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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 357 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2018
Wahrheit gegen Wahrheit
Cleveland, Karen

Wahrheit gegen Wahrheit


gut

Der Feind in deinem Bett?
Vivian arbeitet in der Spionageabwehr der CIA. Ihre Hauptaufgabe ist es, russische Schläfer in den USA zu entdecken. Mithilfe eines von ihr entwickelten Programms hat sie Zugriff auf den Computer eines russischen Agentenbetreuers, Juri, und entdeckt zu ihrem großen Entsetzen das Bild ihres Ehemanns Matt auf Juris Computer. Ist Matt ein russischer Schläfer? Als sie ihn abends darauf anspricht, stellt sich heraus, dass Matt ihr all die Jahre ihrer Ehe verschwiegen hat, wer er wirklich ist.
Vivian steht vor der größten Entscheidung ihres Lebens. Sie kann Matt decken und ihr Leben so weiterleben wie bisher, als glückliche Familie mit vier Kindern, oder sie kann ihrer patriotischen Pflicht Genüge tun und ihren Mann an die Behörden ausliefern.
Natürlich bleibt den Russen nicht verborgen, was Vivian weiß, und sie üben massiven Druck auf sie aus. Zu allem Überfluss scheint es an ihrem Arbeitsplatz in der CIA einen Maulwurf zu geben. Vivian weiß nicht mehr, wem sie trauen kann...
Die Idee dieses Buchs ist sehr gut und der Einstieg wirklich spannend. Allerdings gerät die Geschichte durch die vielen Rückblicke, in denen Vivian analysiert, wann in der Vergangenheit sie hätte merken müssen, dass etwas nicht stimmt und Matt sich seltsam verhält, sehr zäh. Manche ihrer Gedankengänge sind vollkommen unnötig und entsprechend langweilig. Muss der Leser wirklich wissen, dass Vivian beim Anblick der Pausenbrote ihres Sohnes verzweifelt versucht sich zu erinnern, ob dieser die Brote lieber in Dreiecks- oder Quadratform geschnitten haben möchte? Ich meine nein.
Das Buch wird als „furioser Thriller, den man geradezu verschlingt“ beworben. Diesem Urteil kann ich mich ganz und gar nicht anschließen. Über weite Strecken habe ich gehofft, dass Vivian endlich die Augen öffnet und den Tatsachen ins Auge blickt. Die praktische Lösung ihres Problems fand ich ein bisschen sehr gefällig, und was als überraschender Knaller am Schluss präsentiert wird, habe ich schon lange vermutet. Für mich eines jener Bücher, die einfach zu sehr in die Länge gezogen sind, um wirklich spannend zu sein.

Bewertung vom 02.06.2018
Häuser aus Sand
Alyan, Hala

Häuser aus Sand


ausgezeichnet

Häuser aus Salz
Die palästinensische Familie Yakoub muss nach dem Einmarsch israelischer Soldaten im Jahr 1948 die Heimat in Jaffa verlassen und findet in Nablus im Westjordanland eine neue Heimat. Für die Kinder ist Jaffa nur eine ferne Erinnerung, ihre Wurzeln bilden sie in Nablus. Doch auch dort ist nur eine Heimat auf Zeit, sie werden aufgrund der politischen Lage in alle Winde zerstreut: Kuwait, Amman, Paris, Boston...

Im ersten Kapitel lernen wir Salma kennen, die ihrer Tochter Alia am Vorabend ihrer Hochzeit aus dem Kaffeesatz liest. Alia ist eine lebenslustige, unkonventionelle junge Frau und eigentlich die Hauptperson des Romans, denn von ihrem Leben erfahren wir am meisten. Am Ende ist sie eine verwirrte alte Frau, die in der Vergangenheit lebt, aber in lichten Momenten ihre Kinder und Enkel erkennt und sich ihres Alters bewusst wird. Diesen Zyklus eines gelebten Lebens fand ich sehr berührend.

Jedes Kapitel wird von einem anderen Mitglied der Familie erzählt. Dank des vier Generationen umfassenden Familienstammbaums am Anfang des Buchs kann man der teilweise doch verwirrenden Familienkonstellation gut folgen.
Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, doch als ich mit den einzelnen Personen erst einmal vertraut war, wollte ich gar nicht aufhören zu lesen. Am Schluss hätte ich gerne gewusst, wie es mit der vierten Generation weitergeht.

