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Ele
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Insgesamt 437 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


gut

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle, Kriminalroman von Stuart Turton, E-book 482 Seiten, Tropen bei Klett-Cotta.
Das rätselhafte Geschehen rund um den Maskenball auf Blackheath.
Familie Hardcastle lädt zu einem Maskenball auf das heruntergekommene Anwesen Blackheath. Am Ende des Abends wird Evelyn Hardcastle, die Tochter des Hauses sterben. Bis der wahre Mörder enttarnt ist, wird sich das Geschehen immer wiederholen, nur einer der Anwesenden weiß mehr als alle anderen Aiden Bishop, der diesen verhängnisvollen Tag immer wieder im Körper einer anderen Person erlebt. Ihn erreicht eine seltsame Nachricht: „Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus.“
Ein Kriminalroman der etwas anderen Art im Whodunnit-Stil, aufgeteilt in 60 Kapitel. Der Autor lässt den Protagonisten aus der Ich-Perspektive die Geschichte schildern, da es sich bei der Hauptfigur um eine Person mit verschiedenen Wirten handelt, ist diese Erzählform hervorragend gewählt. Jederzeit ist der Leser somit ganz nah dran am Geschehen. Die Erzählweise ist flüssig und herrlich bildmalerisch. Sätze wie: „Am oberen Ende der Stufen empfängt uns eine alte Standuhr, deren Räderwerk vom Rost zerfressen ist und auf deren reglosen Pendel die Sekunden zu Staub zerfallen. S.15 oder „Ein paar Krähen, die aus den Bäumen aufflattern und die Luft mit ihren Flügelschlägen zersplittern. S.9 haben mir gut gefallen und das Setting in meinem Kopf entstehen lassen. Die einzelnen Tage in den jeweiligen Körpern sind durchgehend erzählt, jedoch sind einige der Wirte in mehreren Abschnitte dazwischen platziert. Am Anfang des Buches, befindet sich die gedruckte Einladung zum Maskenball, mit den geladenen Gästen und eine Aufstellung von anwesendem Personal. Dies war äußerst hilfreich, da durch die vielen handelnden und wechselnden Personen der Plot sowieso schon sehr unübersichtlich war.
Dieses Buch hat mich sehr gefordert, als schnelle Unterhaltungslektüre ist es ungeeignet. Es ist anstrengend den Überblick zu behalten, am Anfang fühlte ich mich hilflos und verloren in der Geschichte. Mehr Fragen als Antworten haben sich aufgetan und nicht alle Fragen wurden für mich befriedigend beantwortet. Wodurch und wie Bishop überhaupt auf Blackheath kommen konnte hat sich mir z.B. nicht wirklich erschlossen. Als ich mich an den „Täglich grüßt das Murmeltier-Modus“ gewöhnt hatte, habe ich gerne mit ermittelt, da war die Spannung auch sehr hoch. Je mehr Wirte der Protagonist jedoch durchlebte desto verworrener wurde der Plot. Die Auflösung des Falls und das Ende sind für mich an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig. Schade. Es war interessant, sich auf einen Krimi in diesem etwas anderen Stil einzulassen, doch es war harte Arbeit und ist mir als Freizeitvergnügen zu anstrengend. Eine Liste der Personen und Vorfälle neben der Lektüre zu führen übersteigt mein Verständnis von „Lesevergnügen“. Interessant waren die verschiedenen „Gastgeber“ des Protagonisten, die Charakterisierung der Wirte hat Turton perfekt hinbekommen, sie erlauben dem Leser einen Perspektivenwechsel in der Geschichte. Die Einschränkungen und auch Fähigkeiten der Wirte sind sehr deutlich dargestellt worden, das fand ich toll. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch begeisterte Leser finden wird, auch ich fühlte mich über weite Abschnitte gut unterhalten. Gruselig, phantastisch, spannend und keinesfalls langweilig. Deshalb möchte ich es auch gerne empfehlen, vielleicht war für mich gerade nicht der richtige Zeitpunkt für das Werk. Von mir drei von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 19.09.2019
Der größte Spaß, den wir je hatten
Lombardo, Claire

