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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3573 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2023
Ottilie von Goethe

Ottilie von Goethe


ausgezeichnet

In der letzten Zeit rückte das Schicksal von Ottilie von Goethe (1796–1872) verstärkt ins Interesse. Erinnert sei nur an die Biografie „Die Schwiegertochter – Das Leben der Ottilie von Goethe“ von Dagmar von Gersdorff oder die Ausstellung „Ottilie von Goethe – Mut zum Chaos“ der Weimarer Goethe- und Schiller Archivs.

Nun hat der Germanist Ulrich Janetzki im Verlag Sol et Chant eine umfangreiche Neuerscheinung mit Zeugnissen von ihr bzw. ihren Zeitgenossen herausgebracht. In fünf Kapiteln werden die verschiedenen Lebensabschnitte von Ottilie von Goethe beleuchtet und belegt. Das erste Kapitel ist ihren Jugendfreundschaften und ihrer Verlobungszeit (1806-1817) gewidmet. Eine Zeit, die geprägt war von den Napoleonischen Kriegen und den Befreiungskriegen. 1817 wurde Ottilie die Gattin von Goethes Sohn August, obwohl ihre adelsstolzen Verwandten die Ehe mit dem unehelichen Sohn des Dichterfürsten nicht billigten. Sie zog in das berühmte Weimarer Haus am Frauenplan ein; doch trotz dreier Kinder (Walther, Wolfgang und Alma) erwies sich die Ehe mit August als problematisch. Neben den Ehejahren (1817-1830) werden im zweiten Kapitel auch ihre Gedichtveröffentlichung in der Zeitschrift „Chaos“ (1829 von ihr gegründet) behandelt. Es folgen die zwei Jahre (1830-1832) bis zu Goethes Tod.

Ottilie war jetzt 36 Jahre alt, die zweite Hälfte ihres Lebens lag noch vor ihr. Sie verließ das allzu enge Weimar. Es folgten Jahre mit wechselnden Aufenthaltsorten, die im Kapitel „Wanderjahre bis Adeles Tod (1832-1849)“ behandelt werden. (Adele Schopenhauer, die Schwester des Philosophen und Ottilies langjährige Freundin). Wo immer sie sich aufhielt, knüpfte Ottilie von Goethe Kontakte zur Literatur- und Kunstszene. Ihr „Alter und Lebensende 1849-1872)“ wurde von Reisen nach Italien und der Übersiedlung mit ihren Söhnen Walther und Wolf nach Weimar in das Haus am Frauenplan bestimmt. Am 26. Oktober 1872, kurz vor ihrem 76. Geburtstag, verstarb Ottilie von Goethe.

Anhand zahlreicher Dokumente (meist Briefe, aber auch Aufzeichnungen und Zeitungsartikel) sowie historischen Abbildungen lernen die LeserInnen nun die „ganze“ Ottilie von Goethe kennen, auch ihre geistreiche und künstlerische Seite, ihren Freiheitsdrang und ihre verzweifelte Such nach dem Liebesglück. In ihrem Nachwort (kein Schlusssatz) beleuchtet die Literaturhistorikerin Francesca Fabbri die bisherige Rezeptionsgeschichte, die erst in den 1980er Jahren Ottilies Rolle als Pionierin in den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext heraushob.

Bewertung vom 13.07.2023
Fernweh im Paradies
Mücke, Matthias

Fernweh im Paradies


ausgezeichnet

In dem Roman „Fernweh im Paradies“, der im Vorjahr erschien, erinnert sich der Maler Matthias Mücke an die Zeit der Ost-Berliner Boheme in den letzten Tagen der DDR, an das aufregende Leben in den heruntergekommenen Altbauten im Prenzlauer Berg. Hier tummelt sich ein buntes Völkchen: Punks, Schwule, Bohemiens, brotlose Künstler und Rockbands. Diese Subkultur und Hausbesetzungen erlebt der 17-jährige, namenlose Erzähler hier tagtäglich.

Im Leipziger Buchfunk Verlag ist die Lesung (Dauer 4 h 31 min) des autobiografisch gefärbten Romans erschienen. Dem bekannten Sprecher Stefan Kaminski gelingt es dabei, die Atmosphäre der Hinterhöfe, der Partys, des untergehenden Mauerstaates und der ungeahnten Freiräume einzufangen. Temporeich und witzig … einfach ein Hörerlebnis. Außerdem wird die Lesung mit Geräuschen und Musik von Mark Badur untermalt, was dem Text zusätzlich Atmosphäre verleiht.

Bewertung vom 13.07.2023
Die Zauberflöte (MP3-Download)
Mozart, Wolfgang Amadeus

Die Zauberflöte (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Schauspieler und Sprecher Frederic Böhle war auch häufig an Projekten mit klassischer Musik beteiligt. Mit der Reihe „Opera re:told“ möchte er nun Musiktheater neu vermitteln. Böhle, der sein Schauspielstudium am Mozarteum Salzburg absolvierte und bereits während des Studiums für die Salzburger Festspiele auf der Bühne stand, hat natürlich eine Vorliebe für Mozart. Und so wurde Mozarts berühmteste Oper „Die Zauberflöte“ zum Startprojekt der Reihe.

