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Furbaby_Mom

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Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2020
Die unglaubliche Reise von Sitas Töchtern
Jaswal, Balli Kaur

Die unglaubliche Reise von Sitas Töchtern


sehr gut

Ein Muss für Indien-Fans!
Die in London aufgewachsenen Schwestern Rajni, Shirnia und Jezmeen sind grundverschieden und stehen sich nicht sonderlich nahe, daran kann auch der Tod ihrer Mutter nichts ändern. Doch Sita hatte kurz vor ihrem Ableben noch ein Ass im Ärmel: in ihrem letzten Wunsch bittet sie die Mädchen, gemeinsam nach Indien zu reisen, in das Land ihrer Herkunft. Prompt sind sich die jungen Frauen zum ersten Mal seit Langem über etwas einig: sie haben so gar keine Lust auf diesen Zwangsurlaub im lauten, hektischen, tropisch heißen Indien, zumal jede von ihnen gerade ganz andere Sorgen und mit eigenen Problemen zu kämpfen hat. Rajni hat erfahren, dass ihr 18-jähriger Sohn eine doppelt so alte Frau zur Freundin hat und demnächst Vater wird. Shirnia, die einst nach Australien ausgewandert war, fühlt sich mittlerweile in ihrer Vorzeige-Ehe mit einem reichen Inder und dessen herrischer Mutter unverstanden und bevormundet. Und von der kessen Jezmeen geht ein skandalöses Video viral, das ihren Traum von einer Schauspielkarriere für immer zu zerstören droht.
Die eigenwillige Familiendynamik der Shergill-Schwestern ist herrlich authentisch dargestellt worden – sie zanken und reizen sich bis aufs Blut, aber im Ernstfall halten sie doch zusammen und erkennen, wie wichtig sie einander sind. Alle Figuren sind gleichermaßen intensiv, facettenreich und schlichtweg glaubwürdig ausgearbeitet. Vor allem die besonnene Shirnia, die von ihrer Schwiegerfamilie eine schreckliche Pflichtaufgabe für ihren Indien-Aufenthalt aufgetragen bekommt, an der sie beinahe zerbricht, ist mir ans Herz gewachsen.
Für mich war dieser im März 2020 beim Goldmann Verlag erschienene Roman das erste Werk der Erfolgsautorin Balli Kaur Jaswal, aber ihr lockerer und zugleich feinfühliger Schreibstil, der mit viel Humor an den richtigen Stellen gewürzt ist, hat mir ausnehmend gut gefallen. Das farbenfrohe, mit edlen Goldakzenten verzierte Cover verspricht eine angenehme Wohlfühlstory; in Anbetracht all der faszinierenden indischen Impressionen in diesem Buch – lebendige Märkte, heilige Gedenkstätten, kunstvolle Tempel, spirituelle Rituale, geschichtsträchtige Traditionen – stimmt dies wohl. Dennoch zeichnet die Autorin kein verklärtes Bild von Indien, sondern schlägt auch ernste Töne an, die zum Nachdenken anregen. Sterbehilfe, die Alltäglichkeit von Vergewaltigungen, seelischer Missbrauch und veraltete Ansichten gegenüber Frauen sind zentrale Elemente der Handlung. Aufgrund der zahlreichen aufgeweckten Dialoge, witzigen Momente und rührenden Szenen verfällt man beim Lesen allerdings keineswegs in Negativität, im Gegenteil.
Fazit: Unheimlich atmosphärischer, tiefgründiger Indien-Roman über Familienzusammenhalt, Traditionen, den Mut zur Veränderung und die Suche nach dem individuellen Glück.

