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LEXI
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 380 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2017
Ich wünsche dir ...
Herren, Evelyne Ruth

Ich wünsche dir ...


ausgezeichnet

Eine Liebeserklärung an die Katzen

Als eines schönen Tages ein kleines, verletztes Kätzchen namens Lumi in den Garten und in die Herzen der Hobbyfotografin Evelyne Ruth Herren und ihres Katers Blacky spazierte, wurde der Grundstein für das vorliegende Büchlein „Ich wünsche dir…“ gelegt. In diesem Bildband in Kleinformat mit weichem Buchcover dominieren ausgezeichnete Portraits dieses kleinen und lebensfrohen Kätzchens, dem man trotz aller Schmerzen und Einschränkungen aufgrund der Verletzung die Lebensfreude anmerkt. Die Autorin stellte ihrer Protagonistin Lumi zudem zwei bezaubernde Nebenfiguren zur Seite – ihre beiden Kater Mutzli und Blacky.

Die Fotografien sind von ausgezeichneter Qualität, und als Dosenöffnerin und Mitbewohnerin von zwei Katzen kann ich bestätigen, dass es Evelyne Ruth Herren gelungen ist, absolut typische Posen festzuhalten. Die bestechend schönen und aussagekräftigen Bilder befinden sich jeweils auf der rechten Seite dieses Buches und werden von lieben Wünschen „ich wünsche dir…“ auf der linken Seite kommentiert. Die farbliche Gestaltung und der schlicht gehaltene Text harmonieren perfekt und es war eine Freude, die einzelnen Bilder und Gedanken zu betrachten.

„Ich wünsche dir…“ ist ein harmonisches, angesichts Lumis Tapferkeit und Lebensfreude überaus berührendes kleines Kunstwerk, das besonders aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit der Protagonistin mit einer meiner Fellnasen ganz zielstrebig den Weg in mein Herz gefunden hat. Diese kleine „Perle“ wird einen Ehrenplatz in meinem Regal erhalten und ich bin überzeugt, dass ich es noch sehr oft zur Hand nehmen und mich daran erfreuen werde.

Ich möchte mich ganz herzlich bei der Autorin bedanken, die mir „ich wünsche dir…“ im Zuge einer Buchverlosung zum Geschenk machte.

Bewertung vom 27.12.2017
Hinter dem Orangenhain
Joubert, Irma

Hinter dem Orangenhain


sehr gut

Das ist eine, die weiß, was sie tut

„Ich werde etwas aus meinem Leben machen. Ich werde später auch in einem richtigen Haus wohnen und gut kochen und die weichen Körper von meinen Kindern in einer warmen Badewanne mit einer gut riechenden Seife waschen. Ich werde mir später einen guten Beruf suchen und einen Mann heiraten, der gut für mich sorgen kann. Meine Kinder sollen niemals erfahren, wie es ist, wenn man Hunger hat, sie sollen keine Kleider der Armenfürsorge anziehen müssen, niemals für Gratisbücher anstehen müssen, und unter keinen Umständen auf einer kahlen Matratze unter einer dünnen, kribbeligen Decke schlafen müssen.“

Das große, dünne Beiwohnerkind Pérsomi Pieterse aus Bosveld, Südafrika, weiß bereits in sehr jungen Jahren ganz genau, was sie möchte. Und sie besitzt die Hartnäckigkeit, den notwendigen Ehrgeiz und eine große Intelligenz, um ihre hoch gesetzten Ziele zu erreichen. Aufgewachsen in bitterster Armut in einer ärmlichen Hütte ist sie bereits in sehr jungen Jahren gezwungen, vor Gericht gegen ihren Stiefvater auszusagen, der ihre kleine Schwester mehrfach vergewaltigt und geschwängert hat. Bereits zu diesem Zeitpunkt schwört sich Pérsomi, Rechtsanwältin zu werden und als Erwachsene dafür zu sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Durch die jahrelange finanzielle Unterstützung ihres leiblichen Vaters, dessen Identität Pérsomis Mutter unter keinen Umständen preiszugeben bereit ist, erhält das zielstrebige kleine Mädchen die Möglichkeit, Schulbildung zu erfahren. Pérsomis Fleiß und ihre harte Arbeit machen sich bezahlt und als ausgezeichnete Schülerin kann sie bald mit den besten Noten der gesamten Schule aufweisen. Durch ein Stipendium eröffnet sich ihr schließlich auch die Möglichkeit, ihr Jurastudium zu absolvieren, das sie als Beste ihres gesamten Jahrgangs abschließt. Nach dem Praktikum in der Kanzlei von Bartel De Vos übernimmt die zielstrebige junge Anwältin einen aussichtslos erscheinenden Fall, der für große Unruhe sorgt und die Bewohner des Bosvelds in zwei Fronten teilt.

