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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

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Insgesamt 414 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2017
Am Ende der Welt ist immer ein Anfang
Blumencron, Maria

Am Ende der Welt ist immer ein Anfang


weniger gut

„Am Ende der Welt ist immer ein Anfang“ ist das neueste Werk von Schauspielerin, Filmemacherin und Autorin Maria von Blumencron. Fiktion trifft auf Biografisches. Hauptfigur Maria versucht ihr chaotisches Leben in geordnete Bahnen zu lenken.

Die Abhängigkeit von Sizilianer Rocco Brigatoni macht Maria zu schaffen. Sie erkennt, dass hinter seinen Versprechungen, sie beruflich groß rauszubringen, nur heiße Luft steckt und er sie finanziell ausnimmt. Zeit, das Leben und bisherige Entscheidungen neu zu überdenken. Wohin soll der Weg führen?

„Eine fiktionalisierte Lebensbiografie, meine Geschichte… und ein Roadmovie.“ Das Vorwort samt Kurz-Beschreibung des Romans macht die Autorin sympathisch. Maria pendelt zwischen Rocco in Hamburg und ihrer Eltern-WG mit ihrem Ex-Mann Hank und 11 jährigem Sohn Johannes hin und her und lebt weit über ihre Verhältnisse. Kumpel und Steuerberater Fredde öffnet Maria die Augen. Es muss sich dringend etwas ändern. Der Aufbau der Geschichte mit den Einschüben „Erinnerungen an Wolken-Oma“ und schlimmen Kindheitserlebnissen wirkt konfus. Es entsteht der Eindruck eines Flickwerks, das aus vielen Puzzlestücken besteht. Die Hauptfigur ist sehr überzeichnet. Nicht immer lässt sich ihr Verhalten nachvollziehen. Einerseits ist sie wild, fröhlich, spontan und will das Leben genießen, andererseits plagen sie Selbstzweifel und sogar Selbstmordgedanken. Letzteres nimmt man ihr nicht ab. Sie hat einen großen Freundeskreis, der sie auffangen kann, und eine Familie. Eine interessante Persönlichkeit ist Marias Mutter Frizzi. Wahrheiten kommen ans Licht. Ihr Schicksal berührt wie das ihrer Tochter.

Der Roman braucht lange, um in Fahrt zu kommen. Ein neuer Handlungsort scheint die Wende zu sein, umso überraschender das sich alles anders entwickelt. Der Fokus wurde aufs Biografische gelegt. Irrungen und Wirrungen kommen nicht wie ein unterhaltsamer Roadmovie rüber. Auch geht der Humorfaktor mit dem zweiten Ich Lucy nicht auf. Das Spirituelle, die Suche nach Erleuchtung, nimmt zu viel Raum ein. Erst mit einer besonderer Begegnung erhält die Geschichte Intensität. Humor und Schmunzelszenen sorgen für Unterhaltung.

Marias großes Herz, ihr Einsatz für die Exil-Kinder und Tibet beeindruckt. Hinter allem steckt Energie und Leidenschaft. Es fällt leicht, ihr das Glück der großen Liebe zu wünschen. Das Ende ist gut gelungen. Beim Ausklang und Epilog hat Lucy das letzte Wort. Trotzdem ist der Epilog dank zusätzlicher, zufriedenstellender Infos ein guter Abschluss.

Das Cover verspricht eine abenteuerliche Geschichte. Der Titel macht neugierig. Die Kurzbeschreibung hat bei mir andere Erwartungen geweckt. Es war nicht damit zu rechnen, dass das Thema „Religion“ so viel Raum einnimmt. Vieles hätte gut in einen Ratgeber gepasst. Die fehlende Einordnung von Anfang an und der Aufbau haben dem Buch nicht gut getan.

Bewertung vom 17.08.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


ausgezeichnet

Arturo Perez-Revertes Roman „Der Club Dumas“ wurde 1999 von Roman Polanski unter dem Titel "Die neun Pforten" mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt. In seinem neuesten Werk „Der Preis, den man zahlt“ steht ein Spion vor seiner größten Herausforderung.

Im Jahr 1936 erhält Lorenzo Falcó den heiklen Auftrag, im südspanischen Alicante einen hochrangigen politischen Gefangenen zu befreien. Er kann nicht wie gewohnt alleine agieren, sondern muss sich auf Andere verlassen. Lorenzo ahnt, dass das zu einem Problem wird.

