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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2013
Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3
Collins, Suzanne

Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3


ausgezeichnet

Brot und Spiele

Katniss lebt nach der Rettung durch die Rebellen nun im Distrikt 13. Doch sie ist nicht glücklich. Das Kapitol hat ihre Heimat zerstört und Peeta befindet sich in den Fängen des Kapitols. Die Rebellen wollen sie als den Spotttölpel, das Gesicht der Rebellion, aufbauen, doch Katniss stellt daran Bedingungen. Widerwillig geht Präsidentin Coin darauf ein. Währenddessen entwickelt Gale zusammen mit Beetee Waffen zur Bekämpfung des Kapitols. Der Krieg steht kurz bevor.

Katniss ist verzweifelt. Ihr Distrikt wurde vollständig zerstört, nur wenige Hundert konnten gerettet werden und das Kapitol manipuliert Peeta immer mehr, um ihren Willen zu brechen. Doch nachdem die Rebellenführer ihre Bedingungen akzeptiert haben, wird Katniss mehr widerwillig zum Spotttölpel und bei Besuchen einzelner Distrikte sie ist entsetzt, was das Kapitol mit Panem und seinen Bewohnern macht. Gemeinsam mit den Rebellen beginnt sie den Kampf, der schon bald viele Opfer fordern wird.

Auch den Abschluss der Trilogie erzählt Suzanne Collins aus der Sicht der 17-jährigen Katniss. Und diese ist verzweifelt und völlig mutlos. So entwickelt sich die Geschichte anfangs sehr düster und bedrückend. Besonders die Szene, als Katniss Distrikt 12 besucht, spiegelt ihre ganze Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit wieder.

Die Story entwickelt sich wieder sehr spannend und fesselnd, auch wenn anfangs das Tempo noch etwas aus der Geschichte genommen ist und Suzanne Collins ihren Lesern erst einmal die seelische Verfassung von Katniss schildert wie auch das Leben in Distrikt 13. Doch das Tempo zieht langsam aber kontinuierlich an und schon bald befindet man sich mitten in den Kämpfen um den Sieg der Rebellen, erlebt wieder einmal die Grausamkeiten des Kapitols und die Überlebenskämpfe der Rebellen.

Mit vielen, durchaus auch überraschenden, Wendungen entwickelt sich Geschichte rund um Panem weiter, man trifft auf viele bekannte Gesichter, lernt neue Figuren kennen und leider muss man sich auch von einigen liebgewonnenen Charakteren verabschieden.

Fazit: Ein wirklich gelungener Abschluss der Trilogie, der wieder einmal mit einer gut durchdachten, nicht unbedingt vorhersehbaren und rasanten Story und wunderbar beschriebenen Charakteren überzeugt.

18 von 32 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2013
Judasbrut
Fink, Sabine

Judasbrut


ausgezeichnet

„Der Feind deines Feindes ist dein Freund“

Kaum aus dem Urlaub zurück, wird Kommissarin Maria Ammon zu einem Tatort gerufen. Die Ärztin Sara Eichmüller soll versucht haben, ihren Mann zu ermorden. Der Wissenschaftler liegt nun mit einem Herzinfarkt in der Uni-Klinik Erlangen, seine Frau ist auf der Flucht. Während Maria sich mit dem Fall befasst, bekommt sie unerwartete Unterstützung durch die Jung-Kommissarin Michelle, welche Maria während ihres Praktikums zugeteilt wird. Aber da gibt es auch noch den rätselhaften Tod an einer Obdachlosen und das seltsame Verhalten von Marias bester Freundin Nina, die nach einem Wochenendtrip in der Fränkischen Schweiz verändert wirkt. Während die beiden Kommissarinnen im Umfeld der Familie Eichmüller ermitteln, gibt es eine weitere Tote und Maria und Michelle stecken bald mitten in einem hochbrisanten Fall, der gefährliche Auswirkungen auf das Leben der Erlanger Bürger haben könnte.