Irma Jouberts Neuerscheinung wartet mit stattlichen sechshundert Buchseiten auf und beeindruckte mich mit einer höchst interessanten Geschichte um das Leben in Südafrika Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Leben der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten wurde ebenso detailliert gezeichnet wie die politische Situation, man liest von den Auswirkungen des Einmarsches Deutschlands in Polen im Jahre 1939, vom japanischen Angriff auf Pearl Harbour und der darauffolgenden Vergeltungsaktion – dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. Eine zentrale Rolle nimmt die Apartheidpolitik in Südafrika ein, die Irma Joubert geschickt mit der Geschichte der Protagonistin verwoben hat. Pérsomi setzt sich in ihrer Funktion als Anwältin für ihre in Bedrängnis geratenen indischen Freunde ein, übernimmt deren Rechtsvertretung und weicht trotz Widerstände in ihrem familiären Umfeld und im Freundeskreis keinen Millimeter von ihren Überzeugungen ab. Obgleich Pérsomi schulische und später auch berufliche Erfolge zu verzeichnen hat, erlebt sie in der Liebe einige Enttäuschungen.

Die Autorin hat mit Pérsomi Pieterse eine hervorragende Protagonistin erschaffen, die sie nicht nur ausgezeichnet dargestellt hat, sondern der sie zudem auch beeindruckende Nebenfiguren zur Seite stellt. Die gelungenen Charakterzeichnungen und der einnehmende Schreibstil Irma Jouberts sorgten dafür, mich regelrecht an das Buch zu fesseln und mich mit den handelnden Figuren zu identifizieren. Pérsomis Leben war niemals einfach, ihren langen und oftmals steinigen Weg zu ihrem beruflichen und privaten Glück empfand ich als vortrefflich dokumentiert. Einzig die für meinen Lesegeschmack zu starke Gewichtung auf politische Themen und dadurch entstandene Längen im Buch stellen einen winzigen Kritikpunkt meinerseits dar.

Bewertung vom 25.12.2017
Nur zusammen ist man nicht allein
Gayle, Mike

Nur zusammen ist man nicht allein


ausgezeichnet

Ein Herz erwärmender, zutiefst emotionaler Roman


„Bevor ich ging, sagte ich noch, sie solle sich von den beiden nicht ärgern lassen, gab ihr einen letzten Kuss und sprang ins Auto, ohne mich noch einmal umzudrehen. Und ohne den Hauch einer Ahnung, dass ich sie nie wedersehen würde.“

Als ein Autounfall die achtunddreißigjährige Laura Hope völlig abrupt aus dem Leben reißt, wirft dieses schockierende und völlig unfassbare Ereignis nicht nur ihren Ehemann Tom aus der Bahn. Laura hinterlässt auch zwei Mädchen im Alter von acht und dreizehn Jahren sowie eine Mutter, die Laura ebenso sehr geliebt hat, wie ihren Ehemann Tom und die beiden Kinder. Da Tom völlig paralysiert ist und sich in seiner großen Trauer vollständig in die Arbeit vergräbt, ist Linda nun gefordert, die Starke zu sein. Sie muss ihren eigenen Schmerz um den Verlust der geliebten Tochter beiseiteschieben und sich um ihren Schwiegersohn und die Enkelkinder kümmern. Da Tom jedoch trotz ihres selbstlosen Einsatzes immer mehr in seiner Trauer gefangen scheint, entschließt Linda sich zu einem radikalen Schritt. Sie sieht nur eine einzige Möglichkeit, Tom mit seinem Selbstmitleid und seinem Egoismus, der sich in seiner permanenten Abwesenheit von Zuhause und in der Vernachlässigung seiner Töchter äußert, zu konfrontieren. Linda beschließt, ihre selbstgewählte Rolle als Mutterersatz, Haushälterin von Tom und beste Freundin und Großmutter von Lola und Evie für einige Zeit aufzugeben und das Land zu verlassen. Sie nimmt die Einladung zu einem sechsmonatigen Aufenthalt bei ihrer besten Freundin Moira aus Melbourne an und stellt Tom vor vollendete Tatsachen. Einem ersten Ausbruch von Ungläubigkeit und Erstaunen folgen Entrüstung, Wut, und letztendlich Hilflosigkeit und Angst. Wird Tom seiner Vaterrolle gerecht werden und es schaffen, sich ganz alleine um sich und seine beiden Töchter zu kümmern?

