Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 532 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2021
Erben wollen sie alle
Hennig, Tessa

Erben wollen sie alle


sehr gut

Familienzwistigkeiten auf Mallorca

3,5 Sterne

Die verwitwete 75jährige Bianca lebt in einer Finca auf Mallorca. Unlängst hat sie den jüngeren Rentner Wolfgang kennengelernt, mit dem sie nun endlich die lange ersehnte Weltreise unternehmen und dabei ihr Vermögen verjubeln will.
Doch als ihre Kinder davon erfahren, haben sie Angst, dass ihre Mutter todkrank ist und Wolfgang bestimmt ein Heiratsschwindler ist, der es nur auf Biancas Geld abgesehen hat.
Also kommen sie alle zu Biancas Geburtstag nach Mallorca, um die Weltreise und diese Beziehung zu verhindern und so ihr eigenes Erbe zu retten...


Meine Meinung:
Der Schreibstil von Tessa Hennig liest sich wie gewohnt schnell und unterhaltsam, trotzdem fehlte mir bei diesem Buch der bekannte Humor.
Viele ernste Themen (Krankheit im Alter, Familienstreitigkeiten, Erbschaft, Heiratsschwindler, Alzheimer und Pflege von alten Menschen) sind unterhaltsam verpackt, doch leider fand ich keine der handelnden Personen so wirklich sympathisch, nicht mal Bianca. Diese hat ihren Kindern wichtige Dinge aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen verschwiegen; die Tochter meckert nur rum; dem Sohn geht's nur ums Geld; und die Enkelin ist übertrieben rechtschaffen und stur.
Alles rund ums Thema Alzheimer und Pflege war sehr einfühlsam beschrieben, hier konnte ich sehr mitfühlen.
Natürlich gibt es, wie es sich für solche Romane gehört, ein Happy-End für alle.
Trotz der Mängel hat es Tessa Hennig geschafft, mich mit dieser Lektüre nach Mallorca träumen zu lassen, denn die Landschaftsbeschreibungen sind einmalig schön.


Fazit:
Leichte Urlaubslektüre, schönes Setting in Mallorca, und ernste Themen unterhaltsam verpackt. Hätte gerne mehr Humor vertragen.

Bewertung vom 01.08.2021
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7


sehr gut

viele Morde im beschaulichen Urlaubsort Le Lavandou

Endlich Sommer in Le Lavandou. Nach den heftigen Regenfällen wird am Strand die Leiche eines 10jährigen Jungen angespült. Er trägt ein Kleid, ist geschminkt und in einen Plastiksack geschnürt.
Der Rechtsmediziner Leon Ritter findet weitere Kinderleichen im Sumpf, die schon jahrelang dort versteckt sind.
Als dann auch der Apotheker, der Schneider und ein Tatverdächtiger ermordet werden und der zukünftige Bischof verschwinden, führt eine Spur Leon Ritter und die stellvertretende Polizeichefin, Isabelle Morell, zu einem ehemaligen katholischen Internat, in dem aber niemand über die Vergangenheit sprechen will.


Meine Meinung:
Für mich war der siebente Teil von Leon Ritter mein erster. Es war jedoch kein Problem in die Reihe einzusteigen, denn alles Wichtige aus der Vergangenheit von Leon Ritter wird im Laufe der Geschichte erwähnt und die Fälle sind in sich abgeschlossen.
Der Schreibstil ist gefällig, man fiebert mit Leon und Isabelle mit und die wundervollen Beschreibungen der Provence lassen einen davonträumen.
Das Privatleben von Leon, Isabell und deren Tochter Lilou entwickelt sich weiter - wobei mir hier Lilou mit ihrer pubertären Art sehr auf die Nerven ging und dass Leon Isabells Tochter immer alles durchgehen ließ, obwohl diese als Teenager offensichtlich noch Grenzen braucht.
Leider waren es für meinen Geschmack auch insgesamt zu viele handelnde Personen sowie Handlungsstränge, was den Überblick etwas erschwert hat.
Der Fall selbst ist komplex, die Auflösung ist authentisch und man konnte alles gut nachvollziehen. Allerdings wird hier ein typisches Klischee der katholischen Kirche verwertet, was ich nicht ganz so gut fand. Außerdem bin ich als Mutter natürlich kein allzu großer Fan von Krimis, in denen Kinder die Opfer sind. Toll fand ich, dass Leon und Isabelle mit diesem Thema sehr respektvoll und einfühlsam umgingen.


