Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Monika58097
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2016
Hilo - Der Junge, der auf die Erde krachte
Winick, Judd

Hilo - Der Junge, der auf die Erde krachte


ausgezeichnet

Aaaaaaaaah! Da ist es schon passiert. D.J., der Junge, der meint, nichts Besonderes zu können, trifft auf Hilo, der buchstäblich aus dem Himmel auf die Erde krachte. Doch wer ist Hilo? Ist er wirklich aus dem Himmel gefallen? Stammt er von einem anderen Planeten? Nur bekleidet mit einer silbernen Unterhose, will er auf einmal Gras essen. Auch sonst verhält sich Hilo ziemlich merkwürdig und D.J. hat einiges zu tun, dem Jungen zu erklären, wie es so abgeht auf der Erde.

"Hilo - Der Junge, der auf die Erde krachte" - eine 200 Seiten starke Geschichte in Comic-Form, unterteilt in einzelne Kapitel. Schön gezeichnet, schön bunt mit kurzen Sätzen und Bemerkungen. Es ist aber nicht nur einfach ein bunter Comic. In diesem Buch geht es auch um das Anderssein und um Freundschaft. Und auch, wenn das Buch für Kinder gemacht wurde, kann ich Erwachsenen empfehlen, auf alle Fälle mal einen Blick hineinzuwerfen. Es lohnt sich wirklich.

Im Buch selbst findet der junge Leser noch ein cooles Hilo-Poster und ein paar Sticker. Weitere Bände dürften folgen!

Bewertung vom 30.10.2016
Sturm in den Himmel
Scheib, Asta

Sturm in den Himmel


ausgezeichnet

Der junge Martin Luther auf dem Weg zu seiner wahren Berufung

Martin Luther. Seine Eltern gaben den Weg vor. Martin Luther sollte einst Jurist werden. Er sollte in den höchsten Kreisen verkehren. Schon mit lediglich 4 Jahren schickten seine Eltern ihn auf eine Latainschule. Doch der junge Martin musste nicht nur lernen. Er musste vor allen Dingen eines: Prügel einstecken, immer wieder. Von seinen Eltern, von seinen Lehrern. Für kleineste Vergehen wird er körperlich bestraft. Immer begleitet ihn die Angst, wieder etwas falsch gemacht zu haben. Ein weiterer ständiger Begleiter ist der Teufel. Überall wird dieser beschworen. Eine unruhige Zeit, eine dunkle Zeit. Martin flüchtet sich zu seinem Lieblingsbaum. Nur dieser scheint ihn zu verstehen. Diesem kann er alles anvertrauen. Der Baum gibt ihm Trost und Zuversicht. Und dann auf einmal sieht er dort ein Mädchen. Martin verliebt sich in Madlen und lernt mit ihr die Liebe kennen.

„Sturm in den Himmel – Die Liebe des jungen Luther“ von Asta Scheib, ein Roman, der aus der Masse heraussticht, ein Roman der mich fasziniert hat. Passend zum beginnenden Luther-Jahr hat mich dieser Roman erreicht. In diesem Roman geht es nicht um den Mönch und Kirchenreformer Luther; es geht um den jungen Luther, seine Kindheit, seine Jugend- und Studentenjahre. Ich lerne einen Luther kennen, der mir so bisher nicht bekannt war. Es ist die packende Geschichte eines jungen Mannes auf dem Weg zu sich selbst und seiner eigentlichen Berufung.

Asta Scheib entführt den Leser in eine dunkle Zeit voller Aber- und Irrglauben. Die Kirchenmänner drohen mit Tod, Teufel und Verdammnis. Der Ablasshandel blüht. Der junge Luther macht sich immer häufiger Gedanken darüber, ob das alles so richtig ist. Asta Scheib haucht dem jungen Luther Leben ein. Der Leser darf ihn auf einem Stück seines jungen Lebens begleiten. Wunderbare 384 Seiten! Sehr spannend, sehr authentisch!

Bewertung vom 30.10.2016
Das Weihnachtswunder von Old Nichol
Scofield, Raymond A.

