Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2018
Planetenpolka / Stella Albrecht Bd.1
Minck, Lotte

Planetenpolka / Stella Albrecht Bd.1


ausgezeichnet

In ihrer Ruhrpott-Krimödie „Planetenpolka“ schickt Lotte Minck eine neue Hobby-Ermittlerin ins Rennen: die Astrologin Stella Albrecht.

Stellas Großmutter Maria, die sich ebenfalls der Astrologie verschrieben hat und als Madame Pythia wahrsagt, kann es nicht fassen - ihre gute Freundin Cäcilie von Breidenbach ist tot! Dabei strotze die schwerreiche alte Dame geradezu vor Gesundheit und hatte eine Weltreise geplant. Ob womöglich einer der ungeduldigen Erben bei Cäcilies plötzlichen Ableben seine Finger im Spiel hatte? Stella ist fest davon überzeugt und wendet sich an die Polizei - doch für Kommissar Arno Tillikowski zählen keine verhängnisvollen Planetenkonstellationen, sondern nur handfeste Indizien und Beweise. Mit dem Mumpitz dieser durchgeknallten Astrotante kann er nichts anfangen…

Lotte Minck wartet in dem ersten Band ihrer neuen Krimireihe mit einer großen Portion Wortwitz und reichlich Situationskomik auf. Der Humor ist frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Besonders begeistert haben mich die außergewöhnlichen Figuren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass durchweg für eine lebhafte Szenerie gesorgt ist.

Stella geht gemeinsam mit dem Journalisten Ben Glaeser auf Spurensuche und auch Oma Maria mischt bei den Ermittlungen kräftig mit. Sie haben ihre besonderen Methoden und nutzen ihre ganz eigenen Quellen für Informationen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Es macht großen Spaß, die Truppe zu begleiten und ihnen bei ihren Nachforschungen über die Schultern zu schauen.

Das Lesen und Mitermitteln hat großen Spaß gemacht - „Planetenpolka“ ist ein humorvoller Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.05.2018
Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4
Berg, Hendrik

Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4


ausgezeichnet

Nordfriesland. Die Kölnerin Ina Maurer macht mit ihrer Familie Urlaub in St. Peter-Ording. Auf dem Rückweg vom Strand zur Ferienwohnung glaubt sie den Mann wiedererkannt zu haben, der vor 20 Jahren ihre Schwester Nelly am Elbstrand in Övelgönne brutal erschlagen hat. Kommissar Theo Krumme und seine Kollegin Patrizia Reichel gehen Inas Angaben nach und finden schnell heraus, dass es sich bei dem Verdächtigen um den hoch angesehenen und allseits beliebten Pastor Jonas Hartung handelt…

„Schwarzes Watt“ ist bereits der vierte Fall für den sympathischen Kommissar von der Kripo Husum, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Hendrik Berg hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Der Kriminalfall ist von Anfang an fesselnd und wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer, weil Ina, obwohl alles für Hartungs Unschuld spricht, nicht wahrhaben will, dass sie sich getäuscht hat und deshalb auf eigene Faust versucht, den vermeintlichen Mörder dingfest zu machen.

Auch in diesen Krimi hat Hendrik Berg wieder einen kleinen übersinnlichen Part eingebaut – in mehreren kurzen Einschüben begegnet man der schwarzhaarigen Rieke, die über die Jahrhunderte hinweg immer dort erscheint, wo einem Mädchen oder einer jungen Frau Gewalt angetan wurde. Auch in Inas Nähe taucht die rätselhafte Erscheinung in dem einfachen Leinenkleid wiederholt auf…

Einblicke in Krummes Privatleben, ein paar sehr humorvolle Szenen mit Nachbarshund Watson sowie eine gute Portion Lokalkolorit sorgen für zusätzliche Unterhaltung und runden die Krimihandlung prima ab.

„Schwarzes Watt“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß - ein rundum spannendes Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.05.2018
Die Arznei der Könige
Weiß, Sabine

Die Arznei der Könige


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Arznei der Könige“ entführt Sabine Weiß den Leser in das 14. Jahrhundert und erzählt die Geschichte der Heilerin Jakoba Félicie de Almania. Die Autorin hat die wenigen historischen Fakten, die über Jakobas Leben bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden.

