hat der Autor ein tolles Team eingeführt. Ich freue mich schon sehr auf Band 2.

Bewertung vom 18.07.2021
Feuer über Nasira / Age of Darkness Bd.1
Pool, Katy Rose

Feuer über Nasira / Age of Darkness Bd.1


sehr gut

Unterhaltsames Fantasybuch

Vor 100 Jahren verschwanden die sieben Propheten aus der Welt. Doch es gibt eine letzte geheime Prophezeiung: Wenn die Welt dem Zeitalter der Dunkelheit entgegen schreitet, wird es einen letzten Propheten geben. Er allein entscheidet über die Rettung oder den Untergang der Welt. Fünf junge Menschen finden aufgrund der Prophezeiung zusammen. Da ist Hassan, der Prinz von Nasira, Jude, der neue Hüter des Ordens des Letzten Lichts, Anton, ein Spieler, der sich seit Jahren auf der Flucht befindet, Ephyra, auch die Weiße Hand genannt, eine Mörderin und ihre Schwester Beru, die dem Tode geweiht ist.

Die Autorin Katy Rose Pool hat im ersten Band von „The Age of Darkness – Feuer über Nasira“ eine atmosphärisch dichte Welt erschaffen. Ihre Sprache ist sehr bildhaft, sodass ich mich schnell und gut in den Kosmos des Buches einfinden konnte. Auch die Einführung der fünf Hauptfiguren gelingt der Autorin hervorragend. Die Überschriften der jeweiligen Kapitel benennen jeweils die Figur, die wir im folgenden Kapitel begleiten. Ergänzt wird der Name durch einen schwarzen Scherenschnitt der jeweiligen Person.

Das Volk aus Nasira musste nach Pallas Athos fliehen, da Nasira von dem Hierophanten und seinen Zeugen, wie sich seine Anhänger nennen, besetzt wurde. Der Hierophant will alle magisch begabten Personen richten, sodass eine Welt entsteht, in der es keine Menschen mit besonderen Gaben mehr gibt. Das von der Autorin beschriebene Flüchtlingscamp hat mich sehr daran erinnert, wie Flüchtlinge in unserer Welt und zu unserer Zeit leben und leiden müssen.

Das Buch zeichnet sich durch eine temporeiche Handlung und überraschende Wendungen aus. Als Leserin gibt es kaum einmal Zeit, um durchzuatmen. Zum Teil hat mich jedoch gestört, dass die Hauptfiguren immer wieder das Wesentliche aus den Augen verloren haben, weil sie nur mit ihren privaten Sorgen und egoistischen Zielen beschäftigt waren. Sie begegnen sich, geraten in Schwierigkeiten, helfen sich jedoch nicht automatisch gegenseitig, sondern retten lieber ihre eigene Haut. Das ist für die Helden eines Buches sehr ungewöhnlich und ich hoffe, dass sie in den weiteren zwei Teilen mehr füreinander einstehen. Denn in Band 1 haben mich die Figuren mit ihrem Egoismus wiederholt genervt und frustriert.

Doch alles in allem ist das Buch spannend, actionreich und überrascht mich als Leserin immer wieder. Daher habe ich Band 2 bereits hier liegen, um zu erfahren, wie die 5 Hauptfiguren die Welt retten wollen.

Bewertung vom 10.07.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Auch der zweite Fall ist wieder sehr spannend

Anna Wagner und ihre Vermisstenstelle werden der Polizeiwache in St. Peter-Ording als eigenständige Behörde angesiedelt. Also kann die sympathische Münchnerin in Zukunft zusammen mit dem Polizeichef Henrik Norberg an aktuellen Vermisstenmeldungen und ungelösten Altfällen arbeiten. Nach der Umsiedelung nimmt sich Anna Wagner als erstes eines Falles an, der mehr als 15 Jahre zurückliegt. Damals war ein 9-jähriger Junge aus einem Sommercamp verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Sie versucht nun mit Hilfe des Polizeichefs und von Nils Scheffler, der ihr für die Ermittlungen zugeteilt wurde, die damalige Polizeiarbeit nachzuverfolgen und den Fall zu lösen.