Das Weihnachtswunder von Old Nichol


ausgezeichnet

Grau, alles ist grau. Die Straßen, die Menschen, das Wetter, das Leben an sich. Die Geschwister Anna und Benjamin, völlig allein auf sich gestellt, sind von Irland aus nach London geflüchtet. Sie sind gekommen mit dem Traum von einem besseren Leben. Sie träumen davon, endlich nicht mehr hungern zu müssen. Es ist das Zeitalter von Oliver Twists „Der kleine Lord“. Anna und Benjamin leben im Keller des gemeinen Apothekers Fox, der nur eines im Sinne hat, nämlich die beiden armen Kinder noch weiter auszubeuten und trotzdem bietet ihnen der feuchte Keller eine Zuflucht, eine Art Zuhause. Benjamin kauft sich für viel Geld eine Schuhputzkiste. Sein Traum ist es, damit den Menschen die Schuhe zu putzen und so Geld zu verdienen. Niemand hat ihm gesagt, dass er zu diesem Zweck erst in eine Gilde eintreten muss. Eine Mitgliedschaft ist für ihn als Iren jedoch unerreichbar. Der Anführer zertrümmert seine Kiste und Benjamin steht wieder einmal vor dem Nichts. Anna arbeitet bei einer alten Frau und hilft ihr in ihrem Spielzeugladen. Doch auch ihr wird übel mitgespielt. Anna landet in einer Erziehungsanstalt. Anna und Benjamin werden jedoch beobachtet. Es gibt da jemanden, der den Geschwistern helfen möchte, doch die Sache ist gar nicht so einfach, denn dieser Jemand ist sehr klein.

„Das Weihnachtswunder von Old Nichol“ von Raymond A. Scofield ist eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte. Eine Geschichte zum Verlieben. Während des Lesens lief ein Film vor meinen Augen ab, ein richtig schöner Weihnachtsfilm mit allem, was dazu gehört. Es ist eine so warmherzig geschriebene Geschichte. Man wünscht den Kindern so sehr, dass sie endlich einmal Glück haben. Wie so oft in solchen Geschichten aus dieser Zeit, gibt es auf der einen Seite die Bösewichte und auf der anderen Seite die Guten. Da der dicke böse Apotheker und die griesgrämige Spielwarenverkäuferin, dort die Hunger leidenden Kinder und jemand der versucht, die Geschicke in die richtigen Bahnen zu lenken.

„Das Weihnachtswunder von Old Nichol“ - eine Geschichte mit der richtigen wunderbaren Portion Weihnachtszauber. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 22.10.2016
Vogelfrei um die Welt
Vogel, Marion

Vogelfrei um die Welt


sehr gut

Marion Vogel ist 23 Jahre alt, hat eine kleine nette Wohnung in München, arbeitet als Versicherungskauffrau und hat einen Freund. Dann macht sie Urlaub in Ägypten. Dieser Urlaub wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen. Auf einmal möchte sie etwas ganz anderes. Auf einmal lebt sie ihre Träume. Sie kündigt ihren Job und trennt sich von ihrem Freund. In Ägypten wagt sie einen Neustart als Tauch-Guide, doch Ägypten wird nicht ihr einziges Ziel bleiben. Viele weitere Stationen werden folgen: Australien, Südostasien, die USA, Afrika, Indien, Kap Verde, Spanien und immer wieder München. Ein großes Abenteuer beginnt. Fremde Länder, fremde Kulturen. Marion Vogel lernt viele Länder und viele Menschen kennen. Sie reist jahrelang um die Welt, hat immer wieder Sehnsucht nach neuen Zielen. Nur auf Reisen scheint sie sich frei und glücklich zu fühlen. Sie ist rast- und ruhelos und doch auf der Suche zu sich selbst. Nach vielen Jahren zurück in München, arbeitet sie ihre Vergangenheit auf, fasst alles in Worte, schreibt dieses Buch und weiß endlich, wo sie hingehört.

„Vogelfrei um die Welt – Vom Suchen und Finden“ - es ist eine gelungene Mischung aus Reise- und Erfahrungsbericht. Der Leser lernt unheimlich viel über ferne Ziele kennen, über Land und Leute. Der Leser bekommt aber auch einen sehr privaten Einblick in das Leben der Autorin und ihrer Suche nach dem eigenen, dem wahren Ich. Beim Lesen spürt man regelrecht ihre Unruhe, ihre Rastlosigkeit. Manches Mal habe ich gedacht, Mädchen, komm doch endlich mal zur Ruhe, mach mal Pause! Doch Marion Vogel ist halt so, wie sie ist. Wäre sie nicht so, würde es wahrscheinlich auch dieses Buch nicht geben. Da die Autorin Fotografin ist, darf der Leser sich auch an wunderbaren Fotos erfreuen.

