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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2022
Die Ameisenfrau
Kiehl, Thomas

Die Ameisenfrau


sehr gut

Lena Bondroit ist Ameisenforscherin, sie ist fasziniert davon, wie ein Ameisenstaat gesteuert wird, wie die Tiere als Ganzes zusammenarbeiten und findet Systemtheorien interessant.

Auf Grund ihrer Arbeit wird sie sowohl von Viktor Callenberg, dem Leiter der Organisation ProNomadentum, als auch von dem Journalisten Gottfried Meier kontaktiert. Nachdem sie miterleben muss, wie Meier getötet wird, erfährt sie kurz darauf, dass Callenbergs Mitarbeiter einen Anschlag nicht überlebt hat, und Callenberg untergetaucht ist. Dann lernt sie Michael Degenhart kennen, in den sie sich verliebt, der aber anscheinend auch etwas mit den Geschehnissen zu tun hat. Hat das Ganze etwas mit der geheimen staatlichen Organisation ORG zu tun, die angeblich aufgelöst wurde? Lena versucht selbst zu entschlüsseln, was hinter allem steckt, während der LKA-Beamte Ewald offiziell ermittelt.

Mittlerweile gibt es bereits einen zweiten Band mit der Protagonistin, der mir gut gefallen hat, so dass ich neugierig auf den ersten gewesen bin. Ich persönlich finde es sehr spannend, dass ich hier so viel über Ameisen erfahren habe, auch über sehr exotische Arten, und auch die Gesellschafts- und Systemtheorien, die hier erwähnt werden, finde ich sehr interessant, und bieten Stoff zum Nachdenken.

Dazu kommt die, auch heute noch, hohe Aktualität der Geschichte, es geht um zunehmende Angst in der Gesellschaft, um gewolltes Angst- und Panikschüren durch Manipulation, um Fake News,, etwas, das wir in den letzten Jahren sehr gut vor allem in den sozialen Medien verfolgen konnten. Der Autor hat hier eine zusätzliche – fiktive – Erklärung dafür, die aber vielleicht nicht überall, schaut man in andere Länder, wirklich fiktiv ist. Auf jeden Fall bietet die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema genug Stoff. Sehr gut hat mir übrigens auch die Einbindung von Murphys Gesetz gefallen, das ich auch gern einmal zitiere.Der Roman ist nicht immer einfach zu lesen, auf keinen Fall etwas für zwischendurch, man muss sich schon darauf einlassen und aktiv mitdenken. Auch das Nachwort und die Anmerkungen des Autors sind in diesem Zusammenhang lesenswert.

Bondroit kannte ich ja bereits aus „Homo Lupus“, hier lerne ich sie in ihrem Leben davor kennen, mit einem anderen Forschungsthema und noch ohne Familie. Für mich ist sie kein leichter Charakter, auch ist sie mir, wie auch die anderen Charaktere, nicht wirklich sympathisch, dafür sind sie und die meisten anderen aber nicht uninteressant.

Der Roman ist interessant zu lesen und bietet ein immer noch sehr aktuelles Thema, so dass ich ihn gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 01.05.2022
Asterix und der Greif / Asterix Bd.39
Ferri, Jean-Yves;Conrad, Didier

Asterix und der Greif / Asterix Bd.39


ausgezeichnet

Miraculix wird von seinem sarmatischen Kollegen gerufen und macht sich mit Asterix, Obelix und Idefix auf zu helfen. Gleichzeitig ist eine Expedition Römer mit einer sarmatischen Geisel unterwegs, um den sagenhaften Greif zu fangen.

Band 39 der Asterix-Reihe führt nach Osteuropa, zu einem Stamm, der dem unserer Gallier gar nicht so unähnlich ist – mit einer Ausnahme: Die Frauen sind Amazonen und damit diejenigen, die kämpfen und die Familie verteidigen, während die Männer für Haushalt und Kinder zuständig sind. So werden unsere Freunde auch nicht so ganz ernst genommen, zumal der Zaubertrank wegen der Kälte auch noch ausfällt. Dafür fühlt Idefix sich richtig wohl und findet neue Freunde – und die Piraten haben einmal Urlaub.