Sabine Fink versteht es in ihrem Krimi hervorragend, das Spannungsniveau im Verlauf der Geschichte immer weiter nach oben zu treiben. Anfangs konzentriert sich die Autorin noch auf den versuchten Mord an Dr. Eichmüller, die Kommissarinnen ermitteln im Umfeld der Familie, die Fahndung nach Sara Eichmüller bleibt derweil ohne Erfolgt, die Ärztin scheint wie vom Erdboden verschluckt. Aber da ist noch die tote Obdachlose, der Maria anfangs kaum Beachtung schenkt, da alles darauf hindeutet, dass diese betrunken in den Fluss gefallen ist und es sich somit um einen Unfall handelt. Michelle ist da schon ein wenig sturer bei der Sache. Allerdings macht sich Maria derweil auch große Sorgen um ihre Freundin Nina, die in der Fränkischen Schweiz ein traumatisches Erlebnis mit einem rätselhaften Fremden hatte.

Je weiter sich die Story entwickelt, umso mehr Fragen wirft sie auf. Das Verhalten von Sara Eichmüller wie auch deren Familie bleibt ein Rätsel, zudem tritt immer wieder eine terroristische Vereinigung in Erscheinung, Dr. Eichmüller scheint auch einige Geheimnisse zu haben und dann ist da noch der dubiose Fremde, dem Nina begegnet ist.

Sabine Fink versteht es sehr gut, einem bis zum Schluss bei ihrem Krimi miträtseln zu lassen. Durch Zeitungsberichte, die einigen Kapiteln vorangestellt sind, erahnt man zwar bald, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln wird, aber dennoch überrascht die Story immer wieder mit neuen Wendungen und beantwortet viele Fragen wirklich erst auf den allerletzten Seiten. Und nicht nur die vielschichtig angelegte Story überzeugt restlos, auch der fesselnde Schreibstil von Sabine Fink, der atmosphärisch dicht und mit viel Lokalkolorit versehen, die hochspannende Geschichte erzählt.

Alle Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle facettenreich beschrieben, agieren authentisch und bei einigen revidiert man auch seine Meinung im Verlauf der Story. Gerade ihre äußerst sympathischen Protagonistinnen Maria und Michelle hat die Autorin hervorragend herausgearbeitet. Die beiden Frauen harmonieren prima miteinander, die erfahrene, engagierte Maria, die auch gern einmal etwas unkonventionelle Ermittlungswege eingeht, gibt dem Neuling Michelle immer wieder gerne Hilfestellung, nicht nur in Sachen Polizeiarbeit, sondern auch mit Background zum Leben in Erlangen und Umgebung. Und die quirlige, neugierige Kölnerin, für die Erlangen eine Kleinstadt ist und die selten ein Blatt vor den Mund nimmt, dankt ihr dies mit tatkräftiger Unterstützung und einer Kombinationsgabe, die Maria öfters mal ziemlich sprachlos zurücklässt.

Fazit: Hier stimmt einfach alles. Eine äußerst komplexe, fesselnde, hochspannende und hervorragend recherchierte Story, authentisch agierende Charaktere, die einem im Verlauf der Geschichte noch überraschen und zudem ist der Krimi auch noch mit viel Lokalkolorit versehen. Einfach perfekt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2013
Herzblut / Kommissar Kluftinger Bd.7
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

Herzblut / Kommissar Kluftinger Bd.7


ausgezeichnet

Alles rund ums Herz

Mitten in einer verhassten Pressekonferenz platzt der anonyme Handyanruf, den Klufti auf den Plan ruft und ihm erst einmal wieder den Spott seiner Kollegen sichert. Während ihn der Anruf keine Ruhe mehr lässt, der Taxifahrermord aufgeklärt scheint, hat der Allgäuer Kommissar immer häufiger ein seltsames Stechen in der Herzgegend. Doch zu viel Kasspatzen und zu wenig Bewegung, so ganz der Jüngste ist man halt auch nicht mehr.

Nach einem mehr als aufschlussreichen Besuch bei Erzfeind Langhammer, welcher natürlich wieder nur so vor Missverständnissen trotzt, entschließt sich Klufti zu einem radikalen Lebenswandel: Ab jetzt gibt es nur noch gesundes Essen und Yoga für die Fitness. Sehr zur Freude seiner Frau Erika und zum Leidwesen seiner Mutter Hedwig, die eh der Meinung ist, dass ihr Bub kurz vor der Magersucht steht.

