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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 465 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2013
Der Engel mit den Eisaugen
Preston, Douglas;Spezi, Mario

Der Engel mit den Eisaugen


gut

Kaum ein Tötungsdelikt hat in den letzten Jahren so viel Medieninteresse erweckt, wie der Mord an Meredith Kercher in Perugia und vor allem die Fixierung auf Amanda Knox, auch als „Engel mit den Eisaugen“ bekannt, als skrupellose Täterin. Bestsellerautor Douglas Preston und der Journalist Mario Spezi betrachten den Fall in anderem Licht und bringen katastrophale Pannen des italienischen Justizsystems ans Tageslicht. Die Geschichte eines wahren Verbrechens.

Meine Meinung:

Für den kaum 250 Seiten dicken Roman habe ich zugegebenermaßen extrem lange gebraucht. Natürlich liest sich ein Sachbuch nicht so flüssig und in diesem Fall entgegen der Behauptung im Klappentext wirklich nicht spannend wie ein Thriller. Allein die Vielzahl der herangezogenen Nebenakteure und Verknüpfung mit einem anderen spektakulären Mordfall in Italien sorgt anfangs für Verwirrung.

Was dann allerdings an Ungeheuerlichkeiten die Ermittlungen in dem Fall betreffend zur Sprache kommt, ist wirklich unglaublich, geht man davon aus, dass sie den Tatsachen entsprechen. Man kann sich kaum vorstellen, dass eine derartige Hetzkampagne und Vertuschung in der heutigen Zeit, in einem fortschrittlichen Land wie Italien, noch möglich ist.

Wer sich durch die Mitarbeit von Douglas Preston am Buch veranlasst sieht, dieses zu erwerben, der sei gewarnt, dass diese eher plakativen Charakter hat, was auch die umfangreiche Bibliografie am Buchende zu bestätigen scheint. Dennoch sind seine, auf ca. 50 Seiten, aufgestellten Betrachtungen zum Thema Verbrechen und Strafe im Hinblick auf die Entwicklung des Menschen sehr interessant zu lesen.

Insgesamt ist das Buch für Interessierte am Fall „Amanda Knox“ durchaus lesenswert, aber wohl auch nicht das Non plus Ultra, da doch relativ einseitig betrachtet.

Bewertung vom 11.06.2013
In einem Land vor meiner Zeit
Raki, Ina

In einem Land vor meiner Zeit


sehr gut

Voller Vorfreude auf ihren unmittelbar bevorstehenden vierzehnten Geburtstag geht Alina ins Bett, um am nächsten Tag entsetzt in Sachsen im Jahr 1984, also in der tiefsten DDR, als jüngere Version ihrer eigenen Mutter aufzuwachen. Ein Ausweg ist so schnell nicht zu finden, also bleibt nur, sich mit den vorhandenen Gegebenheiten abzufinden und möglichst wenig aufzufallen. Was es alles zu vermissen gibt und wann man lieber den Mund halten sollte, erfährt Alina sehr schnell. Aber auch berührende und schöne Momente sind es, die ihr Leben für immer verändern werden.

Meine Meinung:

Ich glaube, durch eine Empfehlung bei Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden, und da ich Zeitreise-Storys ohnehin sehr gern mag und hier auch noch meine unmittelbare Vergangenheit thematisiert wird, musste ich es einfach haben. Alina ist 14, als sie im Jahr 1984 im Körper ihrer Mutter aufwacht, ich war damals 12. Nah genug dran, um all die Erlebnisse, positiver wie negativer Art, sehr gut nachvollziehen zu können.

Es war tatsächlich auch so etwas wie eine persönliche Zeitreise, wie viel hat man inzwischen doch vergessen, verdrängt oder damals gar nicht als so extrem empfunden. Jetzt, mit einem ganz anderen Wissen und natürlich einer ganz anderen Freiheit im Rücken, lässt sich über viele Dinge schmunzeln. Doch auch die teilweise bedrohliche Atmosphäre, in der damals gelebt wurde, kommt sehr gut rüber.

Ich fand Alina von Anfang an sympathisch. Klar, dass sie erst mal völlig austickt. Der Gegensatz zur DDR 1984 und 2011 ist einfach zu krass. Ich würde schon die Krise kriegen, komplett auf Computer und Internet verzichten zu müssen. Unwillkürlich fragt man sich natürlich auch, zu welcher Kategorie man selbst gehört hat oder in Zukunft, ohne Wende, gehört hätte. Ganz ehrlich, den Mut aufzubegehren, hätte ich sicher nicht gehabt. Daher ist schon alles gut, wie es ist.