Fazit:
Solider Krimi in einer schönen Umgebung, das Urlaubsfeeling hervorruft. Leider etwas viele handelnde Personen, dafür können der Fall und die Auflösung überzeugen.

Bewertung vom 21.07.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


sehr gut

offline: realitätsnahes Zukunfts-Schreckensszenario

Mitten im Sommer und der Ferienzeit fällt plötzlich das Internet aus. Flieger können nicht mehr starten, der Verkehr versinkt im Chaos, sogar Ärzte können nicht mehr operieren. Die Menschen können auch nicht mehr kommunizieren, da auch die Handynetze ausfallen. Es geht soweit, dass Wasser- und Lebensmittelknappheit herrscht, da die Lieferketten nicht mehr funktionieren, da alles am Netz hängt. Ganz Europa befindet sich im Ausnahmezustand und militante Gruppierungen wollen die Demokratie stürzen, weil sie das Volk an der Macht wollen.
In diesem Chaos kommt Familienvater und IT-Experte Daniel Faber auf die Spur eines hochkomplexen Computervirus, das für diese Störungen verantwortlich ist.
Eine Spur führt Nelson Carius vom BND auf die Spur von Faber und sieht ihn als Drahtzieher dieses Terrorismusaktes. Kann Daniel Faber seine Unschuld beweisen?


Meine Meinung:
Wolf Harlander hat es nach "42 Grad" mit diesem Buch wieder geschafft, einen realitätsnahen Zukunftsthriller zu schaffen, der so oder ähnlich stattfinden könnte, was einen die Gänsehaut aufkommen lässt.
Ein fesselnder Schreibstil, viele Szenenwechsel und kurze Kapitel mit teilweise Cliffhangern halten den Spannungsbogen konstant aufrecht. Auch springt man in vielen Städten Europas herum und verfolgt somit die Handlungen der verschiedenen Protagonisten.
Man fiebert nicht nur mit Daniel mit, ich habe ganz besonders seine Schwester Claudia ins Herz geschlossen, die Ärztin in einem Hamburger Klinikum ist und dort aufgrund der Systemausfälle viele Menschen sterben müssen.
Leider fand ich die Arbeit von Nelson Carius bzw. seine Befugnisse etwas unrealistisch. Er ist erst ein paar Tage im Amt, schon übernimmt er quasi das Kommando und kennt sich mit allen internen Vorgängen bestens aus.
Die Auflösung bzw. wer der Drahtzieher dieser Cyber-Attacken ist, war mir schnell klar, auch wenn der Autor es gut geschafft hat, eine falsche Spur zu legen.
Am Schluss gibt es eine spannungsgeladene Actionszene, um den Bundestag zu retten, die aber gut gepasst hat, obwohl ich sonst nicht so der Fan von zu viel Action bin ;)

In einem Interview mit dem Autor am Ende der Geschichte gibt dieser zu, dass ein Internetausfall in den nächsten 10 Jahren sehr wahrscheinlich ist, da heutzutage fast nichts mehr ohne das Netz funktioniert und dieses überlastet und anfällig für Störungen ist. Die immer häufigeren Cyberattacken belasten die Stabilität des Systems zusätzlich und ich habe schon richtig Angst vor diesem Tag bekommen. Nicht, weil ich dann nicht mehr surfen und online-shoppen kann, sondern weil dann auch die Versorgung zusammenbrechen wird und Panik solche Aufstände, Plünderungen und Kriminalität wie im Buch tatsächlich wahr werden könnten. Hoffen wir also, dass so ein Systemfehler nie passieren wird.


Fazit:
Ein Horrorszenario, das einen das Blut in den Adern gefrieren lässt und einen vor Augen führt, wie sehr heutzutage alles vernetzt ist und dass ohne das Internet das normale Leben nicht mehr stattfinden kann.

Bewertung vom 20.07.2021
Augen ohne Licht
Tremayne, S. K.

