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Benutzername: 
TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2009
In letzter Sekunde / Jack Reacher Bd.5
Child, Lee

In letzter Sekunde / Jack Reacher Bd.5


ausgezeichnet

Jack Reacher, Ex-Cop bei der Militärpolizei, zieht wieder durch die Lande Amerikas. Rastlos wie ein Landstreicher aus Leidenschaft, seitdem ihn das Militär nicht mehr wollte.

Nachdem er feststellt, daß er am Vorabend einem ortsansässigen Polizisten privat ziemlich eins auf die Mütze gegeben hat, ergreift er die Flucht, als sein Gegner nächsten Morgen in Uniform und in Begeltiung von zwei Kollegen vor seiner Motel-Tür steht. Ihm ist jedes Fortbewegungsmittel recht.
Und so sitzt er überraschend schnell neben einer Latina, die ihn als Anhalter mitnimmt.

Bevor er begreift, daß sie sich ihn und nicht er sich sie ausgesucht hat, und sie ihn darum bittet, ihren Ehemann zu ermorden, ist sein Instinkt geweckt und er steckt seine Nase in Dinge, in die sie nicht gehört.

Lee Childs Romane sind präzise aufgebaut. Intelligent vernachlässigen sie keinen einzigen Handlungsstrang. Zeitweise sind sie erschreckend brutal. Reacher ist ein Held, wie er zu sein hat: unbestechlich, hart und voller Ideale.

Child gehört zu meinen Lieblingsautoren. Schon alleine deshalb, weil er auf die überstrapazierte politische Korrektheit verzichtet.

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Bewertung vom 15.09.2009
Onkel Toms Hütte, Berlin
Frei, Pierre

Onkel Toms Hütte, Berlin


ausgezeichnet

Berlin in der Nachkriegszeit.
Ben, 15 Jahre alt, ist trotz seiner geringen Lebensjahre ein Meister des Schwarzhandels. Gewitzt weiß er wie man was wogegen gewinnbringend tauscht. Immerhin bringen ein Dutzend weggeworfener Glimmstengel mit Resttabak noch ganze vier Mark.
Auf seiner Suche nach diesen kostbaren Fundstücken stolpert er über eine Frauenleiche: blond, blauäugig und aufs schlimmste mißbraucht.

Für die Besatzer des amerikanischen Sektors kommt als Täter nur einer in Frage: einer der Krauts.
Der ermittelnde Berliner Kommissar hat nicht nur mit der Aufklärung des Mordes zu tun, sondern auch mit der widersprüchlichen Siegerpolitik der Besatzer.
Als dann weitere Morde folgen, wird's für die Berliner Polizei eng ...

Zugegeben: wer bei dem 543 Seiten starkem Werk ausschließlich einen Krimi erwartet, der wird teilweise entäuscht. Denn dieses Buch ist viel mehr.
Denn kaum ist ein Mord geschehen, wechselt die Erzählung in die Jugendzeit des Opfers, zeichnet den Leidensweg während des Krieges nach und endet beim Tod.
Es gibt mehrere Morde, so daß es auch die Lebensgeschichten aus den verschiedensten sozialen Schichten zu erzählen gibt.

Der Autor ist selbst Berliner und weiß, wovon er schreibt.
Die Ignoranz gegenüber der "harmlosen braunen Brut", Bombenangriffe, KZ-Alltag, Durchhaltelügen für den Endsieg, der Zusammenfall des Dritten Reiches und die Gewaltwalze der russischen sog. Befreier - immer gesehen aus der Sicht der Mordopfer.

Mich hat dieses Buch sehr bewegt. Wahrlich nicht der Krimi-Aspekt. Vielmehr die Geschichten am Rande.

Wer schweigend seinen Eltern und Großeltern zuhören kann, wenn sie von unglaublich fernen Erlebnissen berichten, und nicht davon genug bekommt, der sollte sich dieses Buch gönnen.

Das Buch ist übrigens auch ins englische übersetzt worden und heißt dort schlicht "Berlin".

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2009
Die Therapie
Fitzek, Sebastian

Die Therapie


ausgezeichnet

Der Psychiater Viktor Larenz hat selbst ein Trauma erlitten: seine zwölfjährige Tochter wird während eines Arztbesuches vor seinen Augen entführt. Keiner hat etwas gesehen, niemand kann den entscheidenen Hinweis beisteuern.

Larenz praktiziert nicht mehr, seine Ehe ist kaputt und an die Stelle der alltäglichen Ordnung ist der befreiende Rausch des Alkohols getreten.

Vier Jahre später wird Larenz in seinem Ferienhaus von einer unbekannten Schönen aufgesucht. Nur er könne ihr bei ihrem Problem mit ihren Wahnorstellungen helfen.
Nach und nach spürt Larenz, daß er sich auf ein Spiel eingelassen hat, daß sich seiner Kontrolle entzieht: eine der Wahnvorstellungen der Fremden ist die Enführung eines Mädchens ...