„Vogelfrei um die Welt – Vom Suchen und Finden“ - macht Lust darauf, Neues zu entdecken. Nicht nur ein Reisebericht, sondern auch ein Mutmacher für alle, die schon längst etwas Neues beginnen wollten. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 21.10.2016
Wo das Glück wächst - Verborgene Gartenschätze
Oswald, Susanne

Wo das Glück wächst - Verborgene Gartenschätze


ausgezeichnet

Ich liebe Gartenbücher! Und ganz besonders die Gartenbücher der Autorin Susanne Oswald. Es sind nämlich nicht nur einfach Gartenbücher, die sie schreibt. Ihre Bücher sind anders. Schon beim Durchblättern stellt man fest, mit wieviel Liebe und Herz sie auch dieses Projekt angegangen ist. Hier geht es nicht nur um den Garten an sich,die Blumen, die Pflanzen, nein, hier geht es auch um die Menschen, die diese Gärten angelegt haben. Es sind ihre ganz persönlichen Gärten, ihre ganz persönlichen Geschichten.

Da ist zum Beispiel der „Radhiesligarten“, eine Mischung aus Kunst und Garten, ein wunderbarer Garten, den zwei Freunde angelegt haben. Überall Figuren, die teilweise witzig die Pflanzenwelt um sie herum betrachten. Dann ist da der wunderschöne Riedgarten, der Garten mit Druchblick. Beim Betrachten der Bilder des Klosters St. Lioba fühlt man sich in die Toskana versetzt. Wir besuchen als Leser einen Salbeigarten und einen Hanggarten. Wir besuchen aber auch Johan Lafers auf der Stromburg, das Duttenhhofer´sche Apfelgut Neunthausen und ganz zum Schluss Harald Glööcklers Schlosspark im Chateau Pompöös.

Susanne Oswald zeigt uns jedoch nicht nur die Gärten, die genauso unterschiedlich sind, wie die Menschen, die sie angelegt haben. Sie ist auch im Gespräch mit den Gärtnern. Sie stellt die Menschen vor, fragt sie, wie sie zu ihrem Garten gefunden haben und wie dieser sich entwickelt hat. Die Gesprächsteilnehmer erzählen ihr, was ihnen wichtig an ihrem Garten ist und natürlich, was das Gartenglück für sie bedeutet. Auch die Lieblingspflanzen dürfen nicht fehlen, ebenso wenig wie persönliche Gartentipps und außergewöhnliche Rezepte.

„Wo das Glück wächst“ - es ist ein Gartenbuch, in das ich mich sofort verliebt habe! Ich nehme es immer wieder zur Hand. Ich entdecke immer wieder etwas Neues. Ich betrachte die Gärten, die Bilder und freue mich jetzt schon auf den kommenden Frühling, wenn endlich wieder alles zu wachsen beginnt. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn ich die ersten grünen Blättchen entdecke, wenn sich ein Pflänzchen ans Licht kämpft.

Das neue Buch von Susanne Oswald ist ein Buch, das mich rundum begeistert. Erwähnen möchte ich natürlich auch den Fotografen Michael Beiser, der die Gärten und ihre Geschichten in wunderschönen Bildern festgehalten hat. Mit dabei war auch immer Töps, der kleine Mops der Autorin. Man sieht den Bildern an, wieiviel Spaß auch er bei dem Projekt Gartenglück hatte.

„Wo das Glück wächst“ - einfach Seite für Seite genießen und sich in die einzelnen Gärten hineinträumen. Ein Buch, über das sich nicht nur Gartenliebhaber freuen werden. Es ist ein Buch zum Hineinkriechen, zum Lesen, zum Schauen, zum Entdecken.

Der SWR hat übrigens einige der Gartenbesuche begleitet und eine gleichnamige Sendung zum Buch gedreht. Gesendet wird am 11. November 2016 um 21:00 Uhr im SWR. Die Sendung heißt natürlich „Wo das Glück wächst“.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2016
Hasen feiern kein Weihnachten
Blum, Anne

Hasen feiern kein Weihnachten


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Weihnachtsroman!

