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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2018
Die Ballade von Max und Amelie
Safier, David

Die Ballade von Max und Amelie


ausgezeichnet

Einfach wunderbar
Narbe lebt mit ihren Geschwistern im Rudel auf einer Müllkippe mit all den Unzulänglichkeiten, die sich daraus ergeben. Sie ist bei ihren Geschwistern nicht angesehen und hat schon einiges Schlimmes in ihrem jungen Leben mitmachen müssen. Ganz anders der große, schwarze Hund Max, der eines Tages auf der Müllkippe erscheint und nicht dorthin passt. Er benimmt sich nicht wie ein typischer Hund und würde ohne Narbe nicht einen Tag überleben, dabei ist er auf der Suche nach seinem Zuhause. Gemeinsam machen sich die beiden auf in ein Abenteuer, das ihr Leben verändern wird.

Zunächst musste ich mich daran gewöhnen, dass die Geschichte aus Sicht eines Hundes erzählt wird, aber bereits nach wenigen Seiten stellte das kein Problem mehr da. Man will unbedingt wissen, was Narbe und ihr neuer Wegbegleiter Max erleben werden.

Diese Liebesgeschichte ist speziell, die Hundecharaktere so unterschiedlich, wie sie nur sein können und das macht das Buch so schön und an mancher Stelle blitzt auch Witziges auf, obwohl eine gewisse Ernsthaftigkeit das Buch dominiert.

Narbe ist eine Kämpfernatur und hält nicht wirklich was von Menschen, während Max seine Familie liebt und wiederfinden möchte, denn er ist wirklich abhängig von der Hilfe der Menschen. Um ihm und auch sich selbst zu helfen, begibt sich Narbe mit ihm auf eine Art Roadtrip, der seines Gleichen sucht. Es wird überraschend spannend und die beiden haben wirklich viele Gefahren zu umschiffen oder sich zu retten – besonders eine rachsüchtige Frau macht den beiden das Leben schwer.

Interessant fand ich die Überlegungen zur Reinkarnation, auch wenn mich das Thema sonst nicht so wirklich überzeugen kann, fand ich das hier gelungen umgesetzt – auch wenn ich am Anfang ziemlich skeptisch war, ob mir das nicht zu viel des Guten wird… auch die Lieder, Träume und dergleichen sind in ähnlich gelagerten Büchern von mir gerne mal überblättert worden, aber hier konnte ich mich wirklich dafür erwärmen.

Der Schreibstil ist sehr rund, man kann fast nicht mehr aufhören die meist recht kurzen Kapitel zu lesen, denn man fragt sich immer und immer wieder, was den beiden wohl noch bevorstehen wird, wie sie eine Situation meistern wollen, welchen Streich das Schicksal ihnen wohl wieder spielen wird…

Mein erstes Buch des Autors, aber sicher nicht das letzte. Gerne empfehle ich das Buch nicht nur Hundefreunden weiter!