Das Thema, das Mike Gayle in diesem Buch aufgreift, ist nicht neu: der plötzliche Tod einer geliebten Ehefrau und Mutter, die tiefen Emotionen und Schwierigkeiten, die mit einem solchen Schicksalsschlag einhergehen, und die Bewältigung einer neuen, unerwarteten Lebenssituation durch den zurückbleibenden Partner. Der Autor schreibt sehr einfühlsam und als Leser darf man die gesamte Bandbreite der Gefühle miterleben: zunächst die friedliche Idylle des gemeinsamen Alltags einer kleinen, glücklichen Familie, dann der schier unbegreifliche Moment des Unfalls, die Angst und Verzweiflung im Wartezimmer des Krankenhauses, und schließlich der völlige Schock, als Laura stirbt. Ich finde die behutsame und eindringliche Erzählweise des Autors hervorragend. Indem er stets zwischen den beiden Protagonisten Tom und Linda wechselt und sie jeweils aus deren Sicht erzählen lässt, erhält man als Leser einen umfassenden Eindruck von ihrem Innenleben, ihren Gedanken und Gefühlen. Er gibt jedem seiner handelnden Figuren Raum in diesem Buch, konzentriert sich abwechselnd auf Tom, auf Linda, und auf die beiden Töchter Lola und Evie. Äußerst sympathische Nebenfiguren begleiten die Protagonisten auf ihrem Weg durch die Trauer, und speziell durch einen exzentrischen alten Herrn namens Clive Maynard kommen frischer Wind und eine gehörige Portion Humor ins Buch. Nach und nach kämpft Tom sich einen Weg zurück in die Herzen seiner Kinder, und lenkt sein Leben wieder in die richtigen Bahnen. Dass es hierbei natürlich einige Hürden zu bewältigen gibt, ist vorprogrammiert.

Fazit: „Nur zusammen ist man nicht allein“ stellte für meinen Geschmack ein richtiges Lese-Highlight dar, das mich nachdenklich stimmte, zugleich jedoch auch ausgezeichnet unterhalten hat. Dieser Roman ist ein wunderschönes Epos an die Familie, es behandelt den schmerzlichen Umgang mit dem Tod eines geliebten Familienmitglieds und hält Werte wie Zusammenhalt, Liebe und Vergebung hoch.

Bewertung vom 14.12.2017
Abfahrt in den Tod
Grünig, Michaela;Girardelli, Marc

Abfahrt in den Tod


ausgezeichnet

Wenn Drohnen tief fliegen

„Abfahrtsläufer sind moderne Gladiatoren. Wie im alten Rom ergötzen sich die Massen vor Ort und an den Bildschirmen an ihrem Wagemut und Können.“

Als ehemaliger alpiner Skirennläufer schöpfte der gebürtige Österreicher Marc Girardelli aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz, als er in Zusammenarbeit mit der Schweizer Autorin Michaela Grünig seinen ersten Ski-Krimi veröffentlichte. Das Erstlingswerk des Autorenduos „Abfahrt in den Tod“ spielt im Profi-Milieu und thematisiert die Welt der Rennläufer im Zuge eines Ski-Weltcups.

