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Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7


sehr gut

Lesenswerte Fortsetzung mit atemberaubendem Finale

„Er hatte nicht alles zerstört. Doch das war reines Glück gewesen, und deshalb hatte er beschlossen, sein Leben von Grund auf zu ändern.“

Drei Jahre mussten sich die Fans gedulden, jetzt ist endlich die langersehnte Fortsetzung der Reihe erschienen. Und die bietet allerhand Zündstoff: Ein Heckenschütze hält die schwedische Kleinstadt Karlshamn in Atem, schon drei Opfer wurden hinterrücks erschossen. Vanja hat bei der Reichsmordkommission Torkels Nachfolge angetreten und ist somit für die Ermittlungen verantwortlich. Ihr Vater Sebastian Bergmann unterstützt sie privat und kümmert sich liebevoll um seine Enkelin Amanda. Sebastian arbeitet mittlerweile als Therapeut, sein neuer Patient, der Australier Tim Cunningham stellt ihn vor eine große Herausforderung. Billy, Vanjas Kollege und bester Freund, wird bald Vater und freut sich sehr darauf. Doch dann holt ihn seine Vergangenheit wieder ein und all sein Glück droht zusammenzubrechen. Billy will das um jeden Preis verhindern.

Die Autoren Michael Hjorth und Hans Rosenfeld schreiben flüssig und klar in kurzen Kapiteln. Auch wenn seit dem letzten Band der Reihe eine längere Zeit vergangen ist, war ich dank des unkomplizierten, angenehmen Sprachstils sofort „drin“ im aktuellen Geschehen. Abwechslungsreich wird die Geschichte vor allem durch die ständigen Perspektiv- und Schauplatzwechsel, verschiedene Handlungsstränge werden immer weiter gesponnen und schließlich zusammengeführt.

Sebastian Bergmann, so unangenehm wie er oft sein mag, ist eine meiner literarischen Lieblingsfiguren. Er ist durch schlimme persönliche Erfahrungen, den Verlust seiner Frau und seiner Tochter, zu einem gebrochenem Mann geworden. Sebastian verhielt sich in der Vergangenheit häufig wie ein rücksichtsloses, manipulatives Ekel. Doch in diesem neuesten Band wirkt er „zahm“, fast geläutert, scheint mit seinem aktuellen Leben zufrieden. Er lebt nun mit Ursula zusammen, die in Vanjas Team arbeitet, und darf seine Enkelin Amanda regelmäßig treffen, was ihn glücklich macht. Doch ihm droht in Gestalt verschiedener Personen große Gefahr. Dass die Beziehungen der Figuren sich mit jeder Fortsetzung verändern, man beim Lesen die Charaktere immer besser kennenlernt, ihre Geschichten kontinuierlich weitergeführt werden, gefällt mir sehr gut. Ich habe mir im Verlauf der Reihe von den verschiedenen Figuren ein ausführliches Bild machen können. In diesem Band scheinen alle Charaktere, auch Sebastian etwas weniger komplex und tiefgründig und nicht mehr ganz so sorgfältig ausgearbeitet. Auch wenn es in der Reihe für mich keine absoluten Sympathieträger gibt - alle Figuren haben ihre Ecken und Kanten - bin ich von den Figuren dennoch gefesselt. Ich möchte unbedingt wissen, wie es für jeden einzelnen weitergeht. Keiner der Mitwirkenden kann sich in dieser Reihe sicher fühlen, alle bewegen sich auf dünnem Eis, sind verwundbar.

„Die Früchte, die man erntet“ ist sehr ungewöhnlich aufgebaut. Der Anfang und der Mittelteil lesen sich zwar kurzweilig und flüssig, aber im Vergleich zu den früheren Büchern fast „gemächlich“. Nach der Auflösung des dramatischen, aber wenig rätselhaften Heckenschützenfalls, bei dem der Täter recht bald bekannt ist, geht es erst richtig los. Der Krimi macht eine absolut erstaunliche Wendung, die Handlung nimmt enormes Tempo auf, steigert sich zum Finale noch einmal fulminant. Die letzten Seiten hatten auf mich eine extreme Sogwirkung, das Ende markiert ein „doppelter“ Cliffhanger, der dem aus dem letzten Band in nichts nachsteht. Einen Aspekt der Handlung empfand ich bis jetzt als nicht ganz nachvollziehbar, aber ich kann die Erklärung im nächsten Band kaum abwarten. Hoffentlich dauert es nicht erneut drei Jahre bis zur Auflösung. Ich bin auch nach dem neuesten Band, der meine Erwartungen durchaus erfüllt hat, mich gut unterhalten hat und eine zum Ende hin unfassbar aufregende, wahnsinnig fesselnde Geschichte erzählt, weiterhin ein großer Fan d

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2021
Sei mutig wie ein Puma! / Isa und die wilde Zorra Bd.1
Bertram, Rüdiger

Sei mutig wie ein Puma! / Isa und die wilde Zorra Bd.1


sehr gut

Unsichtbare Heldin trifft auf schüchternes Mädchen: turbulent, originell und sehr witzig