Nachdem Jakoba durch ein tragisches Unglück ihren Mann und ihren Sohn verloren hat, hat sie im Kloster Ebbekestorpe ein neues Zuhause gefunden und sich ganz und gar der Heilkunst verschrieben. Doch ihr Leben wird ein weiteres Mal aus der Bahn geworfen – ihr Bruder Anno lässt sie aus dem Kloster entführen und bestimmt, dass sie den gewalttätigen Patrizier Gevehard Reppenstede heiraten muss. Als Jakoba einen von dessen brutalen Übergriffen abwehrt und Gevehard dabei schwer stürzt, flüchtet sie und schließt sich kurze Zeit später dem fahrenden Theriak-Krämer Meister Arnold und dessen Frau Mona an. Mit ihnen reist Jakoba nach Venedig, wo sie lernt, wie Theriak hergestellt wird. Schließlich landet sie in Paris und macht sich als Heilerin einen Namen…

Sabine Weiß hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil, der den Leser schnell in das Geschehen hineinzieht. Die Autorin erzählt sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf, so dass man sich die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen kann. Vieles, was die Menschen damals bewegt und beschäftig hat, findet man in der Handlung wieder. Neben wahren Begebenheiten, Alltagsleben, Gepflogenheiten und Mode stehen natürlich die Herstellung von Heiltränken und die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit im Mittelpunkt des Geschehens.

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Akteure. Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren bekommen schnell ein Gesicht, alle werden lebendig und ausdrucksvoll präsentiert und wirken in ihrem Tun überzeugend.

Sabine Weiß hat keinen leichten Weg für ihre Protagonistin vorgesehen. Hunger, Erschöpfung, Intrigen, Überfälle – Jakoba hat immer wieder mit herben Niederlagen zu kämpfen. Man hofft und bangt stets mit ihr, dass all die Turbulenzen und Strapazen irgendwann ein Ende haben werden und der Tag kommt, an dem sie einfach nur das machen kann, wovon sie immer geträumt hat: als Heilerin arbeiten.

Überraschungen und Wendungen sorgen im Verlauf der Handlung dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Die Arznei der Könige“ hat mir sehr gut gefallen. Die mitreißend erzählte Mischung aus Historie, Spannung und Abenteuer hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die frühe Medizingeschichte ermöglicht.

Bewertung vom 03.05.2018
Bräute auf Abwegen
Witemeyer, Karen;Jennings, Regina;Connealy, Mary

Bräute auf Abwegen


sehr gut

„Bräute auf Abwegen“ ist ein Sammelband mit drei Liebesgeschichten aus den Federn von Karen Witemeyer, Regina Jennings und Mary Connealy. Die Geschichten spielen im ausgehenden 19. Jahrhundert und kommen jeweils mit einer guten Portion Wildwest-Romantik daher.

Jede der drei Autorinnen hat einen frischen, lebendigen Schreibstil und wartet mit amüsanten Szenen, humorvollen Dialogen und frechem Geplänkel zwischen den Hauptfiguren auf. Die jeweiligen Protagonisten haben mit Verwicklungen, Missverständnissen und Herz-Schmerz zu kämpfen und müssen zudem so manch brenzlige Situation meistern.

In „Das Ehemann-Manöver“ versucht Marietta Hawkins ihren Schwarm Daniel Barrett - ehemaliger Kopfgeldjäger und jetzt Vorarbeiter auf der Ranch ihres Vaters - mit raffinierten Taktiken für sich zu gewinnen. Doch Daniel hat seinem Boss das Versprechen geben müssen, Marietta keine Avancen zu machen und blockt daher entgegen seinen Empfindungen jeden Annäherungsversuch der Farmerstochter ab… Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das Hin und Her zwischen den beiden ist sehr unterhaltsam und hat mich immer wieder schmunzeln lassen.