Augen ohne Licht


sehr gut

ein Escape-Thriller der anderen Art

Eine namenlose Frau erwacht in einem dunklen Raum. Ohne Licht, ohne Geräusche. Zuerst denkt sie, sie befindet sich in ihrem Schlafzimmer. Doch sie bemerkt Unterschiede.
Jemand muss sie gefangen halten. Doch wo ist sie? In einem Keller?
Wer hält sie gefangen? Und warum? - Und wie kommt sie hier wieder raus?


Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt wie ein typischer Escape Thriller. Man leidet und fiebert mit der Frau mit und versucht mit ihr gemeinsam, die Wände abzutasten und nach Fluchtmöglichkeiten zu suchen.
Als sie in einen weiteren Raum kommt, ist man genauso ratlos wie diese Frau. Wer und warum hat sie eingesperrt? Was bezweckt derjenige damit? Und wird sie freikommen?
Der Autor schafft es, eine düstere und beklemmende Stimmung zu schaffen und die Angst der Frau lebendig darzustellen. Der packende Schreibstil fesselt einen an die Geschichte.
Kurz vor Schluss war mir dann erst klar, wohin die Geschichte führt. Damit hätte ich anfangs nie gerechnet, und war deshalb umso überraschter. Aber auf positive Art, mir hat der Ausgang der Geschichte gefallen, weil es nicht 08/15-mäßig, sondern überraschend und anders war.


Fazit:
Beklemmender, angsteinflößender Kurz-Thriller mit überraschendem Ausgang.

Bewertung vom 20.07.2021
Blutkristalle
Poznanski, Ursula

Blutkristalle


sehr gut

packender Stalking-Thriller, leider etwas zu kurz

Wolfram ist total auf Ella fixiert, die beiden gehören zusammen, und sie wird das auch bald begreifen. Seit Jahren torpediert er ihre Beziehungen, sobald sich eine anbahnt.
Doch seit kurzem hat sie Paul, und bei ihm funktioniert keiner seiner Tricks. Also muss Paul verschwinden.
Als Ella und Paul eine mehrtägige Schnee-Wanderung in den Bergen planen, will Wolfram seine Chance nutzen und Ella retten, damit sie sich endlich in ihn verliebt.


Meine Meinung:
Mit diesem Kurz-Thriller ist es Ursula Poznanski gelungen, einen bei warmen Temperaturen frieren zu lassen. Nicht nur die gesamte Landschaft und die Eiseskälte sind lebendig und anschaulich beschrieben, auch der Gemütszustand von Wolfram lässt einen erschaudern. Ich hatte die Gegend landschaftlich genau vor Augen und konnte jeden seiner Schritte geistig nachvollziehen.
Und man leidet natürlich mit Ella mit, die von einem Stalker verfolgt wird. Grauen pur.

Aus Sicht von Stalker Wolfram stapft man durch den Schnee auf engen Pfaden, balanciert über schmale Brücken und wird vom Schneesturm in Dunkelheit gefangen; immer auf der Pirsch nach der Beute. Leider ist er ein etwas unbeholfener Jäger, sodass man manchmal sogar etwas Mitleid mit ihm hatte.
Der Schluss hat mich dann total überrascht, mit diesem Twist und dieser Auflösung hätte ich nie gerechnet.
Leider finde ich 75 Seiten etwas gar kurz, auch für einen Kurz-Thriller.


Fazit:
Eiskalter Kurz-Thriller, der einen das Blut in den Adern gefrieren lässt, mit spannender Wendung zum Schluss. Hätte jedoch ruhig etwas länger sein können.

Bewertung vom 14.07.2021
Das Ende der Stille / Die Fotografin Bd.5
Durst-Benning, Petra

Das Ende der Stille / Die Fotografin Bd.5


sehr gut

Guter Abschluss der Fotografin-Reihe; leider zu wenig von Mimi

Die Wanderfotografin Mimi Reventlow nimmt die Einladung an und macht sich auf den Weg nach Hollywood, um die berühmte Stummfilmschauspielerin Chrystal Kahla für einen Bildband zu fotografieren. Und das, obwohl sie und Anton sich erst vor Kurzem nach dem Krieg wohlbehalten wiedergefunden und ihre Liebe gestanden haben. Doch Anton denkt nur mehr ans Prothesenbauen und ist ganz in seiner Welt versunken, und Mimi möchte nach den langen Entbehrungen mal wieder etwas Schönes erleben.
Wie groß ist Mimis Überraschung, als sich herausstellt, dass Chrystal Kahla die vor langem verschwundene Christel Merkle ist, die Anton vor vielen Jahren um seine Ersparnisse gebracht und still und heimlich aus Laichingen fortgegangen ist.