Es ist nicht nur die persönliche Geschichte der Familie Yakoub, der Leser erfährt viel über den Krieg im Nahen Osten und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die persönlichen Schicksale, die hinter den Fernsehbildern stehen, sind einem normalerweise nicht bewusst. Hala Alyan erzählt nicht nur von im Krieg vermissten Söhnen, sondern auch von der Langeweile der Kinder, die sich tagelang mit ihren Familien in den Häusern verschanzen müssen und dem Schicksal zurückgelassener Hausmädchen.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Was ich allerdings ausgesprochen ärgerlich finde, ist die deutsche Übersetzung des Titels. Im englischen Original heißt das Buch „Salt Houses“, wobei im Text auf die „Häuser aus Salz“ Bezug genommen wird. Sie sind ein Sinnbild der verlorenen Heimat, Häuser, die von einer Flutwelle (und nicht der Wüste) davongetragen werden. Weshalb die Übersetzerin der Meinung war, ohne Not „Häuser aus Sand“ daraus zu machen, ist mir rätselhaft. Abgesehen davon ist das Buch jedoch hervorragend und flüssig übersetzt. Eine berührende Familiengeschichte, die darüber hinaus Einblicke in die schwierige politische Situation im Nahen Osten gibt.

Bewertung vom 29.05.2018
Sommernachtstod
Motte, Anders de la

Sommernachtstod


ausgezeichnet

Wo ist Billy?
Der fünfjährige Billy verschwindet eines Abends spurlos aus dem Garten seiner Eltern. Trotz großangelegter Suche wird er nicht gefunden. Wurde er ermordet oder entführt? Es findet sich keine Leiche, und es geht kein Erpresserschreiben ein. Die Mutter zerbricht an dem Unglück und auch über dem Leben der restlichen Familie hängt ein Schatten.
Die ältere Schwester Vera verlässt ihr Elternhaus und das Dorf sobald sie volljährig ist und beginnt als Therapeutin zu arbeiten. Eines Tages taucht in einer ihrer Trauergruppen ein junger Mann auf, der sehr viel über den Fall ihres verschwundenen Bruders weiß. Ist er ein Freund Billys oder etwa Billy selbst? Wenn das der Fall ist, wo war er die ganzen Jahre und wer hat ihn entführt?
Vera, die schon seit Jahren nicht mehr in ihrem Heimatort war, beschließt, ihren Vater und den älteren Bruder Mattias zu besuchen, der mittlerweile Polizist ist. Sie erhofft sich, dass er Einsicht in die Akten von damals hat und sie auf bislang nicht verfolgte Spuren stoßen. Doch nicht alle im Dorf scheinen von dem Gedanken angetan zu sein, nicht einmal der Vater will etwas von Veras Theorie, dass Billy möglicherweise am Leben ist, wissen...
Sommernachtstod ist ein mitreißender und äußerst spannender Krimi. Auch wenn ich einige Beweggründe nicht nachvollziehen konnte, fällt doch am Schluss jedes Puzzleteil an Ort und Stelle und so manches erscheint in einem ganz anderen Licht. Perfekte Urlaubslektüre für Leute, bei denen es in Krimis nicht unbedingt blutig zugehen muss!

Bewertung vom 15.05.2018
The Wife Between Us
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


gut

Schein oder Nicht-Schein, das ist die Frage
Zunächst beginnt die Story ganz spannend. Vanessa, verlassene Ehefrau von Richard, verkraftet die Trennung nicht. Sie, die mit Richard ein Luxusleben führte, muss nun als Verkäuferin in einem Laden für Nobelklamotten arbeiten und bei einer Tante wohnen, weil sie sich keine eigene Wohnung leisten kann. Als sie bei der Arbeit eine Frau aus ihrem früheren Bekanntenkreis aus der Zeit während ihrer Ehe mit Richard trifft und diese ihr erzählt, dass Richard seine neue Freundin heiraten will, bricht sie zusammen. Sie beginnt, der neuen Freundin nachzustellen und will die Hochzeit um jeden Preis verhindern.