Bewertung vom 12.11.2018
Marion, für immer 13
Fraisse, Nora

Marion, für immer 13


ausgezeichnet

Nora Fraisse musste das Schlimmste erleben, was einer Mutter passieren kann. Ihre 13-jährige Tochter hat sich in ihrem Kinderzimmer selbst getötet, weil sie mit dem Mobbing in der Schule nicht mehr fertiggeworden ist. Im Buch lernt man eine starke Frau kennen, die ergründen muss, warum ihre Tochter keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat. Sie erkennt erst nach und nach die Dimensionen des Mobbings und auch, wie wenig „Freunde“ und vor allem die Schule für ihre Tochter getan haben. Das Buch ist vieles in einem: Eine Abrechnung, ein Mahnmal, eine Erinnerung, eine Aufarbeitung und ein Appell an mehr Menschlichkeit.
Vorweg: Meine Worte werden dieser wahren Geschichte nicht gerecht werden können, das war mir schon nach wenigen Seiten des Buches bewusst, aber ich versuche es zumindest. Um die Rezension nicht aus allen Nähten platzen zu lassen, beschränke ich mich auch auf die wichtigsten Punkte.
Von Beginn an hat mich das Buch gefesselt und an vielen Stellen hat mich das Buch sehr tief berührt. Manchmal war ich den Tränen nah (was für mich sehr untypisch ist), manchmal schüttelte ich mit dem Kopf und sehr oft war ich auch einfach unheimlich wütend. Wütend auf Kinder/Jugendliche, die ihre widerlichen Spielchen tatsächlich so weit treiben, dass ein Mitschüler keinen anderen Weg mehr sieht, aber noch viel wütender war ich über diese Schule und ihren Direktor. Nicht nur wurde das Problem so lange verschwiegen, bis es zu spät war – nein, auch darüber hinaus ist das Verhalten der Schule schlicht untragbar. Und nicht nur die Schule hat versagt…
Zunächst erfährt man von Marions Selbstmord und den letzten Wochen ihres Lebens. Das war sehr, sehr emotional und man erkennt mit der Mutter gemeinsam so nach und nach die Gründe für diesen drastischen Schritt. Noras Kampf gegen die Behörden nimmt im zweiten Abschnitt die elementare Stellung ein und es ist furchtbar zu sehen, wie schwer ihr der Kampf gegen Mobbing gemacht wird.
Eigentlich war es sowieso klar, aber hier wird es noch einmal extrem deutlich: Mobbing muss einfach mehr bekämpft werden, denn die möglichen Folgen sind zu gravierend, als das man einfach mit einem „weiter so“ sich von der Sache abwenden kann. Es ist nicht damit getan die eine oder andere Schulstunde dem Thema zu widmen. Es müsste insgesamt viel ernster genommen werden, und das nicht nur an Schulen sondern ganz allgemein. Auch muss darüber nachgedacht werden, dass Mobbing härter zu bestrafen, um davon abzuschrecken.
Das Grauen, Entsetzen und auch die Zweifel sowie Schuldgefühle der Mutter sind von Beginn an greifbar und fesselte den Leser, obwohl man gleichzeitig das Buch, ob des ganzen Leids, eigentlich weglegen möchte. Der Schreibstil als solcher ist meist ansprechend, aber manche Wiederholung wäre mir bei einem fiktionalen Buch etwas too much gewesen, doch hier passt es. Es gibt nun mal Fragen, die man sich dann wahrscheinlich immer und immer wieder stellt – also machen es auch solche Dinge noch authentischer.
Ein Erfahrungsbericht, der es in sich hat und den ich so schnell sicher nicht mehr vergessen werde. Ein starkes Buch, einer unheimlich mutigen Frau, dass ich gerne empfehle – allerdings sollten Jugendliche das Buch wohl besser höchstens von Eltern (und/oder Lehrer) begleitet lesen.

Bewertung vom 02.11.2018
Chicago
Mamet, David

Chicago


schlecht

So gar nicht meins...

Chicago, 20er Jahre: Mike Hodge ist der Reporter, dessen Geliebte vor seinen Augen erschossen wird. Grund dafür dürfte sein, dass er sich mitten in der Unterwelt mit all ihren Ganoven befindet und die falschen Leute verärgert hat…
Ich breche fast nie ein Buch wirklich komplett ab, sondern lege es immer wieder mal zur Seite und beende es doch, aber bei diesem hier mache ich eine Ausnahme, denn sowohl der Schreibstil, als auch die Geschichte konnten mich bis Seite 150 so gar nicht fesseln. Es war mir schlichtweg egal, was noch kommt und daher habe ich beschlossen mich nicht mehr weiter durch das Buch zu quälen. Gerade der Protagonist Mike mit seinen schier wenig langen Schachtelsätzen hat mich genervt, es gab zeitweise extrem viele Längen, aber auch die Sprünge der Geschichte haben mich oft verwirrt. Vielleicht war es geplant damit Spannung aufzubauen, aber bei mir hat das so gar nicht gezündet.
Es war einfach nicht mein Ding, Thrill und einen roten Faden habe ich auf den gelesenen Seiten nicht in Ansätzen vorgefunden, ein Lesefluss entstand nie und das ganze Mafia-Ding fand ich hier für mich einfach nicht überzeugend.
Dabei hätten der Schauplatz und die 20er Jahre doch einiges an Potential gehabt…aber der Schreibstil nervte mich so sehr, dass ich da lieber auf andere Bücher zurückgreife.
Ein Thriller, der keiner ist, mich aber auch als Roman nicht ansatzweise überzeugt hätte.

