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jam

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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2018
Der Tod ist schwer zu überleben
Niedlich, Sebastian

Der Tod ist schwer zu überleben


ausgezeichnet

„Ich seufzte. ‚Musst du eigentlich jeden schönen Gedanken kaputt machen?‘

‚Vielleicht bin ich auch der Tod der schönen Vorstellungen.‘

‚Und der inspirierenden Thesen.‘“



Seit er klein war, kann Martin den Tod sehen – kein Wunder, er ist ja sein Nachfolger! Und manche von Tods Fähigkeiten sind im Laufe der Jahre auf ihn übergangen, von einem Ort zum anderen zu springen oder alle Sprachen zu verstehen zum Beispiel.

Doch Martin hat die Nachfolge des Todes Thanatos abgelehnt und das Leben ihn schwer verletzt wieder zurückgeholt. Jetzt ergibt sich ein neues Problem, welches in der Fortsetzung von „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“ erzählt wird:

Irgendwer muss ja des Todes Erbe antreten und so stehen bald mehrere potentielle Anwärter auf der Matte. Aber ob die so gut geeignet sind wie Martin es gewesen wäre?



Ich kannte den Vorgänger nicht, konnte der Geschichte aber gut folgen!

„Der Tod ist schwer zu überleben“ ist ein schwer zu beschreibendes Buch. Mit viel Witz zwischen den Zeilen und kleinen Anspielungen auf Filme und Musik unterhält mich der Autor auf ganz eigene Weise. Zugegeben, es schadet beim Lesen nicht, wenn man eine gehörige Portion schwarzen Humor mitbringt! Aber dann amüsiert man sich köstlich!

Denn da wird mit dem Tod an eine Palme gelehnt Rum getrunken und nebenbei hochphilosophische Gespräche geführt, ob Martin es sich nicht doch anders überlegt habe und sterben will. Oder ob es hilfreich wäre, Menschen, die man als böse betrachtet, etwas früher zu holen.

Rückblickend erklärt Martins Weigerung, tot und Tod zu sein einige Katastrophen der vergangenen Jahre und auch der Butterfly-Effekt gewinnt eine völlig neue Bedeutung.

Und letzten Endes stellt sich die Frage: Was ist man zu geben bereit, um der Menschheit und seiner Lieben willen?

Für mich ist die Geschichte weniger Satire als viel mehr schräge Philosophie gepaart mit Seitenhieben und Situationskomik. Gerade Gespräche wie das eingangs zitierte haben mich gut unterhalten.

Und das Buch ließ mich darüber nachdenken, dass der Tod jeden von uns durchs Leben begleitet und viel mehr zu uns gehört, als wir in unserem Kulturkreis wahrhaben wollen.

Fazit: Eine satirisch-philosophische Geschichte, die vor allem durch humorvolle Seitenhiebe und Situationskomik besticht!

Bewertung vom 09.12.2018
Herzhaft backen ohne Mehl
Donnermeyer, Anja

Herzhaft backen ohne Mehl


ausgezeichnet

„Ich finde es manchmal richtig toll, Zöliakie zu haben. Da darf ich all die leckeren Sachen essen und mein Essen ist nicht so langweilig wie bei den anderen. Die essen ja immer nur Pizza mit Mehl.“
Seite 4

Mir Kochbüchern ist das ja immer so eine Sache… Meist sind es ein paar Rezepte, die man sich raussucht, von denen verwirft man gleich wieder welche, weil man Zutaten dafür einfach nicht bekommt und irgendwo bestellen müsste, eins probiert man aus und dann stehts irgendwo rum…
Hier ist das absolut nicht der Fall! Die Rezepte bestechen durch einfache Zutaten, die in wirklich jedem Supermarkt zu finden sind, dennoch sind sie nicht langweilig. Ich habe jetzt schon einige Gerichte nachgekocht, sie gingen mir alle so leicht von der Hand, als hätte ich sie schon zig Mal zubereitet und haben der ganzen Familie geschmeckt!

Kurz zum Aufbau:
Das Buch beginnt mit ein paar einleitenden Worten, einer kurzen Erklärung zu Lebensmitteln, die von Natur aus glutenfrei sind und was man bei der Verarbeitung beachten muss. Vor allem für Neueinsteiger Thema toll und auf dem Punkt.
Im Umschlag sind die Grundrezepte für die Böden, was ja bei Pizza und Co das Wichtigste ist. Dann folgen einfache, kurze Rezepte für Quiches, Pizzen, herzhafte Kuchen und kleine Snacks, die trotz der einfachen Zutaten und Zubereitung Pepp haben.

