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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 643 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Hitze, Campingplatz – und neue Chancen im Leben

Es ist das was wir immer öfters erleben, ein Sommer der heiß und hitzig ist. Nur, dass dieser Sommer, „ein unendlich kurzer Sommer“ war. Das gleichnamige Buch der Autorin Kristina Pfister spielt hauptsächlich auf einem Campingplatz. Das Kristina Pfister eine Kennerin dieser doch sehr speziellen Welt ist, merkt man jeder Zeile dieses Buches an. Ich als bekennender Nicht-Camper fand es übrigens großartig, dass ich auf diese Weise eintauchen konnte!
Aber mal zum Inhalt. Wir begleiten Lale, der ihr Leben über den Kopf wächst, steigen mit ihr in einen Zug, der viel Raum zwischen sie und ihrem alltäglichen Leben bringen soll. Sie landet auf einem Campingplatz an einem See, ein traumhafter Ort, nur ist der Campingplatz etwas abgerockt. Mit Gustav, dem Besitzer, bringt sie den Platz in Schwung und verliert sich im Lokalen und kann wieder atmen. Bis auch Christoph hier auftaucht auf der Suche nach seinem Vater, er will die Lebenslüge verarbeiten und sich der Wahrheit näher. Auch nähert er sich Lale und beide tauchen ab. Aber auch ein wenig Chaos ist vorprogrammiert und das Dorf kommt in Schwung.
Es ist ein Sommerroman, ohne Frage, auch wenn draußen keine 32 Grad im Schatten sind, fängt man förmlich an zu schwitzen beim Lesen. Trotz aller Leichtigkeit und fluchtartiger Reaktionen der Hauptfiguren hat der Roman zum Glück Tiefe, die der Geschichte sehr gut tut.
Eine sehr intensive Geschichte, die einen nachdenklich machen über Geschehenes, Verbliebenes und den Ausblick auf die nächsten Schritte im Leben. Dieser eine Sommer – den nehmen wir mit in unsere Herzen und lassen uns von dem guten Erzählton von Kristina Pfister verführen.

Bewertung vom 23.06.2022
Frühling wird es sicher wieder
Hockney, David;Gayford, Martin

Frühling wird es sicher wieder


ausgezeichnet

Ein Buch für Kunstliebhaber, die gerne hinter die Kulissen schauen

David Hockney ist Meister seines Faches und das ist die Kunst. Der 1937 geborene Brite ist besonders für seine Malerei bekannt, aber er fühlt sich auch in anderen Kunstformen zu Hause. Er ist einer DER Künstler schlechthin, wurde doch eines seiner bekanntesten Werke für 90,3 USD versteigert im Jahre 2018.
Nun liegt dieses umfassende Buch „Frühling wird es sicher wieder“ vor, dass sich damit beschäftigt wie Hockney nach seinem 80. Geburtstag Ruhe auf Land wollte um vor allem die Natur aufsaugen. Es wurde die Normandie. In einem alten Bauernhause lies er sich ein Atelier einrichten. Hockney widmete sich dem Frühling. Hier wollte er Bäume blühen sehen und die Vielfalt der Natur aufsaugen. Er wollte genau beobachten, malen, studieren wie die Welt erwacht und wieder erblüht. Covid-19 verstärkte die Situation dann 2020 und er blieb in der Normandie.
Martin Gayford der den Text dieses umfassenden Buches schrieb, kennt Hockney schon länger und die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft. Man spürt dem Text diese Nähe nach und macht es umso faszinierender wie offen hier viele Gespräche und Austausche wiedergegeben wurden.
‚Frühling wird es immer wieder‘ ist kein Kunst-Bildband. Es ist ein Buch über eine Lebensperiode des Künstlers mit dem Fokus diesen herrlichen Frühling zu malen. Das Werk enthält natürlich auch etliche Abbildungen von Hockneys Werken und Bilder des Künstlers (142 Abbildungen), aber diese sind eher klein, was auch dem Format des Buches geschuldet ist und sind nicht der Fokus. Im Mittelpunkt steht der Text, der künstlerische Diskurs.
Da ich nicht im Kunst-Betrieb stecke und wie die meisten eine Außenstehende bin mit viel Faszination für die Bilder Hockneys hat mir dieses Buch gerade viele vergnügliche Lesestunden bereitet. Bekommt man doch hier einen echten Einblick und ich war hinterher noch mehr begeistert!