„Der Bräutigam, der sich nicht traut“ konnte mich dagegen nicht so richtig überzeugen, weil mir die Handlung und auch das Verhalten der Akteure viel zu konstruiert waren - nicht nur, dass Katie Ellens Eltern gerade verreist sind, als heftige Regenfälle den Flusspegel derart ansteigen lassen, dass die Brücke und damit der einzige Zugang zur Farm weggespült wird und sie mit dem Nachbarsohn Josiah abgeschnitten vom Rest der Welt ausharren muss, plötzlich steht auch noch ein zwielichtiger Fremder vor der Tür, dem Josiah kurzerhand erzählt, dass er und Katie verheiratet wären…

„Eine Braut auf der Flucht“ hat mir von den drei Geschichten am besten gefallen, weil sie am spannendsten erzählt wird - Carrie Halsey soll in eine von ihrem Vater arrangierte Ehe mit dem brutalen Damian Kearse gezwungen werden. Um dem zu entgehen, flüchtet sie gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder aus ihrem Elternhaus. Hilfe bekommen die beiden dabei von dem charmanten Texas Ranger John Conroy…

Insgesamt hat mir „Bräute auf Abwegen“ gut gefallen - drei schwungvoll erzählte Kurzgeschichten voller Humor und Romantik. Gute Unterhaltung für alle, die romantische Abenteuer mit Wildwest-Atmosphäre mögen.

Bewertung vom 02.05.2018
Das Spiel der Königsmacher
Lo Cascio, Priska

Das Spiel der Königsmacher


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Das Spiel der Königsmacher“ nimmt Priska Lo Cascio den Leser mit auf eine kurzweilige Zeitreise in das 10. Jahrhundert und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung aus Historie, Spannung und Romantik auf. Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen August 911 und dem Jahr 916 mit einer mitreißenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Priska Lo Cascio erzählt sehr unterhaltsam. Jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich ruckzuck mittendrin war in einer Welt aus Lug und Trug, Machtgier, Intrigen und Verrat, aber auch aus Liebe und Leidenschaft. Dank der farbenfrohen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen konnte ich mir die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen. Man erlebt im Verlauf der Handlung viele aufregende und einschneidende Momente intensiv mit und kann sich daher bestens in die Zeit und die Lage der Menschen einfühlen.

Die Figuren bekommen allesamt schnell ein Gesicht, sie wirken echt, sind ausdrucksstark und haben Persönlichkeit, sie zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Historische und fiktive Figuren werden geschickt miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller Akteure ist ausgeklügelt und funktioniert bestens.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen der 26-jährige Liuthar - Krieger und Gefolgsmann des sächsischen Herzogssohn Heinrich - und die 21-jährige Fränkin Sarhild von Babenberch, die im Zuge einer Fehde um die Macht im Frankenland ihren Vater, ihren Rang und ihre Heimat verloren hat. Die beiden Protagonisten begegnen sich kurz in Frankfurt und lernen sich dann später besser kennen, als Sarhild zu ihrem Oheim Otto nach Sachsen flüchtet, um einer arrangierten Ehe mit dem barbarischen Manhard von Baiern zu entkommen.

Liuthar und Sarhild geraten hinein in das Gerangel um die Vorherrschaft im Ostfränkischen Reich und müssen während der Machtkämpfe und Ränkespiele der einflussreichen Landesfürsten und hochrangigen Kirchenvertreter viele Höhen und Tiefen durchleben. Es war äußerst spannend für mich, ihre Wege zu verfolgen und es hat Spaß gemacht, das Miteinander und Gegeneinander aller zu beobachten. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und Sarhild und Liuthar abwechselnd zu Wort kommen lässt. So bekommt man einen guten Einblick in die Ansichten, Beweggründe und Gefühle beider Akteure.

Dass Priska Lo Cascio ein gutes Händchen für Figuren hat, zeigt sich auch bei den zahlreichen Nebendarstellern. Dazu gehören zum Beispiel Heinrichs quirliger Sohn Thankmar, der mich mit seinen herrlich altklugen Äußerungen begeistert hat. Und der Mönch Frodebert, der nicht nur den Schalk im Nacken hat, sondern zudem einen überaus wichtigen Part in dem Intrigenspiel einnimmt. Oder auch die durchsetzungskräftige Herzogsmutter Kunigunde, die weiß, welche Fäden sie ziehen muss, um die Dinge in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Jeder Einzelne von ihnen spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und bereichert die Handlung außerordentlich.