Schon mit den Vorgängerbänden haben Ferri und Conrad gezeigt, dass auch sie überzeugende Asterix-Comics schaffen können, und auch dieser hat mir wieder gut gefallen. Ich mag es, wenn Gallien auch einmal verlassen wird und neue Gegenden erkundet und mit ihren besonderen Eigenschaften dargestellt werden. Auch Band 39 bietet wieder einiges an Humor und auch Fake News fehlen – ganz aktuell – nicht.

Mit Band 39 haben Ferri und Conrad erneut gezeigt, dass sie die Asterix-Comics gelungen fortführen und interessante neue Ideen einbringen können. Ich wurde wieder sehr gut unterhalten und bin schon gespannt auf den nächsten Band.

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Bewertung vom 30.04.2022
Zehn eiserne Pfeile / Die Chroniken von Scar Bd.2
Sykes, Sam

Zehn eiserne Pfeile / Die Chroniken von Scar Bd.2


ausgezeichnet

Sal Kakophonie wird mit ein paar anderen von dem Freimacher Zwei-Einsame-Alte-Männer angeheuert, ein besonderes Relikt der Revolutionäre zu stehlen. Dieses befindet sich aktuell im Flaggschiff der zehn Luftschiffe der Eisernen Flotte – auch Zehn Pfeile genannt.

Ich habe diesen zweiten Band direkt im Anschluss an den ersten gelesen, und habe somit die Zusammenfassung der Ereignisse des Vorgängerbandes nicht benötigt. Für alle, die den ersten Band bereits vor längerer Zeit gelesen habe, ist sie aber sicher sehr nützlich. Auch in Band 2 ist Sals Liste der Namen, an denen sie sich rächen möchte, noch aktuell, aber durch den Auftrag, den sie annimmt, geht die Geschichte einen anderen Weg, was mir gut gefällt. Natürlich gibt es auch hier viel Blut und Chaos, ohne geht es bei Sal wahrscheinlich nicht. Dazu ist das Geschehen wieder sehr spannend und bietet die eine oder andere Überraschung.

Sal hat man ja in Band 1 schon gut kennengelernt, und zumindest manche ihrer Geheimnisse erfahren, über den Kakophon, ihre – irgendwie lebendigen – Pistole weiß man aber noch nicht so viel, ein bisschen mehr wird in diesem Band verraten. Neben Sal trifft man auf einige bekannte Charaktere, wie z. B. die Freimacherin Liette, zu der Sal eine besondere Beziehung hat, aber auch eine ganze Reihe neue, allen voran Sals Mitstreiter:innen, die alle sehr interessant und besonders sind und mir alle gut gefallen haben, da ist z. B. die sehr große Ange, die Zwillinge Yria und Urda, sie eine Portalmagierin, er ein Bannschreiber, oder auch Tuteng, der der indigenen Rasse der Rukkokri entstammt, die man bisher noch nicht kannte.

Die Rahmenhandlung spielt dieses Mal in Jammertal, wo Sal unter chaotischen Umständen strandet. Dieser Teil ist, im Gegensatz zum Rest des Romans nicht in Ich-Form aus Sals Perspektive erzählt. Hier trifft sie den Apotheker Meret und die ehemalige Soldatin Sindra, die beide ebenfalls wichtige Rollen einnehmen.

Natürlich sind neben Sal und den anderen von Zwei-einsame-alte-Männer Angeheuerten nicht nur die Revolutionäre sondern auch das Imperium im Spiel sowie die fanatische Sekte der Edener, und man lernt eine sehr alte Präsenz kennen. Daneben gibt es neue Wesen, wie die Drakken, deren Name nicht umsonst an „Drachen“ erinnert. Sam Sykes baut seine Welt aus Band 1 weiter aus, es gibt einiges neue zu entdecken, das sich gut in das bisherige eingliedert – man darf gespannt sein, was sich der Autor für die weiteren Bände einfallen lässt, die hoffentlich auch auf Deutsch erscheinen werden.

Der zweite Band der Reihe hat mir wieder sehr gut gefallen, wie Band 1 ist er sehr blutig, aber auch sehr spannend, man erfährt einiges neue über die Welt und lernt interessante Charaktere kennen. Wer Band 1 mochte, sollte unbedingt auch Band 2 lesen.