Isa ist schrecklich schüchtern und unsicher, sie hasst es, im Mittelpunkt zu stehen. Jeden Abend liest ihr Vater ihr Geschichten von Zorro, dem berühmten Helden vor. Gerne wäre Isa selbst so mutig wie Zorro, dann würde sie aktiv gegen Ungerechtigkeit kämpfen. In ihrer Klasse, in der die Zwillinge Anne und Anna das Sagen haben, ist Isa nicht sonderlich beliebt. Vor der morgigen Klassenfahrt auf den Ponyhof graut es ihr daher sehr, zumal sie nicht reiten kann und sogar Angst vor Pferden hat. Doch dann springt auf einmal ein Mädchen mit schwarzem Umhang, Degen und Maske durchs Fenster ins Klassenzimmer: Zorra, Zorros kleine Schwester, ist gekommen, um Isa zu helfen. Isa ist allerdings die einzige, die sie sehen kann…

Autor Rüdiger Bertram erzählt kindgemäß, abwechslungsreich und sehr humorvoll. Das Buch ist ein Comic-Roman, häufig zeigen Heribert Schulmeyers dynamische, treffende Comicbilder meist mit Sprechblasen, wie es nach einem Textabschnitt weitergeht. Die witzigen Illustrationen machen Spaß und motivieren.
Kinder ab acht Jahren können das Buch sicher selbstständig lesen. Die Schrift ist ein bisschen größer, der Zeilenabstand zur besseren Lesbarkeit etwas weiter.

Isa ist eine prima Identifikationsfigur für schüchterne, ängstliche Kinder. Sie hat ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, kann es nicht leiden, wenn sich andere falsch und fies verhalten, traut sich aber nicht, einzugreifen. Zorra ist genau das Gegenteil von Isa. Unerschrocken, mutig, tatkräftig, spontan und sehr selbstbewusst. Von ihr kann Isa noch sehr viel lernen. Zorra bringt Isa oft ziemlich in die Bredouille, aber das ist genau der Schubs, den die ruhige Isa gebraucht hat. Zorra zeigt Isa auf ihre unkonventionelle eigene Art, dass auch in ihr eine Heldin schlummert, sie muss sie nur wecken. Die beiden entwickeln sich zu einem unterhaltsamen Gespann, das mit den bösartigen Zwillingen Anne und Anna ernstzunehmende gemeine Gegenspielerinnen hat.

Viele Kinder haben unsichtbare Freunde, Isas neue unsichtbare Freundin ist aber eine waschechte Heldin. Eine Klassenfahrt auf den Reiterhof mit Superheldin im Gepäck ist nicht nur aufregend, sie kann auch ganz schön gefährlich werden. Isa vorherige Bedenken waren durchaus berechtigt, aber sie kann sich dem Abenteuer einfach nicht entziehen und galoppiert mitten hinein. Und plötzlich ist Zorra nicht mehr die einzige Heldin. Heldinnen können nämlich ganz unterschiedlich sein.
Vor allem ist diese Freundschaftsgeschichte aber irre witzig: wenn die betreuenden Lehrkräfte Frau Bade und Herr Wanne heißen, da muss Spaß vorprogrammiert sein. Als Running Gag taucht immer wieder eine ebenfalls unsichtbare Band auf, die Zorra besingt, sich aber partout nicht merken kann, dass Zorra „die Rächerin der Armen“ und nicht etwa „die Sprecherin der Aale“ ist. Da kommt es zu allerlei lustigen Wortverwechslungen, die meine Mitleser stets zum Lachen brachten. Und dass Zorra mit ihrem Lasso Rache an den Hinterteilen von Bösewichten übt und zielgenau trifft, oder mit ihrem Degen auf Hosenrückseiten ihr Z hinterlässt, das ist ebenfalls eine ziemlich lustige Vorstellung.
Das Dreamteam Rüdiger Bertram und Heribert Schulmeyer hat erneut ein unterhaltsames, schräges, komisches Freundschaftscomicabenteuer voller Phantasie geschrieben, das großen Spaß und Mut macht. Die Zwei können es einfach, hoffentlich arbeiten sie noch lange zusammen.

Bewertung vom 04.11.2021
Kasi Kauz und die komische Krähe / Kasi Kauz Bd.1
Wnuk, Oliver

Kasi Kauz und die komische Krähe / Kasi Kauz Bd.1


sehr gut

Komische Krähe und kluger Kauz- hübsch gestaltetes Bilderbuch mit wichtiger Botschaft

Wer ist denn das? Im Wald taucht ein komischer Vogel mit leuchtend buntem Gefieder auf, der seltsame schrille Laute von sich gibt. Alle Bewohner des Waldes sind sehr neugierig, aber auch ziemlich misstrauisch und skeptisch. Kasi Kauz will herausfinden, was die Tiere genau gegen die „komische Krähe“ haben. Ob er es schafft, die Wogen zu glätten und die Vorurteile abzubauen?

Autor Oliver Wnuk formuliert kindgemäß und lebendig im Präsens. Die einfachen, kurze Sätze sind gut zu verstehen. Matthias Derenbachs farbenfrohe, detaillierten und liebevollen Illustrationen laden zum genaueren Betrachten ein. Seine niedlichen, individuellen Figuren werden bei den Kindern sicher gut ankommen. Mir persönlich ist die Darstellung von Kasi Kauz mit den überdimensionierten Augen allerdings ein bisschen zu kitschig geraten, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab fünf Jahren, jüngere Kinder werden die Handlung zwar nachvollziehen, aber die Aussage der Geschichte nicht vollständig erfassen können.