Besonders hervorzuheben bei diesem Buch ist die tolle Aufmachung. Da in Tagebuchform geschrieben, liest es sich weg wie nix. Sehr witzig auch der kleine Dolmetscher DDR-deutsch der 80er am Ende.

Ich kann das Buch guten Gewissens allen empfehlen, die in etwa der gleichen Zeit in der DDR gelebt haben, einfach um die Erinnerung aufzufrischen und den Gegensatz zu heute zu erkennen. Ebenfalls interessant ist es jedoch bestimmt auch für Leser aus den alten Bundesländern. Vielleicht hilft es ja die eine oder andere Schranke, die immer noch in den Köpfen zu bestehen scheint, zu öffnen.

Bewertung vom 20.03.2013
Der Widerstand geht weiter / Maddie Bd.2
Kacvinsky, Katie

Der Widerstand geht weiter / Maddie Bd.2


ausgezeichnet

Madeline Freeman lebt inzwischen bei ihrem Bruder in Los Angeles. Die Idee ihrer Freunde, einen Club aufzusuchen, nimmt sie freudig auf. Als sich jedoch herausstellt, das auch dort alles nur digital abläuft, kommt die kleine Rebellin in Maddie zum Vorschein und sie boykottiert die Veranstaltung. Überraschungsgast ist ihre große Liebe Justin, den die Sehnsucht zu ihr veranlasst, sich auf eine ernsthafte Beziehung mit Maddie einzulassen.

Das Glück dauert nur kurz an, denn Maddies Bruder lässt sie in ein Umerziehungscenter einweisen, was er für den besten Weg hält. Dort sind Hirnwäsche und Einzelhaft Standard und der Willen der Insassen wird in kürzester Zeit gebrochen. Maddie steht eine unglaublich harte Zeit bevor und nur durch die Hilfe des Pflegers Gabe, der den Kontakt zu ihren Freunden herstellt, findet sie die nötige Kraft. Wird es ihr gelingen von innen heraus dem System einen entscheidenden Schlag zu versetzen und kann sie etwa doch auf die Unterstützung ihres Vaters, dem Erfinder der Digital School, zählen?

Meine Meinung:

Mit dem ersten Band der Trilogie über die vernetzte Welt im Jahr 2060, in der alle Kinder zur Digital School „gehen“ und überhaupt kaum jemals außerhalb der eigenen vier Wände agieren, hat mich Katie Kacvinsky noch nicht so ganz überzeugen können. Das ist ihr mit diesem zweiten Band wesentlich besser gelungen. Es empfiehlt sich, den Vorgänger unbedingt gelesen zu haben, denn die Autorin setzt ohne nähere Erklärungen dessen Geschehen fort. Wenn die Lektüre schon etwas länger her ist, fällt die Personenzuordnung nicht ganz leicht, vor allem in Maddies und Justins Freundeskreis, aber die Hauptfiguren sind sehr schnell wieder präsent.

Durch die erneute Ich-Perspektive liegt natürlich auch hier der Fokus fast ausschließlich auf Maddie und da diese schon kurz nach Beginn zwangseingewiesen wird, spielt deshalb ein Großteil des Buches im Umerziehungscenter. Die dort angewandten Methoden werden so plastisch beschrieben, dass sie gehörig unter die Haut gehen. Man leidet extrem mit dem jungen Mädchen, welches sich jedoch zu einem immer stärkeren und selbstbewussteren jungen Menschen entwickelt, der für seine Überzeugung mit allen Mitteln kämpft.
Die junge Liebe zu Justin blüht trotz aller Widerstände auf und es gibt einige sehr süße und romantische Szenen mit den beiden. Der abenteuerliche Ausbruch aus dem Center und die damit verbundene Gefahr lässt den Puls ordentlich in die Höhe schnellen. Besonders hervorheben möchte ich die Nebenfigur des Gabe, der einfach unglaublich sympathisch rüberkommt und mit seiner Abneigung gegen Technik so richtig erfrischend ist.