Meine Meinung:
"Das Ende der Stille" ist der fünfte und letzte Band der Fotografinnen-Saga, der wieder mit einem tollen und packenden Schreibstil überzeugt. Wie auch die anderen Teile kann dieses Buch unabhängig von den anderen gelesen werden. Alle wichtigen Vorkommnisse aus den vorigen Bänden sind geschickt in die Geschichte verwoben.
Leider liegt der Fokus diesmal zu sehr auf Chrystal, und Mimi geht für meinen Geschmack zu sehr unter. Auch wenn Chrystals Leben natürlich spannend ist, kommen mir ihre Erzählungen teilweise langatmig und zäh vor, denn eigentlich wollte ich viel mehr von Mimi erfahren.
Doch Mimis Geschichte ist wohl zu Ende erzählt - leider konnte mich das Ende dieses Lebensabschnitts von Mimi nicht so ganz zufriedenstellen; und dann der Sprung 10 Jahre später war mir etwas zu abrupt - die Autorin wollte da wohl doch noch unbedingt ein Happy-End hinbekommen.
Nun ist die Saga um die Wanderfotografin, die nach einer Karriere als Fotografin in Laichingen auf der Schwäbischen Alb in Münsingen sesshaft wurde und sich mit ihrem Lebensgefährten Anton mit einer Druckerei selbständig gemacht hat und die allen Gefahren und Wirren des Lebens getrotzt hat und mit viel Kreativität sich und ihre Lieben durch die schlimmsten Zeiten bringen konnte.
Natürlich hat auch der berühmte Maler Paon, mit bürgerlichem Namen Alexander Schubert, Webersohn aus Laichingen, wieder viel Raum in der Geschichte erhalten, dessen Entwicklung mich jedoch positiv überrascht hat. Seine Kunst und seine Einstellung dazu ändert sich, was mir gut gefallen hat, und somit erlebt er auch endlich sein privates und berufliches Glück.

Die Autorin schafft es sehr gut, in dieser Geschichte die Unterschiede zwischen dem noch vom Krieg gebeutelten Deutschland und dem schillernden Amerika darzustellen.
Am Ende des Buches gibt es etliche schwarz-weiß Fotografien von berühmten Stummfilmschauspielerinnen aus der damaligen Zeit, die aus dem Privatbestand der Autorin stammen.


Fazit:
Der Abschlussband über die Wanderfotografin Mimi Reventlow, der die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und die Ära des Stummfilms in Amerika beleuchtet. Runder Abschluss, jedoch zu wenig Fokus auf Mimi.

Bewertung vom 10.07.2021
Kaputte Herzen kann man kleben
Günak, Kristina

Kaputte Herzen kann man kleben


ausgezeichnet

viele Emotionen, Humor, Tiefgründigkeit, Urlaubsfeeling - einfach ein gute-Laune-Roman

Die gestresste Hebamme Luisa hält es nicht mehr in München aus, deshalb fährt sie mit ihrer Tochter Amelie zu ihrer exzentrischen Tante Mimi nach St. Peter-Ording, um einmal abzuschalten und hoffentlich auch ihre Rückenprobleme beheben zu können.
Der attraktive Physiotherapeut Tom schafft es, nicht nur ihre Rückenschmerzen zu therapieren; Amelie taut am Hof ihrer Tante auf; und dann sind da noch die Frauen vom Strand, die aus dem perfekt-sein-wollen ausgestiegen sind...


Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein richtiges Wohlfühlbuch! Ich hatte schon Bücher gelesen, auf denen dies bzw. "Glücksroman" draufstand, aber diese Geschichte ist eine der wenigen, die diese Bezeichnungen auch wirklich verdient hat!
Der Schreibstil ist so lebendig, man fühlt direkt mit Luisa mit. Dass Luisa der Rücken so weh tut, wundert mich nicht. Das ist ein Anzeichen für ihre seelischen Belastungen und ihre Verzweiflung und Wut: alleinerziehend, der Kindsvater überweist das bisschen Unterhalt fast nie und kümmert sich auch nicht um sein Kind, und dann noch die hohen Anforderungen der "Mütter-Mafia" aus Amelies Schule - schon allein, als ihre Münchner "Freundin" anrief und nur herumkommandierte, aber mit keinem Wort nach ihrem Befinden fragte, zeigt ja schon alles. Ich wäre auch mega-wütend gewesen. Und dann der undankbare unterbezahlte und extrem stressige Hebammen-Job im Krankenhaus...