Der größte Spaß, den wir je hatten


ausgezeichnet

Der größte Spaß den wir je hatten, Familienroman von Claire Lombardo, 720 Seiten erschienen im dtv – Verlag
Für die vier erwachsenen Sorenson-Schwestern sind ihre Eltern ein nahezu unerreichbares Vorbild.
Nach außen hin scheint die Sorenson Familie perfekt. Doch wenn man genauer hinsieht gibt es Probleme, wie in jeder anderen Familie auch. Für die vier Sorenson Schwestern hängt die Messlatte sehr hoch, denn die Eltern David und Marylin führen die perfekte Ehe, sie scheinen so glücklich wie am Anfang ihrer Ehe. Als der Teenager Jonah, ein unehelicher Sohn der zweitältesten Schwester in die Familie kommt, bricht der schöne Schein auseinander. Können Wendy, Violet, Liza und Grace ihre Sorgen und Probleme in den Griff bekommen und sind die Eltern wirklich das perfekte Ehepaar?
Ich bin vom Debütroman der Autorin restlos begeistert. Die 720 Seiten in Angriff zu nehmen fiel mir nicht leicht und doch habe ich den Roman in kürzester Zeit gelesen. Die letzten 400 Seiten sozusagen in einem Rutsch. Aufgeteilt war die Geschichte in vier Abschnitten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Autorin hat sich der auktorialen Erzählweise bedient, dadurch konnte der Überblick für den Leser jederzeit gewahrt werden. Das Setting war so gut beschrieben, dass man es sich stets vorstellen kann.
Es beginnt mit der Hochzeit der ältesten Tochter Wendy. Der Hauptstrang spielt in der Gegenwart, immer wieder jedoch gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die in chronologischer Reihenfolge mit Jahreszahlen überschrieben sind. Zu jeder Zeit war mir der Überblick in der Zeitabfolge klar. Wichtige Gedanken, Aussagen oder Liedtexte erscheinen in kursiver Schrift und sind dadurch deutlich hervorgehoben. Obwohl im Roman viele Personen agieren, war es nicht schwer, trotz dem ständigen Wechsel der handelnden Charaktere, die Übersicht zu behalten und in Lesefluss zu kommen. Überraschende Wendungen und ein unvorhersehbares Ende sorgen für stetige Spannung. Alle Figuren habe ich gemocht, denn Lombardo hat es mühelos geschafft, die anfangs eigenartigen Schwestern z. B. Wendy, so zu charakterisieren, dass man ihre Art absolut nachvollziehen kann ihre Beweggründe sind glaubhaft geschildert. Auch die scheinbar perfekte Ehe, der Eltern war bei näherem Hinsehen jahrelange Schwerstarbeit. Schicksalsschläge und freudige Ereignisse wechseln sich gekonnt ab, schnell hatte ich das Gefühl, selbst ein Teil dieser Familie zu sein. Diese Familie ist authentisch, so oder ähnlich gibt es sie sicherlich irgendwo. Ein Familienepos in klarer Sprache, alle Charaktere haben eine nachvollziehbare Entwicklung hinter sich.
Mein Lieblingscharakter war David, der Vater, der Fels in der Brandung, so einen Ehemann, bzw., Vater wünscht sich jede Frau. Ein Wohlfühlbuch, des Öfteren habe ich geweint aber auch gelacht. Selbst die Ginko-Blätter auf dem Cover haben eine Geschichte in der Story.
Ein Buch welches ich uneingeschränkt empfehlen möchte. Die Autorin werde ich im Auge behalten. Dafür von mir volle Punktzahl – fünf Sterne.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2019
Die geheime Mission des Kardinals
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