„Maddie – Der Widerstand geht weiter“ ist eine rundum gelungene Dystopie, in der der spannende Kampf gegen ein überholtes System fortgesetzt wird, aber auch eine romantische Liebesgeschichte für Höhepunkte sorgt. Es gibt nur ein paar klitzekleine Abstriche zu machen, weswegen ich 4,5 von 5 Sternen vergebe.

Bewertung vom 21.02.2013
Der Sarg
Strobel, Arno

Der Sarg


ausgezeichnet

Die 37-jährige Eva Rossbach, Inhaberin eines großen Maschinenbaubetriebes, wacht nach einem furchtbaren Albtraum in ihrem Bett auf. Beängstigend real fühlte es sich an, in einem Sarg eingeschlossen um sein Leben zu kämpfen. Doch kurz darauf entdeckt sie an ihrem Körper Blutergüsse und Kratzspuren. War wirklich alles nur ein Traum? Zur gleichen Zeit findet die Polizei in Köln die erstickte Frauenleiche von Inge Glöckner, der Halbschwester von Eva. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und Evas Traum? Es gibt weitere Opfer und weitere Träume. Legt es jemand darauf an, Eva in den Wahnsinn zu treiben? Kommissar Menkhoff und seine Mitarbeiter verfolgen fieberhaft jede Spur und stehen doch vor immer mehr Rätseln.

Meine Meinung:

Beim Fischer Verlag erscheint nunmehr im gewohnt einheitlichen Design nach dem Erfolgs-Thriller „Das Skript“ der nächste Streich von Bestseller-Autor Arno Strobel. Mit dem Lebendig-Begraben-Sein hat er sich eine besonders perfide Angstvorstellung seiner Leser zum Thema erkoren und er verursacht durch extrem hohes Einfühlungsvermögen bei diesem ein Wechselbad der Gefühle. Hautnah ist man an Eva dran, während sie im Sarg droht den Verstand zu verlieren, und ist doch gleichzeitig froh, dass man wohlbehütet in seiner gewohnten Umgebung ist und nur ein Buch vor sich hat.

Leser von „Das Wesen“ werden sich freuen, eine bekannte Figur in Gestalt von Bernd Menkhoff wiederzutreffen, der inzwischen von Aachen nach Köln versetzt wurde. Einmal mehr beeindruckt die gründliche Recherche, was den Polizeialltag und die Ermittlungsmethoden betrifft. Dass der Hauptkommissar neben der Jagd nach dem Täter auch immer noch unter den Auswirkungen seines letzten Falles sowie der Trennung von Frau und Kind leidet, macht ihn nur menschlicher. Mit Jutta Reithöfer ist ihm eine taffe Partnerin an die Seite gestellt worden, die durch Intelligenz und Verständnis punktet.

Zum Fall selbst kann ich gar nicht so viel sagen, ohne wichtige und für das Verstehen notwendige Wendungen vorwegzunehmen. Auf jeden Fall treffen einige beschriebene Szenen mitten ins Herz und verursachen Übelkeit ob der Grausamkeit, zu der manche Menschen fähig sind. Abschließend möchte ich Arno Strobel nur beglückwünschen, dass er es wieder geschafft hat, trotzdem ich ihm diesmal ziemlich nah auf der Spur war, für eine faustdicke Überraschung zu sorgen. Der Autor hat sich mit „Der Sarg“ endgültig seinen festen Platz unter den Besten des Thriller-Genres in Deutschland erschrieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2013
Teufelsengel / Romy Berner Bd.1
Feth, Monika

Teufelsengel / Romy Berner Bd.1


sehr gut

Die 18-jährige Romy Berner hat ihren Traumjob in Form eines Volontariats beim KölnJournal ergattert und brennt darauf, ihre erste große Story zu schreiben. Sie bittet ihren Chef, über vier kürzlich verübte Morde recherchieren zu dürfen. Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern und den Todesarten, aber ihr Instinkt verrät ihr, dass es einen Zusammenhang geben muss. Sie spricht mit Angehörigen und kommt schon bald einer gefährlichen Bruderschaft auf die Spur. Ihre Neugier erweist sich kurz darauf als tödlicher Fehler.

Meine Meinung:

Vorab, ich habe die Jette-Reihe von Monika Feth noch nicht gelesen, kann also keine Vergleiche anstellen. Notwendig ist deren Kenntnis ohnehin für das Verständnis nicht, auch wenn mit Kommissar Bert Melzig offenbar ein alter Bekannter mitmischt.