Neben der eigentlichen Krimihandlung kommt natürlich auch das Privatleben von Kluftinger nicht zu kurz und das Autorenduo Klüpfel/Kobr schöpft hier mal wieder aus den Vollen. Die Szene, in der Kluftinger mit Yumikos Vater in Japan via Skype telefoniert ist einfach göttlich, wie auch Kluftingers Besuch eines Yogakurses, bei dem ausgerechnet Dr. Langhammer der Kursleiter ist oder die Reisepläne seiner Familie, welche Klufti die Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Während die privaten Szenen für viele unterhaltsame Lesestunden sorgen, gestaltet sich die Krimihandlung rund um die rätselhaften Mordfälle wie auch um den Handyanruf äußerst spannend und undurchsichtig. Die Ermordeten stehen in keinerlei Verbindung zueinander, einzig der Modus Operandi gleicht sich. Kluftinger und seine Kollegen ermitteln in alle Richtungen und gerade wieder Kluftis Gespür für unscheinbare Dinge und seine Kombinationsgabe geben immer wieder neue Impulse für die Aufklärung der Fälle. Nach einigen wirklich überraschenden Wendungen in dem Fall schicken Klüpfel/Kobr ihren Allgäuer Kommissar ganz am Ende des Krimis sogar noch in einen Showdown, der es mit jedem guten Thriller aufnehmen kann.

Klar, man muss Kluftinger mögen, um die stellenweise etwas überspitzten Handlungen und die recht eigenwillige Vorgehensweise des Kommissars amüsant zu finden. Meiner Meinung nach schafft es das Autorenpaar aber immer wieder perfekt, die Kurve zu kriegen und diese Szenen nicht ins Triviale abrutschen zu lassen oder Kluftinger in seinen Handlungen lächerlich zu machen. Man merkt einfach, dass ihnen die Weiterentwicklung ihres Kluftinger Spaß macht und dies überträgt sich auf den Leser und der einnehmende, unterhaltsame und fesselnde Schreibstil des Autorenduos sorgt dafür, dass ich mich bis zu letzten Seite bestens unterhalten gefühlt habe.

Fazit: Wieder einmal ein gelungener Kluftinger, der mit einer komplexen Story, viel Lokalkolorit und seinem so herrlich schrägen und überaus sympathischen Protagonisten restlos überzeugt.

7 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2013
Marathonduell
Naber, Sabina

Marathonduell


sehr gut

Ein scheinbar perfekter Mord

Sabina Naber steigt mit dem Mord an Elisabeth Zwirn in den Krimi ein und somit ist einem von Anfang an klar, wer der Täter ist. Dies nimmt jedoch keineswegs die Spannung aus dem Krimi, da man sich absolut nicht vorstellen kann, wie der Mörder eigentlich die Tat begangen haben soll.

Während die Ermittlungsarbeit voranschreitet, ist man durch Rückblenden auch immer wieder beim Marathonlauf selbst dabei. Hier verfolgt man die stellenweise sehr kruden Gedankengänge von dem Kiwi-Mann und dem Glatzkopf, deren Identität einem schnell klar ist. Allerdings empfand ich diese Einschübe anfangs als störend, da deren Gedankengänge irgendwie sinnfrei wirkten und man erst mit der Zeit die Bedeutung hinter diesem Handlungsstrang erkennt. Und da die Charaktere von Katz und Mayer nicht unbedingt einfach gestrickt sind, sondern schon recht eigenwillig und teilweise etwas speziell agieren – gerade Katz -, hätte ich mir hier gewünscht, wenn der Erzählstrang des Marathons ein wenig später in die Story eingeflossen wäre, sodass man erst einmal Zeit gefunden hätte, mit den beiden Ermittlern ein wenig warm zu werden.

Aber auf einmal war dann der Knoten geplatzt. Man hat recht schnell ein Bild des frühsommerlichen Wiens vor Augen und irgendwann hatte man sich auch an die eigenwillige Ermittlungsarbeit von Katz gewöhnt. Und je besser man die Inspektoren kennenlernt, umso liebenswerter werden Mayer und Katz einem. Da ist einmal Daniela Mayer, die sich in ihrem Polizeibezirk pudelwohl fühlt, absolut keine Ambitionen zeigt, die Karriereleiter nach oben zu klettern und eher pragmatisch und recht bequem veranlagt ist. Sie lebt eigentlich glücklich in einer Beziehung mit der lebenslustigen Carmen und war bisher der Meinung, dass ihre unterschiedlichen Charaktere sich gut ergänzen würden. Doch dann begeht Carmen einen entscheidenden Fehler.