Eine bunt gemischte Figurentruppe hat Oliver Wnuk da zusammengestellt. Während der fremde „Blödmann“ schreiende Vogel von den Waldbewohnern argwöhnisch beäugt wird, werden die Leser sofort wissen, was das für ein exotisches Tier ist. So verschieden die Waldtiere sind, alle haben sie Sorge, dass die Ankunft des Fremden ihr Leben verändern könnte. Darin sind sich Ente, Eichhörnchen und Wildschwein einig. In dieser Hinsucht erinnern sie doch sehr an uns Menschen, die in bestimmten Situationen ebenso Vorurteile gegenüber Unbekannten haben. Kasi Kauz aber greift ein. Kasi ist eine wunderbare Figur. Der kleine Kauz beobachtet genau, zeigt sich neugierig und lässt sich auf Neues ein. Und dazu ist er noch ziemlich klug, hört anderen sehr aufmerksam zu und geht auf sie und ihre Bedenken ein. Kasi Kauz mit seiner bedächtigen, ruhigen Art ist ein Vorbild, kein komischer, sondern ein kluger Kauz.

Die einfache Geschichte ist recht schnell erzählt. Aber trotzdem macht es Spaß, Kasi Kauz bei seiner Vermittlungsmission zu begleiten. Von seiner unaufgeregten, gelassenen, durchdachten Gesprächsführung kann so mancher Erwachsene noch etwas lernen. Kasi verdeutlicht, wie wichtig Zuhören für gegenseitiges Verständnis ist. Sorgen werden vom ihm ernst genommen und mit entsprechenden Argumenten entkräftet. So beweist Kasi letztendlich, dass man nur bereit sein muss, sich auf Fremde einzulassen, dann sind sie nicht mehr fremd. Nebenher macht Kasi noch klar, dass viel Besitz nicht glücklicher macht, dass Schönheit nicht nur äußerlich ist, sondern auch von guten Taten kommt und dass wir doch alle letztendlich eines gemeinsam haben, wir alle wollen glücklich sein.
„Kasi Kauz und die komische Krähe“ ist eine kleine, nette, ansprechend bebilderte und weise Geschichte, eine Art Parabel über die Angst vor Unbekanntem und Fremdem. Die Handlung ist nicht spektakulär oder aufregend, hat aber im übertragenen Sinn durchaus aktuellen, gesellschaftlichen Bezug. Für mich ein lesenswertes Vorlesebuch mit kluger Hauptfigur und wichtiger Botschaft.

Bewertung vom 01.11.2021
Ritterspiele auf Burg Waghalsig / Darius Dreizack Bd.1
Szillat, Antje

Ritterspiele auf Burg Waghalsig / Darius Dreizack Bd.1


ausgezeichnet

Ein etwas anderes Ritterabenteuer mit drollig-liebenswerter Hauptfigur

Der kleine Lindwurm Darius Dreizack erhält eine besondere Einladung, er darf die Ritterschule auf Burg Waghalsig besuchen. Jetzt hat er ganz schön Muffensausen, denn er ist überhaupt nicht geschickt und auch nicht mutig so wie seine Geschwister. Eigentlich will Darius überhaupt kein Ritter werden. Der kleine Lindwurm verabscheut Kämpfe, viel lieber mag er Natur und Ruhe. Mit einem mulmigen Gefühl macht er sich auf den Weg zur Burg. Sofort trifft er auf den geschrumpften, aber selbstbewussten Ziegenbock Rüdiger von Hirtenkäse und Hüttenquark und kurz darauf auf Lonnhilde, genannt Lonni. Gemeinsam versuchen die drei auf Burg Waghalsig zu bestehen. Ob sie in 33 Tagen bereit für die ersten Ritterspiele sind?

Antje Szillat schreibt kindgemäß, gut verständlich und mit viel Wortwitz. Vor allem ihrer Figur Rüdiger legt sie immer wir sehr komische Ausdrücke wie „Schangedön“ oder den coolen Gruß „Bonschlonzo“ in den Mund. Beim Vorlesen machen diese Formulierungen besonders Spaß.
Susanne Göhlichs zahlreiche bunte, niedliche und motivierende Bilder ergänzen die Geschichte perfekt. Ihre Figuren muss man einfach mögen, sie sehen sehr drollig aus. Auf dem Vorsatzpapier ist eine Umgebungskarte von Burg Waghalsig abgedruckt. So können sich die Leser den Schauplatz der Handlung gleich besser vorstellen.
Die Kapitel haben eine „lesefreundliche“ Länge, für uns nicht zu lang und nicht zu kurz.
Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Zuhörer ab fünf Jahren.

Mit Darius werden sich zurückhaltende, ängstliche Kinder sicher prima identifizieren können. Der kleine Lindwurm ist nett, höflich, freundlich, rücksichtsvoll und überhaupt nicht abenteuerlustig und draufgängerisch.
Schrumpfziegenbock Rüdiger ist wesentlich kleiner als Darius, sein Selbstbewusstsein ist aber so groß, dass es dicke für zwei reicht. Mit seiner lustigen Sprache sorgt er immer wieder für Schmunzler. Die dritte im Bunde ist Lonni, eine Mischung aus Rüdiger und Darius, sie zeigt sich aufgeweckt und offen für Herausforderung, aber gleichzeitig auch empathisch und verständnisvoll. Auf Burg Waghalsig treffen ziemlich viele originelle Figuren aufeinander: Trolle, ein- bis siebenköpfige Drachen, Kobolde oder Zentauren. Eine phantastische Gruppe!