Mir hat „Teufelsengel“ insgesamt sehr gut gefallen. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht zu halten, ja sich sogar mit einem grandiosen Finale zu verabschieden. Das Thema religiöse Sekte ist immer wieder interessant zu lesen und wahrscheinlich aktuell wie eh und je. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, vor allem dem inneren Kreis im Kloster nimmt man den religiösen Wahn sehr gut ab, allen voran dem Führer Vero, der rücksichtslos über Leichen geht. Sehr sympathisch kommen auch der Kommissar Melzig und Calypso rüber. Einzig mit der Hauptfigur Romy hatte ich ein paar Probleme. Sie agiert doch in einigen Fällen für ihre 18 Jahre äußerst naiv. Andererseits muss sie dies wohl, sonst wäre sie in keine so akute Gefahr geraten.

Jedes Kapitel mit einem Eintrag in Romys sogenanntes „Schmuddelbuch“ einzuleiten, fand ich eine tolle Idee, die den Leser noch mehr ins Geschehen involvierte. Alles in allem ist „Teufelsengel“ ein gut konstruierter und packender Jugendthriller, an dem durchaus auch ältere Semester Gefallen finden könnten, auch wenn es keine ausufernden Gewaltbeschreibungen gibt. Ich freue mich nun bereits auf Romys zweites in Erscheinung treten in „Spiegelschatten“.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2012
Sturz in die Zeit / Zeitreise Trilogie Bd.1
Cross, Julie

Sturz in die Zeit / Zeitreise Trilogie Bd.1


sehr gut

Als der 18-jährige Jackson Meyer entdeckt, dass er in der Zeit reisen kann, ist es für ihn und seinen physikbesessenen Freund Adam lediglich ein Spiel und sie unternehmen immer gewagtere Experimente. Tödlicher Ernst wird daraus, als seine Freundin Holly und er in ihrem Wohnheim überfallen werden und Holly ein tödlicher Schuss trifft. In seiner Panik springt Jackson und landet dieses Mal im Jahr 2007 und was noch viel schlimmer ist, es scheint kein Zurück zu geben. Er lernt die jüngere Holly kennen und verliebt sich noch mehr in sie. Sein einiges Ziel, ihr Leben zu retten und er ist bereit zu tun, was immer dafür nötig ist.

Meine Meinung:

Ich gestehe es, ich liebe Zeitreisegeschichten schon immer, weshalb mich auch der Klappentext dieses Jugendromans sofort angesprochen hat und ich gleich zugreifen musste, als das Buch in der Bibliothek vor mir lag. „Sturz in die Zeit“ ist der Debütroman von Julie Cross und Beginn ihrer „Tempest“-Trilogie.

Dass zur Abwechslung mal wieder aus der Sicht eines männlichen Protagonisten erzählt wurde, fand ich angenehm. Jackson macht auch eine schöne Charakterentwicklung vom anfangs etwas leichtsinnigen und planlosen Teenager zum ehrlich liebenden jungen Mann, der für seine Holly alles tun würde. Auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen.

Die Geschichte hat ein hohes Tempo und so kann Langeweile wirklich nicht aufkommen, obwohl es fast 500 Seiten sind. Gleichzeitig ist dies auch ein kleiner Kritikpunkt, manchmal geht es alles fast ein bisschen zu schnell und es wird so wild hin und her gesprungen, dass man fast den Überblick verlieren könnte. Ohne die über fast jedem neuen Kapitel befindliche Zeitangabe wäre man ziemlich aufgeschmissen.

Es fehlt im Buch auch nicht an berührenden Momenten, speziell wenn Jackson seine mit 14 verstorbene Zwillingsschwester Courtney aufsucht. Immer mehr Geheimnisse kommen zu Tage, eine große Verschwörung bahnt sich an und der eigentliche Schwerpunkt, nämlich die Rettung Hollys, gerät dabei ein wenig ins Hintertreffen. Gerade die ganzen neuen Entwicklungen und Andeutungen machen eine Fortsetzung schon sinnvoll, obwohl der Roman mit seinem Ende, was vielleicht nicht jedem gefallen mag, durchaus auch allein stehen könnte.

Insgesamt bietet der Zeitreiseroman eine interessante Mischung aus Aktion, Familiengeheimnissen, Agententätigkeit und natürlich einer bedingungslosen Liebe, die flüssig zu lesen ist und durchgängig für gute Unterhaltung sorgt.