„Die Frau, die Sterben sollte, redete seit zehn Minuten. Sie sprach in diesem Erste-Klasse-Waggon über banale, unbedeutende Dinge: die Saison in Biarritz, den letzten Film mit Clark Gable und Joan Crawford. Den Krieg in Spanien erwähnte sie höchstens ein, zwei Mal beiläufig.“ Mit wenigen Sätzen wird der Leser in die Geschichte hinein gezogen. Der Einstieg ist unbarmherzig und bereitet auf die Ereignisse vor. Es ist die Abgeklärtheit der Beteiligten, die schockiert. Ein Job, nichts weiter, so scheint es. Das Bedauern auf Seiten von Lorenzo Falcó ist gering und macht sich nur an Äußerlichkeiten fest. Im Laufe der Geschichte wirkt seine Coolness sympathischer. Aus gutem Grund misstraut er jedem. Er und seine Ziele stehen normalerweise an erster Stelle. Bei seinem neuen Auftrag muss er sich auf ungewohntes Terrain begeben, die Organisation übernehmen, ein Team leiten und sich auf Fremde verlassen. Mit einer überraschenden Wende bekommt die Geschichte eine andere Intensität. Wer treibt ein doppeltes Spiel? Aufgrund der anhaltenden Gefahr sind die Nerven zum Zerreißen gespannt. Wieder passiert etwas mit dem keiner gerechnet hat. Es bleibt undurchsichtig. Lorenzo wird in eine Rolle gedrängt, die seinem Gewissen zu schaffen macht. Der Plot ist raffiniert gestrickt und beruht sogar auf einer wahren Begebenheit. Rätselhafte, kaltblütige und skrupellose Charaktere sorgen für Krimi-Atmosphäre. Alles steuert auf einen Showdown hin, bei dem keiner mehr sicher ist. Was ist Wahrheit, was Lüge? Eine irrsinnige Aktion zum Schluss lässt noch einmal die Spannung steigen. Sehr gut inszeniert!

Das Cover entführt in eine andere Zeit und wirkt auf den ersten Blick zu harmlos für Titel und Geschichte. Welchem Schicksal geht die Frau entgegen? Wolken, Nebel und Rauch sind treffende Details. Der Titel stimmt auf eine spannende Story ein. „Der Preis, den man zahlt“ bildet den Auftakt zur Spionagereihe um Lorenzo Falcó. Auch aufgrund der Entwicklung der Hauptfigur wird das Interesse am Folgeband geweckt.

Bewertung vom 13.08.2017
Amrita
Khorana, Aditi

Amrita


ausgezeichnet

„Amrita – Am Ende beginnt der Anfang“ ist das Debüt-Jugendbuch von Autorin Aditi Khorana. Eine Idylle gerät ins Wanken.

Die 16jährige Prinzessin Amrita soll den Kaiser von Makedon Sikander heiraten und Teil seines Harems werden. Sie und ihr Vater König Chandradev sehen keine andere Möglichkeit, ihr Reich Shalingar zu retten. Sikander hat jedoch weit mehr Forderungen als geahnt und schmiedet längst eigene Pläne.

Die „Parabel vom Land der Bäume“ und der Prolog bereiten auf eine phantasiereiche, originelle und märchenhafte Geschichte vor. Amrita glaubt nicht an Legenden und Magie. Sie ist von allen beschützt im Palast aufgewachsen und hat, bis auf eine paar Besuche der Hauptstadt Ananta, noch nicht viel vom Königreich gesehen. Nicht nur das rätselhafte Schicksal ihrer Mutter zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Amrita und das Reich Shalingar umgibt etwas Geheimnisvolles. Arjun steht Amrita von Kindheit an zur Seite. Beide hegen mehr Gefühle füreinander als nur Freundschaft. Müssen sie sich ihrem Schicksal ergeben? Was hat Sikander vor? Effektvoll, mit einem Paukenschlag kommt es zur Wende. Das Tempo zieht an, die Spannung steigt, Ereignisse überschlagen sich. Vieles lässt sich nicht vorausahnen. Das Abenteuerliche, die Gefahren und Herausforderungen überzeugen. Originell und sehr passend sind die Namen der Charaktere. Sie unterstreichen das Phantasievolle und Märchenhafte. Ein bisschen zu lange dauern die Zweifel und das Zögern bei Amrita an. Trotzdem bleibt alles glaubwürdig. Mit einem plötzlich auftauchenden Fremden kommen Spekulationen auf. Der Leser begreift mehr als Amrita. Längst nimmt die Geschichte einen völlig anderen Verlauf als geahnt und erhofft. Jeder einzelne Charakter besticht mit seiner Persönlichkeit. Atmosphäre und Intensität bleiben auf einem hohen Niveau. Das letzte Buchdrittel überrascht am meisten. Es hätte einige Möglichkeiten für Wendungen und ein packendes Ende gegeben. Die Wahl von Autorin Aditi Khorana wird erst so richtig mit dem Nachwort verständlich. Auch wenn vieles für diesen Abschluss spricht, hätte sich so mancher Fantasy-Fan vielleicht einen anderen Fokus und Ausklang gewünscht. Eine am Anfang wichtige Figur wird zu sehr an den Rand gedrängt.