gut

Die geheime Mission des Kardinals, Roman von Rafik Schami, 432 Seiten, erschienen im Hanser Verlag.
Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus
An der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass angeliefert, beim Öffnen des Fasses ergibt sich eine grausige Entdeckung, darin befindet sich die in Olivenöl eingelegte Leiche eines von Rom nach Syrien entsandten Kardinals. Kommissar Barudi der kurz vor seiner Pensionierung steht, ermittelt. An seiner Seite der aus Italien angeforderte Kollege Commissario Mancini. Die beiden ermitteln zusammen und werden Freunde, ob sie das Geheimnis um den Tod des Kardinals lösen können, schildert dieses Buch.
Der Plot klingt nach Krimi doch der Autor Rafik Schami erzählt viel mehr. Das Buch ist ein Porträt der syrischen Gesellschaft am Rande des bevorstehenden Bürgerkriegs, die Beschreibung einer beginnende Männerfreundschaft, eine Liebes- und Lebensgeschichte.
Schamis Erzählungen gehen nie den direkten Weg, sie führen über Umleitungen, Seitenstraßen und Sackgassen ans Ziel. Die Liebesgeschichte Barudis mit der Nachbarin ist ein Beispiel, seitenlang beschreiben Tagebucheinträge über seine schon früh verstorbenen Frau, die grenzenlose Liebe und die immerwährende Sehnsucht, seine Einsamkeit. Und plötzlich zaubert der Autor eine, für den Fall völlig unnötige Liebesgeschichte mit der Nachbarin Nariman aus dem Hut.
Mit der Lektüre des Buches habe ich mich schwergetan, eigentlich bin ich anhand der Leseprobe von einem spannenden Kriminalfall ausgegangen. Doch die eigentliche Geschichte handelt von der Kritik an der Regierung, von Clan-Wirtschaft, von korrupten Beamten, von Wunderheilern, Aberglauben und dem damit verbundenen Schwindel. Von mafiösen Strukturen bis in die höchste Kirchenhierarchie. Die Freundschaft mit dem italienischen Commissario, der perfekt arabisch spricht, dagegen, hat mir gefallen. Mancini teilt mit Barudi so manches. Die Liebe zu starkem Kaffee mit Koriander, zu Falafel und auch die kritische Einstellung gegenüber der jeweiligen Regierung. Die beiden teilen sich nicht nur die Ermittlungen sondern erzählen sich auch aus ihrem Leben. Mancini und Barudi sind beide höchst sympathische Figuren, sie agieren authentisch und nachvollziehbar. Die Vielzahl der Charaktere hat mir die Lektüre jedenfalls erschwert. Dieses Buch flüssig zu lesen ist schier unmöglich solange lese ich i. d. R. an keinem Buch, ich konnte es auch aus der Hand legen und ein paar Tage später erst weiterlesen. Immer wieder habe ich beim Lesen den Faden verloren und musste zurückblättern. Interessant war es, ja, aber nicht besonders spannend. Auch die Auflösung des Falles war kompliziert und für mich unbefriedigend, am Ende war ich so frustriert wie Barudi.
Ein Gesellschaftroman mit kriminalistischem Hintergrund. Eine Empfehlung von mir, hauptsächlich für die Fans des Autors und 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2019
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Der Gesang der Flusskrebse, Romandebüt von Delia Owens, 464 Seiten erschienen im Hanser Verlag.
Ein Roman über das harte, einsame Leben des Marschmädchens Kya.
Die Leiche des angesehenen Bewohners von Barkley Cove, Chase Andrews wurde unterhalb eines Feuerwachturms im Sumpf gefunden. War es ein Unfall, oder könnte jemand nachgeholfen haben? Die Bewohner des Küstenstädtchens sind sich einig. Schuld kann nur Kya, die wilde Bewohnerin des Marschlandes sein. Ihre Geschichte und was wirklich geschah, wird in diesem Buch auf wundervolle Weise erzählt.
Dieses Buch könnte mein Lesehighlight 2019 werden, was für ein starkes Debüt! Die Handlung setzt ein als Kyas Mutter die Familie und den brutalen Vater, einen Trinker verlässt. Schon ab dem ersten Kapitel bin ich in dieser bildmalerischen Geschichte voller Poesie versunken. Die Autorin bediente sich der auktorialen Erzählweise, so gelang es mir jederzeit den Überblick über das Geschehen zu behalten, ganz nah dran an den verschiedenen Personen. Zwei Zeitebenen, in den 50er Jahren und in der Gegenwart, wobei letztere die Ermittlungen um den Todesfall und die Verhandlung beinhalten, erhöhen das Lesetempo und die Spannung. Der Kriminalfall ist so undurchsichtig, dass ich bei der Gerichtsverhandlung, die Seiten so schnell wie möglich gelesen habe. Immer wieder war ich erstaunt, wie viele Seiten weiter ich schon wieder gekommen bin. Ungerne habe ich das Buch aus der Hand gelegt und wenn, dann habe ich über den Roman nachgedacht. Die Karte vorne im Buch und die bildgewaltigen Beschreibungen der Tier und Pflanzenwelt, haben das Marschgebiet von North Carolina vor meinem inneren Auge erstehen lassen. Man merkt dem Geschriebenen unbedingt an, dass es sich bei der Autorin um eine Biologin, die schon dort gelebt hat, handelt. Fauna und Flora des Marschlandes waren perfekt beschrieben. Z. B. das Aussehen und Verhalten der Vögel sind toll geschildert, Delia Owens weiß, wovon sie schreibt. Lebhafte Dialoge in der Sprache der einfachen Leute machten die Erzählung lebendig. Dieses Buch strahlt unglaublich Atmosphäre aus. Die Charaktere handelten nachvollziehbar und authentisch. Wären Jumpin und seine Frau Mabel nicht gewesen, hätte Kya wohl nicht überleben können, sie gehören zu meinen Lieblingsfiguren. Dass Tate während seiner Studienzeit mit Kya gebrochen hat, konnte ich ihm allerdings nicht verzeihen. Unglaublich traurig machte mich die Einsamkeit Kyas, ihr kurzer Schulbesuch, die Beschreibung des Familienlebens und der Verrat derer Menschen, denen sie ihr Herz geschenkt hat. Sogar den Übergang vom Mädchen zur Frau musste sie ganz alleine meistern. Ihre innersten Gedanken z.B. in der Gefängniszelle haben mich ganz tief berührt. Mir hat besonders gut gefallen, dass ich nie das Gefühl hatte, so eine Geschichte schon einmal gelesen zu haben. Stete Wendungen und ein überwältigendes Ende, haben mich überrascht. Die eingefügten Gedichte passen gut zum Geschehen und ergeben eine Melodie – den Gesang der Flusskrebse.
Ich kann dieses Buch nur von ganzem Herzen empfehlen und vergebe dafür fünf Sterne