Nellie kann ihr Glück kaum fassen. Der attraktive, reiche und charmante Richard will ausgerechnet sie zur Frau! Die Erzieherin, die in einer WG lebt und nicht gerade im Geld schwimmt, wird von heute auf morgen in einer Villa im Grünen wohnen und sich alles leisten können. Die Bemerkung ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Sam, Richard sei zu gut um wahr zu sein, ignoriert sie ebenso wie die warnende Stimme in ihrem Inneren. Dass Richard Entscheidungen über ihren Kopf hinweg trifft und über jeden ihrer Schritte Bescheid zu wissen scheint, zum Beispiel. Sie fühlt sich beobachtet und erhält anonyme Telefonanrufe. Steckt womöglich ihre Vorgängerin dahinter, über die Richard nicht reden will? Überhaupt weiß sie herzlich wenig über ihren Verlobten und dessen Vergangenheit, doch es scheint sie nicht zu stören.

Obwohl die Zutaten zu diesem Krimi stimmen, empfand ich das Buch bis etwa zur Mitte als ziemlich zäh. Dann bekommt die Geschichte allerdings eine unerwartete Wendung und endet mit einer Überraschung.

Für mich war es ein eher mittelmäßiges Buch. Gestört haben mich neben den langatmigen Beschreibungen auch inhaltliche Unstimmigkeiten. So kauft Nellie eines Tages rosa, weiße und gelbe Geranien – gibt es gelbe Geranien? – und in einem Aquarium schwimmen Clownfische und Neonsalmler nebeneinander, also Salz- und Süßwasserfische.
Bei der Szene, in der Nellie die ihr bis dahin völlig unbekannte Schwester Richards umarmt und ihr im ersten Satz mitteilt, sie habe das Gefühl, sie werden wie Schwestern sein, konnte ich nur den Kopf schütteln. Vorsicht, Schleimspur!
Und dass Richard seiner Ex aus heiterem Himmel einen Blankoscheck überreicht, obwohl sie seine geplante Ehe mit allen Mitteln torpediert, fand ich auch nicht sehr glaubhaft. Weshalb sollte er das tun? Es ergibt absolut keinen Sinn.
Das überraschende Ende hat mich ein bisschen mit dem Rest versöhnt, aber den vielen sehr guten Bewertungen kann ich mich nicht anschließen.

Bewertung vom 14.05.2018
Herr Kato spielt Familie
Flasar, Milena Michiko

Herr Kato spielt Familie


sehr gut

Carpe diem
Seit seiner Pensionierung weiß Herr Kato nichts mit sich anzufangen. Zuhause mäkelt er ständig an seiner Frau herum, weshalb sie froh ist, wenn er Spaziergänge unternimmt und sie das Haus für sich allein hat. Auf einem dieser Spaziergänge lernt er eine junge Frau, Mie, kennen, die ihm das Angebot macht, für sie zu arbeiten. Sie hat eine Agentur für „Stand-Ins“, bei der man Familienangehörige, Chefs, Verlobte...“mieten“ kann. Nach kurzer Bedenkzeit lässt sich Herr Kato auf das Angebot ein und bekommt sofort den ersten Auftrag, in dem er einen Großvater mimt.
Er genießt es, einen Tag lang in die Haut eines anderen zu schlüpfen und ist viel netter, als er es normalerweise zu Hause ist. Es macht ihm großen Spaß, mit seinem „Enkel“ den Tag zu verbringen. Etwas seltsam finde ich, dass seine Ehefrau abends überhaupt nicht nachfragt, wo er den ganzen Tag war. Die beiden scheinen nur noch eine reine Zweckgemeinschaft zu haben.
Auch die nächsten beiden Aufträge sind interessant. Für eine Ehefrau mit geschwätzigem Ehemann gibt er einen Tag lang den einsilbigen Zuhörer, im darauffolgenden Engagement spielt er den Chef des Bräutigams, eine Rolle, die er sehr genießt, da er im wirklichen Leben nie Chef war.
Herr Kato beginnt langsam, sich zu verändern, sein harter Panzer bekommt Risse. In Rückblenden erfahren wir von seinen eigenen Kindern und der ersten Zeit mit seiner Frau. Es ist ein Buch der leisen Töne, mit wenigen Worten und Halbsätzen wird viel gesagt. Insgesamt ist es ein sehr melancholisches Buch. Man hat das Gefühl, Katos Leben vor der Pensionierung drehte sich einzig und allein um die Arbeit, Freizeit, Hobbys, Familie kamen zu kurz. Seinen Plan, mit seiner Frau nach Paris zu fahren, sobald er nicht mehr arbeitet, wird er wohl nicht mehr umsetzen, auch wenn er sich minutiös auf den Trip vorbereitet hat und seine Frau sogar damit beginnt, Französisch zu lernen.
Das Ende empfand ich als etwas unbefriedigend, da vieles, das angesprochen wurde, nicht zu Ende geführt wird. Trotzdem ist es ein empfehlenswertes Buch, das Emotionen auslöst und nachdenklich macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2018
Kleine Feuer überall
Ng, Celeste