Die Buchgestaltung verzaubert und passt hervorragend zur Geschichte. Viel Intensität hat die Farbkombination Blau-Orange-Silber. Jedes Detail wirkt abenteuerlich und märchenhaft. Sehr gelungen! Unmöglich, an diesem Buch vorbeizugehen. Auch der Titel wird effektvoll in Szene gesetzt und weckt die Neugierde. „Amrita – Am Ende beginnt der Anfang“ ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht und auch für Erwachsene ein besonderes Leseabenteuer.

Bewertung vom 09.08.2017
Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2
Hurwitz, Gregg

Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2


sehr gut

„Projekt Orphan“ ist nach „Orphan X“ der zweite Band der Thrillerreihe von Autor Gregg Hurwitz. Evan Smoak gerät in eine ausweglose Situation.

Die 15jährige Anna Reznian ist auf den Köder Addison reingefallen und hat sich und ihre Familie dadurch in Gefahr gebracht. Durch Zufall erhält sie die Telefonnummer vom Nowhere Man. Evan Smoak ist ihre Rettung. Aber auch der Ex-Profikiller macht Fehler. Er hat ein wichtiges Detail übersehen und tritt zu spät in Aktion.

Ein cooler 17jähriger Skateboard-Fahrer als Köder an den Highschools, die Masche eines Mädchenhändlers wirkt realitätsnah. Zu offensichtlich erscheinen eine Forderung und damit die Falle. Inwieweit können Armut und Hoffnung ein Motor sein, unübersehbare Risiken einzugehen? Die Idee des Nowhere Man ist originell. Jedes gerettete Opfer erhält die Aufgabe, jemanden zu finden, der ebenfalls Hilfe benötigt und die Telefonnummer vom Nowhere Man weiterzugeben. Wie praktisch wäre es, so einen Superhelden, der kostenlos zur Hilfe eilt, in der Stadt zu haben. Retter Evans Kaltblütigkeit überrascht. Seine speziellen Fähigkeiten scheinen ihn unbesiegbar zu machen. Effektvoll eingesetzt ist die Wende. Dieses Mal sitzt Evan in der Falle, und der Grund dafür ließ sich so nicht erwarten. Die Hauptfigur kommt über langen Strecken zu cool und unnahbar rüber. Trotz des Patzers wirkt Evan immer noch unbesiegbar. Fest steht, er wird entkommen. Nur wie? Tricks, Raffinesse und Intelligenz sind gefragt, und davon hat Evan Einiges auf Lager. So Manches erinnert an James Bond, insbesondere der spezielle Feind. Geldgier, Jugendwahn, Rache, eine eigensinnige Gegenspielerin erweist sich als Highlight. Kaum wähnt sich der Leser sicher, was den weiteren Handlungsverlauf anbelangt, kommen plötzlich zusätzliche Herausforderungen ins Spiel. Überraschende Wendungen halten die Spannung hoch. Hinter Kampfszenen, Waffeneinsätzen und Inszenierungen steckt viel Recherche. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das letzte Buchdrittel kann mit mehr Intensität und Glaubwürdigkeit der Hauptfigur überzeugen. Zum Schluss zieht das Tempo an. Jeder Effekt, jede Szene sitzt. Längst hat der Thriller Pageturner-Qualitäten entwickelt. Selbst Schmunzler sind drin. Wenige Worte reichen für einen Cliffhanger aus. Unmöglich, den nächsten Band nicht lesen zu wollen.