Bewertung vom 18.11.2020
Apollo 11
Donovan, James

Apollo 11


ausgezeichnet

Wer glaubt, dieses von Bestseller-Autor James Donovan geschriebene Sachbuch sei eine für den Laien unverständliche Ansammlung komplizierter Fachbegriffe, der täuscht sich gewaltig! Ein weiterer Irrtum wäre die Annahme, dass lediglich die legendäre Apollo-11-Mission im Fokus stehe. Vielmehr bringt uns der Autor auf lebendige, spannende Weise die Geschichte der Raumfahrt in ihrer Gesamtheit näher, und zwar mit einer Begeisterung, die man sich von jedem Geschichtslehrer wünschen würde – statt trockener Fakten präsentiert Donovan uns die Menschen, deren Leben mit den Ereignissen unmittelbar verknüpft sind bzw waren (vom deutschen Raketenwissenschaftler Wernher von Braun über Raumfahrtingenieur Christ Kraft bis hin zu den Astronauten selbst). Dabei geht er sowohl auf die Entstehung des im Juli 1958 ins Leben gerufenen U.S. Raumfahrtprogramms (NASA) als auch auf die politischen Hintergründe ein, vor allem im Hinblick auf den Kalten Krieg; somit erfährt man enorm viele Details über die technologischen Entwicklungen in der damaligen Sowjetunion.
Viele der Raumfahrer, die vor ihrem Ausflug ins All zu gefeierten Idolen mutierten und von Heerscharen weiblicher Fans wie Rockstars verehrt wurden, hatten außereheliche Affären. Die Presse sah darüber hinweg, solange die Techtelmechtel einigermaßen diskret abliefen. Alle der Astronauten waren verheiratet und hatten Kinder – "dem Anschein nach lauter perfekte Familien". Von ihren Gattinnen wurde bedingungslose Unterstützung erwartet – innerhalb der eigenen vier Wände sowie nach außen hin. "Stolz und glücklich" seien sie, dies war ihr wiederholtes Mantra gegenüber der Presse, die das Leben der Astronautenfamilien auf Schritt & Tritt verfolgte.
Das Schicksal der vielen unfreiwilligen tierischen Testpiloten machte mich ebenso betroffen wie die unzähligen menschlichen Tragödien. Insbesondere das Apollo-1-Unglück ging mir nahe. Bei dem Brand in einer Trainingskapsel starben Roger Chaffee, Ed White und Gus Grissom (einer der Mercury 7). Dieses Ereignis stellte einen Wendepunkt dar – die NASA verschrieb sich der Mission, dass fortan nicht mehr der technische Fortschritt, sondern das Maximum an Sicherheit das Maß aller Dinge sein müsse.
"Einige der Gefahren der Raumfahrt waren bekannt. Doch sehr viel mehr waren es nicht." Körperliche Untersuchen jeglicher Art sowie Stress- & Psychotests brachten die Astronautenanwärter an ihre Grenzen, noch ehe ihr offizielles Training begann. Man wusste einfach viel zu wenig über die Konditionen, die ein Aufenthalt im All zur Folge haben würde. Es kursierten die wildesten Theorien, von Organversagen bis hin zur Annahme, dass die Augäpfel explodieren könnten o. dass die DNA der Astronauten sich (negativ) verändern würde.
Über viele Jahre hinweg sah es danach aus, als sei die Sowjetunion den USA in Sachen Raumfahrt stets einen Schritt voraus. Das kratzte gewaltig am amerikanischen Ego. Weiterhin führte der Rückstand zur UdSSR zu Paranoia und Hysterie im eigenen Land, denn die kommunistische Bedrohung schien allgegenwärtig, was sich in Filmen und Literatur jener Zeit widerspiegelt. Hinzu kamen allerlei ernüchternde Rückschläge. "Raketen explodierten. Systeme versagten. Menschen starben." Dennoch sollte sich Präsident Kennedys ehrgeizige Ankündigung von 1961, man wolle den Mond noch im selben Jahrzehnt erreichen, bewahrheiten.
Der Bildteil in der Mitte des Buches enthält zahlreiche Fotos, viele davon in Farbe. Es sind exzellent gewählte Aufnahmen.
Für weitere Ausgaben würde ich zusätzlich zu den umfangreichen Anmerkungen im Anhang eine Übersicht der wichtigsten Abkürzungen empfehlen. Dann könnte man Begriffe wie NACA, EOR & DSKY immer schnell nachschlagen, ohne die betreffende Stelle im Buch suchen zu müssen, an denen diese einmalig erklärt worden sind.
Fazit: Dieses unheimlich informative, hervorragend recherchierte Sachbuch ist nicht nur ein Schmankerl für Raumfahrt-Fans & Geschichtsinteressierte, sondern auch ein Garant für fesselnde Unterhaltung per se.