Bewertung vom 20.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


gut

Ein intellektueller Spaziergang

Das dicke Werk mit über 660 Seiten bibelartiger Seiten ist in der Tat eine Bibel. Die Geschichte der Bücher, ein Loblied auf die Entstehungsgeschichte, den Wert und die Weiterentwicklung des Buches in der Antike. Die spanische Autorin Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine Reise in diesem Buch über die Bücher und vor allem über das was es für den Leser und die Leserinnen ausmacht. Es ist übrigens übersetzt von Maria Meinel und Luis Ruby. Dieses Werk hat zwar viel mehr Sachbuchcharakter als Roman, aber so recht lässt es sich trotzdem nicht in DIE eine Schublade zwängen.
Denn dieses Buch mäandert sich durch Raum und Zeit und zwar mit sehr sehr starkem Fokus auf die Antike. Zunächst wird das antike Griechenland beleuchtet und dann folgt der Abschnitt der uns mit nach Rom nimmt. Es kommen unzählige Referenzen vor, wer hier stark bewandert ist, liest das Buch sicherlich mit erfrischender Leichtigkeit. Der Durchschnittsleser wird so seine Schwierigkeiten haben, wenn weniger humanistische Bildung vorliegt.
Und hier denke ich, liegt auch ein wenig das Problem der Erwartungshaltung an dieses Buch mit dem doch sehr eindeutigen Titel im Original: „El infinito en un junco: La invención de los libros en el mundo antiguo“ Hier steht die ‚Welt der Antike‘ im Titel und die Irreführung für die Leserschaft ist weniger gegeben.
Fazit: Es kann bereichern oder belasten – je nach Ausgangslage ist die dieses Buch Fluch oder Segen.

Bewertung vom 13.06.2022
Sansaria 1. Träume der Finsternis
Messner, Tania

Sansaria 1. Träume der Finsternis


sehr gut

Traumfabrik zum Retten!

Sansaria ist eine neue Reihe aus der Feder von Tania Messner und beginnt mit dem Band 1 „Träume aus der Finsternis“. Oft kommt die Frage ob man Bücher aus Reihen auch ohne Folgebände lesen kann, da kann ich bei diesem nur von Abraten. Denn die rasante Reise auf die uns der Protagonist Leonard Federspiel mitnimmt, ist am Ende dieses Bandes bei weitem nicht zu Ende und es bleiben ein paar Fragezeichen offen. Also eine gute Sache für kleine Leseratten, die gerne Mehrteiler inhalieren. Denn dieses Buch ist sooooo was von rasant erzählt und spannend, dass es wirklich schwer war dem Kind das Buch abends zu entreißen. Spricht also für sich.
Nun mal zu Leonard Federspiel. Der gute lebt mit seiner Mutter in einer Villa, bloß fehlt den beiden oft das Geld zum Leben so müssen sie nach und nach ihr Hab und Gut veräußern. Leonard ist der Protagonist und landet eines nachts in Sansaria, die Welt in der unsere Träume erschaffen werden. Und er ist nun mitten drin und hat dann auch noch die glorreiche Aufgabe der Retter dieser Welt zu werden.
Die Strukturen sind recht komplex und erfordern aus meiner Sicht das Lesen von längeren Abschnitten am Stück. Ist also wirklich eher was für lange Vorlesestunden mit 3. & 4. Klässlern oder zum Selbstlesen ab frühstens 10 Jahren. Wer Harry Potter aushält, kann auch Sansaria! Da schneiden sich ja auch die Geister…
Im Buch gibt es keine weiteren Illustrationen, nur diese netten kleinen Wesen, die zu Beginn jedes Kapitel neben der Kapitelüberschrift auftauchen. Ach und wer das Buch gelesen hat, entdeckt auf dem Cover vorne und hinten einiges wieder.
Fazit: Wir haben es gerne gelesen und freuen uns auch schon auf Band 2!