Wird es Darius allen beweisen und schafft er die Zulassung zu den Ritterspielen?
Bis zu den Spielen vergeht eine aufregende, turbulente Zeit mit viel Training. Am Ende wartet eine besondere Überraschung auf Darius und die kleinen Leser.
„Darius Dreizack - Ritterspiele auf Burg Waghalsig“ ist nicht nur eine lustige, vor allem zum Ende hin spannende Geschichte, das Buch wartet auch mit einer schönen Botschaft auf: Rittersein bedeutet nicht nur Mut, Tapferkeit und Abenteuer. Echte Ritterlichkeit zeigt sich auch durch „Tugenden“ wie Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Empathie. Darius Dreizack ist eine phantasievolle, mitreißende Freundschaftsgeschichte mit liebenswerten, originellen Figuren, viel Wortwitz und gelungenen Illustrationen. Ein Buch für alle kleinen und großen Drachen- und Ritterfans, die manchmal mutig sind und manchmal auch Angst haben.

Bewertung vom 01.11.2021
Die Zeit der Kirschen
Barreau, Nicolas

Die Zeit der Kirschen


sehr gut

Herrlich leichte, charmante „Wohlfühlprosa“

„Wir, Monsieur Chabanais, wir glauben an Wunder. Wer denn nicht, wenn Menschen wie wir, die wir von Geschichten leben. Wir verkaufen Träume, das haben sie mir selbst einmal gesagt, erinnern sie sich noch? Wir werden nie aufhören, Träume zu verkaufen, und wir werden nie aufhören, an Wunder zu glauben.“

Seit sich Aurélie und André in „Das Lächeln der Frauen“ gesucht und gefunden haben, ist ein Jahr vergangen. André, der gerade seinen zweiten Roman als Robert Miller veröffentlicht hat, ist nun bereit für den nächsten Schritt, er möchte Aurélie, die in Paris das kleine Restaurant „Le temps des cerises“ führt, einen Heiratsantrag machen. Doch der richtige Zeitpunkt dafür will sich einfach nicht einstellen. Dann erhält Aurélie einen folgenschweren Anruf, der sie nicht nur beruflich noch lange beschäftigen wird und André macht bei der Vermarktung seines Buches eine reizvolle Bekanntschaft…

Nicholas Barreau schreibt unkompliziert und wunderbar leicht, sehr passend zum französischen Savoir Vivre. Abwechselnd schreibt der Autor in der ersten Person aus Andrés und Aurélies Sicht, er wechselt somit regelmäßig die Perspektive auf seine Geschichte. Vieler seiner kleinen, optimistischen Sätze habe ich gerne zweimal gelesen. So heißt es beispielsweise „Die Liebe ist vielleicht das, worauf wir am wenigsten Einfluss haben. Aber sie ist das Wichtigste in unserem Leben. Liebe ist die Antwort auf alles.“ oder „Die Liebe - das sind nicht Rosen und nicht Schokolade, das ist Zusammensein für immer.“ Solche Sätze machen einfach gute Laune.

Der Autor bringt es im Nachwort auf den Punkt: André und Aurélie sind im Alltag angekommen, mit ihren liebenswerten Eigenarten, ihren Unzulänglichkeiten, ihren Hoffnungen und Wünschen. André und Aurélie sind sympathische Figuren, beide sind ehrgeizig, genießen ihren beruflichen Erfolg und beide sind durchaus eifersüchtig. Sie haben nach außen völlig unterschiedliche Interessen: Für André ist Essen einfach nur Essen, für Aurélie können Speisen Kunst sein. André kann ohne Bücher nicht leben, Aurélie liest nicht. Aber Literatur und Kochen haben mehr gemeinsam, als man denkt, heißt es im Buch. Für beides braucht es ein gutes Gespür und eine große Leidenschaft. „Man kann die besten Zutaten verwenden oder die schönsten Wörter- wenn die Leidenschaft fehlt, wird daraus nichts Gutes werden.“ So wird aus der augenscheinlichen Unterschiedlichkeit der beiden dennoch eine Gemeinsamkeit. Auch wenn die Protagonisten sicher nicht die tiefgründigsten Figuren sind, wirken sie doch sehr menschlich, nahbar, vertraut und „echt“, sie entwickeln sich weiter, gestehen ihre Fehler ein.
Aber zwei ganz spezielle Personen drohen das Glück des Paares zu zerstören und stellen die Beziehung auf eine ernste Probe.

