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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 515 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2021
Glitterschnitter
Regener, Sven

Glitterschnitter


gut

Die Luft ist raus

Inhalt:
Berlin, 1980. In der Wiener Straße befinden sich das Café Einfall und das „Intimfrisur“ Seite an Seite. Ersteres wollen Erwins Nichte Chrissie und Frank Lehmann von einer Kneipe in ein Café verwandeln, Letzteres wollen die ArschArt-Österreicher zu einem Café umfunktionieren. Beides ist kaum zu erreichen.

Raimund, Ferdi und Karl Schmidt wollen als Band Glitterschnitter auf Teufel komm raus auf der Wall City Noise auftreten. Auch hier sind einige Hürden zu überwinden.

Meine Meinung:
Ich freute mich, nach längerer Zeit wieder die altbekannten Figuren aus Sven Regeners früheren Romanen (und einige neue) zu treffen. Während die ersten drei Bücher um Frank Lehmann noch wirkliche Substanz haben, geht es seit „Magical Mystery: oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ bergab. Die Handlung von „Glitterschnitter“ ließe sich auf wenigen Seiten zusammenfassen. Ausgeschmückt ist sie mit sich häufenden Wiederholungen. Doch was beim ersten Mal noch witzig ist, ist es beim zweiten Lesen nicht unbedingt immer noch. Und was beim ersten Mal schon öd war, wird auch durch die Wiederholung nicht unterhaltsamer. Doch zum Glück bleibt immer noch genug, um sich beim Lesen hin und wieder köstlich amüsieren zu können. Insofern war dieser Band für mich ein Wechselbad der Gefühle: Mal war ich begeistert, mal gelangweilt.

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Bewertung vom 12.09.2021
Isabella und das tödliche Geheimnis / Schwarzwälder Kirschmorde Bd.2
Fallert, Jana

Isabella und das tödliche Geheimnis / Schwarzwälder Kirschmorde Bd.2


gut

„Mogelpackung“

Inhalt:
Isabella betreibt in dem fiktiven Schwarzwalddorf Zapfbach das Café ihrer Oma weiter und backt für ihre Kunden die köstlichsten Kuchen. Beim Entrümpeln des Kellers stößt sie auf ein gruseliges Geheimnis. Damit nicht genug, wird sie ohne ihr Wissen bei einer TV-Backshow angemeldet. Und auch hier geschieht ein Verbrechen. Isabella ist hin und her gerissen zwischen Kuchenbacken und ihren beiden Verehrern, zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann.

Meine Meinung:
Für mich entpuppte sich dieses Buch leider als Mogelpackung. Auf dem Cover ist eine Ansicht von Ettlingen zu sehen und ich freute mich darauf, einen Roman zu lesen, der in diesem mir gut bekannten Städtchen handelt. Leider wird Ettlingen nur einmal kurz nebenbei erwähnt und spielt überhaupt keine Rolle.

Sodann wird das Buch als Schwarzwald-Krimi angepriesen. Die Krimielemente muss man allerdings fast mit der Lupe suchen. Den weitaus größeren Anteil haben hier Isabellas Backkünste und ihre romantischen Gefühle. Leserinnen von seichten Liebesromanen sind mit diesem Buch gut bedient. Wer einen wirklichen Krimi mit ernsthaften Ermittlungen sucht, sollte sich besser woanders umsehen. Ich würde diesen Roman nicht einmal als Cosy Crime einordnen. Es ist einfach zu wenig Krimi.

Zudem haben sich einige Fehler eingeschlichen. Eigentlich nehmen sechs Kuchenbäcker*innen an dem Backwettbewerb teil, doch dann sind es plötzlich nur fünf, später wieder sechs. Weiter werden hier die Begriffe „Beton“ und „Zement“ synonym verwendet - das sind jedoch unterschiedliche Dinge. Diese Fehler mögen nicht schlimm sein, aber mich ärgern solche Nachlässigkeiten, fühle ich mich doch dadurch als Leserin nicht ernst genommen.

Der Schreibstil ist locker und einfach, die Handlung schlüssig. Wie gesagt, wenn man gerne seichte Liebesromane liest, kann man gut zu diesem Buch greifen.