Bewertung vom 24.04.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


ausgezeichnet

Am Freitag, den 13.11.1903 wird Andrew Haswell Green 83jährig vor seinem Haus in New York mit fünf Schüssen getötet, der Täter, Cornelius Williams, wird direkt verhaftet, jedoch ist das Motiv unklar, so bleibt u. a. die Frage, welche Rolle Bessie Davis spielt, die Inspektor McClusky nach längerer Suche endlich findet.

Ich kannte tatsächlich Andrew Haswell Green nicht, bevor ich diesen Roman las, dabei hat er in New York einiges erschaffen, so z. B. den Central Parc. Neben der Suche nach dem Motiv erzählt Jonathan Lee auch das Leben dieses Mannes, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte.

Jonathan Lees Erzählung hat mir von Anfang an gut gefallen. Schon die Benennung der einzelnen Kapitel mit den Namen der Eingänge des Central Parcs hat etwas. Der Autor erzählt hochwertig und mit feinem Humor – nicht immer chronologisch – verschiedene Episoden aus Greens Leben, die insgesamt ein gutes Bild auf diesen interessanten Mann werfen, der leider viel zu wenig bekannt ist bzw. unverdient in Vergessenheit geraten ist.

Auch wenn es in diesem Roman um einen Mordfall geht, ein Krimi ist er in meinen Augen nicht, der Fokus liegt auf Andrew Haswell Greens Lebensgeschichte, parallel dazu, aber in geringerem Umfang werden die Geschehnisse nach dem Mord an Green erzählt. Der Autor hat zweifellos gut recherchiert, mir hat allerdings ein Nachwort von ihm gefehlt, das Interview im Anhang ist zwar okay, ich empfand es aber als weniger informativ als erhofft.

Der Roman hat mir gut gefallen, ich habe Neues über New York erfahren und einen interessanten Mann kennengelernt, der leider unverdient in Vergessenheit geriet, und hoffe, dass die Erinnerung an ihn durch diesen Roman wieder neu belebt werden kann, auch wenn dieser nicht immer leicht zu lesen ist, möchte ich ihn doch uneingeschränkt empfehlen und vergebe gerne volle Punktzahl.

Bewertung vom 23.04.2022
Sieben schwarze Klingen / Die Chroniken von Scar Bd.1
Sykes, Sam

Sieben schwarze Klingen / Die Chroniken von Scar Bd.1


ausgezeichnet

Milizgouverneurin Tretta Stern bereitet wieder eine Hinrichtung vor, doch bevor die Vagrantin Sal Kakophonie stirbt, soll sie noch reden. Und Sal redet, sie erzählt Tretta ihre Geschichte.

Sal arbeitete früher für das Imperium, doch sie hat sich losgesagt, und ist nun mit ihrer – irgendwie lebendigen – Pistole, dem Kakophon, und ihrem Schwert, Jeff, unterwegs, eine Liste mit den Namen von sieben Magiern abzuarbeiten.

Eine aggressive, zynische Revolverheldin, die aber auch mit nicht wenig Gefühl ausgestattet ist, auch wenn sie das selbst nicht zugeben würde, und statt auf einem Pferd auf einem Laufvogel unterwegs ist – eine Protagonistin ganz nach meinem Herzen. Rückblickend erzählt sie in Ich-Form, und erst nach und nach erfährt der Leser, wer sie überhaupt ist, und warum sie tut, was sie tut.

Gleiches gilt auch mit dieser Welt – Imperium, Rebellion, die Magier, Freistätten – wer gegen wen und warum, es dauert ein bisschen, bis man versteht, was dort vorgeht, zumal es immer wieder Begriffe gibt, die man nicht kennt, weil sie für diese Welt spezifisch sind. Dafür gibt es im Anhang ein Glossar inkl. Personenverzeichnis, aber Achtung, gerade bei den Personen könnte man sich spoilern, also besser nicht vorher lesen, und auch die Begriffe erst dann nachschlagen, wenn man wissen möchte, was sie bedeuten. Nach und nach begreift man aber, wie sich diese – düstere – Welt aufbaut, und immer mehr wird man so in die Geschichte hineingezogen.