Wie jedes Jahr wird Tessa auch in wenigen Tagen wieder mit ihrem Freund Ole über die Feiertage nach Thailand fliegen, doch dann erwischt Tessa den Mann, von dem sie dachte, dass sie ihn irgendwann heiraten würde, in flagranti mit einer Nachbarin. Tessa flüchtet zu ihrer Familie nach Kappeln in Norddeutschland. Kitschige Gartenzwerge, die auch noch singen können und Unmengen an Lametta warten hier im Kreise ihrer Familie auf sie. Lange Zeit für Liebeskummer hat Tessa jedoch nicht, denn da taucht plötzlich Sven auf, ihr ehemaliger Schulkamerad und sorgt für Schmetterlinge im Bauch.

„Hasen feiern kein Weihnachten“ - ein wunderbarer Weihnachtsroman, den man nach der letzten Seite mit einem glücklichen Lächeln schließen wird. Tessa synchronisiert eine Kinderserie fürs deutsche Fernsehen, bei der es um eine Hasen-Familie geht. Tessa würde viel lieber in der Heimat Weihnachten feiern, doch ihr Freund Ole ist ein Weihnachts-Hasser. Die Ereignisse überstürzen sich und so landet Tessa doch bei ihrer Familie im heimeligen Kappeln.

„Hasen feiern kein Weihnachten“ - ist aber nicht nur einfach so eine weihnachtliche Liebesgeschichte. Dieser Roman – übrigens der erste der Autorin! - ist viel mehr, zeigt sie doch sehr gut, wie beschauliche Weihnachten im Kreis der Familie ablaufen können. Da sind nicht nur Herz, Schmerz und gute Gefühle. Wie in vielen anderen Familien auch – wer kennt es nicht? - kommt man endlich zur Ruhe oder auch nicht. Man ist gestresst. Die Familie sitzt zusammen. Neid, Eifersüchteleien und ähnliches brodeln an die Oberfläche. Doch „Hasen feiern kein Weihnachten“ wäre kein Weihnachtsroman, wenn es hier nicht, auch nach großer Aufregung um Tessas Vater, nicht doch wieder zu einem wunderbaren Ende kommen würde. Ich liebe Weihnachtsromane und diese Geschichten MÜSSEN einfach ein Happyend haben!

„Hasen feiern kein Weihnachten“ - ein Weihnachtsroman vom Feinsten und zudem ein großartiges Lesevergnügen! Frisch, lebendig und wunderschön erzählt!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2016
Ich wünsch dir ein glückliches Leben
Dreksler, Jacky

Ich wünsch dir ein glückliches Leben


ausgezeichnet

Ein verstörendes Buch, ein großartiges Buch über eine Frau, die zwei Ghettos und zwei Konzentrationslager überlebt hat.

Zitat:

„Du musst versuchen, glücklich zu sein. Egal, was kommt. Du musst es wollen. Mehr als alles andere.“

Dies gibt Fela Dreksler ihrem Sohn mit auf den Weg. Was für eine Frau! Zwei Ghettos und zwei Konzentrationslager hat sie überlebt. Unbeschreibliches Leid hat sie mit ansehen und auf sich nehmen müssen. Dann endlich die Befreiung. Doch schon wenige Wochen danach wird sie zu Unrecht denunziert und kommt ins Gefängnis – eine Verwechslung, wie sich später herausstellt. Jacky wird im Gefängnis geboren. Da seine Mutter die Angst nicht ablegen kann, wieder in ein Lager zu müssen, bringt sie ihrem Sohn alles Überlebenswichtige bei: Kochen, Lesen, Schreiben und Knöpfe annähen.

Fela wird begnadigt. Geholfen hat ihr die Gefängniswärterin Claire Stahl, die die beiden schließlich aufnimmt und bei sich wohnen lässt. Mit Inbrunst schreibt Claire Stahl, die von Jacky Omi genannt wird, Briefe. Briefe an die unterschiedlichsten Behörden. Briefe, um Geld zu bekommen. Als Jacky gerade mal 9 Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Claire Stahl schreibt nun noch mehr Briefe. Bittbriefe, Bettelbriefe. Sie wandert sogar mit Jacky nach Amerika aus zu seiner amerikanischen Verwandtschaft. Nur wenige Monate später geht es zurück nach Deutschland. Jacky hat sich wohlgefühlt in Amerika, doch seine Omi nicht und da sie ihn als ihr Eigentum, ihr Erbe ansieht, muss er wieder mit zurück. Kinder- und Jugendjahre, in denen er viel zu erleiden hatte. Unterdrückung und Prügel durch „Omi“. Und immer wieder muss er daran denken, was seine Mutter ihm gewünscht hat, nämlich glücklich zu werden.