Da kommt eine nette Geschichte daher, die zu fesseln weiß. Das Buch legt man nicht mehr aus der Hand und liest es in einem Zug durch.
Eigentlich auch kein Kunststück, handelt es sich doch lediglich um ein Skript mit Kurzgeschichten-Charakter, das zu einem Taschenbuch aufgeblasen wurde. Hier ein Absatz, da 'ne neue Seite, und alles schön in Maximum-Schreibgröße, so daß es nur wenig an der Großschrift vorbeischrammt.

Egal. Wenigstens die Bezeichnung "Psychothriller" trägt es zu recht - was zur Zeit auf dem Buchmarkt nicht selbstverständlich ist.

Gehört auf jeden Nachttisch.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2009
Creepers
Morrell, David

Creepers


sehr gut

"Creepers" sind (meist) gebildete, abenteuerlustige Zeitgenossen, die alte, verfallende Bauten aufsuchen (oder verbotener Weise in diese eindringen), um in den deren Zeit abzutauchen, in denen diese Orte stecken blieben, als diese schlicht geschlossen wurden. "Infiltrieren" nennen die das.
Was ich anfangs für einen Witz und schlichte PR für dieses Buch hielt, gibt es Tatsache, wie mir das gute Internet bewies ...

In diesem Thriller brechen fünf Personen in ein altes Luxushotel ein, um von der Vergangenheit zu träumen.
Mehr von der Story zu verraten wäre unfair. Wer sich durch das lahmtutige erste Drittel gelangweilt hat, wird mit einer grandiosen Geschichte belohnt, die so einige Wendungen parat hält. Denn nichts ist, wie es scheint.

Popcorn-Kino für den Kopf.

Vom "Rambo"-Erfinder habe ich bisher nur "Der Nachruf" gelesen. Der war einfach nur langweilig.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2009
Das Spiel
Laymon, Richard

Das Spiel


sehr gut

Jane Kerry findet an ihrem Arbeitsplatz einen Briefumschlag mit einem Geldschein. Mog, Master Of Games, fordert sie zu mitternächtlichen Spielen heraus. Stellt sie sich der Herausforderung, verdoppelt sich die Belohnung.
Je höher die Belohnung, desto größer Janes spielerische Einsatz.
Was sie zuerst tatsächlich als Spiel wahrnimmt, steigert sich unaufhaltsam in Psycho-Terror. Aber das Geld lockt ...

Wer Bücher wie Spielfilme mag, ist hier gut aufgehoben. Keine große Weltliteratur - Übersetzungen aus dem Amerikanischen sind ja meist einfach formuliert -, aber durchaus kurzweilige Spannung, die den nächsten Aufstehtermin am Folgetag mal vergessen läßt.

Es liegt auch nahe, daß sich die "Saw"-Macher hier ein klein wenig abgeschaut haben.
Ganz ohne Zweifel ließen sich aber die Cover-Designer von "Hauptmann und Kompanie" vom Film beeinflussen, zeigt es doch ein im Abflußgitter versiegenes Blutrinnsal, über weiße Kacheln fließend.

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Bewertung vom 15.09.2009
Was ich noch zu sagen hätte
Mey, Reinhard

Was ich noch zu sagen hätte


gut

Reinhard Mey war für mich der Öko mit der Klampfe, der lustige Lieder über Kinderhosen oder den Bohrwahn schrieb - belanglos.
Bis zu jenem Tage, als er in "Geld oder Liebe" auftrat und den Titel "Das Narrenschiff" sang. Eine Momentaufnahme des korrupten und gleichgültigen Deutschlands. (Ein Titel, der an Aktuallität einfach nicht verlieren will.)

Ich kaufte mir damals den dazugehörigen Longplayer und war baff.
Spitzzüngig und melancholisch, niederschmetternd und aufheiternd.
Er bricht einem das Herz - aber das ist es wert.
Wer das nicht glaubt, der höre sich Titel wie "Erbarme Dich" (Album "Einhandsegler", 2000) oder "Hundgebe"t (Album "Nanga Parbat", 2004) an. Aber es gibt tausende mehr.

Deswegen freute ich mich auf ein Buch von ihm.
Natürlich gibt es viel zu lesen über den Beginn dieser Karriere, über die beiden Ehefrauen, über die Kinder. Aber das kennt man alles, wenn man sich mit ihm beschäftigt hat.
Und da Mey nicht wirklich eine Skandalperson ist, bleibt die Menge des Wissenswerten recht gering.

Letztendlich ist der Text ein Interview von Bernd Schroeder, angereichert mit Fotos und Lied-Texten.