Ja, und dann ist da noch Chefinspektor Karl Maria Katz. Wirklich ein seltsamer Kauz, dieser rauchende marathonlaufende Chefermittler. Mayer hält ihn anfangs für einen durchgeknallten Irren und kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie Katz zu einem der besten Ermittler Wiens werden konnte. Und da muss man ihr zuerst auch recht geben, doch Katz ist wirklich ein vielschichtiger, interessanter und sehr unkonventioneller Charakter, der einem bald sehr sympathisch wird.

Die Story entwickelt sich gut durchdacht, ist mit viel Lokalkolorit versehen und das Privatleben der Ermittler kommt auch nicht zu kurz. Obwohl man von Anfang an weiß, wer der Mörder ist, fragt man sich doch lange Zeit, wie dieser den Mord nun begangen haben soll und vor allem auch, welche Rolle der Bruder der Toten spielt. Der Schreibstil der Autorin ist durchweg sehr locker, durchsetzt mit einigen wirklich sehr witzigen Szenen zwischen Mayer und Katz und die Story gestaltet sich bis zum Schluss durchweg unterhaltsam und stellenweise auch richtig spannend.

Fazit: Nach einem etwas holprigen Start wird man mit einem sehr unterhaltsamen, komplexen Wiener Krimi belohnt, der mit einem sehr originellen Ermittlerduo aufwarten kann. Ich freu mich schon auf den 2. Fall von Mayer & Katz.

Bewertung vom 25.02.2013
Das Glücksbüro
Izquierdo, Andreas

Das Glücksbüro


ausgezeichnet

Ein kleines bisschen Glück

Sein Leben ist das Amt für Verwaltungsangelegenheiten. Albert Glück ist ein Vorzeigebeamter, über den jeder Vorgesetzter glücklich wäre, denn Albert ist ein äußerst gewissenhafter Beamter, der jedes Formular und jede Dienstvorschrift kennt, die es auf der Welt gibt. Sein ganzer Fokus konzentriert sich ausschließlich auf seine Arbeit und dabei ist Albert zufrieden. Jeden Tag verfolgt er das Kommen und Gehen seiner Kollegen, nach Feierabend zieht er sich ins Archiv im Keller zurück, wo er in einem kleinen Raum lebt, sein Abendessen nimmt er in der menschenleeren Kantine ein. Doch eines Tages ändert sich sein gewohntes Leben. Auf seinem Schreibtisch landet ein Formular, die Antragstellerin Anna Sugus beantragt darin nichts, absolut nichts und Albert hat das Formular noch nie gesehen. Da es jedoch nicht sein kann, dass ein Formular unbearbeitet bleibt, muss sich Albert nun schweren Herzens auf den Weg zu Anna Sugus machen. Die unkonventionelle Künstlerin wird sein Leben von Grund auf verändern.

Es ist schon ein schrulliger Kauz, dieser Albert Glück, aber man schließt diesen seltsamen Sonderling fast sofort in sein Herz. Albert genügt sich selbst, seit gut 30 Jahren arbeitet und lebt er im Amt für Verwaltungsangelegenheiten, jeden Morgen beginnt er mit einem Geburtstag mit Mayonnaise und Sekt, denn Albert weiß immer genau, welcher seiner Kollegen gerade Geburtstag hat. Danach beginnt sein gewohnter Tagesablauf, der ihn voll und ganz ausfüllt. Bis das besagte Formular auf seinem Schreibtisch landet.

Andreas Izquierdo erzählt sehr warmherzig und einnehmend die Geschichte von Albert Glück. Da die Handlung zum großen Teil im Amt spielt, werden natürlich auch einige Klischees bedient, das bleibt einfach nicht aus, aber der Autor beschreibt dies auf eine sehr originelle Art und Weise und ein wenig überspitzt. Anfangs lässt sich Andreas Izquierdo etwas Zeit, um seinen Lesern seinen Protagonisten und die Abläufe im Amt vorzustellen und dies gestaltet sich äußerst amüsant und unterhaltsam. Ja, und dann kommt der große Tag, an dem Albert nach 30 Jahren das erste Mal das Amt verlassen muss, um Ana Sugus aufzusuchen. Er, der die Welt in der Vergangenheit nur durch die Fenster des Amtes verfolgt hatte, muss nun in den Trubel der Großstadt und das gestaltet sich anfangs natürlich auch nicht gerade einfach.