Ich mag die Atmosphäre dieser Reihe sehr gerne. Durch die Ermittlungen in St. Peter-Ording hat das Ganze Dorfcharakter – und das, obwohl die drei Polizisten immer wieder nach Kiel, Hamburg oder Husum müssen, um Befragungen durchzuführen.

Die Autorin Svea Jensen lässt uns in „Nordwestzorn“ wieder in das Privat- und Familienleben von Henrik Norberg, seinen Kindern und Schwiegereltern blicken. Wir erleben, wie Anna Wagner, da sie in den Nebenanbau der Schwiegereltern gezogen ist, immer enger an den Familienkreis gebunden wird. Ich mag es, wenn ich die Ermittler in Kriminalromanen immer besser kennenlerne, etwas über ihre Probleme und Nöte, aber auch über ihre glücklichen privaten Momente erfahre. Dadurch wachsen mir die Figuren ans Herz und erhöhen meine Bindung an die Krimireihe. Und das klappt hier hervorragend, denn ich kann es kaum erwarten, dass weitere Bände über die Soko St. Peter-Ording erscheinen.

Der Kriminalfall ist sehr geschickt und spannend aufgezogen. Schnell haben wir als Leserinnen eine Reihe Verdächtiger zur Hand. Doch die Handlung ist so verwickelt, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, wie die Autorin den Fall so auflösen will, dass der Schluss für mich schlüssig und akzeptabel ist. Doch was soll ich sagen? Svea Jensen hat es geschafft. Die Lösung des Falls hat mir sehr gut gefallen. Die Ereignisse, die dahin geführt haben, waren unterhaltsam, kurzweilig und spannend. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Bewertung vom 04.07.2021
A Reason to Stay / Liverpool-Reihe Bd.1 (MP3-Download)
Benkau, Jennifer

A Reason to Stay / Liverpool-Reihe Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Tolle Liebesgeschichte, die mich immer wieder zum Nachdenken angeregt hat

Durch Zufall treffen Sibyl, genannt Billy, und Cedric aufeinander als Billy und ihre Freundin im Museum eine Ausstellungseröffnung verlassen und Cedric gerade ankommt. Sofort ist da etwas zwischen den beiden und sie flirten heftig miteinander. Doch Olivia, Billys Freundin, muss dringend raus aus dem Museum und zieht Billy mit. Zur Entschädigung organisiert sie kurz darauf ein erneutes Treffen von Cedric und Billy…

„A reason to stay“ von Jennifer Benkau ist eine genretypische Liebesgeschichte. Eine junge Frau, die den interessanten, geheimnisvollen, unglaublich gutaussehenden Mann, mit dem sie sich vom ersten Moment an fühlt, als würden sie sich schon ewig kennen, nicht vergessen kann. Ihre Umgebung warnt sie vor dem Herzensbrecher, doch sie kann ihm nicht widerstehen. Cedric hat seine Gründe, warum er keine Beziehung eingehen will und mit jeder Frau nur eine einzige Nacht verbringt. Doch dann tritt Billy in sein Leben, und sie lässt ihn gedanklich nicht mehr los. Nicht sonderlich originell, aber genau deshalb lese ich diese Geschichten. Sie zeigen mir eine Liebe wie im Märchen und tragen mich an einen Ort, an dem ich mich an den Liebenden erfreuen, mit ihnen mitfiebern und mit ihnen mitleiden kann.

In diesem Buch hat mich Cedric ins Herz getroffen. Auch seine Gründe, keine Frau an sich heranlassen zu wollen, findet man mittlerweile in vielen Liebesromanen wieder. Aber hier konnte ich seine Worte so oft nachvollziehen, verstehen, glauben. Seine Ängste und Wünsche und die Offenheit, mit der er diese äußerte, haben mich für ihn eingenommen. Genauso wie ich Billy einfach lieben musste. Sie ist stark, mutig, klug, gefühlvoll und passt wunderbar zu Cedric. Gegen Ende, als Billys Probleme deutlich werden, ist sie mir mit ihrem Verhalten kurz auf die Nerven gefallen. Doch Cedric hat sie zum Glück schnell vom Gegenteil überzeugen können. Die Auflösung der Ereignisse rund um Billy kamen für mich nicht überraschend, haben die Situation jedoch glaubhaft aufgelöst.

