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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 13.04.2021
Das Glück meiner Mutter
Bayer, Thommie

Das Glück meiner Mutter


sehr gut

Sehr melancholisch

Inhalt:
Der Drehbuchautor Philipp Dorn, 49, steckt in der Krise. Seine Mutter ist vor einigen Jahren gestorben, seine Freundin hat ihn vor zwei Jahren verlassen. Mit seinem neuen Auto reist er in die Toskana, die er liebt und die er auch mit seiner Mutter schon besucht hat. Hier lässt er seinen Gedanken an Mutter und Ex-Freundin freien Lauf, bis er die Bekanntschaft einer Fremden macht, die nachts nackt im Swimmingpool seines Ferienhauses schwimmt …

Meine Meinung:
Ich mag den Schreibstil von Thommie Bayer im Allgemeinen sehr. Mit klaren Worten und prägnanten Sätzen erzählt er seine Geschichten recht schnörkellos und weckt im Leser die verschiedensten Gefühle. Bei „Das Glück meiner Mutter“ hat mich etwas gestört, dass er Alltägliches zu detailliert beschreibt, zum Beispiel den genauen Straßenverlauf auf seiner Reise oder was er genau einkauft. Das sind Nebensächlichkeiten, die für die Handlung kaum eine Rolle spielen. Das eigentlich Wichtige in dieser Geschichte wird demgegenüber auf wenigen Seiten erzählt.

Doch diese wenigen Seiten haben es in sich. Dachte ich zunächst noch, es plätschert so ein wenig vor sich hin, kam dann doch noch eine überraschende Wendung, die es in sich hatte. So lässt mich das Buch am Ende ein bisschen aufgewühlt, aber zufrieden zurück.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Ich habe gelacht und geweint

Inhalt:
Ein Sommer Anfang der 1980er Jahre. Für den sechzehnjährigen Friedrich fällt der Urlaub mit der Familie flach, denn er hat das Schuljahr vergeigt und muss für die Nachprüfung lernen - ausgerechnet beim strengen Großvater, der für niemanden ein freundliches Wort hat. Die wenige Freizeit verbringt er mit seinem Freund Johann, seiner Schwester Alma und mit Beate, in die er sich rettungslos verliebt hat. Es werden ereignisreiche Wochen, die Friedrich innerlich reifen lassen.

Meine Meinung:
Schon Ewald Arenz’ „Alte Sorten“ hat mich maßlos begeistert. „Der große Sommer“ steht dem in nichts nach. Wieder ist dem Autor ein großartiger Roman gelungen, der mich zum Lachen und zum Weinen gebracht hat, der mich tief innen berührt hat, der mich an meine eigene Jugend erinnert hat, der das Wesen jener Zeit fein elaboriert hat. Es überrascht nicht, dass dieser Roman starke autobiografische Bezüge hat. Genau so war es damals. Der Zeitgeist ist absolut gut getroffen. Besonders Leser*innen in Azenz’ Alter werden einiges wiedererkennen. Vieles gilt natürlich auch noch für die heutige Jugend. Auch für sie sind Familie, Freunde und erste Liebe große, bewegende Themen.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und vielschichtig ausgearbeitet. Sie wirken authentisch und interessant. Selbst dem unnahbaren Großvater kann man einiges abgewinnen. Vor allem dem Ich-Erzähler Friedrich kommt man sehr nahe. Er ist ein sehr liebenswürdiger, sympathischer junger Mann, den man gerne als Freund hätte.

Ewald Arenz erzählt von lustigen Episoden und ernsten Begebenheiten in einer wunderschönen Sprache, die durch Leichtigkeit und Lebendigkeit besticht. Es gibt nostalgische Momente und ganz viel Wärme. Für mich war dieser feinsinnige Roman bisher mein Jahreshighlight.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2021
Ypsilons Rache (eBook, ePUB)
Bihl, Lou

Ypsilons Rache (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer bin ich?

Inhalt:
Professor Dr. Kristian Starck, Mitte fünfzig, Pathologe, geschieden, aber immer noch freundschaftlich verbunden mit seiner Ex-Frau und seinen erwachsenen Töchtern, nimmt sich eine Auszeit. In einem Sabbatjahr will er eine Reise machen, ein Buch schreiben und vor allem sich darüber klarwerden, was er weiterhin mit seinem Leben anfangen will. Kris fühlt sich in seinem männlichen Körper nicht zu Hause. Ob er aber ganz als Frau leben will und kann, weiß er auch nicht.