Kleine Feuer überall


ausgezeichnet

Wie Phoenix aus der Asche
Die Geschichte handelt von zwei Familien: der gutsituierten Familie Richardson mit ihren vier Kindern und ihren Mietern, der alleinerziehenden Mia Warren und ihrer Tochter Pearl.
Das Leben dieser beiden Parteien könnte unterschiedlicher nicht sein. Familie Richardson lebt seit jeher ein bürgerliches Leben in der Mustergemeinde Shaker Heights, in der alles und jedes geregelt ist, sogar die Farbe, in der die Häuser gestrichen sein dürfen, während die unkonventionelle Künstlerin Mia von Gelegenheitsjobs lebt und mit ihrer Tochter ein Nomadenleben führt. Sobald Mia eines ihrer Kunstprojekte zu Ende gebracht hat, ziehen sie weiter. Dieses Mal soll es anders werden, sie wollen sich in Shaker Heights niederlassen, doch die äußeren Umstände lassen dies nicht zu.

Gleich zu Beginn brennt das Haus der Richardsons ab. Offensichtlich handelt es sich um Brandstiftung. Der Verdacht drängt sich auf, dass die jüngste Tochter der Richardsons, Izzy, dafür verantwortlich ist.
Wie es dazu kam, wird dem Leser nach und nach klar. Während es Pearl sehr zu den Richardsons zieht, ist Izzy fasziniert von Mia und ihrer Kunst. Mia, die zunächst nicht viel mit dem Rest der Richardsons zu tun hat, beginnt auf Bitte von Mrs. Richardson, die glaubt, ihr damit einen Gefallen zu tun, als Haushaltshilfe stundenweise bei ihren Vermietern zu arbeiten und bekommt so einen guten Einblick in deren Leben. Gleichzeitig beginnt Caroline Richardson, die als Journalistin für eine Lokalzeitung arbeitet, in Mias Leben herumzuschnüffeln. Sie ahnt, dass Mia ein Geheimnis hat, das sie unbedingt aufdecken will...
Die Leseprobe von „Kleine Feuer überall“ sprach mich nicht sonderlich an, aber ich muss sagen, der erste Eindruck hat getrogen, denn es ist ein wundervolles vielschichtiges und fesselndes Buch, das mich nicht losließ.

Bewertung vom 02.05.2018
Das Meer löscht alle Spuren / Nora Sand Bd.2
Theils, Lone