Für mich ist „A reason to stay” ein rundum gelungenes Buch, bei dem ich ein wenig traurig war, als ich das Ende erreicht hatte. Ich hätte die beiden Hauptfiguren gerne noch länger begleitet.

Mit dafür verantwortlich, dass mir das Buch so gut gefallen hat, waren die Hörbuchsprecher. Maren Ulrich hat Billy so eindringlich verkörpert, dass ihre Stimme für mich Billy war. Sie hat genau den richtigen Ton beim Erzählen der Ereignisse, beim Darlegen von Billys Gefühls- und Gedankenwelt getroffen. Das war einfach toll. Zudem hat sie den unterschiedlichen Figuren mit verschiedenen Tonlagen eine eigene Stimme verliehen. Olivia war mir zu aufgedreht und schrill, sodass ich sie als anstrengend empfunden habe. Aber es ist auch nicht ganz einfach, mehreren Frauen eine eigene Stimme zu verleihen. Julian Mill dagegen hat mir die Facetten von Cedric nahe gebracht. Er hat dafür gesorgt, dass ich mich schnell und anhaltend in Cedric verliebt hat. Auch er hat Cedric nicht einfach gesprochen. Er war Cedric und hat seine Gefühle und Gedanken perfekt verkörpert. Zwei Sprecher also, die sehr gut zueinander und zur Geschichte gepasst haben und die ich als Bereicherung für diese schöne Geschichte empfunden habe.

Bewertung vom 04.07.2021
Schicksal
Shalev, Zeruya

Schicksal


schlecht

Hier wird jeder Gedanke seziert

Zu Beginn hat mir das Buch sehr gut gefallen. Obgleich ich sofort gemerkt habe, dass dies kein Buch ist, das ich schnell mal eben weglesen kann. Wir befinden uns im Buch „Schicksal“ von Zeruya Shalev zum einen in der Gedankenwelt von Atara, die mit sich, ihrem Leben und den Entscheidungen ihrer Vergangenheit hadert. Zum anderen erzählt Rachel in Gedanken aus ihrem Leben, von ihren Söhnen und ihrer Gegenwart. Das fand ich am Anfang sehr spannend, denn ich wollte die beiden Frauen näher kennenlernen. Und wie geht das besser als über die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren? Eine Annäherung an Atara ist mir sehr schwer gefallen, da sie sich selbst verloren hat und in Gedanken nie im Hier und Jetzt war. Sie war entweder bei den Entscheidungen ihrer Vergangenheit oder sie war schon bei dem, was die Zukunft ihr bringen könnte. Da konnte ich Rachel viel besser verstehen. Ihr Leben war spannend und von Brüchen durchzogen. Das hat sie erst einmal zu einer spannenden Figur gemacht. Zumal ich die alte Rachel nur schwer mit ihrem jungen Ich in Einklang bringen konnte.

Von Anfang an schwierig war für mich der politische Kontext des Buches. Der Feind waren zuerst die Briten, die Palästina verwaltet haben. Als diese abgezogen waren, waren die Araber die Feinde. Sie wurden durchweg als der Aggressor des Konflikts dargestellt. Vielleicht hätte mich das nicht verwundern sollen, da die Autorin in einem Kibbuz am See Genezareth aufgewachsen ist. Doch diese einseitige Sichtweise störte mich in dem Buch enorm, denn es war für mich zu sehr in hier die Guten und dort die Bösen unterteilt. So einfach ist Geschichtsschreibung jedoch nicht.