Nachdem der zweiunddreißigjährige Protagonist Marc Gassman nach einer Knieverletzung wieder in der Lage ist, Rennen zu fahren, richtet er sein ganzes Augenmerk darauf, wieder zurück an die Weltspitze zu gelangen. Der sympathische Wengener ist zwar äußerst beliebt und gilt als Schweizer Nationalheld, scheint sich aber auch Feinde gemacht zu haben. Er nimmt anonyme Drohbriefe nicht ernst und entgeht kurz darauf nur knapp einem tödlichen Anschlag mit einer Drohne. Die Kantonspolizei Zürich-West ernennt ihre Mitarbeiterin Andrea Brunner zur Leiterin einer Sonderkommission und beauftragt sie mit der Untersuchung dieses Zwischenfalles. Aufgrund ihrer Ausbildung im Nahkampf wird Andrea zudem zu Marc Gassmanns Schutz abgestellt, eine Aufgabe, die ihr zutiefst verhasst ist. Seit ihre Beziehung mit Marc vor dreizehn Jahren mit einer hässlichen Szene endete, verhält sie sich ihm gegenüber zutiefst feindselig. Die Tatsache, dass Andreas Ehemann Daniel bereits seit ihrer Heirat von einer permanenten und grundlosen Eifersucht geplagt wird, die sich speziell auf Marc konzentriert, führt zu zusätzlichen Komplikationen in diesem Ermittlungsfall und zu einigen Turbulenzen in Andreas Ehe.
Marc Girardelli und Andrea Grünig glänzen mit einer überzeugenden, geschickt konstruierten Handlung, die den Leser auch auf etliche falsche Fährten lenkt. Kurze Passagen in kursiver Schrift drücken die Gedanken eines Antagonisten dieses Buches aus, der zunächst anonym bleibt. Schriftliche und verbale Drohungen, versuchte Anschläge und die Ermittlungen im Kreise der Verdächtigen tragen zu einem die gesamte Handlung über konstant hohen Spannungsbogen bei.

Die Protagonisten dieses Buches wurden ausdrucksvoll und authentisch beschrieben, etliche Nebenfiguren fungieren als potenzielle Verdächtige in diesem rasanten Plot. In atemberaubenden Szenen und bildhafter Sprache gelingt es dem Autorenduo meisterhaft, die Krimihandlung kunstvoll mit diesem hochriskanten Sport zu verbinden. Als Leser erfährt man Hintergründe über die Abfahrtsrennen, die Vorbereitungen und das harte Training, die Bedeutung von Publicity und Sponsoren. Man darf an den Gedanken und Emotionen jener wagemutigen Männer teilhaben, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit entlang der Rennstrecke ins Ziel rasen. Anhand akribisch beschriebener adrenalingeladener Abfahrten nehmen die Abfahrtsläufer den Leser mit auf ihren gefährlichen Weg, man kann die Anspannung und die Konzentration beinahe hautnah miterleben.

„Ein Ski-Krimi, der im Profil-Milieu spielt und die einzigartige, atemberaubende Atmosphäre der großen Rennen einfängt“ (Hansi Hinterseer)

Die gewählte Ausdrucksweise und der einnehmende Schreibstil von Marc Girardelli und Andrea Grünig haben mir ausgezeichnet gefallen. Mein einziger Kritikpunkt war der Einsatz der Gossensprache, der aus meiner Sicht nicht zu dem ansonsten sprachlich anspruchsvollen und inhaltlich exzellenten Buch passt.

Nichtsdestotrotz empfand ich diesen mitreißenden und erstklassig gelungenen Ski-Krimi als dermaßen anregend und bereichernd, dass ich mir auf jeden Fall so rasch als möglich den Nachfolgeband „Mordsschnee“ zu Gemüte führen werde. „Abfahrt in den Tod“ bot mir eine hoch spannende Unterhaltung mit sehr gut gezeichneten handelnden Figuren und einem rasanten Plot – eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

(aufgrund der Zeichenbeschränkung - gekürzte Fassung)

Bewertung vom 10.12.2017
Was nun, Kirche?
Parzany, Ulrich

Was nun, Kirche?


ausgezeichnet

Was nun, Kirche?

„Ich habe eine starke Überzeugung, dass die christliche Kirche ein Wunder und ein Geschenk Gottes an die Welt ist.“

Ulrich Parzany ist deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer, Prediger und Buchautor. In seiner Neuerscheinung „Was nun, Kirche?“ führt er eine gründliche Analyse der evangelischen Kirche in Deutschland durch. Er möchte mit seinem Buch jedoch nicht nur Fehlentwicklungen und Konflikte beschreiben, sondern zugleich auch Mut machen und zeigen, wie die Gemeinde Jesu in den Landeskirchen gebaut werden kann. Er berichtet von der Gründung des „Netzwerkes Bibel und Bekenntnis“ und führt an, erläutert deren Zielsetzung.