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2019
Die Stille des Todes / Inspector Ayala ermittelt Bd.1
Garcia Saenz, Eva

Die Stille des Todes / Inspector Ayala ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Die Stille des Todes, Thriller von Eva Garcia Saenz, 576 Seiten erschienen bei Fischer Scherz.
Inspektor Ayala genannt Kraken ermittelt mit seiner Kollegin Inspectora Gauna in ihrem ersten gemeinsamen Fall.
In einer alten Kathedrale in Vitoria im Baskenland wurden die Leichen eines jungen Paares gefunden, die Auffinde-Situation erinnert an eine Mordserie die Zwanzig Jahre zuvor die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Auch damals gab es Morde an Paaren die in gleicher Weise arrangiert waren. Für die damaligen Verbrechen sitzt seit zwanzig Jahren Tasio de Ortiz der berühmte Historiker im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses. Sein erster Hafturlaub steht unmittelbar bevor. Weitere Morde folgen und Tasio bietet dem Kraken seine Hilfe bei der Überführung des Mörders an. Wurde er damals zu Unrecht verurteilt? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Der Plot teilt sich in 25 spannende Kapitel, welche mit großen Kapitelzahlen und einem Tweed, des inhaftierten Tasios an den Kraken, überschrieben sind. Der Schreibstil der Autorin ist atmosphärisch dicht und unglaublich rasant. Ich war von diesem Debüt regelrecht überwältigt. Dass Saez aus Vitoria stammt, merkt man sofort an der Beschreibung des Settings, man kann sich die geschriebenen Szenen mühelos vorstellen und ist sich stets bewusst, dass die Handlung im Baskenland zuträgt. Dies war mein erster Thriller der in Spanien spielt und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den ungewöhnlichen Namen von Charakteren und Orten, die glücklicherweise im Anhang extra aufgeführt sind, hat man sich auch daran gewöhnt. Besonders das Personenregister fand ich dabei hilfreich. Die Karten in den Umschlagklappen habe ich ebenfalls des Öfteren zu Rate gezogen. Namen und Ausdrücke in Spanisch bzw. Baskisch sind kursiv gedruckt. Leider konnte ich nicht alle kursiven Wörter im Glossar finden.
Die Geschichte lebendig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie als Schreibstil die Ich-Form aus der Sicht des Protagonisten gewählt hat. Außerdem handelt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Wobei mich anfangs der Erzählstrang aus der Vergangenheit noch mehr fesseln konnte. Das Land prägt den Charakter, der handelnden Figuren. Alba, German, die Zwillinge und auch der Großvater des Kraken erscheinen für mich, als ob sie alte Bekannte wären. Alle Personenen authentisch und nachvollziehbar handeln zu lassen hat Eva Garcia Saez in ihrem Debütthriller zur Perfektion gebracht. Die Spannung war durchgehend hoch und zum Ende nervenzerreißend, bis kurz vor dem Schluss konnte ich den wahren Täter noch nicht ausmachen und war von der Auflösung überrascht. Temporeich und zügig liest sich das Buch und nebenbei erfährt der Leser noch einiges über die Historie und Bräuche der Gegend. Meine Lieblingsfigur der Geschichte war der betagte aber rüstige Großvater des Kommissars, eine wahrhaft beeindruckende Figur, die hoffentlich in den Fortsetzungen noch oft mit dabei ist. Die Kollegin Esti dagegen hätte ich mir gerne etwas mehr ausgearbeitet gewünscht. Das Ende gestaltet sich so, dass es eine befriedigende Auflösung gibt, der Leser aber gerne wissen will was in den weiteren Bänden passiert. Da die Serie in Spanien schon mit drei Bänden erschienen ist, wird es bis zum Erscheinen nicht allzu lange dauern. Darauf bin ich wirklich schon gespannt. Die Leseprobe der Fortsetzung im Anschluss an das Buch habe ich gelesen und es geht unmittelbar mit einem neuen Fall weiter. Der vorliegende Band soll verfilmt werden. Das kann ich mir gut vorstellen, denn bei der Lektüre lief die Handlung sowieso schon wie ein Film in meinem Kopf ab. Ein Thriller den ich nur empfehlen kann und 5 Sterne verdient hat.