Böhle erzählt die Handlung und kommentiert den Kern der Oper und wird dabei musikalisch unterstützt von den „Gutenberg Winds“, einem Bläser-Oktett plus Kontrabass aus Mainz. Damit wird das Meisterwerk vor allem für Opernneulinge zugänglich gemacht, aber auch „alte Opernhasen“ werden erstaunt sein, wie frisch und wunderbar Mozarts Oper auch in kleiner Besetzung klingt. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 11.07.2023
Peter Hacks auf der Fenne in Groß Machnow (1974-2003)
Dell, Matthias

Peter Hacks auf der Fenne in Groß Machnow (1974-2003)


ausgezeichnet

Peter Hacks (1928-2003) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker der DDR. Außerdem verfasste er Lyrik und Erzählungen. In München studierte er Soziologie, Philosophie, Literatur- und Theaterwissenschaften in München. Doch 1955 gab er seine schriftstellerische Laufbahn im Westen auf und ging in den Osten, wo er ebenfalls Karriere machte. Der exzentrische Dichter war Gentleman und Genie, Snob und Stalinist, Polemiker und Dandy.

Nach jahrelanger Suche nach einem geeigneten Landsitz konnte Hacks 1973 endlich eine ehemalige Ziegelei auf freiem Feld zwischen Mittenwalde und Groß Machnow pachten. Ein Refugium, „Fenne“ genannt, für ein würdiges Dichterleben mit drei aufwendig restaurierten Gebäuden samt eigens errichtetem Turm. Im Heft 72 der Frankfurter Buntbücher beleuchtet der Kulturjournalist die knapp drei Jahrzehnte Hacks und seiner Frau Anna Elisabeth Wiede auf dem „Landsitz“.

Zunächst gibt er einen Überblick zu Biografie und Werk des Dichters, ehe er die „Fenne“ als Ausdruck von Hacks‘ Selbstinszenierung eines sozialistischen Dichters als Goethe-ähnlichen Klassiker näher beschreibt. Die Kosten für Erwerb und Umbau der „Fenne“, der bis 1977 dauerte, werden auf eine Million DDR-Mark beziffert. In den folgenden Jahren wurden die Räumlichkeiten mit eleganten Einrichtungen und wertvollen Kunstgegenstän-den ausgestattet. Die „Fenne“ war für Hacks nicht nur Arbeits-Domizil sondern auch ein Ort für seine Sammelleidenschaft von Antiquitäten, Gemälden und Accesoires. Heute ist das Anwesen im Besitz des Eulenspiegel Verlages.

Bewertung vom 06.07.2023
Eine Reise durch Deutschland Premiumkalender 2024. Tages-Tischkalender zum Umklappen, mit faszinierenden Eindrücken aus ganz Deutschland. Hochwertiger Foto-Tischkalender 2024
Weindl, Andrea

Eine Reise durch Deutschland Premiumkalender 2024. Tages-Tischkalender zum Umklappen, mit faszinierenden Eindrücken aus ganz Deutschland. Hochwertiger Foto-Tischkalender 2024


ausgezeichnet

„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" Deutschland ist ein Reiseland mit vielen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten. Das dokumentiert auch der Harenberg-Tischkalender (zum Wenden) „Eine Reise durch Deutschland“ seit einigen Jahren. Auch die 2024-Ausgabe bringt jeden Tag ein faszinierendes Farbfoto, gewisser-maßen eine touristische Anregung von den Küsten der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen. Dabei wechseln stimmungsvolle Landschaftsbilder mit aussagekräftigen Stadtansichten oder architektonischen Highlights ab. Daneben gibt es zahlreiche Detailaufnahmen von Dorfkirchen, Bürgerhäusern, Brückenbauwerken, Mühlen, Leuchttürmen, Industriedenkmälern, Museen oder moderner Architektur. Auch reine Naturfotos fehlen nicht.

Den perfekten Jahresauftakt am Neujahrstag macht ein Farbfoto vom winterlichen Eibsee zu Füßen des Wettersteingebirges und nach 364 weiteren Ansichten endet das Jahr am 31. Dezember ebenfalls mit einer winterlichen Aufnahme von der Lindauer Hafeneinfahrt am Bodensees. Dazwischen abwechslungsreiche Fotomotive – z.B. das Schloss Sigmaringen am Rand der Schwäbischen Alb, das neogotische Hamburger Rathaus an der Kleinen Alster, die Berliner Oberbaumbrücke, der Leuchtturm und der „Teepott“ von Warnemünde oder die romanische Klosterkirche Maria Laach in der Vulkaneifel. Neben solch bekannten Fotomotiven überrascht der Kalender aber auch mit reinen Natur- und Landschaftsansichten – u.a. ein Küstenabschnitt auf der Sylter Halbinsel, die Weinberge im Kaiserstuhl oder eine Birkenallee bei Waldenburg im Landkreis Zwickau..

Die eindrucksvollen Farbfotos machen die Wirkung des Kalenders aus, wobei diese noch durch den schwarzen Kalenderfond unterstützt wird. Rechts neben dem Tagesfoto vermittelt stets eine kompakte Bildlegende (weißes Schriftbild) aussagekräftige Hintergrundinformationen. Der Tischkalender besitzt eine stabile Rückwand zum Aufstellen, auch die Spiralbindung ist robust genug für die 366 Tage. Die Papier- und Druckqualität ist ausgezeichnet. Am Ende finden sich Kalenderübersichten für 2024 und 2025. Vielleicht könnte man hier noch ein Register (Ortsregister) zum Nachschlagen anfügen. Der Kalender liefert viele Anregungen für persönliche Entdeckungstouren und Ausflüge. Allein schon die äußerst stabile Box ist ein kleines Schmuckkästchen zum Aufbewahren. Sehr empfehlenswert. Seit Jahren schon ein Jahresbegleiter auf meinem Schreibtisch.

Übrigens: In derselben Aufmachung gibt es die Tischkalender „Eine Reise um die Welt 2024“, „Naturparadiese der Erde 2024“, „Eine Reise durch die Welt der Kunst 2024“ und „Die Welt der Gärten 2024“.