Sal hat keine festen Begleiter, aber es gibt zwei, die mehr Zeit mit ihr verbringen. Das ist zum einen Cavric Stolz, Untersergeant der Rebellion, dessen Verbleib Tretta u. a. von Sal wissen möchte, und Liette, eine Freimacherin und Bannschreiberin, die eine besondere Beziehung zu Sal hat. Daneben trifft Sal eine Reihe anderer Charaktere, die meisten sehr speziell.

Die Szenen in Wehrturm, wo Tretta Sal verhört unterbrechen immer einmal wieder Sals Erzählung und sind in der dritten Person geschrieben. Diese Unterbrechung hat mich nie gestört, im Gegenteil, desöfteren war ich neugierig, was Tretta zu den Entwicklungen in Sals Erzählung sagen würde.

Sam Sykes ist der Sohn Diana Gabaldons, aber man darf hier keine Geschichte à la Outlander erwarten. Seine Geschichte ist blutig, dreckig und brutal, aber auch sehr spannend, actionreich und nie langweilig. Es gibt viele Kampfszenen, die ich tatsächlich auch gerne gelesen habe, obwohl ich sonst Kampfszenen nicht immer mag. Die vielen Seiten des Romans lesen sich richtig gut, sobald man sich darauf eingelassen hat, dass man nicht alles von Anfang an versteht – am Ende wird alles geklärt sein.

„Sieben schwarze Klingen“ ist einer der Romane, der mich sehr sofort gepackt und nur schwer wieder losgelassen hat. Ich war schnell von der Protagonistin begeistert, die Welt ist interessant, aber auch dreckig und brutal, die Geschehnisse sind sehr blutig, aber auch sehr spannend. Ein Fantasy-Highlight, das Lust auf mehr macht, die durch weitere Romane zum Glück befriedigt wird, Band 2 lese ich direkt im Anschluss, Band 3 wird hoffentlich auch auf Deutsch erscheinen. Wer sich von der Brutalität nicht abschrecken lässt, und nicht von Anfang an vollen Durchblick braucht, auch etwas andere Protagonisten mag, könnte hier einen ansprechenden Roman finden – von mir gibt es natürlich volle Punktzahl.

Bewertung vom 18.04.2022
Mord in Babelsberg / Leo Wechsler Bd.4
Goga, Susanne

Mord in Babelsberg / Leo Wechsler Bd.4


ausgezeichnet

Berlin, 1926: Seit dem letzten Band sind etwa drei Jahre vergangen, Leo Wechsler hat seine Freundin Clara geheiratet, und sowohl sein privates als auch sein berufliches Leben verläuft erfreulich. Der neueste Fall allerdings trifft ihn schwer, den die Tote ist seine ehemalige Geliebte, die er seit Jahren nicht gesehen hat. Und sie wird nicht das einzige Mordopfer bleiben.

Dies ist bereits der vierte Band der Reihe und liest sich wieder sehr gut. Mir gefällt, dass neben den aufzuklärenden Fällen auch hier wieder das Privatleben der Ermittler, nicht nur Leos, Raum einnimmt und weitergeführt wird. So taucht man tiefer ein in die Geschichte, und nicht nur der Fall berührt.

Dieser ist nicht einfach aufzuklären, die beiden Morde hängen augenscheinlich zusammen, doch es scheint keine Verbindung zwischen den Toten zu geben, geschweige denn ein Motiv. Ich selbst konnte mir auch meine Gedanken machen, und habe auch manches durchschauen können. Es macht mir immer großen Spaß, wenn ich meine eigenen grauen Zellen einsetzen kann, und der Lösung zumindest nahe komme.

Wer die Vorgängerbände kennt, weiß bereits einiges über Leos Privatleben, und wird erfreut feststellen, welche positiven Entwicklungen es gab, auch wenn nicht alles eitel Sonnenschein ist. Apropos Sonnenschein: Auch Jakob Sonnenschein ist natürlich wieder mit an Bord, ebenso Leos Freund und Kollege Robert Walther, und auch bei beider Privatleben tut sich etwas. Leos Gegenspieler aus den Vorgängerbänden ist dieses Mal nicht dabei, ich habe ihn nicht vermisst.