Bewertung vom 26.10.2018
Die Elemente des Todes
Fischer, Claus C.;Petermann, Axel

Die Elemente des Todes


gut

Zäher Beginn, hintenraus besser

Eine Mordserie erschütterte den Norden Deutschlands. Dieser Treu-Crime- „Thriller“ beschäftigt sich damit, beleuchtet die Hintergründe von grausamen Morden und lässt einen Einblick in die Ermittlungen zu.

Der Start und die ersten knapp 100 Seiten waren unglaublich zäh und haben mich wirklich nicht angesprochen. Die zahlreichen Figuren, die ständigen Zeitsprünge, fehlende Spannung und auch manche Schwierigkeit mit dem Schreibstil waren dafür ursächlich. Ich kam und kam einfach nicht so richtig in die Geschichte rein. Fast hätte ich das Buch abgebrochen, als es plötzlich deutlich klarer und verständlicher wurde. Das Interesse war plötzlich da, als sei ein Schalter umgelegt worden. Zu diesem Zeitpunkt wurde es aber auch ziemlich brutal und manches Mal ertappte ich mich dabei, wie ich mir vorstellte, all das sei reine Fiktion.

Doch weit gefehlt. Das Buch erscheint sehr authentisch und man kann im Internet – trotz gewisser Verfremdungen zum Schutz der Opfer– natürlich sofort die wahren Begebenheiten finden und man fragt sich, wie Menschen sich solche Dinge ausdenken können…

Ich hatte mir einerseits mehr von dem Buch versprochen (ich habe von Petermann schon einiges gelesen, was mich direkt angesprochen hat), andererseits war das erwartete Grauen schon vorhanden. Während ich mich die ersten rund 100 Seiten immer wieder zum Lesen zwingen musste, musste ich mich später eher zwingen mal eine Pause einzulegen. Das macht die Bewertung nicht leicht, denn in der Gesamtschau bin ich wirklich sehr hin und hergerissen.

Bewertung vom 24.10.2018
Die perfekte Unschuld / Luc Callanach Bd.2
Fields, Helen

Die perfekte Unschuld / Luc Callanach Bd.2


sehr gut

Zwei Morde erschüttern Edinburgh in einer einzigen Nacht. Der Tathergang könnte nicht unterschiedlicher sein, allerdings haben die Opfer gemeinsam, dass sie beide sehr sozial engagiert waren. Warum bringt jemand „gute Seelen“ um? Sind sie vielleicht gar nicht so gut? Was steckt dahinter und vor allem wer? Luc Callanach und Ava Gardener ermitteln. Parallel wird in einem Cybercrime-Fall ermittelt, sodass Luc und Ava nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen und privat läuft auch nicht alles rund…

Ich musste nach dem ersten nahezu genialen Band „Die perfekte Gefährtin“ die Reihe unbedingt fortsetzen. Das „Wiedersehen“ mit den Ermittlern hat mir sehr gut gefallen und es startet auch direkt ziemlich heftig. Sofort fragte ich mich, was hinter den Morden stecken könnte und nur so viel: ich kam erst ziemlich spät darauf. Und selbst als ich eine Ahnung hatte, blieb es fast bis zum Schluss spannend.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, gut und schnell zu lesen und hat mir wieder richtig gut gefallen. Der Fall als solcher war ebenfalls weitgehend überzeugend, wenn es mir zum Ende hin auch fast schon ein kleines bisschen too much war. Zu viel des Guten gab es auch beim „Beziehungskuddelmuddel“ von Luc und Ava. Beide sind mir sehr sympathisch, aber hier haben sie es sich unnötig schwer gemacht. Rundum zufrieden war ich wieder mit Tripp und Salter, aber begeistert hat mich eine neue andere Figur, die hoffentlich auch in weiteren Bänden eine Rolle spielen wird.

