Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buchwürmchen
Wohnort: 
reutlingen
Über mich: 
Das Leben ist viel zu kurz um schlechte Bücher zu lesen!

Bewertungen

Insgesamt 449 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2012
Haus aus Sand und Nebel
Dubus, Andre

Haus aus Sand und Nebel


gut

Zwei Welten prallen aufeinander, die des politischen Flüchtlings Colonel Behrani, der die Persische Heimat, Ansehen, Macht und Wohlstand verlassen musste und die der labilen Ka-thy, deren Leben auf den ersten Augenblick sinnlos dahinsickert.

Ihre Lebenswege kreuzen sich, als Kathys Haus fälschlicherweise zwangsversteigert wird und Colonel Behrani darin die Chance auf schnellen Wohlstand erkennt. Ein verzweifelter Kampf beginnt um dieses Haus am Meer, für den einen Mittel zum Zweck, für den anderen Lebensinnhalt.

Kurzweiliger Erzählstil, der Leser kann sich leicht in die jeweilige Lage der Protagonisten versetzen, gegen Ende des Romans nimmt die Spannung und Tempo noch etwas zu, um dann einen tragischen Abschluss zu finden.

Fazit: Buch gut, Film gut!

Bewertung vom 21.05.2012
Das Pesttuch
Brooks, Geraldine

Das Pesttuch


sehr gut

Das Buch erzählt die wahre Geschichte eines Dorfes, das sich bei Ausbruch der Pest selbst in Quarantäne begab. Die Hauptfigur Anna setzt sich für Kranke und Schwache ein, hilft wo und wie sie kann, dabei verliert sie selbst beinah jede Hoffnung. Die Autorin verknüpft die tatsächlichen Ereignisse mit ihren eigenen Vorstellungen, wie dieses Jahr für die Dorfbewohner gewesen sein könnte. Die Schilderungen sind ziemlich berührend, spannend jedoch leise und subtil, dadurch keinen falls überzogen. Insgesamt ist das Buch gelungen, einzig der Schluss hätte früher und anders sein können, denn dieser entsprach gar nicht meinem Geschmack.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2012
Wer Schatten küsst
Levy, Marc

Wer Schatten küsst


ausgezeichnet

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog über die Kindheit des namenlosen Ich-Erzählers und seine Angst vor der Nacht. Früh erkennt er seine seltsame Gabe:
wenn sich sein Schatten mit dem eines anderen überlappt, kann er Gefühle, Sehnsüchte, Träume und Ängste des anderen empfinden. Jahre später kann er auf wundersame Weise einem kleinen Jungen heilen, er wird seinem Wunsch entsprechend Arzt, doch den übrigen Träumen läuft er noch hinterher.

Obwohl der Name des Erzählers unbekannt bleibt, der Ort des Geschehens ebenfalls, stört es in keiner Weise. Die häufigen fast philosophischen Gespräche über Liebe, Träume, Wünsche und Erwachsenwerden fand ich klasse.

"Wer Schatten küsst" ist ein kleines, gelungenes Werk, mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, doch durch den angenehmen Schreibstil, flüssig und einfach ohne übertrieben oder gar kitschig zu wirken, ein Stück zum „Seelebaumelnlassen“.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2012
Die Nacht vor der Scheidung
Marai, Sandor

Die Nacht vor der Scheidung


sehr gut

Im ersten Teil der Erzählung wird Christoph Kömüves, Richter aus Tradition und Überzeugung konstruiert. In einer leisen und langsamen Weise wird seine Kindheit, Familie, Jugendzeit und erste Lieben durchleuchtet, als Bonus bekommt der Leser Einblicke in die damalige Zeit und Kultur. Auf die ersten 130 Seiten tobt sich Márai durch eine tiefsinnige und bravouröse Sprache aus, der Erzählrhythmus wird gehemmt und kommt fast zum Stillstand. Erst am Ende des Buches begreift jedoch der Leser, wie notwendig der von Márai aufgebaute Spannungsbogen dieses Protagonisten im ersten Teil war.
Im zweiten Teil erscheint Dr. Imre Greiner auf der Bühne, er soll am nächsten Tag vom Richter von seiner Frau Anna geschieden werde. So ganz als Nebendarsteller wirkt in diesem Roman Anna, aber je weiter man im Roman vordringt, desto interessanter werden sie und das Trennungsmotiv.