Zu Beginn des Sabbatjahrs erhalten Kris’ Pläne erst mal einen Dämpfer, als bei einem Routinecheck Prostatakrebs diagnostiziert wird. Nun gilt es, sich für eine Therapieform zu entscheiden. Naiv wie ich bin, dachte ich, kein Problem, als Frau braucht Kris doch eh keine Prostata, also Radikal-OP, und gut ist es. Weit gefehlt! Offensichtlich ist es schwer, bei einer geschlechtsangleichenden OP ohne die Prostata auszukommen. Und so bedroht ausgerechnet ein Körperteil, das Kris für sich als unpassend empfindet, sein Leben.

Meine Meinung:
Glücklicherweise findet das Thema Transidentität bzw. Diversität allgemein immer häufiger Eingang in die Literatur. „Ypsilons Rache“ bereichert die Palette der diesbezüglichen Werke ungemein. Denn anders als in anderen Romanen, die ich zu diesem Thema bereits gelesen habe, ist sich Kris nicht ganz sicher, wie viel Frau in ihm steckt. So wird während des ganzen Romans auch das Pronomen „er“ verwendet, wenn Kris in männlichem Outfit unterwegs ist, und nur wenn er als Frau erscheint, heißt es „sie“. Das sind jedoch eher wenige Ereignisse, da kaum jemand über Kris’ „Transtendenzen“ Bescheid weiß. Auf seiner Reise quer durch Deutschland besucht er verschiedene Menschen, Familienmitglieder und alte Freunde, mit der Absicht, sich endlich zu outen.

Da Kris als Ich-Erzähler auftritt, werden seine Gedanken, seine Hoffnungen, Zweifel und Ängste auf direktem Weg zur Leserschaft transportiert. Es fällt leicht, sie nachzuvollziehen und zu verstehen. Kris ist ein überwiegend sympathischer Mensch, den man gerne auf seiner Reise zu seinem neuen Ich begleitet. Er überlegt, ob er den Weg der Geschlechtsangleichung gehen muss und ob sie für ihn unbedingt vollständig sein muss, um ein zufriedenes Leben führen zu können.

So unterschiedlich wie Kris’ Gedanken und Empfindungen sind auch die Reaktionen auf sein Coming-out. Dies alles wird sehr realistisch dargestellt.

Lou Bihl erzählt Kris’ Geschichte auf interessante Weise. Sie lässt die Leser*innen Anteil nehmen an einem fremden Leben und berührt einen im Innersten. Lediglich die Wortwahl konnte mich nicht begeistern. Zwar mochte ich den subtilen Humor und die (Selbst-) Ironie in Kris’ Worten, aber insgesamt war mir die Sprache etwas zu gestelzt. Ich habe nichts gegen Fremdwörter, aber bitte in Maßen. Ich liebe auch originelle Wortneuschöpfungen, aber nicht um jeden Preis. Hier war mir das definitiv zu viel und manchmal auch unpassend. Aber das ist mein persönliches Empfinden und sollte niemanden von der Lektüre abhalten, denn dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2021
Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


sehr gut

Atmosphärischer Kriminalroman

Inhalt:
Frida Paulsen und Bjarne Haverkamp von der Kripo Itzehoe bekommen es mit einem Cold Case zu tun. Auf der Elbinsel Bargsand wurde ein jahrzehntealtes Skelett mit gefesselten Händen im Schlick eingegraben gefunden. Kurz darauf wird auf einer anderen Insel die Leiche eines Hamburger Bauunternehmers entdeckt, auf die gleiche Weise gefesselt wie das Skelett von Bargsand. Hängen die beiden Fälle zusammen oder gibt es hier einen Nachahmer?

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 4. Teil der Reihe um die Itzehoer Kommissare Bjarne Haverkamp und Frida Paulsen. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Daher kann man dieses Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Auch das Wichtigste zu den bereits bekannten Akteuren wird noch einmal wiederholt. Allerdings nimmt auch das Privatleben der Ermittler in dieser Reihe einen großen Raum ein. Da macht es natürlich mehr Spaß, wenn man dies von Anfang an verfolgt. Ich finde die beiden Protagonisten samt ihrem Familienanhang sehr sympathisch und freue mich immer, darüber zu lesen. Das gibt dem Ganzen die besondere Atmosphäre. Dazu kommen die gewohnten liebevollen Landschaftsbeschreibungen, die einen gedanklich direkt in die Elbmarsch versetzen.