Bewertung vom 17.11.2020
Splitter aus Silber und Eis
Cardea, Laura

Splitter aus Silber und Eis


ausgezeichnet

5 Sterne sind nicht genug – dieses Meisterwerk verdient einen ganzen Sternenhimmel!
Wenn man die letzte Seite eines Buches umgeblättert hat und die Geschichte am liebsten sofort ein weiteres Mal lesen würde, weil man die Storywelt einfach nicht verlassen möchte, dann ist das ein verdammt gutes Zeichen.
Laura Cardeas mitreißendes Romantasy-Werk "Splitter aus Silber und Eis", erschienen im Oktober 2020 beim Carlsen Verlag, hat mich restlos begeistert – nicht nur im Sinne von 'oh wow, ein wirklich tolles Buch', sondern auf dem Level von *kreisch* "Alle mal herhören! Ihr MÜSST dieses Buch lesen! Es ist sooooo, sooooo gut!" Noch jetzt, während ich euch davon berichte, bekomme ich Herzklopfen, wenn ich an all die überraschenden Wendungen, die Oh-mein-Gott-Momente des ungemein durchdachten Plots und die Gesamtentwicklung der liebevoll ausgearbeiteten Charaktere denke! Für mich zählt es zu meinen absoluten Jahreshighlights UND hat einen Platz in der buntgemischten Kategorie "Lieblingsromane" in meinem Bücherregal erhalten.
Veris ist die Prinzessin von Aurum, dem blühenden Reich des Ewigen Frühlings, und im zarten Alter von 20 Jahren droht ihr Leben bereits zu enden: als Schönste ihres Reiches ist sie zum Sakral ernannt worden und ihre Mission ist es, den Prinzen des Winters zu töten, dessen Eissplitter die Herzen der Menschen gefrieren und mit Bosheit erfüllen. Jedes Jahr wird dem grausamen Herrscher der Winterfae eine 20-jährige Frau geschickt bzw. geopfert – denn noch nie ist eine von ihnen zurückgekehrt, geschweige denn, dass es ihr gelungen wäre, den Prinzen auszuschalten. Wider Erwarten ist Veris fasziniert vom magischen Winterpalast, dessen funkelnde Pracht das Schloss ihres Vaters wie ein niedliches Puppenhäuschen aussehen lässt. Und auch Prinz Nevan, der sich von der Prinzessin unbeeindruckt zeigt und sie allenfalls spöttisch belächelt, bringt ihre Mission gefährlich ins Wanken…
Das wunderschöne Cover ist nicht nur ein totaler Eyecatcher, sondern harmoniert auch perfekt mit dem Inhalt. Zudem ist im Innencover eine Karte inkludiert, ganz wie es sich für einen brillanten Fantasyroman gehört. Während der Lektüre habe ich diese tatsächlich regelmäßig aufgeklappt, um zu verfolgen, wo genau in Wenturien Veris & Nevan gerade unterwegs sind.
Die von der Autorin erschaffene Storywelt hat mich umgehauen – magisch, mystisch, faszinierend! Ich konnte mich gar nicht sattlesen an den detailreichen, bildgewaltigen Beschreibungen! Ebenso facettenreich hat Laura Cardea die Charaktere gestaltet – von Anfang an habe ich mit Veris mitgefiebert, über ihre Schlagfertigkeit, ihren Mut und ihre Intelligenz gestaunt. Und Prinz Nevan…er hat trotz seines eisigen Herzes meines zum Schmelzen gebracht! Den fortwährenden Schlagabtausch zwischen ihm und der aufmüpfigen, rebellischen Prinzessin habe ich geliebt - ihre humorvollen, frechen Dialoge sind der Knüller! Erzählt wird sowohl aus Veris' als auch aus Nevans Perspektive, was die Story herrlich vorantreibt, Rätsel aufgibt und uns zugleich interessante Einblicke in das Innenleben der Figuren ermöglicht. Dieses Wahnsinns-Werk ist als Standalone-Story angelegt, doch allein die liebenswerten Nebenfiguren hätten zusätzlich ihren eigenen Roman verdient, allen voran Veris' Zofe Sif (welche in der Geschichte die wohl größte Entwicklung erlebt). Selbiges gilt für die kesse Kurtisane Elyria, die geheimnisvolle Nymphe Maiah oder für Nevans 1. Ritter (& besten Freund) Rowan, über den ich mich königlich amüsiert habe.
Fazit: Besser geht es nicht! Geheimnisse und Verrat, Wortwitz und Tiefgründigkeit, Action und ein Hauch von Romantik…und Überraschungen, die mich - im wahrsten Sinne - "eiskalt" erwischt haben! Für mich wird es definitiv nicht der letzte Roman dieser talentierten Autorin gewesen sein und ich halte die Daumen gedrückt für einen Folgeband (bzw. am besten gleich zwei oder drei)!

Bewertung vom 14.11.2020
Das Winterkarussell
Liebig, Anna

Das Winterkarussell


ausgezeichnet

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich das ganze Jahr über für stimmungsvolle Weihnachtsromane begeistern kann. Und gerade jetzt, wenn die Tage immer kürzer werden und der Zauber der Vorweihnachtszeit beinahe schon greifbar ist, macht die Lektüre solch gefühlvoller Geschichten natürlich umso mehr Spaß.
A. Liebig erweckt in ihrem Roman "Das Winterkarussell" (Blanvalet Verlag; Sept. 2020) den traditionellen Frankfurter Weihnachtsmarkt zu Leben. Auf zwei Zeitebenen und in der dritten Person erzählt, begleiten wir Otto, den Besitzer eines wunderschönen, historischen Karussells, durch die Winterzeit der Jahre 1938, als er der Liebe seines Lebens begegnet, sowie 1990, als ihm unverhofft seine Enkeltochter gegenübersteht, von deren Existenz er nie gewusst hatte. Auch Antonia, 15 Jahre alt und gerade durch den Tod ihrer Mutter zur Vollwaise geworden, ahnte nie, dass sie weitere lebende Verwandte hat. Die Unterkunft des Jugendheims ist nicht gerade heimelig, also arrangiert sie sich – zunächst zögerlich – mit dem Vorschlag, von der Großstadt Wiesbaden nach Finsternthal im Taunus zu ziehen, zu ihrem Opa. Tatsächlich hat das Dorfleben seinen eigenen Charme und auch Ottos Herz, das der vereinsamte, mürrische Eigenbrötler in den vergangenen Jahrzehnten niemandem mehr geöffnet hatte, schmilzt nach und nach dahin. Bisher war sein zweistöckiges Karussell, das mittlerweile in der Scheune eine einsame Existenz fristet und von Otto liebevoll sein "altes Mädchen" genannt wird, das einzig Wichtige in seinem Leben. Es erinnert ihn an jene Zeiten, in denen sein Bruder und Vater noch lebten und sie gemeinsam als Schausteller durch die Lande zogen, als die Klänge der vertrauten Weihnachtsmelodien und die funkelnden Lichter des Karussells Kinderaugen zum Strahlen brachten…und als Lene und er glaubten, das Glück sei zum Greifen nah. Durch einen Wink des Schicksals findet Otto sich, ermutigt durch seine Enkelin & mit Hilfe der resoluten Wirtin Gerda, nach über fünfzig Jahren auf dem Weihnachtsmarkt am Römer wieder. Als sein geliebtes Karussell erneut in altem Glanz erstrahlt, blüht der einstige Griesgram, der im Grunde seines Herzens ein liebenswürdiger Kauz ist, förmlich auf und auch Antonia wagt, wieder auf eine glückliche Zukunft zu hoffen.
Anna Liebig hat den Kontrast zwischen Jung und Alt, die eigenwillige, anfangs problematische Dynamik zwischen Enkelin und Großvater herrlich authentisch und erfrischend direkt geschildert. Alle Hauptfiguren sind mir bereits nach wenigen Seiten ans Herz gewachsen und gespannt fieberte ich ihrer weiteren Entwicklung entgegen.
Nach diesem Buch träume ich nun selbst davon, eines Tages den Weihnachtsmarkt auf dem Römerberg, im Herzen der Frankfurter Altstadt, zu besuchen und mir einen Apfelwein bzw. ein paar leckere Frankfurter Bethmännchen schmecken zu lassen. Die bildhaften, detaillierten Beschreibungen des Settings lassen keinen Zweifel daran, dass auch die Autorin fasziniert von dieser einzigartigen Kulisse sowie von der Geschichte der Stadt Frankfurt ist. Einfühlsam und voller emotionaler Tiefe erzählt, hält dieser wundervolle Roman genau das, was das nostalgisch schöne, glitzernde Cover verspricht. Die engen Gassen der Mainmetropole, die herzliche Kameradschaft unter den Schaustellern, das festliche Flair des Weihnachtsmarktes mit seinem geschäftigen Treiben, den unverwechselbaren Duft nach Lebkuchen, heißen Mandeln & Zuckerwatte - all das fängt die Autorin mühelos ein.
Fazit: Die perfekte Mischung aus historischem Roman, berührender Feel-Good-Story & purem Weihnachtsfeeling!