Die Beschreibungen von St. Peter-Ording sind so anschaulich, dass ich mir alles im Kopf ganz genau vorstellen kann - ich liebe einfach diese Atmosphäre am Meer und habe das Gefühl, durch das Buch dort Urlaub zu machen.
Alle handelnden Personen, so unterschiedlich sie sind, schließt man auf die eine oder andere Art ins Herz, vielleicht weil sie so aus dem Leben gegriffen und realistisch gestaltet sind und sich weiterentwickeln. Der Zusammenhalt der Einwohner und wie sie Luisa als Fremde in ihrer Runde aufnehmen, fand ich sehr berührend.

Das Buch verpackt tiefgründige Themen (Hebammenberuf; Familie und Verlust von Familienangehörigen; alleinerziehende Eltern/Pflege/Fürsorge, gesellschaftliche Erwartungen bzw. Über-Muttis und daraus resultierend Mental Load sowie physische Schmerzen) in einer humorvollen Geschichte.
Und auch die Emotionen kommen nicht zu kurz - nicht nur in Sachen Freundschaft, Liebe und Romantik, sondern auch bei der Ponyfohlen-Geburt und natürlich, als Luisa einer Frau im Sturm, als kein Arzt kommen konnte, bei der Geburt ihres Kindes beigestanden hat.

Der Ausgang der Geschichte war zwar abzusehen, aber es war einfach soo schön zu lesen und genau dieses (rundum abgeschlossene und herzerwärmende) Happy-End hat die Geschichte gebraucht :D


Fazit:
Eine äußerst unterhaltsame Geschichte mit Tiefenwirkung, die einen über sein eigenes Leben reflektieren lässt und gleichzeitig sehr humorvolle Urlaubsstimmung bringt. Ein richtig toller Glücksroman.

Bewertung vom 06.07.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


ausgezeichnet

eine bewegende Geschichte über die begabte Nannerl Mozart, die immer im Schatten ihres Bruders stand

4,5 Sterne


Am 30.7.1751 wird Maria Anna Mozart, genannt Nannerl, geboren. Sie ist eine hochtalentierte und begabte Pianistin, die jedoch nur im Schatten ihres berühmten Bruders leben darf.
Man verfolgt in diesem Buch ihr Leben, dass zum größten Teil auf biographischen Tatsachen beruht, von den Jahren 1766 bis 1785.
Als Kind spielt sie gemeinsam mit ihrem Bruder an den vornehmsten Höfen und wird als begabte Pianistin hochgelobt, als junge Frau jedoch muss sie die Bühne für ihren Bruder räumen. Sie darf nicht mehr auftreten, und im Komponieren wird sie von ihrem Vater auch nicht unterrichtet, der sich nur mehr auf Wolferl konzentriert.
Als sie bei einem Maskenball den charmanten Franz Armand d'Ippold kennenlernt, fühlt sie sich sofort zu dem gebildeten Mann hingezogen. Doch dieser ist Direktor eines Knabeninternats und darf als solcher nicht heiraten.


