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Bewertungen
Insgesamt 612 BewertungenBewertung vom 04.01.2017 | ||
Im außergewöhnlich heißen Sommer 1920 fiebert Berlin der Reichstagswahl am 6. Juni entgegen, die zum Verlust der Mehrheit der Weimarer Koalition führen wird. In der Stadt hat es eine Reihe von Morden an jungen Frauen gegeben, die vor ihrem Tod offenbar gefangen gehalten und schwer misshandelt wurden. Eine weitere junge Frau wird nun vermisst. In der Woche vor der Wahl spitzt sich die Suche nach dem Täter zu, den die Presse sensationshungrig den „Schlitzer“ nennt. Von der Polizei wird in dieser unruhigen Epoche erwartet, dass sie das Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt und der Öffentlichkeit schnell einen Verdächtigen präsentiert. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Hannah scheint ein ausgekochtes M***stück zu sein. Die Fünfzehnjährige trifft sich nicht etwa aus Neugier mit Jungen oder weil sie verliebt ist, sondern um die angeblichen intimen Details möglichst sofort in sozialen Netzwerken auszutratschen. Auch die Jungen scheinen im Gegenzug hauptsächlich daran interessiert zu sein, Mädchen als Schlampen darzustellen. In diesem Biotop aus Mobbing und Cybermobbing, in dem jeder jeden anderen für einen Lügner halten muss, entdeckt Hannah, dass sie schwanger ist. So wie die Verhältnisse in Hannahs Clique sind, kann man sich unschwer die Häme ausmalen, die sie erwarten wird. Aaron, der Neue in Hannahs Schule, scheint zunächst für Hannah der einzig normale Gesprächspartner zu sein, der nicht schon ein fertiges Urteil über sie in der Schublade bereithält. Hannah lebt mit ihrer Mutter, Patchwork-Vater Robert und einer jüngeren Stiefschwester. Ihre Mutter arbeitet als Krankenschwester in der Gynäkologie - die direkten Kolleginnen der Mutter in der Klinik wären theoretisch Hannahs Ansprechpartnerinnen gewesen, falls sie sich um Verhütungsmittel hätte kümmern wollen. Theoretisch. Eine peinliche Situation, wenn die eigene Mutter in der Familie die Rolle der Expertin für Verhütung und Teenager-Schwangerschaften einnimmt. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Kellerkind / Kommissar Waechter Bd.1 Die Ermordung der Rechtsanwältin Rose Benninghoff ist nicht zu übersehen; denn das Blut tropft buchstäblich durch die Decke in die darunterliegende Wohnung. Die Tote hat bei aller Zurückhaltung ein unstetes Leben geführt und ist stets mit leichtem Gepäck weitergezogen, ehe sie an einem Ort Wurzeln schlagen konnte. Merkwürdig nur, dass sie eine kurze Beziehung zu einem Berufskollegen einging, der einen halbwüchsigen Sohn hat. Dieser Sohn wird in verwahrlostem Zustand und offenbar schwer misshandelt in Roses Wohnhaus angetroffen. Roses beruflicher Kontakt zu Laurent Baptist und ihre private Beziehung zu Vater und Sohn rücken Laurent und Olivier Baptist als wichtigste Zeugen und zugleich als Tatverdächtige ins Visier der ermittelnden Mordkommission. Doch nach mehreren Tagen kühlt die Hauptspur bereits wieder ab, ohne dass Hannes Brandl und sein Team mit ihren Recherchen vorangekommen sind. Ausgebremst werden die Ermittlungen u. a., weil noch immer ungeklärt ist, ob Olivier sich „nur“ vom Reptil seiner Ängste verfolgt fühlt oder evtl. die Diagnose einer psychischen Erkrankung vorliegt. An der familiären Wagenburg, die Vater und Sohn gegen den Rest der Welt aufgebaut haben, scheinen sich die Ermittler zunächst die Zähne auszubeißen. Die Situation als verfahren zu beschreiben, wäre die Untertreibung des Jahres. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Tom Drury ist eine Entdeckung - aber es muss nicht mit diesem Buch sein |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Teoh Yun Ling, chinesisch-stämmige Richterin in Kuala Lumpur (Malaysia) wird in den Ruhestand verabschiedet. Ihr letzer Gang führt die alleinstehende Frau zur Teeplantage der Familie Pretorius in den Cameron Highlands. Vierzig Jahre vorher hatte Yun Ling hier ihre Erlebnisse in einem Arbeitslager der Japaner zu verarbeiten versucht. Der heutige Besitzer der Plantage, Frederik Pretorius, ist der Neffe des Gründers Magnus, der Anfang des Jahrhunderts aus Südafrika in die britsche Kolonie kam, um seine Erlebnisse aus dem Burenkrieg gegen die Engländer hinter sich zu lassen. Frederik und Yun Ling merkt man ihr Alter an; es fällt beiden sichtbar schwer, den traditionellen Sitz auf dem Fußboden einzunehmen. Yun Ling läuft die Zeit davon, sie leidet an einer degenerativen Nervenerkrankung, die in kurzer Zeit zum Verlust des Gedächtnisses, der Sprache und ihrer Lesefähgikeit führen wird. Mit ihrer Argumentationsfähigkeit wird Yun Ling auch ihre berufliche Identität verlieren. Mit der Krankheit hat sie sich abgefunden, alle Diagnosen sind gestellt. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Als 2010 Hilary Mantels Biografie Tomas Cromwells in Deutschland erschien, erlangten damit auch ihre Werke aus den fünfundzwanzig Jahren schriftstellerischer Tätigkeit zuvor neue Aufmerksamkeit. Schriftstellerbiografien befriedigen die Neugier von Lesern, welches Kind ein Autor gewesen ist und ob sich dessen Begabung bereits in der Kindheit gezeigt hat. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
In Eddys Dorf in Nordfrankreich ist man sich einig, was ein echter Kerl ist. Kräftig gebaut, trinkfest; und natürlich schlägt so einer im Suff auch mal kräftig zu. Damit muss man leben. Die Ehefrauen der gestandenen Mannsbilder unterwerfen sich der ausgeübten Gewalt, kopieren sogar die Sprache ihrer Männer und spielen deren Gewalttätigkeit herunter. Männer arbeiten hier in der Fabrik, Frauen als Kassiererin im Supermarkt ' solange die Knochen es aushalten. Eddy ist anders als sein Vater und seine Brüder, schmächtig, mit einer hohen Stimme und kein Fußballspieler. Da ein echter Kerl männliche Söhne erwartet, ist Eddy für seinen Vater eine riesige Enttäuschung. Wer sich für Schlagersängerinnen interessiert und am liebsten mit Mädchen spielt, hat in der Schule nichts zu lachen. Eddy wird ausgegrenzt, misshandelt und schließlich öffentlich bloßgestellt. Inzwischen ist sein Vater arbeitsunfähig und damit auf der sozialen Hackordnung ganz unten angekommen. Wer in den letzten Tagen des Monats hungert und friert, bis es wieder Geld gibt, richtet sich daran auf, dass andere noch tiefer stehen als er selbst. Die Dorfbewohner hetzen über Einwanderer, Homosexuelle und Menschen, die nicht arbeiten. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Der Mutter von Laurence und Jay ist alles zu viel geworden, sie ist verschwunden und hat ihre Kinder allein zurückgelassen. Seit dem Tod ihres Mannes leidet sie an Depressionen und hat begonnen zu trinken. Für die Kinder war die Situation zu Hause am schlimmsten, wenn kein Geld da war und die Mutter keinen Alkohol kaufen konnte. Laurence musste sogar schon morgens vor der Schule auf der Putzstelle der Mutter für sie einspringen, wenn sie nicht aus dem Bett kam. Laurence