Der Kriminalfall ist ganz schön verzwickt und wenig vorhersehbar. Durch bedrückende Einschübe, die etwa dreißig Jahre in der Vergangenheit im Jugendwerkhof Torgau in der DDR spielen, ergibt sich zwar bald eine Richtung, in die uns das Buch führt. Doch die letztendlichen Zusammenhänge hat Romy Fölck zunächst gut verschleiert.

Als Leser*in begleitet man die Ermittler bei den ziemlich authentisch erscheinenden, mühsamen Ermittlungen. Spannung ist durchgehend vorhanden, wenn auch nicht auf allerhöchstem Niveau, aber das muss bei einem KriminalROMAN ja auch nicht unbedingt sein. Einige extrem spannende Szenen gibt es aber durchaus auch.

Einige Kleinigkeiten kamen mir nicht sehr glaubwürdig vor. Diese schmälern das Leseerlebnis aber nur marginal. Im Großen und Ganzen liegt hier ein solide aufgebauter und ausgearbeiteter Krimi mit tiefgründigen Charakteren vor, der jetzt schon meine Vorfreude auf den nächsten Band angefacht hat.

Die Reihe:
1. Totenweg
2. Bluthaus
3. Sterbekammer
4. Mordsand

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2021
Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10


sehr gut

Nora Linde in Nöten

Inhalt:
Bei Bauarbeiten auf der bislang unbewohnten Schäreninsel Telegrafholmen werden Teile eines Skeletts gefunden, das hier vergraben war. Polizeikommissar Thomas Andreasson und sein Partner Aram ermitteln in den Fällen der seit Jahren vermissten siebzehnjährigen Astrid und der fünfunddreißigjährigen Siri. Wurde eine von ihnen auf Telegrafholmen verscharrt?

Die Staatsanwältin Nora Linde, Thomas’ beste Freundin, ist nach ihrem tragischen letzten Fall schon seit Monaten krankgeschrieben. Nachts plagen sie Albträume, tagsüber gibt sie sich dem Alkohol hin. Als sie erfährt, dass möglicherweise Astrids Skelett gefunden wurde, ermittelt sie auf eigene Faust, denn sie hatte das Mädchen gekannt. Doch damit ruft sie nicht nur bei Thomas Ärger hervor, sondern auch die Aufmerksamkeit des Täters auf sich …

Meine Meinung:
Dies ist der 10. Fall für Thomas Andreasson. Das Lesen macht bestimmt mehr Spaß, wenn man zumindest einige der Vorgängerbände kennt, um die Beziehung der verschiedenen Personen zueinander besser nachvollziehen zu können. Für den Kriminalfall ist es aber nicht notwendig.

Wie immer hat Viveca Sten einen spannenden Roman kreiert. Er wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dabei wird die Erzählung in der Gegenwart immer wieder durch Einschübe aus Astrids und aus Siris Sicht in der Vergangenheit unterbrochen. Scheibchenweise erfährt man so, was damals passiert ist. Und auch wenn man dadurch als Leser*in etwas mehr weiß als die Polizisten, wirkt der Fall keineswegs klarer. Die Story ist voller Wendungen und Überraschungen und fesselt dadurch ungemein.

Trotzdem war das Lesevergnügen für mich nicht ganz ungetrübt. Zum einen gefiel es mir nicht, dass Nora Linde dermaßen im Vordergrund steht und zweitens, dass hier ein psychisches Problem das andere jagt. Sowohl Nora als auch Thomas haben Probleme mit ihren Partnern, Nora steigert sich in ihre Ängste und Panikattacken. Auch fast sämtliche anderen Ehen oder Partnerschaften werden negativ beschrieben. Dies alles nimmt für meinen Geschmack zu viel Raum ein und ist recht deprimierend zu lesen. Daher wünsche ich mir, dass Nora sich endlich wieder erholt und im 11. Fall wieder psychisch fit ist.