Auch in diesem Band werden historische Ereignisse einbezogen, so z. B. das neue Ermittlungsfahrzeug, das „Mordauto“, das Ernst Gennat eingeführt hat, der im übrigen wegen eines realen historischen Kriminalfall nach Breslau gereist ist. Insgesamt ist der historische Bezug aber weniger als z. B. im Vorgängerband.

Auch Band 4 der Reihe hat mich wieder gefesselt und gut unterhalten, ich vergebe gerne eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Bewertung vom 13.04.2022
Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0
Horst, Jørn Lier

Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0


sehr gut

Anfang der 1980er Jahre ist Wisting ein junger Streifenpolizist, der gerne Ermittler werden würde. Als er zufällig in einer nicht mehr genutzten Scheune ein altes Auto mit Einschusslöchern findet, wird er neugierig, und da ein Bekannter den Oldtimer gerne restaurieren möchte, macht er sich auf der Suche nach den Eigentümern und der Antwort auf die Frage, was damals passiert ist.

Ich liebe Wistings Cold-Case-Reihe, und dieser Band ist ein Prequel dazu, denn auch hier handelt es sich letztlich um einen Cold Case. Mir gefällt es sehr gut, Wisting als jungen Ehemann zu erleben, der gerade Vater von Zwillingen geworden ist, und sich bemüht, sowohl Familie als auch Beruf unter einen Hut zu bringen.

Der Roman selbst wird recht langsam erzählt, man erfährt viel aus Wistings Alltag, sowohl mit der Familie als auch auf der Arbeit, die o. g. Ermittlungen kann er zunächst nur in seiner Freizeit betreiben. Gleichzeitig wird er dienstlich in einen Bankraub verwickelt, dessen besondere Umstände ihm keine Ruhe lassen. Am Ende werden beide Fälle zufriedenstellend gelöst.

Wistings „erster Fall“ führt zurück in Wistings Anfangsjahre als junger Streifenpolizist und frisch gebackener Familienvater, mir gefiel es gut, den jungen Wisting kennenzulernen. Wisting-Fans sollten unbedingt zugreifen, allen anderen empfehle ich sehr gerne Wistings Cold-Case-Reihe.

Bewertung vom 12.04.2022
Firekeeper's Daughter
Boulley, Angeline

Firekeeper's Daughter


ausgezeichnet

Daunis Fontaine stammt zum Teil aus einer reichen Oberklassefamilie Sault Ste. Maries, und zum anderen Teil ist sie Ojibwe, beiden Kulturen angehörig, aber irgendwie auch nicht. Das macht ihr Leben nicht immer leicht, denn es werden verschiedene Ansprüche an sie gestellt und sie meint beiden Kulturen gerecht werden zu müssen. Als ein Mord den Ort erschüttert, ändert sich ihr Leben – auf vielerlei Hinsicht.

Eine indigene Autorin, eine indigene Protagonistin, die noch dazu zwischen verschiedenen Welten/Kulturen hin und her gerissen wird, das hat mich sehr angesprochen, und der Roman hat, das kann ich hier schon sagen, meine Erwartungen gut erfüllt. Angeline Boulley lässt Daunis selbst in Ich-Form und im Präsens erzählen, das bringt sie einem sehr nahe. Man merkt ihre Zerrissenheit, aber auch, wie sehr sie sich ihrer indigenen Abstammung nahe fühlt. Sehr gut hat die Autorin damit auch das Nahebringen der Kultur gelöst, denn Daunis kann sie gut vermitteln, so dass man als Leser:in schnell Verständnis aufbaut. Dazu gehören auch viele Worte und Ausdrücke in der Sprache ihres Volkes, die in einem Glossar im Anhang erklärt werden, jedoch kann man vieles auch aus dem Kontext entnehmen oder es wird sogar direkt im Text übersetzt. Wer mit den indigenen Kulturen nicht so vertraut ist, braucht vielleicht etwas länger, um im Geschehen anzukommen, man sollte sich die Zeit aber unbedingt gönnen. Wer schon mehr Wissen hat, wird sich schnell zurechtfinden.