Ulrich Parzany beschreibt seine Sicht auf die christliche Kirche in direkter, eindrucksvoller Weise, geht auf das Entstehen der ersten christlichen Gemeinden ein, und definiert auf sehr umfassende und übersichtliche Art und Weise elementare Grundlagen der Kirche. Der Autor äußert sich zu Fehlentwicklungen in der Kirche und der geht der Tatsache auf den Grund, dass die Kirche in Westeuropa nicht wächst.

In seinen hoch interessanten Ausführungen zu den Schäden der evangelischen Kirchen befasst er sich unter anderem mit brandaktuellen Themen wie der Ansicht, dass alle Angehörigen der verschiedensten Religionen zum selben Gott beten. Er äußert sich zur strittigen Frage der Segnung und Verheiratung gleichgeschlechtlicher Paare und der Frage, ob die Bibel tatsächlich Gottes Wort darstellt. Autonome Selbstbestimmung des Menschen, die vier Soli der Reformation, die Praxis der Taufe, Hauskreise, die tägliche Bibellese, Bibelstunden und Blockaden bei der Ausführung des Auftrags Gottes an die Christen sind weitere Bereiche, denen der Autor sich eingehend widmet.

Ulrich Parzany fügt seinen theoretischen Ausführungen stets auch Bibelstellen hinzu, die in kursiver Schrift dargestellt werden und dadurch zu einer klaren und übersichtlichen Gestaltung des Textes beitragen.

Fazit: „Was nun, Kirche?“ ist ein höchst interessantes, durchaus sehr direktes und kritisches Hinterfragen der evangelischen Kirche in Deutschland, das mich tief beeindruckt und zum Nachdenken angeregt hat. Eine ausgezeichnete Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 08.12.2017
Kein Mord verjährt
John, Janette

Kein Mord verjährt


ausgezeichnet

Kein Mord verjährt

Nichts war selbstverständlich. Ein Kind zu haben bedeutete, ewig darauf acht zu geben. Wie auf einen Schatz, der behütet werden musste.

Im Falle der Familie Wendel war dieser Schatz der zehnjährige Tim, der eines Tages wie vom Erdboden verschwunden war, als seine alleinerziehende Mutter Linda von ihrer Nachtschicht im Krankenhaus zurückkehrte. Auf dem Polizeirevier ist sie drei Jahre später als „Donnerstagsfrau“ bekannt, da sie am Wochentag des Verschwindens ihres kleinen Sohnes regelmäßig zur Kriminalpolizei kommt, damit dieser nicht vergessen und die Suche nach seinem Mörder nicht eingestellt wird. Nachdem die junge Kripo-Beamtin Nadine Andres von Lindas tragischer Geschichte erfährt, gräbt sie in den alten Akten und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Durch den Fund eines Schädelknochens, der von der Rechtsmedizin eindeutig Tim zugeordnet werden konnte, bekommt der ganze Fall eine Eigendynamik – und Nadine heftet sich bald an die Fersen eines skrupellosen Serienmörders.

Ich wurde durch das eindrucksvoll gestaltete Cover auf dieses Buch aufmerksam und durfte in Janette John eine neue Krimiautorin entdecken. Bereits der Einstieg in die Geschichte zeugte von ihrem großen Geschick, dem Leser die Emotionen der handelnden Figuren nahe zu bringen. Die ersten beiden Kapitel dieses Buches sind dem spurlosen Verschwinden des kleinen Sohnes sowie der Beschreibung der Familie Wendel gewidmet. Die eigentliche Handlung beginnt drei Jahre später, mit der hübschen jungen Kriminalbeamtin Nadine Andres als Protagonistin. Die handelnden Personen wurden detailliert beschrieben und vermitteln Authentizität, man wird emotional in die Geschehnisse mit einbezogen. Das größte Augenmerk wird auf Nadine Andres gelegt, die mir im Verlauf der Handlung immer sympathischer wurde. Die Autorin bedient sich zudem einiger interessanter Nebenfiguren, wobei meine ganz spontane Zuneigung dem netten Senioren-Duo Maria Schulz und Charlotte Kaufmann galt. Die rüstige Berlinerin Maria stellt als pummelige, etwas ungebildete, sich sehr unverblümt äußernde Frau einen starken Kontrast zur gebildeten und kultivierten Dame aus Konstanz namens Charlotte dar. Und dennoch sind die beiden befreundet, scheinen sich gegenseitig durchaus zu ergänzen und teilen ihre gemeinsame Leidenschaft als Hobby-Ermittlerin.