Tja, und dann tritt Anna Sugus in sein Leben und mit ihrer chaotischen, sympathischen Art stellt sie den ordnungsliebenden Albert auf eine harte Geduldsprobe. Sie erzählt ihren Bekannten, dass Albert einem bei Anträgen weiterhelfen könnte und ehe es sich der Beamte versieht, stehen plötzlich Antragsteller vor seinem Büro, was bisher noch nie vorkam. Doch pflichtbewusst und hilfsbereit bearbeitet Albert alle Anträge weiterhin und stellt bald fest, dass hinter den Formularen Menschen stehen, das Schicksale davon abhängen, ob ein Antrag bearbeitet wird. Der sonst immer so ernste, introvertierte Albert lernt plötzlich das Lächeln wieder. Natürlich spricht es sich mit der Zeit herum, dass es im Amt für Verwaltungsangelegenheiten ein Büro gibt, bei dem man ein klein wenig Glück finden kann und die Schlange mit hilfesuchenden Menschen vor Alberts Büro wird immer länger. Aber nicht nur anderen Menschen schenkt Albert Glück, auch er selbst findet sein Glück bei Anna.

Gebannt verfolgt man die Geschichte von Albert Glück. Man ist von Anfang gefesselt, ob der Originalität der Story, über die Eigenarten von Albert, schmunzelt über die Abläufe im Amt für Verwaltungsangelegenheiten, ärgert sich über die Engstirnigkeit von Alberts Vorgesetzten, die nur ihre eigene Machtposition gesichert sehen wollen und Menschen für sie nicht zählen, einzig die Statistik muss stimmen, man lacht und man weint mit Albert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2013
Das Stockholm Oktavo
Engelmann, Karen

Das Stockholm Oktavo


sehr gut

Karen Engelmann führt ihre Leser sehr langsam in die Geschichte ein. So wie das Oktavo – eine Art Tarot – Zeit benötigt, gelegt zu werden, so lässt die Autorin sich auch Zeit, ihre unterschiedlichen Akteure in die Geschichte einzuführen. Was ich jedoch selten als störend empfand, da man hierdurch die einzelnen Mitwirkenden sehr gut kennenlernt, wobei man sich bei einigen aber auch bis zum Schluss nicht ganz sicher sein kann, auf welcher Seite sie nun stehen: Unterstützen sie den Monarchen, sind sie auf Seiten der Revolutionäre oder gehen sie ihren ganz eigenen Interessen nach? Der Roman strotzt geradezu vor Intrigen, Ränkespielchen, Machtgerangel und der Liebe.

Ihr Protagonist Emil Larsson erzählt die Geschichte des Stockholm-Oktavos zumeist aus seiner Sicht, da der junge Sekretär jedoch nicht bei allen Ereignissen mit eingebunden ist, stellt die Autorin jedem Kapitel die Quellen der Informanten voran, sodass man vor Beginn jeden Kapitels bereits sieht, mit welchen Teil der Geschichte die Ereignisse in Stockholm weitererzählt werden. Der Sprachstil von Karen Engelmann ist farbenprächtig und bildhaft, wodurch man schnell eine Vorstellung von Stockholm selbst, dem Leben der Adligen wie auch der bürgerlichen Bevölkerung erhält. Ausschweifend beschreibt sie die Kunst der Fächer, welchen Einfluss diese zur damaligen Zeit in der gehobenen Gesellschaft hatten, die Damen und jungen Mädchen damit mit ihren Reizen spielten, Signale aussandten oder ihren Missmut kundtaten.