Bewertung vom 12.11.2020
A single touch / L.O.V.E. Bd.3
Andrews, Ivy

A single touch / L.O.V.E. Bd.3


sehr gut

Positive Überraschung.
"A Single Touch", erschienen beim Blanvalet Verlag im Oktober 2020, ist der dritte Band der L.O.V.E.-Reihe von Ivy Andrews und hat mich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht. Ich kannte die beiden Vorgängerwerke nicht, werde sie mir jedoch nach dieser Lektüre definitiv zu Gemüte führen und freue mich bereits auf Band 4!
Die junge Valerie aus Deutschland tritt ihr Auslandsjahr am Plymouth College of Art an. Sie träumt von einer Karriere als Fotografin, speziell Modefotografie hat es ihr angetan. Diese Leidenschaft hat sie wohl von ihrem Vater geerbt, der leider früh verstorben ist und dessen Tod ihr noch immer ziemlich zusetzt. Von Männern hat Val die Nase vorläufig gestrichen voll, die Trennung von ihrem verlogenen Freund Erik, der mit ihren gesamten Ersparnissen durchgebrannt ist, liegt noch nicht lange zurück. Stattdessen möchte sie sich ausschließlich auf ihr Studium in England konzentrieren. Dieser Vorsatz gerät allerdings schnell ins Wanken, denn ihr neuer Vermieter, Parker Gibson, ist ein absolutes Sahneschnittchen und vom ersten Moment an knistert es gewaltig zwischen den beiden. Doch Parker verbirgt ein Geheimnis vor Valerie, das sich als kompletter Dealbreaker entpuppen könnte…
Wie schön ist dieses Cover, bitte?! Ein echter Hingucker im Bücherregal! Die Aufmachung ist ein Traum, vor allem die feinen Glitzerpartikel sind ein Highlight. Auch die Farbwahl gefällt mir richtig gut, die ganze Reihe ist in hellen Pastelltönen gehalten. Lasst euch von den unschuldigen Farben nicht täuschen, dieser Roman ist verboten heiß! Wer Tessa Baileys Duty & Desire-Reihe gelesen hat - genau auf diesem Level bewegen wir uns. Gefühlt fallen die Protagonisten alle paar Seiten übereinander her, was ich aber nicht als störend empfunden habe, da die Anziehungskraft zwischen ihnen wirklich glaubwürdig beschrieben ist. Parker ist ein Typ zum Niederknien – jep, ich meine es genau SO. Wie gesagt, Versuchung pur, darauf müsst ihr euch gefasst machen. Darüber hinaus hat mich sein aufrichtiger Charakter komplett begeistert. Und Valerie…naja, sagen wir’s mal so: Einbildung ist auch 'ne Bildung. Ich hätte dieses Mädchen gerne ab und zu geschüttelt, um sie von ihrem hohen Ross runterzuholen, so sehr hat sie mich teilweise aufgeregt. Es ist eine Sache, sich tough zu geben und sich nichts gefallen lassen zu wollen; man kann sehr wohl eine selbstbewusste Frau sein und seine Meinung vertreten, das macht total Sinn. Aber Himmel, der arme Parker tat mir einfach nur leid bei all ihrem unnötigen Drama, zumal seine Motive mehr als einleuchtend sind (und er sie ihr auch ausführlich erklärt!). Durch meine Verstimmung hinsichtlich Valerie erschienen mir einige Passagen leider etwas langgezogen; ich bin mir sicher, dass ich diese bei einer mir sympathischeren weiblichen Hauptfigur anders bzw. noch positiver wahrgenommen hätte.
Die Freundschaft zwischen Valerie und ihren Mitbewohnerinnen Ella, Libby & Oxana hingegen war äußerst herzlich und von solch einer WG-Gemeinschaft und Clique kann man nur träumen. Der Moment, als der L.O.V.E.-Titel einen Sinn ergab…herrlich! Auch Parkers bester Freund Holden hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht mit seinen frechen Sprüchen. Tatsächlich ist das ganze Werk erfrischend humorvoll gehalten; der Schreibstil ist überwiegend flott und jugendlich (in Sachen Wortwahl). Überaus interessant fand ich den thematischen Hintergrund - (Mode-)Fotografie und Fashionwelt - das ist mal was ganz Neues in diesem Genre und birgt unheimlich viel Potential.
Fazit: Sündiger als erwartet und mit vielen liebenswerten Figuren. Eine klare Empfehlung für alle Fans von New-Adult-Romanen!