Der Spannungsbogen wurde in diesem Buch konstant aufrechterhalten, wobei die Passagen mit den Handlungen und Gedankengängen des bis an dieser Stelle noch anonymen Mörders für zusätzliche Beklemmung sorgten. Der einnehmende und flüssige Schreibstil der Autorin sorgt in Kombination mit dem brisanten Thema dafür, dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können.

Es handelt es sich hierbei um eine Taschenbuchausgabe mit außergewöhnlich anziehendem Cover. Sowohl die farbliche Gestaltung, als auch der malerische Hintergrund und der exzellente Ausdruck auf dem Gesicht des Fuchses im Vordergrund haben mich auf den ersten Blick begeistert und meine Neugier geweckt. Ich spürte bei diesem Anblick beinahe körperlich den krassen Gegensatz zur Idylle im Hintergrund - der malerischen Küstenlandschaft mit den friedlich schwebenden Möwen am Himmel - und zur latenten Gefahr, die vom wilden Tier im Vordergrund ausgeht, dessen Gesichtsausdruck und Körperhaltung bestenfalls als rätselhaft, auf alle Fälle jedoch lauernd und bedrohlich auf mich wirken.

FAZIT: Mit „Kein Mord verjährt“ durfte ich einen Kriminalroman in Händen halten, der mir ein paar spannende Lesestunden bereitet und mich ausgezeichnet unterhalten hat. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Janette John für die Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken, das meine Neugier auf weitere Bände der Autorin geweckt hat.

Bewertung vom 08.12.2017
Meine Seele ist wie ein Ozean
Nitsche, Walter

Meine Seele ist wie ein Ozean


ausgezeichnet

„Ich bin nicht kompliziert, sondern ich bin facettenreich.“

„Sie sind ein Original, das es auf dieser Welt nur einmal gibt. Machen Sie sich das bewusst!“

Walter Nitsche ist Autor zahlreicher Fachbücher, Supervisor und Seelsorge-Ausbildungsleiter der Arbeitsgemeinschaft seelsorglicher Berater. Seine aktuelle Neuerscheinung „Meine Seele ist wie ein Ozean“ stellt eine Zusammenfassung der „Empfindungs-Grund-Typen“ der menschlichen Persönlichkeit dar. Für deren Beschreibung bedient Walter Nitsche sich zur besseren Veranschaulichung verschiedener Bilder aus der Schöpfungswelt – und zwar der Seen und Meere. Auf diese Weise entstanden Bezeichnungen wie „Bergsee-Seele und Ozean-Seele“, wobei er jedoch auch hier noch weiter differenziert und diese beiden Kerntypen noch zusätzlich unterteilt.

In seinen theoretischen Ausführungen befasst der Autor sich mit einer detaillierten Beschreibung besagter Empfindungs-Grund-Typen, wobei er sich jedoch vorwiegend auf die Ozean-Seele konzentriert. Seine durchwegs interessanten Erklärungen wurden durch zahlreiche Erfahrungsberichte aufgelockert, darunter auch jene von seelsorglichen Beratern. Etliche Menschen berichten in diesem Buch von ihren eigenen persönlichen Erfahrungen mit der Lehre über die Ozean-Seele. Es finden sich zudem Zitate des Psychotherapeuten Rolf Merkle, die mich sehr beeindruckt haben und auf die der Autor in Folge eingeht. Man entdeckt in diesem Buch auch Geschichten bekannter Persönlichkeiten wie beispielsweise Vincent van Gogh oder Clive Staples Lewis. Die zahlreichen Bibelzitate werden im Buch kursiv gedruckt dargestellt.