Die Coverszene hat trotz der Schlichtheit etwas Verstörendes. Der Titel weckt die Neugierde. Das Cover passt zum Inhalt, obwohl die abgebildete Person nicht mit der Hauptfigur mithalten kann. Ein Phantom, das nur seine eigenen Regeln kennt. „Projekt Orphan“ ist leicht zu unterschätzen und lässt einen dann schnell die vorgefasste Meinung revidieren. Gute Thriller-Unterhaltung.

Bewertung vom 03.08.2017
Wie das Feuer zwischen uns / Romance Elements Bd.2
Cherry, Brittainy

Wie das Feuer zwischen uns / Romance Elements Bd.2


ausgezeichnet

„Wie das Feuer zwischen uns“ ist nach „Wie die Luft zum Atmen“ Band 2 der Romance Elements-Reihe von Brittainy C. Cherry.

Logan und Alyssa lernen sich an Alyssas Arbeitsstelle im Supermarkt kennen. Sie ist die Tochter einer Anwältin, er der Sohn eines Dealers und einer Drogenabhängigen. Die gute Freundschaft ist der Rettungsanker für beide. Gerade deshalb trauen sich Logan und Alyssa nicht, dem anderen die Liebe zu gestehen.

„Wenn du jemanden gefunden hast, der dich zum Lachen bringt, wenn dein Herz weinen möchte, dann halte ihn fest. Dieser Mensch wird es sein, der dein Leben für immer zum Besseren wandelt.“ Autorin Brittainy C. Cherry hat eine berührende und schicksalhafte Liebesgeschichte geschaffen, die von Anfang an mitreißt. Logan scheint am Abgrund, in einer ausweglosen Situation. Alyssa schenkt ihm mit ihrer Freundschaft ein paar Augenblicke des Glücks und der Hoffnung. Beide Hauptfiguren wirken sehr real und greifbar. Ihre Emotionen schwappen auf den Leser über. Eine weitere Sympathiefigur ist Logans Bruder Kellan, der in jeder Lebenslage zu ihm hält. Unglaublich, was Logan seit seiner Kindheit durchleiden musste. Der Bad Boy ist gutherzig und zeigt seiner Mutter gegenüber mehr Verantwortung als ihm gut tut. Aus dem Teufelskreis Drogen, Verteidigung der Mutter, Schläge des Vaters findet er nicht heraus. Autorin Brittainy C. Cherry weiß den Leser zu fesseln. Sie baut gleich zwei überraschende Wendungen ein, die wie ein Paukenschlag inszeniert sind und schockieren. Ein raffinierter Plot, packender Erzählstil, interessante, lebendige Charaktere, das Thema „Große Liebe“ in besonderer Form, der Pageturner lässt einen nicht mehr los und hat auch noch passende Weisheiten parat: „Das Wichtigste ist, nicht auf den Lärm der Leute um dich herum zu hören. Immer haben alle eine Meinung über das Leben, das sie nicht leben – halte einfach den Kopf hoch und hör nicht auf den Schwachsinn, den sie verzapfen.“

Auch wenn im letzten Buchdrittel der Eindruck entsteht, dass die Geschichte doch etwas ins Kitschige abdriftet, wird das Lesevergnügen nicht getrübt. Es bleibt spannend, wie es am Ende ausgeht. Hoch oder Tief, High oder Low? Der Schluss überzeugt, und der Epilog ist ein tolles Plus.

Cover und Titel sind Understatement. Zwar sieht der Cover-Typ cool und unwiderstehlich aus, aber an das Charisma von Hauptfigur Logan kommt er nicht heran. Der Titel bringt es eigentlich auf den Punkt, lässt aber zu sehr einen Kitschroman erwarten. „Wie das Feuer zwischen uns“ erinnert an „Love Story“ und „Romeo und Juliet“ und hat eine ähnliche Intensität. Fans von Liebesgeschichten werden von Brittainy C. Cherrys Romance Elements-Reihe begeistert sein.

Bewertung vom 30.07.2017
In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1
Chaplet, Anne

In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1


weniger gut

„In tiefen Schluchten“ ist Band 1 der Tori Gordon-Reihe von Anne Chaplet. Hinter dem Pseudonym „Anne Chaplet“ verbirgt sich die deutsche Journalistin und Schriftstellerin Cora Stephan.