Mir hat gut gefallen, dass zunächst Daunis Alltag geschildert wird, es braucht ein bisschen, bis die Erzählung zur Sache kommt. Ich finde das aber nötig, und auch hier sollte man geduldig sein. Der Schock – und es wird ein Schock sein – kommt früh genug, und dann wird es schnell sehr spannend, ohne dass der Fokus auf die indigene Kultur aus dem Blick gerät. Auch Daunis‘ Innenleben, ihre Gedanken, ihre Emotionen und ihre Identität werden dem Leser sehr nahe gebracht. Ich konnte nicht immer alles komplett nachvollziehen, vor allem ihre emotionale Situation in Bezug auf „Jungs“. Aber immerhin handelt es sich hier auch um ein Jugendbuch, und so gibt es auch eine – problematische – Liebesgeschichte, deren Hin und Her mich schon ein bisschen genervt hat, die aber wohl dazu gehört und letztlich auch wichtig wird.

Daneben ist der Roman nicht frei von Gewalt, aber, auch das gehört – leider – zum Leben Indigener, vor allem auch indigener Frauen. Dazu kann man im Anhang etwas mehr lesen, vor allem die Anmerkung der Autorin und die „historische Einordnung“ sollte unbedingt gelesen werden, auch weil es mit zur Intention der Autorin gehört, dem Leser die Situation der Indigenen näher zu bringen.

Dazu gehört auch die Einteilung des Romans in vier Teile, die den vier Himmelsrichtungen entsprechen und eine Bedeutung bzgl. einer Reise haben „Für Ojibwe beginnt jede Reise gen Osten“ heißt es da zu Beginn des ersten Teils (Seite 9).

Das Ende hat mir gut gefallen, auch wenn vielleicht nicht jeder damit zufrieden sein wird, aber es wirkt realistisch und gleichzeitig hoffnungsvoll, und damit echt. Insgesamt hat mich der Roman sehr gefesselt, ich hätte Daunis‘ Leben auch noch länger begleiten können.

Der Roman ist in meinen Augen nicht nur lesenswert, sondern auch wichtig, bringt er dem Leser doch indigenes Leben und indigene Kultur näher, mit Sonnen- und Schattenseiten, und bietet gleichzeitig eine spannende Erzählung. Gerne vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung und volle Punktzahl. Ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.

Bewertung vom 11.04.2022
Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2
Hearne, Kevin

Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2


sehr gut

Siegelmagier Al MacBharrais erhält einen Hilferuf, zwei seiner Kolleginnen sind in Australien verschollen. Dort angekommen, trifft er auf den Eisernen Druiden und sehr viele bizarre Monster.

Wem die Geschehnisse des ersten Bands nicht mehr ganz geläufig sind, findet zu Beginn eine Zusammenfassung davon, so ist man schnell wieder im Geschehen. Im Anhang gibt es zudem ein Glossar.

Der zweite Teil der Reihe um den verfluchten Siegelmagier Al führt überraschenderweise nach Australien, d. h., das heimatliche Schottland wird verlassen, allerdings nicht ohne den Hobgoblin Buck Foi, der sich Al angeschlossen hat, und der wieder für sehr derben Humor sorgt. Der Eiserne Druide, der sich derzeit Connor Molloy nennt, hatte bereits im Vorgängerband einen kurzen Auftritt, hier ist er nun neben Al einer der wichtigsten Charaktere, wird von seinen Hunden Oberon und Starbuck begleitet, und kann einiges seines Könnens zeigen. Unabhängig von Al ist er darauf aufmerksam geworden, dass in Australien etwas unnatürliches vorgeht, und schließt sich schnell dem Siegelmagier an. Auf welche sonstigen bekannten Charaktere Al, Buck und Connor treffen, verrate ich nicht, lasst euch überraschen. Auch der eine oder andere neue Charakter wird eingeführt, besonders von einem verspreche ich mir mehr in den Folgebänden.

Dass allerdings eine Menge sehr bizarrer Monster ihren Weg kreuzen, und diese mehr als ein Blutbad verursachen, kann ich verraten, die Frage ist allerdings, wer steckt dahinter, und warum wurden die Monster losgelassen. Die Antwort ist dann schon ein wenig erschreckend. Daneben erfahren Al, Connor und der/die Leser:in noch ein bisschen mehr, z. B. Al über die beiden Flüche, die auf ihm lasten, auch wenn er noch nicht ergründen kann, wer dahinter steckt. Aber die Antwort scheint am Ende ein bisschen näher zu sein. Und auch auf die eine oder andere weitere Antwort im Folgeband darf man hoffen.