Bewertung vom 15.08.2019
Das Barackenmädchen
Mainka, Peter

Das Barackenmädchen


ausgezeichnet

Das Barackenmädchen, Roman mit wahrem historischen Hintergrund von Peter Mainka, 307 Seiten, erschienen bei Books on Demand.
Frühjahr 1945, der 2. Weltkrieg ist zu Ende, die siebzehnjährige Helene und ihre Angehörigen leben in Brünn, nachdem die Deutschen den Krieg verloren haben , hat sich bei der Tschechischen Bevölkerung , die unter dem NS-Regime Unterdrückung erfahren hat, Hass auf alle deutschen aufgebaut. Erniedrigung und Ausgrenzung ist der Alltag. Die Familie lebt auch in ständiger Angst um ihren inhaftierten Vater. Die einzige Lebensfreude findet sie in der Liebe zu ihrem Freund Jan, einem Tschechen. Doch eines Tages werden Deutsche die in Brünn leben zusammengetrieben und als Racheakt für die Nazi-Verbrechen, Richtung niederösterreichische Grenze gejagt, auch Helene, ihre Mutter und ihr neunjähriger Bruder Karl sind dabei. Gibt es noch eine Zukunft mit Jan und kann die Familie den Vater wieder in die Arme schließen?
Es handelt sich hier um ein höchst emotionales Buch, schon lange nicht mehr habe ich mit den Charakteren in einer Lektüre so mitgelitten und gehofft wie im vorliegenden Werk. Dazu muss ich bemerken, dass der Teil meiner Familie väterlicherseits, zu dieser Zeit in der Nähe von Brünn lebte und das Leid und die Strapazen der Vertreibung auch erfahren musste. Mainka hat es geschafft mich mit diesem Buch in die innerste Seele zu treffen, die bildhaften Beschreibungen und flüssige Sprache, haben die handelnden Charaktere und das Setting wie ein Film in meinem Kopf ablaufen lassen, 35 Kapitel in idealer Leselänge, der Erzählstil aus der Sicht der Protagonistin und lebhafte, spannende Dialoge haben die Seiten nur so dahinfliegen lassen, das Buch konnte ich erst aus der Hand legen nachdem der letzte Buchstabe gelesen war. Immer wieder musste ich trotzdem innehalten und das Gelesene „ankommen“ lassen. Die Beschreibungen über das Elend und die Grausamkeiten, die Menschen, dem Menschen antun können, haben mich überwältigt und zu Tränen gerührt. Die agierenden Personen handeln nachvollziehbar und waren mir sympathisch, ausgenommen Vojtěch, der Bösewicht der Geschichte, leider hat sich mir nicht erschlossen, warum er einen solchen Hass auf Helene hatte. Helene war meine Lieblingsfigur, tapfer und stark hat sie gekämpft, war für ihren Bruder Halt, hat sich aufopfernd um Kranke und Schwache gekümmert und ist dabei in ihren Treue zu Jan immer standhaft geblieben, voller Liebe habe ich sie stets mit meiner Oma verglichen. Angerührt hat mich dabei der Satz auf Seite 85: „Wer seinem Herzen folgt, wird auf seinem Lebensweg fast immer richtig liegen“. Da ich das Setting von einem persönlichen Besuch und auch die Gegebenheiten aus Erzählungen von Verwandten kenne, kann ich dem Autor hier eine hervorragende Recherchearbeit und Authentizität bestätigen. Am Denkmal von Pohrlitz bin ich selbst gestanden und erst kürzlich hat mir mein Vater von der Zuckerfabrik dort erzählt. Überwältigt haben mich die positiven Aussagen in diesem Roman. Die Hilfsbereitschaft der Menschen, z.B. bei Oktavian, beim Pfarrer, sowie beim rumänischen Kommandanten, zeigt, dass das Gute, die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, auch in böser Zeit in jedem Menschen stecken kann, egal welcher Rasse oder Herkunft. Leider ist es im wahren Leben, eher selten so glücklich ausgegangen wie im Buch, was mich aber bei der Lektüre nicht gestört hat.
Bei dieser grausamen Massenvertreibung der deutschen Bevölkerung 1945, ca. 27 000 Menschen waren betroffen, die als „Brünner Todesmarsch“ in die Geschichte eingegangen ist, haben etwa 5200 die Strapazen nicht überlebt. Niemals darf vergessen werden was geschah. Dieses Buch ist ein Mahnmal gegen den Hass und gegen das Vergessen. Ich finde dieses Buch passt hervorragend zum aktuellen Geschehen in unserer Zeit. Dieser Roman wird noch lange bei mir nachwirken. Eine absolute Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne, volle Punktzahl.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2019
Im Freibad
Page, Libby