Das Verschwinden eines holländischen Touristen lässt die ehemalige Anwältin Tori Gordon nicht mehr los. Sie beginnt, eigene Recherchen anzustellen. Es bleibt nicht das einzige Rätsel in Belleville. Ein Unfall löst nicht nur bei Tori Misstrauen aus.

Autorin Anne Chapelt legt bei diesem Krimi den Fokus auf viel Südfrankreich-Atmosphäre, Geschichtliches und örtliche Begebenheiten. Tatsächlich fühlt man sich als Leser fast wie nach Belleville versetzt. Leider bleibt der Krimi dabei auf der Strecke. Bis zur Hälfte des Buches kommt er nicht in Gang. Es gibt weder spannende noch packende Szenen. Einziges Highlight July. Ein Hund sticht die Hauptfiguren aus. Völlig unverständlich ist die Tatenlosigkeit im Vermisstenfall und auch anfangs bei July. Es müssen Wochen vergehen bis sich endlich etwas tut. Besonders bei Commandant de Police Serge Masson lässt der fehlende Einsatzwillen Fragen aufkommen. Alle Beteiligten bekleckern sich nicht gerade mit Lorbeeren. Was ist da los? Zu viele Zufälle kommen ins Spiel. So manches lässt sich vorausahnen. Ein Kirchenrestaurator kommt wie gerufen und ein ehemaliger Polizist ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Dialog zwischen zwei Leidensgenossen wirkt hölzern. Nur das Rätsel und die Hoffnung auf eine überraschende Auflösung halten neben dem Südfrankreich-Feeling bei der Stange. Abschweifungen verlangsamen von Anfang an das Tempo. Am Auffälligsten von den Protagonisten sind eine Ferienwohnung-Besitzerin und ein Metzger mit ihren Eigenarten. Makaber ist Toris Bezeichnung „Ehe zu dritt“ für eine besondere schicksalhafte Lebenssituation. Die 42jährige bleibt trotz ihrer Aktionen für eine zentrale Hauptfigur zu blass und zögerlich. Ihr fehlen Konturen, Eigenarten und Persönlichkeit. Auch die zweite Hälfte des Buches und das Ende enttäuschen. Das Tempo zieht nicht wie erhofft an. Die Auflösung erscheint fast nebensächlich und schert nicht aus dem Stil des Bedächtigen aus. Kein Spannungsbogen, keine Würze, eher Reiseführerflair. Potential, dass das Historische und der Handlungsort bieten, wurde verschenkt.

Cover, Titel und Untertitel versprechen einen Krimi. Wenn man den Inhalt kennt, eine zu hochgegriffene Aussage und falsche Wahl. „In tiefen Schluchten“ eignet sich für Südfrankreichreisende, die keine packende Lektüre, dafür die typische Atmosphäre erwarten. „Belleville ist ein Ort der Imagination.“ Gerne hätte die Autorin in der Danksagung am Ende des Buches noch mehr aus dem Nähkästchen plaudern können. Ein schönes Plus ist die Karte als Inneneinband des Buches.

Bewertung vom 25.07.2017
Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow Roman
Rowell, Rainbow

Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow Roman


ausgezeichnet

„Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ ist das neuestes Werk von Kinder- und Jugendbuch-Autorin Rainbow Rowell. Von ihr stammen unter anderem „Eleanor & Park“ und „Fangirl“.

Den Sommer über verbringt Simon Snow im Kinderheim. Ab Herbst geht es endlich wieder auf die „Watford School of Magicks“. Wer nicht im Zauberinternat auftaucht ist Baz, Simons Zimmergenosse und Erzfeind. Heckt Baz wieder einen Plan aus, wie er den mächtigsten Zauberer der Welt Simon Snow ausschalten kann?