Wir werden sicher noch einige Rezepte nachkochen und das Buch für glutenfreie Kuchen der Autorin ist schon bestellt!

Bewertung vom 30.11.2018
Sowas kann auch nur mir passieren
McFarlane, Mhairi

Sowas kann auch nur mir passieren


weniger gut

„Das hat mich das Leben gelehrt: Mach dir keine Sorgen über die Dinge, die dir Sorgen bereiten. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie von etwas aus dem Weg geräumt werden, das du nicht vorhergesehen hast und das millionenfach schlimmer ist.“
Seite 170

Schlimmer kann’s nicht werden… Georgina verliert ihren Job als Bedienung und erwischt auch noch ihren Freund in flagranti mit seiner Assistentin…
Oder doch? Denn als ihr ihre Familie dann eine Anstellung vermittelt, natürlich mit den Worten, bitte nicht wie immer in ein Schlamassel zu geraten, steht sie auf einmal ihrer großen Jugendliebe gegenüber…

Was als „Witzig, bissiger“ Roman verkauft wird, entpuppte sich für mich als dramatische und traurige Geschichte.
Georgina ist am Leben gescheitert, seit einer falschen Entscheidung und dem Tod ihres Vaters lässt sie sich treiben, wehrt sich nicht und gerät deshalb oft in unangenehme Situationen. Sie hängt – laut ihrer Familie – in einem absolut unwertigen Job fest.

Auch als ich mich damit arrangiert habe, anstelle eines locker, flockigen Frauenromans eher ein Familiendrama serviert bekommen zu haben, hat mich die Geschichte trotzdem nicht überzeugen können. Die üblichen Themen (untreuer Partner, unerwarteter Todesfall, …) werden nicht unterhaltsamer, wenn man sie in der gleichen Geschichte mehrfach verwendet. Die Personen sind so klischeehaft, vom fast schon tuckigen Psychiater-Freund, der Hipster-Boutiquebesitzerin, die unzufriedene Mitbewohnerin bis hin zum bösen Stiefvater... Irgendwie hat es keiner davon geschafft, mich zu berühren.

Die unterschwellige Botschaft, das man versagt hat, wenn man sein Studium abgebrochen und mit wechselnden Jobs durchs Leben geht, hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack.

Gegen Ende stellt sich die Protagonistin doch endlich auf die Beine, das rettet doch noch ein, zwei Sternchen.

Fazit: Ein als Chik-Lit verkauftes Familiendrama, das mich nicht packen konnte.

Bewertung vom 23.11.2018
Avinius glaubt ans Meer
Berghen, Max T.

Avinius glaubt ans Meer


ausgezeichnet

„Und dann gibt es diese anderen Geschichten, auf einmal sind sie da. Die Geschichten, die man als Kind nur ein Mal erzählt bekommt und nie wieder vergisst.“
(Seite 9)

„Avinius glaubt ans Meer“ ist so eine Geschichte. Denn Avinius, der kleine Bergvogel, glaubt mehr. Er glaubt dem seltsamen Raben, der erzählt, es gäbe ein Meer, weit entfernt und wunderschön.
Er glaubt, dass die 10.000 Kilometer dorthin nicht zählen, sondern nur, ob die Sonne scheint, wie weit er blicken kann und ob er für sich sein kann oder gemeinsam mit anderen Vögeln fliegt.
Und so macht er sich auf die Reise, auf den weiten Weg in den Süden, um einmal das Meer sehen zu können. Auf seinem Flug lernt er sich selbst kennen, die Stille, eine neue Art, sich treiben zu lassen – und er lernt die Zweifler kennen, die Ungläubigen und die, die ihn von seinem Weg abbringen wollen.

„Das schaffen nicht mal….“ der Vogel zögerte (…) mit der Antwort „… große Vögel.“
Avinius überraschte die Antwort des Vogels nicht.
Er wusste ja, dass die meisten Vögel ihre eigene Auffassung von Etwas für die Wahrheit hielten.
(Frei zitiert, Seite 109)

Obwohl er so klein ist, stellt er eine große Gefahr dar, für die, die die Wahrheit geheim halten wollen, die verhindern wollen, dass die Bergvögel über die Federspitze hinausblicken.
Und so ist Avinius Geschichte eine Geschichte übers an sich selbst glauben, gegen den Strom wischen, voller Metaphern und Denkanstöße.