Im Freibad


ausgezeichnet

Im Freibad, Roman von Libby Page, 380 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
Zwei Frauen retten ein Freibad und gleichzeitig einander.
Rosemary Peterson ist 86 Jahre alt und verwitwet. Die glücklichsten Erinnerungen hat sie an George, ihren verstorbenen Mann, sie denkt auch zurück an ihre Kindheit ihre Arbeit in der Bibliothek. Nie ist sie aus Brixton herausgekommen, sie hat dort aber viele Freunde und Bekannte. Es verbindet sie alle das örtliche Freibad. Viele wichtige Ereignisse in ihrem Leben sind mit diesem Freibad verbunden. Nun soll das Bad verkauft und zu einem Tennisplatz umgebaut werden. Kurzerhand beschließt sie, etwas dagegen zu unternehmen. Die junge Redakteurin Kate Matthews soll für das Lokalblatt Brixton Chronicle, über die Schließung des Schwimmbades berichten. Kate wohnt noch nicht lange in London, die schüchterne junge Frau hat dort keinen Anschluss gefunden, sie ist sehr einsam und leidet unter Panikattacken. Schnell werden die beiden Freundinnen und beschließen gemeinsam, das Bad zu retten, ist es doch der Mittelpunkt der Nachbarschaft.
Das Buch teilt sich in 68 kurze Kapitel, lebhafte Dialoge, bildhafte Beschreibungen des Settings und auch die handelnden Charaktere sind hervorragend geschildert, so ist es ein Leichtes sofort in Lesefluss zu kommen. Die Artikel im Lokalblatt sind eingerahmt und mit einer großen Schlagzeile versehen, somit deutlich hervorgehoben. Die Autorin bedient sich der auktorialen Erzählweise, die Kapitel sind aus der Sicht der jeweiligen handelnden Person beschrieben. Kate, die von ihrer Schulzeit und Jugend erzählt, von ihren Panikattacken und von einer vergangenen Liebe. Abwechselnd mit Rosemary, aus ihrer Sicht erfährt der Leser die wunderbare Liebesgeschichte von ihr und George und deren glückliche Ehe. Libby Page ist es bestens gelungen großartige Gefühle, Romantik, Einsamkeit und Traurigkeit zu beschreiben, stets habe ich mit den beiden „Hauptdarstellerinnen“ geweint gelacht und mitgefühlt. Ein sehr einfühlsames und emotionales Buch, welches mich bestens unterhalten hat. Viele interessante Charaktere hat die Autorin hier erschaffen. Geoff, Jermaine und Frank, Hope, Jay und auch Ahmed. Sie alle habe ich liebgewonnen und am Ende konnte ich sie nur schwer gehen lassen. Die Freundschaft der beiden ungleichen Frauen wird mir unvergesslich bleiben, es ist schwer zu sagen, wer aus dieser Freundschaft mehr profitiert hat. Rosemary die einsam war und in der Vergangenheit lebte, sie hat wieder eine Aufgabe für die es sich zu kämpfen lohnt. Oder Kate die eine neue Liebe, Selbstbewusstsein, Mut und neue Freunde gefunden hat. Vor allem Kate war meine Lieblingsfigur, sie hat von allen Charakteren die größte Entwicklung gemacht. Dieses Buch beschreibt ruhig, aber sehr emotional was geschehen kann, wenn Menschen zusammen halten und nicht aufgeben, wie wichtig gute Nachbarschaft und Freunde sind und, dass es sich lohnt für etwas zu kämpfen, was einem am Herzen liegt. Das Ende war vorherzusehen, hat mich aber trotzdem überrascht. Libby Page hat in ihrem Werk so schöne Worte gefunden. Einige Sätze haben sich mir eingeprägt, z.B. auf S. 120: „Ein kleines Leben war groß genug für sie, wenn es George beinhaltete.“ oder auf S. 117 „Es ist so schwer, irgendetwas zu bemerken, wenn man immer zu Boden blickt“. Ein tiefgründiger Roman, eine Leseempfehlung von mir und 5 verdiente Sterne.