Mit Spannung liest man dieses Buch und erwartet die Auflösung des Rätsels um diese Nacht. Ob alle Fragen Antwort erhalten?

Bewertung vom 10.05.2012
Zeiten des Aufruhrs
Yates, Richard

Zeiten des Aufruhrs


ausgezeichnet

Richard Yates erfolgreicher Roman "Zeiten des Aufruhrs" ist eine minutiös durchgeführte Psychoanalyse der Ehe zwischen April und Frank.

Die beiden Hauptprotagonisten, verheiratet, jung, gutaussehend, zwei Kinder, Vorstadthäuschen, scheinbar eine vorbildliche Familie, die den amerikanischen Traum leben. Frank arbeitet in der Werbeabteilung einer Computerfirma, langweilt und unmotiviert, wartet er untätig auf den Feierabend. April versucht sich als Darstellerin einer Laienschauspielgruppe um aus ihrem Alltag zu entfliehen. Nach einem katastrophalen Auftritt beginnt die scheinbar perfekte Ehe ins wanken zu geraten. April zieht sich verletzt zurück, Frank beleidigt, begeht mit einer Kollegin einen Seitensprung und die Ehe scheint zu scheitern, als April einlenkt. Sie träumt von einem beruflichen Durchbruch in Europa und unter dem Vorwand, Frank die Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen zu bieten, plant sie die Umsiedlung. Da wird April schwanger und Frank klettert rapide die Karriereleiter hoch. Der Umzug wird verschoben und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

"Zeiten des Aufruhrs" ist ein beklemmender, emotionaler Roman. Durch die unverhohlene Sprache wird er von jeglicher Art von Kitsch und Gefühlsduselei verschont. Richard Yates hat, wie kaum ein anderer, ein extrem subtiles Gefühl für die feinen Missstimmungen zwischen Frau und Mann, das erlaubt ihm, schonungslos und offen über bittere Stunden zu berichten. Das schönste: er tritt kein einziges Mal wertend, oder gar moralisierend rechtfertigend für oder gegen seine Figuren ein.

Mir tat dieses Buch gut!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2012
Zeiten des Aufruhrs
Yates, Richard

Zeiten des Aufruhrs


ausgezeichnet

Richard Yates erfolgreicher Roman "Zeiten des Aufruhrs" ist eine minutiös durchgeführte Psychoanalyse der Ehe zwischen April und Frank.

Die beiden Hauptprotagonisten, verheiratet, jung, gutaussehend, zwei Kinder, Vorstadthäuschen, scheinbar eine vorbildliche Familie, die den amerikanischen Traum leben. Frank arbeitet in der Werbeabteilung einer Computerfirma, langweilt und unmotiviert, wartet er untätig auf den Feierabend. April versucht sich als Darstellerin einer Laienschauspielgruppe um aus ihrem Alltag zu entfliehen. Nach einem katastrophalen Auftritt beginnt die scheinbar perfekte Ehe ins wanken zu geraten. April zieht sich verletzt zurück, Frank beleidigt, begeht mit einer Kollegin einen Seitensprung und die Ehe scheint zu scheitern, als April einlenkt. Sie träumt von einem beruflichen Durchbruch in Europa und unter dem Vorwand, Frank die Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen zu bieten, plant sie die Umsiedlung. Da wird April schwanger und Frank klettert rapide die Karriereleiter hoch. Der Umzug wird verschoben und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

"Zeiten des Aufruhrs" ist ein beklemmender, emotionaler Roman. Durch die unverhohlene Sprache wird er von jeglicher Art von Kitsch und Gefühlsduselei verschont. Richard Yates hat, wie kaum ein anderer, ein extrem subtiles Gefühl für die feinen Missstimmungen zwischen Frau und Mann, das erlaubt ihm, schonungslos und offen über bittere Stunden zu berichten. Das schönste: er tritt kein einziges Mal wertend, oder gar moralisierend rechtfertigend für oder gegen seine Figuren ein.

Mir tat dieses Buch gut!