Bewertung vom 10.11.2020
USA 151
Engelke, Petrina;Blum, Kai

USA 151


ausgezeichnet

Tolle Themenvielfalt!

Pünktlich zum Jahr der wohl polarisierendsten Präsidentschaftswahl, die es je in der Geschichte der Vereinigten Staaten gegeben hat, erschien das Werk der in die in die USA ausgewanderten Autoren Kai Blum und Petrina Engelke. Ihre gut recherchierte, abwechslungsreiche Sammlung von 151 Momentaufnahmen bietet nicht nur einen interessanten Überblick über typisch amerikanische Eigenheiten, Bräuche, geschichtliche Hintergründe und alltägliche Kuriositäten, sondern verdeutlicht einmal mehr die Vielfalt und Einzigartigkeit dieses Landes, dessen Mythos als Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch immer in den Köpfen vieler Menschen verfestigt ist. Aber wie lebt es sich wirklich in den USA – in der Gated Community, im Trailer Park? Welche (teilweise unbequemen, aber allenfalls sonderbaren) Fakten bekommt man nicht in den gängigen Reiseführern präsentiert? Jedes der Themen - allesamt weder Lobeshymnen noch Kritik - umfasst einen informativen, kurzen und dennoch äußerst detaillierten Text (oftmals auch persönliche Anekdoten) sowie ein passend ausgewähltes Foto; die alphabetische Sortierung habe ich als sehr angenehm empfunden.

Beide Autoren, deren Beiträge sich regelmäßig abwechseln, haben einen sehr angenehmen Schreibstil und auch wenn nicht jedes der Bilder meinen Geschmack getroffen hat, stimmte doch immer der thematische Bezug.

Da ich selbst einmal längere Zeit in den USA gelebt habe, war mir der Großteil der Themen zwar bekannt, aber ich habe dennoch allerlei Zusatzinformationen dazugewonnen.

Fazit: Eine klare Empfehlung für alle USA-Interessierten.