Bewertung vom 02.08.2019
Verrückt nach Karten

Verrückt nach Karten


ausgezeichnet

Verrückt nach Karten, Sachbuch, 256 Seiten, Hrsg. Huw Lewis-Jones, übersetzt aus dem Englischen von Hanne Henninger, erschienen im wbg Theiss – Verlag.
Geniale Geschichten von fantastischen Ländern, begleitet von prachtvollen Karten.
Das wunderschöne Werk ist in 4 Teile gegliedert, von Teil 1 „Täuschend echt“, über „Literarische Karten“ und „Karten erstellen“ bis zum 4. Teil „Karten Lesen“. Diverse Autoren haben ihre Geschichten zu den herrlichen Karten geschrieben ich bin restlos begeistert. Natürlich sind diese detailreichen Karten, der Hauptbestandteil des Buches, die passenden Geschichten dazu ergänzen diese fantasievollen Bilder hervorragend. 167 Karten, mannigfaltig bunt, handgemalt, gedruckt, auf diversen Materialien, antike, mythologische, anatomische Karten, Vorsatzkarten aus einigen Büchern, jeder wird hier seine Lieblingskarte finden. Zu jeder einzelnen Karte ist auch eine detaillierte Erklärung zu finden, interessant und höchst informativ. Besonders interessant fand ich die Geschichte zu Stevensons Geschichte „Die Schatzinsel“ tatsächlich zeichnete der Autor zuerst eine Karte zur Unterhaltung für seinen Stiefsohn und aus ihr ist später sein Meisterwerk entstanden.
Außerordentlich begeistert haben mich die Karten auf S.30/31 – die Moby Dick Karte, auf S. 107/108 die Islandia-Karte und die Tschuktschenkarte die auf Robbenhaut gemalt ist. Absolut überrascht haben mich die Landschaften im Körperinneren und auch die Karte von der Oberfläche des Mondes, die 1969, für die Apollo 11 Mission, von einem mehrere hundert Köpfe starkem Team der NASA erstellt wurde. Auch Botticelli hat sich auf einer Karte verewigt, die die 9 Kreise der Hölle aus Dantes göttlicher Komödie darstellt.
Reale und auch fiktive Orte sind kartografisch dargestellt worden. Die Weltsicht der Wikinger z.B. Yggdrasil, die große Weltesche, in mehreren Abbildungen. Zu finden ist auch die Karte des Herumtreibers aus den Harry Potter Filmen. Darstellungen vom Mumintal, Mittelerde und Narnia, durften nicht fehlen. Am Ende des Bandes stehen noch Hinweise über die einzelnen Autoren, für weitere Informationen gibt es Tipps zu weiterführender Literatur zum Thema, ein Zitatennachweis, Bildnachweis und ein Register welches bei der Suche nach Autoren, Karten usw. sehr hilfreich ist.
Stundenlang bin ich in diesem Buch versunken, manche der Bilder stehen sog. Wimmelbildern in nichts nach, immer wieder gab es Details zu entdecken. Eigentlich wollte ich dieses Buch nach der Lektüre verschenken, aber definitiv will ich dieses überragende Werk selbst behalten, denn es ist kein Roman zum „Durchlesen und Weglegen“ sondern um es immer wieder aus dem Regal zu nehmen, einzelne Geschichten zu genießen und es bis zum nächsten Mal im Regal zu bewundern, da es mit dem schönen Cover auch dort eine „gute Figur“ macht.
Dieser Band eignet sich bestens als Geschenk, oder auch um sich selbst eine Freude zu machen. Eine absolute Kaufempfehlung und verdiente, von mir gerne gegebene 5 Sterne.