Entsprechend der geschichtlichen Zeit ist auch der Schreibstil der Autorin und wirkt durchweg etwas gediegen und altmodisch und ist somit genau dem ausgehenden 18. Jahrhundert angepasst. Dabei bleibt Karen Engelmann aber zumeist äußerst unterhaltsam in ihren Erzählungen. Eine gewisse Spannung kommt jedoch erst nach gut der Hälfte des Buches auf, nachdem man einen sehr ausführlichen Einblick in das Leben von Emil Larsson und seinen acht Personen des Oktavo erhalten hat, wodurch die Geschichte manchmal etwas ins Stocken gerät. Doch zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse zu, die von Anfang an sehr komplex angelegte Geschichte nimmt merklich an Tempo zu und wird zum Schluss hin durchweg sehr fesselnd erzählt.

Die Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle ausgereift und facettenreich angelegt und entwickeln sich durch die Geschehnisse im Roman entsprechend weiter. Im Fokus steht natürlich der Erzähler Emil Larsson, ein junger Sekretär, der von seinem Vorgesetzten genötigt wird, endlich zu heiraten, ansonsten würde seine Stelle anderweitig vergeben werden. Der eher leichtfertige, lebensfrohe Larsson genießt allerdings sein Singledasein mit nächtlichen Umtrünken und Kartenspielen bis in die frühen Morgenstunden sehr und seine Ambitionen, eine geeignete Ehefrau für sich zu finden, sind somit eher gering. In seinem Oktavo sieht Larsson dann jedoch die Möglichkeit, dem Wunsch seines Vorgesetzen nachkommen zu können und schon bald wähnt er in Carlotta seine zukünftige Ehefrau. Doch scheinbar hat sein Oktavo in dieser Hinsicht etwas anderes für ihn vorgesehen.

Eine weitere Hauptakteurin ist die Französin Madame Sparv. Die geheimnisvolle ältere Dame betreibt einen angesehen Salon in Stockholm, in dem die höhere Gesellschaft gerne zum Kartenspielen kommt und sich von der Wahrsagerin die Zukunft voraussagen lässt. König Gustav III. gehört zu ihren engsten Freunden. Die zweite mächtige Frau des Romans ist die Baroness Uzanne. Die Gesellschaftsdame betritt nach der Trauerzeit um ihren Mann Henrik wieder die politische Bühne und ist eine Anhängerin von Herzog Karl, der mit den Reformen seines Monarchen nicht einverstanden ist. Die Uzanne, wie sie ehrfürchtig genannt wird, ist eine Meisterin der Fächerkunst und der Intrigen und wird bald eine maßgebliche Rolle in Larssons Oktavo spielen.

Bewertung vom 20.02.2013
Der Fluch der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.4
Ebert, Sabine

Der Fluch der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.4


ausgezeichnet

Fesselnde und unterhaltsame Geschichtsstunde

Freiberg im Jahr 1189: Der älteste Sohn von Markgraf Otto fordert die Regentschaft von seinem Vater und mit einem cleveren Streich gelingt Albrecht dies auch. Fortan sind Marthe, Lukas und deren Kinder in größter Gefahr. Marthes ältester Sohn Thomas gelingt zusammen mit Ritter Roland die Flucht und sie schlagen sich bis zum Kreuzfahrerheer durch, um dort Kaiser Friedrich persönlich die Schreckensmeldung zu überbringen. Da ihnen in der Mark Meißen der Tod droht, schließen sie sich dem Kreuzzug ins Heilige Land an. Währenddessen versuchen Marthe, Lukas und deren Freunde alles, um Markgraf Otto zu unterstützen und ziehen hierbei nur noch mehr den Hass von Albrecht auf sich.

Während mir der 3. Band der Hebammen-Reihe nicht so gut gefallen hat, war ich von „Der Fluch der Hebamme“ wieder rundherum begeistert. Ein großes Plus ist natürlich der fesselnde und lebendige Schreibstil von Sabine Ebert. Fast sofort befindet man sich wieder mitten im Geschehen, freut sich über das „Wiedersehen“ liebgewordener Charaktere und auch die Geschichte an sich lässt einen kaum Zeit, mal Luft zu holen, so temporeich erzählt die Autorin den 4. Band der Hebammen-Saga.

Gebannt verfolgt man das Leben von Marthe und Lukas in Freiberg und Meißen, aber Sabine Ebert wechselt oft die Perspektiven und so erlebt man die Geschichte zudem aus Sicht von Marthes Tochter Clara, ist bei den Geschehnissen rund um Markgraf Otto hautnah dabei und begleitet Thomas und Roland beim Kreuzzug ins Heilige Land. Wobei die Autorin recht gleichmäßig zwischen den Ereignissen in der Mark Meißen und der beschwerlichen Reise nach Jerusalem wechselt.