Können Aurélie und André alle Missverständnisse und verletzte Eitelkeiten hinter sich lassen oder kommt es zum Neuanfang mit neuen Partnern? Auch wenn ich als Leserin insgeheim sofort wusste, wie es ausgehen wird (was auch sehr gut so ist), hat mir die charmante, leichte Liebesgeschichte mit den vielen zuversichtlichen Sätzen viel Freude gemacht. Dass im Roman immer wieder auf Andrés Roman angespielt wird, der viel mit diesem Buch gemein hat, fand ich eine nette Idee. Ich hatte den Eindruck, André selbst könnte gut der Autor von „Der Zeit der Kirschen“ sein. Andrés Roman wird im Roman als liebenswürdige, nette, charmante Wohlfühlprosa bezeichnet und genau das ist „Die Zeit der Kirschen“ für mich auch. Zudem haben mir die leckeren Gerichte, die Aurelie kocht und isst Appetit gemacht. Romane und gutes Essen, für mich passt diese Kombination ganz prima zusammen. Oft ist es goldrichtig, die Welt nicht zu schwer zu nehmen und Dinge wie Bücher und Speisen einfach zu genießen. Auch Paris, das hier so atmosphärisch beschrieben wird, möchte ich nach der Lektüre gerne besuchen.
Nicholas Barreau hat erneut einen kurzweiligen Liebesroman für einen verregneten Sofatag verfasst. „Die Zeit

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2021
Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit / Töchter Amerikas Bd.1
Carey, Ella

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit / Töchter Amerikas Bd.1


sehr gut

Die Stunde der Frauen - kurzweiliger Roman um eine junge, tatkräftige New Yorkerin während des Zweiten Weltkriegs

Lily Rose, Tochter „aus gutem Haus“, arbeitet 1942 im New Yorker Restaurant Valentino‘s als Sous-Chefin, was ihrer Mutter Viictoria sehr missfällt. Als immer mehr Männer an die Front gerufen werden, bekommt Lily sogar den Posten der Küchenchefin in Aussicht gestellt. Gemeinsam mit anderen Frauen versucht sie das Restaurant am Laufen zu halten, was durch den Mangel an manchen Lebensmitteln immer schwieriger wird. Lilys beruflicher Höhenflug wird unter anderem nur dadurch ermöglicht, dass ihr Kollege Tom, in den Lily verliebt ist, eingezogen wird. Lily hofft sehr, dass er den Krieg überlebt, doch dann trifft eine beunruhigende Nachricht ein…

Die Geschichte lässt sich dank Ella Careys klaren und angenehm leichten Schreibstils sehr unkompliziert und flüssig lesen. Es war für mich kein Problem, in die Handlung hineinzufinden. Die Autorin erzählt chronologisch in der dritten Person.

Lily ist eine nette, sympathische Figur. Sie ist ehrgeizig, gibt sich aber dabei immer rücksichtsvoll, will niemandem etwas Böses. Mitunter wirkt sie etwas naiv, wuchs sie doch gut behütet in einer wohlhabenden Familie auf. Das Leben als Nur-Ehefrau würde Lily nicht ausfüllen, sie möchte beruflich auf eigenen Beinen stehen, es aus eigener Kraft schaffen. Mit Lily fieberte ich mit, hoffte sehr für sie, dass sich ihre Wünsche erfüllen. Vor allem Lilys Mutter Victoria versucht zu verhindern, dass sich Lily beruflich entfaltet. Für sie zählt nur der äußere Schein, eine gute Partie zu machen. Dass Lily arbeitet, passt Victoria gar nicht. Victoria ist sehr von sich überzeugt, auch wenn ihre Aussagen aus heutiger Sicht mitunter seltsam weltfremd anmuten: „Ich weiß, was Patriotismus bedeutet, Lilian. Schließlich habe ich im letzten Krieg Verbandsmaterial aufgewickelt.“
Großmutter Josie ist da eine wesentlich positivere Erscheinung. Sie hat Verständnis für ihre Enkelin, unterstützt sie und hört ihr stets zu.
Männer, die Lily und den Frauen allgemein nichts zutrauen, sind im Amerika der Vierziger Jahren keine Seltenheit und Lily muss sich mit Aussagen wie diesen auseinandersetzen: „Unsere Leser wird es genauso schockieren wie mich, dass eines der renommiertesten Restaurants in New York eine Frau als Chefkoch einstellen musste.“

Wie sehr der zweite Weltkrieg das Leben der New Yorkerinnen und New Yorker verändert, stellt der Roman aus Sicht der Frauen eindrucksvoll dar. Während die jungen Männer im Krieg kämpfen, bekommen Frauen die Möglichkeit, sich zu beweisen, müssen die Arbeit der Männer übernehmen und tun dies durchaus sehr erfolgreich und effektiv. Mir hat ihre Leistung imponiert. Die „Stunde der Frauen“ schlägt unter traurigen Umständen. Lilys packende, interessante Geschichte hat mich gut unterhalten, ein leichter Roman vor dem ernsten Hintergrund des Krieges, der sich fast wie von selbst liest. Gerade gegen Ende wird für mich dann vieles allerdings etwas zu schnell aufgelöst, die Folgen des Krieges bspw. auf die Psyche bestimmter Figuren wurden mir zu oberflächlich abgehandelt, manche Entwicklungen kamen zu überhastet. Dennoch empfand ich „Glanz der Freiheit“ als gelungenen Auftakt einer neuen Reihe. Ich möchte gerne noch mehr „Frauen von New York“ kennenlernen und werde die Fortsetzung auf jeden Fall lesen.