Die Reihe:
1. Isabella und die Tote im Café
2. Isabella und das tödliche Geheimnis

Bewertung vom 11.09.2021
Waldeskälte
Krüger, Martin

Waldeskälte


sehr gut

Ein Schweizer Alpendorf, das es in sich hat

Inhalt:
Vor 21 Jahren wurden drei Mädchen in Eigerstal entführt, nur eins kam lebend zurück, Valeria Ravelli. Ihre beiden besten Freundinnen wurden ermordet. Valeria kann sich nicht erinnern, was mit ihr passiert ist. Sie kehrte dem Dorf den Rücken und hat es seither nie wieder betreten.

Heute arbeitet Valeria bei Interpol. Doch als ihr alter Schulfreund Elias sie bittet, nach seiner verschwundenen Nichte Nora zu suchen, lässt sie sich überreden und muss sich mit der Vergangenheit konfrontieren.

Meine Meinung:
Dies war mein erstes Buch von Martin Krüger und es hat mir gut gefallen. Ich empfand die Geschichte mit jeder gelesenen Seite zunehmend spannender. Falsche Fährten führten mich jeweils eine gewisse Zeit in die Irre. Überraschende Wendungen machten die Story interessant. Leider konnte ich aber nicht alle Handlungsweisen der Agierenden nachvollziehen. Zum Beispiel werde ich wohl nie verstehen, warum Außenstehende in eine polizeiliche Ermittlung einbezogen werden. Die Protagonistin Valeria hat zudem unendlich viel Glück. Ihr gelingt, was die gesamte übrige Polizeimannschaft vermasselt - und das, obwohl sie auch Fehler dabei macht.

Nichtsdestotrotz bietet „Waldeskälte“ einen spannenden, düsteren Thriller, der einen die beschriebene Winterkälte deutlich spüren lässt.

Bewertung vom 09.09.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


sehr gut

Eine Ehe wie viele

Inhalt:
Walter und Barbara Schmidt sind seit 52 Jahren verheiratet. Die Ehe war nicht immer gut, aber die Rollen der beiden waren klar aufgeteilt. Barbara war für Kinder, Haushalt und Garten zuständig, Walter fürs Geldverdienen. Als er eines Morgens seine Frau im Badezimmer auf dem Boden findet, scheint dies der Anfang vom Ende zu sein. Barbara kommt nicht mehr auf die Beine und baut von Tag zu Tag mehr ab. Walter muss zusehen, wie er die Rolle, die bis dahin Barbara übernommen hatte, nun selbst ausfüllt.

Meine Meinung:
Mit spitzer Zunge porträtiert Alina Bronsky einen Typ Mann, von dem ich noch mehrere lebende Exemplare im echten Leben kenne. Zum Glück sind diese Patriarchen aber langsam im Aussterben begriffen.

„Barbara stirbt nicht“ hat mich in ein Wechselbad der Gefühle getaucht. Ich hatte Mitleid mit den Figuren, und zwar eigentlich mit allen. Ich musste über die Unbeholfenheit von Walter grinsen, der sich nach und nach mit dem Haushalt vertraut macht, der nach so vielen Jahren endlich seine Frau kennenlernt und sogar neue Gefühle für sie entwickelt.

Alina Bronskys Schreibstil ist eher einfach gestrickt. Kurze, knappe Sätze spiegeln Walters geistigen Horizont wider. Seine Vorstellungen von seinem Leben sind sehr klar, und was nicht dazu passt, wird ignoriert. Doch nun funktioniert Barbara nicht mehr wie gewohnt, und Walter muss über seinen Schatten springen.

Mich konnte dieser Roman mal wieder köstlich unterhalten, aber das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu abrupt. Gerade noch offenbart die Autorin uns eine Überraschung, und dann ist plötzlich mitten in der Szene Schluss. Da ist mir einfach noch zu viel offen.

Bewertung vom 31.08.2021
Umwege des Lebens
Picoult, Jodi

Umwege des Lebens


sehr gut

Über das Leben, das Lieben und das Sterben

Inhalt:
Als Doktorandin für Ägyptologie konkurrierte Dawn mit ihrem Kollegen Wyatt, bis sie sich schließlich in ihn verliebte. Doch geheiratet hat sie einen anderen, Brian. Nicht nur ihre frühere Liebe musste sie aufgeben, sondern auch ihren Beruf. Mittlerweile arbeitet sie als Sterbebegleiterin, hat eine Tochter und kann Wyatt und die Ägyptologie doch nicht vergessen.