Eine kurze Geschichte von einem kleinen Vogel, der Großes erreicht hat! Und uns Mut macht, sich auch mal etwas weiter aus dem Fenster zu lehnen und seine Vorstellungen zu überdenken!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2018
Die wundersame Mission des Harry Crane
Cohen, Jon

Die wundersame Mission des Harry Crane


ausgezeichnet

„Die Zeiten haben sich geändert, Ronnie.“
„Jeder braucht eine gute Geschichte, Miss Perkins. Das wird sich nie ändern.“
Seite 510

Inhalt:
Als Harrys Frau stirbt, fällt er in ein tiefes Loch, vergräbt sich vor den Menschen und funktioniert nur noch. Bis ihm alles zu viel wird, er flüchtet an den einzigen Ort, der ihn immer schon berührt hat – in seine Bäume, zu seinem Wald. Dort trifft er auf die kleine Oriana, die ihn in ihre Welt der Fantasiewesen mitnimmt und ihm die Geschichte des alten Grum zeigt. Und ihm lernt, dass Wunder geschehen und Wunden heilen können…

Wie es mir dabei ging:
Harry ist ein Bürokrat, der seine wahre Liebe, die Bäume und den Wald vergessen, und die große Liebe seines Lebens, seine Frau Beth, verloren hat. Als die Welt ihn zu überwältigen droht, flüchtet er in den Wald und landet an einem magischen Ort. Die Bilder, die Jon Cohen zeichnet, sind oft so gewaltig, ich habe die Lichter im Baum vor Augen, ich sehe die Endless Mountains, ich höre die Knospen der Buche aufspringen und neues Leben erwachen…

Mit Oriana hat er ein kleines zauberhaftes Feenwesen erschaffen, die Harry in ihre Welt und doch gänzlich zurück in die Realität zieht. Gegenseitig helfen sie sich über ihre Trauer hinweg, sind verbündet durch ihren Verlust.
Ihre Mutter Amanda ist eine bodenständige Frau, die tatkräftig zupackt und körperliches Leid rasch lindern kann, den Schmerz in ihrer Seele aber nicht.

Rundherum haben wir wundersame Nebenfiguren, die die Geschichte herrlich ergänzen: Eine schrullige Bibliothekarin, einen geldgierigen Immobilienmakler, einen Bauern, der mehr Kuh als Mensch ist, und einen bösen Wolf.

Durch das ganze Buch zieht sich „Die Geschichte des alten Grum“. Ein kleines Märchen mit einer großen Botschaft. Anders als oft üblich, wird diese Geschichte nicht nur erwähnt, sie wird inklusive ihrer tollen Zeichnung als Buch im Buch abgedruckt und hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht.

„Wir lesen jede Geschichte vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrung.“ (Seite 515)

Und so kann ich für mich nur sagen:
Jon Cohen erzählt uns eine außergewöhnliche Geschichte, ein modernes Märchen über Verlust und Neuanfänge, Risiken und Absicherungen . Spannend und bezaubernd hat er mich zu Tränen gerührt!

Bewertung vom 06.11.2018
Eine Tüte buntes Glück
Henry, Kim

Eine Tüte buntes Glück


weniger gut

Nach dem tragischen Tod ihres Mannes kehrt Rikke nach 18 Jahren wieder zurück nach Dänemark, um das Haus ihres Großvaters auf Trab zu bringen und ihr Leben neu zu sortieren. Als sie dort auf ihre alte Jugendliebe Rasmus trifft, flammen alte Gefühle wieder auf.
Doch es sieht so aus, als wäre es ausgerechnet er, der ihre aufkeimende Hoffnung auf ein neues Leben zerstören wird…

Eins vorneweg; Ich mag locker-leichte Geschichten, lasse mich, wenn sie nett erzählt sind, auch gerne über Klischees und Ungereimtheiten hinwegtrösten. Aber hier hat es für mich einfach nicht funktioniert. Über weite Teile hat es sich einfach nur gezogen…

Rikke ist stark vom Leben gezeichnet. In ihrer Kindheit von ihrer Mutter in ein Leben gezwungen, das nicht ihres war, war der kleine Ort in Dänemark jeden Sommer ihr Zufluchtsort. Als sie dann den einheimischen Soren geheiratet hat, hat sie ihm versprochen, nie wieder dorthin zurückzukehren – und sich daran gehalten. Lange Jahre hat sie das Leben gelebt, das andere ihre verordnet haben.
Jetzt steht sie zum ersten Mal auf wackeligen Beinen und alle Freunde von früher sind sofort wieder da, um ihr zu helfen.