Bewertung vom 17.10.2021
Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Hawkins, Paula

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen


sehr gut

Raffiniert und überzeugend konstruiertes, spannendes „Krimipuzzle“

Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche von Daniel Sutherland gefunden. Zunächst zeichnet sich eine rasche Auflösung des Falls ab. Laura hatte mit dem Opfer einen One-Night-Stand und wurde zuletzt am Tatort gesehen. Doch während der Ermittlungen zeigt sich, dass der Fall vielleicht doch nicht so eindeutig liegt. Auch Carla, die Tante des Opfers, ihr Mann, der Schriftsteller Theo, und Miriam, die im Hausboot neben Daniels lebt und sich merkwürdig verhält, scheinen ebenfalls irgendwie in die Sache verwickelt.
Vor kurzem starb Daniels Mutter Angela. Steht ihr Tod vielleicht im Zusammenhang mit Daniels Ermordung? Und welche Rolle spielt die liebenswürdige Irene, die ehemalige Nachbarin von Daniel und seiner verstorbenen Mutter?

Paula Hawkings Sprachstil liest sich leicht, unkompliziert und gut verständlich. Sie erzählt nicht chronologisch oder durchgehend aus einer Perspektive, sie schildert die Erinnerungen der Beteiligten und „springt“ so immer wieder durch die Zeit. So fiel es mir trotz der klaren Sprache anfangs schwer, mich zu orientieren. Doch im Laufe der Handlung gelang es mir immer besser, die einzelnen Stränge der Geschichte miteinander zu verknüpfen.

Paula Hawkings interessante Figuren polarisieren zweifelsohne. Alle verdächtigen Frauen Laura, Miriam und Carla haben das gleiche Schicksal erlitten. Sie erlebten einen schrecklichen, „monströsen“ Moment, nach dem sich ihr Leben komplett veränderte. Danach war für sie nichts mehr wie vorher. Carla bringt es auf den Punkt: „Unvorstellbar, ja. Ein paar Sekunden gedankenloser Gleichgültigkeit, eine offene Tür. Und sieh uns jetzt an.“ Diese „monströsen“ Momente können die Frauen nie vergessen, sie sind durch sie für ihr ganzes Leben gezeichnet und geprägt. Während ich für Laura viel Mitleid empfand, obwohl sie sich wiederholt falsch verhält und ihre kriminellen Energien nicht im Griff hat, waren mir Miriam und Carla trotz ihres tragischen Schicksal unangenehm, fast suspekt, sie blieben mir in den meisten Situationen fremd, ebenso wie Carlas Mann Theo. Mit Irene vervollständigt aber auch ein sehr sympathischer, einnehmender Charakter die Figurenkonstellation.

Auch wenn ich anfangs ziemlich verwirrt war und die Personen nicht einordnen und einschätzen konnte, wurde ich später vom Sog der Geschichte mitgerissen. Immer mehr Puzzleteile fügten sich ins komplette Bild der Handlung ein, ich konnte ab der Mitte des Romans kaum mehr erwarten, endlich zu Ende zu lesen und das ganze Rätsel zu lösen. Paula Hawkings hat ihren Roman raffiniert und überzeugend konstruiert, am Schluss bleiben keine Fragezeichen stehen. Für mich ist „Wer das Feuer entfacht“ ein Krimi wie er sein sollte: psychologisch, logisch und nachvollziehbar, mit interessanten Figuren und insgesamt wirklich packend. Nach „Girl on the Train“ ein weiteres lesenswertes Buch der Autorin, das ich Krimiliebhabern nur empfehlen kann.

Bewertung vom 16.10.2021
Drive Me Crazy – Für die Liebe bitte wenden (eBook, ePUB)
O'Leary, Beth

Drive Me Crazy – Für die Liebe bitte wenden (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Ex-Paar in einem kleinem Auto, einige Konflikte und viele Erinnerungen

„Ich liebe dich“, sage ich und weine. „Ich habe dich sogar geliebt, als ich dich gehasst habe. Ich habe dich geliebt, als alles andere mir lieber gewesen wäre.“

Eigentlich sollte es eine ganz entspannte Fahrt für die Schwestern Addie und Deb (und ihren Mitfahrer Rodney) zur Hochzeit ihrer besten Freundin Cherry in Schottland werden. Doch dann fährt ihnen einen Auto auf und darin sitzen keine Unbekannten: Addies Exfreund Dylan und sein Freund Marcus, die zur selben Hochzeit unterwegs sind. Der Wagen der Männer ist nicht mehr fahrtüchtig, also bleibt Addie nichts anderes übrig, als Dylan und Marcus Plätze in ihrem Mini anzubieten. Keine einfache Situation für Addie und Dylan, die sich seit zwei Jahren weder gesehen noch gesprochen haben und die damals nicht im Guten auseinandergingen. Auf so engem Raum können die zwei sich und ihren Erinnerungen natürlich nicht entkommen...

Beth O’Leary schreibt klar verständlich und flüssig im Präsens, abwechselnd aus Dylans und Addies Sicht. Sie schildert sowohl die aktuelle Situation auf der Fahrt nach Schottland als auch Erinnerungen der beiden Protagonisten in Rückblenden. Es geht dabei um die Zeit, als sich die beiden kennenlernen und später als Paar zusammen sind. Durch diese nicht durchgehend chronologische Erzählweise wird im Verlauf immer deutlicher, warum sich Addie und Dylan damals trennten.