Das Meer löscht alle Spuren / Nora Sand Bd.2


ausgezeichnet

Nobelpreisträger, Flüchtlinge und Trojaner
Auch der zweite Band der Reihe um die Journalistin Nora Sand spielt abwechselnd in Dänemark und London. Der berühmte iranische Schriftsteller und Nobelpreisträger Manash Ishmail, der nach seiner Flucht aus dem Iran in einem dänischen Auffanglager gelandet ist, verlangt, Nora Sand zu sprechen. Nur ihr will er ein Interview geben. Als Gegenleistung soll Nora ihm dabei helfen, seine Frau Amina, die bei der Flucht von ihm getrennt wurde, zu finden. Da die beiden fortan in London leben wollten und dort einen Journalisten als Ansprechpartner haben, ist Manash auf den Namen der Auslandskorrespondentin Nora Sand gestoßen.
Da in Noras Privatleben gerade alles drunter und drüber geht, ist sie froh, sich in ein neues Projekt stürzen zu können. Bald merkt sie jedoch, dass es nicht einfach ist, etwas über Amina in Erfahrung zu bringen. Amina ist zwar in London angekommen, doch dann wurde sie in einer Nacht- und Nebelaktion abgeholt. Möglicherweise eine Verwechslung? In der privaten Flüchtlingseinrichtung, in der sie vermutlich untergebracht wurde, stößt Nora auf eine Mauer des Schweigens. Eine Krankenschwester lässt ihr eine kurze Information zukommen. Die Frau hat offensichtlich Angst, zu Recht, wie sich kurz darauf herausstellt.
Zeitgleich zu ihren Recherchen über Aminas Verbleib soll Nora Sand für ihre dänische Zeitung ein Portrait des bekannten Pharmaunternehmers Erik Biehl schreiben, dessen Firma in Kürze ein bahnbrechendes neues Medikament zur Gewichtsreduktion auf den Markt bringen will. Nora findet heraus, dass es Verbindungen zwischen der Pharmafirma und der Londoner Flüchtlingseinrichtung gibt. Je mehr sie sich mit dem Fall beschäftigt, desto gefährlicher wird die Lage für Nora. Als dann auch noch mehrere wichtige E-mails wie von Geisterhand von ihrem Server verschwinden, merkt Nora, dass sie einer großen Sache auf der Spur ist...
„Das Meer löscht alle Spuren“ ist ein spannender und gut durchdachter Krimi, der mir noch besser gefallen hat als der erste Band der Reihe. Einige Fragen blieben für mich allerdings offen, beispielsweise welche Rolle der dänische Geheimdienst PET in dem Ganzen spielte und wieso ein gewisser Kritiker des Unternehmens nicht einfach klammheimlich aus dem Weg geschafft, sondern ein vermeintlicher Selbstmord inszeniert wurde. Außerdem erscheint es mir seltsam, dass ein Unternehmen bereits ein Medikament auf den Markt bringen will, mit dem es offensichtlich noch große Probleme gibt. Trotzdem kann ich den Krimi voll und ganz empfehlen. Ich habe ihn in Rekordzeit gelesen und freue mich schon darauf, noch mehr von Lone Theils zu lesen.

Bewertung vom 30.04.2018
Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1
Bingül, Birand

Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1


sehr gut

Die Machenschaften der Pharmaindustrie
Das neue, speziell für Kinder entwickelte Medikament „Validolor“ der Firma Wenner steht im Verdacht, für den Tod eines Kindes verantwortlich zu sein. Mats Holm, seines Zeichens PR-Agent, wird gemeinsam mit seiner Partnerin Laura May angeheuert, um die Firma gegenüber den Medien zu vertreten und den Skandal so gut wie möglich in Grenzen zu halten. Mats nimmt den Auftrag unter einer Bedingung an: dass Wenner ihm die Wahrheit sagt. Von Anfang an ist klar, dass es für Holm nicht damit getan ist, ein paar Pressemitteilungen zu schreiben. Mats und Laura stellen auf eigene Faust Recherchen an.
Eine Mitarbeiterin von Wenner Pharma ist verschwunden. Hat sie einem amerikanischen Konkurrenzunternehmen Informationen zugespielt und sich abgesetzt? Oder ist ihr etwas zugestoßen? Dann verschwindet ein zweiter Mitarbeiter und wird kurz darauf ermordet aufgefunden. Da der Mann den Ruf hatte, nichts anbrennen zu lassen und sich außerdem entsprechende Spuren am Tatort finden, wird schnell die Ehefrau des Ermordeten als Täterin ausgemacht. Doch ein Indiz passt nicht. Vielleicht war es auch ein eifersüchtiger Ehemann oder womöglich Wenner Pharma?
Als ob Mats Holm nicht schon genug mit diesen Fällen zu tun hätte, teilt ihm seine 17jährige Tochter auch noch mit, dass sie schwanger ist. Bei einem Gespräch mit ihrem Vater stellt sie ihm einige Fragen im Zusammenhang mit dem Selbstmord ihrer Mutter vor vielen Jahren. Doch Mats erzählt ihr nicht alles, und auch der Leser erfährt nicht, welche Informationen er zurückhält.
Am Ende löst sich der Fall, doch anders als es zunächst den Anschein hatte. „Riskante Manöver“ ist ein spannender Krimi mit gut durchdachtem Plot und glaubhaften Personen. Allerdings hatte ich teilweise Probleme, die vielen Namen auseinanderzuhalten.
Was mir gut gefallen hat, war der unerwartete Schluss. Da nicht alle Fragen beantwortet wurden, gehe ich davon aus, dass es bald eine Folgeband geben wird, in dem Mats Holm und Laura May einen neuen Fall zu lösen haben.