Wie bereits erwähnt ist der Humor teilweise sehr derb, und sehr blutig ist die Geschichte auch, daher auch wohl nicht für jeden geeignet. Doch wer bereits Romane des Autors kennt und mag, sollte auf jeden Fall zugreifen. Ganz so gelungen wie Band 1 finde ich Band 2 leider nicht, teilweise finde ich das Gemetzel etwas zu langatmig, allerdings hat er mich dennoch gut unterhalten und meine Lust auf weitere Bände ist weiterhin groß. Neben der Hauptgeschichte gibt es übrigens noch ein paar „Lagerfeuergeschichten“, erzählt von Connor, Buck und Oberon, und ein paar „Zwischenspiele“, die Hintergrundinformationen bieten.

Band 2 der Reihe ist nicht ganz so gelungen wie Band 1, jedoch dennoch lesenswert, denn er treibt die Geschichte voran und hat ein paar gelungene Charakter und die eine oder andere Überraschung zu bieten. Ich bin gespannt darauf, wie es weitergehen wird und empfehle die Reihe gerne an Genrefans weiter.

Bewertung vom 05.04.2022
Der Mann aus dem Schatten / Rekke & Vargas Bd.1
Lagercrantz, David

Der Mann aus dem Schatten / Rekke & Vargas Bd.1


sehr gut

Jamal Kabir wird erschlagen aufgefunden, kurz nachdem er als Schiedsrichter bei einem Jugendfußballturnier fungierte. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, der Vater eines der Spieler. Doch als die Polizei den Psychologen Hans Rekke hinzuzieht, findet der schnell einiges, das dagegen spricht, und wird schnell wieder vom Fall abgezogen. Genau wie Micaela Vargas, die neu im Team war und nun einer anderen Abteilung zugeordnet wird.

Monate später ergibt sich durch einen Zufall, dass Rekke und Vargas wieder aufeinandertreffen und sich erneut mit dem – immer noch unaufgeklärten – Fall beschäftigen.

Das erzählte Geschehen findet bereits in den Jahren 2003 und 2004 statt, etwas, was man im Verlauf der Geschichte im Kopf behalten sollte. Der Fall ist sehr komplex, und es gibt viele, teils heftige, Wendungen, man kann sich nie sicher sein, muss mit allem rechnen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, nicht nur aus denen der beiden Hauptcharaktere, Vargas und Rekke. Diese beiden lernt man recht gut kennen, auch ihr persönlicher Hintergrund ist durchaus interessant, beide haben zudem ihre eigenen Probleme. Da der Roman der erste einer Trilogie ist, wird man in den Folgebänden sicher noch mehr erfahren.

Mich hat bereits der erste Satz „Der Polizeichef war ein Idiot“ in den Roman gezogen, ich mag gute erste Sätze, die schon eine bestimmte Richtung vorgeben. Allerdings dauerte es dann doch noch einige Seiten, bevor der Roman mich wirklich gepackt hat.

Viel Raum nimmt in diesem Roman die Musik ein, in unterschiedlicher Ausprägung, so ist auch Rekke Musiker, und ich habe Dinge erfahren, die mir vorher nicht präsent waren, wie z. B. der Umgang der Taliban mit Musik.

Die Aufklärung erfolgt, neben den Erkenntnissen der Ermittler, auch in Rückblenden, die das tatsächliche Geschehen wiedergeben, eine interessante Erzählweise. Auch wenn man da schon eine gewisse Ahnung hat, ist manches zunächst noch unklar, und ergibt sich erst nach und nach. Das ist letztlich schlüssig, auch wenn ich mich bei dem Handeln einer Person nach dem Warum gefragt habe, andererseits handelt man in Ausnahmesituationen nicht immer rational, so dass ich es akzeptieren kann.

Am Ende gibt es dann einen Ausblick auf den nächsten Fall, der schon neugierig macht – ich werde auf jeden Fall die Trilogie weiterlesen.

„Der Mann aus dem Schatten“ ist kein leicht zu lesender Roman, es gibt viele Wendungen, die Charaktere sind durchweg problembelastet, Ermittlungen und Fall sind verzwickt, aber es lohnt sich, dran zu bleiben.

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