"Schuster, bleib' bei deinen Leisten", hängt mir nach, nachdem ich den Buchdeckel zugeschlagen habe.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
In den Wäldern von Borodino
DeMille, Nelson

In den Wäldern von Borodino


sehr gut

Moskau, Mitte der 80iger Jahre.

Gregory Fisher ist amerikanischer Tourist in der UdSSR. Als er sich von seiner erlaubten Reiseroute entfernt, verfährt er sich und landet am Rande eines militärischen Sperrgebietes. Dort begegnet er einem Mann, der behauptet, US-Bürger und Vietnam-Kriegsgefangener zu sein und seit den 70iger Jahren von den Russen festgehalten zu werden. Für nur einen Zweck: russische Schläfer für den Einsatz in den USA in Amerikaner umzuschulen.

Fisher kann diese unglaubliche Nachricht noch telefonisch an die US-Botschaft in Moskau weiterleiten, doch dann verschwindet er vom Erdboden.
Der Militär-Attache Sam Hollis macht sich auf die Suche nach Fisher - und der "Fabrik der Spione". Und muß nicht nur gegen den Überfeind UdSSR kämpfen, auch aus den eigenen Reihen gibt es unverständliche Widerstände gegen seine Ermittlungen.

Ein gelungenes Stück Kalter Krieg.
Kein Beschönigungen, keine Kompromisse. Der Roman wurde noch in der Zeit geschrieben, als die Russen das ultimative Feindbild waren und "Political Correctness" noch für Warmduscher reserviert war. Keine Handies, keine Computertricks, lediglich träge Satteliten und Abhöranlagen stehen zur Verfügung.

Wer mal wieder abtauchen will in die Zeit, in der Gut und Böse vermeintlich einfach zu unterscheiden waren: lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Die Päpstin
Cross, Donna Woolfolk

Die Päpstin


ausgezeichnet

Meine Freundin hat sehr lange Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis ich dieses Buch angefaßt habe.
Mal ehrlich: welcher Kerl liest schon freiwillig ein Buch, auf dessen Umschlag eine Kritik der "Brigitte" steht?
Der letzte Erpressungsversuch ging dann jedoch nicht wie in den vergangenen Jahren ins Leere.

Frankenreich im Jahre 814. Ein Mädchen erblickt das Licht der Welt.
Schon als Kind kann es sich nicht dem Schicksal ergeben, daß Mädchen bzw. Frauen dem Manne Untertan zu sein haben. Sie stellt sich ihrem gottergebenen Vater entgegen und erntet seinen Zorn. Anstatt ihres Bruders Johannes gelingt es Johanna als Mann verkleidet, den kirchlichen Weg zu gehen, bis man sie tatsächlich zum Papst wählt.

Mit ihrer Intelligenz und ihrem Menschenverstand stößt sie den Gläubigen vor den Kopf, verläßt man sich in dieser Zeit doch blind auf Gottes Lenken, so unmenschlich dies auch sein mag.

Mich hat dieses Buch fasziniert.
Die Brutalität der Kirche, die einfache Welt von damals, wird dermaßen plastisch beschrieben, daß man das Buch nicht mehr weglegen mag.

Angenehm ist auch die Übersetzung aus dem Amerikanischen. Besteht eine solche meist aus stupiden Hauptsätzen, glaubt man hier, daß das Buch im Original in deutsch verfaßt wurde.

Hochinteressant ist auch der historische Hintergrund.
Zwar räumt die Autorin in ihrem Nachwort ein, die geschichtlichen Eckpunkte ein wenig hin und her geschoben zu haben, greift insgesamt aber die Theorie auf, daß es diesen weiblichen Papst tatsächlich gab.
Von Historikern ist dies um-, von der Kirche wird es bestritten.

Egal. Als Roman geht das alle mal.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Tödlicher Einsatz
McNab, Andy

Tödlicher Einsatz


schlecht

Nick Stone hat seiner Lebensgefährtin versprochen, seinen Job an den Nagel zu hängen. Doch dem Briten ohne Staatsangehörigkeit wird von seinem Auftraggeber ein amerikanischer Paß in Aussicht gestellt, torpediert er ein Finanz-Netzwerk der Al Qaida.

Für mich stellt dieser Roman den mit Abstand schlechtesten der Reihe dar.

Sicher, McNab verwendet sehr viel Mühe darauf, sein Wissen aus seiner eigenen aktiven Zeit in den Geschichten unterzubringen. Aber von 479 Seiten ca. 300 darauf zu verwenden, die Vorbereitung einer Entführung zu schildern, ist nicht wirklich spannend.

Hätte ich mit diesem Roman die Reihe begonnen; kein weiterer Roman von McNab hätte den Weg in meinen Bücherschrank gefunden.

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