Bewertung vom 07.05.2012
Der Vorleser

Der Vorleser


weniger gut

Mit zu großen Erwartungen machte ich mich an dieses Buch, obwohl nicht insgesamt schlecht, war ich doch sehr enttäuscht.
Das Buch gliedert sich in zwei Teile: der Erste beschreibt eine bizarre Liebesgeschichte zwischen dem Schüler Michael und der wesentlich älteren Analphabetin Hanna. Es entsteht weder Spannung noch Sympathie für die Protagonisten, eher gähnende Lehre, dieser Teil ist recht konventionell aber lesbar. Im zweiten Teil wird der Roman aus moralischer Sicht eher fragwürdig. Die Geschichte die der erwachsene Michael erzählt wirkt wie eine nicht endend wollende Selbstrechtfertigung, die irgendwie sein verpfuschtes Leben erklärt, dabei sich auf die unglückliche Liebe zur Hanna bezieht. Was eigentlich interessant klingen soll, wird ganz schnell zur Nerv tötender Lektüre.
Fazit: ich muss mich auf den Satz eines anderen Rezensenten beziehen, denn ich fand ihn perfekt: „: "Der Vorleser" geht nach einer Weile gehörig auf die Nerven, aber man muss das Buch gelesen haben“.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2012
Der Großinquisitor
Dostojewskij, Fjodor M.

Der Großinquisitor


ausgezeichnet

Der Großinquisitor ist ein Teil des Romans: Die Gebrüder Karamasoff und gehört zur klassischen Weltliteratur, „… der großartigste Roman der je geschrieben wurde“ soll Sigmund Freud gesagt haben und da wag ich nicht zu wiedersprechen. Obwohl nicht einfach zu lesen, vermag die hier angegebene Sternenzahl diesem Werk nicht gerecht zu werden.
Erzählt wird eine kurze Geschichte die sich in Spanien im Jahre 1500 nach Christus zur Zeit der Verbrennungen und Ketzereien abspielt. Gottes Sohn kehrt auf die Erde zurück und wird nach zwei vollbrachten Wundern vom ansässigen Großinquisitor in Gewahrsam genommen. Der Großinquisitor, ein alter und müder Mann, beginnt mit Jesus ein Gespräch das eigentlich keines ist, vielmehr ein Monolog im Dialog. Er stellt die Fragen und antwortet sogleich darauf. Er beschuldigt Jesus die Menschheit im Stich gelassen zu haben, als er den drei Versuchungen des Geistes wiederstand. Die Freiheit des Einzelnen, die Gott uns dafür schenkte, sei eine zu große Bürde für den Menschen, der lieber faul und geführt werden will. Und nun ist es Pflicht der Kirche den Menschen ihre verhasste Freiheit wieder zu nehmen. Jesus lässt den gesamten "Dialog" wortlos an sich vorbei laufen und Antwortet, als der Großinquisitor in dazu auffordert, mit einem Kuss.
Wer schon immer wissen wollte, was die christliche Kirche eigentlich mit der Lehre Jesu zu tun hat, findet hier bereits eine Antwort. Dem Autor ist es hervorragend gelungen, die Kernbotschaft Jesu zu vermitteln, ohne seine Figur ein einziges Wort sprechen zu lassen. Großartig einzigartig!

Bewertung vom 03.05.2012
Das Attentat
Mulisch, Harry

Das Attentat


ausgezeichnet

Der zwölfjährige Anton lebt mit seiner Familie in einem Häuschen in Haarlem. Vier Häuser insgesamt beherbergt die Straße in der im Winter 1945 der unbeliebte örtliche Polizeikommandant und Nazi-Kollaborateur, Fake Ploeg, vor dem Nachbarhaus erschossen wird. Die Nachbarn zerren aus Angst die Leiche vor das Häuschen Antons, worauf die deutschen Besatzer die gesamt Familie aushebt. Die Eltern und der ältere Bruder werden hingerichtet, das Haus angezündet. Anton überlebt, zieht zu Verwandten nach Amsterdam, wird Arzt, heiratet, bekommt eine Tochter und wird zufällig, bei einem Begräbnis, brutal mit der Vergangenheit konfrontiert. Langsam, Schritt für Schritt über Jahre hinweg, setzt sich das Puzzle der damaligen Vorkommnisse zusammen. Alles ist anders als Anton und der Leser es vermuten. Ein ganz toll konstruierter Roman, der mich lange Zeit beschäftigte. Sehr zu empfehlen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.