Im Laufe der weiteren Erzählung habe ich mich dann immer mehr von den beiden Hauptfiguren entfernt. Atara ist mir gehörig auf die Nerven gegangen, da sie für mich keine greifbare Persönlichkeit besaß. Sie zeichnete sich durch Sprunghaftigkeit in ihrem Denken, Handeln, Meinungen, Wünschen und Bedürfnissen aus. Stets wollte ich sie schütteln, damit sie endlich einmal zur Besinnung kommt. Doch durch die Ereignisse des Buches steigerte sich ihr irrationales Verhalten immer weiter. Die Figur hat schließlich Wut und Abscheu in mir erzeugt.

Die Kapitel von Rachel werden immer kürzer und die von Atara immer länger. Fand ich Rachel zu Beginn interessant, so konnte ich ihre Gedankengänge im Verlauf der Geschichte immer weniger nachvollziehen. Diese waren mir zu abstrakt und nicht greifbar. Das kann sehr gut daran gelegen haben, dass Rachel und ich keine gemeinsamen Berührungspunkte besitzen, unsere Welten einfach zu unterschiedlich sind. Ihre Kultur, Geschichte, Weltsicht sind mir einfach fremd. Rachels Kapitel fesselten mich daher nicht mehr.

Mit der Zeit hat mich das Buch einfach nur noch gelangweilt. Jede Szene mit Atara war bis ins Unendliche in die Länge gezogen. Da ich der Figur und ihren Gedanken nur noch Ablehnung entgegengebracht habe, ist es mir immer schwerer gefallen, weiterzulesen. Zudem kreiste sie in Gedanken nur um sich selbst und um das, was sie bedauert. Eine Entwicklung konnte ich nicht entdecken. Ich habe es als Gedankenspirale wahrgenommen, die immer wieder von vorne beginnt. Das führte dazu, dass ich anfing, ihre Kapitel querzulesen. Doch das bringt mir nichts, denn ich wollte ja gar nicht mehr wissen, welche Gedanken sie ausspuckt.

60 Seiten vor Ende des Buches habe ich dann die weiße Flagge gehisst und das Buch abgebrochen. Die Autorin hatte meiner Ansicht nach nichts zu erzählen. Sie hat uns die ganze Zeit an den ewigen inneren Monologen einer Figur teilhaben lassen, bei der nichts geschah. Das war für mich schlichtweg Langeweile pur. So wurde jede Seite, durch die ich mich durchgekämpft habe, zu einer Qual.

Habe ich mich zu Beginn an dem Schreibstil erfreut, war da irgendwann nichts mehr, woran ich mich in diesem Buch erfreuen konnte. Was nutzt ein toller Schreibstil, wenn der Inhalt nichtssagend ist oder Ablehnung in mir erzeugt? Gar nichts!

Bewertung vom 23.06.2021
Neuanfang in Porthmellow
Ashley, Phillipa

Neuanfang in Porthmellow


gut

Kein Highlight, als Urlaubslektüre okay

Vier Personen treffen auf Porthmellow aufeinander. Da ist Marina, die vor 3 Jahren ihren Mann ans Meer verloren hat. Sie ist endlich wieder auf die Beine gekommen. Geholfen hat der Lehrerin, dass sie eine Station gegründet hat, die die Strände und das Meer überwacht, um hilfebedürftige Personen an die Seenotrettung melden zu können. Bei ihr schlüpft ihre Cousine Tiff unter, die nach einem Skandal sowohl den Job als auch den Partner verloren hat. Ihre Nachbarn sind der schweigsame Lachlan und der launische Dirk. Lachlan hat sich nach einem traumatischen Erlebnis auf die Insel zurückgezogen. Dirk hat es vor Jahren, nach der Trennung von seiner Frau, nach Porthmellow verschlagen.

Das Buch ist eine nette Urlaubslektüre. Die Menschen sind nett, die Gegend ist toll. Aber es war mir ein wenig zu seicht. Obwohl in dem Buch problematische Themen angesprochen werden, bin ich die ganze Zeit an der Oberfläche des Geschriebenen geblieben und fühlte mich nicht mitten drin im Geschehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass das Buch nicht in der Ich-Erzähler Perspektive geschrieben ist. Daher spürte ich die Gefühle der Figuren nicht und sie blieben mir fremd.