Bewertung vom 28.04.2018
Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2 (6 Audio-CDs)
Ribeiro, Gil

Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2 (6 Audio-CDs)


sehr gut

Um es vorweg zu nehmen: Lost in Fuseta – Spur der Schatten gefällt mir noch besser als der erste Band um den ungewöhnlichen Ermittler Leander Lost, der selbst in der Hitze Portugals grundsätzlich im schwarzen Anzug auftritt.
Der Asperger-Autist Lost, der im Rahmen eines Austauschprogramms in Portugal gelandet ist, hat sich inzwischen in Fuseta an der Algarve gut eingelebt. Von seinen Kollegen wird er geschätzt, mehr als dies je auf seiner alten Dienststelle in Hamburg der Fall war. Er pflegt sogar private Kontakte mit seinen Kollegen, die sich an seine Eigenheiten gewöhnt haben. Beispielsweise nimmt Leander alles wortwörtlich und es ist ihm unmöglich zu lügen. Dies führt zu mancher komischen Situation.
Als eine Polizistin verschwindet, machen sich Leander und seine Kollegen Graciana und Carlos auf die Suche nach ihr. Bald stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde und es sich um einen sehr viel komplizierteren Fall handelt als zunächst angenommen. Die Spuren reichen bis zu der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola.
Der eigentliche Kriminalfall tritt zuweilen ziemlich in den Hintergrund. Das Buch lebt von den eigenwilligen Charakteren und der Beschreibung der portugiesischen Lebensart. Es wird hervorragend gelesen von Andreas Pietschmann, es ist wirklich ein großes Vergnügen, ihm zuzuhören!
Auch wenn einige der Personen für meinen Geschmack doch etwas überzeichnet sind, beispielsweise der ewig hungrige und an Essen denkende Carlos Estevez, hat mir dieses Hörbuch ein paar kurzweilige Stunden an der Algarve beschert und ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Fuseta-Reihe.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2018
Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1
Engberg, Katrine

Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1


sehr gut

Die Geister der Vergangenheit
Ein junges Mädchen ist bestialisch ermordet worden. Ausgerechnet Gregers Hermansen, ein alter Herr, der im selben Haus wohnt, findet die Leiche und erleidet prompt einen Schock. Die beiden Ermittler, Jeppe Kørner und Anette Werner, untersuchen zunächst das Umfeld der Toten. Wer könnte ein Motiv haben? Etwa die Vermieterin des Mädchens, die pensionierte Universitätsdozentin Esther de Laurenti? Immerhin versucht sie sich als Krimiautorin und ihr Manuskript scheint die Vorlage zu dem Mord geliefert zu haben. Andererseits hatte sie das Manuskript ins Internet gestellt, zwar auf die Seite einer geschlossenen Benutzergruppe, aber jemand könnte sich Zugang verschafft haben. Oder hat Kristoffer etwas mit dem Mord zu tun, der junge Mann, der offensichtlich in das Mädchen verliebt war und mit dem sie am Tatabend zusammen war? Auch die Familie des Mädchens wird unter die Lupe genommen, zumal sich die Eltern zur Tatzeit in Kopenhagen aufhielten.
Als Informationen über die Vergangenheit des Mordopfers bekannt werden, bekommt der Fall eine neue Wendung...
Die beiden Ermittler sind mir sympathisch. Anette bleibt zwar relativ blass, doch von Jeppe erfährt der Leser jede Menge Persönliches. Zum Beispiel, dass er von seiner Frau verlassen wurde und immer noch sehr darunter leidet. Doch im Laufe der Ermittlungen lernt er eine attraktive Zeugin kennen, die ihn, zumindest zeitweise, von seinem Kummer ablenkt.
Der Roman ist teilweise sehr humorvoll geschrieben. Der Stil gefällt mir sehr. Ich würde ihn allerdings nicht als Thriller bezeichnen, auch wenn es manchmal sehr blutig zugeht. Am wenigsten hat mir das Ende und die Auflösung des Falls gefallen, das erschien mir dann doch sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Einen logischen Fehler meine ich auch entdeckt zu haben: Gregers erinnert sich an einen Mann, der aber erst im Haus war, als Gregers bereits ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Mein Fazit: Ein starker Krimi mit einem schwachen Schluss. Nichtsdestotrotz werde ich die Fortsetzung der Serie mit Sicherheit ebenfalls lesen.