Bestechend auffällig ist hierbei auch wieder die fundierte Recherche von Sabine Ebert, welche praktisch auf jeder Seite durchblitzt und so erhält man ganz nebenbei auch noch einige sehr interessante Geschichtsstunden. Immer unterhaltsam und oft auch sehr spannend vermittelt die Autorin einem das Leben im ausgehenden 12. Jahrhundert, historische Figuren erhalten ein Gesicht und Konturen, bekannte Charaktere aus vorherigen Bänden entwickeln sich dem Verlauf der Geschichte entsprechend weiter.

Und auch ihre Schilderungen des Lebens der damaligen Zeit wirken jederzeit sehr authentisch und sind somit auch stellenweise recht brutal dargestellt, da ein Menschleben damals nicht sehr viel galt, Recht und Gesetz gerade von dem grausamen Albrecht großzügig ausgelegt werden und sich die Kreuzzüge bekanntlich sehr erbarmungsreich gestalteten. Hier schönt Sabine Ebert nicht und gerade hierdurch erhält man eine recht konkrete Vorstellung des damaligen Lebens und durch ihre bildhafte Sprache hat man die Geschehnisse immer mühelos vor Augen.

Fazit: Hier stimmt einfach alles: hervorragend beschriebene und authentisch agierende Charaktere und eine fesselnde, sehr unterhaltsam erzählte und zudem hervorragend recherchierten Geschichte, die von Anfang bis Ende absolut überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2013
Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3
Ruiz Zafón, Carlos

Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3


sehr gut

Die Stadt der Verdammten

Barcelona, kurz vor Weihnachten 1957. Ein seltsamer, unheimlicher alter Mann betritt die Buchhandlung Sempere und kauft ein wertvolles Buch. Hierbei handelt es sich um eine seltene Ausgabe von „Der Graf von Monte Christo“. Das Buch hinterlässt der alte Mann für Fermin in der Buchhandlung und Daniel, nun neugierig geworden, folgt dem rätselhaft auftretenden Mann. Doch mehr als seinen vorübergehenden Aufenthaltsort erfährt der junge Buchhändler nicht. Fermin selbst wirkt immer unruhiger, steht doch seine Hochzeit bevor, bei der es allerdings ein kleines, aber entscheidendes Problem zu überwinden gibt. Fermin offenbart sich Daniel und so erfährt der junge Buchhändler die abenteuerliche, gefährliche Lebensgeschichte seines besten Freundes und auf einmal verknüpfen sich die Fäden der Geschichten von „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“.

Es ist nicht zwingend notwendig, diese beiden Romanen vorab gelesen zu haben, da es sich auch bei „Der Gefangene des Himmels“ um eine in sich abgeschlossene Geschichte handelt, aber man trifft während des Lesens auf einige Bekannte aus beiden Romanen, zum Teil werden ihre Geschichten, ihr Leben weitererzählt.

Zafón beginnt seinen Roman mit den letzten Tagen des Jahres 1957, doch hier verweilt der Autor nicht lange und schon bald reist man knapp 20 Jahre zurück und lernt einen Teil des Leben von Fermin kennen, welches sich nun wirklich nicht einfach oder gar langweilig gestaltet hatte. Und man erhält auch wieder einen guten Einblick in die damalige politische Lage des Landes.

Der Schreibstil von Carlos Ruiz Zafón ist gewohnt bildhaft und fesselnd, doch irgendwie fehlte mir dieses Mal das gewisse Etwas, was seine bisherigen Romane ausmachte. Ich kann es nicht recht fassen und auch beschreiben, aber diese Sogwirkung, den „Der Schatten des Windes“, „Marina“ oder „Das Spiel des Engels“ auf mich hatte, blieb hier aus.

Dennoch ist „Der Gefangene des Himmels“ wieder ein äußerst unterhaltsamer, rätselhafter, faszinierender Roman und Zafón versteht es gekonnt, seine Leser an seinen Roman zu binden. Zumal auch die Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle ausgereift sind, in ihrem Verhalten überraschen und gerade Daniel und Fermin einem wieder regelrecht ans Herz wachsen.