„Das Spiel der Königsmacher“ hat mich rundum begeistert – eine sehr gelungene Verknüpfung von historischen Fakten, Spannung und Unterhaltung, die mit viel Pep und Schwung erzählt wird und mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen mitteleuropäischer Geschichte teilhaben lassen hat. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.05.2018
Grado im Nebel / Kommissarin Degrassi Bd.3
Nagele, Andrea

Grado im Nebel / Kommissarin Degrassi Bd.3


ausgezeichnet

Grado. Der kleine Ort an der Nordküste der Adria wird erneut von einem Mord erschüttert. Die Spurenlage dieses neuen Falls ähnelt einer Mordserie, die als abgeschlossen galt, da der geistig behinderte Toto Merluzzi alle Taten gestanden hatte. Obwohl Toto spurlos aus der psychiatrischen Klinik, in der er auf seine Verhandlung warten sollte, verschwunden ist, werden Zweifel an seiner Täterschaft laut und Commissaria Maddalena Degrassi und ihr Team ermitteln entgegen der Anweisung von Commandante Scaramuzza auch in andere Richtungen…

„Grado im Nebel“ ist der dritte Fall für Maddalena Degrassi und eine unmittelbare Fortsetzung der Ereignisse aus dem zweiten Teil der Reihe. Auch wenn Vorkenntnisse aus „Grado im Dunkeln“ für das Verständnis dieses Krimis nicht unbedingt vonnöten sind, halte ich es für ratsam, die Fälle in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannend erzählten Geschichte noch erhöht.

Andrea Nagele hat einen flüssig zu lesenden, sehr mitreißenden Schreibstil - schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und Gegeneinander der Akteure hautnah mit.

Die Autorin stellt ihre Figuren interessant und vielschichtig dar. Es gelingt ihr ganz hervorragend, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Akteure zu vermitteln. Indem sie den Krimi nicht nur aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern die Handlung aus vielen unterschiedlichen Perspektiven präsentiert, bekommt man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Mitwirkenden.

Der Kriminalfall ist durchweg fesselnd. Unvorhergesehene Ereignisse - wie Maddalenas schwerer Unfall mit ihrer Moto Guzzi oder der fast mit einer Katastrophe endende Alleingang ihres Kollegen Arturo Fanetti - lassen die Handlung immer dramatischer werden und halten die Spannung auf einem hohen Level.

„Grado im Nebel“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 19.04.2018
Nacht über Föhr
Streiter, Volker

Nacht über Föhr


ausgezeichnet

In seinem historischen Küstenkrimi „Nacht über Föhr“ nimmt Volker Streiter den Leser mit in das Jahr 1845 auf die nordfriesische Insel Föhr. Der Autor wartet mit einer fesselnden Mischung aus Realität und Fiktion auf und lässt diesen Roman damit zu einer kurzweiligen Zeitreise werden.

Gleich an seinem ersten Tag auf der Insel wird der Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl Zeuge der Gefangennahme eines vermeintlichen Mörders. Der seit vielen Jahren auf Föhr lebende Südseeinsulaner Pana Nancy Schoones soll den 14-jährigen Schiffsjungen Ingwer Martens erschlagen haben. Kohl, der nicht nur auf der Suche nach spannenden Geschichten für seinen nächsten Reisebericht ist, sondern auch einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hat, zweifelt an der Schuld des friedvollen Panas und stellt eigene Nachforschungen an…

Auch Ingwers 13-jährige Schwester Laura ist davon überzeugt, dass jemand anderes ihren Bruder auf dem Gewissen hat. Sie will sich bei den wohlhabenden Badegästen in Wyk umschauen und ahnt nicht, in welch große Gefahr sie sich damit begibt…

Volker Streiter hat einen sehr mitreißenden Schreibstil – ruckzuck war ich mittendrin im Geschehen und konnte prima mit den Akteuren mitfiebern.