Nach einem etwas holprigen Einstieg und einer gewissen Zeit, die ich benötigte, um mit der ungewohnten Terminologie vertraut zu werden, empfand ich die Lektüre als sehr fesselnd, vieles sah ich mit einem Mal mit anderen Augen, und speziell das achte Kapitel war für mich das interessanteste und aufschlussreichste des gesamten Buches.

Die optische Gestaltung des Buchcovers wirkt durch die tosenden Wellen auf mich ein wenig aufwühlend und erzeugt bei näherer Betrachtung eine innerliche Unruhe in mir. Der Inhalt dieses Buches ist in lesefreundlicher Schriftgröße gestaltet, zudem übersichtlich und gut gegliedert. Der ausgewogene Wechsel zwischen Theorie und Erfahrungsberichten sorgt dafür, sodass die Lektüre an keiner Stelle Langeweile aufkommen ließ.

Fazit: Ich empfand „Meine Seele ist wie ein Ozean“ als „Augenöffner“ und bin Walter Nitsche dankbar, dass er mich durch dieses Buch einige Dinge erkennen und mit anderen Augen betrachten ließ. Ich kann mir gut vorstellen, dass „Meine Seele ist wie ein Ozean“ nicht nur für Seelsorger, sondern dank der leicht verständlichen Formulierung und guten inhaltlichen Erläuterung auch für Menschen ohne psychologischen oder seelsorgerlichen Hintergrund eine sehr interessante Fachlektüre darstellt. Mir persönlich hat es ausgezeichnet gefallen und ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 08.12.2017
Jakob
Bigger, Leo

Jakob


ausgezeichnet

Jakob. Mit Gott die Welt auf den Kopf stellen

„Gott ist an unserer Seite. Jeden Tag. In jedem Moment unseres Lebens.“

Der bekannte Pastor, Buchautor und Redner Leo Bigger befasst sich in seiner Neuerscheinung mit dem biblischen Jakob, dem zweiten Sohn von Isaak und Rebekka, der kurz nach seinem Zwillingsbruder Esau geboren wurde. Diese Geschichte aus der Bibel bildet auch den Einstieg in dieses Buch, der Autor geht ihr in Folge auf den Grund, er analysiert, welche Bedeutung sie im Hinblick auf unser eigenes Leben hat. In seinen Ausführungen befasst er sich mit verschiedenen Themenbereiche – wie zum Beispiel Mut, Vertrauen, die Bedeutung von Gottes Segen, wichtige Grundlagen, um Entscheidungen zu treffen, das Reden Gottes zu uns Menschen, Dankbarkeit oder den Umgang mit Verlusten.

Leo Biggers Schreibstil ist locker-leicht, er schreibt klar und verständlich, manchmal sehr direkt. Er verwendet den flapsigen Jargon der Jugendlichen, wird manchmal sogar recht salopp, und wagt sich an einigen Stellen mit einer gehörigen Portion Humor an ein Thema heran. Dieser Humor ist oftmals so skurril, dass er mich während der Lektüre unweigerlich zum Schmunzeln brachte. Seine Begeisterung und seine positive Grundeinstellung sind im gesamten Inhalt spürbar, sie wirken ansteckend, aufbauend und motivierend. Leo Bigger plädiert für den Versuch, etwas im Leben zu bewegen und auf Gottes Wirken uneingeschränkt zu vertrauen. Auch wenn mir sein Schreibstil an manchen Stellen dann doch zu salopp ist, präsentiert Leo Bigger immer wieder Kernaussagen, die den Nagel auf den Kopf treffen, die tief berühren und beeindrucken und zum Nachdenken anregen. Es sind Aussagen wie:

„Du bist die richtige Person, du lebst zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Ich habe einen Plan für dein Leben. Heute, hier und jetzt!“

„Bevor du mit einem Problem konfrontiert wirst, hält Gott die Lösung dafür schon bereit. Gott geht vor dir her, um das nächste Kapitel in deinem Leben vorzubereiten. Du kannst dich extrem glücklich schätzen.“