Es gab die Wendungen, Spannung und falsche Fährten, wie man es von einem echten Thriller erwartet. Hätte die Autorin nicht an mancher Stelle den Bogen überspannt und ein wenig mehr die Raffinesse aus dem ersten Band an den Tag gelegt, hätte ich vielleicht erneut fünf Sterne vergeben.

Dieses Buch ist auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich, empfehlen würde ich trotzdem mit dem ersten Teil zu beginnen, damit die Ermittler und ihre Verhaltensweisen besser verstanden werden können.

Der zweite Fall konnte das extrem hohe Niveau des ersten Falls nicht halten – trotzdem werde ich die Reihe weiterverfolgen und empfehle sie auch gerne weiter! Achtung: Nichts für Zartbesaitete!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2018
Gangsterblues
Bausch, Joe

Gangsterblues


ausgezeichnet

Zwölf spannende Kurzgeschichten aus der JVA

Joe Bausch ist der leitende Mediziner der JVA Werl und das schon über 30 Jahre. In dieser Zeit hat er ganz verschiedene Dinge erlebt, die er hier in Kurzgeschichten fiktionalisiert zum Besten gibt.

Kurzgeschichten sind an sich nicht ganz so meins, aber hier wurde ich schnell überzeugt und ich konnte das Buch kaum mehr weglegen. Das lag zum einen am runden, in sich stimmigen Schreibstil, zu anderen an den Geschichten selbst.
Die Geschichten sind vielfältig und wecken die verschiedensten Emotionen. Jede dieser 12 Geschichten hat mich auf die eine oder andere Weise bewegt, mal staunte ich ungläubig, mal schüttelte es mich quasi und selbst eine gewisse Sympathie gegenüber den Kriminellen keimte gelegentlich auf. Nicht nur gegenüber einem möglicherweise zu Unrecht verurteilten Mörder.

Ich hatte das Gefühl einen realistischen Querschnitt aus dem Gefängnisleben gelesen zu haben und empfehle das Buch, welches zum Nachdenken anregt, gerne weiter. Aber Achtung: es ist wirklich nichts für zartbesaitete Menschen, denn es geht manchmal ganz schön hart zu und das auf ganz verschiedene Arten, die niemanden kalt lassen.

Bewertung vom 02.10.2018
Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


gut

Zwischendurch zu ausufernd

Johann Georg Faustus lebt in Knittlingen, Kraichgau mit seiner liebevollen, aber kranken Mutter, seinen Brüdern und dem Vater, der Johann nicht mag. Auch im Ort ist der besonders wissbegierige Junge nicht angesehen und eckt immer und immer wieder an. Einzig Margarethe mag ihn und nimmt eine wichtige Rolle in seinem Leben ein. Fasziniert ist Johann schon als Kind von Gauklern und Zauberern und so lernt er Magier Toinio de Moravia kennen. Jahre später treffen sie erneut aufeinander und der geschlossene Pakt wird zu einem Fluch.
Mir war die Geschichte viel zu ausufernd. Zwar gefiel mir an sich die Handlung, aber eine Straffung hätte dem Buch vor allem im Mittelteil sehr gut getan. Mich konnte das Buch zwischenzeitlich nicht fesseln, sodass ich zwischendurch ein anderes Buch gelesen habe. Trotzdem fand ich die Fabulierlust des Autors bemerkenswert, der Schreibstil leicht verständlich und das Leben im Mittelalter wird gut dargestellt. Das Leben der Gaukler, beschwerliche Reisen durch die Alpen oder auch die Verfolgung von Andersdenkenden waren interessant (aber leider wie, schon angedeutet, teilweise viel zu ausufernd).
Eines meiner Probleme mit dem Buch ist ganz klar, dass ich Johann höchst unsympathisch fand und nicht erst, als er wirklich vom Egoismus zerfressen ist, sondern schon vorher. Das Wissen wichtig ist, will ich nicht bestreiten – aber nicht zu jedem Preis!
Trotzdem haben mich am Anfang und vor allem zum Ende hin einige Passagen so überzeugt, dass ich wohl auch den zweiten Teil lesen werde, denn man will ja trotzdem wissen, was Johann und seinen Begleitern widerfahren wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2018
Bösland
Aichner, Bernhard