Bewertung vom 09.06.2022
Unter den Augen des Staates
Bognanni, Massimo

Unter den Augen des Staates


sehr gut

Fassungslos!

Als der Cum-Ex-Skandal durch das zusammengeschlossene Investigativteam von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung publik wurde und im vergangenen Jahr auch als Dokumentation aufgearbeitet, war ich persönlich fassungslos wegen des schieren Ausmaßes. Einer dieser Journalisten, Massimo Bognanni, hat nun zum Thema das passende Buch geschrieben um uns das Ausmaß noch mal vor Augen zu führen mit „Unter den Augen des Staates – Der größte Stuerraub in der Geschichte der Bundesrepublik“.
Eine Geschichte die mir unbegreiflich ist, wie der Fiskus hier Milliarden an Steuerbetrug verlor und das auch noch systematisch. Da ich zugegebenermaßen sicherlich mehr Hintergrundwissen hab was die Finanzströme angeht als andere, viel es mir leichter dieses enorme Ausmaß zu verstehen. Und hier liegt aus meiner Sicht auch das größte Problem. Die Bevölkerung echauffierte sich nicht als Masse, weil es so komplex ist und sich nicht so vereinfachen lässt um es auf eine „Bild-Zeitungsformel“ runterzubrechen.
Daher greift bitte zu diesem Buch! Lasst euch krimi-artig dieses hochkomplexe Konstrukt erklären und erkennt die schieren Summen die hier an Steuergeldern veruntreut wurden. Es ist spannend geschrieben und zieht einen trotz des sachlichen Themas in den Bann. Im Mittelpunkt steht, entsprechend wie in der Doku, die Staastanwältin Anne Brorhilker und wie es zur Anklage kam.
Klar, das Buch hat einen Sachstand der im November 2021 endete, aber es lohnt sich dieses Buch zu lesen um zu verstehen wie der Anfangsverdacht zustande kam und die staatsanwaltliche Ermittlung Fahrt aufnahm. Hier wird ein eklatantes Strukturversagen der deutschen Behörden aufgezeigt. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende, es ist kein Thema von gestern! Ich gehe davon aus, dass hier eine aktualisierte Version in 2023 oder später folgt um die Geschichte zu vervollständigen.
Fazit: Auch die deutschen Behörden müssen sich aus ihren verkrusteten Strukturen verabschieden und auch für smartes Personal attraktiv sein um solche Skandale und Milliardenverluste in der Zukunft verhindern zu können.

Bewertung vom 23.05.2022
Bauhaus - Die illustrierte Geschichte
Grande, Valentina

Bauhaus - Die illustrierte Geschichte


ausgezeichnet

Walter Gropius und sein Lebenswerk

Dieses Buch ist ein ganz besonderes. Vereint es doch mehrere Ansprüche zugleich: Eine Graphic Novel, die eine Geschichte zu erzählen vermag. Ein geschichtlicher Stoff, der hier glänzend in Szene gesetzt wird und das unter einem künstlerischen, aber auch einfach konsumierbarem Ansatz!
Mir hat „Die illustrierte Geschichte – BAUHAUS“ sehr gut gefallen. Vor allem bei künstlerischen Themen wie auch Architektur ist die Visualisierung solch ein wertvolles Instrument, dem man sich bei einer Graphic Novel bedienen kann.
Es ist die Geschichte einer bahnbrechenden Erneuerung des architektonischen Gedanken der uns hier erzählt wird. Es werden Hauptepisoden aus den Jahren 1919 bis 1933 erzählt und welches Lebensgefühl Walter Gropius und seine damalige Entourage begleitete. Beim Blättern und Lesen lässt einen die Inszenierung an der Um- und Aufbruchsstimmung der 20er Jahre des letzten Jahrhunders teilhaben.
Sehr gut sind die Illustrationen von Sergio Varbella, die nicht nur starr einen Zeitstahl abbilden, sondern auch durch künstlerische Elemente ein Flair der Zeit einfangen. Dazu die Texte von Valentina Grande, die durch gekonnte Kniffe und interessante Erzählperspektiven die Visualisierung komplementieren.
Fazit: Für alle Architekturinteressierten und diejenigen, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 23.05.2022
Krisenkinder
Fokken, Silke