Bewertung vom 08.11.2020
Die Nacht, als das Feuer kam
McKay, Sinclair

Die Nacht, als das Feuer kam


ausgezeichnet

Ein Buch gegen das Vergessen.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs prasselt ein Regen aus Brandbomben auf die Stadt Dresden nieder. Die zerstörerischen Luftangriffe der Alliierten erfolgen in Wellen und lösen einen katastrophalen Feuersturm aus. Das einst prächtige Elbflorenz verwandelt sich in eine brennende Hölle, die für rund 25.000 Menschen zur tödlichen Falle wird. Obwohl auch andere deutsche Städte (wie z.B. Hamburg oder Pforzheim) schwere und z.T. deutlich schlimmere Schäden erleiden, wird es die sächsische Metropole sein, die fortan als Sinnbild für den Luftkrieg gegen Deutschland stehen wird.
Der britische Literaturkritiker und Erfolgsautor Sinclair McKay hat die Ereignisse jener Zeit in einem gleichermaßen fesselnden wie erschütternden Sachbuch niedergeschrieben, in welchem er politische Hintergründe näher beleuchtet und den Lesern durch ungeschönte Zeitzeugenberichte das Grauen direkt vor Augen führt. Ich habe Dresden schon oft besucht und fühle mich dieser außergewöhnlichen Stadt sehr verbunden. Keine der zahlreichen Dokumentationen, die ich zu diesem historisch interessanten und in vielerlei Hinsicht noch heute relevanten Thema angeschaut habe, hat mich dermaßen aufgewühlt und nachdenklich gemacht wie dieses Werk. Schonungslos ehrlich, emotional und zugleich nüchtern und neutral lässt der Autor uns an den Erkenntnissen seiner immensen Recherche teilhaben.
Anhand von einzelnen Schicksalen und frei von Schuldzuweisungen erleben wir die Tragödie um den 13. Februar 1945, die sich erst kürzlich zum 75. Mal gejährt hat, aus Sicht der Dresdner Bevölkerung wie auch aus der Perspektive einiger Bomberpiloten.
"In dieser Phase des Krieges gab es nur noch wenige, die eine exakte Unterscheidung zwischen der deutschen Zivilbevölkerung und deutschen Soldaten machten, zwischen der deutschen Kultur und dem allumfassenden Nazikult."
Dieses chronologisch aufgebaute Buch ist spannender als jeder Thriller und beängstigender als jeder Horrorfilm, denn man weiß, dass es sich hierbei um keine Fiktion handelt. Immer wieder musste ich beim Lesen innehalten, um die schrecklichen Eindrücke zu verarbeiten. Es ist mir unbegreiflich, wie Menschen einander so viel Leid zufügen können. Von den drei großen Abschnitten ("Die Katastrophe rückt näher", "Die Schreckensnacht" und "Das Nachbeben") ist mir der zweite Abschnitt besonders nahegegangen. Die traumatisierten Überlebenden erlitten oftmals schwerste Verbrennungen und andere furchtbare körperliche Verletzungen, vor allem an den Augen. Hinzu kam die Sorge um Liebsten, die Panik vor weiteren Angriffen, das Gefühl der völligen Hilflosigkeit.
Zu Beginn des beim Goldmann Verlag erschienenen Werkes mutet der Schreibstil McKays beinahe poetisch an, der Autor erweckt mit wunderschönen, bildhaften Beschreibungen das Dresden der Vergangenheit zum Leben, schildert die verschiedenen kulturellen Einflüsse, welche die Stadt nachhaltig geprägt haben, sei es (Bau-)Kunst oder Musik. Bald darauf liegt der Fokus zwar auf sachlicher Berichterstattung, aber dennoch gelingt es McKay mit seiner eindringlichen Erzählweise, an den Emotionen der Leserschaft zu rütteln. Man ist mittendrin im Geschehen, hört das ohrenbetäubende Heulen der Sirenen, die Schreie der Menschen, das berstende Glas, findet sich in stickigen Luftschutzkellern unter flackernden Glühbirnen wieder, kämpft sich durch das Inferno, welches durch die Stadt wütet, durch die glühende Hitze, die den Asphalt der Straßen verflüssigt…vorbei an verkohlten Leichen und abgetrennten Körperteilen.
Ich habe so viel neue Informationen zu diesem düsteren Abschnitt der Geschichte aus dem Werk mitgenommen, nicht nur in Bezug auf die Feuernacht. Auch die inkludierten Schwarzweißfotografien und Karten sind hervorragend ausgewählt worden.
Fazit: Ein wichtiges Buch, das unter die Haut geht. Klare Empfehlung für alle historisch interessierten Leser/innen.

Bewertung vom 07.11.2020
Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei
Hepburn, Holly

Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei


gut

Angenehmer Roman für zwischendurch.
Man nehme zwei gute Freundinnen, einen gemeinsamen Traum, den Wunsch nach einem Neubeginn, einen Funken Romantik, etwas Herzschmerz, eine Prise Drama und verfeinere das Ganze mit einem gemütlichen Schreibstil. Nun fehlt nur noch das idyllische Setting und fertig ist der Wohlfühlroman! Wie man bereits am Buchtitel und aufgrund des zauberhaften Covers erkennen kann, spielen Backwaren eine zentrale Rolle in dieser Geschichte – daher eine kleine Warnung vorab: bei all den im Werk erwähnten Köstlichkeiten kann es während der Lektüre durchaus zu Naschlust kommen!
"Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei", im November 2019 erschienen beim Penguin Verlag, ist eine Zusammenfassung der Einzelbände "Winterzauber in der kleinen Keksbäckerei", "Valentinstag in der kleinen Keksbäckerei", "Frühlingsträume in der kleinen Keksbäckerei" und "Hochzeitsglocken in der kleinen Keksbäckerei", wodurch der verhältnismäßig hohe Umfang (624 Seiten) begründet ist. Für mich war es das erste Werk der Autorin Holly Hepburn und ihr ruhiger, unaufgeregter Erzählstil (vor allem in Kombination mit den detailliert beschriebenen Leckereien) macht die Story um die ambitionierte Sterneköchin Cat und die alleinerziehende Mutter Sadie zu einem idealen Buch für die Vorweihnachtszeit – ein angenehmes Leseerlebnis zum Entspannen.
Die beiden Hauptprotagonistinnen erfüllen sich mit ihrem eigenen kleinen Keksgeschäft 'Smart Cookies' im heimeligen Castle Court von Chester, England einen Kindheitstraum. Allerdings ist der Start in die Selbstständigkeit mit allerlei Komplikationen verbunden und ruft auch Neider auf den Plan – speziell ihre Nachbarin Cherie, die eine Patisserie betreibt, scheint von Anfang an einen immensen Groll gegen Cat und Sadie zu hegen.
Cat ist eine Powerfrau und vor Energie kaum zu bremsen. In der Freundschaft sowie im geschäftlichen Bereich ist sie die antreibende Kraft. Sadie gelingt nur mühsam der Spagat zwischen Mutterrolle und der für den Job benötigten Kreativität, zudem hat ihr die Trennung von ihrem untreuen Ehemann sehr zugesetzt. Mitunter fürchtet sie sich regelrecht vor Cats Reaktion auf bestimmte Entscheidungen bzw. Missgeschicke. Sie wirkte auf mich äußerst unsicher und obwohl sie im Grunde eine sympathische Person ist, empfand ich ihre allgemeine Überforderung und den permanenten Drang, bloß nicht Cats Unwillen auf sich zu ziehen, auf Dauer als anstrengend. Beide Frauen machen die Bekanntschaft mit potentiellen neuen Love Interests und werden, abgesehen von Cherie und ihrem Partner, herzlich in die kleine Gruppe der Geschäftsinhaber Castle Courts aufgenommen. Natürlich kommt es im Laufe des Jahres, durch welches man Sadie und Cat begleitet, auch zu romantischen Entwicklungen, wobei die Autorin mich diesbezüglich mehrfach positiv überrascht hat.
Oftmals wurden eher unbedeutende Szenen viel zu intensiv ausgeschmückt und recht ausschweifend erzählt, was das eigentliche Tempo der Story immer wieder bremste und zu einigen Längen führte; dadurch empfand ich die Geschichte (trotz einiger interessanter Handlungselemente) als relativ unspektakulär. Meiner Meinung nach hätte der Roman, in welchem insbesondere die liebenswerten Nebenfiguren nennenswert sind, von einer Kürzung um mindestens die Hälfte der Seiten profitiert. Auch das ein oder andere zwischendurch eingestreute Rezept, vielleicht jeweils am Ende eines der vier großen Abschnitte, wäre eine willkommene Ergänzung gewesen.
Fazit: Kein Highlight, aber ein lockerer Unterhaltungsroman für alle Naschkatzen und Fans von Wohlfühlwerken.