Die Fälle von Thomas Andreasson:
1. Tödlicher Mittsommer
2. Tod im Schärengarten
3. Die Toten von Sandhamn
4 .Mörderische Schärennächte
5. Beim ersten Schärenlicht
6. Tod in stiller Nacht
7. Tödliche Nachbarschaft
8. Mörderisches Ufer
9. Flucht in die Schären
10. Das Grab in den Schären

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
GNUGITLAWEGREV

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt einer schwedischen Krimi-Reihe

Inhalt:
2019. John Adderley, Mitte dreißig, ist als verdeckter Ermittler des FBI aufgeflogen. Er wird ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und erhält eine neue Identität. Damit zieht es ihn in seine Heimat Schweden zurück, wo sein Halbbruder Billy unter Mordverdacht steht. Zehn Jahre zuvor ist die 19-jährige Emelie, die Tochter einer reichen Unternehmerfamilie, spurlos verschwunden. Indizien brachten Billy damit in Verbindung. Doch er beteuerte seine Unschuld und tut dies immer noch, jetzt wo der Fall von einer neuen Cold-Case-Einheit der Polizei wieder aufgerollt wird.

Meine Meinung:
Das Autorenduo Mohlin/Nyström hat hier eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Die beiden schreiben sehr fesselnd und flüssig. Die Handlung ist äußerst spannend, fast schon ein Thriller. Auch der Aufbau der Geschichte hat mir zugesagt. Zunächst wechseln sich die Kapitel mit Johns Perspektive 2019 und Heimers (Emelies Vater) Perspektive 2009 ab. Sobald John in Schweden angekommen ist, spielt der Roman nur noch in der Gegenwart.

John ist Teil der Cold-Case-Einheit und sich bewusst, dass man ihn sofort von den Ermittlungen abziehen würde, wenn seine Verwandtschaft zu Billy herauskommt. Das nächste Problem besteht darin, dass er sich seiner Familie eigentlich nicht nähern darf, um nicht die Aufmerksamkeit seiner amerikanischen Verfolger auf sich zu ziehen. Und schließlich leidet er von Zeit zu Zeit unter schweren Panikattacken. Diese Punkte sorgen für viel Spannung; einiges daran wirkt aber auch nicht wirklich glaubhaft bzw. nervt, weil sich der ein oder andere diesbezüglich einfach dumm verhält.

Akribisch arbeitet sich John in dem Fall voran, immer auf der Suche nach der Wahrheit, die im günstigsten Fall seinen Halbbruder entlasten wird. Andererseits hat John auch keine Skrupel, Billy ans Messer zu liefern, sollte er von seiner Schuld überzeugt sein. Das lässt ihn mal sympathisch, mal aber auch kalt erscheinen. Es ergeben sich sehr viele Spuren, denen nachgegangen werden muss. Dabei taucht natürlich auch eine Anzahl Verdächtiger auf, denen man den Mord an Emelie zutrauen würde. Für mich war der tatsächliche Täter dann eine große Überraschung.

Am Ende ist der Fall gelöst. Ein kleiner Cliffhanger macht neugierig auf den nächsten Band der Reihe.

Bewertung vom 07.02.2021
Liebeserklärungen
Kaminer, Wladimir

Liebeserklärungen


gut

Nette Lektüre

„Ach, Prinzen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.“ (S. 160)

Und so scheitern in diesem Buch viele Prinzen, aber auch Prinzessinnen daran, den richtigen Partner zu finden oder gar ihn von sich zu überzeugen. Wladimir Kaminer nimmt alle möglichen Liebespaare und solche, die es werden wollen, aufs Korn. Die Bandbreite der Geschichten ist enorm.

In 37 recht kurzen Erzählungen plaudert der 1967 in Moskau geborene Wladimir Kaminer über die Liebe und die Menschen. Er erzählt dabei Anekdoten, die sich in seiner (russischen) Familie oder in seinem Bekanntenkreis zugetragen haben. Man hat fast das Gefühl, auf einer Party zu sein, auf der der Autor die Gäste unterhält. Ja, was er erzählt, ist ganz unterhaltsam und fein beobachtet, zuweilen ein wenig witzig, manchmal aber auch einfach nur trocken und belanglos. Nicht alle Geschichten haben mir gleich gut gefallen, aber ein paar schöne waren schon dabei.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2021
Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5
Galbraith, Robert

Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5


ausgezeichnet

Toller Krimi-Schmöker

Inhalt:
Vor vierzig Jahren verschwand die Ärztin Margot Bamborough spurlos. Ihre Tochter bittet nun den Londoner Privatdetektiv Cormoran Strike, nach ihrer Mutter zu suchen. Obwohl die Aussichten, den Fall zu lösen, äußerst gering sind, ist Strike fasziniert und übernimmt den Auftrag.