Krisenkinder


ausgezeichnet

Lasst die Kinder nicht im Stich!

Ein Buch das auf dem Nachttisch aller Bundestagabgeordneten liegen sollte – nein, eigentlich bei allen, die politischen Einfluss üben! Es ist in der Corona-Pandemie wieder einmal überdeutlich geworden, dass Kinder in Deutschland keine Lobby haben.
„Man braucht sich nur die Schultoiletten in Deutschland anzusehen, dann weiß man, wie viel beziehungsweise wenig Wertschätzung Schülerinnen und Schüler entgegengebracht wird.“ (S 296)
Krisenkinder von Silke Fokken arbeitet die Corona-Pandemie für Kinder auf, alle bildungsrelevanten Einrichtungen werden hier beleuchtet. Kindergarten bis Schulabschluss und alle Facetten darin. Es zeigt die eklatante Kluft zwischen dem Lippenbekenntnis eines Bildungslandes zu dem was wirklich getan wird. Das Buch ist extrem faktenstark und hat für fast alles eine Referenz zur Hand. Angereichert durch persönliche Erfahrungsberichte und Interviews aus Wissenschaft und Pädagogik machen es sogar zu einem kurzweiligen Lesen. Klar, mehr als einmal habe ich beim Lesen den Kopf geschüttelt und das Gelesene arbeitet noch stark nach.
Dieses Sachbuch ist in grob 4 Teile gegliedert. „Was von dem Leben im Kokon bleibt“ nimmt uns noch mal mit in die Familien zu den Ängsten und Sorgen, die hier vorherrschten und wie man Kinder schlichtweg zum Teil vergessen hat und die staatlichen Auffangnetze für Kinder schlicht nicht vorhanden waren. Hier wird auch auf spezielle Herausforderungen eingegangen wie Alleinerziehende, Kinder mit Behinderungen, Missbrauch.
„Fast jedes dritte Kind zeigen psychische Auffälligkeiten. Vor der Krise war es nur jedes fünfte.“ (S. 121) Dann folgt der Themenblock „Wie die Pandemie die Psyche belastet“ und zeigt u.a. auf was Isolation, häufiger Medienkonsum und der Fernunterricht (wenn es einen gab) mit unseren Heranwachsenden tat und immer noch tut. Frappierend!

Der dritte Block beschäftigt sich mit „Welche Folgen die Krise fürs Lernen hat“ und gibt uns einen differenzierten Einblick. Nicht alle fanden die veränderte Situation schlimm, aber natürlich hat die Mehrheit gelitten – ganz klar, hier gibt es Handlungsbedarf. Es kann nicht sein, dass der Schulerfolg vom einzelnen Lehrer abhängt, es müssen Standards geschaffen werden.
Hier besteht nun die Chance endlich die verkrustete Schulpolitik aufzubrechen und durch die vielen vielen Fehler zu lernen die nicht nur in den vergangenen 2 Jahren gemacht wurde. Daher folgt dann der Abschnitt „Wo die Politik umsteuern muss“ und ein Ausblick. Es gibt Ideen und viele Meinungen, wir müssen es als einer DER politischen Baustellen der nächsten 10-20 Jahre angehen und zwar: JETZT.
Ein Hinweis noch, der Blurb auf dem Cover verspricht was Eltern helfen könnte, dass ist leider eine Irreführung zum Inhalt des Buches und sollte bei Auflage 2 entfernt werden. Handelt es sich doch eher um eine gesellschaftliche Aufarbeitung.
Fazit: Bildung ist DER Schlüssel unserer Gesellschaft in vielen Hinsichten zu wachen und anstatt die nächsten Milliarden in „Inflations-Ausgleiche“ zu stecken, lasst es uns in unsere Zukunft investieren: Unsere Kinder – ja, gilt auch für die Kinderlosen, denn die profitieren genauso stark und vergessen das gerne mal!