Addie und Dylan sind spannende Charaktere, die mir im Verlauf immer vertrauter wurden. Beide sind sensible, feinfühlige Personen, die vom ersten Augenblick an ineinander verliebt sind und eigentlich wie füreinander geschaffen scheinen. Addie arbeitet als Lehrerin, nimmt ihren Beruf ernst, Dylan schreibt leidenschaftlich gern besondere Gedichte wie „Die Kraft, die mir zu eigen ist, gehört mir/ ein Geschenk/ das zurückzufordern ich nun beschließe.“ Doch manche Menschen in seinem Umfeld verunsichern ihn. Er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut, sein Vater setzt ihn unter Druck und sein Freund Marcus unterstützt ihn vor allem dann nicht, wenn er es dringend bräuchte. Marcus ist ohnehin ein komplizierter Zeitgenosse, der sich nicht für seine Fehler entschuldigen kann und der andere oft sehr hart kritisiert. Ich empfand ihn häufig als „ziemlich ätzend“. Auch mit Addie hat Markus, der Antiheld, seine Probleme und Dylan gerät immer öfter zwischen die Fronten. Erfrischend dagegen Deb, die ehrlich und direkt sagt, was sie denkt und berechenbar und verlässlich scheint. Wie interessant und reizvoll die Figurenkonstellation ist, wird im engen Raum des Autos schnell deutlich, da treffen so einige Emotionen aufeinander.

Ganz langsam, nach und nach nimmt, die Geschichte Fahrt auf, nach dem Auffahrunfall passiert erst einmal nicht viel, aber gegen Ende, wenn endlich herauskommt, was damals wirklich geschah, entwickelt sich die Handlung zunehmend interessanter, packender und überraschender. Nach etwas längerer Anlaufzeit war ich mitten drin im Geschehen, fieberte mit Addie, spürte die schneidende, unangenehme Atmosphäre im Auto beinahe selbst und wollte unbedingt wissen, warum Addie und Dylan so schlecht aufeinander zu sprechen sind. Beth O’Leary hat einen lesenswerten Liebes- und Beziehungsroman darüber geschrieben, dass sich Menschen durchaus ändern können und dass man manchmal den richtigen Menschen zur falschen Zeit trifft, ein Buch wie ein Roadtrip, der mit der Zeit intensiver wird.
Vielleicht hätte die erste Hälfte etwas straffer erzählt werden können, aber insgesamt habe ich „Drive me Crazy- Für die Liebe bitte wenden“ sehr gerne gelesen. Nicht immer locker leicht, manchmal auch ziemlich ernst und nachdenklich stimmend, aber zu meinem Leserglück auch eine schöne Geschichte mit einer großen Portion Romantik fürs Herz.

Bewertung vom 14.10.2021
Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
Kunnas, Noora

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1


sehr gut

Finnisch-unkonventionell, turbulent, witzig und manchmal ziemlich kurios

Das kann ja heiter werden. Mama und Papa haben eine wichtige Dienstreise und so müssen Lilli und Mikko ihre Ferien bei ihrem fürchterlichen kinderhassenden Onkel Jim verbringen. Zum Glück ist Jim den ganzen Tag über nicht zu Hause und die Geschwister lernen ganz heimlich Flora Salmanteri, Jims schrullige Nachbarin, kennen. Die sieht zwar aus wie eine harmlose, nette Oma, ist aber alles andere als „normal“. Mit ihr und ihrem Freund Tom Holzbein-Vorsteen schlittern die beiden Kinder in ein irrsinnig verrücktes und unglaubliches Abenteuer.

Autorin Noora Kunnas schreibt unterhaltsam, kindgemäß und lebendig mit viel direkter Rede in der ersten Vergangenheit. Ihre Schreibstil ist gut verständlich. Zeichner Teemu Juhani hat komische, charakteristische und sehr individuelle Bilder zur Handlung gezeichnet, die die teils skurrilen Situationen aus der Geschichte anschaulich darstellen.
Das Buch eignet sich für Selber-Leser ab acht Jahren, zum Vorlesen auch schon für jüngere Kinder.

Während sich die kleinen Leserinnen und Leser mit den „durchschnittlichen“, netten, aufgeweckten Kindern Lilli und Mikko bestimmt gut identifizieren können, die sich neugierig und abenteuerlustig auf die neue Bekanntschaft mit Flora einlassen, sind einige anderen Figuren doch eher unkonventionell und teilweise ganz schön schräg. Flora Salmanteri beispielsweise ist schon ziemlich weit in der Welt herumgekommen, kann mit einem 3D-Drucker umgehen und zeigt sich für eine ältere Dame erstaunlich umtriebig. So möchte sie lateinamerikanische Tänze lernen und spielt mit ihrem Freund Holzbein-Vorsteen in einer Band. Holzbein-Vorsteen wirkt zunächst auf die Kinder ein bisschen erschreckend und gruselig, doch das ändert sich, als sie ihn näher kennenlernen. Der plappernde Hahn Pedro und die Minipiraten sind ebenso ziemlich kuriose Figuren. Und mit Rita und ihrem Mann Malte gibt es auch ausgewachsene Bösewichte, der egoistische Onkel Jim komplettiert die Riege der unsympathischen Figuren. Schlagersängerin Monika hält für alle noch eine extra Überraschung bereit. Eine ziemlich abwechslungsreiche und besondere Figurenkonstellation.