Meine Meinung:
Was mich an Jodi Picoults Romanen sonst immer begeistert, sind die inneren Twists, die ihre Protagonist*innen durchleben. Im vorliegenden Buch fand ich das nicht ganz so prickelnd, denn grob gesagt, geht es um die Liebe zu zwei verschiedenen Männern. Dieses Thema ist ja nun nicht gerade neu. Aber natürlich ist Jodi Picoult eine exzellente Erzählerin, die auch diesen Plot unterhaltsam und spannend an die Leserschaft bringt.

Die Handlung pendelt zwischen Boston, USA, und Ägypten hin und her. Teilweise spielt sie in der Gegenwart, teilweise vor fünfzehn Jahren. Manchmal fand ich die Zeitsprünge verwirrend, da sie nicht klar gekennzeichnet sind und die Szenen in der Gegenwart ähnlich sind wie in der Vergangenheit. Es brauchte dann zuweilen ein paar Sätze, bis ich mich zurechtfand.

Ein gewisses Interesse an den Alten Ägyptern sollte man besser mitbringen, denn von ihnen und ihren Ritualen, ihren Schriften und ihren Gräbern ist sehr viel die Rede. Sehr schön fand ich hier die eingestreuten Abbildungen, die das Beschriebene noch besser begreifbar machen.

Am besten haben mir allerdings die Überlegungen zum Thema Sterben gefallen. Als Sterbebegleiterin berät Dawn todkranke Menschen und unterstützt sie und ihre pflegenden Angehörigen in allen Lebenslagen. Ob es nun darum ging, was man vor seinem Tod noch unbedingt abhaken will, oder wie man sich die Beerdigung wünscht - bei allen Aspekten erhielt ich viele Informationen und Anregungen, über mein eigenes Leben und Sterben nachzudenken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


gut

Nette Story

Inhalt:
Seit fast fünfzig Jahren arbeitet Albert Entwistle als Briefträger in der Kleinstadt Toddington - und geht dabei allen Menschen so gut wie möglich aus dem Weg. Seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren lebt er allein mit seiner Katze. Als diese auch noch stirbt und Albert kurz vor der Zwangspensionierung steht, überdenkt er sein Leben und beschließt, es zu ändern. Er offenbart sich einigen Leuten und findet so endlich Freunde, mit deren Hilfe er schließlich nach seiner Jugendliebe George sucht.

Meine Meinung:
Leider konnte mich Matt Cain mit seiner Geschichte über einen soziophoben, alternden Homosexuellen nicht abholen. Aus dem Thema hätte man ein tolles, spannendes Buch machen können, doch bei Matt Cain ist nur ein seichter Wohlfühlroman herausgekommen. Innerhalb von nur drei Monaten entwickelt sich Albert unglaublich, um nicht zu sagen, unglaubwürdig schnell. Er hilft so vielen Menschen - und sie ihm. Und das alles gelingt ohne große Probleme.

Dabei war mir Albert sehr sympathisch, ebenso wie die meisten anderen Charaktere, und ich gönnte ihm seine Erfolge von Herzen. Andererseits kam ich ihm nicht besonders nah, obwohl ich seine Gefühle und Handlungsweisen gut nachvollziehen konnte. Ich konnte mich einfach mit dem Schreibstil nicht wirklich anfreunden. Der Autor erzählt und erzählt, aber er zeigt nicht, wie es in Alberts Innerem aussieht. Zudem ist die Sprache extrem simpel, die Sätze sehr kurz und einfach gestrickt.

Die Dramatik der Geschichte spielt sich in der Vergangenheit ab. Daher gefielen mir die Rückblicke in Alberts Jugend am besten. Diese Teile wirken authentisch und lebendig.

Fazit:
Ein netter Roman mit Wohlfühlcharakter, der für meinen Geschmack aber viel zu wenig Tiefgang hatte und auch mit seinem einfachen Schreibstil nicht wirklich punkten kann.

Bewertung vom 26.08.2021
In der Hölle tanzen (MP3-Download)
Eger, Edith Eva

In der Hölle tanzen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Eine starke Frau!

Inhalt:
Als Sechzehnjährige wird Edith Eger aus ihrer ungarischen Heimatstadt nach Auschwitz verschleppt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Magda überlebt sie die Hölle - ihre Mutter stirbt in der Gaskammer. Noch Jahrzehnte später holt die Vergangenheit sie immer wieder ein, doch Edith Eger lässt sich nicht unterkriegen. Sie erkennt, dass es an ihr selbst liegt, ob sie endlich frei sein kann. Genau das vermittelt sie auch ihren Patient*innen in ihrer psychotherapeutischen Praxis.