Bewertung vom 03.11.2020
A Fate Darker Than Love / The Last Goddess Bd.1
Iosivoni, Bianca

A Fate Darker Than Love / The Last Goddess Bd.1


gut

Solider Auftakt, wenn auch weniger mitreißend als erwartet.
Als ich erfahren habe, dass eine meiner Lieblingsautorinnen, Bianca Iosivoni, ein neues Werk veröffentlichen würde, gab es für mich kein Halten mehr! Auch der verheißungsvolle Klappentext zum Auftakt der Fantasy-Dilogie und das wunderschön funkelnde, mystisch anmutende Cover riefen förmlich nach mir und voller Vorfreude stürzte ich mich ins Lesevergnügen.
Die junge, sympathische Blair steht kurz vor ihrem High-School-Abschluss, ist heimlich verliebt in ihren besten Freund Ryan und hütet ein ganz besonderes Familiengeheimnis: ihre Mutter Reina ist eine der 9 Valkyren. Jene Nachkommen nordischer Göttinnen nehmen sich der Seelen verstorbener Helden/innen an, um diese in Valhalla auf den Endkampf, Ragnarök, vorzubereiten. Dann allerdings verunglücken sowohl Blairs Mom als auch ihre Schwester Fenja, die demnächst in Reinas Fußstapfen hätte treten sollen, bei einem Autounfall. Wie kann das sein, wo Valkyren doch angeblich unsterblich sind? Wer ist der mysteriöse Mann, den außer Blair niemand am Unfallort gesehen haben will? Und warum verhält Ryan sich immer seltsamer?
Über griechische Gottheiten hatte ich schon einige Romane gelesen, aber der Fokus auf die Welt der nordischen Mythologie ist mal was ganz Neues; dieser Story-Hintergrund hat mir gut gefallen. Auch das kanadische Setting passte perfekt zum Plot.
Erzählt wird hauptsächlich aus Blairs, vereinzelt auch aus Ryans Perspektive, was insbesondere im Hinblick auf Ryans Entwicklung sinnvoll ist; rein aus Blairs Sicht hätten mir ansonsten wichtige Informationen gefehlt. Ich kannte bisher nur New-Adult-Romane der Autorin und tatsächlich ist mir im Vergleich der stilistische Unterschied zum vorliegenden Werk aufgefallen. Der vereinfachte Schreibstil ist passend für ein Jugendbuch: auf den Punkt, locker und unkompliziert. Ein wenig schmunzeln musste über die Wiederholung gewisser Gesten – so hat sicher 5-6mal jemand "den Kopf in den Nacken gelegt".
Für die Vorstellung der Figuren hätte ich mir ein wenig mehr Zeit gewünscht, gerade bei einer Handlung, die sich über zwei Werke erstreckt. Kaum hatte man Blair und Ryan kennengelernt, ging es schon Knall auf Fall los mit der Action…und irgendwie hatte man trotzdem den Eindruck, dass die Handlung sich zieht. Ich bin mir sicher, ich hätte nach einer intensiveren, noch tiefgründigeren Einführung der Charaktere ganz anders mit ihnen mitgefiebert und auch die zwischenzeitlichen Längen als weniger störend empfunden. So jedoch las sich die Geschichte zwar okayish und steigerte sich vor allem gegen Ende in Sachen Spannung (ich sage nur: 'Cliffhanger'), aber mein Herz habe ich nicht an die Figuren verloren - was sonst stets der Fall ist bei Romanen dieser talentierten Autorin. Apropos Herz: Das anfängliche Prickeln zwischen Blair und Ryan blieb für mich gänzlich auf der Strecke – worüber ich nicht soooo unglücklich war, da ich mittlerweile für Blair eher eine interessante Romance-Möglichkeit mit Zev sehe, einer Nebenfigur, deren Ausarbeitung mir in dieser Story am besten gefallen hat.
Fazit: Irgendwie fehlte mir etwas bei diesem Roman, dessen Grundidee doch so kreativ ist – das wurmt mich wirklich. Vielleicht lag es auch daran, dass ich so hohe Erwartungen hatte. Als angenehme Lektüre für zwischendurch kann ich das Werk aber guten Gewissens empfehlen.