Die Darstellung von Land und Leuten ist Volker Streiter hervorragend gelungen – der Autor hebt die Besonderheiten des Landstrichs genauso hervor, wie die Mentalität und die Eigenarten der Inselfriesen, so dass ich mir sowohl die Schauplätze wie auch die Akteure sehr gut vorstellen konnte. Nicht nur das Lokalkolorit ist überzeugend, auch mit dem Zeitkolorit kann der Autor punkten. Lebensweise, Gepflogenheiten, Mode und Sprache der damaligen Zeit fließen genauso in die Handlung ein, wie die politische Lage Föhrs in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch der Kontrast zwischen der armen Landbevölkerung und der vornehmen Wyker Badegesellschaft wird beleuchtet.

Volker Streiter hat ein gutes Händchen dafür, die historischen Fakten, wahren Begebenheiten und lokalen Sehenswürdigkeiten mit fiktivem Geschehen und fesselnder Krimihandlung zu verweben. Der Blick des Lesers wird während der spannenden Spurensuche durch einige Überraschungen und Wendungen in unterschiedliche Richtungen gelenkt, so dass man prima über Täter und Motive miträtseln kann. Selbst nachdem für den Leser etwa ab Mitte des Buches klar ist, wer der eigentliche Bösewicht in dieser Geschichte ist, bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau – zum einen, weil der ganze Fall mit dieser Erkenntnis noch lange nicht gelöst ist und zum anderen, weil Volker Streiter das Geschehen mit dramatischen Ereignissen und neuen Fakten bis zum Schluss lebendig und interessant hält.

„Nacht über Föhr“ hat mich durchweg begeistert – ein gut ausbalancierter Mix aus Spannung und Historie, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 18.04.2018
Kalter Sand
Behn, Anja

Kalter Sand


ausgezeichnet

Anja Behn beginnt ihren Kriminalroman „Kalter Sand“ mit einem spannenden, sehr neugierig machenden Prolog: Ein Mann schleppt die Leiche einer Frau durch die Nacht und legt sie im Sand ab.

Es folgt ein Zeitsprung von 6 Jahren – es ist November auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Kunsthistoriker Richard Gruben hat die Einladung seines langjährigen Freundes Philipp Stöbsand angenommen und besucht den Fotografen an der Ostsee. Philipp hat einen Bildband über die mecklenburgische Ostseeküste herausgebracht und stellt einige der Fotografien im Kunsthaus in Gellerhagen aus. Auf der Vernissage kommt es zu einem Zwischenfall – Philipp wird von Andreas Schoknecht des Mordes an seiner Tochter Annika bezichtigt. Richard ist überrascht, als er erfährt, dass sein Freund in dem Jahre zurückliegenden, nie aufgeklärten Mordfall lange Zeit als Hauptverdächtiger galt. Er möchte mehr über die Hintergründe wissen und beginnt nachzuforschen…

„Kalter Sand“ ist bereits der dritte Fall für Richard Gruben – für mich war dieser Krimi der erste, bei dem ich dem sympathischen Kunsthistoriker über die Schulter schauen durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Anja Behn hat mir alles geboten, was für mich zu einem unterhaltsamen Krimi dazugehört: eine flüssig erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch immer neue Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Die Figuren wirken allesamt echt und handeln glaubwürdig. Die Autorin erzählt den Krimi nicht nur aus Sicht des ermittelnden Richard, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe der Akteure bekommt.

Anja Behn kann auch mit einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Dank der gelungenen Beschreibungen habe ich mich an die Ostsee versetzt gefühlt und konnte mir die Schauplätze in und um Gellerhagen und Niederwieck – fiktive Küstenorte, die die Autorin in die reale Landschaft der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst eingebettet hat – sehr gut vorstellen.