Als junger Erwachsener kommt er endlich dahinter, welches Spiel Claire Stahl gespielt hat und wer sie wirklich ist.

„Ich wünsch dir ein glückliches Leben“ - Der erste Teil „Fela“, die Geschichte der Mutter des Autors, ist nicht leicht zu ertragen. Unvorstellbares Grauen und Leid musste diese herzensgute Frau ertragen. Die Schilderungen über das Leben und Überleben in Auschwitz, das Selektieren von Menschen, allein beim Lesen wird einem kalt. Für mich eigentlich unvorstellbar, wie man da anschließend ein einigermaßen normales Leben führen konnte, sofern man das Grauen überhaupt überlebt hat.

Die beiden anderen Teile handeln von Omi und Jacky, auch alles andere als leicht, aber weniger grauenvoll. Bewundernswert, dass aus dem Jungen, der so oft von seiner Omi misshandelt wurde, ein so glücklicher Familienmensch geworden ist. Hut ab!

„Ich wünsch dir ein glückliches Leben“ - es ist ein verstörendes Buch, es ist ein großartiges Buch. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 14.10.2016
Ein Stern über Sylt
Thorn, Ines

Ein Stern über Sylt


ausgezeichnet

Ein paar Tage vor Weihnachten. Thiemo fährt mit seinen Studienfreunden nach Sylt, um dort die Feiertage zu verbringen. Mit dabei die launische Viktoria, seine Freundin. Dort auf der Insel wird ihm schnell klar, dass Viktoria eine reiche, verwöhnte Göre ist. Um ihr zu gefallen und das gewünschte Weihnachtsgeschenk kaufen zu können, bestiehlt er eine alte Dame. Doch Thiemo hat ein schlechtes Gewissen, ein sehr schlechtes Gewissen. Und ausgerechnet diese Frau empfängt ihn wenig später wie ihren eigenen Sohn, ihren Enkelsohn. Thiemo will das an sich genommene Geld zurückgeben und erlebt dabei eine wunderbare Weihnachtsüberraschung.

„Ein Stern über Sylt“ - eine ganz kleine, eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte. Sie ist so schön, dass man sie in einem Rutsch lesen muss, am besten bei einer Tasse heißen Kakao. Thiemo, der unbedingt dazu gehören möchte und doch schnell merkt, dass er eigentlich keine Gemeinsamkeiten mit seinen reichen angeblichen Freunden hat. Freunde, die nicht wissen, wie man wirklich Weihnachten feiert. Er bereut, nicht bei seiner Mutter geblieben zu sein, um mit ihr die Feiertage zu verbringen. So dekadent die jungen reichen Leute auch sein mögen, man bekommt Mitleid mit ihnen. Was nützt das ganze Geld, wenn man keine richtige Familie hat?

Thiemo begeht einen Diebstahl für die verwöhnte Viktoria und bereut umgehend. Als er den Diebstahl wieder gut machen will, wird er nicht nur herzlich Willkommen geheißen, sondern erlebt noch einige weitere Überraschungen, die ich hier natürlich nicht verraten werde.

„Ein Stern über Sylt“ - wunderbar erzählt. Gefühlvoll, romantisch, schön. Für alle, die kleine, leise Weihnachtsgeschichten lieben.

Bewertung vom 13.10.2016
Dieser wunderbar blaue Himmel
Moulins, Xavier de

Dieser wunderbar blaue Himmel


ausgezeichnet

Mouna ist alt. Freiwillig lebt sie in einem Seniorenheim. Sie erträgt es zu sehen, wie ihre Mitbewohner mehr oder weniger dahinvegetieren. Als ihr Enkel sie eines Tages besucht, wünscht sie sich von ihm, noch einmal ans Meer zu fahren.
Antoine ist 37, ist geschieden und hat 2 Töchter. Seine Ex-Frau hat wieder geheiratet, doch obwohl Antoine inzwischen selbst eine neue Beziehung hat, kann er seine große Liebe nicht vergessen.
Mouna ist eine wunderbare Zuhörerin. Seiner Großmutter kann er alles anvertrauen. Die beiden beschließen, heimlich ans Meer zu fahren.