Fazit: Zwar reicht „Der Gefangene des Himmels“ nicht ganz an „Der Schatten des Windes“ und an „Das Spiel des Engels“ heran, ist aber dennoch ein faszinierender, lesenswerter Roman.

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2013
Der Komet
Stein, Hannes

Der Komet


sehr gut

Hannes Steins utopischer Roman, der wie ein Märchen anmutet, spielt Ende der 1990er Jahre in Wien. Friedlich leben hier Christen und Juden miteinander, Rabbiner und Kardinäle führen philosophische Gespräche, der Wiener Schmäh ist an jeder Ecke zu spüren, Kultur ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens, literarische Salons sind bei den Wienern sehr beliebt, selbst der ärmste Bauer hat noch ein gutes Auskommen und mit seinem Kaiser ist man ebenfalls glücklich. In dieser Welt lebt der etwas naive junge Alexej von Repin, der eine Liaison mit der Gesellschaftsdame Barbara Gottlieb beginnt, deren Mann als Hofastronom gerade auf dem Mond weilt. Seine Geschichte wie auch der drohende Einschlag des Kometen sind mehr oder weniger der rote Faden der Geschichte.

Aber in erster Linie beschreibt Hannes Stein das Leben an sich in Wien und der restlichen Welt. Wie sich die Geschichte hätte entwickeln können, wenn es nie zu den Kriegen gekommen wäre. So lebt Anne Frank noch, eine etwas rebellische alte Dame, die gerade den Literatur-Nobelpreis erhalten hat. Albert Einstein hat den Mond bereist, ist dort an einem Aneurysma gestorben und beerdigt worden. Englische Begrifflichkeiten existieren nicht, Amerika findet im alten Europa kaum Erwähnung und wird eher als Entwicklungsstaat angesehen und Japan, ja die Japaner. Ein seltsames Völkchen, dass man halt mal machen lässt. Die ärmeren Länder werden unterstützt, nicht ausgebeutet und die Kolonalisierung steht in voller Blüte. Ein wunderbares, friedfertiges Leben, welches Hannes Stein hier zaubert und vom Autor sehr gut durchdacht erzählt wird.

Obwohl der Roman Ende des 20. Jahrhunderts spielt, hat man ständig das Gefühl, dass die Geschichte gut 100 Jahre früher spielen könnte, da jegliche modernen Begrifflichkeiten fehlen und zum Beispiel von elektronischer Post anstelle von Email geredet wird, man die Elektrische anstelle der S- oder Straßenbahn benutzt. Mit einem zwinkernden Auge erzählt Hannes Stein seine Geschichte, die amüsant, unterhaltsam, tiefsinnig, anspruchsvoll und auch ein wenig skurril anmutet.

Aber sie ist auch durchsetzt mit sehr viel geschichtlichem Hintergrund, bei dem Hannes Stein wirklich aus dem Vollen schöpft. Und hier liegt meines Erachtens ein klein wenig das Manko in diesem ansonsten sehr unterhaltsamen Roman. Stellenweise wird man regelrecht überflutet mit Informationen, die oftmals seitenlang im Glossar erklärt werden.

Hannes Stein greift die geschichtlichen Geschehnisse Anfang des 20. Jahrhunderts auf und führt diese seinen eigenen Vorstellungen entsprechend weiter, als hätte es die anschließenden Ereignisse nicht gegeben und lässt hier seiner Fantasie freien Lauf. Somit ist dies auch mit vielen Erklärungen verbunden, wie beispielsweise sich die unterschiedlichen Religionen weiterentwickelt haben, aber auch die Politik bzw. die verschiedenen Herrscher ihre Denkweise geändert haben und auch philosophische Gespräche finden in seinem Roman immer wieder viel Raum. Toleranz, Respekt und die Akzeptanz anderer Kulturen und Religionen gegenüber werden in Hannes Steins Roman großgeschrieben, eine wunderbare wie leider auch sehr utopische Vorstellung.

Fazit: Für geschichtlich interessierte, anspruchsvolle Leser, die sich besonders für die k.u.k.-Monarchie interessieren, ein äußerst interessanter, unterhaltsamer und auch sehr amüsanter Roman.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.