Bewertung vom 29.10.2020
Die Telefonistin - Mrs. Dalton hört mit
Berg, Gretchen

Die Telefonistin - Mrs. Dalton hört mit


gut

Missgunst und Drama statt Kleinstadtidyll.
Ich hatte mich so sehr auf dieses Buch gefreut! Ich liebe ja die Musik und Filme aus den 50er Jahren und versprach mir daher viel von der Geschichte, die zu eben jener Zeit in einer amerikanischen Kleinstadt spielt. Leider blieb das Werk jedoch weit hinter meinen Erwartungen zurück.
Vivian Dalton, Mutter und Ehefrau, führt ein beschauliches Leben in Wooster, Ohio und langweilt sich zu Tode. Einzig ihr Job als Telefonistin sorgt regelmäßig für etwas Abwechslung, da sie heimlich die Gespräche der Anrufer belauschen kann und somit bestens informiert ist über ihre Mitmenschen. Leider ist auch deren Leben nicht sonderlich spannend und Vivian sehnt sich nach einer dramatischen Neuigkeit. Aber schon bald bereut sie diesen Wunsch, denn zufällig belauscht sie kurz vor Weihnachten ein beunruhigendes Telefonat, in dem ihr eigener Ehemann das Hauptthema ist…
Das Fifties -Flair hat die Autorin Gretchen Berg glaubwürdig eingefangen – die damaligen gesellschaftlichen Ansichten, Modeerscheinungen, gängige Musikstücke oder umgangssprachlichen Redewendungen, all das wirkt recht glaubwürdig. Leider ist dies das einzig Positive, was ich vermerken kann.
Erzählt wird in der dritten Person; dies geschieht meist aus der Perspektive von Vivian Dalton, doch häufig (und ohne erkennbaren Grund) auch aus Sicht diverser Nebenfiguren – Vivians Tochter Charlotte, Vivian Erzfeindin Betty Miller, sowie Figuren eines Nebenplots.
Die häufigen Zeitsprünge wirkten eher zufällig, als dass sie einen Sinn ergaben. Einzig die erste Rückblende – von der Gegenwart (Dezember 1952) zu Vivians Jugend (1925) – erschien mir einleuchtend, da sie dazu diente, die Figur vorzustellen und Vivians neugierigen Charakter zu unterstreichen. Schon als kleines Mädchen hatte sie sich brennend für die Geheimnisse und Privatangelegenheiten Anderer interessiert.
Vor der Lektüre hatte ich mir Vivian ein wenig wie die Dame auf dem Cover vorgestellt – eine aufgeweckte, sympathische junge Frau, die gerne dem Kleinstadt-Tratsch frönt. Tatsächlich war die Hauptfigur allerdings alles andere als das, sondern aufgrund ihres missgünstigen, oberflächlichen, ich-bezogenen, aufmerksamkeitsheischenden Verhaltens und Denkens nervig und unerträglich. Die auf ihrer Arbeit aufgeschnappten Geheimnisse bedeuten für Vivian Macht; sie definiert sich darüber und bildet sich ein, für jedes Problem eine Lösung zu wissen. Engstirnig urteilt sie über das Leben anderer Leute, sieht sich selbst stets als Opfer, bildet sich viel ein auf ihre angebliche gute Menschenkenntnis und interessiert sich kaum für den Alltag ihrer klugen Tochter Charlotte. Stattdessen steigert sie sich in einen Kleinkrieg mit der wohlhabenden Betty Miller hinein und will um jeden Preis verhindern, dass ihre eigene Familiengeschichte zum Klatschthema Woosters wird. Ihre einzige Sorge ist, was 'die Leute' wohl über sie denken. Ich habe mich wirklich bemüht, zumindest einen liebenswerten Charakterzug an ihr zu entdecken, aber Fehlanzeige. Oh, und da Vivian aufgrund ihrer eigenen unzureichenden Schulbildung Komplexe hat, traut sie niemandem, der gerne Bücher liest…
Die große Enthüllung des Skandals bzw. der Hintergrund des zu Beginn erwähnten, geheimnisvollen Anrufs wird erst gegen Mitte des Werkes thematisiert – obwohl dieses Geheimnis bereits im Klappentext enthüllt worden ist. Diese Lösung empfand ich als sehr unvorteilhaft, da es der ohnehin spannungsarmen Handlung noch das letzte Potential geraubt hat. Der überaus detaillierte Schreibstil der Autorin ist nicht schlecht, an manchen Stellen sogar humorvoll, kann die teils langweilige, teils langatmige Handlung und die überwiegend pessimistische Grundstimmung jedoch nicht ausgleichen. Mir persönlich hätte es schon geholfen, wenn ich die Hauptfigur hätte mögen können, damit kann eine Story viel wettmachen; leider durchlebt Vivian erst ganz zum Schluss eine positive Entwicklung.
Fazit: Tolle Idee, tolles Setting – leider recht chaotische Umsetzung m