Und schon da wurde es mir zu viel des Guten. Rikke hat ihnen 18 Jahre lange den Rücken zugekehrt und zu niemandem Kontakt gehalten. Dennoch scheinen sie alle nur auf ihre Rückkehr gewartet zu haben um ihr in kitschigen Szenen bei unlogischen Arbeiten zu helfen. Da wird gefliest, bevor der Installateur kommt, Wände mit Farbe versehen, bevor die Zwischendecken drin sind – von einer Planung oder behördlichen Gängen mal ganz abgesehen. Da tut sich meine Handwerkerseele beim Lesen schwer!

Die Liebesgeschichte an sich zieht sich lange dahin, die alten Fehler von damals werden gleich mal gesteigert wiederholt… Es wird möglichst wenig geredet, um auch ja kein Missverständnis auszulassen.

Das Buch enthält immer wieder Einträge aus Rikkes Rezeptbuch für dänische Bonbons. Diese sind durchzogen von Quernotizen Rikkes, die uns ein wenig teilhaben lassen an den Geschehnissen von damals. Ein interessanter Gedanke, der mich aber nicht ganz gekriegt hat.
Die Bonbons selber klingen sehr lecker. Ich habe mich bis jetzt nicht damit beschäftigt, wie sie erzeugt werden. Mitten im Buch habe ich mir dann ein Video dazu angesehen, weil ich neugierig geworden bin und ein Bild zum Gelesenen brauchte.
Das und die nette Abschlussszene hat mich ein wenig über das lahme Lesevergnügen hinweggetröstet und ein Sternchen gerettet.

Bewertung vom 23.10.2018
Schlittenfahrt ins Glück
Rößner, Susanne

Schlittenfahrt ins Glück


sehr gut

Laura ist eine sehr sympathische Protagonistin, man lebt und fiebert mit ihr mit, bangt mit ihren Freunden. Susanne Rößner schreibt sehr flüssig und schafft herrliche Szenarien, Umgebungen, die direkt in den eigenen Kopf wandern.
Ich mag es auch, wie umsichtig sie erzählt, seien es kleine Blicke, mit denen sich jemand Lauras Zustimmung holt, um etwas mit Toni zu machen oder jemand der umdreht, um noch eine offene Luke zu schließen. Kleinigkeiten, die sonst oft übergangen werden und mir dann fehlen.

Dennoch ist „Schlittenfahrt ins Glück“ ganz anders, als ich erwartet habe. Das Cover und der Titel verspricht doch eher eine leichte, seichte Liebesgeschichte im winterlichen Schneegestöber. Beim Klappentext ahnt man gesundheitliche Komplikationen, aber ich habe nicht damit gerechnet, wie viel Raum sie einnehmen.
Das Buch handelt über weite Teile von Lauras schwerer Erkrankung, der Zeit im Krankenhaus, den Herausforderungen, ein Kind weder anzulügen und noch es mit der Wahrheit in Angst zu versetzten. Diesen Part übernehmen ihre Freunde vorbildlich, sie sind einfach tolle und liebevolle Menschen, schön gezeichnet und nett erzählt.
Die tatsächliche Liebesgeschichte bahnt sich sehr spät an und ein wunderbarer Vierbeiner, den ich sehr ins Herz geschlossen habe, spielt dabei eine erhebliche Rolle!
Leider fügen sich für mich die beiden Teile nicht so nahtlos aneinander wie es sein sollte.

Fazit: Eine schön erzählte Geschichte über die Herausforderungen des Lebens, tolle Freunde, die einem helfen, sie zu meistern und Menschen, die mehr werden können als nur Freunde…

Bewertung vom 21.10.2018
Alles, was wir verloren haben
Geary, Valerie

Alles, was wir verloren haben


ausgezeichnet

„Mensch zu sein ist schmerzvoll. So sehr, dass man sich manchmal in dem Schmerz verliert. Genau das ist mir passiert. Niemand hat mir beigebracht, wie man mit Schicksalsschlägen umgeht.“
Seite 322

Vor 10 Jahren ist Lucys Bruder Nolan verschwunden – und doch sieht sie ihn immer wieder, im Lachen eines Fremden auf der Straße, in einem Schatten hinter einem Busch… Sie selbst ist an diesem Tag mit verschwunden, existiert nur noch am Rande der Gesellschaft und versucht, ihren Weg zu finden…
Als sie in ihren Heimatort zurückkehrt, treten nicht nur alte Bekannte in Erscheinung, sondern auch längst vergessene Erinnerungen…