Meine Meinung:
Beate Maly schafft es gekonnt, mit viel direkter Rede und einem packenden Schreibstil die Lebensgeschichte von Nannerl Mozart so spannend zu erzählen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Romanbiografie derart fesseln kann.
Die historischen Fakten, dass Frauen damals so viel weniger wert waren als Männer und ihr Schicksal auch nicht selbst bestimmen konnten, kommt deutlich heraus und ist einfach nur unfassbar.
Nannerl darf ihr großes Talent - womöglich sogar noch größer als jenes ihres Bruders, nicht ausleben, nur weil sie eine Frau ist. Der Vater unterstützt und fördert nur Wolferl und unterrichtet auch nur ihn in Komposition, obwohl auch Nannerl dies gerne "richtig" gelernt hätte
Sie beschließt, eigenes Geld zu verdienen, indem sie Klavierunterricht bei reichen Familien gibt, was anstrengender ist als gedacht. Selbst Geld zu verdienen war für Frauen damals keine Selbstverständlichkeit.
Als dann ein charmanter Mann in ihr Leben tritt ist die nächste Tragödie vorprogrammiert, denn diesem Mann ist es verboten zu heiraten. Und eine neue Stelle zu finden, bei der er heiraten darf, mit dessen Gehalt er aber auch eine Familie ernähren kann, ist viel schwieriger als gedacht. Somit leidet man als Leser furchtbar mit Nannerl mit, die aber ihre große Liebe und die Hoffnung darauf auf keinen Fall aufgeben will.
Und als der berühmte Bruder dann auch weniger Geld einbringt als vom Vater erhofft, eine Frau gegen dessen Willen heiratet und dann auch noch immer mehr und mehr Schulden anhäuft, bleibt Nannerl irgendwann nichts anderes übrig, als einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt. Unvorstellbar und unfassbar. Und so emotional erzählt.

Mir gefiel besonders gut, dass Nannerl Mozart die Missstände der damaligen Zeit erkennt, v.a. gegen Frauen, und dagegen kämpfen möchte, was jedoch so gut wie unmöglich ist.
Zur heutigen Zeit wäre sie wohl ein Weltstar geworden - schade, dass Frauen damals so viel (Glück, Erfolg, Karriere) verwehrt wurde.


Fazit:
Gut recherchierte und lebendige Romanbiografie über eine tolle Musikerin, die im Schatten ihres Bruders leben musste und ein leben Lang für ihre große Liebe kämpfte.

Bewertung vom 06.07.2021
Das Karlgeheimnis
Wilke, Jutta

Das Karlgeheimnis


ausgezeichnet

toller Kinder-Krimi mit viel Humor und Gefühl

Emil möchte Krimiautor werden. Doch seine Lehrerin, die "fiese Bertram" nimmt ihm sein Notizbuch weg.
Seine Mama ist immer traurig (und Emil auch oft), und dann ist auch noch plötzlich das Büdchen von Karl (eine Trinkhalle), der Emils größter Fan ist, geschlossen und Karl selbst ist verschwunden.
Kann Emil das Geheimnis gemeinsam mit Finja und Watson (ihrem wuscheligen Hund) lösen?


Meine Meinung:
Ein tolles Buch! Witziger kindgerechter Schreibstil und dadurch, dass Emil die Geschichte erzählt, kann man sich noch besser in ihn hineinversetzen und mit ihm mitfühlen. vor allem, was seine Lehrerin, die "fiese Bertram", betrifft und seine Trauer wegen seines Papas. Er ist authentisch mit seinem Leben und seinen Sorgen (wovon er leider viele hat) und seinem Verhalten.
Ich mag den Humor von Emil; und auch seine Ansätze als Krimi-Autor sind spannend.
Es werden viele Dinge in kindgerechter Sprache erklärt, zB was ein Epilog ist.

Die handelnden Personen sind so anschaulich dargestellt; man kann sich zB Frau Wischnewski, den Lotto-Werner und den "Alten aus der Dreizehn" genau vorstellen, und sie sind so unterschiedlich und authentisch - wie aus dem Leben gegriffen.
Ich finde es toll, wie alle beim Büdchen, allen voran natürlich Karl, miteinander und besonders mit Emil umgehen und wie lebendig die Personen in Emils kindlichen Worten beschrieben werden.
Auch die wachsende Freundschaft zwischen Emil und Finja und der Zusammenhalt aller, um das Büdchen zu retten, war sehr gefühlvoll.
Auch wenn ich die Auflösung des Kriminalfalles nicht sooo gelungen fand, da es irgendwie unlogisch war, kann ich das Buch dennoch wärmstens empfehlen. Denn Kinder achten wohl eher nicht auf eine authentische Krimi-Auflösung ;)

Besonders hervorheben möchte ich die informativen "Steckbriefe" der handelnden Personen mit humorvoller Beschreibung und Bild; und dass am Kapitelanfang quasi eine kurze Zusammenfassung ist, was im jeweiligen Kapitel passiert, aber dabei nicht zu viel verrät. Mir gefällt der Stil dieses Buches soooo gut!!!