Meine Meinung:
Die Lebensgeschichte von Edith Eva Eger ist sehr bewegend. Was sie erleben musste, erschüttert einen, obwohl es zum Glück hier gar nicht in aller Ausführlichkeit dargestellt wird. Aber die Erzählung ist sehr persönlich mit vielen Gedanken und Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten.

Edith Eva Eger erzählt von ihrer Kindheit, ihrem Traum, als Balletttänzerin bzw. Kunstturnerin Karriere zu machen und wie der KZ-Arzt Mengele der jungen Tänzerin das Leben ließ. Sie erzählt von Grausamkeiten der Aufseher, aber auch vom Zusammenhalt der Häftlinge, von vielen Situationen, in denen sie nur durch pures Glück überlebte, von anderen, in denen ihre eigene Entscheidung dazu beitrug. Sie erzählt, wie die Vergangenheit ihr späteres Leben belastet und wie sie sich von dieser Last befreit.

Sie lernt viel über die menschliche Psyche, und mit ihrem Wissen hilft sie schließlich anderen Menschen als Psychotherapeutin. In Beispielen aus der Praxis zeigt sie, wie wir selbst uns oft im Wege stehen und wie wir uns aus diversen Zwängen befreien können. Ich konnte hier auch einige Anregungen für mich mitnehmen.

Maria Hartmann macht ihren Job als Sprecherin toll. Sie liest sehr gut betont und für meinen Geschmack mit genau der richtigen Portion Emotion. So kann man gut mitfühlen, ohne zu tief betroffen zu sein.

Bewertung vom 24.08.2021
Talberg 1935 / Talberg Bd.1
Korn, Max

Talberg 1935 / Talberg Bd.1


gut

Ziemlich ausschweifender Erzählstil

Inhalt:
Talberg im Bayrischen Wald, 1935. Die Familie Steiner hat das Sagen im Dorf. Doch plötzlich liegt einer von ihnen, der Lehrer Wilhelm, tot im Wald. Seine junge Witwe Elisabeth scheint nicht allzu sehr um ihn zu trauern. Wilhelms Vater ruft nach der Polizei, denn er glaubt nicht an einen Unfall. Der herbeigeschickte Polizist Karl Leiner stößt bei den Dorfbewohnern auf eine Mauer des Schweigens …

Meine Meinung:
Leider konnte mich Max Korn mit dem 1. Band seiner Talberg-Reihe nicht für sich gewinnen. Die Geschichte beginnt recht zäh und zieht sich in der ersten Hälfte wie Kaugummi. Es passiert kaum etwas; die Seiten werden mit ausschweifenden Erzählungen und unwichtigen Details gefüllt. Ich hatte schließlich das Gefühl, jeden Baum und jeden Stein persönlich zu kennen, während mir die Menschen recht fremd blieben. Das Geschriebene wirkt einfach zu emotionsarm.

In der zweiten Buchhälfte wird es besser. Nun nimmt die Handlung an Fahrt auf. Es gibt noch mehr Tote und Geheimnisse werden aufgedeckt. Allerdings war mir dabei einiges zu vorhersehbar, so dass es mich nicht wirklich überraschen konnte. Aber es gibt nun auch einige spannende Szenen, die dafür sorgten, dass ich das Buch in einem Rutsch zu Ende las.

Der Roman ist in sich abgeschlossen.

Die Talberg-Reihe:
1. Talberg 1935
2. Talberg 1977 (erscheint voraussichtlich im Februar 2022)
3. Talberg 2022 (erscheint voraussichtlich im Mai 2022)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2021
Herrenabend / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.3
Groen, Hendrik

Herrenabend / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.3


ausgezeichnet

Ein großartiger Blick auf das Alter

Inhalt:
Hendrik Groen ist inzwischen stolze 90 Jahre alt und erfreut sich des Lebens, auch wenn vieles nicht mehr so ist, wie er es sich wünscht. Immer öfter passieren ihm Fehler, und er muss sich eingestehen, dass er unter einer Demenz leidet. Dies wird im Verlauf der etwa neun Monate, die dieses Tagebuch umfasst, immer deutlicher.