Lucy ist eine gewöhnungsbedürftige Protagonistin. Nachdem Nolan weg war, hat sie sich bei ihrem Vater verkrochen, ihr Stipendium sausen lassen und kleine Jobs erledigt. Wirklich ins Leben hat sie nicht mehr gefunden.
Doch die Umstände zwingen sie, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen – und mit der schweren Zeit, die Nolans Verschwinden voranging. Die harmlosen Kinderspiele, das Beobachten der Sterne, die sich dazu entwickelten, dass er überzeugt davon war, dass Außerirdische unter uns weilen.


Die Geschichte ist abwechselnd aus Lucys und Nolans Perspektive geschrieben, dabei reisen wir auch in der Zeit. Wir dürfen an Lucys Gefühlswelt als Teenager, der gefallen will ebenso erleben wie die durch den Verlust des Bruders gezeichnete junge Frau. Auch sind immer wieder Einträge gestreut, die Nolan in sein Buch geschrieben hat. Seine Sichtungen von ungewöhnlichen Ereignissen, die er Außerirdischen zuschreibt.
Beim Lesen fragte ich mich öfter, ist er psychisch krank oder sieht er wirklich mehr als andere?

Es ist auch eine Geschichte des Scheiterns, des Versagens dabei, einem, der offensichtlich Hilfe braucht, die Hand zu reichen.

„Alles, was wir verloren haben“ spielt mit den Grenzen des Vorstellbaren, mit unseren Glaubenssätzen. Warum ist es ok, an einen dreifaltigen unsichtbaren Gott zu glauben, aber irre, wenn man die Existenz von außerirdischem Leben in Betracht zieht? Es lädt zum Miträtseln und Mitfühlen ein, lässt einen seine eigene Perspektive überdenken und spielt mit dem Geheimnisvollen.

Ich fand das Buch sehr spannend und unterhaltsam, es hat mich an die Gänsehautmomente erinnert, die ich bei jeder Akte-X Folge vor dem Fernseher erlebte. Es geht aber auch um Integrität, ums Dazugehören wollen um jeden Preis und ums Frieden schließen mit sich selbst.

Fazit: Akte X zum Lesen, ergänzt wertvolle Facetten des Erwachsenwerdens, Zivilcourage und Verzeihen…

Bewertung vom 16.10.2018
Restsüße
Meimberg, Claudia

Restsüße


ausgezeichnet

„ ‚Danke, dass du in den letzten Monaten für mich da wart, Josh. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte‘, hatte sie gesagt, und er hätte sie so gerne umarmt, aber er traute sich nicht, sie noch einmal zu berühren.“
Seite 280


Inhalt:
Gleich nach dem Abi packen Miriam und Sarah ihre Koffer – auf nach Neuseeland! Es verschlägt sie auf ein Weingut, dort lernt Sarah Josh kennen und lieben. Doch ihre Reise geht schon dem Ende zu, bald soll sie in den Flieger zurück nach Deutschland steigen.


Wie es mir dabei ging:
Was für ein wunderschöner Liebesroman! Claudia Meimberg entführt uns in ein fremdes Land, lässt uns im Weingarten mitarbeiten, im Zelt bei strömendem Regen schlafen und von Possums beißen. Und wahre Liebe erleben. Eine reale Liebe, die ihre Höhen und Tiefen hat, an räumlicher Trennung scheitern, Missverständnisse erleben und reifen muss!
Zwischen den Handlungssträngen vergehen oft Jahre, die die Autorin geschickt überbrückt hat. Ich hatte nie das Gefühl, mir würde etwas zwischen diesen Abschnitten fehlen.


Ich habe mit Sarah und Josh mitgelitten, ihre Handlungen und Fehler verstanden und ihre Entwicklung angefeuert. Immer wieder streut die Autorin die Gedanken der Protagonisten in Szenen ein, was mich auf ganz besondere Weise tiefer in die Geschichte gezogen hat.


„Restsüße“ ist auf so wunderbare Art geschrieben, dass es ohne explizite Sexszenen auskommt und trotz Unausgesprochenem und Missverständnissen keine große Dramen braucht, um gut zu unterhalten!


Fazit: Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, so schön erzählt, wie man es selten sieht!