Der Hauptteil der Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Simon Snow erzählt, aber auch seine Freunde Penelope, Agatha und Erzfeind Baz kommen zu Wort. Verwirrend sind die Kapitel mit Lucy. Wer sie ist, wird erst später deutlich. Simons Freude aufs Zauberinternat lässt sich sehr gut nachvollziehen. Die Frage bleibt, warum ihn der Magier den Sommer über immer im Kinderheim unterbringt. Ein Highlight am Anfang ist die Gute-Dinge-Liste von Simon. Die Hauptfigur wirkt von Anfang sehr sympathisch und bekommt durch seine Eigenarten immer mehr Konturen. Alle halten Simon für den mächtigsten Zauberer. Leider kann er seine Zauberkraft kaum kontrollieren, droht immer wieder zu explodieren und andere damit zu gefährden. Simons beste Freundin Penelope geht damit wunderbar gelassen um. Simons größter Feind ist der hinterhältige Schatten, eine Bedrohung für die ganze Welt. Der Kampf gegen ihn scheint aussichtslos. Die Parallelen zu den Harry Potter-Geschichten sind minimal. „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ ist eine eigenständige, fesselnde Geschichte und überzeugt mit vielen originellen Einfällen, sehr interessanten Charakteren und einem mitreißenden Erzählstil. Simon und Baz können gegensätzlicher nicht sein. Der Konflikt zwischen ihnen sorgt von Anfang an für Spannung. Alle Protagonisten wirken sehr lebendig und real. Es ist, als würde die Geschichte wie ein Film vor einem ablaufen. Was ist der Grund für Baz‘ Verschwinden? Nicht das einzige Rätselhafte. Eine überraschende Wendung kommt wie aus dem Nichts. Sehr gut inszeniert! So manche Internatsregel wie der „Zimmerbann“ hat Unterhaltungswert. Penelope wächst einem mit ihrer eigenwilligen Art und ihren Zaubertalenten ans Herz. Eine Nebenfigur erregt Aufmerksamkeit. Fast unbemerkt steuert alles auf ein Finale zu, mit dem so kaum zu rechnen war. Trotzdem entsteht der Eindruck, dass die ersten paar hundert Seiten mehr Intensität hatten. Es fällt schwer, zu akzeptieren, dass die Geschichte zu Ende ist.

Das zauberhafte und magische Cover passt zur Geschichte. Im Laufe des Lesens kommt der Gedanke auf, dass der Titel zu viel verrät. Sehr gut getroffen sind die Farben. Mit wenigen Mitteln wird Aufmerksamkeit erregt. Das Buch entpuppt sich recht schnell als tolle Überraschung. Das Lesealter für „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ ist mit ab 12 Jahren angegeben. Auch Erwachsene und besonders Liebhaber phantasiereicher Geschichten werden von dem 528 Seiten starken Roman gefesselt sein. Ganz klar eines meiner Lieblingsbücher.

Bewertung vom 13.07.2017
Dunkels Gesetz
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


gut

„Dunkels Gesetz“ ist der Debütroman von Sven Heuchert. Die Wege von gleich mehreren Gestrauchelten kreuzen sich.

Freund Anheuser vermittelt Richard Dunkel einen Security-Job bei einer Chemiefirma. Die stillgelegte Grube in Altglück scheint ein leichter Auftrag für sehr gute Bezahlung zu sein. Dunkel erfährt von einem Unfall in der Grube und fängt an zu recherchieren.

Dunkel und Anheuser verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Der Einstieg ist nicht packend aber gelungen. Anheuser überrascht mit seiner speziellen Sammelleidenschaft. Gewöhnungsbedürftig ist der Erzählstil. Er lässt wenig Nähe zur Hauptfigur zu. Die Charaktere haben kaum Konturen. Sie bleiben trotz Eigenarten und so manchem Erlebten blass. Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit schwingen von Anfang bis Ende mit. Es wird deutlich, wie sehr schlimme Erfahrungen und Irrwege den Menschen prägen können. Die häufig auftretende Slang-Sprache lässt sich nicht immer verstehen. Wörter kommen vor, deren Bedeutung nicht jeder kennt. Träume werden zerstört. Wünsche erwachen zu neuem Leben. Vieles in diesem Krimi wirkt emotionslos und abgebrüht, aber unterschwellig blitzen Gefühle und Hoffnung durch. Hauptfigur Dunkel hat etwas von einem Anti-Helden. Er erinnert an Western-Figuren. Die Gespräche und Telefonate mit Anheuser machen ihn menschlicher. Über lange Strecken ist das Tempo sehr langsam. Es fehlt das Rätselhafte, Mitreißende. Alles steuert auf eine Eskalation zu. Es gibt wenig Überraschungen und keine raffinierte Wendung. Interessant ist das Schicksal von Marie, die durch ihre Mutter in einem gefahrenreichen Milieu aufwachsen muss. Andeutungen lassen Schlimmes erahnen. Die kurzen Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Falsche Entscheidungen, Geldgier, der Abgrund scheint gleich für mehrere Protagonisten nahe. Möglichkeiten werden nicht genug ausgespielt. Die Spannung bleibt zu oft auf der Strecke. Zum Ende zieht das Tempo an. Nicht alles lässt sich gleich nachvollziehen. Dunkel zeigt mehr als einmal Herz. Die Geschichte ist rund, aber nicht so zufriedenstellend. Zum Schluss gibt es noch eine große Packung Trostlosigkeit.