Bösland


ausgezeichnet

Sehr spannend und schockierend

Ben lebt in einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen und hat eine Kindheit, die eigentlich keine ist. Er wird ständig von seinem unzufriedenen Vater im „Bösland“, auf dem Dachboden des Hauses misshandelt, während die Mutter einfach wegsieht. Ben hat kaum Freunde, nur Kux sucht immer wieder seine Nähe, bis Mathilda in den Ort zieht. Auch sie trifft sich gerne mit Ben, doch eines Tages wird er sie erschlagen. Das Mörderkind kommt in die Psychiatrie, verliert alles, schafft es dann aber doch ein relativ geregeltes Leben zu führen, bis er etwas findet, dass alles verändert.
Bei diesem Autor muss man einfach immer zuerst was zum Schreibstil äußern, denn er ist ganz anders als man das gewohnt ist. Aichners Schreibstil wirkte auch mich ausgereifter als ich von der Totenfrau-Trilogie kenne. Deutlich strukturierter, weniger Ein-Wort-Sätze (auch Sätze mit nur zwei, drei Wörtern gab es relativ selten und wenn war es wirklich passend) und daher auch angenehmer zu lesen. Kurz und knapp sind jedoch wieder die Kapitel, sodass ich immer noch eines nachlegen müsste, zumal die Erzählart immer wieder wechselt. In einem erzählt Ben, in einem anderen redet er mit einer Person. Die Dialoge sind in Spiegelstrichen ohne Ausschmückungen auf das Wesentlich konzentriert. Beim Durchblättern hatte ich zwischendurch die Sorge, dass man vielleicht nicht immer gleich erkennen könnte, mit wem Ben spricht, aber diese Sorge war komplett unbegründet.
Handlung und Erzählweise haben es mir kaum möglich gemacht das Buch einmal wegzulegen. Da sind die brutalen Schilderungen der Kindheit, dann die Zäsur durch den Mord an der Apothekertochter. Es scheint unglaublich, dass ein 13-Jähriger einem anderen den Kopf einschlägt, aber er ist der Mörderjunge, der über Jahre nicht ein Wort spricht, der keinerlei Erinnerungen an die Tat hat und verzweifelt versucht ein „normales“ Leben zu führen, bis er auf einen alten Kindheitsfreund trifft. Damit setzt sich eine Spirale in Gang, die unaufhaltsam scheint. Warum hat Kux ihn nie in der Psychiatrie besucht? Was geschah damals wirklich? Mithilfe einer Therapeutin versucht Ben diese und zahlreiche weitere Fragen zu klären. Er geht noch einmal zurück in das Dorf und das Bösland und entdeckt schier unglaubliches. Es folgen zahlreiche weitere Ungeheuerlichkeiten, menschliche Abgründe tun sich auf und überraschende Wendungen lassen immer wieder Hoffnung aufkeimen, dass sich am Schluss doch noch alles zum Guten wendet.
Wie schon manch anderer Leser, komme ich auch zu dem Schluss, dass sich Aichner hier selbst übertroffen hat!