Bewertung vom 20.05.2022
Rom verstehen
Scheid, John

Rom verstehen


sehr gut

Ein Buch für history nerds!

Manchmal darf es detaillierter sein und was ist besser als etwas gut visualisiert präsentiert zu bekommen! Ich gebe zu, ich lese gerne ab und zu auch mal ein Buch, dass nur so vor Wissen strotz und mit dessen Inhalt ich vorher nur ungefähr was anfangen konnte. So auch hier mit ‚Rom verstehen – Das Römische Reich in Infografiken‘. Infografiken find ich super, wenn sie auch mal „out of the box“ gedacht sind. Dieses Buch strotzt wirklich nur so davon. Jede Doppelseite ein neues Thema in neuem Gewand. Und was innovativ ist und Charm hat, kann auch anstrengend werden, denn es dauert bei manchen Übersichten wirklich eine Weile sich einzufuchsen und zu verstehen was gezeigt wird. Aber definitiv detailliert ausgearbeitet! Diese innovativen Infografiken sind wirklich erstaunlich gut von Nicolas Guillerat, der ein Meister seines Faches ist.
Fun fact: Dieses Buch ist nicht wie zu erwarten auf Italienisch erschienen im Original, nein, ein französisches Buch geschrieben von John Schneid und Milan Melloco und aus dem Französischen gut übersetzt von Martin Bayer.
Das Buch hat drei thematische Schwerpunkte mit „Gebiete und Bevölkerung des Römischen Reichs“, „Verwaltung, Verehrung, Versorgung“ und zu guter Letzt „Die römische Militärmacht“. Was Vor-und Nachteil zugleich ist in jeder Sektion: Die Themen stehen lose nebeneinander. Es fehlte für den cover-to-cover Leser der rote Faden an dem man die Themen verbinden könnte. Andererseits erlaubt es auch kreuz und quer zu lesen und zu entdecken. Jede Doppelseite enthält Grafik sowie einen kurzen Text.
Fazit: Das große Format, etwas größer als DIN A4, lädt ein das Römische Reich zu erkunden und sein Wissen zu erweitern.

Bewertung vom 20.05.2022
Nachtwanderung
Achenbach, Cornelia

Nachtwanderung


ausgezeichnet

Left in the dark

Eine sehr prägende Erfragung für jede:n ist die erste Person außerhalb der Familie zu der man ein inniges Verhältnis hat und alles mit dieser Person teilen will und kann. Auch hier geht es genau um diese so wertvolle wie zerbrechliche Beziehung. In „Nachtwanderung“ werden zwei Frauen be- und ausgeleuchtet was ihre Freundschaft zueinander angeht. Das Buch hat eine sehr klare Struktur, die mir gut gefallen hat. Wir versetzen uns zunächst in die Perspektive der Ines, dann in die von Kirsten und zum Schluss kommt eine gemeinsame: Ines und Kirsten, Kisten und Ines. Aber keine Sorge, es wird mit einem Zeitsprung erzählt. Zunächst lernen wir beide kennen und wie sie gemeinsam in die Pubertät rutschen und allerbesten Freundinnen werde in den späten 80er Jahren und vor allem in den 90er Jahren. Dann Cut und sie treffen sich auf einen Klassentreffen 20 Jahre später wieder. Es kommt zum Wiedersehen und ausgesprochen wird nun endlich warum die eine auf einmal das Leben der anderen verlies.
Den Titel des Romans finde ich gut gewählt, denn die Nachtwanderung hat eine besondere Stellung im Text! Nun hört es sich alles nach melancholischer Aufarbeitung einer Freundschaft an, aber dieses Buch ist neben der Tiefe der Freundschaft auch einfach sehr gutgeschrieben und witzig! Ja, wirklich amüsant!
Natürlich spricht mich das Buch extrem an, teile ich doch nicht nur mit der Autorin Cornelia Achenbach einige Eckdaten: weiblich, zu Beginn der 80er geboren, im Westen des Landes sozialisiert…und genau das merkt man den beiden Protagonistinnen auch an. Ich erkannte mich wieder und es ist super gut wie sie den Vibe der 90er einfängt, die Stimmung unserer Generation. Was treibt und belastet.
Dies Buch habe ich wirklich gerne gelesen.
Fazit: Wieder zueinander finden.