erzählt in Ichform, wie er aus Angst vor dem Jugendamt 15 Tage lang versuchte, seinen sechsjährigen Bruder zu betreuen, damit nur niemandem auffällt, dass die Kinder sich selbst überlassen sind. Zusätzlich zu der Belastung, vor Jay und der Außenwelt die Fassade zu bewahren, verfolgt der Fünfzehnjährige die bizarre Idee, bei einem Radioquiz in mehreren Runden eine All-Inclusive-Reise zu gewinnen und seine Mutter damit zur Rückkehr zu bewegen. Bisher wissen jedoch weder Laurence noch die beiden Arbeitgeber der Mutter, wo sie ist. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Was blüht denn da? Der Fotoband Die Neuausgabe des Kosmos-Pflanzenführers entspricht im Format und Umfang (446 Seiten) der Ausgabe Was blüht denn da? von 2010 und wurde durch Nutzpflanzen und essbare Pflanzen ergänzt. Das bewährte Prinzip wurde beibehalten, die Abbildungen nach Farbe der Blüte zu ordnen. Die Zeichnungen zu den beschriebenen Pflanzen stehen samt deutscher und lateinischer Bezeichnung und Beschreibung auf jeder Doppelseite links, die ergänzenden Fotos auf der rechten Buchseite. Im Anhang sind auch die grundsätzlichen Merkmale der enthaltenen Pflanzen anhand von Zeichnungen und Fotos erklärt. 3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
So unbeschwert wie in der oberen Hälfte des Buchcovers wird Irmina nicht wieder unterwegs sein: Howard radelt mit ihr durch Oxford, um ihr stolz seine Universitätsstadt zu zeigen. Im Jahr 1934 lebt Irmina von Behdinger als Austauschschülerin in London und besucht dort eine Wirtschaftsschule, um Fremdsprachen-Sekretärin zu werden. Howard stammt von der Insel Barbados und hat sich unter erheblichen Anstrengungen ein Stipendium für ein Jurastudium in England erkämpft. Beide sind Außenseiter in England, Irmina als disziplinierte Deutsche (das „Nazifräulein“) und Howard aufgrund seiner Hautfarbe. Die keimende Beziehung zwischen beiden findet ein jähes Ende, als Irmina aufgrund der politischen Verhältnisse plötzlich ohne Unterkunft und ohne Geld aus Deutschland in England sitzt – und sich zur Rückkehr nach Deutschland entscheidet. Mit meinem Wissen der Gegenwart, dass sie sich besser irgendwie in England durchgeschlagen hätte als zurückzukehren, wirkt Irminas überstürzte Rückkehr auf Leser der Graphic Novel enttäuschend. Aus Irminas Sicht stellen sich die Dinge ganz anders dar. Sie ist zu der Zeit noch nicht volljährig und hatte als Frau bürgerlicher Herkunft vermutlich noch nie zuvor eine Entscheidung dieser Tragweite allein zu treffen. Zurück in Deutschland kann Irmina zwar als Fremdsprachensekretärin im Kriegsministerium ihren Lebensunterhalt verdienen, mit ihrem Gehalt jedoch vermutlich keine großen Sprünge machen. Anders als im Klappentext angekündigt sehe ich Irmina nicht als ehrgeizig, sondern höchstens als pflichtbewusst und fleißig, als durchschnittliche Frau ihrer Generation. Bereits in England war Irmina hauptsächlich mit dem eigenen Überleben beschäftigt und hat sich erst durch den Einfluss ihrer Gönnerin, bei der sie kostenfrei lebt, gezwungenermaßen mit den Tagesereignissen beschäftigt. Vier Jahre später sieht sich Irmina mit dem erstarkenden Nationalsozialismus und der Judenverfolgung konfrontiert und geht schließlich eine Vernunftehe mit dem SS-Offizier Gregor Meinrich ein. Der Briefkontakt zu Howard reißt ab. Nach Jahrzehnten, kurz vor ihrer Pensionierung, erhält Irmina überraschend einen Brief aus Barbados. |
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