Zu Beginn von „Neuanfang in Porthmellow“ von Phillipa Ashley haben mir die Figuren gefallen und ich fand sie in weiten Teilen sympathisch. Doch leider ist das nicht so geblieben. Gerade die beiden Frauen wurden mir im Laufe der Geschichte immer unsympathischer. Dachte ich einige Kapitel lang, dass ich die Reaktionen der beiden Frauen zwar nicht nachempfinden kann, aber jeder Mensch halt anders reagiert, so merkte ich irgendwann, dass mich das Verhalten von Marina und Tiff wütend machte. Das führte dazu, dass ich sie nicht mehr leiden konnte. Den Langmut von Dirk und Lachlan gegenüber den beiden Frauen fand ich bewundernswert, jedoch nicht realistisch.

Die Ereignisse in dem Buch waren für mich sehr vorhersehbar. Doch das fand ich okay und in weiten Teilen auch normal für einen Liebesroman. Es ist ein nettes Buch, um es im Urlaub am Strand zu lesen. Aber insgesamt werde ich es schnell wieder vergessen haben.

Am Ende des Romans war ich traurig, dass er mir nicht so gut, wie erhofft, gefallen hat. Bei einem Liebesroman erwarte ich keine Tiefe. Jedoch Figuren, die ich mag und denen ich Liebe und Glück wünsche. Das war in diesem Buch leider nicht der Fall. Dazu kommt, dass ich die Dialoge oft als gestelzt und unnatürlich empfunden habe.

Bewertung vom 23.06.2021
Alle Farben des Regens
Winter, Jessica

Alle Farben des Regens


ausgezeichnet

Eine wunderschöne Geschichte

Als Arya und Kasey sich kennenlernen, ist Arya gerade einmal 7 Jahre alt. Sie werden beste Freunde. Doch als Arya 17 Jahre alt ist, verschwindet Kasey aus ihrem Leben und lässt sie mit einem gebrochenen Herzen zurück. Sieben Jahre später steht er plötzlich wieder vor ihr. Er und seine beiden kleinen Kinder…

Eine Stärke des Buches „Alle Farben des Regens“ von Jessica Winter ist die liebevolle Ausarbeitung der Figuren. Die meisten Personen habe ich umgehend in mein Herz geschlossen. Auch die Bösewichte der Geschichte sind gut ausgearbeitet. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Figuren Dialoge führen, wie sie auch bei mir oder dir stattfinden könnten. Besonders die Kinder reden, wie Kinder es nun einmal tun. In vielen Büchern wirken gerade die Aussagen von Kindern sehr unnatürlich. Doch in diesem Buch sagen sie genau die Dinge, die ich von Kindern erwarten würde. Toll!

Das Buch beschäftigt sich mit ernsten Themen, wie Tod, Verlust, häusliche Gewalt und toxische Beziehungen, ohne mich als Leserin damit herunterzuziehen oder die Geschichte zu überladen. Die Probleme, die aus diesen Situationen entstehen, werden deutlich. Die Autorin zeigt jedoch auch, dass es ein „Danach“ gibt und wir nicht in diesen schwierigen Situationen stecken bleiben müssen.

Die große Verbundenheit und die tiefen Gefühle, die Arya und Kasey schon seit Kindertagen füreinander haben, sind sehr gut herausgearbeitet. Besonders gelungen sind dabei die Kapitel, die mich als Leserin in die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren führen. Dadurch wächst mein Verständnis für die beiden Personen.

Das Buch hat mich eine große Palette an Gefühlen durchleben lassen. Ich war traurig, glücklich, wütend, habe gelacht, mitgefiebert und noch vieles mehr. Wer einen schönen Liebesroman mit tollen Menschen lesen will, ist hier genau richtig.