„Kalter Sand“ ist ein kurzweiliger Krimi, der mich mit seiner spannenden, abwechslungsreichen Handlung sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 17.04.2018
Steirerquell
Rossbacher, Claudia

Steirerquell


ausgezeichnet

Graz. Die Hochzeit zweier Kollegen wird gefeiert und Sandra Mohr hat ihr Handy während der Trauungszeremonie stummgeschaltet. Als sie ihre Nachrichten schließlich abhört, ist sie schockiert: Ihre Freundin Andrea fleht panisch um Hilfe, kann aber ihren Aufenthaltsort nicht mehr mitteilen, bevor die Verbindung abreißt. Sandra macht sich umgehend auf die Suche, doch Andrea bleibt spurlos verschwunden. Der Fund einer verkohlten Leiche in der Nähe von Loipersdorf lässt Sandra das Schlimmste befürchten, denn in einem dort ansässigen Wellness-Hotel wollte Andrea das Wochenende verbringen…

„Steirerquell“ ist bereits der achte Fall für Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihren Chef Sascha Bergmann, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Claudia Rossbacher hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Der Kriminalfall ist von Anfang an fesselnd und wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer. Besonders mitreißend sind neben den spannenden Ermittlungen auch die locker in das Geschehen eingestreuten Einschübe, in denen der Leser erfährt, wie es Andrea zwischenzeitlich ergeht.

Claudia Rossbacher kann auch mit einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Die Autorin rückt in diesem Krimi das Thermenland Steiermark in den Mittelpunkt und hebt dabei die lokalen Begebenheiten und die Besonderheiten der Landschaft hervor. Dank der detailreichen Beschreibungen kann man sich alle Schauplätze sehr gut vorstellen.

„Steirerquell“ hat mir sehr gut gefallen. Ein spannend erzählter Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 16.04.2018
Bis auf den Grund
Heinrichs, Kathrin

Bis auf den Grund


ausgezeichnet

Juist. Anton Wieneke – Endsiebziger und seit seinem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen – und seine polnische Pflegekraft Zofia Bartoszewski verschlägt es auf die Ostfriesischen Inseln, genauer gesagt nach Juist. Hier hat Janek Sinkiewicz, der Bruder von Zofias bester Freundin Kaja, in einem Hotel als Pianist gearbeitet. Der Musiker ist jedoch seit einigen Tagen spurlos verschwunden und seine Familie macht sich große Sorgen. Zofia und Anton machen sich auf die Suche nach Janek und stolpern schon nach kurzer Zeit über eine Leiche: Hotelchefin Kirsten Jenssen, die angeblich eine Affäre mit Janek gehabt haben soll, liegt brutal ermordet an einem See…

„Bis auf den Grund“ ist bereits der zweite Fall für das ungleiche Ermittlerduo, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes bestens verständlich.

Kathrin Heinrichs hat einen angenehm zu lesenden, sehr unterhaltsamen Schreibstil - ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Zofia und Anton sind liebenswerte Charaktere, die durch ihre jeweiligen Eigenheiten und den Umgang miteinander auf eine sehr charmante Art unterhaltsam sind. Die beiden haben mich damit, wie sie die Dinge anpacken, einmal mehr rundum überzeugt. Fragen stellen, Hinweisen nachgehen, beobachten und spekulieren – so versuchen Zofia und Anton nicht nur Janek ausfindig zu machen, sondern auch dem Mörder von Kirsten auf die Spur zu kommen. Geschickt lenkt die Autorin den Blick dabei auf unterschiedliche Verdächtige, so dass man als Lesers durchweg prima miträtseln und mitgrübeln kann.

Der Krimi wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt – neben Zofia und Anton kommt hin und wieder auch Antons Sohn Thomas zu Wort. Thomas ist Kommissar und stellt auf dem Festland Nachforschungen zu dem Fall an. Außerdem erfährt man in mehreren Einschüben, wie es Janek zwischenzeitlich ergeht.

Kathrin Heinrichs hat ein gutes Händchen dafür, Spannung und Humor miteinander zu verknüpfen. Fesselnde Krimihandlung und ein frischer, natürlich wirkender Witz sorgen durchweg für kurzweiliges Lesevergnügen. Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber, die ungewöhnliche Ermittlerteams mögen.