Wie bereits von dessen Vorgängern gewohnt handelt es sich auch hierbei um ein großformatiges Buch mit zahlreichen interessanten Illustrationen und Farbfotos. Der Inhalt wurde in acht Kapiteln aufgeteilt, die relativ große Schrift ist ein weiterer Pluspunkt, der einiges zur Lesefreundlichkeit beiträgt. Die Gestaltung des Buchcovers ist wie gewohnt beeindruckend. Ein dem Betrachter seitlich zugewandter Mann mit dunklem Haar, dunklen Augen und Bart sieht nachdenklich in die Ferne, seine schwarze Kleidung und der schwarze Hintergrund wirken dezent und sorgen dafür, dass der Blick des Betrachters sich vor allem auf das nachdenkliche Gesicht konzentriert. Buchtitel, Untertitel, Verlag und Autorenname wurden in dezenten Farben dargestellt, das Coverfoto wirkt geheimnisvoll und weckt die Neugierde auf den Inhalt dieses Buches.

Fazit: Leo Biggers Buch stellt nicht nur einen optischen Blickfang, sondern zugleich auch eine sehr interessante und tiefgründige Lektüre dar. Die Analyse der Geschichte Jakobs und die Umsetzung der daraus gezogenen Erkenntnisse auf unser aller Leben ist dem Autor hervorragend gelungen. Auch wenn ich beim ersten Buch ein klein wenig Mühe hatte, mich an den flapsigen Schreibstil zu gewöhnen, stellt er für mich mittlerweile ein Markenzeichen für Leo Biggers Werke dar. Mit „Jakob“ präsentiert der Autor ein Buch, das mir ausgezeichnet gefallen hat und das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 06.12.2017
Frauen begegnen Gott - Altes Testament
Elisabeth Mittelstädt

Frauen begegnen Gott - Altes Testament


ausgezeichnet

Frauen begegnen Gott

Mit „Frauen begegnen Gott“ präsentiert Elisabeth Mittelstädt, die Buchautorin und Gründerin der Zeitschrift LYDIA, ein wunderschönes Andachtsbuch, das bereits durch seine Optik besticht. Der hochwertige weinrote Leinenumschlag wirkt durch die Prägung einer großen Blüte und den großen, silbernen Lettern des Buchtitels höchst ästhetisch, der schmale Umschlag aus Papier, der sich über dieser Blüte befindet, ist durch zarte Blüten in Pastelltönen gestaltet. Das Lesebändchen wurde ebenfalls in silberner Farbe ausgeführt, es erleichtert es dem Leser, die Lektüre am entsprechenden Wochentag fortzusetzen.

Elisabeth Mittelstädt ist zwar Herausgeberin dieses Buches, geschrieben wurden die täglichen Andachten jedoch von vielen verschiedenen Autorinnen, die im Anhang auch namentlich genannt und kurz vorgestellt werden.

Zu Beginn einer Kalenderwoche wird jeweils ein Auszug aus der Bibel angeführt – und zwar abwechselnd aus den fünf Weisheitsbüchern des Alten Testaments. Als „Randnotiz“ findet man zu diesen Bibelstellen nähere Informationen und Gedanken zur Reflektion dazu. Jedem Wochentag sind weitere Bibelstellen sowie eine anschließende Andacht gewidmet, für Leser, die eine Vorliebe für Randnotizen in ihren Büchern haben, ist hierfür auf den Seitenrändern Platz geschaffen worden.

Dieses Buch stellt meines Erachtens eine wunderschöne Erweiterung der täglichen Bibellese dar. Es regt zum Nachdenken an und fungiert durch die Auslegung des Bibeltextes und dem Bezug zum Alltag als Motivation und Kraftquelle. Meine einzigen Kritikpunkte gelten der für meinen Geschmack viel zu kleinen, und zudem in weinroter Farbe gehaltenen Schrift (zu klein meist bei den Bibelstellen, manchmal jedoch auch bei Andachten). Dies trägt in Kombination mit dem dünnen und dadurch teilweise durchscheinenden Papier dazu bei, den Lesefluss zu erschweren.

Nichtsdestotrotz stellt dieses Buch für mich eine kleine Kostbarkeit dar, die ich sehr gerne zur Hand nehme, ein optisch ansprechendes und inhaltlich sehr bereicherndes Andachtsbuch, das eine hervorragende Möglichkeit zur ganz persönlichen Gestaltung der Stillen Zeit darstellt und mir ausgezeichnet gefällt.