Meine Meinung:
Dies ist das 3. und letzte Tagebuch des Hendrik Groen. Natürlich kann man es auch lesen, ohne die ersten beiden zu kennen, doch vieles wird man vielleicht nicht so leicht verstehen, wenn man die beteiligten Personen nicht von früher kennt. Zudem sind auch die Vorgängerbände absolut lesenswert, also sollte man nach Möglichkeit doch lieber bei Band 1 beginnen.

Was die Tagebücher des Hendrik Groen ausmacht, ist, dass sie wunderbar zeigen, dass es möglich ist, in Würde zu altern. Hendrik Groen hat das große Glück, so lange wie möglich selbstständig leben zu dürfen. Das Pflegepersonal, Freunde, aber auch sein Hund Fräulein Jansen sowie die kleine Frida unterstützen ihn dabei.

Es tut weh, zusehen zu müssen, wie der distinguierte alte Herr immer mehr abbaut, aber es erweckt auch Hoffnung und macht Mut, dass er dabei seinen Humor nicht ganz verliert. Die Einblicke in das Leben eines Alzheimer-Patienten aus Sicht des Erkrankten wirken sehr authentisch und beschönigen nichts, auch wenn so manche Szene mit einem Augenzwinkern erzählt wird.

Die Tagebücher des Hendrik Groen:
1. Eierlikörtage
2. Tanztee
3. Herrenabend

Bewertung vom 22.08.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


sehr gut

Fesselnder Genre-Mix

Inhalt:
1634. Die Saardam ist mit wertvollen Gütern beladen auf dem Weg von Batavia nach Amsterdam. Der Generalgouverneur Jan Haan erwartet in der holländischen Heimat mit Ruhm und Ehre überhäuft zu werden. Mit an Bord sind seine Frau Sara Wessel und ihre Tochter Lia sowie deren Freundin Ceesjie. Samuel Pipps, ein berühmter Meisterdetektiv, ist ebenfalls auf dem Schiff, allerdings eingekerkert, denn ihm wird ein schweres Verbrechen vorgeworfen. Das Schiff scheint verflucht, und Samuels Freund Arent tut sich mit Sara Wessel zusammen, um die mysteriösen Vorkommnisse an Bord aufzuklären.

Meine Meinung:
Stuart Turton konnte mich mit seinem lebendigen Schreibstil von der ersten Seite an packen. Vor meinem inneren Auge sprang sofort das Kopfkino an und die Saardam erschien durch bildgewaltige Beschreibungen auf der Leinwand. Auf ihr tummelten sich allerlei zwielichtige Gestalten, machtgierige Adlige, habgierige Emporkömmlinge, eiskalte Musketiere sowie Matrosen, denen kein Verbrechen fremd ist. Daneben gibt es nur sehr wenige rechtschaffene Charaktere, die es hier mit einer Übermacht an Bösem aufnehmen müssen, denen man aber gerne durch die Geschichte folgt.

Vom Verlag als Kriminalroman ausgewiesen, steckt so viel mehr in dieser Story: Historisches, Mystisches, Romantisches und Phantastisches, wobei der Autor nach seinen eigenen Worten historische Fakten durchaus einmal zugunsten der Handlung gebeugt hat. Man darf hier also nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Der Zeitgeist wurde trotzdem gut eingefangen. Man würde sich beim Lesen am liebsten die Nase zuhalten, um den beschriebenen Gestank auf dem Schiff besser zu ertragen. Die Willkür der Mächtigen, die geringe Wertschätzung eines Lebens sowie der Aberglaube, die in jener Zeit herrschten, kommen deutlich zum Ausdruck. So darf man sich nicht wundern, dass wir es hier mit einer Unmenge von Getöteten zu tun bekommen, und man darf dabei keineswegs zimperlich sein.

Mir gefielen vor allem die Ermittlungen, die eines Sherlock Holmes würdig sind. Kleinste Hinweise werden wie ein Puzzle nach und nach zur Lösung des Falles zusammengefügt. Dabei ist lange Zeit nicht klar, ob hier wirklich der Teufel seine Hand im Spiel hat oder ob am Ende vielleicht alles natürlich erklärt werden kann. Ich war für beide Ausgänge offen und fand daher die Auflösung absolut befriedigend.

Einige Szenen hätte man noch etwas straffen können, aber im Großen und Ganzen hat mich „Der Tod und das dunkle Meer“ sehr gefesselt.