Mouna ist eine wunderbare Frau. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. Leider dreht sich der Roman jedoch die meiste Zeit dann nur um Antoine, der seine Ex-Frau einfach nicht vergessen kann und förmlich in Selbstmitleid vergeht, bis seine Großmutter ihn wachrüttelt.
Liest man die Szenen, die sich im Altenheim abspielen, wird einem sofort klar, dass man so nicht enden möchte, doch hat man tatsächlich später die Wahl?

Sehr schön zu lesen, als die beiden sich heimlich verdrücken, um auf große Fahrt zu gehen. Antoine fährt mit seiner Großmutter ans Meer, dorthin, wo sie auch früher schon gemeinsam die Ferien verbracht haben. Mouna raucht, trinkt Whisky, spielt im Casino. Mouna lebt noch einmal richtig auf.

"Dieser wunderbare blaue Himmel" - eine bezaubernde Geschichte. Eine Geschichte, die man allen alten Menschen wünscht. Nicht das Seniorenheim, sondern, noch einmal verrückte Dinge zu tun.

Es ist ein schönes Buch, ein leises Buch, von dem ich mir jedoch noch ein bisschen mehr Mouna gewünscht hätte.

Bewertung vom 09.10.2016
Das Mitternachtsversprechen
Vassena, Mascha

Das Mitternachtsversprechen


ausgezeichnet

Ein traditionsreiches Kaffeehaus in Turin im Jahre 1948. Nach dem Krieg haben die Schwestern Teresa, Lidia und Aurora das vom Krieg zerstörte Kaffeehaus wieder aufgebaut und eröffnet. Berühmt ist das Kaffeehaus für ihre Gianduja-Pralinen. Lidia ist die Älteste und kümmert sich verbissen um die Familie, zu der auch der junge Alessandro gehört. Teresa würde lieber studieren, doch ihr wurde vor Jahren das Geheimrezept der Pralinen vermacht. Aurora hingegen ist wie ein Schmetterling, der von Blume zu Blume flattert, jung, schön und immer zu einen Flirt aufgelegt.

70 Jahre später möchte die Journalistin Vera eine Radiosendung zum Thema starke Frauen machen. Da fällt ihr ihre Großmutter Teresa ein. Auf der Suche nach Informationen, findet sie ein Foto der Schwestern. Veras Mutter kann ihr jedoch nur sagen, wer zwei der Frauen sind. Von der dritten Frau weiß sie nichts.

Vera macht sich auf den Weg nach Turin. Das „Caffé“ Molinari“ gibt es noch immer, geführt von Veras Großtante Lidia. Sehr auskunftsfreudig, was die damalige Zeit angeht, ist Lidia jedoch leider nicht. Warum verschwand Aurora plötzlich? Aurora, die dritte Frau auf dem Foto. Was ist damals geschehen? Zusammen mit dem Journalisten Mattia begibt sich Vera auf Spurensuche und Stück für Stück fügt sich das Puzzle zusammen.

Als Vera herausfindet, dass Aurora damals spurlos verschwunden ist, wird sie an ihre eigene Geschichte erinnert. Auch ihre Zwillingsschwester Vi verschwand und ist nie wieder aufgetaucht.

„Das Mitternachtsversprechen“ - ein Roman, der fesselt und begeistert! Unterhaltsam, geheimnisvoll und spannend. Eine wunderbare, eine packende Lektüre. So muss Unterhaltung sein. Mascha Vassena hat mich mit ihren Schilderungen über Turin in eine Stadt entführt, die ich bisher nicht kennengelernt habe. Die Altstadt, die Paläste, die Kaffeehäuser, die Beschreibungen sind so gut, dass ich das Gefühl hatte, ich sei vor Ort. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und bildhaft, die Personen geheimnisvoll und interessant.

„Das Mitternachtsversprechen“ - originell, bewegend und äußerst temporeich. Ein mitreißender Roman, den man sich nicht entgehen lassen sollte!