Bewertung vom 16.05.2022
Reisehandbuch Europa mit dem Zug
Ruch, Cindy

Reisehandbuch Europa mit dem Zug


ausgezeichnet

PERFEKTER ANSTOSS UM EINE BAHNREISE IN EUROPA ZU PLANEN

Triggerwarnung – wer dieses Reisehandbuch aufschlägt will sofort in den Zug steigen und auf und davon fahren. Ein herrlicher Nebeneffekt.
Dieses tolle Buch „Europa mit dem Zug“ fühlt sich in der Tat an wie eine Ansammlung von guten Tipps von Freunden und das auch noch grandios durchdesigned. Also, dass muss man dem Reisedepeschen Verlag echt lassen. Die Illustrationen und Grafiken sind genau meines und extrem gut gelungen. Mich spricht es total an. Aber der Reihe nach bevor ich hier mit meiner Euphorie davon galoppiere.
Dies ist ein wunderbarer Einstieg in die Welt der Zugreisen durch Europa. Ist man wenig bewandert auf diesem Gebiet und möchte sich klimaschonend und zudem günstig auf Reisen in die europäische Nachbarschaft aufmachen, dem kann hier geholfen werden ohne zu Überfordern. Übrigens auch ein Pluspunkt aller Bücher des Reisedepeschen Verlags!
Das Buch teilt sich auf in eine ultrakurze Einleitung, wo auch ich noch ein Aha-Erlebnis hatte…und dann gibt es die regionalen groben Abgrenzungen: Norden, Osten, Westen, Südwesten und Südosten.
Jeder Teil ist wirklich extrem gut durchdacht angeordnet und startet mit einer Übersichtskarte der Strecken mit anfahrbaren Orten. Was gibt es noch jeweils pro Land: Infos über das Streckennetz, Züge, Preise und Fahrkarten. Mich hat besonders die Sektion ‚Lieblingsstrecken` angesprochen und die Bahnlektüre-Empfehlungen. Alles kurz und knackig!
Da dieses Buch zwar federführend von Cindy Ruch erstellt wurde, aber Tipps von einer ganzen Community einfloss, sind die Tipps reichhaltig und mannigfaltig. Nicht nur die Brille einer Person bekommen wir hier geliehen, nein, es sind zum Glück viele!
Aufgelockert wird das Ganze durch kurze Texte von verschiedensten Autoren zu verschiedensten Strecken. Toll daran fand ich, dass hier zum Teil deren Blog-Namen oder Instagram @-Name steht und man sich weitere Anregungen holen könnte. Ohnehin, dieses Buch ist nicht nur eine Liebeserklärung an das Reisen mit Bahnen, sondern eine Anregung und ein Anstoß für die nächste Urlaubsplanung!
Abgerundet um die Planung dann wirklich in Angriff zu nehmen sind hinten die Direktverbindungen aus Deutschland verzeichnet sowie die Nachtzüge.
Fazit: Wir fassen den Norden für die Sommerferien ins Auge – und ihr?