Bewertung vom 31.07.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


gut

Auris, Thriller von Vincent Kliesch nach einer Idee von Sebastian Fitzek, 352 Seiten, erschienen im Droemer Knaur Verlag.
Spannender Thriller aus der Zusammenarbeit zweier Bestseller Autoren.
Mathias Hegel ist akustischer Profiler, genannt „Auris“, ( =lat. das Ohr), schon die Stimme eines Täters genügt ihm, Rückschlüsse auf seine Herkunft, Aussehen und Psyche zu ermitteln. Doch nun sitzt er selbst in Haft verurteilt für einen Mord an einer Obdachlosen, den er selbst gestanden hat.
Jula Ansorge ist True-Crime-Podcasterin und sie zweifelt an Hegels Schuld, deshalb will sie diesen Fall zum Thema ihres Podcasts machen und den Fall aufklären. Sie will gegen seinen Willen hinter den Grund seines Mordgeständnisses kommen. Je mehr sie in diesem mysteriösen Fall recherchiert desto tiefer begibt sie sich nicht nur selbst in Todesgefahr, sondern auch den Menschen, der ihr am wichtigsten ist.
Am Anfang steht ein Vorwort von Sebastian Fitzek, der beschreibt wie es Zusammenarbeit mit Kliesch und zum Entstehen dieses Thrillers kam, Fitzek erklärt hier die Umstände sehr witzig, trotzdem ist mir nicht ganz klar warum er nicht selbst dieses Buch geschrieben hat.
Dieses Buch habe ich sehr schnell gelesen, 79 kurze knackige Kapitel, Kliesch schreibt in der auktorialen Erzählweise, der Überblick über das Geschehen ist dadurch hervorragend gewährleistet, die schlagfertigen Wortwechsel und der flüssige Schreibstil lockern den Plot auf, Gedanken, Chat-Verläufe sind durch andere Schriftarten hervorgehoben. Klieschs bildmalerische Art zu schreiben, hat die Lektüre mit Bildern im Kopf begleitet, Sätze z. B .auf S. 9: „Die kastaniengesäumte Einbahnstraße war für sorglos abgestellte Kinderfahrräder geschaffen, für verschiedenfarbige Tonnen der mülltrennenden Nachbarn, für Flugblätter an der Baumrinde….. oder: „Das Sonnenlicht fiel aus einem kinderbuchblauen Himmel…“ Mein Lieblingssatz Auf Seite 14: „Wenn man als einziges Werkzeug einen Hammer besitzt, wird jedes Problem zu einem Nagel.
Die Spannung beginnt schon im ersten Kapitel als „Auris“ es schafft durch seine phänomenalen Fähigkeiten, zwei Kinder aus der Gewalt eines Geiselnehmers, zu befreien, was mich sofort in Lesefluss kommen ließ. Kliesch verfolgt in seinem Werk einen Kurs voller Überraschungen, was nicht immer schlüssig war. Die Charaktere, ausgenommen Elyas, der Bruder von Jula, waren allesamt nicht besonders sympathisch, der Superermittler mit dem Knacks, die taffe Journalistin, mit der eigenen tragischen Geschichte im Hintergrund, alle Klischees wurden bedient. Der Plot ist zwar spannend aber nicht immer nachvollziehbar, das Ende hielt für mich zu viele unvorhersehbare Wendungen bereit, was den Leser m. M. nach komplett überfordert. Die endgültige Aufklärung, blieb der Autor seiner Leserschaft jedoch schuldig. Hier wurde schon der Grundstein für die weitere Zusammenarbeit Hegels mit Jula gelegt. Trotzdem lese ich lieber Thriller in denen auf den letzten Seiten ein befriedigendes Ende auf mich wartet. Leider konnte mich dieses gemeinschaftliche Werk der beiden Thrill-Spezialisten nicht begeistern, für die Fans von Fitzek, oder Kliesch sicher ein Muss, ich selbst werde einen weiteren „Auris-Band“ vermutlich nicht mehr lesen. Von mir 3 Sterne von 5 möglichen.