Der damals ermittelnde Polizist hatte die Vermutung, dass Margot dem Serienkiller Dennis Creed zum Opfer gefallen ist. Doch obwohl dieser mehrere Morde gestanden hat, leugnete er bisher, Margot entführt und ermordet zu haben.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 5. Teil der Reihe um die Privatdetektive Cormoran Strike und Robin Ellacott. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, insofern kann dieser Band auch für sich allein gelesen werden. Allerdings spielt auch die Vergangenheit der Protagonist*innen und ihre gewachsene Beziehung zueinander eine große Rolle und wird immer wieder thematisiert. Daher macht das Lesen natürlich mehr Spaß, wenn man dies von Anfang an mit verfolgt hat.

Wie schon die Vorgänger hat mir auch dieser Band sehr gut gefallen, von einigen unwesentlichen Kleinigkeiten mal abgesehen. Der enorme Umfang von knapp 1200 Seiten wollte mich zuerst abschrecken. Aber kaum hatte ich angefangen zu lesen, war ich auch schon von der Story gefangen und genoss Seite um Seite. Am Ende hätte es mich auch nicht gestört, wenn das Buch noch dicker gewesen wäre, weil ich einfach gut im Lesefluss drin war. Aber „leider“ war die Geschichte schon zu Ende erzählt und alle offenen Fragen beantwortet.

Der Kriminalfall ist ziemlich verzwickt. Es gilt, etliche Zeugen von damals zu finden und deren Aussagen genau zu analysieren. Diese zeitaufwändige Arbeit wird ziemlich authentisch und wenig spektakulär dargestellt. Auch weitere Fälle, an denen die Detektei gerade arbeitet, werden immer wieder erwähnt. Dies zieht zwar die Handlung insgesamt in die Länge, wirkt aber sehr realistisch und peppt die Geschichte zusätzlich auf.

Immer wieder kommt es zu spannenden Zwischenfällen, die kurzzeitig den Adrenalinspiegel ansteigen lassen. Und auch wenn die Story insgesamt nicht unbedingt atemberaubend ist, so ist sie doch fantastisch erzählt und fesselnd geschrieben. Hin und wieder sind überraschende Wendungen eingebaut, sodass es immer interessant bleibt und auf keinen Fall vorhersehbar ist. So konnte mich auch die Auflösung am Schluss absolut Kalt erwischen.

Fazit:
Ein fesselnder und vielschichtiger Kriminalroman, trotz der vielen Seiten flott zu lesen.

Die Reihe:
1. Der Ruf des Kuckucks
2. Der Seidenspinner
3. Die Ernte des Bösen
4. Weißer Tod
5. Böses Blut

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2020
Wisting und der Atem der Angst / William Wisting - Cold Cases Bd.3
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Atem der Angst / William Wisting - Cold Cases Bd.3


ausgezeichnet

Kriminalroman mit Thrill

Inhalt:
Der berüchtigte inhaftierte Serientäter Tom Kerr gesteht einen weiteren Mord und will die Polizei an den Ort führen, wo er die Leiche vergraben hat. Dabei gelingt ihm die Flucht. Seinen Komplizen, den „Anderen“, konnte die Polizei auch nach Jahren der Ermittlung nicht identifizieren. William Wisting gerät ins Visier der Abteilung Interne Ermittlungen, da ihm Fehler bei der Tatortbegehung mit Tom Kerr vorgeworfen werden. Nicht zuletzt steckt auch seine Tochter Line tief in der Geschichte mit drin, da sie an einem Dokumentarfilm über Tom Kerr arbeitet.

Meine Meinung:
Dies ist der 3. Cold Case mit dem norwegischen Kriminalkommissar William Wisting und dessen Tochter, der Journalistin Line. Schön ist es natürlich, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest, aber man kann auch jedes für sich allein genießen. Die Beziehungen zwischen den beteiligten Personen sind nicht so schwer zu durchschauen.

Der Cold Case ist hier zwar nicht nur der Aufhänger, es geht schon darum, einen alten Fall zu lösen bzw. eben den „Anderen“ dingfest zu machen, dabei ergeben scih aber auch einige neue Fälle, an denen die Polizei zu knabbern hat.