Lilli und Mikko erleben eine unerwartet aufregende Zeit bei Onkel Jim. Da können nicht nur Hähne sprechen und Gartenzwerge werden lebendig, es gibt auch einen Kriminalfall zu lösen und
ein Blumen- und Dekorationswettbewerb entwickelt sich überaus spannend. Langeweile ist bei „Flora Salmanteri und die Minipiraten“ Fehlanzeige, Humor dagegen reichlich vorhanden. Wer es turbulent, chaotisch und überdreht mag, liegt mit diesem phantasievollen, originellen Kinderbuch aus Finnland richtig. Meiner sechsjährigen Tochter hat das Buch, das durch die vielen finnischen Namen fast exotisch wirkt, jedenfalls viel Spaß gemacht. Sie ist schon neugierig auf das nächstes Abenteuer der lustigen Truppe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2021
Weihnachten mit Juli / Juli Bd.2
Eimer, Petra

Weihnachten mit Juli / Juli Bd.2


ausgezeichnet

Chaotisch, turbulent, urkomisch und dennoch ziemlich weihnachtlich

Juli ist zurück und wieder sorgt die Stute für allerhand Chaos. Ihr „Herrchen“ Paul und dessen Freund Max freuen sich sehr auf Weihnachten und sogar Nachbarin Anna, die eigentlich kein Weihnachten feiert, kommt langsam in weihnachtliche Stimmung. Alles könnte so schön und harmonisch sein, lediglich der Schnee lässt noch auf sich warten. Doch dann zieht ein neuer Nachbar ins Haus nebenan und der ist alles andere als begeistert davon, dass Juli sich in seinem Garten herumtreibt, seinen neuen Rasen zerstört und seine geliebte Katze tyrannisiert. Er fordert: Juli muss entweder schleunigst unter Kontrolle gebracht werden oder verschwinden. Die tierischen Vier entwickeln einen Plan, wie sie den neuen Nachbarn doch noch von Julis Qualitäten überzeugen können. Doch Juli mag da leider nicht mitspielen. Ist damit ein „Weihnachten ohne Juli“ besiegelt?

Petra Eimer schreibt direkt, klar und sehr witzig aus Pauls Sicht in der ersten Person im Präsens. Wie im Comicroman üblich enthalten die Seiten viele Sprech- und Denkblasen. Manche Wörter im Text werden durch eine andere Schriftart und -größe betont. Die Seiten sind sehr abwechslungsreich gestaltet, lassen sich aber ohne Probleme flüssig und angenehm lesen und auch vorlesen. Trotz des kreativen Layouts ist es kein Problem, sich im Text zu orientieren.
Besonders motivierend sind die absolut gelungenen Illustrationen der Autorin. Die Figuren- allen voran Juli- sehen sehr drollig aus, die dargestellten witzigen, teils herrlich skurrilen Szenen sorgen immer wieder für gute Laune. Die Schrift ist trotz der recht kleinen Größe gut lesbar, sie hat einen etwas weiteren Zeilenabstand. Kinder ab acht Jahren werden das Buch schon selbständig lesen können, es eignet sich auch zum Vorlesen.

Stute Juli ist eine besonders originelle Hauptfigur. Sie macht, was sie will, hält sich an keine Regel, ist verfressen und impulsiv. Sie unter Kontrolle zu halten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist sogar schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten. Klar, dass Julis Herrchen Paul da manchmal die Geduld verliert und ein bisschen ungerecht wird. Aber hinterher tut es ihm dann leid. Paul ist nämlich eigentlich ein wirklich lieber Junge, der sich ein Leben ohne Juli nicht mehr vorstellen kann, auch wenn er manchmal etwas anderes sagt. Max ist Pauls bester Freund, auf ihn kann sich Paul verlassen. Max hat einen Faible für Plätzchen, für Weihnachten und für Juli. Anna, Pauls Nachbarin, kann vieles echt gut: malen, rechnen, turnen und klettern. Nur Ihre Fähigkeiten im Singen sind noch ausbaufähig. Diese tierischen Vier sind wie die vier Musketiere, eine tolle Truppe voller Ideen. Mit ihnen wird es nie langweilig. Dass sie sich mit dem nicht so sympathisch neuen Nachbarn Herrn Sauber herumschlagen müssen, ist eine große Herausforderung. Der ist nämlich ganz schön pingelig und hat genaue Vorstellung, wie es in einer gesitteten Nachbarschaft zuzugehen hat.

Ob es den Vieren gelingt, den Nachbarn umzustimmen? Und was stellt Juli noch so alles an?
Eine turbulente, witzige, chaotische, pferdige und am Ende auch besinnliche Weihnachtsgeschichte. Dass Paul und Juli ein echtes Vorbild haben - Sohn und Pferd der Autorin- macht die Geschichte nur noch interessanter. Klar geht es im Buch etwas extremer und schräger zu als in Wirklichkeit. Vermutlich haben sich der echte Paul und die echte Juli zum Beispiel nicht auf den Weihnachtsmarkt gewagt, aber lustig ist so ein Weihnachtsmarktbesuch mit Pferd außer Rand und Band auf jeden Fall.
Wir können „Weihnachten ohne/mit Juli“ uneingeschränkt empfehlen, es ist eine etwas andere Weihnachtsgeschichte, aber eine ziemlich gute und unterhaltsame.