Fazit:
Tolle Mischung aus Humor, Spannung und Emotionen in witziger, kindgerechter Sprache. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen!

Bewertung vom 02.07.2021
Laudatio auf eine kaukasische Kuh
Jodl, Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh


sehr gut

eine deutsch-georgische Liebesgeschichte

3,5 Sterne


Olga Evgenidou, 28, studiert Medizin in Bonn. Möglichst weit weg von ihrer georgischen Familie, die in München lebt.
Sie hat bisher wenig Erfahrung in Sachen Liebe gemacht, sondern sich mehr auf das Studium konzentriert, und ist jetzt mit dem Medizinstudenten Felix van Saan verlobt. Der kann ihr ein Nest und einen kurzen Nachnamen bieten, was ihr beides sehr wichtig ist.
Bis der Lebenskünstler Jack (eigentlich Jakob Jennerwein) in ihr Leben tritt, der genau das Gegenteil von dem ist, was sie sich für ihr Leben erwartet - umtriebig, flatterhaft, ohne regelmäßiges Einkommen und ein Nachname mit mehr als zwei Silben. Der jedoch ihr Herz zum Klingen bringt.
Als Olga mit ihrer Familie zu den Verwandten nach Tiflis, der Hauptstadt von Georgien fährt, weil ihre Mutter glaubt, sterben zu müssen, und dies "in der alten Heimat" tun will, reist Jack ihr nach und schleicht sich so immer mehr in ihr Leben ein.
Und Olga ist in der Zwickmühle: ihrem Kopf oder ihrem Herzen folgen?


Meine Meinung:
Dem Schreibstil stand ich zwiegespalten gegenüber- einerseits war es teilweise langatmig und zäh, und dann war es wieder spannend und man wollte unbedingt wissen, was als nächstes passiert.
Leider konnte ich mit der Protagonistin nicht warm werden, denn sie verhält sich ganz anders als ich es tun würde.
Sie verleugnet ihre georgischen Wurzeln, sie schämt sich ihrer Familie und will diese deshalb nicht ihrem Freund vorstellen (tja - wenn er ihre Familie nicht mag, weil sie aus einer anderen Kultur kommt und nicht reich ist, dann ist es sowieso der falsche Mann) und sie verhält sich oft wie ein Kleinkind und widersprüchlich.
Auch die aufdringliche Art von Jack mochte ich anfangs nicht wirklich, doch so nach und nach ist er mir ans Herz gewachsen.
Über das Ende war ich dann glücklich, auch wenn es sich anders entwickelt hat, als ich zuerst dachte.

Was mir an dem Buch aber besonders gut gefallen hat, waren die detaillierten Infos über Georgien. Über dieses Land und seine Bewohner verschiedenster Herkunft wusste ich bisher gar nichts, und die Autorin hat es wunderbar geschafft, all diese Infos spannend in der Geschichte zu verpacken. Auch wenn mir diese Kultur etwas zu 'rückständisch' ist (eine erwachsene Frau darf nicht mit einem Mann alleine unterwegs sein) und auch zu melancholisch, so bin ich doch neugierig auf dieses Land geworden, in dem Gastfreundschaft sehr groß geschrieben wird und die Familie das Wichtigste ist. Die Tanten in dem kleinen Dorf Bolnisi fand ich so liebevoll und wunderbar herzerwärmend.
Dass Olgas Vater Jack mit einer Pistole bedroht, fand ich allerdings etwas drüber. Allerdings weiß ich nicht, ob dies tatsächlich so in Georgien passieren kann.

Und die Kuh kommt übrigens in der Geschichte vor - und zwar sehr eindrücklich. Wobei ich eigentlich an die andere Kuh denke - es sind nämlich zwei Kühe, die die weitere Zukunft von Olga und Jack stark beeinflussen.


Fazit:
Eine emotionale Reise von Bonn über München nach Georgien mit einer mir leider nicht sehr sympathischen Protagonistin, einem umtriebigen Lebenskünstler und einer Kuh, die deren weiteres Schicksal bestimmt. Die Informationen über das mir recht unbekannte Land sowie die Mentalität dessen Einwohner hat mir sehr gut gefallen.