Wistings ruhige, besonnene und intelligente Art, an einen Fall heranzugehen, imponiert mir immer wieder. Dabei lässt er sich auch durch Hindernisse, die ihm von Kollegen oder Vorgesetzten in den Weg gelegt werden, nicht abhalten, seinen eigenen Weg zu verfolgen.

Obwohl es um äußerst grausame und perverse Verbrechen geht, ist dieser Kriminalroman gut zu lesen, ohne dass man Albträume bekommt. Denn Jørn Lier Horst beschreibt einfach Fakten und verzichtet dabei auf jegliche Effekthascherei.

Vom Verlag als Kriminalroman deklariert, bietet dieses Buch mehr atemberaubende Hochspannung als mancher Thriller. Die Handlung ist komplex, die Intention mancher Figur nicht leicht zu erkennen. Unvorhergesehene Wendungen gibt es immer wieder. So lädt der Roman zum Miträtseln und Mitfiebern ein und sorgt für ein paar sehr spannende Lesestunden.

Die Reihe:
1. Wisting und der Tag der Vermissten
2. Wisting und der fensterlose Raum
3. Wisting und der Atem der Angst
4. Wisting und der See des Vergessens (erscheint voraussichtlich im April 2021 auf Deutsch)

Bewertung vom 08.11.2020
Der sanfte Hauch des Todes / Kripochef Alexander Gerlach Bd.17 (eBook, ePUB)
Burger, Wolfgang

Der sanfte Hauch des Todes / Kripochef Alexander Gerlach Bd.17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein nervenaufreibender Fall für Alexander Gerlach

Inhalt:
Im Wald in der Nähe des Heidelberger Stadtteils Rohrbach wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Wie die Leiche drapiert und mit Grablichtern umstellt wurde, deutet auf einen Ritualmord hin. Kurz darauf verschwindet ein junger Mann, ein weiterer wird ermordet. Hat die Heidelberger Kripo es mit einem Serienkiller zu tun? Kripochef Alexander Gerlach und seine Leute greifen nach jedem Strohhalm. Und dann ist plötzlich auch noch Gerlachs Tochter Sarah weg …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 17. Band der Reihe und hoffentlich noch lange nicht der letzte, denn mir hat er wieder richtig gut gefallen. Ich persönlich kenne zwar alle Bände, wage aber zu behaupten, dass man dem Geschehen hier auch ohne Vorkenntnisse folgen kann. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Was im Berufs- und Privatleben Gerlachs wichtig ist, wird noch einmal kurz erwähnt, sodass auch Quereinsteiger Nebenpersonen und Nebenereignisse gut einordnen können.

Ich empfand diesen Fall als äußert spannend und komplex. Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen und kommen nur mühsam voran. Dies erscheint sehr realistisch. Auch der Kommissar, aus dessen Ich-Perspektive erzählt wird, macht einen authentischen Eindruck. Wie üblich hat er an mehreren Fronten zu kämpfen, einmal gegen den unbekannten Täter, und dann gibt es da noch diverse „Baustellen“ im Privatleben, wobei sich letztere in diesem Buch eher angenehm im Hintergrund halten.

Nach einem schaurigen Anfang geht es zunächst etwas ruhiger, aber nicht weniger fesselnd weiter. Immer wieder gibt es neue Hinweise und Fährten, teilweise echte, teilweise in die Irre führende. Die Leserschaft hat hier die Möglichkeit, mitzukombinieren und mitzurätseln. Dabei weiß der Autor auch immer wieder zu überraschen. Im letzten Viertel bleibt dann kaum noch Zeit zum Atemholen. Es gibt eine aufregende Verfolgungsjagd, an deren Ende der Fall restlos geklärt wird.

Die Reihe:
1. Heidelberger Requiem
2. Heidelberger Lügen
3. Heidelberger Wut
4. Schwarzes Fieber
5. Echo einer Nacht
6. Eiskaltes Schweigen
7. Der fünfte Mörder
8. Die falsche Frau
9. Das vergessene Mädchen
10. Die dunkle Villa
11. Tödliche Geliebte
12. Drei Tage im Mai
13. Schlaf, Engelchen, schlaf
14. Die linke Hand des Bösen
15. Wen der Tod betrügt
16. Wenn Rache nicht genügt
17. Der sanfte Hauch des Todes

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.