Der Titel ist sehr gut in Szene gesetzt und weckt die Neugierde. Farbwahl und Details lassen das Cover kreativ erscheinen. Sehr gelungen! Das Cover passt gut zum Inhalt. Der Plot jedoch hätte gerne raffinierter gestrickt sein können. Weniger Schockierendes und lieber mehr Überraschungseffekte. Kein Krimi, der im Gedächtnis bleibt, aber trotzdem unterhaltsam.

Bewertung vom 05.07.2017
Volle Pferdestärke voraus! / Der Esel Pferdinand Bd.3 (2 Audio-CDs)
Kolb, Suza

Volle Pferdestärke voraus! / Der Esel Pferdinand Bd.3 (2 Audio-CDs)


sehr gut

„Der Esel Pferdinand - Volle Pferdestärke voraus“ ist Band 3 der Kinderbuch- und Hörbuchreihe von Suza Kolb. Pferdinand muss sich als guter Freund und Retter in der Not beweisen.

Eseljunge Pferdinand möchte endlich ein Pferd sein. Die Chancen stehen gut. Seine beste Freundin Emmi plant, auf ihm zu reiten. Das Eselsglück wird von einem Gewittersturm mit Folgen getrübt. Plötzlich steht alles auf dem Spiel.

Es fehlt ein musikalischer Einstieg z.B. mit einem Eselssong. So wäre gleich die richtige Atmosphäre aufgekommen. Mitreißend ist die Freundschaft zwischen Esel Pferdinand und Emmi. Die Geschichte hat viel Realitätsnähe, obwohl Pferdinand die Eselsturheit fehlt. Seiner besten Freundin vertraut er und wächst in kleinen und großen Dingen über sich hinaus. Gerne hätte die Story noch etwas origineller sein können. Dank der liebenswerten Charaktere, allen voran Esel Pferdinand und Ziegenbock Paule, geht es unterhaltsam zu. Paule hätte ruhig noch etwas mehr Unsinn anstellen können. Ein diebischer Hund und dickköpfiger Hengst sorgen dafür, dass auch mal etwas aus dem Ruder läuft. Schauspieler und Sprecher Boris Aljinovic holt mit seiner wandelbaren Stimme aus der Geschichte heraus, was möglich ist. Ihm ist der hohe Unterhaltungswert zu verdanken. Trotz aufkommender Probleme für Oma und Opa Hoppe, Emmi und Pferdinand, bleibt der Gute Laune-Faktor erhalten. Paule wirkt herrlich aufgedreht. Nur bei Pferdinand ist die Stimme mal etwas zu tief. Die Begeisterung des Esels für Wettrennen und Co steckt an. Toll, wie sich die Autorin in das Seelenleben eines Esels hinein versetzen kann. Alles wirkt echt und nachvollziehbar. Schön wie Emmi mit dem Esel quatscht, als würde er jedes Wort verstehen, und so ist es ja auch. Nur schade, dass Emmi keine Eselsprache kann. „Der Esel Pferdinand – Volle Pferdestärke voraus“ ist für Kinder ab 7 Jahren gedacht, aber auch Fünf- und Sechsjährige werden schon Spaß an Pferdinand und seinen Freunden haben. Die Geschichte hat wenig Überraschungen parat ist dafür aber rund, und auch das Ende ist gelungen.

Das Cover mit Pferdinand, Paule und Pitt verströmt gute Laune. Die Szene passt perfekt zum Inhalt. Mit den fröhlichen Farben und Details kommt ein Hauch von Abenteuer auf. Ein Esel als Hauptfigur ist mal etwas Neues. Kein Wunder, dass Pferdinand-Fans jedem weiteren Abenteuer entgegen fiebern.