Bewertung vom 19.09.2018
Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick / Redwood Bd.1
Moran, Kelly

Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick / Redwood Bd.1


sehr gut

Liebenswerte Charaktere

Avery hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und zieht mit ihrer autistischen Tochter Hailey nach Redwood, eine idyllische Kleinstadt, um einen Neustart zu wagen. Dort lebt ihre Mutter und ihrer Tochter hatte das Leben in der Großstadt nicht gutgetan, aber zunächst wohnt sie in einem Ferienhaus ihrer Mutter und hat noch keinen Job. Der erste Abend in der neuen Umgebung verläuft für Avery alles andere rund und sie lernt den Tierarzt Cade kennen. Dieser ist ihr aufgrund eines Missverständnisses zunächst alles andere als wohlgesonnen, aber das ändert sehr schnell…
Gewöhnlich brauche ich ein paar Seiten, bis ich in einer Geschichte so richtig drin bin, aber hier war ich von Seite eins an richtig begeistert. Der Schreibstil ist wunderbar rund, flüssig zu lesen und so einfach, das der erste Teil der Trilogie im Nu gelesen ist. Die Autorin schafft es die Stimmung, die Gegend und manches Prickeln gut zu vermitteln. Besonders gut gefallen haben mir jedoch die Protagonisten. Die Charaktere sind sehr verschieden, teils auch extrem speziell und übergriffig, aber irgendwie alle auf ihre ganz eigene Art liebenswert. Toll in Szene gesetzt wurden die Schwierigkeiten, die sich beim Zusammenleben mit autistischen Kindern ergeben– aber auch, was sie zurückgeben können, wenn man nur aufmerksam genug ist.
Bis zur Mitte des Buches war ich rundum begeistert, danach gab es immer wieder längere Sequenzen, die mir weniger zusagten und zu vorhersehbar waren, aber es war noch in Ordnung. Ich fand es nur etwas schade, dass die Stadtbewohner und die Tierklinik zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund gerückt waren.
Wer eine tiefgründige Geschichte sucht, wird sie hier nicht finden, aber immerhin ein Wohlfühlbuch, welches ich binnen eines Tages gelesen hatte. Obwohl es nicht mein Genre ist und mich Liebesgeschichten oft nicht auf ganzer Linie überzeugen können, freue ich mich schon auf den nächsten Teil, denn die Akteure sind mir ruck zuck ans Herz gewachsen .

Bewertung vom 13.09.2018
Das Vogelhaus
Meijer, Eva

Das Vogelhaus


ausgezeichnet

Überraschend gut

Len Howard beobachtete und kümmerte sich ihr Leben lang um Vögel. Vögel und die Musik sind ihre Leidenschaften, die ihr Leben bestimmen, für die sie einiges auf sich nimmt, manches hinter sich lässt und immer stärker zu werden scheint.

Sehr große Erwartungen hatte ich nicht an das Buch, denn Len Howard war mir kein Begriff und von ihren Vogelerfahrungen hatte ich auch keine allzu großen Erkenntnisse erwartet. Ein nettes Buch für Zwischendurch dachte ich, aber ich wurde eines Besseren belehrt, denn die Autorin nimmt den Leser mit Fiktion und Fakten mit auf eine Lebensgeschichte, die mich was von Beginn an sehr gepackt hat. Die Erzählung startet in der Kindheit, es werden Probleme in der Familie offenkundig, doch Len hat ihre Musik und die Vögel – sie kommt zurecht. Irgendwann hat sie jedoch den Wunsch auf Neues und wagt einen großen Schritt, der zu jener Zeit für eine junge Frau sicher alles andere als leicht war. Der Werdegang von Len ist immer wieder von Schilderungen über Vogelbeobachtungen und das Leben im Vogelhaus unterbrochen, sodass man das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen mag. Und das trotz eines sehr ruhigen und relativ verhaltenen Schreibstils.
Es wird nachvollziehbar geschildert, warum Len sich lieber mit ihren fliegenden Freunden, als mit Menschen abgibt und sie nimmt tatsächlich einiges – selbst noch im hohen Alter- auf sich, um ihren gefiederten Freunden zur Seite zu stehen.

Ein kleines, überraschendes Buchschätzchen, das hoffentlich viele Leser findet und zum Nachdenken anregt.